[0001] Die Erfindung betrifft einen Schliesszylinder sowie Systeme von Schliesszylindern.
[0002] Schliesszylinder weisen ein an einem Schloss nicht drehbar befestigbaren Stator (manchmal
wird dieser auch "Zylindergehäuse" genannt") und einen bei Einführung eines passenden
Schlüssels um die Achse des Schliesszylinders drehbaren Rotor (manchmal als "Zylinderkern"
bezeichnet) auf. Durch das Drehen des Rotors werden Abtriebsmittel bewegt, die zur
Betätigung eines Riegels oder anderer mit der gewünschten Funktion des Schliesszylinders
zusammenhängender Mittel dienen.
[0003] Unter den Schliesszylindern gibt es Doppel-Schliesszylinder mit zwei i.A. koaxial
angeordneten Rotoren und Einzelzylinder ("Halbzylinder"), mit nur einem Rotor.
[0004] Es ist bekannt, Schliesszylinder modular aufzubauen, indem sie aus einem separaten,
am Schloss oder dergleichen befestigbaren Gehäuse und einer Einheit oder - im Falle
des Doppelzylinders - zwei Einheiten mit je dem Stator und dem Rotor zusammengesetzt
werden. Das Gehäuse kann dabei in seiner Länge angepasst sein und unter Umständen
die Einheiten zum äusseren Profil des Schliesszylinders ergänzen - das äussere Profil
des Schliesszylinders kann bspw. durch eine Norm vorgegeben sein.
[0005] Aus der europäischen Offenlegungsschrift
0 553 044 ist ein Doppelzylinder bekannt, welcher eine mit einem Gehäuse fest verbundene äussere
Hülse und darin eingesetzt eine Buchse mit einem Drehzylinder aufweist. Die Betätigung
des Schliesszylinders erfolgt durch einen passend codierten Schlüssel, welcher axial
verschiebbare Codierstifte betätigt. Diese Art des Zylinderaufbaus würde sich nicht
für die Verwendung für Schliesszylinder mit radial verschiebbaren Zuhaltungen und
Gegenzuhaltungen eignen und ermöglicht daher nur eine sehr beschränkte Anzahl von
Codierungseinstellungen.
[0006] Die deutsche Offenlegungsschrift
DE 197 53 013 zeigt einen Schliesszylinder für einen Bartschlüssel, bei welchem für einen besonders
guten Schutz ein Gehäuseträger vorgesehen ist, in welchen zwei Zylindergehäuse so
eingesetzt sind, dass sie nach ihrem Einsetzen unlösbar mit diesem verbunden sind.
Ausserdem ist ein Schutzschild vorhanden, das sowohl unlösbar mit dem jeweiligen Zylindergehäuse
als auch unlösbar mit dem Gehäuseträger verbunden ist. Die unlösbare Verbindung der
Zylindergehäuse mit dem Gehäuseträger erfolgt so, dass ein von der Zylinderachse radial
weg ragendes Gehäuseteil, in welchem auch die Zuhaltungen und Gegenzuhaltungen gelagert
sind, in eine Nut des Gehäuseträgers eingreifen. Diese Konstruktion bringt eine erhöhte
Sicherheit vor gewaltsamen Angriffen. Sie ist jedoch nur auf Schliesszylinder mit
einer einzigen Zuhaltungsreihe anwendbar, die mit einem Bartschlüssel zusammenwirken.
Daher ist die Anzahl der insgesamt möglichen Permutationen beschränkt. Ausserdem ist
der gewollt unflexible Aufbau unverträglich mit Ansätzen, die eine verbesserte Modularität
mit sich bringen.
[0007] Die europäische Offenlegungsschrift
2 535 487 zeigt einen Schliesszylinder mit einem Rotor und einem Gehäuse, in welchem der Rotor
drehbar gelagert ist, sowie einer Abdeckung. Auch dieser Schliesszylinder funktioniert
konstruktionsgemäss nur mit einer einzigen Zuhaltungsreihe.
[0008] Die deutsche Offenlegungsschrift
37 38 832 zeigt einen Schliesszylinderaufbau mit einem Rotor, einem einen Stator bildenden
Gehäuse, einem Zwischenstück und einem Endstück. Die Betätigung erfolgt durch einen
runden Schlüssel, die mit einem Scheibensystem zusammenwirken. Auch bei diesem Aufbau
ist die Anzahl möglicher Codierungspermutationen sehr beschränkt.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen neuartigen Schliesszylinder und
ein System von Schliesszylindern zur Verfügung zu stellen, welche in Bezug auf Sicherheit,
Bedienfreundlichkeit und Flexibilität vorteilhaft sind, welche Nachteile des Standes
der Technik überwinden und insbesondere auch für sehr viele Codierungen ermöglichende
Flachschlüssel mit Codierungsbohrungen auf der Flachseite geeignet sind.
[0010] Gemäss einem Aspekt der Erfindung wird ein Schliesszylinder mit einem Stator und
einem drehbar in diesem geführten Rotor zur Verfügung gestellt, in welchen von einer
Aussenseite her ein Schlüssel, insbesondere ein Flachschlüssel einführbar ist. Weiter
weist der Zylinder eine Frontabdeckung auf, welche den Stator mindestens bereichsweise
zur Aussenseite (d.h. zu der für den Benutzer sichtbaren Seite, von welcher her der
Schlüssel einführbar ist) hin abdeckt und dabei den Rotor mindestens entlang eines
Teils seines Umfangs umgibt, wobei die Frontabdeckung als vom Stator separates, auswechselbares
Teil ausgebildet ist.
[0011] Der Umstand, dass der Rotor aussenseitig mindestens entlang eines Teils seines Umfangs
von der Frontabdeckung umgeben wird, bedeutet nicht, dass diese unmittelbar am Rotor
anliegen muss. Vielmehr kann zwischen dem von aussen zugänglichen Bereich des Rotors
und des entsprechenden Bereichs der Frontabdeckung auch Material des Stators oder
eines anderen Elements liegen.
