(19)
(11)EP 0 052 802 A2

(12)EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43)Veröffentlichungstag:
02.06.1982  Patentblatt  1982/22

(21)Anmeldenummer: 81109228.7

(22)Anmeldetag:  29.10.1981
(51)Internationale Patentklassifikation (IPC)3G05B 19/405
(84)Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB LI SE

(30)Priorität: 20.11.1980 DE 3043827

(71)Anmelder: Gildemeister AG
D-33689 Bielefeld (DE)

(72)Erfinder:
  • Mattle, Hans-Peter
    D-7050 Waiblingen (DE)
  • Badur, Klaus
    D-3008 Garbsen 4 (DE)

(74)Vertreter: Schmidt-Evers, Jürgen, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte Mitscherlich & Partner, Postfach 33 06 09
80066 München
80066 München (DE)


(56)Entgegenhaltungen: : 
  
      


    (54)Verfahren und Vorrichtung zum Überwachen der Bearbeitungs-bedingungen an einer Werkzeugmaschine


    (57) Um die Bearbeitungsbedingungen einer Werkzeugmaschine zu überwachen, werden die auf das Werkzeug wirkenden Komponenten der Zerspankraft, der Vorschubkraft und der Rückkraft sowie die Hauptschnittkraft gemessen. Aus den Meßwerten werden Verhältniswerte gebildet. Die Werkzeugmaschine wird stillgesetzt, wenn eine der Zerspankraftkomponenten und/oder eine der Verhältniswerte einen vorgegebenen Wert übersteigt Um mit vom speziellen Bearbeitungsprozeß unabhängigen Überwachungskriterien arbeiten zu können und eine sichere Unterscheidung des Werkzeugbruchs von sonstigen Störeinflüssen treffen zu können, sollen bei jeder Umdrehung in verschiedene Winkelstellungen des Werkzeugs die Zerspankraftkomponenten gemessen werden und nach Maßgabe der Meßwerte und/oder der aus diesen Meßwerten gebildeten Mittelwerte und/oder nach Maßgabe von aus diesen Mittelwerten abgeleiteten Größen die Abschaltvorrichtung der Werkzeugmaschine gesteuert werden.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft Verfahren und Vorrichtungen zum Überwachen der Bearbeitungsbedingungen an einer Werkzeugmaschine.

    [0002] Der wachsende Einsatz von numerisch gesteuerten Drehmaschinen und die Tendenz zum Einsatz automatischer Werkstückbeschickungsanlagen bei Drehmaschinen fordern eine vom Bedienungspersonal unabhängige, selbsttätige Überwachung der Werkstückbearbeitung. Insbesondere besteht ein Bedürfnis für eine selbsttätige Werkzeugbruchkontrolle, um die bei Werkzeugbrüchen entstehenden grossen Folgeschäden wie beispielsweise zerstörte Werkzeugträger, Zerstörung der Werkstückoberflächen oder gar die Zerstörung von ganzen Maschinenbauteilen zu verhindern.

    [0003] Bei universellen Werkzeugmaschinen, bei denen nacheinander unterschiedlichste Werkstücke und Bearbeitungsoperationen eingesetzt werden, muß die Überwachungs-oder Kontrolleinrichtung für den jeweiligen Bearbeitungsprozeß geeignet sein. Demzufolge muß sie die Überwachung anhand von allgemein gültigen Grenzwerten durchführen können.

    [0004] Ein aus der DDR-PS 1o5 739 bekanntes Verfahren geht davon aus, daß nach einem Werkzeugbruch ein Abfall der Schnittkraft auftritt, so daß durch eine fortlaufende Messung der Schnittkraft aus einem Abfall der Schnittkraft und einem anschließenden Anstieg auf einen höheren Wert als einem vorgegebenen Wert auf einen Werkzeugbruch geschlossen werden kann. Ein entsprechendes Verfahren ist in der europäischen Patentanmeldung oo12528 beschrieben. Dort ist ferner vorgesehen, daß von unmittelbar aufeinanderfolgenden Meßwerten des Schneidewiderstandes jeweils die Differenz gebildet wird, um anhand von Veränderungen dieser Differenz ein starkes Ansteigen oder Abfallen der Schnittkraft und damit einen Werkzeugbruch leichter erkennen zu können.

