Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Siliziumblocks in einem Kristallzüchtungsprozess für Silizium durch Bereitstellen einer Solarkokille mit einem eine Innenwandung aufweisenden Kokillenbasiskörper aus Quarzglas oder aus Quarzgut, von der mindestens ein Teil von einer SiO
2-haltigen Körnungsschicht bedeckt ist, wobei Silizium in die Solarkokille gefüllt, das Silizium unter Bildung einer Silizium-Schmelze erhitzt und die Silizium-Schmelze unter Kristallisation und Bildung des Siliziumblocks abgekühlt werden.
[0002] Weiterhin betrifft die Erfindung eine Solarkokille mit Rechteckform zum Einsatz in einem Kristallzüchtungsprozess, mit einem eine Innenwandung aufweisenden Kokillenbasiskörper aus Quarzglas oder aus Quarzgut sowie einer die Innenwandung mindestens teilweise bedeckenden SiO
2-haltigen Schicht.
[0003] Außerdem geht es bei der Erfindung um ein Verfahren zur Herstellung einer So-larkokille mit Rechteckform zum Einsatz in einem Kristallzüchtungsprozess, indem ein eine Innenwandung aufweisender Kokillenbasiskörper aus Quarzglas oder aus Quarzgut sowie eine amorphe SiO
2-Teilchen enthaltende Dispersion bereitgestellt werden, unter Einsatz der Dispersion eine SiO
2-haltige Schlickerschicht mit einer Schichtdicke von mindestens 0,1 mm auf mindestens einem Teil der Innenwandung aufgebracht wird, sowie die Schlickerschicht getrocknet und unter Ausbildung einer Diffusionssperrschicht thermisch verdichtet wird.
Stand der Technik
[0004] Blöcke aus mono- oder polykristallinem Silizium für Solaranwendungen werden nach dem Bridgman- oder dem Vertical Gradient Freeze (VGF)-Verfahren in Solarkokillen aus Quarzglas oder aus Quarzgut erschmolzen.
[0005] Diese Solarkokillen werden häufig anhand keramischer Schlickerverfahren hergestellt und haben eine polygonale, im einfachsten Fall rechteckige Tiegelöffnung. Aus Kostengründen werden die Kokillen überwiegend aus natürlich vorkommendem Quarz-Rohstoff erzeugt. Daher ist die Reinheit des Kokillenmaterials grundsätzlich geringer als die von synthetisch erzeugtem Quarzglas. Beim Kristallzüchtungsprozess wird in die Kokillenwandung mindestens teilweise auf Temperaturen oberhalb von 1.410°C aufgeheizt. Die in der Kokillenwandung vorhandenen Verunreinigungen verursachen dabei eine Kristallisation unter Bildung von Cristobalit. Beim Abkühlen führt eine als "Cristobalitsprung" bekannte Gefügeumwandlung zur Zerstörung der Kokille, die somit nur einmal verwendet werden kann.
[0006] Der Siliziumblock schrumpft beim Abkühlen stärker als die Kokille. Bei Anhaftungen an der Kokillenwandung kann es zu Spannungen und Rissen im Siliziumblock kommen. Dem wird mit Trennschichten aus Si
3N
4, SiC und dergleichen begegnet.
[0007] Darüber hinaus werden metallische Verunreinigungen während der Kristallzüchtung auch aus der Kokillenwandung in das Silizium eingetragen. Der Eintrag erfolgt durch Volumendiffusion, Oberflächendiffusion oder durch Verdampfen flüchtiger Metallverbindungen aus dem Quarzgutscherben, und zwar sowohl in die flüssige Silizium-Phase als auch in die kristallisierte feste Phase. Im Verlaufe der letzten Jahre wurde der Verunreinigungsgehalt ständig reduziert und dabei die Leitverunreinigung Eisen, die stellvertretend auch für andere metallische Verunreinigungen wie beispielsweise Cr oder Cu steht, von etwa 100 auf 10 Gew.-ppm gesenkt werden. Eisen-Verunreinigungen sind jedoch besonders kritisch, da sie die elektronischen Eigenschaften des Halbleitermaterials beeinträchtigen und besonders leicht diffundieren.
[0008] Am erstarrten Siliziumblock (auch als "Ingot" bezeichnet) wird daher in der Randzone ein Bereich mit erhöhter Fe-Gesamtkonzentration gefunden. Diese liegt typischerweise im Bereich von 10
14 bis 10
16 at/cm
3. In ungünstigen Fällen stellt die Randzone Materialverlust dar, der maßgelblich zu den Fertigungskosten für Solarzellen beiträgt. (Hinweis: in der Literatur werden häufig Konzentrationsangaben nur für das im Siliziumgitter interstitiell gelöste Eisen genannt, die obigen Angaben beziehen sich jedoch auf die Gesamt-Konzentration an Eisen).
[0009] Aus den verschlechterten elektrischen Eigenschaften im Randbereich kann auf die Verunreinigung geschlossen werden. Bei der Messung mittels der Minoritätsträger-Ladungsträgerlebensdauer (LTLD) wird der schlechte Bereich rot dargestellt und deshalb auch als "red zone" bezeichnet. In der prozessierten Zelle werden anhand der Photolumineszenz-Messung (PL) Randbereiche mit reduziertem elektrischem Zellwirkungsgrad detektiert und sind als dunkle Bereiche erkennbar.
[0010] Um den Eintrag von Verunreinigungen aus der Tiegelwandung zu reduzieren, wird die Kokillen-Innenwandung mit Diffusionsbarrieren versehen. Hierfür ist eine Vielzahl von Methoden bekannt.
[0011] So wird in der
DE 10 2011 082 628 A1 vorgeschlagen, den Boden und die Seitenwände der Kokille mit einer Diffusionsbarriere in Form eingelegter Platten aus hochreinem Quarzglas mit Dicken von beispielsweise 1 mm auszukleiden. Die Quarzglas-Platten können innen zusätzlich mit einer Si
3N
4-Schicht versehen sein, um die Entnahme des Silizium-Blocks zu vereinfachen.
[0012] Zwischen den einzelnen Platten und im Randbereich bleiben offene Spalte, die abgedichtet werden müssen. Durch Unebenheiten der Kokille und Punktlasten nach der Silizium-Befüllung besteht hohe Bruchgefahr für die Platten. Bei unterschiedlichen Auflagespaltweiten ergeben sich undefinierte Wärmeübergänge. Zudem sind Platten aus hochreinem Quarzglas sehr teuer. Hohe Materialkosten und der Montageaufwand machen den Fertigungsprozess kostenaufwändig, insbesondere für die Abdeckung großvolumiger Kokillen mit Breiten von mehr als 0,5 m und Wandhöhen von 0,25 m und mehr.
[0013] In der
EP 0 949 358 A2 wird zur Herstellung einer Kokille ein Verfahren vorgeschlagen, bei dem ein Wachskern in Form der Kokillen-Innenwand bereitgestellt und darauf eine Schlickerschicht durch Tauchen aufgebracht wird, die feinkörnige SiO
2-Teilchen mit Teilchengrößen 40 µm sowie kolloidales SiO
2 enthält. Auf die Schlickerschicht wird feinkörniger Quarzglassand (fine fused silica sand) hoher Reinheit mit Teilchengrößen um 150 µm aufgepudert. Das Eintauchen und Abpudern wird bis um Erreichen einer Schichtdicke von 3 mm wiederholt. Nach erneutem Eintauchen in den Schlicker wird grobkörniger Quarzglassand mit Teilchengrößen zwischen 500 und 1500 µm geringerer Reinheit aufgepudert. Auch dieser Vorgang wird widerholt, bis eine Schichtdicke von 8 mm erreicht ist. Der so erzeugte Schichtverbund aus innerer Lage und äußerer Lage wird nach dem Ausschmelzen des Wachskerns bei einer Temperatur von 800 °C während 2 Stunden verbacken. Beim Kristallzüchtungsprozess kommt nur die innere Lage in Kontakt mit dem Silizium, haftet beim Abkühlen an dem Siliziumblock und delaminiert von der äußeren Lage. Dadurch wird die Ausbildung mechanischer Spannungen im Siliziumblock vermieden.
[0014] Ein ähnliches Verfahren ist auch aus der
WO 2005/106084 A1 bekannt. Darin wird eine Beschichtung des Bodens und der Innenwände eines Solarkokillen-Basiskörpers mit einer wässrigen Aufschlämmung beschrieben, die SiO
2-Partikel unterschiedlicher Größen enthält. Die SiO
2-Schicht hat eine Dicke von bis zu 500 µm und dient als Zwischenschicht. Die eigentliche Oberflächenschicht besteht aus Si
3N
4. Die Haftung der SiO
2-Zwischenschicht am Basiskörper wird absichtlich gering gehalten, damit sie beim Abkühlen delaminiert und der Siliziumblock unbeschädigt und möglichst spannungsfrei bleibt. Die geringe Haftung der Zwischenschicht wird erzeugt, indem ihr eine gewisse Porosität aufgeprägt wird.
[0015] Die
DE 10 2009 049032 B3 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines beschichteten Bauteils aus Quarzglas - beispielsweise eines Tiegels - durch Aufsprühen eines SiO
2-Schlickers. Dieser enthält eine Grobfraktion von SiO
2-Teilchengrößen im Bereich zwischen 1 µm bis 50 µm in Form amorpher splittriger und sphärischer SiO
2-Teilchen sowie SiO
2-Nanoteilchen mit einem Gewichtsanteil im Bereich von 0,2 bis 10 Gew.-%. Der Feststoffgehalt liegt zwischen 74 bis 78 Gew.-%. Die Teilchen bestehen zu mindestens 99,99 Gew.-% aus SiO
2.
[0016] Die
US 5,053,359 A beschreibt eine gesinterte Kokille aus hochreinem, amorphem SiO
2-Pulver, dem ein Kristallisationspromotor in Form von Aluminiumoxid zudotiert ist. Der Aluminiumoxid-Zusatz bewirkt eine Kristallisation der Tiegelwandung während des Schmelzprozesses. Zusätze an Kristallisationspromotoren werden auch für glasig im Lichtbogenprozess geschmolzene Quarzglastiegel beschrieben, beispielsweise in der
WO 2007/063996 A1. Die Kristallbildung dient in erster Linie der Steigerung der Temperaturstabilität. Es wird auch erwähnt, dass Kontaminationen aus der Tiegelwandung dadurch reduziert werden können.
