(19)
(11)EP 2 081 406 A1

(12)EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43)Veröffentlichungstag:
22.07.2009  Patentblatt  2009/30

(21)Anmeldenummer: 08172690.3

(22)Anmeldetag:  23.12.2008
(51)Internationale Patentklassifikation (IPC): 
H04R 25/00(2006.01)
(84)Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MT NL NO PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA MK RS

(30)Priorität: 16.01.2008 DE 102008004659

(71)Anmelder: Siemens Medical Instruments Pte. Ltd.
Singapore 139959 (SG)

(72)Erfinder:
  • Latzel, Matthias
    91330 Eggolsheim (DE)

(74)Vertreter: Maier, Daniel Oliver 
Siemens Aktiengesellschaft Postfach 22 16 34
80506 München
80506 München (DE)

  


(54)Verfahren und Vorrichtung zur Konfiguration von Einstellmöglichkeiten an einem Hörgerät


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Konfiguration mindestens einer Verstellmöglichkeit an einem Hörgerät, wobei einem Hörgeräteträger die Aufgabe gestellt wird, mit Hilfe der zu konfigurierenden Verstellmöglichkeit das Hörgerät nach Gehör so einzustellen, dass sich am Hörgerät eine vorgegebene Charakteristik einstellt, wobei die Verstellmöglichkeit freigegeben wird, wenn die vom Hörgeräteträger eingestellte Charakteristik der vorgegebenen Charakteristik gleicht oder Abweichungen von dieser aufweist, die innerhalb eines vorgegebenen Toleranzbereiches liegen.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Konfiguration von Einstellmöglichkeiten an einem Hörgerät, wie sie beispielsweise zur Anpassung an unterschiedliche Hörsituationen vorgesehen sein können, und ein Hörgerät, an welchem dieses Verfahren ausgeführt werden kann.

[0002] Hörgeräte sollen hörgeschädigten Patienten ein möglichst natürliches Hörempfinden ermöglichen und in erster Linie medizinisch bedingte Funktionsstörungen der Hörorgane weitgehend ausgleichen. Dabei sind in zunehmenden Maße Komfortanforderungen zu berücksichtigen. Aus der Aufgabe eines Hörgerätes, anliegenden Schalldruck in ein Hörempfinden des Hörgeräteträgers umzusetzen, die auch bei physiologisch und anatomisch intakten Hörorganen auftreten würden. Die Hörgeräte müssen deshalb an zahlreiche subjektive und objektive Gegebenheiten angepasst werden können. Diese Gegebenheiten betreffen die individuellen Besonderheiten der jeweils bestehenden Hörstörung, die Selektivität der Wahrnehmung eines Hörgeräteträgers aber auch wechselnde Hörsituationen bzw. Umgebungseinflüsse, die auf einen Hörgeräteträger wirken können. Moderne Hörgeräte verfügen in der Regel über die Möglichkeit, eine Vielzahl von Parametern einzustellen, die Einfluss auf die Übertragungs- und Verstärkungscharakteristik des jeweils eingesetzten Hörgerätes haben. Die Einstellung dieser Parameter erfolgt zunächst herstellerseitig in Form einer Grundeinstellung, die anschließend in einer oder mehreren Sitzungen bei einem Hörgeräteakustiker am Patienten in Form einer Feineinstellung angepasst werden können. Eine derartige Feinabstimmung ist jedoch mit einem erheblichen Aufwand, einerseits für den Patienten, andererseits jedoch auch für den beteiligten Hörgeräteakustiker verbunden, was seitens des Patienten häufig als lästig empfunden wird. Es haben sich daher Hörgeräte etabliert, an denen zumindest ein Teil der Anpassung und/oder Feinabstimmung des Hörgerätes unabhängig von einem Hörgeräteakustiker vorgenommen werden kann, was vorzugsweise durch den Hörgeräteträger selbst erfolgt, beispielsweise unter Nutzung einer Fernbedienung.

[0003] Eine gute Anpassung an eine tatsächliche Hörsituation, insbesondere bei komfortablen Hörgeräten, ist jedoch häufig mit einer Anpassung zahlreicher technischer Parameter verbunden, was teilweise recht hohe Anforderungen an das technische Wissen des Hörgeräteträgers stellt, Wissen, das im Fall eines Laien möglicherweise nicht gegeben ist. Dadurch besteht die Gefahr einer Fehlanpassung des Hörgerätes, die seitens des Hörgeräteträgers möglicherweise nicht mehr selbst zu beseitigen ist, da das Auffinden der optimalen Einstellungen sich als zu schwierig herausstellen kann. Alternativ muss der Hörgeräteträger dann doch wieder einen Hörgeräteakustiker einschalten.

[0004] Die angesprochene Problematik gilt in besonderem Maße, wenn die einzelnen einstellbaren Parameter gleichzeitig die Eingangsgrößen komplexer Signalverarbeitungsalgorithmen bilden, die wiederum Einfluss auf die Übertragungs- und Verstärkungscharakteristik des Hörgerätes haben. Derartige Algorithmen können beispielsweise zur Unterdrückung von Störgeräuschen oder zur Hervorhebung gewünschter Schallquellen in Hörgeräten realisiert sein. Beispiele dafür sind Algorithmen zur Einstellung der Richtcharakteristik, Algorithmen zur Dämpfung von Nichtsprachanteilen, zur schnellen spektralen Störgeräuschschätzung, zur Windgeräuschunterdrückung und viele weitere. Mit der Zahl der Einstellmöglichkeiten steigt automatisch die Gefahr von Fehleinstellungen. Das gilt insbesondere, wenn die einzelnen einstellbaren Parameter die Übertragungs- und Verstärkungscharakteristik des Hörgerätes nicht völlig unabhängig voneinander beeinflussen und/oder Mehrdeutigkeiten entstehen. Diese Mehrdeutigkeiten, in denen der subjektive Eindruck vermittelt werden kann, dass unterschiedliche Einstellungen oder Parameterkombinationen zu scheinbar identischen Übertragungs- und Verstärkungscharakteristika führen, erschweren ein reproduzierbares Einstellen eines Hörgerätes erheblich. Die Gefahr von Fehleinstellungen steigt des Weiteren, wenn von einem Hörgeräteträger die Wirkung eines einstellbaren Parameters bzw. einer Verstellung desselben nicht akustisch wahrgenommen werden kann, was beispielsweise aus Besonderheiten seiner individuellen Hörstörung folgen kann. Auch diese Problematik gilt insbesondere für die Verwendung komplexer Signalverarbeitungsalgorithmen mit einstellbaren Parametern als Eingangsgrößen.