[0012] Die Frontabdeckung kann dabei durch ein geeignetes Mittel lösbar an anderen Elementen
des Schliesszylinders (insbesondere am Stator und/oder einem den Stator tragenden
Gehäuse oder dergleichen) sein. Ein solches Mittel kann bspw. eine Schraube, ein Bolzen,
eine ein mit einem bajonett- oder clipartigen Mechanismus befestigbarer Stift etc
sein. Dabei ist das Mittel bevorzugt nicht von aussen zugänglich, d.h. bei montiertem
Schliesszylinder kann die Frontabdeckung nicht zerstörungsfrei entfernt werden. Das
Mittel kann bspw. von einer Seite her zugänglich sein, welche im bestimmungsgemäss
eingebauten Zustand des Schliesszylinders hinter einem Beschlag oder dergleichen und
unzugänglich ist. Das Mittel kann insbesondere dasjenige Befestigungsmittel oder eines
der Befestigungsmittel sein, durch welches auch andere Elemente des Schliesszylinders
aneinander befestigt sind, insbesondere eine Einheit mit Stator und Rotor an einem
Schliesszylindergehäuse.
[0013] Durch diese an sich einfache Massnahme ,Vorsehen einer separaten, auswechselbaren
Frontabdeckung' können verschiedene Vorteile bewirkt werden.
[0014] Der Rotor und der Stator sind insbesondere zur Aufnahme von Flachschlüsseln mi Codierungsbohrungen
auf der Flachseite vorgesehen, insbesondere von Wendeschlüsseln, d.h. symmetrischen
Schlüsseln, die in zwei verschiedenen, voneinander um 180° verschiedenen Orientierungen
eingeführt werden können. Sie weisen insbesondere mehrere Zuhaltungsreihen auf, die
radial und in unterschiedliche Richtungen verlaufen. Solche Schliesszylinderaufbauten
der an sich bekannten Art haben den Vorteil, dass sie besonders viele Zuhaltungen
und daher besonders viele Codierungspermutationen ermöglichen. In solchen Aufbauten
ist jedoch im Innern des Zylinders der vorhandene Platz beschränkt, und zwar in einer
Umgebung des Schlüsselkanals in den unterschiedlichsten radialen Richtungen und an
sämtlichen axialen Positionen. Jedes Element, welches in dieser Umgebung Platz beansprucht,
beschränkt die Anzahl der möglichen Zuhaltungs-Gegenzuhaltungspaare und damit die
Anzahl der möglichen Permutationen, ist also sicherheitsrelevant.
[0015] Eine erste Gruppe von Vorteilen betrifft die Sicherheit: insbesondere bei modular
aufgebauten Schliesszylindern stellt sich das Problem des Ziehschutzes. Es ist wichtig,
dass es auch bei Gewaltanwendung nicht möglich ist, in einem modular aufgebauten Schliesszylinder
die Einheit aus Stator und Rotor als Ganze herauszuziehen. Diesbezüglich ist von Bedeutung,
dass die Platzverhältnisse im Stator insbesondere bei Aufbauten mit mehreren Zuhaltungs-Gegenzuhaltungsreihen
oft sehr eng sind, und dass daher ein radiales Befestigungsmittel (Schraube, Bolzen
oder dergleichen) nur sehr wenig von radial-aussen in den Stator hinein ragen kann.
Daher ist darauf zu achten, dass bei einem Angriff der Stator - bzw. eine Einheit,
die den Stator, den Rotor und ggf. weitere Elemente umfasst - nicht durch Zug schräg
vom Befestigungsmittel weg abgehebelt werden kann. Die Frontabdeckung kann am den
Stator (bzw. die Einheit mit Stator und weiteren Elementen) tragenden Gehäuse befestigt,
bspw. mit diesem verschraubt, sein und dadurch, dass es den Rotor mindestens entlang
eines Teils seines Umfangs umgibt, die Einheit aus Stator und Rotor führen so und
ein Wegziehen/Abhebeln sehr effektiv erschweren.
[0016] Ausserdem kann die Frontabdeckung aus einem gehärteten Material bestehen und dann
als zusätzlicher Bohrschutz wirken.
[0017] Eine zweite Gruppe von Vorteilen betrifft die Möglichkeiten für eine Farbcodierung:
die Frontabdeckung kann in einer Signalfarbe ausgestaltet oder mit einer Signalfarbe
versehen sein, so dass eine bspw. ringförmig den Rotor umgebende Markierung ("Farbring"
oder dergleichen) entsteht. Unter 'Signalfarbe' wird in diesem Text eine Farbe verstanden,
die sich von der üblicherweise silbrig-metallenen oder eventuell messingfarbigen Anmutung
der i.A. metallischen Teile - insbesondere des Rotors und/oder des Gehäuses - abhebt.
Die Signalfarbe kann bspw. rot, grün, blau, weiss, gelb, orange, lila etc., aber auch
bspw. schwarz oder phosphoreszierend oder fluoreszierend sein.
[0018] Die Farbcodierungen können bspw. für Zutritts-Hierarchiestufen stehen oder Farbleitsysteme
bilden (bspw. für die Führung von Benutzern in komplexen Gebäudeanlagen) und/oder
den Benutzer darauf hinweisen, welche Schlüssel - bspw. ebenfalls mit Farbcodierung
versehen - zu verwenden sind.
[0019] Zwar sind Farbcodierungen von Schliesszylindern an sich bekannt. Gemäss dem Stand
der Technik befindet sich die entsprechende Farbe jedoch am Stator oder Gehäuse des
Schliesszylinders oder gar am Schlosskasten. Das erfindungsgemässe Vorgehen mit auswechselbarer
Frontabdeckung ermöglicht eine Codierung unabhängig von Stator und Gehäuse und einen
Wechsel der Farbcodierung bei bestehendem Schloss und/oder Schliesszylinder. Sie bringt
also eine zusätzliche Flexibilität. Weiter hat sich gezeigt, dass die sich beim erfindungsgemässen
Vorgehen natürlich ergebende ringförmige Markierung besonders markant wirkt und ausserdem
den Benutzer beim Einführen des passend codierten Schlüssels führt; bei fluoreszierenden/phosphoreszierenden
Farben unter Umständen sogar in der Dämmerung.
[0020] Die Frontabdeckung kann metallisch sein und zum Zweck der Farbcodierung einen geeigneten
Farbauftrag aufweisen, bspw. in Form eines Rings. Der Farbauftrag kann mit einer gängigen
Technik aufgetragen sein, insbesondere mit einer Drucktechnik, bspw. Tampondruck.