    [0005] Neuere Untersuchungen (HGF-Kurzbericht 78/2o, Industrieanzeiger Nr. 28 vom 7.4.1978) zeigen jedoch, daß der Zerspankraftverlauf, auf denen die erwähnten Verfahren beruhen, häufig nicht auftritt. Weiterhin hat sich gezeigt, daß bei Beschädigung des Werkzeuges sich die Vorschubkraft und die Rückkraft (Passivkraft) viel stärker ändern als die Hauptschnittkraft. Art und Ablauf eines Werkzeugbruches, seine Ursachen und Begleitumstände können in so vielfältiger Weise variieren, daß mit den bekannten Verfahren nicht alle Formen von Werkzeugbrüchen erfaßt werden.

    [0006] Aus der DE-OS 22 51 333 ist eine weitere Vorrichtung bekannt, bei der aus Meßwerten der Zerspankraftkomponenten Verhältniswerte von Vorschubkraft zur Hauptschnittkraft und von der Passivkraft (Rückkraft) zur Hauptschnittkraft gebildet werden. Die Verhältniswerte sind dann unabhängig vom Werkstoff und von der Schnitt-Tiefe. Bei jener Vorrichtung erfolgen zwei Vergleichsoperationen zur Erkennung eines Werkzeugbruchs. Einmal wird der.tatsächliche Wert einer jeden Zerspankraftkomponente mit einem zugeordneten Grenzwert verglichen, zum anderen wird jeder der Verhältniswerte mit einem vorgegebenen Verhältniswert verglichen. Dabei werden die Zerspankraftkomponenten und die erwähnten. Verhältniswerte jeweils einmal pro Umdrehung immer in der gleichen Lage der Arbeitsspindel ermittelt. Mit diesem Verfahren läßt sich eine Vielzahl.von Werkzeugbrüchen erkennen. Jedoch ist auch bei ihm die Fehlerquote noch zu hoch, um bei einer universellen, vollautomatischen Werkzeugmaschine eingesetzt werden zu können. Dies rührt daher, daß einzelne Störimpulse, die beispielsweise durch Lunker oder Abweichungen von der exakten Zylinderform verursacht werden, fälschlicherweise als.Werkzeugbruch interpretiert werden und zu einem Abschalten der Werkzeugmaschine führen können. Weiterhin müssen bei diesem bekannten Verfahren die vorgegebenen Grenzwerte sehr dicht an dem Bereich der zulässigen Werte der Zerspankraftkomponenten liegen.

    [0007] Bei den bekannten Verfahren treten insbesondere aufgrund von Unterschieden im Werkstoffgefüge z.B. , von Lunkern, aufgrund von Formfehlern des Ausgangswerkstückes oder Rohteiles durch Absätze in der Außenkontur des Rohteils, durch Unterbrechungen des Schnitts sowie aufgrund von veränderten Bedingungen in den Anschnitt- / Freischnittbereichen Störungen auf, die einen Werkzeugbruch vortäuschen können oder die Erkennung eines Werkzeugbruches erschweren.

    [0008] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zum Überwachen der Bearbeitungsbedingungen an einer Werkzeugmaschine anzugeben, die mit vom speziellen Bearbeitungsprozeß unabhängigen Überwachungskriterien arbeiten kann und eine sichere Unterscheidung des Werkzeugbruchs von sonstigen Störeinflüssen erlaubt.

    [0009] Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 gelöst, das erfindungsgemäß nach der im kennzeichnenden Teil dieses Patentanspruches angegebenen Weise ausgestaltet ist. Weitere, votteilhafte Lösungen sowie Vorrichtungen zur Ausführung der erfindungsgemäßen Verfahren ergeben sich aus den.Unteransprüchen.