[0005] Es ist bekannt, die Gefahr vieldimensionaler Fehleinstellungen dadurch zu reduzieren, dass eine tatsächliche Hörsituation klassifiziert wird, was die anschließende Zuordnung der klassifizierten Hörsituation zu mehreren hinterlegten Datensätzen mit voreingestellten Parametern ermöglicht. Interaktiv erfolgt in diesem Fall anschließend nur noch die Auswahl des am besten zu einer jeweiligen Hörsituation passenden Parametersatzes (EP 0 814 634 B1). Diese Vorgehensweise erfordert jedoch das Hinterlegen relativ vieler Datensätze mit voreingestellten Parametern, um eine feinstufige Auswahl des geeigneten Parametersatzes vornehmen zu können, und setzt des weiteren die Fähigkeit des Hörgeräteträgers voraus, die Unterschiede zwischen den hinterlegten Einstellungen akustisch bewerten und eine qualifizierte Auswahl treffen zu können.

[0006] Es ist weiterhin bekannt, ausgehend von hinterlegten voreingestellten Parametern und einer Klassifikation einer bestimmten Hörsituation voreingestellte Parametersätze anzubieten, die automatisch variiert werden, nachdem sie vom Hörgeräteträger in der angebotenen Voreinstellung abgewählt worden sind (EP 1 453 356 A2). Auch in diesem Fall ist eine zielführende Optimierung nur möglich, wenn der Hörgeräteträger in der Lage ist, den Effekt der variierten Parameter akustisch wahrzunehmen und zu bewerten. Des Weiteren ist eine derartige Vorgehensweise zumindest teilweise an die Vorhersehbarkeit aufkommender Hörsituationen gebunden, kann also eine freie Einstellung von Parametern und/oder Signalverarbeitungsalgorithmen nicht vollständig ersetzen.

[0007] Die Aufgabe der Erfindung besteht somit darin, eine Möglichkeit anzugeben, ein Hörgerät an möglichst viele, auch unvorhersehbare Hörsituationen anpassen zu können und die Gefahr von Fehleinstellungen bzw. Fehlanpassungen möglichst gering zu halten, auch wenn diese von einem Nichtfachmann vorgenommen werden.

[0008] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Konfiguration mindestens einer Verstellmöglichkeit an einem Hörgerät nach Anspruch 1 und durch ein Hörgerät nach Anspruch 10 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.

[0009] Die Erfindung geht davon aus, dass es für eine sichere Vornahme von Verstellungen an einem Hörgerät bzw. den erfolgreichen Einsatz von besonderen Features in Hörgeräten zweckmäßig ist, vorher abzuschätzen, ob der jeweilige Anwender die Vorteile der Verstellmöglichkeit oder des jeweiligen Features überhaupt nutzen kann. Dadurch kann insbesondere bei interaktiven Features vorab geklärt werden, ob der Anwender, welcher die betreffenden Verstellungen vornehmen würde, dazu neigt, durch seine Manipulationen die Einstellung des Hörgerätes gegebenenfalls zu verschlechtern oder zumindest nicht reproduzierbar zu verändern. Im Folgenden wird vorwiegend von Verstellungen von Parametern gesprochen. Dabei sind jedoch alle Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Wirkungsweise und/oder Charakteristik eines Hörgerätes, also Zuschaltung, Abschaltung und Einstellung verschiedener Features und Algorithmen zur Signalverarbeitung mit umfasst.

[0010] Der Kern der Erfindung besteht darin, solche Verstellmöglichkeiten eines Hörgerätes zu identifizieren, die vom jeweiligen Träger eines Hörgerätes nicht zielführend genutzt werden können. Das kann darin begründet liegen, dass ein Hörgeräteträger die Wirksamkeit einer Verstellung eines Parameters oder eines Parametersatzes subjektiv als zu gering wahrnimmt oder diese Wirksamkeit quantitativ nicht bewerten kann, wodurch es ihm unmöglich ist, für eine vorzunehmende Verstellung einen jeweiligen Trend festzulegen, der zu einer für ihn wahrnehmbaren Verbesserung der Übertragungs- und Verstärkungscharakteristik des Hörgerätes führen würde. Nach der Identifizierung derartiger Verstellmöglichkeiten werden diese Verstellmöglichkeiten gesperrt, d.h. anstelle eines einstellbaren Parameters oder Parametersatzes werden fest vorgegebene Referenzwerte als Eingangsparameter verwendet, wodurch die Zahl der verbleibenden Einstellmöglichkeiten reduziert wird. Die Festsetzung der Referenzwerte kann dabei auch die Abschaltung bestimmter Features umfassen, deren Einsatz für den jeweiligen Hörgeräteträger mit keinem Vorteil verbunden ist.

