(19)
(11)EP 0 607 783 A2

(12)EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43)Veröffentlichungstag:
27.07.1994  Patentblatt  1994/30

(21)Anmeldenummer: 94100033.3

(22)Anmeldetag:  04.01.1994
(51)Internationale Patentklassifikation (IPC)5C08L 23/04
(84)Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE

(30)Priorität: 22.01.1993 DE 4301677

(71)Anmelder: Tarkett Pegulan Aktiengesellschaft
D-67227 Frankenthal (DE)

(72)Erfinder:
  • Müller, Norbert, Dr.
    D-67227 Frankenthal (DE)
  • Rein, Brigitte
    D-67065 Ludwigshafen (DE)
  • Stehfest, Thomas
    D-68259 Mannheim (DE)

(74)Vertreter: Grussdorf, Jürgen, Dr. et al
Patentanwälte Zellentin & Partner Rubensstrasse 30
D-67061 Ludwigshafen
D-67061 Ludwigshafen (DE)


(56)Entgegenhaltungen: : 
  
      


    (54)Formmassen zum Kalandrieren, thermoplastische Kaschierfolien sowie Verfahren zu deren Herstellung


    (57) Die vorliegende Erfindung betrifft eine Formmasse zum Kalandrieren von Folien aus thermoplastischen Kunststoffen, wobei der thermoplastische Kunststoff aus einer Mischung von 35 - 90 Gew.-% eines hochdichten Polyethylens (HDPE) mit 10 bis 65 Gew.-%, eines Polyethylens niederer Dichte (VLDPE bzw. ULDPE und/oder LLDPE) besteht, wobei das verwendete HDPE einen Schmelzindex MFI (190°C/21,6 kg) von < 20 g /10 min und das verwendete LLDPE, wie auch das verwendete VLDPE bzw. ULDPE einen Schmelzindex MFI (190°C/2,16 kg) von < 15 g /10 min besitzen, Verfahren zur Herstellung der Folien und diese selbst.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Formmasse zum Kalandrieren von ein- und mehrlagigen Folien zum Kaschieren von Holz-, Metall- und Kunststoffoberflächen aus thermoplastischem Kunststoff sowie ein Verfahren zur Herstellung solcher Folien.

    [0002] Es ist bekannt Holz-, Metall- und Kunststoffoberflächen, insbesondere in der Möbelindustrie, mit dünnen Kunststoff-Folien zu überziehen, die durch ihre Strukturierung und Färbung den optischen Eindruck verbessern, z.B. eine Edelholzoberfläche vortäuschen, und durch ihre Zähigkeit und Härte die Verletzbarkeit der Oberfläche durch Kratzer oder Abrieb oder Stöße verringern (vgl. DE-A 33 02 599 und DE-A 36 28 322). Anstelle des früher hauptsächlich verwendeten PVC-Werkstoffs wird aus Umweltschutzgründen heute nach chlorfreien Kunststoffen gesucht. Dafür wurden Polyolefine vorgeschlagen. Um der Folie genügend Festigkeit zu verleihen ist gemäß DE-A 36 28 322 Polypropylen als Hauptbestandteil der Folien enthalten. Da Polypropylen jedoch eine niedere Schmelzviskosität aufzeigt und deshalb nur in engen Temperaturgrenzen verarbeitet werden kann (Kunststoffe 82 (1992) 8, S. 671 ff, Carl Hauser Verlag München) wird gemäß der DE-A 36 28 322 vorgeschlagen bis zu 30 % anderer Kunststoffe, insbesondere Niederdruckpolyethylen, PVA, EVA, EAA oder Mischungen davon zuzusetzen. Um die Bedruckbarkeit zu verbessern enthalten solche Folien üblicherweise auf 100 Teile Kunststoff 50 - 150 Teile Füllstoffe, wie Calciumcarbonat (gecoated), Talkum, Kaolin, Kieselgel oder Cellulose, welche auf Grund ihrer Polarität oder einer polaren Beschichtung die Druckfarben binden.

    [0003] Als Schutz gegen mechanische Beschädigung kann die Druckschicht noch mit einer durchsichtigen Oberflächenschicht (Lack) abgedeckt sein. Auch solche Mischungen können jedoch nur schlecht auf Kalandern verarbeitet werden, so daß gemäß DE-A 36 28 322 eine Extrusion zur Herstellung vorgeschlagen wird.

    [0004] Es stellte sich daher die Aufgabe, thermoplastische Kaschierfolien aus anderen Werkstoffen zu finden, welche einfach auf Kalandern hergestellt werden können, gut verklebbar und bedruckbar sind und eine hohe Festigkeit und Zähigkeit besitzen.