    [0010] Die Erfindung beruht auf folgenden überlegungen:

    Bei einem Überwachungssystem genügt es nicht, lediglich die Größe der einzelnen Zerspankraftkomponenten zu messen und mit Grenzwerten zu vergleichen. Vielmehr müssen die überwachungskriterien so gewählt werden, daß die Grenzwerte weitgehend unabhängig von unterschiedlichen Bearbeitungsbedingungen, sowie unterschiedlichen Werkstoff- und Rohteileinflüssen; sind. Um der Forderung nach allgemeingültigen Grenzwerten gerecht zu werden, müssen aus dem Verlauf der Zerspankraftkomponenten und deren Verhältniswerte über die Dauer einiger Werkstückumdrehungen entsprechende Überwachungskriterien abgeleitet werden.



    [0011] Außerdem ist es zu sicheren Erfassung der verschiedenen Arten möglicher Werkzeugbrüche und deren unterschiedlicher Auswirkungen auf die Zerspankraftkomponenten erforderlich, diese gleichzeitig auf mehrere unterschiedliche Kriterien hin zu überwachen.

    [0012] Die bisher eingesetzten Überwachungsverfahren waren anfällig gegenüber Schwankungen, die aufgrund von Lunkern oder Formfehlern im zu bearbeitenden Rohteil oder aufgrund von Unrundheiten in der Außenkontur des Rohtteils auftreten. Da solche Störungen mit der Spindeldrehzahl periodisch auftreten, können sie durch ein Auswertungsverfahren unterdrückt werden, das selbst periodisch mit der Spindeldrehzahl arbeitet. Hierzu werden die Werte der Zerspankraftkomponenten m-mal während einer Werkstückumdrehung ermittelt. Für die Auswertung der einzelnen Komponenten der Zerspankraft werden dann die Differenzen aus dem aktuellen Signalwert und dem Wert gebildet, der exakt eine Umdrehung zuvor auftrat. Schwankungen, die aufgrund von Lunkern oder ähnlichen Störungen im Signalwert vorliegen, subtrahieren sich bei der Differenzbildung heraus. Der Verlauf der Differenzwerte weist damit diese periodisch auftretenden Störungen nicht auf.

    [0013] Für den Verlauf der DifferenzenAF der einzelnen Zerspankraftkomponenten ergeben sich folgende Merkmale:

    1. In dem durch eine Werkstückumdrehung gegebenen Intervall, das dem Werkzeugbruch vorausgeht, ist die Differenzfunktion ΔF (ΔFv, ΔFr, ΔFs) kleiner als ein bestimmter Wert.

    2. In dem eine Werkstückumdrehung langen Intervall nach dem Zeitpunkt des.Werkzeugbruchs ist die Differenzfunktion nahezu konstant, sie kann in der Mitte des Intervalls kleinere Werte als zu Anfang oder Ende des Intervalls aufweisen. Dies folgt daraus, daß bei dem Werkzeugbruch sprunghafte Änderungen in den Werten der Zerspankraftkomponenten auftreten.
    In dem Intervall nach dem Werkzeugbruch ist die Differenzfunktion ΔF von 0 verschieden.
    In dem Intervall nach dem Werkzeugbruch ist zu Beginn des Intervalls der Anstieg der Differenzfunktion schneller als bei Übergängen, die durch eine Änderung der Schnittbedingungen durch eine unrunde Werkstückkontur erzeugt werden.



    [0014] Ein Werkzeugbruch liefert also für die Differenzfunktion ΔF eine Art Rechteckfunktion mit der zeitlichen Länge einer Werkstückumdrehung. Durch dieseCharakterisierung der Differenzfunktion ΔF im Falle eines Werkstückbruchs kann eine Unterscheidung von anderen Verläufen der Differenzfunktion ΔF, beispielsweise eine stetige Zunahme bis zu einem bestimmten Punkt und dann ein Abfallen, ein "Sägezahn"-Verlauf der Differenzfunktion, wie er beim normalen Anschnitt des Werkstücks auftritt, unterschieden werden.

