[0001] Die Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Herstellung von gegebenenfalls verzweigten Polyarylensulfiden aus gegebenenfalls substituierten Halogenbenzolen im Gemisch mit Polyhalogenaromaten und Alkalisulfiden in polaren Lösungsmitteln, wobei Reduktionsmittel und weitere polyhalogenierte Verbindungen zugesetzt werden.
[0002] Polyarylensulfide sind bekannt (vgl. US-PS 2 538 941 und 2 513 188). Sie können aus den entsprechenden Halogenaromaten und Alkali- oder Erdalkalisulfiden hergestellt werden. So werden z. B. nach dem in US-PS 3 354129 beschriebenen Verfahren monomere und polymere Sulfide durch Umsetzung mindestens einer cyclischen Verbindung, die eine Doppelbindung zwischen benachbarten Ringatomen enthält, und die wenigstens mit einem Halogenatom substituiert ist, mit einem Alkalisulfid in einem polaren Lösungsmittel hergestellt. Polyhalogenverbindungen können als Verzweiger eingesetzt werden.
[0003] Aus der DE-AS 2 453 749 ist die Verwendung von Carboxylaten als Reaktionsbeschleuniger sowie die zusätzliche Verwendung von Thioverbindungen als Schwefelspender bekannt. Aus der DE-OS 2 623 363 und der US-PS 4 038 261 ist für die Herstellung von Arylensulfidpolymeren die Verwendung von Lithiumchlorid oder Lithiumcarboxylaten als Katalysator bekannt.
[0004] Nach der US-PS 4 038 259 werden Alkalicarbonate in Kombination mit Alkalicarboxylaten und gemäß US-PS 4 038 263 Lithiumhalogenide als Katalysatoren für die Polyphenylensulfidherstellung eingesetzt. Nach der DE-OS 2 623 362 und US-PS 4 038 262 werden Lithiumhalogenide oder Alkalicarboxylate zusammen mit Kohlendioxid als Katalysator für die Herstellung von Arylensulfidpolymeren verwendet.
[0005] Weiterhin ist z. B. aus der US-PS 4 038 260 die Verwendung von Alkalimetallsulfonaten und aus der US-PS 4 039 518 die Verwendung von Lithiumcarbonat und Lithiumborat als Katalysator bekannt.
[0006] Gemäß US-PS 4 096 132 werden unverzweigte p-Polyphenylensulfide mit leicht erhöhter Schmelzviskosität erhalten, wenn in Gegenwart von Alkalicarboxylat, bevorzugt Lithiumacetat und Alkalihydroxiden umgesetzt wird.
[0007] Polyarylensulfide mit verringertem Schmelzfließverhalten können unter Verwendung von Trialkaliphosphat-Katalysatoren (DE-OS 2930710) oder Alkaliphosphonat-Katalysatoren (DE-PS 2 930 797) erhalten werden.
[0008] Aus der DE-OS 2 623 333 ist bekannt, zuerst das Hydratwasser des als Katalysator eingesetzten Lithiumacetats zu entfernen und in einem zweiten Schritt das Hydratwasser des Natriumsulfidhydrats.
[0009] Aus der US-PS 4178433 ist bekannt, disulfidfreie Polyarylensulfide unter Verwendung von S
2Cl
2 oder S
2Br
2 herzustellen.
[0010] Im allgemeinen werden die p-Polyphenylensulfide durch eine Kettenverlängerungs- und Ver- 3 524 835, US-PS 3 839 301). Ohne diesen Härtungsschritt besitzen die Polyphenylensulfide im allgemeinen eine niedrige Schmelzviskosität, die eine thermoplastische Verarbeitung kaum zuläßt.
[0011] Gemäß US-PS 3 919 177 soll mit Hilfe von Lithiumcarboxylaten als Katalysator erreicht werden, daß das erzeugte p-Polyphenylensulfid ohne vorherige Härtung zu Fasern schmelzversponnen werden kann. In der US-PS 4116 947 bzw. DE-OS 2 817 731 wird beschrieben, daß durch eine bestimmte Menge Restwasser bewirkt wird, daß die Polyphenylensulfide ohne Härtungsschritt zu Fasern versponnen und extrudiert, sowie formgepreßt werden können.