    [0005] Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß Polyethylen hoher Dichte (HDPE) mit extrem niedrigen Schmelzindex MFI (190°C/21,6 kg) von < 20 g/10 min und bevorzugt 3 bis 7 g/10 min in Mischung mit bis zu 65 Gew.-%, vorzugsweise 10 - 40 Gew.-% eines linearen Polyethylens niederer Dichte (LLDPE, VLDPE oder ULDPE), mit einem Schmelzindex MFI (190°C/2,16 kg) von < 15 g/10 min. und mit bis zu 30 Gew.-%, vorzugsweise 10 - 25 Gew.-%, von einem mineralischen Füllstoff, einerseits sehr gut auf Kalandern zu dünnen Folien verarbeitet werden kann und andererseits diese Folien alle für Kaschierfolien erforderlichen Eigenschaften besitzen. Es hat sich gezeigt, daß solche Mischungen auch extrudiert werden können.

    [0006] Die Mischung kann ferner noch Verarbeitungshilfsmittel (Gleitmittel, UV-Stabilisatoren, Antioxidantien, Antistatika) von bis zu 10 % und Farbkomponenten enthalten. Um die Bedruckbarkeit bzw. Verklebbarkeit der Folienoberfläche sowohl auf der Ober- als auch auf der Rückseite zu verbessern, fügt man der o.g. Mischung noch bis zu 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 bis 7 Gew.-%, eines Copolymerisats eines Ethylen-Acrylsäureesters auf EBA- oder EMA-Basis mit einem Estergehalt von bis zu 40 % und/oder ein Terpolymer eines Acrylsäureesters mit einem Comonomergehalt von bis zu 40 % und/oder ein PE-Copolymerisat mit Maleinsäureanhydrid mit einem Schmelzindex MFI (230°C/2,16 kg) von bis zu 30 g/10 min hinzu. Um die Verarbeitbarkeit des Polyethylens hoher Dichte für Kalander-Anlagen entsprechend zu verbessern, ist es notwendig, es mit den o.a. Polyolefinen in den o.a. Bereichen abzumischen, und man erreicht auch dadurch eine gewisse Bandbreite für verschiedene Härten, welche Folien auf PVC-Basis mit einer spezifischen Biegesteifigkeit (nach 1 Tag) von 50 bis 290 mN, die die gleiche Funktion erfüllen, entspricht.

    [0007] Der feinteilige, mineralische Füllstoff besteht vorzugsweise aus Calciumcarbonat und/oder Aluminiumhydroxid, Magnesiumhydroxid, Magnesium-Verbindungen, wie Huntit, Magnesit u.a., wobei der mittlere Körnungsdurchmesser bis zu 35 µm, vorzugsweise 1,0 bis 15 µm, beträgt. Als Verarbeitungshilfen werden Gleitmittel, wie Metallsalze von Carbonsäuren, insbesondere Magnesiumstearat sowie auch Amidwachse und sterisch gehinderte Phenole und/oder Ester auf Polymerbasis zugesetzt, um eine geschlossene, gut verträgliche Oberfläche zu erhalten. Weiterhin kann die Formmasse Farbkomponenten und zusätzlich UV-Stabilisatoren und/oder Antistatika aufweisen, um die spätere Weiterverarbeitung zum Endprodukt hin zu erleichtern.

    [0008] Als Farbkomponenten werden normale Trockenpigmente, wie sie sonst auch in der PVC-Verarbeitung eingesetzt werden, verwendet. Um die Oberflächengüte der Folien zu verbessern, kann bevorzugt eine transparente bzw. möglichst transparente Lackschicht oder Lacküberzugschicht in einer Stärke von bis zu 30 µm aufgetragen werden. Zwischen der Oberflächenschicht und der Polyolefinfolie als Unterteil wird in einer vorzugsweisen Ausführungsform eine Druckschicht eingebettet. Um eine ausreichende Verklebung mit dem Untergrund zu gewährleisten, kann die Folie auf der Unterseite mit einem Primer oder Haftvermittler in einer mittleren Dicke von bis zu 35 µm, vorzugsweise 10 - 20 µm, versehen werden. Damit die Polyolefinfolie zu der Oberflächenschicht und zu der Primer- oder Haftvermittlerschicht der Unterseite eine verbesserte Haftung erreicht, wird diese einer die Oberflächenadhäsion verbessernden Behandlung in Form einer Coronabehandlung ausgesetzt, wobei jedoch auch andere Bestrahlungsmethoden wie auch eine Fluorierung angewendet werden können. Bei der erfindungsgemäß beschriebenen Polyolefinfolie kann diese aktivierende Oberflächenbehandlung zu einer beliebigen Zeit durchgeführt werden.