    [0015] Es ist festgestellt worden, daß bei der ersten Umdrehung des Anschnitts wie auch beim Freischneiden die Zerspankraftkomponenten einen Verlauf nehmen können, der der bei einem Werkzeugbruch auftretenden Form stark ähnelt. Aus diesem Grund wird die Auswertung der Differenzfunktion beim Vorliegen dieser Betriebszustände gesperrt.

    [0016] Eine weitere Überlegung richtet sich auf die Änderung der Zerspankraftkomponenten im Falle eines Schnitttiefensprungs. In solchen Fällen kann sich der Kraftverlauf, der durch die Werkstückkontur bedingt wird, dem des Werkzeugbruchs überlagern, so daß der Werkzeugbruch nicht allein durch die überwachung der Differenzfunktion ΔF erkannt werden kann. Eine Trennung des Bruchsignals durch die Ausnützung der Periodizität der übrigen Signale ist nicht möglich, da bei einer Schnittiefenänderung kein periodisches Signal erzeugt wird. Untersuchungen ergaben jedoch, daß bei einem Schnittiefensprung der Quotient F konstant bleibt, F s sich jedoch bei einem gleichzeitigen Auftreten eines Werkstückbruches in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle erheblich ändert. Daraus wird die Bedingung abgeleitet, daß durch eine Überwachung der relativen Änderung

    die Erkennung eines Werkzeugbruches auch wäh- rend einer Schnittiefenänderung ermöglicht wird.

    [0017] Während Schnittiefenänderungen können jedoch auch Werkzeugbrüche auftreten, bei denen die relative Änderung des Quotienten Fv/Fs aufgrund der Überlagerung der jeweiligen Kraftverläufe unter dem Grenzwert liegt, der für eine Werkzeugbruchmeldung überschritten werden muß. Grundsätzlich sind hierzu zwei Fälle zu unterscheiden. Ist der Einstellwinkel des Werkzeugs

    gleich 9o Grad, so bleibt bei einem Schnittiefensprung (d.h. bei einer bezüglich der Drehachse des Werkstücks axialen Verschiebung. der Schneidkante) die Passivkraft annähernd konstant. Der Werkzeugbruch kann daher an der sprunghaften Änderung der Passivkraft erkannt werden. Im zweiten Fall, bei dem der Einstellwinkel

    von 9o Grad verschieden ist. ändert sich bei einem Schnittiefensprung auch die Passivkraft. Dagegen bleiben die Quotienten Fv/Fs und Fr/Fs nahezu konstant. In diesem Fall muß auch die relative Änderung des Quotienten Fr/Fs auf die Überschreitung zulässiger Grenzen überwacht werden.

    [0018] Es werden jedoch vorteilhafterweise nicht nur die Verhältniswerte Fv/Fs und Fr/Fs überwacht, sondern zugleich auch die Absolutwerte der Zerspankraftkomponenten, da ein überschreiten der zulässigen Grenzen zu Beschädigungen an der Werkzeugmaschine oder am Werkzeughalter führen kann.

    [0019] Insgesamt zeigt sich also, daß eine Mehrfachmessung der Zerspankraftkomponenten innerhalb einer Werkstückumdrehung und die für diese vorgenommene Mittelwertbildung der Zerspankraftkomponenten Störeinflüsse, wie sie aus unterbrochenem Schnitt, Abweichungen von der Zylindrizität und von Lunkern herrühren, ausschaltet. Die Berücksichtigung der Differenzen ΔF der einzelnen Zerspankraftkomponenten führt zu einem wesentlich schärfer gefaßten Brucherkennungs-Kriterium als es bisher durch Bildung der Verhältniswerte Fv/Fs, Fr/Fs mit vorgegebenen Grenzwerten möglich war. Da die Differenzen für die Zerspankraftkomponenten immer zwischen aufeinanderfolgenden Werten gleicher Arbeitsspindelposition gebildet werden, wirken sich periodisch auftretende Störeinflüsse nicht aus. Die Bezugswerte sind deshalb unabhängig vom speziellen Bearbeitungsfall und von der Art des Werkzeugbruches und brauchen daher nicht geändert zu werden.