[0011] Allgemein besteht die Erfindung in einem Verfahren zur Konfiguration mindestens einer Verstellmöglichkeit an einem Hörgerät, bei dem einem Hörgeräteträger die Aufgabe gestellt wird, mit Hilfe der zu konfigurierenden Verstellmöglichkeit das Hörgerät nach Gehör so einzustellen, dass sich am Hörgerät eine vorgegebene Charakteristik einstellt, wobei die Verstellmöglichkeit freigegeben wird, wenn die vom Hörgeräteträger eingestellte Charakteristik der vorgegebenen Charakteristik gleicht oder Abweichungen von dieser aufweist, die innerhalb eines vorgegebenen Toleranzbereiches liegen. Gleiche Charakteristika werden häufig dann auftreten, wenn es sich bei den getesteten Verstellmöglichkeiten um solche Verstellmöglichkeiten handelt, die in diskreten Stellschritten ausgeführt werden. Da bei kontinuierlich veränderbaren Stellgrößen in der Regel keine absolut identischen Einstellungen reproduziert werden können, muss ein entsprechender Toleranzbereich festgelegt werden, dessen Einhaltung erlaubt, die gestellte Aufgabe als gelöst anzusehen. Mit der Lösung der gestellten Aufgabe qualifiziert sich der Hörgeräteträger als Kandidat für die Nutzung der zu konfigurierenden Verstellmöglichkeit an seinem Hörgerät. Unter Charakteristik des Hörgerätes ist im Sinne der Erfindung die Gesamtheit der akustisch wahrnehmbaren Eigenschaften des Hörgerätes zu verstehen, von denen zumindest einige über vorzunehmende Einstellungen variiert werden können.

[0012] Im Vorfeld der Entscheidung, ob eine Einstellmöglichkeit eines Parameters dem Hörgeräteträger auch zugänglich werden soll oder nicht, wird das Hörgerät zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zunächst mit einem festen Referenzwert dieses Parameters betrieben, der entsprechend einer jeweils anliegenden Hörsituation so gewählt ist, dass eine Verstellung dieses Parameters objektiv eine hohe Wirksamkeit dieser Verstellung nach sich zieht. In dieser Einstellung wird dem Hörgeräteträger die Wahrnehmung eines Klangbeispiels ermöglicht. Anschließend wird der Referenzwert des Parameters durch einen abweichenden Wert des Parameters ersetzt und dem Hörgeräteträger die Aufgabe gestellt, durch Vornahme entsprechender Verstellungen in der gleichen Hörsituation den einstellbaren Parameter nach Gehör auf den Referenzwert zurückzuführen. Die Güte dieser Rückführung wird anschließend bewertet.

[0013] Dazu kann nach Beendigung der Verstellungen durch den Hörgeräteträger beispielsweise die Verstärkungs- und Übertragungscharakteristik des Hörgerätes ermittelt und mit derjenigen verglichen werden, die das Hörgerät aufweist, wenn es mit dem fest vorgegebenen Referenzwert des einstellbaren Parameters betrieben wird. Gleichen sich die beiden Verstärkungs- und Übertragungscharakteristika oder weichen sie nur geringfügig von einander ab, bzw. liegen die Abweichungen unterhalb eines vorzugebenden Schwellwertes, welcher einen für die zutreffende Freigabeentscheidung maßgeblichen Toleranzbereich beschreibt, so ist daraus ableitbar, dass die Wirksamkeit der getesteten Verstellmöglichkeit vom Hörgeräteträger auch subjektiv wahrnehmbar sowie quantitativ bewertbar ist und eine Verstellbarkeit dieses Parameters für den betreffenden Hörgeräteträger freigegeben werden kann, da die Gefahr von Fehleinstellungen in diesem Fall gering ist. Verbleiben nach Vornahme der Verstellungen durch den Hörgeräteträger jedoch große Unterschiede zwischen den beiden Verstärkungs- und Übertragungscharakteristika, so muss davon ausgegangen werden, dass die Wirksamkeit der getesteten Verstellmöglichkeiten vom Hörgeräteträger subjektiv nicht mit ausreichender Schärfe wahrgenommen werden kann. Die entsprechende Verstellmöglichkeit wird an seinem Hörgerät gesperrt, um der Gefahr von Fehleinstellungen vorzubeugen. Alternativ zum Vergleich der Hörgerätecharakteristika können auch die Referenzeinstellungen direkt mit den vom Hörgeräteträger vorgenommenen Parametereinstellungen verglichen und analog bewertet werden, was insbesondere vorteilhaft ist, wenn einstellbare Parameter auslesbar sind.

[0014] An Ausführungsbeispielen wird die Erfindung näher erläutert. Es zeigen:
Fig.1
einen Ablaufplan des erfindungsgemäßen Verfahrens am Beispiel eines einstellbaren Parameters; und
Fig. 2
eine schematische Darstellung eines Hörgerätes, das zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignet ist.


[0015] Fig. 1 zeigt einen Ablaufplan des erfindungsgemäßen Verfahrens am Beispiel eines einstellbaren Parameters. Ein einstellbarer Parameter wird in einem ersten Schritt auf einen festen Referenzwert PRef gesetzt. In einem nächsten Schritt wird durch eine Vergleichsoperation ein Vergleich des eingehenden Signals mit dem Ausgangssignal des Hörgerätes vorgenommen und das Ergebnis dieses Vergleiches in Form eines quantitativ bewertbaren Wertes Ein/AusRef abgelegt. In einem weiteren Schritt wird der einstellbare Parameter P auf einen Wert gesetzt, der um ein ΔP vom Referenzwert PRef abweicht. Anschließend wird dem Hörgeräteträger in einem weiteren Schritt die Möglichkeit gegeben, den Parameter P durch Vornahme entsprechender Verstellungen zu variieren, gleichzeitig wird ihm die Aufgabe gestellt, die Variation des Parameters P nach Gehör so vorzunehmen, dass das Hörgerät eine Verstärkungs- und Übertragungscharakteristik aufweist, die derjenigen möglichst gleicht, die es hatte, als der Parameter auf den Referenzwert PRef gesetzt war. Der Hörgeräteträger wird also versuchen, dem um ΔP vom Referenzwert PRef abweichenden Parameterwert ein weiteres Glied PX hinzuzufügen und einen Zielwert PZiel zu erreichen, der möglichst nah am ursprünglich eingestellten Referenzwert PRef liegt. Anschließend wird in einem weiteren Schritt die verbleibende Abweichung zwischen dem Referenzwert PRef des Parameters und dem vom Hörgeräteträger erreichten Zielwert PZiel ermittelt, indem quantitativ bewertbare Werte Ein/AusRef und Ein/AusZiel beider Einstellungen in einer Vergleichsoperation voneinander abgezogen werden. Die ermittelte Abweichung ΔZiel ermöglicht eine Bewertung der durch den Hörgeräteträger vorgenommenen Verstellungen. Anschließend kommt es in einem weiteren Schritt zu einer Fallunterscheidung in Abhängigkeit von einem vorgegebenen Schwellwert S. Ist die Abweichung ΔZiel kleiner als der vorgegebene Schwellwert, so wird die Verstellmöglichkeit bezüglich des getesteten Parameters im Anschluss freigegeben. Anderenfalls wird diese Verstellmöglichkeit gesperrt und der getestete Parameter auf einen konstanten Wert Pconst gesetzt. Dieser kann dem Referenzwert PRef entsprechen, aber auch wechselnde Werte in Abhängigkeit von jeweils identifizierten Hörsituationen und/oder im Hörgerät verfügbaren Hörprogrammen annehmen. Während des beschriebenen Ablaufs wird dafür gesorgt, dass sich die Hörsituation nicht ändert.