Technische Aufgabenstellung
[0017] Das zuletzt genannte Patent betrifft einen Quarzglastiegel für den Kristallziehprozess nach dem Czochralski-Verfahren. Die dabei eingesetzten Tiegel sind rotationssymmetrisch und werden in einem Lichtbogenprozess erschmolzen. Im Anschluss an die Herstellung des Basiskörpers wird dabei häufig auf der Innenseite zusätzlich eine dünne Innenschicht aus hochreinem SiO
2 thermisch aufgetragen, um die Oberflächenqualität zu verbessern. Wegen ihres polygonalen Innenquerschnitts ist der Lichtbogenschmelzprozess für Solarkokillen jedoch nicht geeignet.
[0018] Solarkokillen werden typischerweise durch Sintern in einem Sinterofen verfestigt. Beim Sintern besteht jedoch die Gefahr, dass sich die Sintervorgänge zur Verdichtung der Kokillenwandung und etwaige Kristallisationsvorgänge überlagern, so dass die Verdichtung der Kokillenwandung behindert wird und eine Restporosität im Gefüge bestehen bleibt. Bei einem porösen Gefüge können Verunreinigungen jedoch besonders leicht in das Schmelzgut gelangen.
[0019] Diese Problematik stellt sich grundsätzlich auch beim Sintern der unter Einsatz von partikelförmigem Ausgangsmaterial erzeugten Diffusionssperrschichten gemäß dem oben erläuterten Stand der Technik, insbesondere, wenn diese erst während des Kristallzüchtungsprozesses thermisch verdichtet werden, so ist nicht nur zu gewährleisten, dass eine ausreichend dichte Schicht entsteht, sondern auch dass während der Aufheizphase und der frühen Schmelzphase möglichste wenig an Verunreinigungen aus der der Kokillenwandung in die Schmelze gelangt.
[0020] Diese Bedingungen sind nicht einfach zu erfüllen, so dass Zellen aus dem Randbereich von Siliziumblöcken häufig immer noch einen dunklen Zell-Rand, also eine Zone mit reduziertem Wirkungsgrad zeigen, wenn dieser durch Photolumineszenzmessung sichtbar gemacht wird.
[0021] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, das eine kostengünstige Fertigung eines Siliziumblocks mit geringem Materialverlust ermöglicht.
[0022] Weiterhin liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Solarkokille bereitzustellen, die diese Anforderung zuverlässig erfüllt.
[0023] Darüber hinaus liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein kostengünstiges Verfahren zur Herstellung einer solchen Solarkokille zur Verfügung zu stellen.
Allgemeine Beschreibung der Erfindung
[0024] Hinsichtlich des Verfahrens zur Herstellung der Kokille unter Einsatz einer amorphe SiO
2-Teilchen enthaltenden Dispersion wird diese Aufgabe ausgehend von einem Verfahren der eingangs genannten Gattung erfindungsgemäß dadurch gelöst,
- (a) dass die Dispersion eine Dispersionsflüssigkeit und amorphe SiO2-Teilchen enthält, die eine Grobfraktion mit Teilchengrößen im Bereich zwischen 1 µm bis 50 µm sowie eine Feinfraktion mit SiO2-Nanoteilchen mit Teilchengrößen von weniger als 100 nm bilden,
- wobei der Gewichtsanteil der SiO2-Nanoteilchen bezogen auf den Feststoffgehalt der Dispersion im Bereich zwischen 2 und 15 Gew.-% beträgt, und
- wobei die Feinfraktion aus SiO2-Nanoteilchen mit Teilchengrößen von weniger als 100 nm einen Volumenanteil einer Gießhaut von mehr als 70 % ausmachen,
- (b) und dass die SiO2-haltige Körnungsschicht erst beim Aufheizen des Siliziums während des Kristallzüchtungsprozesses thermisch zu der Diffusionssperrschicht verdichtet wird.
[0025] Aus den oben erläuterten Gründen, insbesondere wegen der Kristallisationsneigung des Kokillenbasiskörpers und den zur Verdichtung notwendigen hohen Temperaturen, stößt die Herstellung einer dichten Diffusionssperrschicht aus SiO
2-haltiger vor dem bestimmungsgemäßen Einsatz der Kokille auf Schwierigkeiten. Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird die SiO
2-haltige Körnungsschicht erst beim Kristallzüchtungsprozess thermisch zu der Diffusionssperrschicht verdichtet.
[0026] Somit besteht eine besondere Herausforderung des erfindungsgemäßen Verfahrens darin, eine möglichst verunreinigungsfreie SiO
2-haltige Körnungsschicht bereitzustellen, die beim Aufheizen beim Kristallzüchtungsprozess schnell zu einer möglichst dichten Diffusionssperrschicht verdichtbar ist. Beim Aufheizen des Siliziums im Kristallzüchtungsprozess erreicht die Kokillenwandung Temperaturen, die den Bereich zwischen 1.370 °C und 1.450 °C umfassen. Die Maximaltemperatur an der Kokillenwand liegt üblicherweise knapp oberhalb der Schmelztemperatur von Silizium; im Bodenbereich der Kokille kann sie aber auch niedriger sein.
[0027] Vorteilhaft bei dieser Vorgehensweise ist die Vermeidung der thermischen Beanspruchung des Kokillenbasiskörpers, der dabei kristallisieren und Risse bilden könnte. Insbesondere können abkühlungsbedingte Risse im Anschluss an etwaige thermische Beschichtungsprozesse entstehen. Daher hat die Ausbildung der dichten Diffusionssperrschicht während des Silizium-Schmelzprozesses den Vorteil, dass sie ohne Bildung von Rissen entsteht. Das Sintern der Grünschicht beginnt bereits bei relativ geringen Temperaturen; es wird zunächst eine noch offenporige Sinterschicht erhalten. Eine merkliche Verdichtung, die zu einer geschlossenporigen Ausbildung der Sinterschicht führt, setzt oberhalb des Transformationsbereiches ein, der je nach Art des Quarzglases der Körnungsschicht im Temperaturbereich von 1.000 bis etwa 1.200°C liegt. Die verdichtete Sinterschicht entspricht der Diffusionssperrschicht; sie kann thermisch eingebrachte Spannungen relaxieren und damit einer Rissbildung entgegenwirken. Voraussetzung dafür ist, dass die Diffusionssperrschicht glasig-amorph ist und nicht kristallisiert. Bei Erreichen der Schmelztemperatur für Silizium (1.410°C) erreicht die glasigamorphe verdichtete Sinterschicht eine Viskosität (in der Größenordnung 10
10 dPas), bei der eine merkliche plastische Verformbarkeit gegeben ist.
[0028] Um die "red zone" im Siliziumblock signifikant zu reduzieren, werden geringe Eisengehalte von weniger als 2 Gew.-ppm, vorzugsweise weniger als 0,5 Gew.-ppm, benötigt. Es hat sich gezeigt, dass dafür nicht nur eine dichte Diffusionssperrschicht erforderlich ist, sondern dass die Dichtigkeit der Diffusionssperrschicht beim Aufheizen der Silizium-Charge auch möglichst rasch gegeben sein muss, das heißt, möglichst vor Erreichen der Maximaltemperatur im Kristallzüchtungsprozess.
[0029] Sinterhilfsmittel oder Bindemittel könnten zwar zu einem raschen Versintern der Körnungsschicht beitragen, würden jedoch gleichzeitig Verunreinigungen in die Schlickerschicht eintragen und somit die Kristallisationsneigung der Schicht fördern und sind daher ungeeignet. Um dennoch eine schnelle und zuverlässige Verdichtung der Diffusionssperrschicht zu erreichen, sieht die Erfindung eine besonders sinteraktive Körnungsschicht vor. Ihre hohe Sinteraktivität wird durch eine mehrmodale Korngrößenverteilung erreicht, bei der amorphe SiO
2-Teilchen mit Teilchengrößen im Bereich zwischen 1 µm bis 50 µm (Grobfraktion) sowie SiO
2-Nanoteilchen (Feinfraktion) mit einem Gewichtsanteil zwischen 2 bis 15 Gew.-% vorgesehen sind.
[0030] Die Sinterfähigkeit der Körnungsschicht hängt insbesondere von der Zusammensetzung der Schlickerschicht im oberflächennahen Bereich ab. Entscheidend sind dabei die Verteilung und der Anteil an SiO
2-Nanoteilchen. Bei einem hohen Anteil ergibt sich eine höhere Sinteraktivität, die ein thermisches Verdichten bei vergleichsweise niedriger Temperatur oder kurzer Sinterdauer zu einem Glas mit höherer Dichte und geringer Porosität ermöglicht. Im Idealfall finden sich im oberflächennahen Bereich der Schlickerschicht nur relativ feine SiO
2-Teilchen.
[0031] Um dem nahe zu kommen, kann der Schlickerschicht beispielsweise während des Trocknungsvorgangs ausreichend Gelegenheit zur Entmischung gegeben werden. Die Entmischung bewirkt innerhalb der erzeugten Schlickerschicht eine Zweiteilung in einen an die Kokillen-Innenwandung angrenzenden, unteren Bereich, in dem vorwiegend der Grobanteil der SiO
2-Teilchen zu finden ist, und in einen an die freie Oberfläche der Schicht angrenzenden Außenbereich, in dem die Feinfraktion angereichert ist. Die Feinfraktion der SiO
2-Teilchen wird von Nanoteilchen gebildet. Nanoteilchen bestehen typischerweise aus einem Verbund einiger Tausend SiO
2-Moleküle und haben üblicherweise eine spezifische Oberfläche nach BET im Bereich von 50 bis 400 m
2/g. Im Unterschied zu dem eingangs erläuterten Verfahren gemäß der
EP 0 949 358 A2, bei dem mehrere Schichtlagen erzeugt werden, genügt beim erfindungsgemäßen Verfahren ein einziger Schichtauftrag; die Trennung der Teilchen unterschiedlicher Teilchengrößen erfolgt hier durch Entmischung und andere physikalische Effekte, die im Folgenden noch näher erläutert werden.
[0032] Innerhalb der Schlickerschicht bildet sich bald nach dem Auftragen auf die Kokillen-Innenwandung eine inhomogene Teilchengrößenverteilung aus, wobei der Übergang zwischen unterem und oberem Bereich in der Grünschicht bei mikroskopischer Betrachtung eine erkennbare Ausprägung hat (als Grünschicht wird die getrocknete Schlickerschicht bezeichnet). Entscheidende Parameter für das Gelingen dieser Entmischung sind:
- Der anfängliche Flüssigkeitsgehalt des Schlickers - dieser sollte ausreichend hoch sein, vorzugsweise mindestens 20 Gew.-%, um eine hinreichende Beweglichkeit der SiO2-Nanoteilchen innerhalb der Schlickerschicht zu gewährleisten.
- Die Art und Weise, wie die Schlickerschicht aufgebracht wird. Diese wird vorzugsweise nicht sukzessive in mehreren Lagen aufgebaut, wie etwa beim Aufsprühen der Schlickerschicht, sondern in einem Arbeitsgang erzeugt, bevorzugt durch Aufgießen oder Aufspritzen und mit einer Mindestdicke von 0,1 mm, vorzugsweise einer Mindestdicke von 0,3 mm. Dadurch wird zum einen ein hinreichend großes Reservoir an SiO2-Nanoteilchen zur Verfügung gestellt und zum anderen wird ein zu schnelles Trocknen der Schicht verhindert, das einer ausreichenden Entmischung entgegenwirken kann. Beim Auftragen der Schicht durch Aufgießen oder Aufspritzen erfolgt der Schlickerauftrag entweder als kontinuierlicher Strahl, also ohne Zerteilung in einzelne Tropfen, oder mit einem so geringen Zerteilungsimpuls, dass eine Verkleinerung des Tropfendurchmessers des Schlickers unter seine Gleichgewichtsgröße vermieden wird; sie liegt bei mindestens 1 mm. Daher kommt es zu keiner nennenswerten Verringerung des Flüssigkeitsgehalts des Schlickers beim Auftragen der Schlickerschicht. Die Schlickerschicht erhält dabei vorzugsweise ihre Endform unter Einwirkung eines Werkzeugs, wie etwa einer Rakel, einem Pinsel, einer Aufspritzdüse oder einem Spachtel. Durch streichende Einwirkung des Bearbeitungswerkzeugs wird die Schichtoberfläche etwas flüssiger, was das Anreichern von SiO2-Nanoteilchen auch bei verhältnismäßig geringem Flüssigkeitsgehalt erleichtert. In dem Zusammenhang zeigt die Sprühbeschichtung gegenüber dem Aufgießen oder Aufspritzen einen weiteren Nachteil, da es infolge des mechanischen Impulses beim Sprühen durch Ausbildung von Suspensionstropfen mit geringen Tropfendurchmessern kommt, bei denen das Trocknen unweigerlich bereits in der Flugphase in nennenswerten Umfang einsetzt. Der Flüssigkeitsgehalt der durch Sprühen gebildeten Schlickerschicht unterscheidet sich daher merklich von demjenigen des Ausgangsschlickers. Der Flüssigkeitsverlust kann durch Erhöhen des anfänglichen Flüssigkeitsgehalts wegen dann zunehmender Entmischungstendenz nicht ohne weiteres kompensiert werden.
- Ein Anteil an SiO2-Nanoteilchen, der hoch genug ist, um eine nennenswerte Anreicherung im Außenbereich der Schlickerschicht bewirken zu können - dieser liegt im Schlicker im Bereich von 2 bis 15 Gew.-% und bevorzugt bei weniger als 10 Gew.-%. Im Gegensatz zur Sprühschicht, die sich durch eine weitgehend homogene Verteilung der Teilchengrößen über die Schichtdicke auszeichnet, ist die Schlickerschicht vorzugsweise inhomogen, indem sie einen inhomogenen, nicht konstanten Verlauf der Teilchengrößenverteilung über die Schichtdicke zeigt, mit einer Anreicherung von SiO2-Nanoteilchen im oberflächennahen Bereich. In der keramischen Verfahrenstechnik werden derartige oberflächennahe Bereiche auch als "Gießhaut" bezeichnet und häufig als Hinweis für eine unerwünschte Inhomogenität der Schlickerschicht betrachtet und in der Regel entfernt. Infolge dieser Anreicherung kann die Grünschicht jedoch leichter und schneller dichtgesintert werden als ohne sie. Das heißt, zum Dichtsintern sind eine geringere Sintertemperatur und/oder eine verkürzte Sinterdauer erforderlich als bei einer Schlickerschicht mit homogener Teilchengrößenverteilung. Bei sehr hohen Anteilen an SiO2-Nanoteilchen wird eine Tendenz zur Rissbildung beim Trocknen oder Sintern beobachtet.
- Die Art und Weise, wie die Dispersionsflüssigkeit entfernt wird - dies erfolgt vorzugsweise langsam und gezielt in Richtung der freien Oberfläche, so dass die entweichende Flüssigkeit SiO2-Nanoteilchen nach oben in den Außenbereich mitnehmen kann. Bevorzugt wird die Schlickerschicht getrocknet, indem die Dispersionsflüssigkeit mit einer Rate und in einer Richtung abgezogen wird, derart, dass unter Wirkung der abziehenden Dispersionsflüssigkeit die Feinfraktion im Außenbereich der Schlickerschicht angereichert wird und dabei eine "Gießhaut" bildet, wie sie nachfolgend noch näher definiert wird.
[0033] Dadurch wird innerhalb der Schlickerschicht ein besonders homogener, dichter und sinteraktiver oberflächennaher Volumenbereich mit einem relativ hohen Anteil an SiO
2-Nanoteilchen erzeugt, wobei der Anteil höher als der mittlere Anteil der SiO
2-Nanoteilchen in der Schlickerschicht ist.
[0034] Das Anreichern der feineren SiO
2-Teilchen und insbesondere der Feinfraktion an der Oberfläche der Schlickerschicht ist visuell als Hautbildung erkennbar, was hier auch als "Gießhaut" bezeichnet wird. Die Schlickerschicht wirkt visuell gegebenenfalls wie von einer Wachsschicht überzogen.
[0035] Die Gießhaut ist auch nach dem Trocknen (in der Grünschicht) erkennbar. Als Gießhaut wird dabei derjenige Oberflächenbereich der Grünschicht verstanden, der eine geringe Porosität aufweist. Die Dicke dieser Haut liegt bevorzugt im Bereich von 3 bis 15 µm, besonders bevorzugt im Bereich von 5 bis 10 µm. Weiterhin zeichnet sich die Gießhaut dadurch aus, dass die Feinfraktion aus SiO
2-Nanoteilchen mit Teilchengrößen von weniger als 100 nm einen Volumenanteil der Gießhaut von mehr als 70 %, bevorzugt einen Volumenanteil von mehr als 80 % ausmachen.
[0036] Die SiO
2-Nanoteilchen liegen in der Gießhaut in der Regel nicht vereinzelt, sondern in Form von Aggregaten oder Agglomeraten vor, die die wenigen SiO
2-Teilchen der Grobfraktion teilweise oder vollständig einbetten. Da die Porosität der Gießhaut gering ist, entspricht der Volumenanteil ungefähr dem Gewichtsanteil der SiO
2-Nanoteilchen. Ein Volumenanteil von mehr als 70 % in der Gießhaut entspricht demnach einer Anreicherung um mehr als dem10-fachen gegenüber einem typischen Ausgangs-Schlicker mit einem mittleren Gewichtsanteil von etwa 7 % oder weniger an SiO
2-Nanoteilchen.
[0037] Es hat sich gezeigt, dass eine derartige Schlickerschicht reproduzierbar und bei mäßigen Sinterbedingungen (das heißt: vergleichsweise niedrige Sintertemperatur und/oder kurze Sinterdauer) zu einer dichten, transparenten Quarzglasschicht mit verhältnismäßig geringer Oberflächenrauigkeit gesintert werden kann. Diese mäßigen Sinterbedingungen sind beim bestimmungsgemäßen Einsatz der Kokille beim Erhitzen der Silizium-Charge regelmäßig erfüllt, bevor die Maximaltemperatur im Kristallzüchtungsprozess, beispielsweise die Schmelztemperatur des Siliziums (etwa 1.410 °C), erreicht ist. Dabei verbleibt im Bereich der ehemaligen Gießhaut eine geringe geschlossene Porosität von vorzugsweise maximal 10 %. Es hat sich gezeigt, dass bereits eine derart dünne aber dichte Oberflächenschicht eine wirksame Diffusionsbarriere insbesondere für Eisen darstellt.
[0038] Bekanntlich zeigen SiO
2-Nanoteilchen zwar eine hohe Sinteraktivität, was die vergleichsweise niedrige Sintertemperatur erklärt, andererseits bewirken sie in hoher Konzentration jedoch auch eine hohe Trockenschwindung, und zwar in lateraler Richtung (in der Schichtebene) und können so zu Delamination der Schicht und zu Rissbildung führen. Dass diese Effekte beim erfindungsgemäßen Verfahren nicht auftreten, kann mit einer guten Verzahnung zwischen Gießhaut und übriger Grünschicht durch die größeren SiO
2-Teilchen erklärt werden.
[0039] Das endgültige Verdichten der Schlickerschicht (beziehungsweise der Grünschicht) erst beim bestimmungsgemäßen Einsatz der Kokille vereinfacht den Fertigungsprozess und erspart einen ansonsten erforderlichen Heißbearbeitungsprozess. Dies schließt nicht grundsätzlich eine thermische Behandlung der Grünschicht bei einer Temperatur unterhalb der Maximaltemperatur im Kristallzüchtungsprozess aus, bei der auch eine gewisse Verdichtung erfolgen kann, wie etwa zum Sintern der Kokillenwandung bei einer Temperatur unterhalb der Cristobalit-Bildungstemperatur oder zum Einbrennen einer Oberflächenschicht aus Si
3N
4, was typischerweise unterhalb 1.200 °C erfolgt. Allerdings kann ein mehrfaches Aufheizen der Grünschicht auf hohe Temperaturen zu unerwünschten Wechselwirkungen mit angrenzenden Schichtbereichen führen, so dass diese Verfahrensweise grundsätzlich nicht vorteilhaft ist.
[0040] Es hat sich gezeigt, dass bei Einsatz einer erfindungsgemäß hergestellten Kokille zur Herstellung eines Siliziumblocks in einem Bridgeman- oder VGF-Prozess "red zone" und dunkler Zell-Rand deutlich reduziert beziehungsweise vermieden werden.
[0041] Die Sinteraktivität der Schlickerschicht beziehungsweise der Grünschicht kann weiter erhöht werden, wenn SiO
2-Körnung aus synthetisch erzeugtem Quarzglas eingesetzt wird, das einen Hydroxylgruppengehalt von mindestens 50 Gew.-ppm aufweist.
[0042] Amorphe synthetische SiO
2 Körnung zeichnet sich durch hohe Reinheit aus und sie zeigt eine niedrigere Viskosität bei gleicher Temperatur im Vergleich zu amorpher SiO
2-Körnung, die aus natürlich vorkommendem Quarzrohstoff erzeugt worden ist. Der zu höheren Temperaturen verschobene Viskositätsbereich natürlicher SiO
2-Körnungen ist zum Teil auf das typischerweise darin enthaltene Aluminiumoxid zurückzuführen. Synthetische SiO
2-Körnung ist weitgehend frei von Aluminiumoxid. Hydroxylgruppen (OH-Gruppen) verringern hingegen zusätzlich die Viskosität von Quarzglas. Durch Einsatz von OH-haltiger SiO
2-Körnung verschiebt sich der Viskositätsverlauf somit weiter zu niedrigeren Temperaturen. Dadurch setzt der Sintervorgang und damit auch die Verdichtung der Schicht bei vergleichsweise niedrigeren Temperaturen sein.
[0043] Der SiO
2-Gehalt der amorphen SiO
2-Teilchen beträgt vorzugsweise mindestens 99,99 Gew.-%. Der Feststoffanteil des unter Einsatz derartiger SiO
2-Partikel hergestellten Schlickers besteht somit zu mindestens 99,99 Gew.-% aus SiO
2. Bindemittel oder andere Zusatzstoffe sind nicht vorgesehen. Der Gesamt-Gehalt an metallischen Verunreinigungen der Übergangselemente beträgt vorzugsweise weniger als 5 Gew.-ppm, besonders bevorzugt weniger als 2,5 Gew.-ppm und der Gehalt an Eisen beträgt weniger als 2 Gew.-ppm, bevorzugt weniger als 1 Gew.-ppm und besonders bevorzugt weniger als 0,5 Gew.-ppm. Eine Kontaminations- oder Kristallisationsgefahr geht von diesem Ausgangsmaterial nicht aus. Der Cristobalit-Anteil in der getrockneten SiO
2-Schlickerschicht (=Grünschicht) sollte höchstens 1 Gew.-% betragen, da es andernfalls beim Sintern zur Kristallisation der Grünschicht kommen kann, was eine Verdichtung verhindern und zum Ausschuss der Kokille führen kann.
[0044] Je geringer der Eisengehalt der SiO
2-Körnung ist, umso geringer ist die Kristallisationsneigung der Körnungsschicht beim Sintern und umso niedriger ist der Eintrag in die Siliziumschmelze. Der Gesamt-Eisengehalt der Körnung liegt daher bevorzugt bei weniger als 2 Gew.-ppm, bevorzugt weniger als 1 Gew.-ppm und besonders bevorzugt bei weniger als 0,5 Gew.-ppm.
[0045] Die Dispersionsflüssigkeit beruht vorzugsweise auf wässriger Basis. Die polare Natur der wässrigen Phase kann sich auf die Wechselwirkung der SiO
2-Teilchen vorteilhaft auswirken.
[0046] Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, wenn der Feststoffgehalt der Dispersion bei weniger als 80 Gew.-%, vorzugsweise im Bereich zwischen 70 bis 80 Gew.-% und ganz besonders bevorzugt zwischen 74 und 78 Gew.-% liegt.
[0047] Hierbei handelt es sich um einen relativ geringen Feststoffgehalt, wie er beispielsweise für Sprühschlicker typisch ist. Die Sprühfähigkeit erfordert eine niedrige Viskosität und damit einen niedrigen Feststoffgehalt. Andererseits ist ein so geringer Feststoffgehalt an und für sich unerwünscht, weil er zu einer höheren Schwindung der Schlickerschicht und zu Rissbildung führen kann. Der geringe Feststoffgehalt erleichtert jedoch den Transport von SiO
2-Nanoteilchen in den Außenbereich der Schlickerschicht, so dass er beim erfindungsgemäßen Verfahren bevorzugt wird, selbst wenn die Dispersion nicht als Sprühschlicker eingesetzt wird, sondern eine andere Auftragstechnik angewandt wird, wie etwa Aufstreichen oder Aufrakeln auf die Kokillen-Innenwandung, was an und für sich den Einsatz einer Dispersion mit höheren Feststoffgehalten erlauben würde.
[0048] Neben der Zusammensetzung der Schlickerschicht ist das Entfernen der Dispersionsflüssigkeit ein wichtiger Parameter zur Ausbildung einer dichten Gießhaut. In dem Zusammenhang ist bevorzugt eine Maßnahme vorgesehen, die bewirkt, dass die Schlickerschicht langsamer trocknet als ohne die Maßnahme.
[0049] Ein verlangsamtes Trocknen kann im einfachsten Fall dadurch erreicht werden, dass das Trocknen in einer Umgebung mit einer gegenüber dem Standard erhöhten Feuchtigkeit oder bei vergleichsweise geringer Temperatur geschieht. Häufig wird zum Trocknen die Temperatur des Substrats erhöht, beispielsweise auf mehr als 100 °C; diese Temperaturerhöhung kann hier entfallen. Zum Gewährleisten einer ausreichenden Entmischung der SiO
2-Nanotteilchen an der Oberfläche und zur Ausbildung einer Gießhaut hat sich eine anfängliche Trocknungsdauer von mindestens 2 Minuten, vorzugsweise mindestens 3 Minuten besonders bewährt.
[0050] Im einfachsten Fall ist der Kokillenbasiskörper eine handelsübliche Solarkokille aus porösem Quarzglas oder porösem Quarzgut mittlerer Reinheit. In der Regel ist die zu beschichtende Kokillen-Wandung daher porös und saugfähig. In diesem Fall ist ein Befeuchten vor dem Aufbringen der Dispersion hilfreich, wenn eine Verringerung der Trocknungsgeschwindigkeit erreicht werden soll. Das vorherige Befeuchten trägt in dem Fall auch dazu bei, offene oder geschlossene Poren vorab mit Flüssigkeit aufzufüllen, so dass deren Saugeffekt beim anschließenden Aufbringen der Schlickerschicht reduziert ist. Denn der Entzug der Dispersionsflüssigkeit soll möglichst vollständig in Richtung der freien Oberfläche erfolgen, damit SiO
2-Nanoteilchen von der Flüssigkeit in diese Richtung mitgenommen werden können. Bei einem Saugeffekt infolge von Poren würden SiO
2-Nanoteilchen in umgekehrter Richtung abtransportiert. Deswegen ist die denkbare Alternative, nämlich ein Erhöhen des Flüssigkeitsanteils der Dispersion zum Ausgleich des Saugeffektes eher unwirksam und könnte außerdem wegen sehr hohem Flüssigkeitsanteil zur Instabilität der Dispersion führen. Die Flüssigkeit zum Befeuchten der Beschichtungsfläche ist die Dispersionsflüssigkeit oder eine andere Flüssigkeit. Die poröse Beschichtungsfläche ergibt sich beispielsweise aufgrund der Porosität des Kokillenbasiskörpers oder aufgrund der Porosität einer Oberflächenschicht des Kokillenbasiskörpers.
[0051] Der saugfähige Kokillenbasiskörper führt zu einem besonders innigen Verbund mit der Schlickerschicht und der daraus zu erzeugenden Diffusionssperrschicht. Dadurch erleichtert die Auftragung einer gleichmäßig dicken Schlickerschicht, insbesondere auch an Ecken und Kanten und trägt zu einem homogenen Wärmeübergang auf der gesamten Kokillenfläche bei.
[0052] Es hat sich auch als günstig erweisen, wenn die Schlickerschicht mechanisch verdichtet wird. Das Verdichten kann unmittelbar beim Auftragen der Schlickerschicht erfolgen. Geeignete Methoden erzeugen in der Schicht Druck- oder Scherkräfte, wie beispielsweise Streichen oder Rakeln. Beim mechanischen Verdichten wird das vorhandene Lückenvolumen zwischen den SiO
2-Teilchen verkleinert und die darin vorhandene Dispersionsflüssigkeit wird herausgepresst und sammelt sich an der freien Oberfläche an. Bei diesem Vorgang kann sie SiO
2-Nanoteilchen mitreißen und zur Oberfläche der Schlickerschicht transportieren. Dadurch bildet sich an der Oberfläche ein Flüssigkeitsfilm, der SiO
2-Nanoteilchen enthält und der beim Abtrocknen leicht eine Gießhaut bildet. Darüber hinaus ergibt sich durch das mechanische Verdichten auch ein engerer Kontakt der SiO
2-Teilchen untereinander, was eine höhere Grünfestigkeit der Schlickerschicht nach dem Trocknen und eine bessere Verzahnung mit der Kokillen-Innenwandung bewirkt. Die nach dem Trocknen der Schlickerschicht verbleibende Porosität beträgt vorzugsweise weniger als 15%.
[0053] Es hat sich bewährt, wenn die Schlickerschicht mit einer Schichtstärke von maximal 3 mm, vorzugsweise maximal 1,5 mm erzeugt wird.
[0054] Bei Schichtdicken der Schlickerschicht von mehr als 3 mm - ebenso wie bei hohen Gewichtsanteilen an SiO
2-Nanoteilchen von mehr als 10% - steigt das Risiko von Schwindungsrissen beim Trocknen und Sintern. Dies kann damit erklärt werden, dass es zur Vermeidung von Rissbildung auf eine gewisse Durchdringung der Grünschicht mit gröberen SiO
2-Teilchen ankommt, die zur Verzahnung der Gießhaut beitragen und so einem Reißen beim Trocknen oder Sintern entgegenwirken. Daher liegt die bevorzugte Dicke der Schlickerschicht nicht wesentlich höher als der D
50-Wert der Teilchengrößenverteilung im Grobanteil der SiO
2-Teilchen. Die nach dem Trocknen der Schlickerschicht zur Grünschicht erhaltenen Schichtdicken liegen vorteilhafterweise im Bereich von 0,1 bis 1,5 mm, bevorzugt im Bereich von 0,5 bis 1,5 mm und besonders bevorzugt im Bereich von 0,7 bis 1 mm.
[0055] Bevorzugt ist die Grobfraktion splittrige, amorphe SiO
2-Körnung mit einer Korngrößenverteilung mit einem D
50-Wert im Bereich zwischen 3 µm und 30 µm.
[0056] Die splittrige SiO
2-Körnung trägt zur Integrität der Schlickerschicht und zur Verzahnung mit der Oberfläche bei und verbessert deren Haftung. Die Wirkung hinsichtlich Verzahnung und Haftverbesserung wird am besten bei einer spezifischen Korngrößenverteilung erreicht, die einen D
50-Wert zwischen 3 µm und 30 µm hat. Bei einem D
50-Wert von weniger als 3 µm ergibt sich nennenswert erhöhte Trockenschwindung der Schlickerschicht, und Körnung mit einem D
50-Wert von mehr als 30 µm wirkt einer hohen Feststoffdichte im Schlicker entgegen, was ebenfalls zu einer erhöhten Trockenschwindung beiträgt. Die splittrige Körnung wird am einfachsten durch Mahlen hergestellt, vorzugsweise durch Nassmahlen.
[0057] Vorzugsweise wird eine Dispersion eingesetzt, die frei von Bindemitteln ist.
[0058] Durch die Bindemittelfreiheit wird der Eintrag von Verunreinigungen in den Schlicker vermieden. Das Sintern erfolgt vorzugsweise ohne Zuhilfenahme von Sinterhilfsmitteln. Die so erzeugten Schichten zeichnen sich durch hohe Reinheit aus. Es werden SiO
2-Gehalte von mehr als 99,99% erreicht. Vor allem Alkalielemente, die entweder als Bestandteil oder auch als Verunreinigungen in den Binderzusätzen vorkommen können, führen bei erhöhten Temperaturen zur Bildung von Cristobalit. Solche Entglasungsvorgänge können die Verdichtung im Sinterprozess behindern.
[0059] Hinsichtlich der Solarkokille zum Einsatz in einem Kristallzüchtungsprozess wird die oben angegebene technische Aufgabe ausgehend von einer mit einer Körnungsschicht versehenen Solarkokille der eingangs genannten Gattung erfindungsgemäß einerseits dadurch gelöst, dass die SiO
2-haltige Schicht als Körnungsschicht ausgebildet ist, die amorphe SiO
2-Teilchen enthält, die eine Grobfraktion mit Teilchengrößen im Bereich zwischen 1 µm bis 50 µm sowie eine Feinfraktion aus SiO
2-Nanoteilchen mit Teilchengrößen von weniger als 100 nm bilden,
- wobei der Gewichtsanteil der SiO2-Nanoteilchen an der Körnungsschicht im Bereich zwischen 2 bis 15 Gew.-% liegt,
- und wobei die Feinfraktion innerhalb eines oberflächennahen Volumenbereichs der Körnungsschicht, nämlich einer Gießhaut, derart angereichert ist, dass SiO2-Nanoteilchen einen Volumenanteil von mehr als 70 % ausmachen.
[0060] Hinsichtlich Reinheit und Porosität unterliegt der Kokillenbasiskörper keinen hohen Anforderungen. Im einfachsten Fall handelt es sich um eine handelsübliche Solarkokille aus porösem Quarzglas oder porösem Quarzgut mittlerer Reinheit.
[0061] Die Innenwandung der erfindungsgemäßen Solarkokille ist mit einer SiO
2-haltigen Körnungsschicht versehen, die bestimmungsgemäßen erst beim Kristallzüchtungsprozess beim Aufheizen des Siliziums thermisch zu der Diffusionssperrschicht verdichtet wird.
[0062] Wegen der Kristallisationsneigung des Kokillenbasiskörpers und den hohen Temperaturen, wie sie zur Verdichtung einer hochkieselsäurehaltigen Körnungsschicht grundsätzlich notwendig sind, stößt die Herstellung einer dichten Diffusionssperrschicht aus SiO
2-haltiger vor dem bestimmungsgemäßen Einsatz der Kokille auf Schwierigkeiten. Um die "red zone" im Siliziumblock signifikant zu reduzieren, werden geringe Eisengehalte von weniger als 2,5 Gew.-ppm, vorzugsweise weniger als 0,5 Gew.-ppm benötigt. Es hat sich gezeigt, dass dafür nicht nur eine dichte Diffusionssperrschicht erforderlich ist, sondern dass die Dichtigkeit der Diffusionssperrschicht beim Aufheizen der Silizium-Charge auch möglichst rasch gegeben sein muss, das heißt, vor Erreichen der Schmelztemperatur.
[0063] Sinterhilfsmittel und Bindemittel tragen zwar zu einem raschen Versintern der Körnungsschicht bei, fördern jedoch gleichzeitig die Kristallisationsneigung der Schicht und sind daher ungeeignet. Um dennoch eine schnelle und zuverlässige Verdichtung der Diffusionssperrschicht zu erreichen, sieht die Erfindung eine besonders sinteraktive Körnungsschicht vor. Ihre hohe Sinteraktivität wird durch eine mehrmodale Korngrößenverteilung erreicht, bei der amorphe SiO
2-Teilchen mit Teilchengrößen im Bereich zwischen 1 µm bis 50 µm (Grobfraktion) sowie SiO
2-Nanoteilchen (Feinfraktion) mit einem Gewichtsanteil zwischen 2 bis 15 Gew.-% vorgesehen sind (Gewichtsanteile bezogen auf den Feststoffgehalt der Körnungsschicht)
[0064] Die Sinterfähigkeit der Körnungsschicht hängt insbesondere von ihrer Zusammensetzung im oberflächennahen Bereich ab. Entscheidend ist dabei der Anteil an SiO
2-Nanoteilchen. Bei einem hohen Anteil ergibt sich eine höhere Sinteraktivität, die ein thermisches Verdichten bei vergleichsweise niedriger Temperatur oder kurzer Sinterdauer zu einem Glas mit höherer Dichte und geringer Porosität ermöglicht. Im Idealfall finden sich im oberflächennahen Bereich der Körnungsschicht nur relativ feine SiO
2-Teilchen.
[0065] Das oben erläuterte Verfahren der Erfindung führt zu einer derartigen Verteilung der SiO
2-Teilchen innerhalb der Körnungsschicht durch Entmischung. Diese erzeugt innerhalb der Körnungsschicht einen an die Kokillen-Innenwandung angrenzenden Innenbereich, in dem vorwiegend der Grobanteil der SiO
2-Teilchen zu finden ist, und einen an die freie Oberfläche der Schicht angrenzenden Außenbereich, in dem die Feinfraktion angereichert ist. Die Feinfraktion der SiO
2-Teilchen wird von Nanoteilchen gebildet.
[0066] Innerhalb der Körnungsschicht zeigt sich eine inhomogene Teilchengrößenverteilung aus, wobei der Übergang zwischen unterem und oberem Bereich nicht fließend-graduell, sondern ausgeprägter ist.
[0067] Um einen ausreichend hohen Anteil an SiO
2-Nanoteilchen im Außenbereich der Körnungsschicht zu erzielen, liegt der Anteil an SiO
2-Nanoteilchen innerhalb der Körnungsschicht insgesamt im Bereich von 2 bis 15 Gew.-%, wegen Schwindungsproblemen jedoch bevorzugt bei weniger als 10 Gew.-%.
[0068] Im Gegensatz zu üblichen Körnungsschichten, die sich durch eine weitgehend homogene Verteilung der Teilchengrößen über die Schichtdicke auszeichnen, ist die Körnungsschicht gemäß der Erfindung inhomogen, indem sie eine Variation in der Teilchengrößenverteilung über die Schichtdicke zeigt, mit einer Anreicherung von SiO
2-Nanoteilchen im oberflächennahen Außenbereich. Infolge dieser Anreicherung kann die Körnungsschicht leichter dichtgesintert werden als ohne diese Anreicherung. Das heißt, zum Dichtsintern sind eine geringere Sintertemperatur und/oder eine verkürzte Sinterdauer erforderlich als bei einer Körnungsschicht mit homogener Teilchengrößenverteilung. Bei sehr hohen Anteilen an SiO
2-Nanoteilchen wird eine Tendenz zur Rissbildung beim Trocknen oder Sintern beobachtet.
[0069] Innerhalb der Körnungsschicht zeigt sich ein besonders homogener, dichter und sinteraktiver oberflächennaher Volumenbereich mit einem relativ hohen Anteil an SiO
2-Nanoteilchen. Im oberflächennahen Volumenbereich ist deren Anteil somit höher ist als der mittlere Anteil der SiO
2-Nanoteilchen in der übrigen Körnungsschicht.
[0070] Der oberflächennahe Volumenbereich zeigt eine geringe Porosität. Die Dicke liegt bevorzugt im Bereich von 3 bis 15 µm, besonders bevorzugt im Bereich von 5 bis 10 µm. Im oberflächennahen Volumenbereich macht die Feinfraktion aus SiO
2-Nanoteilchen mit Teilchengrößen von weniger als 100 nm einen Volumenanteil von mehr als 70 %, bevorzugt einen Volumenanteil von mehr als 80 % aus.
[0071] Es hat sich gezeigt, dass eine derartige Körnungsschicht reproduzierbar und bei mäßigen Sinterbedingungen (das heißt: vergleichsweise niedrige Sintertemperatur und/oder kurze Sinterdauer) zu einer dichten, transluzenten Quarzglasschicht mit verhältnismäßig geringer Oberflächenrauigkeit gesintert werden kann. Diese mäßigen Sinterbedingungen sind beim bestimmungsgemäßen Einsatz der Kokille beim Erhitzen der Silizium-Charge regelmäßig erfüllt, bevor die Maximaltemperatur im Kristallzüchtungsprozess, beispielsweise die Schmelztemperatur des Siliziums (etwa 1.410 °C), erreicht ist. Dabei verbleibt im Bereich des ehemaligen oberflächennahen Volumenbereichs eine dünne Schicht mit geringer und geschlossener Porosität von vorzugsweise maximal 10 %. Dieser Prozentwert markiert in etwa den Übergang zwischen offener Porosität (>10%) und geschlossener Porosität (<10%). Ein Material mit einer Porosität von weniger als 10 % wird daher hier als "dicht" bezeichnet. Es hat sich gezeigt, dass eine derart dünne, aber dichte Oberflächenschicht bereits eine wirksame Diffusionsbarriere für Eisen darstellt.
[0072] Das endgültige Verdichten der Körnungsschicht erst beim bestimmungsgemäßen Einsatz der Kokille vereinfacht den Fertigungsprozess und erspart einen ansonsten erforderlichen Heißbearbeitungsprozess. Dies schließt nicht aus, dass die Körnungsschicht auch vorher bereits hohen Temperaturen unterworfen worden ist, beispielsweise zum Sintern der Kokillenwandung bei einer Temperatur unterhalb der Cristobalit-Bildungstemperatur oder zum Einbrennen einer Oberflächenschicht aus Si
3N
4, was typischerweise unterhalb 1.200 °C erfolgt. Allerdings kann ein mehrfaches Aufheizen der Körnungsschicht auf hohe Temperaturen zu unerwünschten Wechselwirkungen mit angrenzenden Schichtbereichen führen, so dass dies nicht bevorzugt ist.
[0073] Es hat sich gezeigt, dass bei Einsatz einer erfindungsgemäßen Solarkokille zur Herstellung eines Siliziumblocks in einem Bridgeman- oder VGF-Prozess "red zone" und dunkler Zell-Rand deutlich reduziert beziehungsweise vermieden werden.
[0074] Es hat sich bewährt, wenn die Feinfraktion innerhalb eines oberflächennahen Volumenbereichs der Körnungsschicht derart angereichert ist, dass SiO
2-Nanoteilchen einen Volumenanteil von mehr als 70 %, bevorzugt einen Volumenanteil von mehr als 80 % ausmachen.
[0075] Die SiO
2-Nanoteilchen liegen im oberflächennahen Volumenbereich der Körnungsschicht in der Regel nicht vereinzelt, sondern in Form von Aggregaten oder Agglomeraten vor, die die wenigen SiO
2-Teilchen der Grobfraktion teilweise oder vollständig einbetten. Da die Porosität im oberflächennahen Volumenbereich gering ist, entspricht der Volumenanteil ungefähr dem Gewichtsanteil der SiO
2-Nanoteilchen. Ein Volumenanteil von mehr als 70 % entspricht demnach einer Anreicherung um mehr als dem10-fachen gegenüber dem typischen Anteil um 7 % an SiO
2-Nanoteilchen im oberflächennahen Volumenbereich der Körnungsschicht.
[0076] Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Solarkokille ergeben sich aus den Unteransprüchen. Soweit in den Unteransprüchen angegebene Ausgestaltungen der Solarkokille den in Unteransprüchen zum erfindungsgemäßen Herstellungsverfahren genannten Verfahrensweisen nachgebildet sind, wird zur ergänzenden Erläuterung auf die obigen Ausführungen zu den entsprechenden Verfahrensansprüchen verwiesen.
[0077] Offene Porosität eines Materials zeigt sich darin, dass es saugfähig ist, was anhand eines Farbeindringtests nachweisbar ist. Das Fehlen offener Poren wird bei einer Porosität von weniger als 10 % angenommen. Ein Material mit einer Porosität von weniger als 10 % wird daher hier als "dicht" bezeichnet. Die dichte Diffusionssperrschicht - ohne offene Porosität - vermindert die vergleichsweise schnelle Oberflächendiffusion - insbesondere von Eisen - und erlaubt nur noch die vergleichsweise langsamere Volumendiffusion.
[0078] Es hat sich gezeigt, dass bei Einsatz der erfindungsgemäßen Solarkokille zur Herstellung eines Siliziumblocks in einem Bridgeman- oder VGF-Prozess sowohl die "red zone" im Siliziumblock als auch der "dunkle Rand" signifikant reduziert beziehungsweise vermieden werden können.
[0079] Hinsichtlich des Verfahrens zur Herstellung eines Siliziumblocks in einem Kristallzüchtungsprozess durch Bereitstellen einer Solarkokille mit einem eine Innenwandung aufweisenden Kokillenbasiskörper aus Quarzglas oder aus Quarzgut, von der mindestens ein Teil von einer SiO
2-haltigen Körnungsschicht bedeckt ist, wird die oben angegebene technische Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass eine Solarkokille eingesetzt wird, bei der die Körnungsschicht amorphe SiO
2-Teilchen enthält, die eine Grobfraktion mit Teilchengrößen im Bereich zwischen 1 µm bis 50 µm sowie eine Feinfraktion aus SiO
2-Nanoteilchen mit Teilchengrößen von weniger als 100 nm bilden, wobei der Gewichtsanteil der SiO
2-Nanoteilchen an der Körnungsschicht im Bereich zwischen 2 bis 15 Gew.-% liegt, wobei die Feinfraktion aus SiO
2-Nanoteilchen mit Teilchengrößen von weniger als 100 nm innerhalb eines oberflächennahen Volumenbereichs der Körnungsschicht, nämlich einer Gießhaut, derart angereichert ist, dass die SiO
2-Nanoteilchen einen Volumenanteil von mehr als 70 % ausmachen, und dass die SiO
2-haltige Körnungsschicht beim Aufheizen des Siliziums thermisch verdichtet wird
[0080] Im einfachsten Fall ist der Kokillenbasiskörper eine handelsübliche Solarkokille aus porösem Quarzglas oder porösem Quarzgut mittlerer Reinheit. Dessen Innenwandung wird vorab - das heißt vor dem Einfüllen einer Silizium-Charge - vollständig oder teilweise mit einer SiO
2-haltigen Körnungsschicht versehen. Für die Herstellung der mit der Körnungsschicht versehenen Solarkokille ist das oben erläuterte Herstellungsverfahren geeignet. Optional kann die Körnungsschicht noch mit einer Trennmittelschicht bedeckt werden, beispielsweise mit Si
3N
4 als Trennmittel.
[0081] Nach dem Beladen mit der Silizium-Charge wird die Solarkokille in üblicher Weise aufgeheizt. Je nach Kristallzüchtungsmethode wird dabei das eingefüllte Silizium vollständig aufgeschmolzen, oder es wird nur eine Siliziumschmelze oberhalb eines am Kokillenboden angeordneten festen Kristallkeims erzeugt. Im zuletzt genannten Fall wird der Bodenbereich der Solarkokille auf einer Temperatur unterhalb der Schmelztemperatur von Silizium gehalten, beispielsweise auf einer Temperatur von 1375 °C. Die Heizenergie wird in der Regel über außerhalb der Solarkokille angeordnete Widerstandheizer eingekoppelt, die mehrere, getrennt einstellbare Heizzonen bilden. Nach einer Homogenisierung der Schmelze beginnt die Abkühlungsphase, um eine gerichtete Kristallisation einzuleiten.
[0082] Während der Aufheizphase kommt es zu einem Dichtsintern der Körnungsschicht. Die Verdichtung ist im Idealfall vor Erreichen der Maximaltemperatur abgeschlossen. Es hat sich bewährt, wenn die Körnungsschicht eine Dichte von mehr als 90%, bevorzugt mindestens 93%, ihrer theoretischen Dichte erreicht hat bevor sich die Siliziumschmelze bildet.
[0083] Die dicht gesinterte Körnungsschicht bildet eine effektive Diffusionssperrschicht; sie vermindert die Eindiffusion von Verunreinigungen aus der Kokillenwandung in die Siliziumschmelze und den sich bildenden Siliziumblock.
[0084] Beim Schmelz- und Kristallisationsprozess kristallisiert das verunreinigte Quarzgut des Kokillenbasiskörpers zu Cristobalit, wohingegen die Körnungsschicht glasig bleibt. Beim Abkühlen führt die Phasenumwandlung des Cristobalits und der damit verbundene Volumensprung von 2,8% zum Reißen des Basiskörpers.
[0085] Der nach dem oben erläuterten Verfahren unter Einsatz einer Diffusionssperrschicht anhand eines Bridgeman- oder VGF-Prozesses erzeugte Siliziumblock zeichnet sich durch geringe Materialverluste aus. Im Vergleich zu einem Standardprozess ohne Diffusionssperrschicht sind sowohl die "red zone" als auch der "dunkle Rand" (mit den eingangs dafür spezifizierten Messmethoden LTLD und PL ermittelt) signifikant reduziert.
Ausführungsbeispiel
[0086] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und einer Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigt im Einzelnen
- Figur 1
- eine REM-Aufnahme einer Sinterprobe einer Quarzgutplatte mit aufgeschlickerter SiO2-Sperrschicht nach einer Sinterdauer von 3h bei 1300°C,
- Figur 2
- eine REM-Aufnahme einer Sinterprobe einer Quarzgutplatte mit aufgeschlickerter SiO2-Sperrschicht nach einer Sinterdauer von 3h bei 1500°C
- Figur 3
- Foto einer Grünschicht bei einer Referenzprobe,
- Figur 4
- in schematischer Darstellung eine mit einer Körnungsschicht versehene Quarzgut-Kokille gemäß der Erfindung in einer Seitenansicht,
- Figur 5
- eine MDP-Aufnahme (microwave detected photoconductivity) der Ladungsträgerlebensdauer in einem typischen Siliziumblock, vertikal geschnitten,
- Figur 6
- einen Vergleich der mittels MDP-Messungen ermittelten Dicken von seitlichen Eindiffusionsschichten bei Siliziumblöcken, hergestellt mittels Solarkokillen mit und ohne Diffusionssperrschicht,
- Figur 7
- Ergebnissen von Photolumineszenz-Messungen an Siliziumzellen aus dem Eckbereich, hergestellt mit und ohne Diffusionssperrschicht,
- Figur 8
- ein Diagramm mit Konzentrationsverläufen der GesamtEisenkonzentration, gemessen an mehreren polierten Gefügeproben quer zur Schicht, und
- Figur 9
- ein Diagramm mit Ergebnissen von GDMS-Messungen an Siliziumblöcken.
Herstellen eines SiO2-Schlickers - erste Alternative
[0087] In eine Dispersionsflüssigkeit wird in einer mit Quarzglas ausgekleideten Trommelmühle eine amorphe Quarzglaskörnung eingemischt. Die Quarzglaskörnung besteht aus Quarzglas, das aus natürlich vorkommendem Rohstoff erzeugt worden ist und hat Korngrößen im Bereich zwischen 250 µm und 650 µm. Diese Mischung wird mittels Mahlkugeln aus Quarzglas auf einem Rollenbock bei 23 U/min während einer Dauer von 3 Tagen soweit vermahlen, dass sich ein homogener Schlicker bildet. Im Verlauf des Vermahlens kommt es infolge des in Lösung gehenden SiO
2 zu einer Absenkung des pH-Werts auf etwa 4.
[0088] Die nach dem Vermahlen der Quarzglaskörnung erhaltenen SiO
2-Körnungs-teilchen sind splittriger Natur und zeigen eine Teilchengrößenverteilung, die durch einen D
50- Wert von etwa 8 µm und durch einen D
90-Wert von etwa 40 µm gekennzeichnet ist. Dem homogenen Schlicker werden SiO
2-Nanoteilchen mit Durchmessern um 40 nm ("pyrogene Kieselsäure") mit einem Gewichtsanteil von 10 Gew.-% (bezogen auf den Feststoffgehalt der Dispersion) hinzugefügt. Nach weiterer Homogenisierung wird ein bindemittelfreier SiO
2-Schlicker erhalten. Der Feststoffgehalt der Dispersion liegt bei 75 Gew.-%; der SiO
2-Gehalt der amorphen SiO
2-Teilchen beträgt mindestens 99,99 Gew.-% und der Gesamt-Gehalt an metallischen Verunreinigungen der Übergangselemente weniger als 2,5 Gew.-ppm. Der Gehalt an Eisen liegt unterhalb von 0,5 Gew.-ppm.
Herstellen eines SiO2-Schlickers - zweite Alternative
[0089] Anstelle der Quarzglaskörnung aus natürlich vorkommendem Rohstoff wird eine SiO
2-Körnung aus synthetisch erzeugtem Quarzglas eingesetzt, das einen Hydroxylgruppengehalt von etwa 800 Gew.-ppm aufweist. Diese SiO
2-Körnung ist in hochreiner Form und in unterschiedlichen Korngrößen im Handel erhältlich. Der SiO
2-Gehalt der amorphen SiO
2-Teilchen beträgt mindestens 99,99 Gew.-% und der Gesamt-Gehalt an metallischen Verunreinigungen der Übergangselemente weniger als 1 Gew.-ppm. Der Gehalt an Eisen liegt unterhalb von 0,1 Gew.-ppm.
[0090] Die Dispersion aus entionisiertem Wasser amorpher SiO
2-Körnung mit einer mittleren Teilchengröße um 15 µm (D
50-Wert) wird ohne Mahlkugeln homogenisiert. Dem homogenen Schlicker werden SiO
2-Nanoteilchen mit Durchmessern um 40 nm ("pyrogene Kieselsäure") hinzugefügt. Nach weiterer Homogenisierung wird ein bindemittelfreier SiO
2-Schlicker, in dem die SiO
2-Nanoteilchen einen Gewichtsanteil von 8 Gew.-% (bezogen auf den Feststoffgehalt der Dispersion) haben, wobei der Gesamt-Feststoffgehalt der Dispersion bei 75 Gew.-% liegt.
Vorversuch - Probe 1
[0091] Das Kokillenmaterial aus Quarzgut hat eine offene Porosität und bildet ein saugfähiges Substrat für den Schlickerguss. Auf diesem Material (Scherben) wird aus dem bindemittelfreien Schlicker eine Schlickerschicht durch Aufrakeln (auch als "Aufgießen" zu bezeichnen) erzeugt. Hierbei wird auf der horizontal gelagerten Platte eine ca. 1 mm dicke SiO
2-Schlickerschicht aufgerakelt, und unmittelbar danach wird mittels der Rakeleinrichtung ein mechanischer Druck auf die Schlickerschicht ausgeübt.
[0092] Auf der so aufgebrachten und verdichteten Schlickerschicht bildet sich ein dünner Flüssigkeitsfilm und beim nachfolgenden Antrocknen an Luft eine homogene und geschlossene Oberflächenschicht aus.
[0093] Es entsteht ein Scherbenaufbau, der makroskopisch zur Bildung einer dichten, gleichmäßig dicken Schicht führt, die sowohl als trockene Grünschicht als auch als Sinterschicht im gesinterten Zustand einen innigen Haftverbund mit dem Kokillensubstrat eingeht. Eine mikroskopische Betrachtung zeigt einen hohen entmischten Feinanteil im oberen Bereich der Schicht (Gießhaut). Innerhalb der Gießhaut ist der Anteil feiner SiO
2-Teilchen und insbesondere von SiO
2-Nanoteilchen nennenswert höher als im Rest der Schlickerschicht.
[0094] Die Art und Weise des Auftragens der kompletten Schichtdicke in einem Arbeitsgang stellt zum einen ein hinreichend großes Reservoir an SiO
2-Nanoteilchen auf einmal zur Verfügung, das zur Entmischung an der Oberfläche geeignet ist, und zum anderen wird ein zu schnelles Trocknen der Schicht an Luft verhindert, das andernfalls der Entmischung und Gießhaut-Ausbildung entgegenwirken würde. Daher ergibt sich eine langsamere Trocknung von etwa 3 bis 5 min und eine Verfestigung der Schlickerschicht zur tragenden Schicht, die die Ausbildung einer im Wesentlichen glatten Gießhaut ermöglicht.
[0095] Beim Aufgießen enthält die Schlickerschicht ihre Endform unter Einwirkung eines Werkzeugs, wie etwa einer Rakel, einem Pinsel, einer Spachtel oder einer Auslaufdüse, aus der beim Auftragen ein kontinuierlicher Schlickerstrahl ausläuft. Durch streichende Einwirkung des Bearbeitungswerkzeugs wird die Schichtoberfläche etwas flüssiger, was das Anreichern von SiO
2-Nanoteilchen auch bei verhältnismäßig geringem Flüssigkeitsgehalt erleichtert. Dieses Ergebnis - das heißt, keine nennenswerte Verringerung des Flüssigkeitsgehalts des Schlickers - ist auch bei anderen Auftragstechniken (wie Aufspritzen) zu erwarten, bei denen die Schlickerschicht in ihrer gesamten Dicke auf einmal und ohne Zerteilung in feine Tropfen von weniger als 1 mm erzeugt wird.
[0096] Die so erzeugte Schlickerschicht wird innerhalb von 3 Minuten zu einer tragenden Schicht und anschließend weiter langsam getrocknet, indem sie an Luft 1 Stunde ruht. Dabei erhält die Gießhaut ein wachsartiges Erscheinungsbild. Die vollständige Trocknung erfolgt unter Einsatz eines IR-Strahlers an Luft während 4 bis 8 Stunden.
[0097] Die getrocknete Schlickerschicht hat eine mittlere Dicke von etwa 0,8 mm Sie wird auch als "Grünschicht" bezeichnet. Die im Oberflächenbereich der Grünschicht angereicherten SiO
2-Nanoteilchen zeigen eine hohe Sinteraktivität und verbessern die Verdichtung der Schicht.
Figur 1 zeigt die so erzeugte Schicht nach einem dreistündigen Sintern in einem Sinterofen bei einer Temperatur um 1300 °C. Dabei ist noch keine vollständige Verdichtung erreicht. Deutlich erkennbar ist die raue, zerklüftete Bruchoberfläche mit vielen feinverteilten Poren.
[0098] Im Vergleich dazu zeigt
Figur 2 das Erscheinungsbild einer gleichartigen Sinterschicht nach dreistündigem Sintern bei höherer Temperatur von 1.500 °C. Es wird eine rissfreie und im Wesentlichen glatte stark verdichtete und verglaste Bruchoberfläche aus opakem Quarzglas mit einer Dichte von etwa 2,1 g/cm
3 erhalten. Die Oberflächenschicht zeigt eine geschlossene Porosität von weniger als 5% und eine Dicke von etwa 750 µm. (Anmerkung: Der Übergang von offener zu geschlossener Porosität liegt laut Literaturangaben im Bereich von 5-10%).
[0099] Weder die Schicht von Figur 1 noch die Schicht von Figur 2 zeigen Hinweise auf etwaige Kristallisationsprodukte, weder im Inneren noch auf der Oberfläche.
[0100] Die hohe Sinteraktivität der erfindungsgemäß erzeugten Körnungsschicht ergibt sich aus den Angaben von
Tabelle 1. Hier sind Sinterdauer und Sintertemperatur und das jeweilige Sinterergebnis in einer Kreuztabelle zusammengefasst.
Tabelle 1
| 0,5h | 1h | 3h | 5h |
1.300 °C |
opak/porös |
opak/porös |
opak/porös |
opak/porös |
1.350 °C |
opak/porös |
opak/porös |
opak/porös |
opak/porös |
1.375 °C |
opak/porös |
opak/porös |
transluzent / dicht |
transluzent / dicht |
1.400 °C |
transluzent / dicht |
transluzent / dicht |
transluzent / dicht |
|
1.450 °C |
|
|
transluzent / dicht |
|
[0101] "Opak/porös" bedeutet dabei, dass die erforderliche Dichtigkeit der Schicht nicht gegeben und diese nicht als Diffusionssperrschicht im Sinne der Erfindung geeignet ist. Die Porosität beträgt mehr als 10% und die Dichte weniger als 90% der theoretischen Dichte von Quarzglas (etwa 2,2 g/cm
3).
[0102] "Transluzent/dicht" bedeutet, dass die verdichtete Sinterschicht eine Dichte von mindestens 90%, vorzugsweise mindestens 95 % der theoretischen Dichte hat, so dass sie als Diffusionssperrschicht im Sinne der Erfindung geeignet ist.
[0103] Bei Kristallzüchtungsprozessen wird die Kokillenwand auf Temperaturen im Bereich zwischen 1.375 °C und etwa 1.450 °C aufgeheizt. Unter der Annahme, dass beim Aufheizen einer Silizium-Charge in einer Kokille typischerweise mindestens eine Stunde vergeht, bis die Maximaltemperatur erreicht ist, hat die Körnungsschicht in der Regel den Stand "transluzent/dicht" und somit eine Dichte von mindestens 95% ihrer theoretischen Dichte erreicht. Dies gilt nur eingeschränkt für die Maximaltemperatur von 1.375 °C, die der Kokillenboden im sogenannten "Quasi-Mono-Prozess" hat. In diesem Fall wird die gewünschte Dichtheit der Körnungsschicht erst nach 3 Stunden erreicht.
Referenzbeispiel - Probe 2
[0104] Der eingangs beschriebene, bindemittelfreie SiO
2-Schlicker hat eine geringe Viskosität und ist an und für sich unmittelbar als Sprühschlicker einsetzbar. In einem Versuch wurde dieser Schlicker zur Herstellung einer Sprühbeschichtung auf dem saugfähigem, opakem Quarzgutscherben mit offener Porosität eingesetzt.
[0105] Zur Beschichtung wurde die Quarzgutplatte in horizontaler Orientierung in eine Sprühkammer eingebracht und die Oberseite sukzessive durch Aufsprühen des Schlickers mit einer tragenden ca. 0,7 mm dicken SiO
2-Schlickerschicht versehen. Hierfür wurde eine Sprühpistole eingesetzt, der kontinuierlich der Sprühschlicker zugeführt wird.
[0106] Auf der so sukzessive aufgebrachten Schlickerschicht bildet sich beim nachfolgenden Antrocknen an Luft innerhalb einer Minute eine raue und zerklüftete Oberflächenschicht. Dieses Ergebnis wird jedenfalls teilweise darauf zurückgeführt, dass das Trocknen der Schlickerschicht wegen des porösen Untergrundes so rasch erfolgte, dass eine Entmischung des Feinanteils im oberen Bereich der Schlickerschicht nicht möglich war, so dass sich keine dichte und geschlossene Gießhaut ausbilden konnte.
[0107] Das weitere Trocknen erfolgte dann langsam, indem die Schlickerschicht an Luft acht Stunden lang ruht. Die vollständige Trocknung erfolgt unter Einsatz eines IR-Strahlers an Luft während 4 Stunden.
