(19)
(11)EP 3 260 660 A1

(12)EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43)Veröffentlichungstag:
27.12.2017  Patentblatt  2017/52

(21)Anmeldenummer: 17177552.1

(22)Anmeldetag:  23.06.2017
(51)Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F01D 5/14(2006.01)
(84)Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(30)Priorität: 23.06.2016 DE 102016211315

(71)Anmelder: MTU Aero Engines AG
80995 München (DE)

(72)Erfinder:
  • Brettschneider, Markus
    85757 Karlsfeld (DE)
  • Maatouk, Fadi
    80807 München (DE)

  


(54)LAUF- ODER LEITSCHAUFEL MIT ERHABENEN BEREICHEN


(57) Die Erfindung betrifft eine Schaufel (10), insbesondere einer Turbinenstufe, einer Gasturbine, insbesondere einer Fluggasturbine, mit einem Schaufelfuß und einem mit dem Schaufelfuß verbundenen Schaufelblatt (11), wobei das Schaufelblatt (11) eine Druckseite (14) und eine Saugseite (12) aufweist, und wobei der Schaufelfuß an seiner dem Schaufelblatt zugewandten radialen Außenseite wenigstens einen erhabenen Bereich (20, 24) aufweist. Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, dass die Schaufel (10) auf der der Druckseite (14) einen ersten erhabenen Bereich (20) aufweist und auf der Saugseite (12) einen zweiten erhabenen Bereich (24), wobei ein höchster Punkt (22) des ersten erhabenen Bereichs (20) im Wesentlichen direkt benachbart zur Druckseite (14) angeordnet ist, und ein höchster Punkt (26) des zweiten erhabenen Bereichs (24) im Wesentlichen direkt benachbart zur Saugseite (12) angeordnet ist.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schaufel, insbesondere eine Turbinenstufe, einer Gasturbine, insbesondere einer Fluggasturbine, mit einem Schaufelfuß und einem mit dem Schaufelfuß verbundenen Schaufelblatt, wobei das Schaufelblatt eine Druckseite und eine Saugseite aufweist, und wobei der Schaufelfuß an seiner dem Schaufelblatt zugewandten radialen Außenseite wenigstens einen erhabenen Bereich aufweist.

[0002] Richtungsangaben wie "Axial-" bzw. "axial", "Radial-" bzw. "radial" und "Umfangs-" sind grundsätzlich auf die Maschinenachse der Gasturbine bezogen zu verstehen, sofern sich aus dem Kontext nicht explizit oder implizit etwas anderes ergibt.

[0003] Es ist bekannt, im sogenannten Ringraumkanal im Bereich der Laufschaufelfüße Bereiche vorzusehen, die gegenüber einer idealen Ringraumgeometrie, die zum Beispiel zylinder- oder konusförmig sein kann, erhaben sind, d.h. in den Ringraumkanal hineinragen, um die Strömungsverhältnisse im Ringraumkanal positiv zu beeinflussen.

[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, die Strömungsverhältnisse weiter zu verbessern, insbesondere Sekundärströmungen, wie etwa Kanalwirbel zu vermeiden.

[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird vorgeschlagen, dass die Schaufel auf der der Druckseite einen ersten erhabenen Bereich aufweist und auf der Saugseite einen zweiten erhabenen Bereich, wobei ein höchster Punkt des ersten erhabenen Bereichs im Wesentlichen direkt benachbart zur Druckseite angeordnet ist, und ein höchster Punkt des zweiten erhabenen Bereichs im Wesentlichen direkt benachbart zur Saugseite angeordnet ist.

[0006] Anders ausgedrückt kann auch gesagt werden, dass der höchste Punkt des ersten erhabenen Bereiches die Druckseite des Schaufelblatts berührt oder nur geringfügig von dieser beabstandet ist und dass der höchste Punkt des zweiten erhabenen Bereichs die Saugseite des Schaufelblatts berührt oder nur geringfügig von dieser beabstandet ist. Mit "geringfügig" ist dabei zu verstehen, dass der Abstand maximal 5%, vorzugsweise maximal 1% einer Sehnenlänge, d.h. einer Länge zwischen einer Vorderkante und einer Hinterkante des Schaufelblattes beträgt. Die Berührung zwischen den beiden erhabenen Bereichen und dem Schaufelblatt können dabei nicht nur auf den jeweiligen höchsten Punkt beschränkt sein, sondern sich über einen Kontaktbereich entlang der Saugseite bzw. der Druckseite erstrecken.