    [0009] Die erfindungsgemäße Verarbeitung erfolgt bevorzugt in der Weise, daß die o.a. Masse als Einzelkomponenten oder als Vormischung in einem Innenmischer oder Heiz- bzw. Kühlmischer, einem Stempelkneter oder einem zweiwelligen Schneckenkneter o.ä. unter Erwärmung gemischt wird, bis die Masse in eine plastifizierte Formmasse aufgeschmolzen ist und hierbei eine Massetemperatur von etwa 160 bis 180°C einhält. In einem weiteren Plastifizierungsschritt wird die Formmasse auf ein Zwei-Walzen-Mischwalzwerk geführt, wobei die Walzentemperaturen in einem Bereich von 170 bis 190°C, bevorzugt mindestens 180°C, liegen. Diese gut plastifizierte, in sich homogene Formmasse kann zwecks weiterer Homogenisierung noch zusätzlich über einen Strainer mit Temperaturen zwischen 145 und 170°C, vorzugsweise wenigstens 150°C, geführt werden, um dann auf einer Kalander-Anlage zu Folien unterschiedlicher Stärke und Breite ausgewalzt zu werden. Die Kalander-Anlage sollte wenigstens vier Walzen aufweisen, die in der Form F, I, L oder Z angeordnet sein können. Die Kalanderwalzentemperaturen sind, in Arbeitsrichtung gesehen, leicht abfallend, wobei die ersten Einzugswalzen die höchsten Temperaturen, vorzugsweise 180 bis 200°C, aufweisen und die letzte Kalanderwalze eine Temperatur von 165 bis 180°C, vorzugsweise 170 bis 175°C hat, da sie im wesentlichen der Glättung und Kalibrierung der Folie dient.

    [0010] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können Polyolefinfolien von einer Stärke bis zu 800 µm, bevorzugt 60 bis 600 µm, hergestellt werden, wobei dann in Abhängigkeit von der Folienstärke, Walzenabzugsgeschwindigkeiten und damit dementsprechende Produktionsgeschwindigkeiten von wenigstens 10 m/min und mehr eingestellt werden können.

    [0011] In den nachfolgend aufgeführten Anwendungsbeispielen wird aus den einzelnen Komponenten die Masse gemischt und in einem Stempelkneter anplastifiziert, bis die Formmasse eine Massetemperatur von in etwa 150°C erreicht. Im Anschluß wird die plastifizierte Formmasse auf einem Zwei-Walzen-Walzwerk, dessen Walzen Temperaturen zwischen 180 und 185°C besitzen, weiter durchhomogenisiert, um nachfolgend über eine Vier-Walzen-Kalanderanlage zu einer 150 µm dicken Folie kalandriert zu werden, wobei die beiden ersten Kalanderwalzen eine Temperatur von 184°C, die dritte Kalanderwalze eine Temperatur von 180°C und die vierte Kalanderwalze eine Temperatur von 173°C aufweisen. Die aufgeführten Anwendungsbeispiele können dann im Anschluß auf einer Kalander-Anlage dupliert und/oder tripliert werden und auf einer Beschichtungsanlage coronabehandelt werden, wo dann nachfolgend auf die Unterseite der auf diese Weise hergestellten Polyolefinfolie ein Haftvermittler oder Primer und auf die Oberfläche eine transparente Lackschicht oder Lacküberzugsschicht aufgetragen werden können.

    [0012] Als thermoplastische Kunststoffe wurden verwendet:
    • ein sehr hochmolekulares Polyethylen hoher Dichte mit einem Schmelzindex MFI (190°C/21,6 kg) von 3 bis 7 g/10 min (Hostalen R GM 9240 HT);
    • ein lineares Polyethylen niedriger Dichte mit einem Schmelzindex MFI (190°C/2,16 kg) von 9,5 g/10 min (Stamilex R 2H 376);
    • ein Ethylen-Octen-Copolymer sehr niedriger Dichte (0,919 g/mn) (VLDPE) mit einem Schmelzindex MFI (190°C/2,16 kg) von 1,1 g/10 min (DOWLEX R NG 5056 E);
    • ein Polyethylen sehr niedriger Dichte (0,905 g/mn) (ULDPE) mit einem Schmelzindex MFI (190°C/2,16 kg) von 1,0 g/ 10 min (ATANE R XZ 871 31.32).


    [0013] Als Füllstoff wurde in den angegebenen Anwendungsbeispielen Aluminiumhydroxid (Martinal R ON 310) verwendet. Als Verarbeitungshilfsmittel wurden u.a. sterisch gehinderte Phenole (Irganox R 1010) sowie Ester auf Polymerbasis (Armowax R W-440) zugesetzt.

    [0014] Die Zusammensetzung und die Eigenschaften der hergestellten Folien sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt.




    Ansprüche

    1. Formmasse zum Kalandrieren von Folien aus thermoplastischen Kunststoffen dadurch gekennzeichnet, daß der thermoplastische Kunststoff aus einer Mischung von 35 - 90 Gew.-% eines hochdichten Polyethylens (HDPE) mit 10 bis 65 Gew.-%, vorzugsweise 10 bis 40 Gew.-%, eines Polyethylens niederer Dichte (VLDPE bzw. ULDPE und/oder LLDPE), wobei das verwendete HDPE einen Schmelzindex MFI (190 °C/21,6 kg) von < 20 g/10 min, vorzugsweise von 3 bis 7 g/ 10 min und das verwendete LLDPE, wie auch das verwendete VLDPE bzw. ULDPE einen Schmelzindex MFI (190 °C/2,16 kg) von < 15 g/10 min, vorzugsweise 6 bis 10 g/10 min besitzen.
     
    2. Formmasse gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie mit bis zu 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 bis 7 Gew.-%, eines Copolymerisats eines Ethylen-Acrylsäureesters auf EBA- oder EMA-Basis und/oder eines Terpolymers eines Acrylsäureesters und/oder eines PE-Copolymerisats mit Maleinsäureanhydrid und bis zu 30 Gew.-%, vorzugsweise 10 bis 25 Gew.-%, von einem mineralischen Füllstoff, bis zu 10 Gew.-% Verarbeitungshilfsmittel wie Gleitmittel, UV-Stabilisatoren, Antioxidantien oder Antistatika und bis zu 25 Gew.-% mit Farbkomponenten bezogen auf den PE-Gehalt versetzt ist und der Anteil der Farbkomponenten, bezogen auf den Gesamtansatz, bis zu 30 Gew.-%, bevorzugt bis zu 20 Gew.-%, zusätzlich beträgt.
     
    3. Formmasse gemäß Anspruch 2, wobei das verwendete PE-Copolymerisat mit Maleinsäureanhydrid einen Schmelzindex MFI (190 °C/2,16 kg) von bis zu 10 g/10 min besitzt bzw. das verwendete Copolymerisat eines Ethylen-Acrylsäureesters auf EBA- oder EMA-Basis , einen Estergehalt von bis zu 40 % bzw. das Terpolymer eines Acrylsäureesters einen Comonomergehalt von bis zu 40 % besitzt, der mineralische Füllstoffanteil aus Kreide, Caliumcarbonat, Aluminiumhydroxid, oder Magnesiumhydroxid, Magnesiumverbindungen, wie Huntit, Magnesit u. a. besteht, wobei der mittlere Körnungsdurchmesser bis zu 35 µm, vorzugsweise 1,0 bis 15 µm, beträgt, der Anteil an Verarbeitungshilfen wie Gleitmitteln, UV-Stabilisatoren, Antioxidantien oder Antistatika 0,05 bis 5 Gew.-% beträgt.
     
    4. Verfahren zur Herstellung von Folien oder Platten aus einer Mischung von HDPE und VLDPE bzw. ULDPE und/oder LLDPE, gekennzeichnet durch Kalandrieren einer thermoplastischen Formmasse, gemäß Anspruch 1 bis 3.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die thermoplastische Formmasse bei einer Massetemperatur von 160 bis 180 °C gemischt und plastifiziert, anschließend bei Temperaturen von 145 bis 190 °C, bevorzugt 150 bis 180 °C, zu einem Strang bzw. Walzfell weiter homogenisiert und dann bei Temperaturen bis 200 °C kalandriert wird.
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die kalandrierte Folie über eine Dublierkalanderanlage zu einer Endfolie von bis zu 1,5 mm Stärke zusammengefügt und gegebenenfalls mit einem Spezialprägebild versehen, mit einer transparenten Oberflächenschicht aus einer transparenten oder möglichst transparenten Lackschicht oder Lacküberzugsschicht oder Oberflächenfolie von bis zu 30 µm Dicke versehen oder nach einer Coronavorbehandlung der Oberseite der Folie vor dem Aufbringen der Oberflächenschicht oder Oberflächenfolie eine Druckschicht aufgebracht wird.
     
    7. Thermoplastische Kaschierfolien hergestellt nach einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 4 bis 6 aus einer Formmasse gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3.