[0016] Generell lässt sich das erfindungsgemäße Verfahren unter Nutzung anderer quantitativ bewertbarer Größen durchführen, die den jeweiligen Parametereinstellungen zugeordnet werden können. Dazu zählen insbesondere die Stellzustände von Stellgliedern, über deren Betätigung die Parametereinstellung realisiert wird und die in der Regel einfach aus- oder abgelesen werden können. Die dargestellte Variante unter Nutzung eines Vergleiches der Eingangs- und Ausgangssignale bei den verschiedenen Einstellungen ermöglicht jedoch gleichzeitig eine Beurteilung der objektiven Wirkung der verfahrensgemäß vorgenommenen Parametervariation bzw. des getesteten Features. Unter objektiver Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens sind sowohl technisch nachweisbare Einflüsse auf akustische Hörgeräteeigenschaften als auch objektive Tests wie z.B.

[0017] Sprachverständlichkeitstests zu verstehen. Dadurch kann gesichert werden, dass während der Durchführung des Verfahrens keine Hörsituation bestanden hat, in der es dem Hörgeräteträger allein aus objektiven Gründen unmöglich war, die geforderten Verstellungen zielführend vorzunehmen, da diese in der betreffenden Hörsituation objektiv keine Wirkung gezeigt hätten. Das ist immer dann von Vorteil, wenn das Verfahren nicht unter Laborbedingungen, also unter Nutzung optimierter Parametervorgaben und Klangbeispiele ausgeführt werden kann, wie das beispielsweise bei einer spontanen Anpassung eines Hörgerätes an eine neue und bisher nicht klassifizierte Hörsituation der Fall ist. Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst stets eine interaktive Ermittlung einer subjektiven Wirksamkeit einer untersuchten Parameterein- oder Verstellung. Weicht diese stark von der objektiven Wirksamkeit im Sinne eines technisch nachweisbaren Einflusses auf die akustischen Eigenschaften des Hörgerätes ab, so kann diese Abweichung zur Grundlage der Entscheidung über eine Freigabe oder Sperrung der Möglichkeit der Verstellung des jeweiligen Parameters gemacht werden.

[0018] Das erfindungsgemäße Verfahren liefert somit die Möglichkeit, die Wirksamkeit eines Parameters bzw. die Wirksamkeit von dessen Verstellung zu testen und dieses Testergebnis zur Grundlage einer Freigabeentscheidung zu machen. Das geschieht, ohne Daten aus einem Tonaudiogramm, dem Alter des Hörgeräteträgers oder anderer weicher Faktoren abschätzen und verwerten zu müssen.

[0019] Dadurch wird vermieden, den Anwender eines Hörgerätes ohne individualisierte Vorauswahl mit einem Feature bzw. einer Verstellbarkeit eines Parameters zu versorgen, was für ihn ohne Nutzen bliebe und mit der Gefahr verbunden wäre, dass das Hörgerät aufgrund unübersichtlicher bzw. schlecht reproduzierbarer Einstellmöglichkeiten abgelehnt würde.

[0020] Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung eines Hörgerätes, das zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignet ist. Dieses umfasst eine Signalübertragungsstrecke, bestehend aus einer Eingabeeinheit 1 in Form eines Mikrofons, einer Signalverarbeitungs- und/oder Verstärkungseinheit 2 sowie einer Ausgabeeinheit 3 in Form eines Lautsprechers. Am Mikrofon eingehende Signale können verstärkt an die Ausgabeeinheit 3 weitergeleitet werden. Des Weiteren sind ein oder mehrere Signalverarbeitungseinheiten umfasst, in Fig. 1 z.B. sind vier solcher weiterer Signalverarbeitungseinheiten 4, 5, 6, 7 dargestellt, in denen eingehende Signale durch einen bestimmten Algorithmus verändert werden können, bevor sie wieder der Signalverarbeitungs- und/oder Verstärkungseinheit 2 zugeführt werden und in das an der Ausgabeeinheit 3 anliegende Signal einfließen. Die weiteren Signalverarbeitungseinheiten 4, 5, 6, 7 können dabei hardwaremäßig angelegt sein, separat oder als Bestandteil der Signalverarbeitungs- und/oder Verstärkungseinheit 2 ausgeführt sein und/oder lediglich in der Bereitstellung einer entsprechenden Signalverarbeitungssoftware bestehen. Für die Funktionsweise des erfindungsgemäßen Hörgerätes kann das außer Betracht bleiben. Die unterschiedlichen Algorithmen in den Signalverarbeitungseinheiten 4, 5, 6, 7 können beispielsweise Algorithmen für verschiedene Formen der Störgeräuschunterdrückung umfassen aber auch alle anderen Formen einer Signalverarbeitung, die in Hörgeräten angestrebt wird, betreffen. Um die Wirksamkeit der enthaltenen Algorithmen beeinflussen zu können, sind ein oder mehrere Stellelemente umfasst, in Fig. 1 z.B. sind vier solcher weiterer Stellelemente 8, 9, 10, 11 dargestellt, über die ein oder mehrere Parameter, von denen die Wirksamkeit des jeweiligen Algorithmus abhängt, variiert werden können. Die Stellelemente 8, 9, 10, 11 können einzeln freigegeben oder gesperrt werden, was einer Sperrung oder Freigabe der Einflussnahme auf den jeweils zu verstellenden Parameter gleich kommt. Des weiteren ist ein Referenzgeber 12 umfasst, der anstelle der über die Stellelemente 8, 9, 10, 11 einstellbaren Parameter jeweils einen Referenzwert PRef bzw. verschiedene konstante Werte Pconst erzeugen und an die entsprechenden Signalverarbeitungseinheiten 4, 5, 6, 7 anlegen kann.