[0007] Durch diese spezifische Anordnung der erhabenen Bereiche, die auch als eine Konturierung des Ringraums bezeichnet werden kann, kann das statische Druckfeld an den Seitenwänden und an den Schaufeln im Randbereich so beeinflusst werden, dass die Sekundärströmungen reduziert werden können. Hierdurch lassen sich Verluste verringern und kann der Zustrom auf ein stromabwärts liegendes Schaufelgitter verbessert werden.

[0008] Der höchste Punkt des ersten erhabenen Bereichs und der höchste Punkt des zweiten erhabenen Bereichs können in Strömungsrichtung in einer vorderen Hälfte einer Axialstrecke liegen, wobei die Axialstrecke eine Projektion einer Sehne ist, die einen Vorderkantenbereich und einen Hinterkantenbereich des Schaufelblatts verbindet.

[0009] Dabei kann der höchste Punkt des zweiten erhabenen Bereichs in einem vorderen ersten Viertel der Axialstrecke liegen.

[0010] Ferner kann der höchste Punkt des ersten erhabenen Bereichs in einem zweiten Viertel der Axialstrecke liegen.

[0011] Die Schaufel kann als Laufschaufel oder als Leitschaufel ausgebildet sein.

[0012] Ferner ist es als weitere selbständiger Aspekt der Erfindung auch denkbar eine analoge Au s-gestaltung von erhabenen Bereichen an einem radial äußeren Deckband vorzusehen, also an einem radial äußeren Ende des Schaufelblatts, wobei die erhabenen Bereich sich in einem solchen Fall nach radial innen erheben. Auch bei erhabenen Bereichen am Deckband können diese, die oben für die Schaufel beschriebenen Eigenschaften aufweisen.

[0013] Die Erfindung betrifft ferner auch einen Rotor mit einer Rotorscheibe und mit mehreren in Umfangsrichtung nebeneinander angeordneten, oben beschriebenen Schaufeln. In einem solchen Fall sind die Schaufeln als Laufschaufeln ausgebildet.

[0014] Bei dem Rotor können die Schaufeln mittels ihres Schaufelfußes formschlüssig mit der Rotorscheibe verbunden sein. Hierbei können die Schaufelfüße eine übliche schwalbenschwanz- oder tannenbaumförmige Ausgestaltung aufweisen und in entsprechenden Schaufelfußaufnahmen in der Rotorscheibe aufgenommen sein.

[0015] Alternativ können bei dem Rotor die Schaufeln und die Rotorscheibe integral miteinander verbunden sind. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Blisk (Blade Integrated Disk), also einer Scheibe mit materialschlüssig oder integral ausgebildeten Laufschaufeln. Alternativ kann auch eine so genannte BLING (Blade Integrated Ring) für den erfindungsgemäßen Rotor verwendet werden. Dabei bildet eine radiale Außenseite der Rotorscheibe, die in Umfangsrichtung zwischen zwei Schaufeln liegt, die radiale Außenseite des Schaufelfußes im Sinne der hier verwendeten Terminologie. Somit sind die erhabenen Bereiche quasi an der radialen Außenseite der Rotorscheibe vorgesehen.

[0016] Schließlich betrifft die Erfindung auch eine Gasturbine, insbesondere Fluggasturbine mit wenigsten einer Rotorscheibe, wie sie oben in Alternativen beschrieben worden ist.

[0017] Nachfolgend wird die Erfindung unter Bezugnahme auf die anliegenden Figuren beispielhaft und nicht einschränkend beschrieben.

[0018] Fig. 1 zeigt in einer schematischen vereinfachten Darstellung zwei benachbarte Schaufeln, die als Laufschaufeln ausgebildet sind, und eine Anordnung von erhabenen Bereichen an der Saugseite und der Druckseite.