Auch andere Techniken sind möglich, bspw. je nach Materialwahl die Kombination eines
Eloxal-Verfahrens mit einem Färbungsschritt.
[0021] Alternativ kann die Frontabdeckung auch ganz aus einem eingefärbten Material, bspw.
einem Kunststoff von ausreichender Härte und Stabilität, gefertigt sein.
[0022] Eine dritte Gruppe von Vorteilen betrifft die Modularität und Systemflexibilität:
Die Einheit mit Rotor und Stator kann als Einsetzteil ausgebildet sein, welche durch
Verwendung entsprechender Gehäuse für Profile unterschiedlicher Normen verwendet werden
kann. Die Frontabdeckung kann variabel ausgestaltet sein und so bei der Befestigung
des Einsetzteils an unterschiedlichen Gehäusen Unterschiede in Grösse, Befestigungsmechanismus
und Erscheinung ausgleichen.
[0023] Mit dem Rotor und dem Stator weist ein solches Einsetzteil im Allgemeinen auch das
Zuhaltungssystem auf, und daneben können weitere Elemente vorhanden sein, bspw. eine
den Stator umgebende Hülse.
[0024] In einer ersten Gruppe von Ausführungsformen ist ein solches Einsetzteil auf das
Gehäuse aufgesetzt und bildet also mindestens entlang eines axialen Teilbereichs einen
Teil der äusseren Kontur des Zylinders, d.h. es definiert einen Teil der in Bezug
auf radiale Richtungen äusseren Zylinderoberfläche.
[0025] In dieser Gruppe von Ausführungsformen kann das Einsetzteil bspw. auf der innen liegenden
Seite durch ein inneres Befestigungsmittel des Gehäuses an diesem in Bezug auf radiale
Richtungen fixiert werden. Ein solches inneres Befestigungsmittel kann bspw. ein Befestigungsring
sein. Ein solches Befestigungsmittel kann zum Gehäuse gehören und also mit diesem
einstückig sein. Es kann aber auch separat und bspw. am Gehäuse angeschraubt sein.
[0026] Als äusseres Befestigungsmittel kann dann die Frontabdeckung dienen. Diese umgreift
bspw. das Einsetzteil radial-aussen mindestens auf der Seite, welche einem Fixierungselement
(Schraube, Bolzen, Stift etc.) zur axialen Fixierung (Fixierung des Einsetzteils gegen
ein Herausziehen von aussen) gegenüber liegt. Das Fixierungselement bzw. eines der
Fixierungselemente kann gleichzeitig auch zur Fixierung der Frontabdeckung dienen.
[0027] In Ausführungsformen der ersten Gruppe können also ein innenseitiger Befestigungsring
und die Frontabdeckung zusammen eine Lagerung des Einsetzteils bilden, welche dieses
mindestens in Bezug auf radiale Richtungen fest fixiert.
[0028] Gemäss einer zweiten Gruppe von Ausführungsformen wird das äussere Profil des Schliesszylinders
durch das Gehäuse gebildet, und das Einsetzteil ist von aussen oder innen her in eine
entsprechende axiale Bohrung im Gehäuse eingesetzt. In diesen Ausführungsformen wird
die Frontabdeckung nicht für die Fixierung in Bezug auf radiale Richtungen benötigt.
Trotzdem ist sie vorteilhaft. Erstens kann sie die Front des Schliesszylinders zu
einer flachen Oberfläche ergänzen und so zum Ziehschutz beitragen. Dies ist insbesondere
dann von Bedeutung, wenn ein Einsetzteil verwendet wird, welches auch für Schliesszylinderprofile
der ersten Gruppe verwendet werden kann und welches daher vorderseitig eine Aussparung
für die dort benötigte Frontabdeckung aufweist. Zweitens kann sie optional aus einem
Material gefertigt sein, welches härter ist als das Material des Stators und/oder
des Gehäuses und so den Bohrschutz verbessern. Drittens bestehen die vorstehend diskutierten
Vorteile in Bezug auf die farbliche Codierung und/oder das die Führung des Benutzers.
[0029] Beispielsweise kann der Schliesszylinder dem Hahn-Profil (oder 'Europrofil') entsprechen,
wenn er gemäss der ersten Gruppe von Ausführungsformen ausgebildet ist und dem Schweizer
Rundprofil wenn er gemäss der zweiten Gruppe von Ausführungsformen ausgebildet ist.
[0030] Besonders günstig ist ein System, bei welchem Gehäuse von eventuell unterschiedlichen
Längen (axialen Ausdehnungen) aber einheitlich dimensionierte Einsetzteile vorhanden
sind. Es können insbesondere auch Gehäuse für verschiedene Normprofile vorhanden sein,
wobei auch dann die Einsetzteile - und dementsprechend auch die verwendbaren Schlüssel
- einheitlich ausgestaltet sind.
[0031] So ist es möglich, ein bestimmtes Einsetzteil wahlweise in einen Schliesszylinder
einer ersten Ausgestaltung (bspw. mit Hahn-Profil) oder einen Schliesszylinder einer
zweiten Ausgestaltung (bspw. nach dem Schweizer Rundprofil) - jeweils als Doppel-
oder Einzelzylinder - oder gegebenenfalls einem anderen Zylinder, bspw. einem Briefkastenzylinder,
Schalterzylinder, Zylinder anderer Norm etc. zu verwenden. Die Frontabdeckung ist
dabei jeweils wenn nötig auf den Zylinder bzw. das Gehäuse angepasst.
[0032] Durch die Verwendung der Frontabdeckung kann ein solches für verschiedene Normprofile/verschiedene
Schliesszylinderarten verwendbares Einsetzteil mit mindestens einem Gehäuse zu einem
Schliesszylinder gemäss der ersten Gruppe von Ausführungsformen kombiniert werden
- d.h. das Einsetzteil ist so mit dem Gehäuse verbunden, dass es einen Teil der radial-äusseren
Oberfläche des Schliesszylinders bildet.
[0033] Es kann also insbesondere der ganze Durchmesser eines durch die Norm definierten
kreiszylindrischen Bereichs für das Einsetzteil und somit für Rotor und Stator (eventuell
durch eine dünne Hülse umgeben) genutzt werden, und das obwohl das System modular
und der Stator nicht identisch mit dem Gehäuse ist. Dies ermöglicht die Verwendung
von Einsetzteilen, die Schliesssystemen mit hohen Sicherheitsanforderungen genügen
und daher entsprechende Mindestdimensionen haben, bspw. gemäss den Systemen Kaba®
Star oder Kaba® 20.