[0021] Im dargestellten Beispiel wurde das erfindungsgemäße Verfahren für die einzelnen Algorithmen Alg1 bis Algn ausgeführt, wobei für die Algorithmen Alg1 und Alg3 eine Freigabe der entsprechenden Verstellmöglichkeit festgelegt wurde, während für die restlichen Algorithmen eine derartige Freigabe verweigert wurde (gestrichelt dargestellte Anbindung der Stellelemente 9, 11). Im Vorfeld der Freigabe war also der Hörgeräteträger nicht in der Lage, die mit den Stellelementen 9, 11 ausführbaren Verstellmöglichkeiten so einzusetzen, dass entsprechend dem erfindungsgemäßen Verfahren eine zielführende Rückführung der verstellten Parameter auf den geforderten Referenzwert PRef erzielt werden konnte. Mit den Stellelementen 8 und 10 konnte diese Rückführung dagegen erfolgreich durchgeführt werden.

[0022] Anstelle der einstellbaren Parameter an den Signalverarbeitungseinheiten 5, 7 werden konstante Parameterwerte angelegt, die als Ausgangswerte des Referenzgebers 12 den für die Durchführung des Verfahrens erforderlichen Referenzwerten PRef entsprechen können, aber auch wechselnde konstante Werte Pconst in Abhängigkeit von jeweils identifizierten Hörsituationen und/oder im Hörgerät verfügbaren Hörprogrammen annehmen können. Auf diese Weise verbleiben in jedem Fall für eine Anpassung des Hörgerätes nach Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens lediglich zwei einstellbare Parameter, was die Gefahr von Fehleinstellungen gegenüber einer Freigabe aller Verstellmöglichkeiten deutlich reduziert und die Einstellprozedur für den Hörgeräteträger insgesamt stark vereinfacht.

[0023] Die vorgestellte Vorgehensweise kann auf unterschiedliche Weise in die Konfiguration eines Hörgerätes einbezogen werden. Unterschiedliche Konfigurationen können mit unterschiedlichen Hörsituationen bzw. Hörprogrammen verknüpft werden. Grundsätzlich kann eine erfindungsgemäße Freigabe oder Sperrung von Verstellmöglichkeiten eines Hörgerätes zeitnah zu seiner Auslieferung an den vorgesehenen Hörgeräteträger in einer Sitzung beim Hörgeräteakustiker erfolgen. Dort können unter Laborbedingungen Hörsituationen simuliert und Klangbeispiele generiert werden, die optimal auf die Bewertung der Fähigkeiten des Hörgeräteträgers zur Nutzung bestimmter Features und Verstellmöglichkeiten abgestimmt sind. Entsprechende Prüfalgorithmen können in diesem Fall in ein Programmiergerät des Hörgeräteakustikers einbezogen sein.

[0024] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt unter realen Einsatzbedingungen nach Erkennen einer Hörsituation, in der bisher keine Konfiguration der Einstellmöglichkeiten des Hörgerätes vorgenommen wurde, eine Neukonfiguration, bevor dem Hörgeräteträger auch in dieser Hörsituation ausgewählte Verstellmöglichkeiten zu Verfügung stehen. Für die Erkennung einer Hörsituation, die eine Neukonfiguration erfordert, können in an sich bekannter Weise Klassifizierungssysteme genutzt werden, die häufig für die automatisierte Auswahl verschiedener Hörprogramme zur Verfügung stehen.

[0025] Besonders vorteilhaft ist das erfindungsgemäße Verfahren in Verbindung mit Lernalgorithmen, beispielsweise in Zusammenhang mit sogenannten Trainable Hearing Aids, einzusetzen, da in derartigen Systemen die Vornahme fehlerhafter Einstellungen möglicherweise zu dauerhaft unbefriedigenden Anpassungen des Hörgerätes an wechselnde Hörsituationen führt bzw. Lernprozesse behindert. Insbesondere im Vorfeld der Anwendung von Verstellmöglichkeiten, die Parameter als Eingangsgrößen von Lernalgorithmen beeinflussen, wird der Anwender bereits getestet, ob er in der Lage ist, das System sinnvoll und zielführend einzusetzen.