[0019] In Fig. 1 sind zwei Laufschaufeln 10 mit ihrem jeweiligen Schaufelblatt 11 ersichtlich, die jeweils eine Saugseite 12 und eine Druckseite 14 aufweisen. Die beiden Laufschaufeln 10 bzw. Schaufelblätter 11 sind in Umfangsrichtung UR nebeneinander angeordnet in einem Abstand UA. Dabei können die beiden Laufschaufeln 10, beispielsweise durch einen Gussprozess, integral einstückig über eine gemeinsame radial innere Plattform miteinander verbunden sein, also Teil eines Laufschaufelclusters bilden, oder sie können alternativ auch durch einen in der schematischen Figur nicht dargestellten Spalt in der radial inneren Plattform voneinander getrennt sein, also insbesondere separat hergestellte Einzellaufschaufeln sein. Zwischen den beiden Laufschaufeln 10 ist ein Strömungskanal 16 gebildet, durch den das Fluid, insbesondere Heißgas einer Gasturbine, in der zur Axialrichtung AR im Wesentlichen parallelen Hauptströmungsrichtung SR hindurch strömt. Die Laufschaufeln 10 sind vorzugsweise in einem Heißgas führenden Ringraumkanal einer Turbinenstufe, insbesondere einer Niederdruckturbinenstufe, einer Gasturbine angeordnet.

[0020] Bei der in der Figur oben dargestellten Laufschaufel 10 sind schematisch und vereinfacht Höhenlinien 18 auf der Druckseite 14 eingezeichnet. Diese Höhenlinien repräsentieren einen ersten erhabenen Bereich 20. Der erhabene Bereich 20 erhebt sich ausgehend von einem Grundniveau, dem so genannten idealen Ringraum, zwischen den beiden Laufschaufeln 10 bis zur Druckseite 14 hin. Der erste erhabene Bereich 20 weist einen höchsten Punkt 22 auf, der bei der Druckseite 14, insbesondere im Wesentlichen direkt benachbart zur Druckseite 14, angeordnet ist. Anders ausgedrückt kann auch gesagt werden, dass der erste erhabene Bereich 20 in die Druckseite 14 übergeht bzw. die Druckseite 14 berührt.

[0021] Bei der unteren Laufschaufel 10 ist mit einer gestrichelten Linie eine Schaufelsehne 28 dargestellt, die eine Vorderkante 30 und eine Hinterkante 32 der Laufschaufel 10 gedanklich verbindet. Die Projektion dieser Schaufelsehne 28 auf die Axialrichtung AR bildet die Axiallänge AL der Laufschaufeln 10, die auch als Axialstrecke bezeichnet werden kann. Durch zwei in Umfangsrichtung UR verlaufende, strichpunktierte Linien HAL und VAL sind qualitativ die halbe Axiallänge HAL und ein Viertel der Axiallänge VAL eingezeichnet. Anders ausgedrückt kann man auch sagen, dass VAL gleich 0,25xAL ist und dass HAL gleich 0,5xAL beträgt.

[0022] Wie aus der Darstellung ersichtlich, ist es bevorzugt, dass die höchsten Punkte 22, 26 von dem ersten erhabenen Bereich 20 und dem zweiten erhabenen Bereich 24 bezogen auf die Strömungsrichtung SR (bzw. Axialrichtung AR) in der vorderen Hälfte angeordnet sind. Die höchsten Punkte 22, 26 weisen bezogen auf die Axiallänge AL also eine Position auf, die gleich oder kleiner als 0,5xAL beträgt. Der höchste Punkt 26 des zweiten erhabenen Bereichs 24 kann auch im ersten Viertel der Axiallänge AL liegen, also insbesondere eine Position einnehmen die kleiner ist als VAL, auch wenn dies in der Zeichnung nicht dargestellt ist. Vorteilhaft sind auch Kombinationen, bei welchen der höchste Punkt 22 des ersten erhabenen Bereichs 20 zwischen VAL und HAL liegt und der höchste Punkt 26 des zweiten erhabenen Bereichs 24 kleiner als VAL ist.

[0023] Für den ersten erhabenen Bereich 20 kann der höchste Punkt 22 insbesondere in dem Bereich zwischen VAL und HAL liegen. Die Position des höchsten Punktes 22 ist also gleich oder kleiner als HAL und größer oder gleich VAL. Der zweite erhabene Bereich 24 ist innerhalb der vorderen Hälfte der Saugseite 12 angeordnet. Anders ausgedrückt, erstreckt sich der vollständige zweite erhabene Bereich 24 maximal bis zur halben Axiallänge HAL.