[0012] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß Polyarylensulfide mit hoher Schmelzviskosität und hohem Molekulargewicht erhalten werden können, wenn man in an sich bekannter Weise Di-und Polyhalogenbenzole und Alkalisulfide in bestimmten polaren Lösungsmitteln kondensiert und gegen Ende der Umsetzung zusätzlich 1 bis 50 Mol-%, vorzugsweise 1 bis 25 Mol-% (bezogen auf 1 Mol Alkalisulfid) eines Reduktionsmittels und 1 bis 50 Mol-%, vorzugsweise 1 bis 25 Mol-% einer Polyhalogenverbindung zugibt.
[0013] Die erhaltenen Polyarylensulfide haben im Vergleich zu bekannten Polyarylensulfiden den Vorteil, daß sie bis zu einer Temperatur von 350 °C für Metalle keine korrodierende Eigenschaften haben. Außerdem haben sie im Vergleich zu marktgängigen Polyarylensulfiden bessere mechanische Eigenschaften.
[0014] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von gegebenenfalls verzweigten, hochmolekularen Polyarylensulfiden mit hoher Schmelzviskosität, wobei
a) Dihalogenbenzole, von denen 0 bis 100 Mol-%, vorzugsweise 50 bis 100 Mol-% der Formel (I)
entsprechen und 0 bis 100 Mol-%, vorzugsweise 0 bis 50 Mol-% der Formel (11)
in denen
X für zueinander meta- oder para-ständiges Chlor oder Brom steht und
R1 gleich oder verschieden ist und Wasserstoff, C1-C20 Alkyl, C5- C20-Cycloalkyl, C6-C24 Aryl, C7-C24-Alkaryl oder C7-C24 Aralkyl sein kann, wobei zwei zueinander orthoständige Reste Rl zu einem aromatischen oder heterocyclischen 6- gliedrigen Ring, der bis zu drei Heteroatome wie O, N, S enthalten kann, verknüpft sein können, und immer ein Rest R1 verschieden von Wasserstoff ist und
b) 0 bis 3,0 Mol-%, bevorzugt 0,4 bis 2,0 Mol-%, bezogen auf die Summe der Dihalogenaromaten der Formel (I) und (II), eines Tri- oder Tetrahalogenaromaten der Formel (III)
wobei
Ar ein aromatischer oder heterocyclischer Rest, bei dem bis zu drei Ring-C-Atome durch Heteroatome wie N. O, S ersetzt sein können, mit 6-24 C-Atomen ist,
X für Chlor oder Brom steht und
n 3 oder 4 ist,
c) Alkalisulfide, bevorzugt Natrium- oder Kaliumsulfid oder deren Mischung, bevorzugt in Form der Hydrate oder wäßrigen Mischungen, gegebenenfalls zusammen mit Alkalihydroxiden wie Natrium- und Kaliumhydroxid, wobei das molare Verhältnis von (a+b):c im Bereich von 0,85:1 bis 1,15:1, bevorzugt 0,95:1 bis 1,05:1, liegt
d) in einem polaren Lösungsmittel, gegebenenfalls in Anwesenheit von weiteren Cosolventien und gegebenenfalls in Gegenwart von Katalysatoren, und das molare Verhältnis von c) zu d) im Bereich von 1:2 bis 1:15 liegt, umgesetzt werden, dadurch gekennzeichnet, daß 1 bis 50 Mol-%, vorzugsweise 1 bis 25 Mol-% (bezogen auf Mol Alkalisulfid) eines Reduktionsmittels und 1 bis 50 Mol-%, vorzugsweise 1 bis 25 Mol-% einer Verbindung der Formel (IV)
in welcher
Ar, X die bei Formel (III) angegebene Bedeutung haben und
Y für eine einfache Bindung, Sauerstoff, Schwefel,
steht, wobei
R' und R2 für Wasserstoff oder einen Alkylrest mit 1 bis 6 C-Atomen stehen und wobei die Summe von 1, und IV 100 Mol-% bezogen auf Mole Alkalisulfid ergeben soll, zugegeben werden.