    [0020] Durch die Bildung der Differenzen der Zerspankraftkomponenten werden alle mit der Werkstückumdrehung periodischen Störsignale ausgeblendet. Die Differenz nimmt nur bei steilen Kraftänderungen große Werte an, so daß alle zulässigen Bearbeitungsbedingungen zu keinem Bruchsignal führen. Verhältnismässig große positive oder negative Kraftänderungen der Zerspankraftkomponenten am Anfang und am Ende eines Intervalls zeigen einen Werkzeugbruch an. Dies liefert große Differenzwerte mindestens für die Dauer einer Werkstückumdrehung oder aber, wenn entsprechend dem Werkstückrohling der Schnitt innerhalb einer Umdrehung unterbrochen ist, für den Teil der Werkstückumdrehung, in dem das Werkzeug vor dem Bruch schneidend im Eingriff war.

    [0021] Eine besonders zuverlässige Überwachung der Bearbeitungsbedingungen und eine Brucherkennung wird erreicht, wenn sowohl die absolute Größe der Zerspankraftkomponenten wie auch der Verlauf der jeweiligen Differenzwerte und der Verlauf der Verhältniswerte Fv/Fs und Fr/Fs bzw. die relative Änderung dieser Verhältniswerte überwacht werden.

    [0022] Im folgenden wird nun die Erfindung anhand einer in den Figuren schematisch dargestellten Drehbearbeitung beschrieben und näher erläutert. Diese Beschreibung ist sinngemäß auch auf Werkzeugmaschinen mit rotierendem Werkzeug zu übertragen.

    [0023] Es zeigen:

    Fig. 1 ein Blockschaltbild der zur Überwachung dienenden Vorrichtung,

    Fig. 2 und 3 jeweils ein Ablaufdiagramm für die Verarbeitung der Meßwerte,

    die Figur 4 zeigt schematisch einen Verlauf für die Differenz ΔF, wie er im Falle eines Anschnittes auftreten kann,

    die Figur 5 zeigt verschiedene Möglichkeiten für den Verlauf ΔF im Falle eines Werkzeugbruches.



    [0024] Am Werkzeugträger der Werkzeugmaschine ist ein Drei-Komponentenzerspankraftsensor 1 befestigt. Dieser Drei-Komponenten erspankraftsensor liefert analoge Meßwerte der Hauptschnittkraft F , der Vorschubkraft F und der Passivkraft oder Rückkraft F an je einem S/H (sample and hold)- Baustein 2, der die fehlerfreie Übertragung der Meßsignale zu.einem Analog-Digitalwandler 4 sicherstellt. Die S/H Bausteine werden nacheinander durch einen Multiplexer 3 mit dem Analog-Digitalwandler 4 verbunden. Vom A/D-Wandler 4 werden die Werte in einen Microprocessor 5 eingegeben, der die Werte entsprechend dem in Figur 2 dargestellten Diagramm auswertet. Dabei wird jeder eingelesene Wert einem von der Arbeitsspindel gelieferten Impuls zugeordnet. Bei Verwendung eines normalen Drehgebers an der Arbeitsspindel kann die benötigte Impulszahl durch einen Frequenzteiler 6 erzeugt werden. In den Figuren 2 und 3 ist die Arbeitsweise der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit Flussdiagrammen beschrieben,in denen sich die Bruchkriterien widerspiegeln.

    [0025] Da zu jedem Impuls ein Wert von allen Zerspankraftkomponenten eingelesen wird, die Werte von mindestens .zwei Umdrehungsuntervallen der Arbeitsspindel zur Bildung der Mittelwerte und der Differenzwerte gespeichert sein müssen, sind Datenanzeiger 11 und 12 vorhanden, die die Reihenfolge und Anzahl der Werte überwachen. Diese Datenzeiger kennzeichnen das Speicherfeld, in dem die eingelesenen Meßwerte zur weiteren Auswertung gespeichert werden. Der Datenzeiger wird nach jedem eingelesenen Wert um 1 erhöht (inkrementiert) Am Ende des Speicherfeldes kehrt der Datenzeiger zum Anfang zurück.