[0024] Durch die hier vorgestellten erhabenen Bereiche 20, 24, die bezogen auf die Axiallänge AL der Laufschaufeln 10 dimensioniert bzw. angeordnet sind, kann das statische Druckfeld auf den Seitenwänden und an den Schaufeln im Randbereich so beeinflusst werden, dass Sekundärströmungen (Kanalwirbel) reduziert werden können. Hierdurch können Strömungsverluste verringert werden und das Zuströmen von Fluid bzw. Heißgas auf ein stromabwärtiges Schaufelgitter verbessert werden.

[0025] Auch wenn die Erfindung in den Figuren nur unter Bezugnahme auf eine Laufschaufel erläutert worden ist, können in analoger Weise erhabene Bereiche auch an einer Leitschaufel vorgesehen sein. Ferner ist es auch denkbar, dass ein radial äußeres Deckband in analoger Weise erhabene Bereiche aufweist.

Bezugszeichenliste



[0026] 
10
(Lauf-)Schaufel
11
Schaufelblatt
12
Saugseite
14
Druckseite
16
Strömungskanal
18
Höhenlinie
20
erster erhabener Bereich
22
höchster Punkt
24
zweiter erhabener Bereich
26
höchster Punkt
28
Sehne
30
Vorderkante
32
Hinterkante
AL
Axiallänge
AR
Axialrichtung
HAL
halbe Axiallänge
SR
Strömungsrichtung
UA
Abstand in Umfangsrichtung
UR
Umfangsrichtung
VAL
ein Viertel Axiallänge



Ansprüche

1. Schaufel (10), insbesondere einer Turbinenstufe, einer Gasturbine, insbesondere einer Fluggasturbine, mit einem Schaufelfuß und einem mit dem Schaufelfuß verbundenen Schaufelblatt (11), wobei das Schaufelblatt (11) eine Druckseite (14) und eine Saugseite (12) aufweist, und wobei der Schaufelfuß an seiner dem Schaufelblatt zugewandten radialen Außenseite wenigstens einen erhabenen Bereich (20, 24) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass
die Schaufel (10) auf der der Druckseite (14) einen ersten erhabenen Bereich (20) aufweist und auf der Saugseite (12) einen zweiten erhabenen Bereich (24), wobei ein höchster Punkt (22) des ersten erhabenen Bereichs (20) im Wesentlichen direkt benachbart zur Druckseite (14) angeordnet ist, und ein höchster Punkt (26) des zweiten erhabenen Bereichs (24) im Wesentlichen direkt benachbart zur Saugseite (12) angeordnet ist.
 
2. Schaufel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der höchste Punkt (22) des ersten erhabenen Bereichs (20) und der höchste Punkt (26) des zweiten erhabenen Bereichs (24) in Strömungsrichtung (SR) in einer vorderen Hälfte einer Axialstrecke (AL) liegen, wobei die Axialstrecke (AL) eine Projektion einer Sehne (28) ist, die einen Vorderkantenbereich (30) und einen Hinterkantenbereich (32) des Schaufelblatts (11) verbindet.
 
3. Schaufel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der höchste Punkt (26) des zweiten erhabenen Bereichs (24) in einem vorderen ersten Viertel (VAL) der Axialstrecke (AL) liegt.
 
4. Schaufel nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der höchste Punkt (22) des ersten erhabenen Bereichs (20) in einem zweiten Viertel der Axialstrecke (AL) liegt.
 
5. Schaufel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schaufel eine Laufschaufel oder eine Leitschaufel ist.
 
6. Rotor mit einer Rotorscheibe und mehreren in Umfangsrichtung (UR) nebeneinander angeordneten Schaufeln (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Schaufeln (10) Laufschaufeln sind.
 
7. Rotor nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Laufschaufeln mittels ihres Laufschaufelfußes formschlüssig mit der Rotorscheibe verbunden sind.
 
8. Rotor nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet dass die Laufschaufeln und die Rotorscheibe integral miteinander verbunden sind.
 
9. Gasturbine, insbesondere Fluggasturbine, mit wenigsten einem Rotor nach einem der Ansprüche 6 bis 8.
 




Zeichnung







Recherchenbericht









Recherchenbericht