[0015] Beispiele für erfindungsgemäß einzusetzende Dihalogenaromaten der Formel (I) sind: n-Dichlorbenzol, p-Dichlorbenzol, p-Dibrombenzol, m-Dibrombenzol und 1-Chlor-4-brombenzol. Sie sind allein oder im Gemisch miteinander verwendbar.
[0016] Beispiele für erfindungsgemäß einzusetzende Dihalogenaromaten der Formel (II) sind: 2,5-Dichlortoluol, 2,5-Dichlorxylol, 1-Ethyl-2,5-dichlorbenzol, 1-Ethyl-2,5-dibrombenzol, 1-Ethyl-2-brom-5-chlorbenzol, 1,2,4,5-Tetramethyl-3,6-dichlorbenzol, 1-Cyclohexyl-2,5-dichlorbenzol, 1-Phenyl-2,5-dichlorbenzol, 1-Benzyl-2,5-dichlorbenzol, 1-Phenyl-2,5-dibrombenzol, 1-p-Tolyl-2,5-dichlorbenzol, 1-p-Tolyl-2,5-dibrombenzol, 1-Hexyl-2,5-dichlorbenzol. Sie sind allein oder im Gemisch miteinander einsetzbar.
[0017] Beispiele für erfindungsgemäß einzusetzende Tri- oder Tetrahalogenaromaten der Formel (III) sind: 1,2,3-Trichlorbenzol, 1,2,4-Trichlorbenzol, 1,2,4-Tribrombenzol, 1,3,5-Trichlor-1,4,6-trimethylbenzol, 1,2,3-Trichlornaphthalin, 1,2,4-Trichlornaphthalin, 1,2,6-Trichlornaphthalin, 2,3.4-Trichlortoluol, 2,4,6-Trichlortoluol, 1,2,3,4-Tetrachlornaphthalin, 1,2,4,5-Tetrachlorbenzol, 2,2'-4,4'-Tetrachlorbiphenyl, 1,3,5-Trichlor-triazin.
[0018] Beispiele für die erfindungsgemäß einzusetzenden polyhalogenierten Verbindungen der Formeln (IV) sind: Bis-(4-chlorphenyl)-ether, Bis-(4-chlorphenyl)-sulfid, Bis-(4-bromphenyl)-sulfid, Bis-(4- chlorphenyl)-sulfon, Bis-(4-bromphenyl)-sulfon, Bis-(4-chlorphenyl)-keton, Bis-(4-chlorphenyl)-methan, 2,2-Bis-(p-chlorphenyl)-propan, 4,4'-Dichlorbenzolbiphenyl, 4,4'-Dibrombiphenyl, 2,6-Dichlorpyridin, 2,5-Dichlorthiophen.
[0019] Bei der Zugabe der Polyhalogenverbindungen werden gegebenenfalls 1 bis 50 Mol-%, bevorzugt 1 bis 25 Mol-% weiterer Basen, z. B. Alkalihydroxide wie NaOH oder KOH oder 0,5 bis 25 Mol-%, bevorzugt 0,5 bis 12,5 Mol-% Carbonate wie Na
2CO
3, bezogen auf eingesetztes Alkalisulfid, zugesetzt.
[0020] Die Alkalisulfide, bevorzugt Kalium- und Natriumsulfid, werden vorzugsweise in Form ihrer Hydrate oder wäßrigen Lösungen eingesetzt. Sie können auch aus Schwefelwasserstoff und den entsprechenden Alkalihydroxiden oder aus Alkalihydrogensulfiden und entsprechenden Alkalihydroxiden gemäß einer stöchiometrischen Umsetzung in der Reaktionslösung direkt hergestellt werden. Es können Mischungen der Alkalisulfide eingesetzt werden.
[0021] Je nach Anteil von Alkalihydrogensulfid in der Reaktionslösung, das als Verunreinigung im Alkalisulfid enthalten sein kann oder während der Umsetzung entstehen kann, wird zusätzlich stöchiometrisch Alkalihydroxid wie Lithium-, Natrium-oder Kaliumhydroxid zur Regenerierung von Alkalisulfid zudosiert. Gegebenenfalls können anstelle der Alkalihydroxide Verbindungen zugegeben werden, die unter den Reaktionsbedingungen Alkalihydroxide abspalten bzw. bilden.