[0108] Es wird eine raue und rissige inhomogene Oberflächenschicht aus opakem, porösem Quarzglas erhalten, die das in
Figur 3 gezeigte Erscheinungsbild hat.
[0109] Die getrocknete Grünschicht konnte anschließend in einem Sinterofen bei einer Temperatur um 1.410 °C zu einer verdichteten Sinterschicht aus transluzentem Quarzglas mit einer Dichte von etwa 2,0 g/cm
3 gesintert werden. Diese Dichte ist für eine Diffusionssperrschicht noch akzeptabel.
Beschichtung einer Kokille
[0110] Das Beschichten einer handelsüblichen Quarzgutkokille 1 - hergestellt aus Quarzglas aus natürlich vorkommendem Rohstoff - erfolgte in einem mehrstufigen Aufbau, den
Figur 4 schematisch zeigt.
[0111] Das Aufbringen der zur Diffusionsbarriere auszubildenden SiO
2-Körnungschicht 2 erfolgte allseitig (Boden und Seitenwände) auf eine auf Raumtemperatur temperierte, vorbefeuchtete Innenwand der Kokille 1 aus porösem Quarzgut. Damit können Schichten unterschiedlicher Dicke und geometrischer Ausbildung erzeugt werden. Im Ausführungsbeispiel erfolgte die Herstellung der Körnungsschicht unter Einsatz des oben - erste Alternative - beschriebenen SiO
2-Schlickers und anhand des in Vorversuch - Probe 1 beschriebenen Verfahrens zum Aufbringen (durch Aufrakeln) und Trocknen der Schlickerschicht. Die so erzeugte Grünschicht (=Körnungsschicht 2) hat nach dem Trocknen eine weitgehend gleichmäßige Dicke von im Mittel etwa 0,8 mm. Die Dicke der daraus nach dem Sintern (beim Kristallzüchtungsprozess) erzielten Diffusionssperrschicht ist etwa 10 % geringer und liegt demnach bei etwa 0,7 mm. Nach dem Auftragen dieser Körnungsschicht 2 wurde diese mit einer Suspension aus Siliziumnitrid, Siliziumdioxid und DI-Wasser beschichtet (Schicht 3).
[0112] Die beschichtete Quarzgutkokille wurde in einem Kristallzüchtungsprozess eingesetzt, der im Folgenden näher erläutert wird. Dabei wurde die Körnungsschicht gesintert und somit thermisch zu einer dichten Diffusionssperrschicht mit einer mittleren Dicke um 0,6 mm verdichtet.
Herstellung eines Siliziumblocks
[0113] Die Kristallzüchtung zur Herstellung einer Siliziumblocks erfolgte unter Einsatz der beschichteten Quarzgut-Kokille und ansonsten in einem Standardprozess, wie er beispielsweise in der
DE 10 2005 013 410 B4 beschrieben ist.
[0114] Beim Erhitzen im Kristallzüchtungsprozess bildet sich aus der Körnungsschicht eine verdichtete SiO
2-Sperrschicht mit einer Dicke von im Mittel etwa 0,6 mm und einer Porosität von weniger als 10 %. Diese Sperrschicht zeigt keine offene Porosität und wirkt wirksam als Diffusionssperrschicht gegenüber der schnellen Oberflächendiffusion von Verunreinigungen, insbesondere von Eisen.
Messergebnisse
[0115] Figur 5 zeigt einen typischen Siliziumblock-Querschnitt, vermessen mittels "MDP" ("microwave detected photoconductivity"). Mittels dieser Messmethode wird die Minoritätsladungsträgerlebensdauer (LTLD) in einem Halbleitermaterial ermittelt. Die Minoritätsladungsträgerlebensdauer wird üblicherweise in Falschfarbendarstellung veranschaulicht - im Bild 5 ist die Darstellung in Graustufen gehalten und die Grauwerte entsprechenden den eigentlich farblichen Bereiche ergänzend mit den Angaben "g" (grün), "b" (blau) und "r" (rot) versehen. Eine hohe Ladungsträgerlebensdauer ist den grünen und blauen Messpunkten zugeordnet. Die Falschfarben-Darstellung ist so skaliert, dass den Zonen mit einer niedrigen Ladungsträgerlebensdauer (LTLD < 6 µs) die rote Farbe zugeordnet wird. Die dabei rot eingefärbten Zonen repräsentieren somit die Eindiffusionszonen mit geringer Ladungsträgerlebensdauer. Sie stellen den minderwertigen Materialbereich dar, der hier als "red zone" bezeichnet wird. Die zu entfernende Schwartenstärke richtet sich an der Dicke der red zone aus.
[0116] Deutlich ist die "red zone" am Boden und in den seitlichen Blockbereichen zu erkennen; sie wird hier überwiegend durch Festkörper-Diffusion von Verunreinigungen aus der Solarkokille verursacht.
[0117] Das Diagramm von
Figur 6 zeigt einen Vergleich der mittels MDP-Messungen sichtbar gemachten Eindiffusionszonen für einen Siliziumblock aus einer Kokille ohne Diffusionssperrschicht (Messreihe (a)) und für einen Siliziumblock aus einer Kokille mit Diffusionssperrschicht (Messreihe (b)). Auf der Ordinate ist dabei jeweils die an mehreren Höhenpositionen des Siliziumblocks gemessene Breite d der seitlichen Eindiffussionszone (in mm) aufgetragen. Die Messpunkte etwa gleieher Höhenposition beider Messreihen sind jeweils als Dreiecke, Kreise und Quadrate dargestellt.
[0118] Daraus ist ersichtlich, dass beim Siliziumblock aus der Kokille mit Diffusionssperrschicht (Messreihe b) sowohl die seitliche Eindiffusionszone insgesamt als auch der Bereich niedriger Ladungsträgerlebensdauer (red zone) vergleichsweise dünn ist.
[0119] Figur 7 zeigt Abbildungen von prozessierten Eckwafern, bei denen durch Photolumineszenz der Zellwirkungsgrad sichtbar gemacht ist. Die beiden Eckwafer sind aus Siliziumblöcken aus gleicher Blockhöhe entnommen. Der in Abbildung (a) gezeigte Wafer stammt aus einem Siliziumblock, der in einer Kokille ohne Diffusionsbarriere hergestellt worden ist. Der Eckwafer zeigt zwei dunkle Randbereiche, die auf Grund von schädlicher Eindiffusion eine geringere Ladungsträgerkonzentration aufweisen. Der Eckwafer gemäß Abbildung (b) entstammt einem Block mit Diffusionsbarriere. Bei diesem Wafer ist der dunkle Randbereich deutlich kleiner.
[0120] Bei den Eisen-Konzentrationsprofilen von
Figur 8 ist die Konzentration von Eisen C
Fe in Gew.-ppm gegen die Messposition P (in µm) aufgetragen. Die Profile wurden an polierten Querschliffen der beschichteten Kokillen nach Abschluss eines Kristallzüchtungsprozesse gemessen.
[0121] Die Gesamt-Konzentration der Eisen-Verunreinigung wurde durch induktionsgekoppelte Plasmamassenspektroskopie (ICP-MS) ermittelt. Die mit "SL1" und "SL2" bezeichneten Proben wurden mittels Kokillen mit schlickerbasierter Diffusionssperrschicht gemäß der Erfindung gefertigt. Bei der mit "PLA" bezeichneten Vergleichsprobe wurde die Diffusionssperrschicht unter Einsatz von Einlegeplatten aus Quarzglas hergestellt, wie in der oben genannten
DE 10 2011 082 628 A1 beschreiben. Der Wert Null auf der x-Achse kennzeichnet die Grenzfläche zwischen der Kokillenwandung (Substrat S) und den jeweiligen Diffusionssperrschichten (L).
[0122] Es ist zu erkennen, dass die Diffusionssperrschichten L nach dem Si-Schmelzprozess deutlich geringere Fe-Konzentrationen aufweisen als das Kokillenmaterial (Substrat). Ein Diffusionsprofil ist erkennbar. Bemerkenswert ist das höhere Konzentrationsniveau der schlickerbasierten Schichten (SL1 und SL2), die ursprünglich beim Auftragen deutlich reiner waren (Fe-Niveau ca. 0,2 Gew.-ppm, also ähnlich dem Konzentrationsniveau der Plattenprobe). Dies ist ein Hinweis darauf, dass bereits beim Aufheizen bzw. Verdichten der Probe eine gewisse Anreicherung mit Fe eintritt, das die ganze Schicht durchdringt. Damit ergibt sich eine wesentliche technische Forderung nach schnellstmöglicher Verdichtung der Schicht.
[0123] Bemerkenswert ist, dass der SiO
2-Ausgangsschlicker eine Fe-Ausgangskonzentration hat, die in etwa dem asymptotischen Niveau des SiO
2-Plattenmaterials ("PLA") entspricht. Die Tatsache, dass das Fe-Konzentrationsniveau nach dem Schmelzprozess auf knapp über 1 ppm gestiegen ist, spricht für eine Anreicherung der gesamten Schicht während des Verdichtungsvorgangs. Da davon auszugehen ist, dass die am Ende stark verdichtete Schicht sich ähnlich verhalten dürfte wie das von Anfang an dichte Plattenmaterial spricht für die Annahme, dass die anfängliche Porosität diese Anreicherung begünstigt - und für die Folgerung, dass das Material bei möglichst niedrigen Temperaturen (unterhalb 1410°C) verdichten sollte.
[0124] Figur 9 zeigt Ergebnisse einer GDMS-Messung (Glimmemtladungs-Massenspektrometrie) für einen ohne Diffusionssperrschicht erzeugten Silizium-Referenzblock (bezeichnet als "Ref") und einen gemäß der Erfindung mit Diffusionssperrschicht hergestellten Siliziumblock (Bezeichnet als ""SL") im Vergleich. Auf der Ordinate des Diagramms ist hier der jeweilige Metallgehalt (Eisen, Kupfer) C
Me in Gew.-ppm in logarithmischer Skala gegen den Abstand A (in mm) von der Kokillenwand aufgetragen. Daraus ist ersichtlich, dass die Metall-Konzentration mit zunehmendem Abstand geringer wird und dass eine Reduktion des Eisen- und Kupfergehalts im fertigen Siliziumblock durch Einsatz der SiO
2-Diffusionsbarriere erreicht werden konnte. Auffällig ist, dass bei der Probe mit Diffusionssperrschicht für Eisen(SL-Fe) nicht nur die Randkonzentration, sondern auch das gesamte Profil deutlich niedriger verläuft als bei der Referenzprobe (Ref-Fe) ohne Diffusionssperrschicht.