[0026] Vorteilhafterweise werden dem Anwender zusätzlich zu Hörprogrammen, die gegebenenfalls zur automatischen Anpassung an unterschiedliche Hörsituationen in seinem Hörgerät abgelegt sind, zwei weitere Programme angeboten, die der erfindungsgemäßen Konfiguration der Verstellmöglichkeiten des Hörgerätes dienen. In einem Programm ist eine Referenzeinstellung mindestens eines Parameters gespeichert, dessen Verstellmöglichkeit gesperrt oder freigegeben werden soll. In einem zweiten Programm ist diese Referenzeinstellung so verstellt, dass diese mit Hilfe der zu testenden Verstellmöglichkeit wieder in die Referenzeinstellung gestellt werden kann. Dem Hörgeräteträger kann in diesem Fall jederzeit eine nach Gehör zu lösende Aufgabe gestellt werden, deren Lösung in der Auffindung einer Einstellung des zu prüfenden Parameters besteht, bei der das Hörgerät in beiden Programmen für den Anwender gleich oder zumindest ähnlich klingt, beispielsweise also eine gleiche Sprachverständlichkeit liefert. Die erfindungsgemäße Konfiguration der Einstellmöglichkeiten des Hörgerätes lässt sich auf diese Weise ohne großen Aufwand realisieren.

[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren lässt sich ein- oder mehrstufig und in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden ausführen. Bei einer mehrstufigen Ausführung kann jeweils die nächste Stufe abhängig von der erfolgreichen Bewältigung einer vorangegangenen Stufe eingeleitet werden, um einen unnötigen Aufwand für zu viele Prüfschritte zu vermeiden.

[0028] Dazu könnte so vorgegangen werden, dass das Prozedere in mehreren Schritten durchgeführt wird, wobei in einem ersten Schritt nur einfach zu bewertende Verstellmöglichkeiten, bei einem Trainable Hearing Aid beispielsweise der Lautstärkesteller, verwendet werden müssten, um die nach Gehör zu lösende Aufgabe zu bewältigen. In weiteren Schritten müssten dann komplexere Einstellungen vorgenommen werden, die zumindest die im ersten Schritt bereits geprüften Fähigkeiten voraussetzen. Bei einem Trainable Hearing Aid könnte das beispielsweise die Einstellung der Tonblende sein. Dazu könnte auch durch eine Variation der dargebotenen Signale und/oder Klangbeispiele die Komplexität der Aufgabe erhöht werden, um so noch differenzierter beurteilen zu können, ob der jeweilige Hörgeräteträger für eine selbständige Vornahme der geprüften Verstellmöglichkeiten geeignet ist.

[0029] An zwei konkrete Einstellmöglichkeiten eines Hörgerätes betreffenden Ausführungsbeispielen wird das erfindungsgemäße Verfahren nochmals beschrieben. Das erste Beispiel betrifft ein Hörgerät mit zuschaltbarem direktionalem Mikrofon. Das Hörgerät mit mehreren Hörprogrammen verfügt unter anderem über ein Mikrofonsystem, das manuell zwischen omnidirektionaler Richtcharakteristik und direktionaler Richtcharakteristik umgeschaltet und eingestellt werden kann. Durch dieses Feature kann in störgeräuschbehafteter Umgebung Sprache aus einer bestimmten Richtung besser verstanden werden, wenn das Hörgerät mit direktional wirkendem Mikrofonsystem betrieben wird. Natürlich muss gewährleistet sein, dass diesbezüglich vorzunehmende Einstellungen zur Variation der Richtcharakteristik so vorgenommen werden, dass sich die Anpassung der Richtcharakteristik an eine bestimmte Hörsituation nach Vornahme der Verstellung nicht verschlechtert, sondern möglichst verbessert wird.

[0030] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zu diesem Zweck wie folgt vorgegangen:

[0031] Zunächst wird in einem ersten Hörprogramm des Hörgerätes eine Referenzeinstellung abgelegt, bei der das Mikrofonsystem in einem Referenzmodus mit festgelegter Richtcharakteristik betrieben wird. In einem zweiten Hörprogramm wird eine Hörgeräteeinstellung abgelegt, bei der die Mikrofoneinstellung bezüglich der Richtcharakteristik im Vergleich zum Referenzmodus verändert ist, jedoch vom Hörgeräteträger verändert werden kann. In der Folge wird dem Hörgeräteträger ein Testsignal, beispielsweise ein Sprachsignal aus 0° und ein Störgeräusch aus 180°, vorgespielt und der Hörgeräteträger hat die Aufgabe, das Mikrofonsystem im zweiten Programm so einzustellen, dass ihm der Eindruck vermittelt wird, dass die Sprache mit beiden Programmen gleich gut verstanden werden kann, das subjektive Sprachverstehen also gleich ist.

[0032] Die verbleibende Abweichung der vom Hörgeräteträger vorgenommenen Endeinstellung von der Referenzeinstellung wird direkt oder indirekt erfasst.

[0033] Anschließend wird geprüft, ob die erfasste Abweichung noch innerhalb eines Toleranzbereiches liegt, der nach physiologischen und/oder technischen Randbedingungen festgelegt ist. Liegt die Abweichung innerhalb des Toleranzbereiches, ist der Hörgeräteträger geeignet, das Mikrofonsystem des Hörgerätes bezüglich seiner Richtcharakteristik interaktiv einzustellen. Die entsprechende Verstellmöglichkeit wird freigegeben. Liegt die Abweichung jedoch außerhalb des Toleranzbereiches, ist der Hörgeräteträger nicht geeignet, diese Einstellung zur Anpassung seines Hörgerätes an unterschiedliche Hörsituationen selbst vorzunehmen. In diesem Fall muss das Hörgerät auf andere Weise auf die individuellen Bedürfnisse des Hörgeräteträgers eingestellt werden, beispielsweise durch Vorgabe von Richtcharakteristika, die sich in klassifizierten Hörsituationen automatisch einstellen und nicht verändert werden können.

[0034] Das zweite Beispiel betrifft ein Hörgerät mit getrennter Verstärkung in einem Hochton- und einem Tieftonkanal. Ein Hörgerät mit mehreren Hörprogrammen verfügt über unabhängig voneinander einstellbare Verstärkungen in einem Hochton-(GAINHB) und einem Tieftonkanal (GAINLB). Durch diese Anordnung kann die Verstärkung breitbandig verändert werden, indem GAINHB und GAINLB gleichzeitig geändert werden, was einer Verstellung der Lautstärke entspricht. Es können jedoch auch beide Verstärkungen getrennt voneinander verändert werden, so dass eine Formung des Frequenzgangs erfolgt.