[0034] Solche modulare Systeme können für verschieden gestaltete Einsetzteile, bspw. für
verschiedene mechanische Schliesssysteme zur Verfügung gestellt werden.
[0035] Für die Befestigung der Frontabdeckung am Gehäuse und Stator gibt es verschiedene
Möglichkeiten. Bevorzugt weist die Frontabdeckung nebst einer aussenseitigen Abdeckungspartie
- die bspw. einen aussenseitig ringförmig um das Einsetzteil bzw. mindestens den Rotor
herum geführten Bereich aufweist - auch eine Befestigungspartie auf, welche sich von
der Abdeckungspartie nach axial-innen erstreckt. Diese kann eine radiale Bohrung aufweisen,
durch welche ein radial verlaufendes stiftförmiges Befestigungselement, insbesondere
eine Schraube oder ein Bolzen durchgeführt ist. Alternativ zur radialen Bohrung kann
die Befestigungspartie auch zwei ein solches Befestigungselement zangenartig umgreifende
Zinken aufweisen.
[0036] Eine sich axial nach innen erstreckende Befestigungspartie kann innerhalb oder ausserhalb
des Stators verlaufen. In Ausführungsformen, in denen die Frontabdeckung bei der aussenseitigen
radialen Fixierung mitwirkt, kann es vorteilhaft sein, wenn sie - bspw. ggf. ihre
radiale Bohrung - mit einem Gewinde oder einer anderen Struktur versehen ist, welche
sie gegenüber dem Befestigungselement auch in Bezug auf radiale Richtungen fixiert.
Eine solche Fixierung kann bspw. ein Verschrauben mit dem Gehäuse sein.
[0037] Wenn das mindestens eine Befestigungselement eine Schraube ist, kann ein Gewinde
in der Frontabdeckung und/oder im Gehäuse verlaufen. Ein Innengewinde im Stator -
in einer radialen Ausnehmung, in welche sich das Befestigungselement hinein erstreckt
- ist zwar auch möglich, im Allgemeinen jedoch nicht ausreichend, aufgrund der geringen
möglichen Tiefe einer solchen Ausnehmung.
[0038] Aufgrund der Konstruktion mit der Frontabdeckung, welche den Rotor radial-aussen
mindestens auf der Seite umgreift, welche dem Fixierungselement gegenüber liegt, kann
das Fixierungselement von radial-aussen in ein Sackloch (eine Fixierungsausnehmung)
im Stator hineinragen, welches nur eine beschränkte Tiefe aufweist, beispielsweise
von maximal 3 mm. Dieses Sackloch (oder ggf. die mehreren Sacklöcher beim Vorsehen
mehrerer Befestigungselemente) kann/können bspw. in einer Fortsetzung des Schlüsselkanals
nach aussen angeordnet sein, wenn der Rotor in derjenigen Orientierung ist, in welcher
der Schlüssel eingeführt und abgezogen werden kann.
[0039] In Ausführungsformen sind zwei Befestigungselemente vorhanden, welche parallel zueinander
angeordnet von radial-aussen je in ein entsprechendes Sackloch im Stator hinein ragen.
Die Befestigungselemente können gehärtete Bolzen einer Stärke von bspw. 3-5 mm, insbesondere
ca. 4 mm sein.
[0040] Die Befestigungspartie erstreckt sich wie erwähnt im Allgemeinen axial nach innen.
Sie erstreckt sich im Allgemeinen nur entlang eines kleinen Teils des Umfangs, d.h.
sie umgibt den Stator bzw. das Einsetzteil nicht vollständig. Sie kann die Form eines
Stegs aufweisen, welcher entlang von höchstens 20% des Umfangs des Stators verläuft.
Ausserdem wird sich die Befestigungspartie im Allgemeinen in axialer Richtung nicht
über die ganze Länge des Stators bzw. des Einsetzteils erstrecken, sondern bspw. nur
bis zu einem äussersten Befestigungselement der vorstehend diskutierten Art. In Ausführungsformen
kann sich die Befestigungspartie bspw. axial höchstens bis 50% der Stator-Länge erstrecken.
Es ist jedoch auch möglich, die Befestigungspartie weiter nach axial-innen, bspw.
bis zu einem inneren Befestigungselement und/oder über die ganze axiale Stator-Länge
erstrecken zu lassen.
[0041] Die Abdeckungspartie kann nebst einem teilweise ringförmigen Bereich optional auch
eine Stegpartie aufweisen, welche bspw. bei Schliesszylindern wie dem Hahn-Zylinder
mit von aussen sichtbarem Steg ("Bart") diesen gegen aussen abdecken.
[0042] Die Frontabdeckung kann so ausgebildet sein, dass die innerhalb eines von Rotor und
Stator definierten kreiszylindrischen Bereichs, in welchem die Zuhaltungen und Gegenzuhaltungen
angeordnet sind (d.h. eines Bereichs von der Drehachse des Rotors nach aussen mit
einem Radius, innerhalb welchem die Zuhaltungen und Gegenzuhaltungen sowie eventuelle
Federelemente angeordnet sind, also bis zum radial-äussersten Punkt, an welchem die
Gegenzuhaltungen oder diese nach innen drückende Federelemente anstehen können) sich
axial von einer äusseren Frontseite nur wenig, bspw. maximal 3 mm oder maximal 2 mm
nach innen erstreckt. Dadurch beansprucht die Frontabdeckung und in einem modularen
System u.U. die Befestigung des Einsetzteils kaum Platz zulasten der Codierungen.
Dies schliesst nicht aus, dass ausserhalb oder auch innerhalb dieses kreiszylindrischen
Bereichs eine Befestigungspartie der genannten Art angeordnet sein kann - diese kann
dann bspw. in einer Fortsetzung des Schlüsselkanals nach aussen angeordnet sein, wenn
der Rotor in derjenigen Orientierung ist, in welcher der Schlüssel eingeführt und
abgezogen werden kann - dort befinden sich u.U. ohnehin keine Zuhaltungen/Gegenzuhaltungen.
[0043] Eine radiale Ausdehnung eines ringförmig um den Rotor herum geführten Bereichs der
Frontabdeckung wird, damit er die vorstehend diskutierten Funktionen (Befestigung;
Verhinderung eines Abhebelns; Farbmarkierung) wahrnehmen kann, mit Vorteil ein gewisses
Minimum nicht unterschreiten; ein solches Minimum kann bspw. 1 mm, 1.5 mm oder 1.8
mm oder 2 mm betragen.
[0044] Ein modulares Schliesszylinder-System weist eine Mehrzahl von identisch dimensionierten
Einsetzteilen - je mit Rotor und Stator - auf (die Einsetzteile unterscheiden sich
bspw. nur in einer mechanische Kodierung mittels Zuhaltungen und Gegenzuhaltungen,
zur Betätigung durch verschiedene Schlüssel). Die Gehäuse und optional auch die Frontabdeckungen
unterscheiden sich jedoch. Die Gehäuse können bspw. in ihrer Länge, d.h. axialen Ausdehnung,
verschieden sein. Besonders bevorzugt ist das System so ausgestaltet, dass auch Gehäuse
verschiedener Profile vorhanden sind, bspw. die beiden vorstehend diskutierten Profile
(Hahn-Profil, Schweizer Profil) und/oder weitere Profile, inklusive Profile von Schliesszylindern
für spezielle Anwendungen wie Briefkastenschlüssel, Garageneinfahrtschlüssel etc..
Der Sitz für die Einsetzteile ist jedoch bei allen Gehäusen identisch, so dass die
verschiedenen Gehäuse zur Aufnahme der identisch dimensionierten Einsetzteile ausgebildet
sind.
[0045] Die Einsetzteile können so dimensioniert sein, dass sie im eine im Wesentlichen zylindrische
äussere Kontur aufweisen, wobei der Zylinderdurchmesser bspw. der Abmessung der zylindrischen
Partie des Hahn-Profils (17mm) entspricht - wie in hier beschriebenen Ausführungsformen.
Jedoch sind auch andere Einsetzteildimensionierungen denkbar, bspw. ein Durchmesser
von 22 mm, und/oder die Ausgestaltung kann unterschiedlichen Systemen entsprechen,
bspw. entsprechend den Zylindern Kaba® Star oder Kaba® 20.
[0046] Verschiedene Frontabdeckungen des Systems können den Gehäusen angepasst verschieden
dimensioniert sein. Ergänzend oder alternativ können sie sich in ihrer Farbcodierung
unterscheiden.
[0047] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand von Figuren beschrieben.
In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche oder analoge Elemente. Es
zeigen:
- Figur 1 eine Explosionsdarstellung der Elemente des Schliesszylinders gemäss einer
ersten Ausführungsform;
- Figur 2 eine Seitenansicht des Schliesszylinders in der ersten Ausführungsform;
- Figur 3 eine perspektivische Ansicht des Schliesszylinders in der ersten Ausführungsform;
- Figur 4 eine Darstellung des Gehäuses, eines Einsetzteils und einer Frontabdeckung
sowie der Befestigungsmittel, ebenfalls für einen Schliesszylinder in der ersten Ausführungsform;
- Figuren 5 und 6 je eine Explosionsdarstellung und eine Seitenansicht eines Schliesszylinders
in einer zweiten Ausführungsform;
- Figuren 7-10 eine Explosionsdarstellung, eine Seitenansicht, eine perspektivische
Ansicht und eine Darstellung von Gehäuse, Einsetzteil, Frontabdeckung und Befestigungsmittel
eines Schliesszylinders in einer dritten Ausführungsform; und
- Figuren 11 und 12 eine Explosionsdarstellung respektive eine Seitenansicht von Gehäuse,
Einsetzteil, Frontabdeckung und Befestigungsmittel eines Schliesszylinders in einer
vierten Ausführungsform.
[0048] Der Schliesszylinder 1 gemäss Figuren 1 bis 3 ist ein Doppel-Schliesszylinder mit
dem sogenannten Hahn-Profil (auch Europrofil genannt), wie es in der Norm DIN 18252
definiert ist. Der Schliesszylinder ist modular aufgebaut, indem Stator 3 und Rotor
4 beidseitig je in einem Einsetzteil 2 vorhanden sind, welches in das als separates
Bauteil ausgebildete Gehäuse 6 einsetzbar ist. Axial innenseitig bildet das Einsetzteil
eine Verengung aus, welche das Einschieben in einen Befestigungsring 7 des Gehäuses
erlaubt. Die Aussenkontur des Einsetzteils 2 fluchtet dabei hier mit der Aussenkontur
des Befestigungsrings 7, was man in Fig. 3 besonders gut sieht.
[0049] Der Rotor 4 und der Stator 3, ihre Funktionsweise und ihr Zusammenwirken (insbesondere
mit Zuhaltungen und Gegenzuhaltungen, die beim Einführen des passenden Schlüssels
eine Rotation des Rotors im Stator freigeben) können wie an sich von mechanischen
Schliesszylindern bekannt ausgestaltet sein und werden hier nicht näher erläutert.
[0050] Der Stator 3 ist in eine äussere Hülse 5 des Einsetzteils 2 eingesetzt und mit dieser
fest verbunden. Diese Hülse steht schlossaussenseitig in Bezug auf die radiale Richtung
aussen über den Stator vor, so dass zusammen mit dem schlossaussenseitig innen über
den Stator vorstehenden Rotor 4 (es kann auch ein entsprechender innenseitiger, den
Rotor 4 bereichsweise umgebender Vorsprung des Stators 3 vorhanden sein) eine ringförmige
Rille 10 gebildet wird.
[0051] Mit einem Abtriebsschlitz 11 des Rotors wirkt eine Kupplungsvorrichtung 12 zusammen,
welche wie an sich bekannt ausgebildet sein kann und - im Beispiel eines Doppel-Schliesszylinders
- zwei gegeneinander verdrehbare Kupplungsteile aufweist, welche eine Nabe 13 je nach
Kupplungszustand an den einen oder anderen der beiden Rotoren 4 drehfest kuppelt.
[0052] Die Kupplungsvorrichtung 12 kann auch - wie ebenfalls an sich bekannt - so geformt
sein, dass sie ein gleichzeitiges Einführen von Schlüsseln von beiden Seiten her verhindert.