    [0026] Entsprechend dem Ablaufdiagramm in Figur 2 werden nach dem Pr-ogrammstart zunächst vorgegebene Grenzwerte für die einzelnen Zerspankraftkomponenten, für Verhältniswerte oder auch für Differenzwerte ΔFi der Zerspankraftkomponenten eingelesen und gespeichert. Anhand der Bruchkriterien wird sodann untersucht, ob die Maximalwerte für FS, F und Fr überschritten sind. Diese drei Grenzwerte bilden die Bruchkriterien (BK) 1 bis 3. Sind die Maximalwerte der Zerspankraftkomponenten nicht überschritten, so muß überprüft werden, ob das Werkzeug überhaupt im Schnitt ist. Diese Feststellung geschieht anhand des Überschreitens minimaler Kraftgrenzen für die.Vorschubkraft und Hauptschnittkraft; so wird beispielsweise das Vorliegen des Schnitts gemeldet, wenn FS größer als 250 N oder Fv größer als 180 N ist.

    [0027] Ist festgestellt, daß das Werkzeug im Schnitt ist, so muß geprüft werden, ob bereits das Freischneiden erreicht ist. Der Freischneidbereich wird durch Ände-rungen der Kraftkomponenten erkannt. Bedingung für den Freischnitt ist, daß die Werte für die Halptschnitt- kraft F oder die Vorschubkraft F über einen Teilbereich einer Werkstückumdrehung (z.B. o,8)um 25% kleiner als der Mittelwert der vorangegangenen Werte über eine volle Werkstückumdrehung sind.

    [0028] Wurde festgestellt, daß das Werkzeug sich nicht im Schnitt befindet, so wird überprüft, ob sich die Bearbeitung des Werkstücks noch im Anschnittstadium befindet. Bedingung für den Anschnitt ist, daß die Werte von Hauptschnittkraft und Vorschubkraft über einen Teilbereich einer Werkstückumdrehung (z. B. 0,4) um einen bestimmten Wert größer als der Mittelwert der vorangegangenen Meßwerte über eine volle Werkstückumdrehung sind. Liegen Anschnittbedingungen vor, so beginnt die Auswertung erst 0,5 bis 2,5 Umdrehungen später.

    [0029] Ist das Werkzeug im Schnitt und liegen keine Feischneidbedingungen vor, so werden sodann die Mittelwerte der Quotienten Q1 = F /F , Q2 = Fr/Fs berechnet und es wird festgestellt, ob diese Quotienten bestimmte Maximalwerte überschreiten. Ist dies der Fall, so wird Werkzeugbruch gemeldet. Ist dies nicht der Fall, so wird die relative Quotientenänderung Δ (Fv/Fs) bzw. Fv/Fs die entsprechende relative Quotientenänderung für Fr/Fs berechnet. Ist die zulässige relative Quotientenände- - rung überschritten, so wird ebenfalls Werkzeugbruch gemeldet.

    [0030] Die Feststellung der Maximalwerte für Q1und Q2 stellen die Bruchkriterien (BK) 4 und 5 dar, die relative Quotientenänderung die Bruchkriterien BK 6 und 7.

    [0031] Ist auch die zulässige relative Quotientenänderung nicht überschritten, so wird der in Figur 3 dargestellte Verlauf desPrüfprogramms durchgeführt. Nach Inkrementieren des Datenzeigers 12 wird der Mittelwert der Änderungen der einzelnen Zerspankraftkomponenten berechnet. Hieraus wird die relative Änderung der Zerspankraftkomponenten berechnet und sodann geprüft, ob diese relative Änderung eine bestimmte Schwelle überschritten hat. Ist dies der Fall, so wird anschließend die Anstiegssteilheit des. Kraftänderungsverlaufes und die Dauer der Kraftänderung bestimmt. Sind hier bestimmte Grenzwerte überschritten, so wird ein Werkzeugbruch gemeldet, der Kraftverlauf protokolliert und das Programm beendet.

    [0032] Die erwähnte Mittelwertbildung des Kraftänderungsverlaufs erfolgt anhand der Einzeldifferenzen zwischen zwei in derselben Winkelstellung des Werkstücks eingelesenen Werten. Ihre Bildung erfolgt fortlaufend, wobei der aktuell eingelesene Wert neu hinzugerechnet und der älteste Wert subtrahiert wird.

    [0033] Zur Illustration sind in den Figuren 4 und 5 verschiedene Bedingungen für den Verlauf der Differenzen ΔF der Zerspankraftkomponenten dargestellt. Dabei zeigt die Figur 4 einen Verlauf, bei dem die Differenzfunktion AF zunächst bis zu einem gewissen Punkt ansteigt und dann in entsprechendem Maße wieder abfällt. Ein solches Verhalten liegt beispielsweise bei einem normalen Anschnitt vor.

    [0034] Figur 5 zeigt verschiedene Verläufe von ΔF, die charakteristisch für einen Werkzeugbruch sind. Dabei ist ein wesentliches Merkmal, daß die ansteigende und die abfallende Flanke der Funktion ΔF um eine volle Umdrehung oder ein ganzzahliges Vielfaches einer vollen Umdrehung auseinanderliegen. Dieses Kriterium wird - wie bereits ausgeführt - mit zur Erkennung eines Werkzeugbruches ausgenützt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Überwachen der Bearbeitungsbedingungen an einer Werkzeugmaschine, wobei die auf das Werkzeug wirkenden Komponenten der Zerspankraft, die Vorschubkraft F , die Rückkraft F und die Hauptschnittkraft F , gemessen werden und aus den Meßwerten Verhältniswerte

    und

    gebildet werden und die Werk- zeugmaschine stillgesetzt wird, wenn eine der Zerspankraftkomponenten Fv, Fr, Fs und/oder einer der Verhältniswerte Q1, Q2 einen vorgegebenen Grenzwert übersteigt, dadurch gekennzeichnet, daß bei jeder Umdrehung in m verschiedenen Winkelstellungen des Werkstücks die Zerspankraftkomponentengemessen werden und daß nach Maßgabe der m Meßwerte und/oder der aus diesen Meßwerten gebildeten Mittelwerte MF , MFr, MFs und/oder nach Maßgabe von aus diesen Mittelwerten abgeleiteten Größen die Abschalteinrichtung gesteuert wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß aus den Mittelwerten MFv, MFr, MFs der Zerspankraftkomponenten Verhältnisse

    und

    ge-gebildet werden und daß die Abschalteinrichtung die Werkzeugmaschine stillsetzt, wenn einer der Mittelwerte MFv, MFr. MFs und/oder einer der Verhältniswerte Q1, Q2 einen vorgegebenen Wert übersteigt.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Dividierer zur Bildung der Verhältnisse



    mit i = 1, 2, ...m für jede der m Win-kelstellungen des Werkstücks vorhanden sind, daß diese

    Verhältniswerte

    ,

    gespeichert werden, daß aus den Werten

    der n-ten Werkstückumdrehung und den Werten

    , (n-1),

    (n-1) der vorhergehenden Werkstückumdrehung die Differenz gebildet wird, daß für jede der m Winkelpositionen die Quotienten

    und


    gebildet werden und daß die Abschaltvorrichtung betätigt wird, wenn eine der Größen Δ

    Δ

    einen vorgegebenen Grenzwert überschreitet.
     