[0022] Beispiele für erfindungsgemäß einzusetzende Reduktionsmittel sind: Komplexe Hydride wie Natriumborhydrid, Lithiumaluminiumhydrid, Dibutylaluminiumhydrid, Sulfite wie Natriumsulfit, Hypophosphite wie Natriumhypophosphit, unter den Reaktionsbedingungen reduzierend wirkende Zucker, sowie Wasserstoff und Hydrazinhydrat. Sie sind allein oder im Gemisch miteinander einsetzbar.
[0023] Generell kann jedes polare Lösungsmittel für die Reaktion verwendet werden, das eine ausreichende Löslichkeit der organischen und anorganischen Reaktanten unter den Reaktionsbedingungen gewährleistet. Bevorzugt werden Amide, Lactame und Harnstoffe und besonders bevorzugt N-alkylierte Amide, Lactame und cyclische Harnstoffe verwendet.
[0024] Lactame im Sinne der Erfindung sind solche von Aminosäuren mit 3 bis 5 C-Atomen, die gegebenenfalls Substituenten am Kohlenstoffgerüst tragen können, die unter Reaktionsbedingungen inert sind, z.B. Alkylreste mit 1 bis 5 C-Atomen. N-Alkyllactame im Sinne der Erfindung sind wie die erfindungsgemäßen Lactame definiert, tragen jedoch zusätzlich am Stickstoffatom einen Alkylrest mit 1 bis 6 C-Atomen.
[0025] Harnstoffe im Sinne der Erfindung sind tetraalkylierte Harnstoffe der Formel (VI),
in der
R2 gleich oder verschieden sein kann und einen C1- bis C4-Alkylrest bedeutet, sowie cyclische Harnstoffe der Formel (VII),
in der
R2 die oben genannte Bedeutung hat und bevorzugt für Methyl steht und
R3 ein Ethylen- oder Propylenrest, der auch substituiert sein kann, ist.
[0026] Beispielsweise seien genannt:
[0027] N,N-Dimethylformamid, N,N-Diethylacetamid, N,N-Di-propylacetamid, N,N-Dimethylbenzoesäu- reamid, Caprolactam, N-Methylcaprolactam, N-Ethylcaprolactam, N-Isopropylcaprolactam, N-Isobutylcaprolactam, N-Propylcaprolactam, N-Butylcaprolactam, N-Cyclohexylcaprolactam, N-Methyl-2-pyrrolidon, N-Ethyl-2-pyrrolidon, N-Isopropyl-2-pyrrolidon, N-Isobutyl-2-pyrrolidon, N-Propyl-2-pyrrolidon, N-Butyl-2-pyrrolidon, N-Cyclohexyl-2-pyrrolidon, N-Methyl-3-methyl-2-pyrrolidon, N-Cyclohexyl-2-pyrrolidon, N-Methyl-3-methyl-2-pyriolidon, N-Methyl-3,4,5-trimethyl-2-pyrrolidon, N-Methyl-2-piperidon, N-Ethyl-2-pipe- ridon, N-Isopropyl-2-piperidon, N-Isobutyl-2-pipe- ridon, N-Methyl-6-methyl-2-piperidon, N-Methyl-3-ethyl-2-piperidon, N-Methyl-2-oxo-hexamethylen- imin, N-Ethyl-2-oxo-hexamethylenimin, Tetramethylharnstoff, 1,3-0imethylethylenharnstoff, 1,3-Dimethyl-propylenharnstoff.
[0028] Es können Mischungen der vorstehenden Lösungsmittel gewählt werden.
[0029] Die Menge Lösungsmittel kann in einem weiten Bereich gewählt werden, liegt im allgemeinen bei 2 bis 15 Mol pro Mol Alkalisulfid.
[0030] Die Umsetzungstemperatur beträgt in der Regel 160 bis 300 °C, bevorzugt 200 bis 285 °C. Die Reaktionszeit kann bis zu 10 Stunden betragen, vorzugsweise 0,2 bis 8 Stunden. Eine stufenweise Steigerung der Reaktionstemperatur während dieser Zeit kann von Vorteil sein.
[0031] Das Dihalogenbenzol und das Alkalisulfid werden etwa äquimolar umgesetzt. Das Molverhältnis Dihalogenbenzol/Alkalisulfid liegt im Bereich von 0,85:1 bis 1,15:1 bevorzugt von 0,95:1 bis 1,05:1.
[0032] Die erfindungsgemäß einzusetzenden Polyhalogenaromaten der Formel (III) können bis zu einer Menge von mehreren Mol-%, bezogen auf den Anteil Dihalogenbenzol, je nach den Versuchsbedingungen zusammen mit den p-Dihalogenbenzolen oder getrennt zugesetzt werden. In der Regel wird ein Anteil von 0,2 bis 3,0 Mol, vorzugsweise 0,4 bis 2,0 Mol-%, bezogen auf den Anteil Dihalogenbenzol, ausreichend sein.
[0033] Bei Verwendung von Polyhalogenaromaten werden verzweigte Polyarylensulfide erhalten.
[0034] Das erfindungsgemäße Verfahren kann wie folgt durchgeführt werden:
[0035] Die Alkalisulfide werden im Lösungsmittel vorgelegt und können dann in einem oder mehreren Schritten, beispielsweise durch Abdestillieren des Wassers aus der Lösung, entwässert werden. Eine partielle Entwässerung vor der Zugabe der Dihalogenverbindungen ist im allgemeinen vorteilhaft.
[0036] Im Prinzip kann das Zusammengeben der Reaktanten in beliebiger Weise erfolgen. Die Dihalogenaromaten der Formeln (I), (II) und (IV) und Polyhalogenaromaten der Formel (III) können zusammen oder getrennt, kontinuierlich, in Portionen oder direkt auf einmal zum Alkalisulfid und dem Lösungsmittel oder einem Teil davon gegeben werden. Es können aber auch das Alkalisulfid zusammen mit dem Lösungsmittel oder einem Teil davon zu den Verbindungen der Formeln (I), (II) und (IV) und den Polyhalogenaromaten (III) gegeben werden. Es können auch alle Reaktanten direkt zusammengegeben werden. Beliebige andere Kombinationen der Zugabe der Reaktanten sind ebenfalls möglich.
[0037] Die Zugabe des Reduktionsmittels und der polyhalogenierten Verbindung der Formel (III) und/ oder der dihalogenierten Verbindung (IV) kann ebenfalls gemeinsam oder getrennt, in beliebiger Reihenfolge, auf einmal, portionsweise oder kontinuierlich, gegebenenfalls gelöst in dem für die Umsetzung verwendeten Lösungsmittel, erfolgen.
[0038] Nach Zugabe des Reduktionsmittels und der Polyhalogenverbindung der Formel (III) und/oder der dihalogenierten Verbindung (IV) wird die Umsetzungstemperatur für einen weiteren Zeitraum aufrechterhalten. Vorteilhafterweise wird dieser Zeitraum doppelt bis neunmal so lang sein wie der Zeitraum bis zum Zeitpunkt der Zugabe des Reduktionsmittels und der Polyhalogenverbindung der Formel (III) und/oder der dihalogenierten Verbindung (IV) gewesen ist. Nach Beendigung der Umsetzung kann das Umsetzungsgemisch auf übliche Art zur Isolierung der Polyarylensulfide aufgearbeitet werden.
[0039] Das Polyarylensulfid kann direkt aus der Reaktionslösung oder erst nach Zugabe, z. B. von Wasser und/oder verdünnten Säuren, nach üblichen Verfahrensweisen durch Filtration oder durch Zentrifugieren abgetrennt werden. Anschließend werden die abgetrennten Polyarylensulfide gewaschen, z. B. mit Wasser.
[0040] Eine Wäsche oder Extraktion mit anderen Waschflüssigkeiten, die auch zusätzlich oder nachträglich zu dieser Wäsche durchgeführt werden kann, ist auch möglich.
[0041] Weiterhin kann das Polymere durch Abziehen des Lösungsmittels aus dem Reaktionsraum und eine anschließende Wäsche, wie oben beschrieben, gewonnen werden.
[0042] Die erfindungsgemäßen Polyarylensulfide können mit anderen Polymeren, mit Pigmenten und Füllstoffen, beispielsweise Graphit, Metallpulver, Glaspulver, Quarzmehl oder Glasfasern gemischt oder mit den für Polyarylensulfide üblichen Additiven, beispielsweise üblichen Stabilisatoren oder Entformungsmitteln, versetzt werden.
[0043] Das Schmelzfließverhalten der Polyarylensulfide kann nach ASTM 1238-70 bei 316 °C unter Verwendung eines 5-kg-Gewichtes gemessen und in g/10 min angegeben werden.
[0044] Bei hohen Schmelzflußwerten kann diese Messung jedoch aufgrund der hohen Ausflußrate der Polymerschmelze Schwierigkeiten bereiten. Es wurde deshalb die Schmelzviskosität η m der Polymerschmelze (m Pa - s) bei 306°C in Abhängigkeit von der Schubspannung τ (in Pa) mit Hilfe des Instron-Rotationsviskosimeters bestimmt. Man kann auf diese Weise die Schmelzviskosität in einem sehr weiten Bereich von 10
-1 bis 10
7 Pa - s bestimmen. Im Instron-Rheometer wird das Polymer zwischen einer festen Platte und einem drehbaren Kegel aufgeschmolzen und das Drehmoment des Kegels bestimmt. Aus Drehmoment, Winkelgeschwindigkeit und apparativen Daten kann die Schmelzviskosität in Abhängigkeit von der Schubspannung errechnet werden. Verwendet wurde ein Rheometer Modell 3250 der Fa. Instron; Durchmesser des Kegels und der Platte 2cm.
[0045] Angegeben wird die Schmelzviskosität, die bei einer Schubspannung von τ = 10
2 Pa gemessen wird.
[0046] Die erfindungsgemäßen Polyarylensulfide besitzen direkt nach der Isolierung aus dem Reaktionsgemisch im allgemeinen Schmelzviskositäten von 0,5 x 10
3 bis 5 x 10
6 Pa · s, vorzugsweise von 1,5 x 10
3 bis 10
4 Pa · s. Sie können direkt durch Extrusion, Extrusionsblasen, Spritzgießen oder sonst übliche Verarbeitungstechniken zu Folien, Formkörpern oder Fasern verarbeitet werden. Diese können in üblicher Weise Verwendung finden, z. B. als Automobilteile, Armaturen, Elektroteile wie Schalter, elektronische Tafeln, chemikalienresistente Teile und Apparate wie Pumpengehäuse und Pumpenflügelräder, Ätzbadschalen, Dichtungsringe, Teile von Büromaschinen und Fernmeldeeinrichtungen, sowie als Haushaltsgeräte, Ventile, Kugellagerteile, etc.
Beispiel 1
(Vergleichsbeispiel gemäß US-PS 3 354 129)
[0047] In einem mit Rührer ausgerüsteten Autoklaven wurden 129 g Natriumsulfid-tri-hydrat (entsprechend 1 Mol Na
2S) und 300 g N-Methyl-2-pyrrolidon zusammengegeben. Das Gemisch wurde mit Stickstoff gespült und langsam bis auf 202 °C erwärmt. Dabei destillierten insgesamt 19 ml Wasser ab. Der Ansatz wurde anschließend auf ca. 160°C heruntergekühlt und 147 g p-Dichlorbenzol (= 1 Mol) in ca. 50 g N-Methyl-2-pyrrolidon hinzugefügt. Man erwärmt das Reaktionsgemisch unter dem Stickstoffvordruck von 2,5 bar in 30 Minuten auf 245°C, wobei der Druck auf 10 bar ansteigt, und hält diese Temperatur 3 Stunden. Nach Abkühlen auf Raumtemperatur wird ein grauer Feststoff isoliert, der anschließend sorgfältig mit Wasser gewaschen wird.
[0048] Man trocknet bei 80°C im Vakuum und erhält 100,3 g (93%) Poly-p-phenylensulfid mit folgenden Kenndaten:
Schmelzviskosität η m = 4,5 Pa . s (bei τ = 102 Pa). Eine thermoplastische Verarbeitung ist ohne Härtung nicht möglich.
Beispiel 2
(Vergleichsbeispiel gemäß US-PS 4096 132)
[0049] In einem mit Rührer ausgerüsteten Autoklaven wurden 130,1 g Natriumsulfidhydrat (entsprechend 1 Mol Na
2S), 101,2 g Lithiumacetatdihydrat (0,99 Mol), 9,2 g NaOH (0,23 Mol) und 400 ml N-Methylpyrrolidon (2) vorgelegt. Das Gemisch wurde mit Stickstoff gespült und langsam bis auf 202°C erwärmt. Das erhaltene Destillat bestand im wesentlichen aus H
20. Zum verbleibenden Reaktionsgemisch wurden 150,3 g p-Dichlorbenzol (1,02 Mol) und ca. 70 ml N-Methylpyrrolidon (2) gegeben. Das Reaktionsgemisch wurde auf 266°C aufgeheizt und 3 Stunden bei dieser Temperatur gehalten. Man erhielt nach der Aufarbeitung 87,5 g (81,2%) hellgraues Poly-p-phenylensulfid mit folgenden Kenndaten η m = 15 Pa · s (bei τ = 10
2 Pa). Eine thermoplastische Verarbeitung ist ohne Härtung nicht möglich.
Beispiel 3
Modellreaktion
[0050] In einem mit Rührer ausgerüsteten Glasautoklaven wurden 4,37 g Diphenyldisulfid (20 mmol), 5,74 g Bis-(4-chlorphenyl)-sulfon (20 mmol), 0,83 NaBH
4 (22 mmol), 2,12 g Na
2CO
3 (20 mmol) und 30 ml N-Methyl-2-pyrrolidon zusammengegeben. Das Gemisch wurde mit Stickstoff gespült und für 3 Stunden auf 240 °C erwärmt, wobei der Druck auf 3,3 bar anstieg. Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur wurde das Reaktionsprodukt durch Eintropfen der Reaktionslösung in 200 ml Methanol ausgefällt und durch Umkristallisieren aus 130 ml Ethanol gereinigt. Die Ausbeute an gereinigtem Bis-(4-phenylthio)phenyl)-sulfon betrug 6,82 g (78,5% der Theorie). Der Schmelzpunkt der Substanz betrug 152°C.
Beispiel 4
Modellreaktion
[0051] Wie Beispiel 3, jedoch mit 8,69 g Bis-[4-(phenyl- thio)phenyl]-disulfid (20 mmol). Die Ausbeute an Bis-(4-((4-(phenylthio)-phenyl)thio)phenyl)-sulfon betrug 11,2 g (86,0% der Theorie). Der Schmelzpunkt der Substanz lag bei 181 °C (aus Ethanol/ Chloroform = 4/1).
Beispiel 5
[0052] In einem Stahlautoklaven mit Rührer werden 191,6 g Natriumsulfid-Hydrat (1,455 Mol) zusammen mit 13,3 g 45%iger wäßriger Natronlauge (zur Neutralisation von im Natriumsulfid enthaltendem Natriumhydrogensulfid) in 450 g N-Methylpyrrolidon unter Stickstoff vorgelegt.
[0053] Durch langsames Aufheizen auf 175°C werden 46 ml eines Destillats, das hauptsächlich aus Wasser besteht, erhalten.
[0054] Anschließend werden 187,4 g p-Dichlorbenzol (1,275 Mol) und 1,63 g (0,009 Mol) 1,2,4-Trichlorbenzol in 70 ml N-Methylpyrrolidon zugesetzt und die Reaktion 4 h bei 240°C und ca. 15 bar gehalten. Anschließend werden 14,4 g einer 50%igen wäßrigen Hydrazinlösung (0,255 Mol) in Wasser in 50 ml N-Methylpyrrolidon und 64,6 g (0,225 Mol) 4,4'-Dichlordiphenylsulfon mit 100 ml N-Methylpyrrolidon zugepumpt und die Reaktion noch
1/
2 h weitergeführt. Nach Reaktionsende läßt man auf 150 °C abkühlen, entspannt und entnimmt das Reaktionsgemisch. Nach Ansäuren des Reaktionsgemisches auf pH 6,5 läßt sich das Polyarylensulfid-Sulfon durch Filtration isolieren. Man wäscht mit Wasser neutral, filtriert und trocknet das Polymer, das als grau-weißer Feststoff isoliert wird. Schmelzviskosität τ
m = 6,4 x 10
3 Pa · s (gemessen bei 10
2 P
a).
Beispiel 6
[0055] Wie Beispiel 5, jedoch werden anstelle der 0,225 Mol Hydrazin-Hydrat 0,225 Mol Natriumborhydrid verwendet.
[0056] Es wird im Polyarylensulfid-Sulfon mit einer Schmelzviskosität von 5,8 x 10
3 Pa · s (gemessen bei 10
2 Pa) isoliert.
Beispiel 7
[0057] Wie Beispiel 5, jedoch werden 198,4 g (1,35 Mol) p-Dichlorbenzol und 86,1 g (0,3 Mol) 4,4'-Dichlordiphenyl-sulfon sowie 18,9 g 50%iges wäßriges Hydrazin (0,3 Mol) gemäß Beispiel 5 verwendet. Es wird ein Polyarylensulfid-Sulfon erhalten, das eine Schmelzviskosität von 5,4 x 10
3 Pa · s (gemessen bei 10
2 Pa) besitzt.
1. Verfahren zur Herstellung von gegebenenfalls verzweigten, hochmolekularen Polyarylensulfiden mit hoher Schmelzviskosität, wobei
a) Dihalogenbenzole, von denen 0 bis 100 Mol-%, der Formel (I)
entsprechen und 0 bis 100 Mol-%, der Formel (II)
in denen
X für zueinander meta- oder para-ständiges Chlor oder Brom steht und
R1 gleich oder verschieden ist und Wasserstoff, C1-C20 Alkyl, C5-C20 Cycloalkyl, C6-C24 Aryl, C7-C24-Alkaryl oder C7-C24-Aralkyl sein kann, wobei zwei zueinander orthoständige Reste R1 zu einem aromatischen oder heterocyclischen 6- gliedrigen Ring, der bis zu drei Heteroatome wie O, N, S enthalten kann, verknüpft sein können, und immer ein Rest R1 verschieden von Wasserstoff ist und
b) 0 bis 3,0 Mol-%, bezogen auf die Summe der Dihalogenaromaten der Formel (I) und (II), eines Tri- oder Tetrahalogenaromaten der Formel (III)
wobei
Ar ein aromatischer oder heterocyclischer Rest, bei dem bis zu drei Ring-C-Atome durch Heteroatome wie N, O, S ersetzt sein können, mit 6-24 C-Atomen ist,
X für Chlor oder Brom steht und
n 3 oder 4 ist,
c) Alkalisulfide, gegebenenfalls zusammen mit Alkalihydroxiden, wobei das molekulare Verhältnis von (a+b):c im Bereich von 0,85:1 bis 1,15:1 liegt
d) in einem polaren Lösungsmittel, gegebenenfalls in Anwesenheit von weiteren Cosolventien und gegebenenfalls in Gegenwart von Katalysatoren, und das molare Verhältnis von c) und d) im Bereich von 1:2 bis 1:15 liegt, umgesetzt werden, dadurch gekennzeichnet, daß 1 bis 50 Mol-%, (bezogen auf Mol Alkalisulfid) eines Reduktionsmittels und 1 bis 50 Mol-%, einer Verbindung der Formel (IV)
in welcher
Ar, X die bei Formel (III) angegebene Bedeutung haben und
Y für eine einfache Bindung, Sauerstoff, Schwefel
steht, wobei R1 und R2 für Wasserstoff oder einen Alkylrest mit 1 bis 6 C-Atomen stehen, wobei die Summe von I, II und IV 100 Mol-%, bezogen auf Mole Alkalisulfid, ergeben soll, zugegeben werden.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Komponente a) p-Dichlorbenzol oder p-Dibrombenzol eingesetzt werden.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß 0 bis 2,0 Mol-%, bezogen auf Dihalogenbenzol, eines Polyhalogenaromaten der Formel III eingesetzt werden.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß 1 bis 25 Mol-% (bezogen auf Mole Alkalisulfid) eines Reduktionsmittels und 1 bis 15 Mol-% einer reaktiven dihalogenierten Verbindung der Formel IV und gegebenenfalls 1 bis 25 Mol-% Basenäquivalente eingesetzt werden.
5. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Lösungsmittel ein am Stickstoff vollständig alkyliertes Amid und/oder Lactam und/oder ein am Stickstoff vollständig alkylierter cyclischer Harnstoff eingesetzt werden.