[0053] Nebst der gezeichneten Ausführungsform der Kupplungsvorrichtung existieren diverse
Alternativen, die unterschiedliche Funktionen ermöglichen. Für alle Ausführungsformen
der Erfindung gilt, dass entsprechend unterschiedliche Kupplungsvorrichtungen verwendet
werden können.
[0054] Die Nabe 13 ist aussenseitig mit einer Mehrzahl von axial verlaufenden Rillen versehen
und also in der Art einer Keilwelle geformt, während ein Mitnehmer 14 für die Betätigung
eines Riegels innenseitig die Form einer Keilnabe hat, so dass Nabe 13 und Mitnehmer
14 ineinander eingreifende Strukturen haben und drehfest verbunden sind. Selbstverständlich
sind auch andere Konstruktionen möglich, bspw. die Kombination von Nabe und Mitnehmer
zu einem einstückigen Abtriebsteil. Aussenseitig weist der Schliesszylinder 1 beidseitig
je eine Frontabdeckung 21 auf. Diese hat eine Ringpartie 22, welche in ihren Dimensionen
auf die Rille 10 abgestimmt ist und den Stator mindestens teilweise abdeckend einen
Teil der aussenseitigen Front des Schliesszylinders bildet. Weiter weist die Frontabdeckung
eine von der Ringpartie aussenseitig radial weg ragende Stegpartie 23 auf. Die Hülse
5 ist entsprechend aussenseitig mit einer Unterbrechung (in der Orientierung gemäss
Figur 1 unten) versehen.
[0055] Weiter besitzt die Frontabdeckung eine axial nach innen ragende Befestigungspartie
24. Diese ist mit einer radial verlaufenden Bohrung mit Innengewinde versehen. Zur
Aufnahme der Befestigungspartie 24 weist das Gehäuse 6 entsprechende Ausnehmungen
8 auf. Die Stegpartie deckt das Gehäuse gegen aussen ab und weist eine Kontur auf,
welche mit dem Gehäuse fluchtet. Die Frontabdeckung als Ganze entspricht in ihrer
Kontur im Wesentlichen der Profilzylindernorm, wobei der äussere Radius der Ringpartie
22 aufgrund der äusseren Hülse 5 um wenig kleiner ist als gemäss Norm.
[0056] In Figur 1 ist auch ein Koordinatensystem schematisch eingezeichnet. In diesem Text
werden durchgehend zur Schliesszylinderachse (Drehachse des Rotors) parallele Richtungen
(entsprechend der ±z-Richtung im eingezeichneten Koordinatensystem) als axiale Richtungen
bezeichnet. "Aussen" oder "aussenseitig" bezeichnet Positionen, die in Bezug auf axiale
Richtungen der Seite näher sind, von welcher der Benutzer her den Schlüssel einführt,
also in Fig. 1 ganz links für das linke Einsetzteil und ganz rechts für das rechte
Einsetzteil. "Innen" bezeichnet die entgegengesetzte Richtung. Richtungen quer, bspw.
senkrecht zur axialen Richtung, also bspw. Richtungen entlang der x-y-Ebene werden
hier als "radial" bezeichnet. "Radial-aussen" bezeichnet Lagen, welche weiter von
der Drehachse des Rotors entfernt sind. Generell müssen sich "radial" erstreckende
Elemente nicht senkrecht auf die Zylinderachse stehen, sondern sie können auch schräg
dazu angeordnet sein; dies gilt bspw. insbesondere für die Befestigungselemente (hier:
Schrauben).
[0057] Figur 4 zeigt das Gehäuse 6, wobei eines der Einsetzteile 2 (in der Figur 4 links)
eingesetzt ist und wobei Gehäuse, Stator und Frontabdeckung geschnitten dargestellt
sind.
[0058] Man sieht, dass durch die äussere der beiden Schrauben 31 (das Bezugszeichen 32 bezeichnet
die Gewindepartie der Schraube) die Befestigungspartie 24 der Frontabdeckung in der
Ausnehmung festgeschraubt ist. Vordere Endpartien 33 der Schrauben 31 ragen in Fixierungsausnehmungen
des Stators hinein und verhindern, dass dieser sich axial bewegen kann.
[0059] Die Fixierungsausnehmungen sind in einer Position angeordnet, welcher einer Fortsetzung
des Schlüsselkanals 15 entspricht, wenn der Rotor in der Ausgangsstellung ist, in
welcher der Schlüssel gesteckt und abgezogen werden kann. Bei einem wie in den dargestellten
Ausführungsformen azentrisch angeordneten Schlüsselkanal befinden sich die Fixierungsausnehmungen
auf derjenigen Seite, welcher der Schlüsselkanal näher ist; dort sind ohnehin keine
Zuhaltungs- und Gegenzuhaltungsreihen vorhanden. Diese Überlegungen gelten optional
für alle Ausführungsformen der Erfindung, nicht nur die konkret in Figuren 1-4 dargestellte.
[0060] Der Befestigungsring 7 innenseitig und die Ringpartie 22 der Frontabdeckung aussenseitig
fixieren das Einsetzteil 2 in Bezug auf radiale Richtungen. Aufgrund dieser Konstruktion
ist ein Abhebeln des Einsetzteils praktisch unmöglich, und zwar auch dann, wenn keine
Elemente eines Beschlags, Schlosskastens oder dergleichen mithelfen, Bewegungen nach
radial-aussen einzuschränken.
[0061] In einem Zylinder der in Figuren 1-4 getesteten Art bricht bei Verwendung eines relativ
kostengünstigen Materials (hier: 'Ecobrass') die Ringpartie 22 der Frontabdeckung
erst bei einer Radialkraft in x-Richtung von ca. 4000 N. Im eingebauten Zustand des
Zylinders wird es praktisch unmöglich sein, eine solche Radialkraft aufzubringen.
Bei der Verwendung bspw. von zähen Stählen als Material der Ringpartie sind noch grössere
Kräfte notwendig, um einen Bruch der Ringpartie herbeizuführen. Generell sind für
die Frontabdeckung unterschiedliche Materialien möglich. Auch Materialkombinationen
sind denkbar, bspw. in Form einer Frontabdeckung als Baugruppe aus Gerüst und Einlegeteil.
[0062] Alternativ zum Dargestellten kann die äussere Hülse 5 entfallen oder axial nicht
über den Stator 4 nach aussen ragen, wobei dann die Ringpartie 22 der Frontabdeckung
radial-aussen mit der äusseren Kontur des Einsetzteils fluchtet.
[0063] Als weitere mögliche Variante kann sich die Stegpartie 23 nur bis unterseitig der
Befestigungspartie erstrecken, wobei dann das Gehäuse 6 entsprechend einen Teil der
von aussen sichtbaren Frontfläche bildet und bspw. mit einem entsprechenden axialen
Vorsprung unterhalb der Befestigungspartie versehen ist.
[0064] In der nachfolgenden Beschreibung von alternativen Ausführungsformen werden nur Unterschiede
zur ersten Ausführungsform diskutiert. Die Beschreibung von Merkmalen der ersten Ausführungsform
ist also bis auf diese erwähnten Unterschiede auch auf die nachfolgenden Ausführungsformen
anwendbar.
[0065] Die Ausführungsform der Figuren 5 und 6 gehört ebenfalls zur vorstehend diskutierten
ersten Gruppe von Ausführungsformen. Sie unterscheidet sich von derjenigen der Figuren
1-4 erstens dadurch, dass die Frontabdeckungen keine Stegpartie in der Art der ersten
Ausführungsform aufweisen. Entsprechend bildet das Gehäuse selbst auch im Bereich
des nach unten ragenden, vom Gehäuse gebildeten Kamms 9 die von aussen sichtbare Front.
[0066] Zweitens unterscheidet sich diese Ausführungsform dadurch, dass die Befestigungspartie
24 weiter radial-innen angeordnet ist als in der ersten Ausführungsform. Sie ragt
im zusammengesetzten Zustand des Schliesszylinders in eine sich axial von der Aussenseite
bis zur ersten Fixierungsausnehmung erstreckende Frontausnehmung 27 des Stators. Das
heisst die Befestigungspartie ist innerhalb des vom Einsetzteil 2 eingenommenen rotationszylindrischen
Bereichs.
[0067] Diese Frontausnehmung 27 kann aus Gründen der Modularität (einheitliche Ausgestaltung
des Einsetzteils 2) auch bei Ausführungsformen wie in Fig. 1-4 vorhanden sein, in
denen sie keine Funktion hat. Sie hat in solchen Ausführungsformen keinen Einfluss
auf die Stabilität und Manipulationssicherheit.
[0068] Die Ausnehmung im Gehäuse 6 der Ausführungsform nach Figuren 1-4 kann entsprechend
entfallen.
[0069] Abweichend von den dargestellten Ausführungsformen kann die Befestigungspartie auch
andere Formen aufweisen, bspw. Formen, die durch einen Formschluss bildende Strukturen
eine zusätzliche mechanische Stabilität bewirken.
[0070] Die Ausführungsform der Figuren 7-10 beruht auf einer im Vergleich zu Figuren 1-4
und 5, 6 anderen Schliesszylindernorm, nämlich der Schweizer Rundprofilzylindernorm.
Sie gehört zur zweiten Gruppe von Ausführungsformen. Das Einsetzteil 2 ist mit dem
Einsetzteil der vorstehend beschriebenen Ausführungsformen identisch; auch die Funktion
und Ausgestaltung der Abtriebsteile (Kupplung, Nabe, Mitnehmer) ist bspw. identisch.
[0071] Ein erster Unterschied zu den vorstehend beschriebenen Ausführungsformen ist das
Gehäuse. Dieses kann aufgrund des grösseren möglichen Radius das Einsetzteil entlang
seines gesamten Umfangs umfassen. Daher entfällt auch der Befestigungsring. Das Einsetzteil
ist im Gegensatz zu den anderen Ausführungsformen entsprechend nicht aufs Gehäuse
aufgesetzt, sondern von aussen in die axiale zylindrische Bohrung 18 einzusetzen.
[0072] Dementsprechend ist vom Einsetzteil 2 im zusammengesetzten Zustand des Schliesszylinders
auch nur die aussenseitige Front sichtbar (Fig. 9).
[0073] Das Einsetzteil 2 ist identisch mit demjenigen der vorstehend beschriebenen Ausführungsformen
ausgestaltet und weist also eine aussenseitig umlaufende Rille 10 auf. Daher hat die
Frontabdeckung 21 hier vor allem auch die Funktion, die aussenseitige Frontfläche
auszugleichen.
[0074] Ein zweiter Unterschied betrifft die Befestigungsschrauben 31. Das Innengewinde zu
deren Befestigung ist nicht in der Frontabdeckung 21, sondern im Gehäuse vorhanden.
Die Frontabdeckung muss aufgrund der vom Gehäuse 6 verliehenen mechanischen Stabilität
bloss gegen Bewegungen axial nach aussen gesichert werden und ist für die mechanische
Befestigung des Einsetzteils nur insofern von Bedeutung, dass es zur nach Aussen ebenen
Front beiträgt und somit mithilft zu verhindern, dass ein Angriffspunkt für ein Werkzeug
vorhanden ist.
[0075] Weil die Befestigungspartie 24 kein Gewinde aufweisen muss, kann sie optional wie
in Figur 7 ersichtlich anstatt einer axialen Bohrung auch nur zwei die Befestigungsschraube
hintergreifende Zinken aufweisen.
[0076] Auch die Befestigungspartie 24 der Ausführungsform von Fig. 7-10 ist wie in Fig.
5 und 6 radial-innerhalb der Aussenkontur des Einsetzteils und ragt also in die Frontausnehmung
27 des Stators hinein.
[0077] In den vorstehend beschriebenen Beispielen sind die dargestellten Zylinder jeweils
Doppelzylinder. Die beschriebenen Merkmale sind jedoch ohne weiteres auch auf entsprechende
Einzelzylinder anwendbar, wobei dann das Gehäuse entsprechend angepasst ist. Das verwendete
Einsetzteil kann genauso wie die Frontabdeckung und die Befestigung von Frontabdeckung
und Einsetzteil am Gehäuse identisch mit einer jeden der drei beschriebenen Ausführungsformen
ausgestaltet sein.
[0078] Als Einzelzylinder gelten hier ausdrücklich auch Zylinder für spezielle Anwendungen
wie "Briefkastenzylinder" bei denen der Rotor einen Verschlussriegel verschwenkt,
Schalterzylinder, bei denen der Rotor einen Schalter betätigt (bspw. für Garageneinfahrten
oder ähnlich), und viele mehr. Die in diesem Text beschriebenen durch die Erfindung
erzielbaren Vorteile sind auch bei solchen Zylindern für spezielle Anwendungen nutzbar.
[0079] Figuren 11 und 12 zeigen ein Beispiel eines solchen Einzelzylinders in Form eines Briefkastenzylinders.
Das Einsetzteil 2 ist im Wesentlichen identisch mit dem Einsetzteil 2 der vorstehend
beschriebenen Ausführungsformen. Man sieht in der dargestellten Orientierung die Fixierungsausnehmungen
34 (Sacklöcher in der Fortsetzung des Schlüsselkanals). Das Gehäuse 6 ist hier im
Wesentlichen kreiszylindrisch ausgebildet, mit einer zentralen zylindrischen Bohrung
18 für das Einsetzteil. Die Frontabdeckung 21 und ihr Zusammenwirken mit Stator, Gehäuse
und Befestigungsschrauben 31 entsprechen im Wesentlichen derjenigen der Figur 7.
[0080] Im Unterschied zu den vorstehend beschriebenen Ausführungsformen ist ein Riegel 41
direkt am Mitnehmer 14 befestigt und die Kupplungsvorrichtung 12 als dimensionsstablies
Kupplungsteil ausgebildet, so dass der Riegel drehfest mit dem Rotor 14 verbunden
ist.
[0081] Die Bezugszeichen 45 und 46 bezeichnen Befestigungsmittel respektive einen äusseren
Montagering.
[0082] Es wäre durchaus auch möglich, einen Einzelzylinder vorzusehen, welcher nicht als
Briefkastenzylinder ausgebildet ist, sondern einen Mittnehmer der anhand der vorstehend
beschriebenen Art aufweist.
1. Schliesszylinder mit einem in einem Stator (3) drehbar geführten Rotor (4), in welchen
von einer Aussenseite her ein Schlüssel einführbar ist, gekennzeichnet durch eine Frontabdeckung (21), welche den Stator (3) mindestens bereichsweise zur Aussenseite
hin abdeckt und dabei den Rotor (4) mindestens entlang eines Teils seines Umfangs
umgibt, wobei die Frontabdeckung als vom Stator (3) separates, auswechselbares Teil
ausgebildet ist.
2. Schliesszylinder nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein den Stator (3) und den Rotor (4) aufweisendes Einsetzteil (2) und ein Gehäuse
(6) in welches das Einsetzteil (2) eingesetzt ist.
3. Schliesszylinder nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Gehäuse ein inneres Befestigungsmittel (7) zur radialen Fixierung einer innen
liegenden Partie des Einsetzteils aufweist, und dass durch die Frontabdeckung (21)
eine radiale Fixierung einer aussen liegenden Partie des Einsetzteils (2) sowie eine
Sicherung gegen ein Ziehen des Einsetzteils bewirkt wird.
4. Schliesszylinder nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Frontabdeckung eine axial nach innen ragende Befestigungspartie (24) aufweist
und eine aussenseitig mindestens den Rotor (4) umgebende Ringpartie, wobei die Befestigungspartie
eine radiale Bohrung mit Gewinde aufweist, wobei die Frontabdeckung mittels dieser
radialen Bohrung mit dem Gehäuse verschraubt ist.
5. Schliesszylinder nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Befestigungspartie radial-ausserhalb des Stators (3) angeordnet ist oder in eine
Ausnehmung (27) des Stators (3) ragt.
6. Schliesszylinder nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Einsetzteil (2) eine den Stator (3) umgebende, an diesem befestigte zylindrische
äussere Hülse (5) aufweist.
7. Schliesszylinder nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Frontabdeckung (21) den Stator (3) und das Gehäuse (6) gegen aussen vollständig
abdeckt.
8. Schliesszylinder nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein äusseres Profil des Schliesszylinders dem Hahn-Profil entspricht, wobei das Einsetzteil
(2) einen Teil der in Bezug auf radiale Richtungen äusseren Oberfläche des Zylinders
bildet.
9. Schliesszylinder nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein äusseres Profil des Schliesszylinders dem Schweizer Rundprofil entspricht.
10. Schliesszylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Frontabdeckung eine Markierung in einer Signalfarbe aufweist oder bildet.
11. Schliesszylinder nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Markierung den Rotor ringförmig umgibt.
12. Schliesszylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, aufweisend mindestens ein
Befestigungselement (31), welches von radial-aussen in eine Ausnehmung im Stator (3)
hineinragt und diesen gegen axiale Bewegungen sichert, dadurch gekennzeichnet, dass die Frontabdeckung (21) aussenseitig mindestens diejenige Partie des Rotors (4) umgreift,
welche in Umfangsrichtung dem Befestigungsbolzen (31) gegenüberliegt.
13. Schliesszylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Frontabdeckung (21) durch ein Mittel lösbar an anderen Elementen des Schliesszylinders
befestigt ist, welches nicht von aussen zugänglich ist.
14. Schliesszylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei der Rotor (4) und der
Stator (3) zur Aufnahme von Flachschlüsseln mit Codierungsbohrungen auf einer Flachseite
aufweisen und gemeinsam eine Mehrzahl von Zuhaltungs-Gegenzuhaltungspaaren aufweisen,
welche je radial und in einer Mehrzahl von unterschiedlichen radialen Richtungen verlaufen.
15. Modulares Schliesszylinder-System, aufweisend eine Mehrzahl von Einsetzteilen (2)
mit je einem Stator (3) und einem im Stator (3) drehbar geführten Rotor (4), in welchen
von einer Aussenseite her ein Schlüssel einführbar ist, sowie eine Mehrzahl von Gehäusen
(6) und eine Mehrzahl von Frontabdeckungen (21), wobei jeweils eines der Gehäuse (6)
mit mindestens einem der Einsetzteile (2) und mindestens einer der Frontabdeckungen
(21) zu einem Schliesszylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche zusammensetzbar
ist, und wobei von den Gehäusen mindestens zwei verschieden ausgestaltetet, jedoch
zur Aufnahme von identisch dimensionierten Einsetzteilen ausgebildet sind.