[0035] Zur Prüfung evtl. freizugebender Verstellmöglichkeiten bezüglich der Verstärkung wird wie folgt vorgegangen:

[0036] Zunächst wird in einem ersten Hörprogramm des Hörgerätes eine Referenzeinstellung mit vorgegebener Verstärkung abgelegt. In einem zweiten Hörprogramm wird eine Hörgeräteeinstellung abgelegt, bei der die Verstärkung breitbandig abweichend von der Referenzeinstellung eingestellt ist, jedoch vom Hörgeräteträger verändert werden kann. In der Folge wird dem Hörgeräteträger ein Testsignal, beispielsweise ein Sprachsignal in Ruhe, vorgespielt und der Hörgeräteträger hat die Aufgabe, die Verstärkung unter Nutzung der Verstellmöglichkeiten gemäß dem zweiten Programm so zu verändern, dass das Testsignal in beiden Programme gleich laut empfunden wird. Die verbleibende Abweichung der vom Hörgeräteträger vorgenommenen Endeinstellung von der Referenzeinstellung wird direkt oder indirekt erfasst.

[0037] Anschließend wird geprüft, ob die erfasste Abweichung noch innerhalb eines Toleranzbereiches liegt, der nach physiologischen und/oder technischen Randbedingungen festgelegt ist. Ist das der Fall, wird anschließend die Verstärkung im zweiten Hörprogramm im Vergleich zur Referenzeinstellung im ersten Hörprogramm in beiden Kanälen getrennt verändert, so dass zusätzlich zur Gesamtverstärkung auch eine frequenzabhängige Komponente wirksam wird. Erneut erhält der Hörgeräteträger die Aufgabe, unter Darbietung eines Testsignals die Verstärkung unter Nutzung der Verstellmöglichkeiten des zweiten Hörprogrammes so zu verändern, dass das Testsignal in beiden Programmen gleich laut und gleich klingend wahrgenommen wird. Die verbleibende Abweichung der vom Hörgeräteträger vorgenommenen Endeinstellung von der Referenzeinstellung wird erneut direkt oder indirekt erfasst.

[0038] Anschließend wird erneut geprüft, ob die erfasste Abweichung noch innerhalb eines Toleranzbereiches liegt, der nach physiologischen und/oder technischen Randbedingungen festgelegt ist.

[0039] Liegen die Abweichungen innerhalb der Toleranzbereiche, ist der Hörgeräteträger geeignet, die Verstärkung des Hörgerätes sowohl breitbandig als auch frequenzselektiv interaktiv einzustellen. Die entsprechenden Verstellmöglichkeiten werden freigegeben. Liegen die Abweichungen jedoch außerhalb der Toleranzbereiche, ist der Hörgeräteträger nicht geeignet, diese Einstellungen zur Anpassung seines Hörgerätes an unterschiedliche Hörsituationen selbst vorzunehmen. In diesem Fall muss das Hörgerät auf andere Weise auf die individuellen Bedürfnisse des Hörgeräteträgers eingestellt werden, beispielsweise durch Vorgabe von Verstärkungscharakteristika, die sich in klassifizierten Hörsituationen automatisch einstellen und nicht verändert werden können.

[0040] Im letzten Ausführungsbeispiel erfolgte eine zweistufige Prüfung vor der Freigabe der jeweiligen Verstellmöglichkeiten. Diese Mehrstufigkeit birgt die Möglichkeit eines vorzeitigen Abbruchs des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Einsparung nachgeordneter Prüfungen.

[0041] Wenn also im vorliegenden Beispiel der Hörgeräteträger die erste Einstellaufgabe gelöst hat, an der zweiten jedoch scheitert, so wird für ihn lediglich eine breitbandige Verstellung der Verstärkung im Sinne einer Lautstärkeregelung freigegeben. Scheitert er jedoch bereits an der ersten Einstellaufgabe, entfällt auch diese Freigabe, und es kann der nachgelagerte Schritt der Prüfung der Fähigkeit zur zielführenden Vornahme frequenzselektiver Einstellungen vollständig entfallen.

[0042] Zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens sind Vorrichtungen zur Konfiguration mindestens einer Verstellmöglichkeit an einem Hörgerät geeignet, die Mittel zur Vorgabe mindestens einer Referenzeinstellung mindestens eines Parameters, Mittel zur Verstellung dieses Parameters und Mittel zur Freigabe oder Sperrung der Verstellung dieses Parameters umfassen, wobei die Mittel zur Freigabe oder Sperrung der Verstellung dieses Parameters so ausgelegt sind, dass sie eine Freigabe der Verstellung bewirken, nachdem der Hörgeräteträger unter Zielvorgabe der Referenzeinstellung nach Gehör eine Verstellung des Parameters vorgenommen hat, so dass das Hörgerät eine Charakteristik aufweist, die der Charakteristik des Hörgerätes in der Referenzeinstellung gleicht oder Abweichungen von dieser aufweist, die innerhalb eines vorgegebenen Toleranzbereiches liegen. Einer Automatisierung des Verfahrens kommt es vorteilhaft entgegen, wenn die Mittel zur Vorgabe mindestens einer Referenzeinstellung mindestens eines Parameters, die Mittel zur Verstellung dieses Parameters und die Mittel zur Freigabe oder Sperrung der Verstellung dieses Parameters fest mit einem Hörgerät verbunden sind.

[0043] Vorteilhafterweise sind des Weiteren Mittel umfasst, die den mindestens einen Parameter, der bei freigegebener Verstellmöglichkeit variiert werden kann, im Fall der nicht freigegebenen Verstellmöglichkeit auf einen konstanten Wert Pconst setzen.