    4. Verfahren zum Überwachen der Bearbeitungsbedingungen an einer Werkzeugmaschine, bei dem die auf das Werkzeug wirkenden Komponenten der Zerspankraft Fv, Fr, F gemessen und mit vorgegebenen Maximalwerten verglichen werden und bei dem für jede Zerspankraftkomponente F die Differenz ΔF aus dem aktuellen Wert Fn und demjenigen Wert F(n-1) gebildet wird, der in gleicher Stellung der Arbeitsspindel eine Umdrehung zuvor vorlag, dadurch gekennzeichnet, daß Werte der gebildeten Differenzen AF und ihr Verlauf mit vorgegebenen Differenzwerten und deren Verlauf verglichen werden, daß die Werkzeugmaschine stillgesetzt wird, wenn der vorgefundene Verlauf der Differenzwerte mit dem vorgegebenen Verlauf der Differenzwerte übereinstimmt und/ oder eine der Zerspankraftkomponenten einen vorgegebenen Maximalwert überschreitet und/oder wenn einer der gebildeten Differenzwerte der Zerspankraftkomponenten einen vorgegebenen Maximalwert übersteigt.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zerspankraftkomponenten in m verschiedenen Winkelstellungen des Werkstücks gemessen werden, daß für jede dieser Winkelstellungen für jede Zerspankraftkomponente die Differenz ΔFi (i= 1,2,...m) aus dem aktuellen Wert F und den eine Umdrehung zuvor vorliegen- den Wert Fi(n-1) gebildet wird und jeweils mit einem vorgegebenen Bezugswert verglichen wird, und daß die Werkzeugmaschine stillgesetzt wird, wenn einer der ermittelten Differenzwerte ΔFi den jeweiligen Bezugswert für mindestens eine Werkstückumdrehung übersteigt.
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß für die Werkzeugbruchüberwachung der durch niedrige Ausgangswerte der Zerspankraftkomponenten und der langsamen Erhöhung bzw. der durch hohe Ausgangswerte der Zerspankraftkomponenten und der langsamen Erniedrigung der Werte der Zerspankraftkomponenten charakterisierte Anschnitt- bzw. Freischnittbereich nicht herangezogen wird.
     
    7. Verfahren zum Überwachen der Bearbeitungsbedingungen an einer Werkzeugmaschine, gekennzeichnet durch die kumulative Anwendung der Verfahrensmerkmale der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 6.
     
    8. Vorrichtung zur Ausführung.des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3 mit Meßeinrichtungen zur Messung der auf das Werkzeug wirkenden Zerspankraftkomponenten und Einrichtungen zu Bildung von Verhältniswerten Q1, Q2 aus den Meßsignalen für die Vorschubkraft Fv, die Rückkraft Fr mit dem Meßsignal der Haupt- schnittkraf.t Fs, und mit einer Abschalteinrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß.die Meßeinrichtung Meßfühler zum Ermitteln einer entsprechenden Zahl von m Meßsignalen für die einzelnen Zerspankraftkomponenten in m verschiedenen Winkelstellungen des Werkstücks innerhalb einer Werkstückumdrehung aufweist, daß Mittelwertbildner zur Ermittlung der Mittelwerte MFv, MFr, MFs aus den m Meßsignalwerten der Zerspankraftkomponenten und ein.Dividierer zur Bildung der Verhältnisse Q1, Q2 vorhanden sind, daß eine Speicheranordnung zur Speicherung von Grenzwerten für die Mittelwerte MFv, MFr, MFs und Q1, Q2 vorhanden ist.
     
    9 . Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Zahl m der Meßsignale mehr als 2, insbesondere 16 beträgt.
     
    10. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß an dem 3-Komponenten-Zerspankraftsensor (1)S/H-Bausteine (2) angeschlossen sind, welche mit einem Multiplexer (3) verbunden sind, daß dem Multiplexer (3) ein Analog-Digitalwandler (4) nachgeschaltet ist und der Datenausgang des A/D-Wandlers (4) mit dem Datereingang eines Mikroprozessors (5) verbunden ist, daß an einen Taktimpulseingang des Mikroprozessors (5) ein Frequenzteiler (6) und an diesen ein an der Drehspindel befindlicher Drehgeber (8) angeschlossen ist, und daß an einen Ausgang des Mikroprozessors (5) die Abschalteinrichtung (7) angeschlossen ist.
     




    Zeichnung