(19)
(11)EP 0 607 850 A2

(12)EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43)Veröffentlichungstag:
27.07.1994  Patentblatt  1994/30

(21)Anmeldenummer: 94100330.3

(22)Anmeldetag:  12.01.1994
(51)Internationale Patentklassifikation (IPC)5G01C 19/28
(84)Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB

(30)Priorität: 16.01.1993 DE 4301040

(71)Anmelder: Daimler-Benz Aerospace Aktiengesellschaft
D-81663 München (DE)

(72)Erfinder:
  • Hofmann, Fritz, Dipl.-Ing.
    D-81739 München (DE)
  • Gruber, Ernst
    D-81735 München (DE)


(56)Entgegenhaltungen: : 
  
      


    (54)Mess- und Übertragungssystem für Lagekreisel


    (57) Mess- und Übertragungssystem von Messignalen für die Auslenkung des Innenrahmenwinkels eines in einem äusseren Gehäuse kardanisch aufgehängten Lagekreisels, in dem der Signalgeber des Innenrahmens (11) in Form eines im Kreiselrotor (12) angeordneten Permanentmagneten (13) ausgebildet ist und der Signalempfänger (14) am Aussenrahmen (18) von mehreren Messspulen (17) gebildet wird, die mit ihren Messachsen (18) untereinander parallel und zum Magnetfeldgeberzentrum (13a) exzentrisch ausgerichtet sind und die Messignalauswertung (21) in einer nachgeschalteten Einheit (ASIC) (20) erfolgt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Meß- und Übertragungssystem von Meßsignalen für die Auslenkung des Innenrahmenwinkels eines Lagekreisels gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.

    [0002] Solche Systeme sind an sich bekannt, wobei der prinzipielle Aufbau einer kardanischen Aufhängung eines Lagekreisels beim Stand der Technik vorsieht, daß ein Abgriffsystem im Innenrahmen angeordnet wird, welches den Innenrahmenwinkel α mißt. Die Energieversorgung für dieses Abgriffsystem und das gewonnene Meßsignal für den Innenrahmenwinkel α müssen hierbei über die Aufhängung des Außenrahmens am äußeren Gehäuse auf dieses äußere Gehäuse Übertragen werden, beispielsweise durch einen Schleifringsatz mit mindestans drei Kanälen - beispielsweise für die Energiezuleitung, das Meßsignal und die Rückleitung -. Die Anforderungen an ein derartiges Meß- und Übertragungssystem sind naturgemäß hoch und verlangen einmal das Vermeiden von Reibungs- oder sonstigen Reaktionskräfte in der Kardanaufhängung und zum andern eine hohe Störfestigkeit und Beständigkeit gegen Alterung. Hierbei soll natürlich der gesamte Aufbau einfach sein und nur geringe Stückkosten haben und auch keine systembedingte Grobquantisierung wie zum Beispiel On/off-Charakteristik des Meßsignals für den Innenrahmenwinkel. Weiterhin muß ein umfassender Meßbereich für den Innenrahmenwinkel α gegeben sein und eine kontinuierliche Verfügbarkeit des Innenrahmenwinkel-Meßsignals in jeder beliebigen Stellung des Außenrahmenwinkels φ.

    [0003] Die Erfüllung all dieser Forderungen - insbesondere der erstgenannten - ist sehr schwer zu realisieren, weil zum einen kontaktbehaftete Präzisionsschleifringe sehr teuer sind und trotzdem ein Reibungsmoment nicht vermeiden können, außerdem sind sie im Stillstand sehr empfindlich gegen Alterung. Besonders nachteilig aber ist, daß das erzeugte Reibungsmoment eine absolut unerwünschte Kreiseldrift K (= Reibungsmoment/Drall des Rotors) hervorruft. Andererseits erfordern sie - bei Verwendung von kontaktfreien Übertragern - eine aufwendige Einbaugeometrie und eine ebenso aufwendige Elektronik.

    [0004] Um Schleifringe nicht mehr verwenden zu müssen, kann man zwar das Abgriffsystem am Innenrahmen durch zwei andere Funktionsgruppen ersetzen, beispielsweise durch den Signalgeber am Innenrahmen und den Signalempfänger am äußeren Gehäuse. Da aber hierbei der Schleifringsatz nicht vollständig eliminiert wird, denn es bleibt beispielsweise die Energieversorgung für den Signalgeber, sind die oben genannten Nachteile nicht - wie erforderlich - zu beseitigen und es können neue Komplikationen bezüglich der Einbaugeometrie, der Funktion bei verschiedenen Außenrahmenwinkel φ, sowie Signalabschattungen hinzukommen.

    [0005] Es sind schon Versuche gemacht worden, Abgriffsysteme mit passiven Funktionsgruppen am Innenrahmen zu realisieren und man hat hierbei optische Reflektoren eingesetzt. Diese haben jedoch wegen ihrer komplexen Einbaugeometrie nur einen sehr engen Funktionsbereich.

    [0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Meß- und Übertragungssystem der eingangs genannten Art zu schaffen, das schleifringlos arbeitet und in der Kardanaufhängung keinerlei störende Reaktionskräfte hervorruft sowie die Nachteile des Standes der Technik beseitigt. In den Unteransprüchen sind Ausgestaltungen und Weiterbildungen angegeben und in der nachfolgenden Beschreibung sind Ausführungsbeispiele erläutert und in den Figuren der Zeichnung so dargestellt, daß diese die Erläuterungen ergänzen. Es zeigen:
    Fig. 1
    eine perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels mit einem Permanentmagnet im Kreiselrotor und mehreren Meßspulen im Außenrahmen,
    Fig. 2
    ein Schaltbild für die Basisschaltung zur Auswertung der Meßspannungen eines Spulenpaares gemäß Fig. 1,
    Fig. 3
    ein Schemabild für die Anordnung von vier spiralförmigen Spulen mit untereinander parallelen Meßachsen,
    Fig. 4
    eine perspektivische Darstellung eines Meßsystems nach dem Stand der Technik mit kardanischer Aufhängung des Lagekreisels und Abgriff des Innenrahmenwinkels α.


    [0007] Bei dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel eines Meß- und Übertragungssystems zur Erfassung des Innenrahmenwinkels wird der Signalgeber am Innenrahmen 11 in Form eines im Kreiselrotor 12 montierten Permanentmagneten 13 vorgesehen. Nach Start des Rotors 12, beispielsweise durch Treibgas oder durch eine Feder, erzeugt der Magnet 13 ein kräftig pulsierendes Magnetfeld als Signalgeber und benötigt hierbei keine Energiezufuhr über Schleifringe. Wie die Fig. 1 verdeutlicht, sind mehrere Meßspulen 17 als sogenannte Signalempfänger am Außenrahmen 15 angeordnet, die vorzugsweise auf einer Trägerplatte 14 so untergebracht sind, daß die Meßachsen 18 untereinander parallel und exzentrisch zum Zentrum des Magnetfeldgebers 13 ausgerichtet sind.

    [0008] Das so ausgebildete System zeichnet sich durch seinen einfachen und für große Stückzahlen geeigneten Aufbau aus, und ist wegen des relativ hohen Signalpegels und wegen der Wechselmodulation des Meßsignals sehr störunempfindlich, insbesondere gegenüber niederfrequenten Störungen und Nullpunktverschiebungen der Komponentenparameter.

    [0009] Die Fig. 2 zeigt vereinfacht für einen konstanten Außenrahmenwinkel φ ein Ausführungsbeispiel für die Auswertung des Meßsignals zweier einander gegenüberliegender Meßspulen 17₁, 17₂ im nachgeschalteten ASIC 20. Das hier vorgeschlagene Prinzip, nämlich die Meßspannungen erst gleichrichten und dann subtrahieren, erspart den Aufwand eines phasenempfindlichen Demodulators. Die Meßspannungen der Spulen 17₁, 17₂ werden zunächst separat verstärkt, dann gleichgerichtet und anschließend voneinander abgezogen. Daraus ergibt sich nun die Differenzspannung u1,2 als Funktion des Innenrahmenwinkels α, sowie der Rotordrehzahl n (der Außenrahmenwinkel wird in diesem Beispiel als konstant vorgegeben). Hierbei ist der Nullpunkt der Differenzspannung weitgehend drehzahlunabhängig und die Empfindlichkeit der Meßcharakteristik ist mit dem Faktor g(n) drehzahlabhängig. Die aus der Summe der Spulenspannungen gebildete Vergleichsspannung erlaubt aber in der weiteren Signalverarbeitung eine rechnerische Kompensation des Drehzahleinflusses.

    [0010] Um bei jedem beliebigen Außenrahmenwinkel φ den Innenrahmenwinkel zu finden, werden zwei Spulenpaare 17₃,17₄ verwendet. Der Innenrahmenwinkel wird hierbei durch Multiplikation mit dem "sinus" oder "cosinus" des Außenrahmenwinkels errechnet (Achstransformation). Das hierfür benötigte Signal für den Außenrahmenwinkel φ kann durch irgendeines der bekannten Abgriffsysteme gewonnen werden. Schleifringe sind auch hier nicht erforderlich, weil sich das betreffende Abgriffsystem direkt am Außenrahmen abstützt. Somit ergibt sich beispielsweise bei vier Meßspulen (wie dargestellt) und ohne Berücksichtigung der oben beschriebenen Drehzahlkompensation:










    wobei ux das Maß für den Innenrahmenwinkel α ist.


    [0011] Als Schnittstellen für eine eventuelle Digitalisierung der Meßsignale zur weiteren Signalverarbeitung bieten sich alternativ jeweils vier Analog/Digital-Wandlerkanäle an. Marktgängige Einchip-Mikrokontroller mit vier niederfrequenten A/D-Wandlerkanälen sind problemlos einsetzbar. In dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 sind beispielsweise vorgesehen:
       ein ASIC-Chip für die Signalverstärkung, Gleichrichtung, Differenzspannungen und Vergleichsspannnungen;
       ein Programmabschnitt in der nachgeschalteten digitalen Signalauswertung des Anwendersystems.

    [0012] Die Fig. 3 zeigt ein Realisierungsbeispiel für die in Fig. 1 gezeigte Spulenanordnung, bei der vier Spulen auf einem gemeinsamen Träger vorgesehen sind. Eine wesentliche Vereinfachung im Gesamtsystem ergibt sich, wenn bei einem rollenden Träger das System anstelle eines Signal es für den Innenrahmenwinkel α nur ein achsbezogenes Signal

    benötigt. In diesem Fall kann nämlich

    direkt als Meßsignal benutzt werden, ohne eine Transformation und Rücktransformation mit Hilfe des Rollwinkels und des zweiten Spulenpaares u₃, u₄ zu benutzen.


    Ansprüche

    1. Meß- und Übertragungssystem von Meßsignalen für die Auslenkung des Innenrahmenwinkels eines in einem äußeren Gehäuse kardanisch aufgehängten Lagekreisels, dadurch gekennzeichnet, daß der Signalgeber des Innenrahmens (11) in Form eines im Kreiselrotor (12) angeordneten Permanentmagneten (13) ausgebildet ist und der Signalempfänger (14) am Außenrahmen (15) von mehreren Meßspulen (17) gebildet wird, die mit ihren Meßachsen (18) untereinander parallel und zum Magnetfeldgeberzentrum (13a) exzentrisch ausgerichtet sind und die Meßsignalauswertung (21) in einer nachgeschalteten Einheit (ASIC) (20) erfolgt.
     
    2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßspulen (17) auf einer gemeinsamen Trägerplatte (16) angeordnet sind.
     
    3. System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Auswertung der Meßsignale, deren gemessene Spannungen einzeln verstärkt, dann gleichgerichtet und anschließend voneinander abgezogen werden.
     
    4. System nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die einzeln verstärkten Spannungen zusätzlich summiert werden und das Summensignal zur Kompensation des Drehzahleinflusses verwendet wird.
     
    5. System nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Signal für den Außenrahmenwinkel (φ) durch ein Abgriffsystem (22) gewonnen wird, das sich direkt am Außenrahmen (15) abstützt.
     
    6. System nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Schnittstellen zur Digitalisierung der Meßsignale die Rechnerelektronik der Signalverarbeitungseinheit (20) jeweils vier A/D-Wandlerkanäle aufweist.
     
    7. System nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß vier spiralförmige Meßspulen (17) mit zueinander parallelen Achsen (18) auf einer am Außenrahmen (15) befestigten Trägerplatte (16) angeordnet sind.
     
    8. Meß- und Übertragungssystem von Meßsignalen für die Auslenkung des Innenrahmenwinkels eines in einem äußeren Gehäuse kardanisch aufgehängten Lagekreisels, dadurch gekennzeichnet, daß das Signal für den Innenrahmenwinkel (α) durch das achsbezogene Signal

    ersetzt wird.
     




    Zeichnung