[0044] Vorteilhafterweise umfassen die Mittel zur Verstellung des mindestens einen Parameters Mittel zur Verstellung mindestens eines Parameters, der während des Trainierens eines Hörgerätes zur Anpassung an unterschiedliche Hörsituationen verstellt werden kann, mindestens eines Parameters, welcher die Wirkungsstärke von Algorithmen zur Störgeräuschunterdrückung betrifft, mindestens eines Parameters, welcher die Einstellung der Frequenzabhängigkeit der Übertragungs- und Verstärkungscharakteristik betrifft, und/oder mindestens eines Parameters, welcher die Einstellung der Richtcharakteristik des Hörgerätes betrifft.


Ansprüche

1. Verfahren zur Konfiguration mindestens einer Verstellmöglichkeit an einem Hörgerät mit den folgenden Schritten:

- Festlegen eines einstellbaren Parameters (P) auf einen Referenzwert (PRef) für ein Referenzausgangssignal;

- Festlegen des einstellbaren Parameter (P) auf einen Testwert, der um ein vorgegebenen Wert (ΔP) vom Referenzwert (PRef) abweicht und Ausgabe eines dem Testwert entsprechenden Ausgangssignals;

- Erfassen des vom Hörgeräteträger eingestellten Parameter zur Anpassung des Ausgangssignals an das Referenzausgangssignal;

- Ermitteln der Abweichung zwischen dem Referenzwert (PRef) und dem vom Hörgeräteträger eingestellten Parameter; und

- Fallunterscheidung in Abhängigkeit von einem vorgegebenen Schwellwert (S), wobei die Verstellmöglichkeit des Parameters freigegeben wird, wenn die erfasste Abweichung unterhalb des vorgegebenen Schwellwertes (S) liegt.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Parameter, der bei freigegebener Verstellmöglichkeit variiert werden kann, im Fall der nicht freigegebenen Verstellmöglichkeit auf einen konstanten Wert (Pconst) gesetzt wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Wert (Pconst) dem Referenzwert (PRef) entspricht, der zur Prüfung der subjektiven Wirksamkeit der Verstellmöglichkeit genutzt wird.
 
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Wert (Pconst) jeweils in einem Hörprogramm abgelegt ist, das vom Hörgeräteträger eingestellt werden kann oder sich automatisch nach Klassifizierung einer Hörsituation einstellt.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Verstellmöglichkeiten Parameter betreffen, die während des Trainierens eines Hörgerätes zur Anpassung an unterschiedliche Hörsituationen verstellt werden können.
 
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Verstellmöglichkeiten Parameter betreffen, welche die Wirkungsstärke von Algorithmen betreffen.
 
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Verstellmöglichkeiten Parameter zur Einstellung der Frequenzabhängigkeit der Übertragungs- und Verstärkungscharakteristik betreffen.
 
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Verstellmöglichkeiten Parameter zur Einstellung der Richtcharakteristik des Hörgerätes betreffen.
 
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Freigabe mindestens einer Verstellmöglichkeit automatisch überprüft wird, wenn sich eine nicht klassifizierte oder erstmals klassifizierte Hörsituation einstellt.
 
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass eine zweistufige Prüfung vor der Freigabe der Verstellmöglichkeiten erfolgt, wobei bei einem freigegebenen ersten Parameter und einem gesperrten zweiten Parameter lediglich eine breitbandige Verstellung der Verstärkung freigegeben wird und bei einem gesperrten ersten Parameter die Freigabe zur breitbandigen Verstellung der Verstärkung entfällt.
 
11. Hörgerät aufweisend eine Ausgabesignaleinrichtung (2, 3, 4, 5, 6, 7) zum Erzeugen eines Ausgangsignals für einen Hörgeräteträger, einen Referenzgeber (12) und ein Stellelement (8, 9, 10, 11) für einen einstellbaren Parameter (P) des Ausgangssignal, wobei der Referenzgeber (12) ausgelegt ist, den einstellbaren Parameter (P) auf einen Referenzwert (PRef) und einen Testwert, der um einen vorgegebenen Wert (ΔP) vom Referenzwert (PRef) abweicht, festzulegen, wobei die Ausgangssignaleinrichtung (2, 3, 4, 5, 6, 7) ausgelegt ist, um ein dem Testwert entsprechendes Ausgangssignal an den Hörgeräteträger auszugeben, wobei der Referenzgeber (12) ausgelegt ist an dem Stellelement (8, 9, 10, 11) eingestellte Parameter zur Anpassung des Ausgangssignal an das Referenzausgangssignal zu erfassen und eine Abweichung zwischen dem Referenzwert (PRef) und den vom Hörgeräteträger eingestellten Parameter zu ermitteln sind, um die Verstellmöglichkeit des Parameters frei zu geben, wenn die Abweichung unterhalb des vorgegebenen Schwellwertes (S) liegt.
 
12. Hörgerät nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Referenzgeber (12) ausgelegt ist, den Parameter, der bei freigegebener Verstellmöglichkeit variiert werden kann, im Fall der nicht freigegebenen Verstellmöglichkeit auf einen konstanten Wert (Pconst) zu setzen.
 
13. Hörgerät nach einem der Ansprüche 11 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Stellelement (8, 9, 10, 11) zur Verstellung mindestens eines Parameters, der während des Trainierens eines Hörgerätes zur Anpassung an unterschiedliche Hörsituationen verstellt werden kann, mindestens eines Parameters, welcher die Wirkungsstärke von Algorithmen betrifft, mindestens eines Parameters, welcher die Einstellung der Frequenzabhängigkeit der Übertragungs- und Verstärkungscharakteristik betrifft, und/oder mindestens eines Parameters, welcher die Einstellung der Richtcharakteristik des Hörgerätes betrifft, ausgelegt ist.
 
14. Hörgerät nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen omnidirektionaler Richtcharakteristik und direktionaler Richtcharakteristik umgeschaltet und eingestellt werden kann.
 




Zeichnung










Recherchenbericht










Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente