(19)
(11)EP 3 671 632 A1

(12)EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43)Veröffentlichungstag:
24.06.2020  Patentblatt  2020/26

(21)Anmeldenummer: 19215579.4

(22)Anmeldetag:  12.12.2019
(51)Internationale Patentklassifikation (IPC): 
G06T 7/00(2017.01)
G07C 3/00(2006.01)
(84)Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30)Priorität: 20.12.2018 DE 102018133196

(71)Anmelder: Carl Zeiss Microscopy GmbH
07745 Jena (DE)

(72)Erfinder:
  • AMTHOR, Manuel
    07745 Jena (DE)
  • HAASE, Daniel
    07751 Zöllnitz (DE)
  • WOLLESCHENSKY, Ralf
    07743 Jena (DE)

(74)Vertreter: LifeTech IP Spies & Behrndt Patentanwälte PartG mbB 
Elsenheimerstraße 47a
80687 München
80687 München (DE)

  


(54)BILDBASIERTE WARTUNGSVORHERSAGE UND DETEKTION VON FEHLBEDIENUNGEN


(57) Es wird ein Computer-implementiertes Verfahren zum Ermitteln eine Notwendigkeit für vorausschauende Wartung für ein Mikroskopsystem vorgestellt. Das Verfahren weist auf: ein Bereitstellen eines Mikroskopsystems, das einen Bildsensor zur Aufnahme von digitalen Bildern einer Probe aufweist, ein Aufnehmen von digitalen Bildern während eines regulären Betriebes des Mikroskopsystems und ein Bereitstellen eines digitalen Bildes als Eingangsdatensatz an ein Bildanalysesystem. Darüber hinaus weist das Verfahren auf: Bestimmen mindestens eines Merkmals, welches sich auf eine Fehlfunktion des Mikroskopsystems im regulären Betrieb bezieht, ein Erzeugen eines Statussignals, und ein Bestimmen einer Komponentengruppe des Mikroskopsystems, für die eine Wartungsmaßnahme erforderlich ist.




Beschreibung

Gebiet der Erfindung



[0001] Die Erfindung bezieht sich im Allgemeinen auf ein System für eine Vorhersage einer Notwendigkeit von Wartungsmaßnahmen und insbesondere auf ein Computer-implementiertes Verfahren für vorausschauende Wartung für ein Mikroskopsystem, ein entsprechendes Wartungsüberwachungssystem sowie ein Computerprogrammprodukt.

Technischer Hintergrund



[0002] Moderne technische Geräte erfordern oft aufwändige und zeitintensive Wartungsmaßnahmen nach einem vorgegebenen Wartungsplan. Dieser nutzt Erfahrungen aus der Vergangenheit, um die Wartungsintervalle so festzulegen, dass die technischen Geräte nicht wegen fehlender Wartungsarbeiten ausfallen. Aus diesem Umstand ergibt sich die Tatsache, dass Wartungsmaßnahmen tatsächlich häufiger durchgeführt werden als es für manche der technischen Geräte erforderlich wäre. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Geräte von qualitativ hochwertigem Personal systemgerecht und mit Sorgfalt behandelt werden. Dies gilt nicht nur für Piloten, die teilweise sogar eine erhöhte Vergütung dafür bekommen, dass sie Triebwerke schonend behandeln (sehr selten unter Volllast) aber genauso für Hochpräzisionsinstrumente wie hochkomplexe Präzisionsmikroskopsysteme. Diese werden entweder beispielsweise im medizinischen, biomedizinischen oder materialwissenschaftlichen Bereichen eingesetzt; und auch hier gilt, dass die Systemausfallzeiten durch Wartungsarbeiten so gering wie möglich gehalten werden sollten, um eine möglichst schnelle Amortisation der Investitionen in diese Geräte zu ermöglichen.

[0003] Fehlbedienungen können zu verkürzten Wartungszyklen oder auch unerwarteten Wartungsfällen führen. Moderne Wartungsansätze berücksichtigen daher die tatsächliche Nutzung eines Systems, wobei in seltenen Fällen bereits digitale Zwillinge der Systeme - insbesondere bei den Herstellern der Systeme - bereitgehalten werden, um Wartungszyklen dynamisch zu bestimmen. Dazu wäre allerdings eine ständige elektronische Verbindung (Internet) des Mikroskopsystems mit dem Hersteller erforderlich. Aus Datenschutz- und anderen Gründen ist vielfach eine derartige Kopplung nicht erwünscht. Außerdem wäre es für diese Art der ständigen Überwachung (monitoring) erforderlich, dass die Mikroskopsysteme mit einer Vielzahl zusätzlicher Sensoren ausgestattet wären, die eine genaue Erfassung der Handhabung und Verwendung der Mikroskopsysteme ermöglichen. Eine derartige Ausstattung mit zusätzlichen Sensoren wäre allerdings mit erheblichen zusätzlichen Kosten verbunden, um Hersteller-empfohlene dynamische Wartungszyklen im Sinne von vorausschauender Wartung (predictive maintenance) zu ermöglichen. Das Konzept der vorausschauender Wartung sieht vor, dass nur dann Wartungsarbeiten durchgeführt werden, wenn diese voraussichtlich tatsächlich erforderlich sind. Um diese dynamische, vorausschauende Wartung zu ermöglichen, ist es normalerweise notwendig, Daten über die Nutzung der Systeme zu erhalten, wie dies durch zusätzliche Sensoren innerhalb der Mikroskopsysteme gegeben wäre. Wie bereits dargestellt, führt dies zu zusätzlichen, nicht unerheblichem technischen Aufwand und signifikanten zusätzlichen Kosten.

[0004] Die zu Grunde liegende Aufgabe des hier vorgestellten Konzeptes kann also angesehen werden als eine Ermöglichung von vorausschauender Wartung, ohne dass aufwändige zusätzliche interne Sensoren im Mikroskopsystem und/oder zusätzliche Netzwerkverbindungen für das Konzept eines digitalen Zwillings erforderlich wären.

Übersicht über die Erfindung



[0005] Diese Aufgabe wird durch das hier vorgeschlagene Computer-implementierte Verfahren für ein Erkennen einer Notwendigkeit einer vorausschauenden Wartung für ein Mikroskopsystem, ein entsprechendes Wartungsüberwachungssystem für vorausschauende Wartung für ein Mikroskopsystem und ein Computerprogrammprodukt entsprechend den unabhängigen Ansprüchen gelöst. Weitere Ausgestaltungen werden durch die jeweils abhängigen Ansprüche beschrieben.

[0006] Entsprechend eines Aspektes der vorliegenden Erfindung wird ein Computer-implementiertes Verfahren zum Ermitteln einer Notwendigkeit für vorausschauende Wartung für ein Mikroskopsystem vorgestellt. Das Verfahren weist ein Bereitstellen eines Mikroskopsystems, das einen Bildsensor zur Aufnahme von digitalen Bildern einer Probe aufweist, sowie ein Aufnehmen von digitalen Bildern mittels des Bildsensors während eines regulären Betriebes des Mikroskopsystems auf.

[0007] Ein aufgenommenes digitales Bild wird als mindestens ein Eingangsdatensatz einem Bildanalysesystem zur Verfügung gestellt. Darauf basierend wird mindestens ein Merkmal durch das Bildanalysesystem in dem mindestens einen aufgenommenen digitalen Bild bestimmt, wobei das Merkmal zu einer Fehlfunktion des Mikroskopsystems im regulären Betrieb in Korrelation steht.

[0008] Das Verfahren weist weiterhin ein Erzeugen eines Statussignals für einen Zustand des Mikroskopsystems durch das Bildanalysesystem auf Basis des mindestens einen digitalen Bildes und des mindestens einen darin enthaltenen Merkmals sowie und ein Bestimmen - durch Nutzung des Statussignals - einer Komponentengruppe des Mikroskopsystems, für die eine Wartungsmaßnahme erforderlich ist, auf.

[0009] Entsprechend eines anderen Aspektes der vorliegenden Erfindung wird ein Wartungsüberwachungssystem zum Ermitteln einer Notwendigkeit für vorausschauende Wartung für ein Mikroskopsystem vorgestellt. Das Wartungsüberwachungssystem weist ein Mikroskopsystem auf, das einen Bildsensor zur Aufnahme von digitalen Bildern einer Probe aufweist, und einen Bildsensor zum Aufnehmen von digitalen Bildern während eines regulären Betriebes des Mikroskopsystems.

[0010] Weiterhin weist das Wartungsüberwachungssystem ein Bildanalysesystem auf, das angepasst ist zum Empfangen mindestens eines aufgenommenen digitalen Bildes als mindestens einen Eingangsdatensatz für ein Bildanalysesystem. Dabei ist das Bildanalysesystem angepasst zum Bestimmen mindestens eines Merkmals durch das Bildanalysesystem in dem mindestens einen aufgenommenen digitalen Bild, wobei das Merkmal zu einer Fehlfunktion des Mikroskopsystems im regulären Betrieb in Korrelation steht. Außerdem weist das Wartungsüberwachungssystem ein Erzeugen eines Statussignals für einen Zustand des Mikroskopsystems durch das Bildanalysesystem auf Basis des mindestens einen digitalen Bildes und des mindestens einen darin enthaltenen Merkmals, und ein Bestimmen, durch Nutzung des Statussignals einer Komponentengruppe des Mikroskopsystems, für die eine Wartungsmaßnahme erforderlich ist, auf.

[0011] Weiterhin können Ausführungsformen in Form eines entsprechenden Computerprogrammpproduktes implementiert sein, auf welches durch ein Computer-nutzbares oder Computer-lesbares Medium zugegriffen werden kann, welches Programmcode zur Nutzung durch oder in Verbindung mit einem Computer oder Instruktionsausführungssystem aufweist. Für den Kontext dieser Beschreibung kann ein Computer-nutzbares oder Computer-lesbares Medium jede Vorrichtung sein, die Mittel zum Speichern, Kommunizieren, Weiterleiten oder Transportieren des Programms für eine Nutzung durch oder in Verbindung mit einem Instruktionsausführungssystem, einer entsprechenden Vorrichtung oder Apparatur aufweist.

[0012] Das Computer-implementierte Verfahren zum Ermitteln einer vorausschauenden Wartung für ein Mikroskopsystem weist mehrere Vorteile und technische Effekte auf:

[0013] Das vorgeschlagene Konzept erlaubt die Durchführung des Prinzips der vorausschauenden Wartung ohne den konsequenten Weg des Internet of Things (Industrie 4.0) einzuschlagen, d.h., ohne die Mikroskopsysteme mit zusätzlichen, aufwändigen, internen Sensoren auszustatten. Das vorgeschlagene Konzept erfordert keine zusätzliche kostenintensive Erfassung und Sammlung von Temperaturdaten, Spannungswerten und/oder Nutzungsdaten direkt an den zu überwachenden Bauteilen des Mikroskopsystems.

[0014] Vielmehr fußt das vorgeschlagene Konzept auf einer Auswertung und Nutzung von ohnehin während des normalen Betriebes und der normalen Nutzung des Mikroskopsystems anfallenden Daten. Außerdem ist es nicht erforderlich, zusätzliche (Referenz-) Bilder aufzuzeichnen. Die Analyse für die Feststellung der Notwendigkeit einer vorausschauenden Wartungsmaßnahme erfolgt vielmehr auf der Basis der Bilder, die ein Nutzer während des normalen Geräteeinsatzes, beispielsweise in Experimenten, aufnimmt. Zusätzliche Wartungs- oder Kalibrierungsaufnahmen sind nicht erforderlich.

[0015] Darüber hinaus erlaubt eine Aufzeichnung und Auswertungen der im normalen Betrieb aufgezeichneten Bilder in Zeitreihen eine längerfristige Analyse des Nutzungsverhaltens, wodurch wiederum auf bereits vorliegende oder eventuell zukünftig auftretende Fehler des Mikroskopsystems geschlossen werden kann.

[0016] Dabei kann auch ein Vergleich zwischen mehreren Mikroskopsystemen (ggfs. der gleichen Baureihe/des gleichen Typs) für eine noch präzisere Vorhersage einer Wartungsnotwendigkeit beitragen.

[0017] Das vorgeschlagene Konzept erlaubt also eine Zustandsbestimmung und -erkennung bestehender Fehler am System - z.B. defekte Komponente, Dejustage, etc. - eine Abschätzung bezüglich zukünftig auftretender Fehler - inklusive eines Zeithorizontes - und eine Ursachenanalyse - z.B. eine Unterscheidung zwischen gerätebedingten, probenbedingten und nutzungsbedingten Fehlern.

[0018] Die meisten Nachteile bisher bekannter Verfahren zur Verbesserung der Wartung von Mikroskopsystemen können durch das hier vorgeschlagene Konzept überwunden werden: (a) Häufig können zusätzlich erforderliche Sensoren aus technischen oder Kostengründen nicht nachgerüstet werden, (b) eine Ableitung des Gerätezustandes aus individuellen Messparameterwerten einzelner Sensoren an einzelnen Komponenten des Mikroskopsystems lassen häufig keine Gesamtbeurteilung des Zustandes des Mikroskopsystems zu oder erfordern ein sehr komplexes Regelwerk und eine große Anzahl von Sensoren und entsprechende Messwerte. Trotzdem sind diese häufig nicht repräsentativ, um den Gesamtzustand eines Mikroskopsystems zu beurteilen.

[0019] Mit dem neu vorgeschlagenen Konzept kann es dagegen gelingen, durch eine Anpassung von Aufnahmeparametern des Mikroskopsystems Fehler des Nutzers zu kompensieren, um die volle Leistungsfähigkeit des Mikroskopsystems auszuschöpfen. Außerdem kann auch eine Nutzung von unterschiedlichen Bedienern des Mikroskopsystems, für die die zusätzlichen internen Sensoren unterschiedliche Messwerte liefern würden, bei der Beurteilung des Gerätezustands kompensiert werden.

[0020] Der Einsatz von Techniken der künstlichen Intelligenz, der Bilderkennung und des maschinellen Lernens ermöglichen nun eine Bewertung des Ergebnisses des Mikroskopsystems, nämlich eines oder mehrerer aufgenommener Bilder (images) im regulären Betrieb des Mikroskopsystems, um aus deren Beurteilung und der "Erfahrung" aus vorher aufgenommenen Bildern mit bekannten Systemfehlern mittels eines trainierten neuronalen Netzwerkes, als ein Beispiel für ein Bildanalysesystem, Rückschlüsse auf das gesamte Mikroskopsystem oder dessen einzelne Komponenten zu schließen.

[0021] Dazu sind keine Referenzproben, Referenzmuster oder Referenzeinstellungen erforderlich. Der normale Betrieb des Mikroskopsystems reicht aus, um eine kontinuierliche Beurteilung/Bewertung des Gesamtzustandes des Mikroskopsystems zu ermöglichen, um so vorbeugende Wartungsmaßnahmen zu ermitteln, vorzuschlagen und zu planen, um die Ausfallzeiten des Mikroskopsystems so gering wie möglich zu halten, so dass die Anwender- und/oder Kundenzufriedenheit ein Höchstmaß erreicht.

[0022] Im Wesentlichen besteht der Vorteil darin, dass notwendige oder empfohlene Wartungsmaßnahmen nicht durch zusätzliche Vorrichtungen und/oder Erweiterungen - insbesondere mechanische, elektromechanische und oder elektronische Sensoren - ergänzt und erweitert werden müssen, sondern dass bereits vorhandene Komponenten des Mikroskopsystems zum Ermitteln einer Notwendigkeit für vorausschauende Wartungsmaßnahmen genutzt werden. Damit wird die Komplexität des Mikroskopsystems nicht erhöht, so dass auch für diese nicht notwendigen Erweiterungen keine zusätzlichen Wartungsmaßnahmen erforderlich sind. Vielmehr werden die bereits vorhandenen Teilsysteme genutzt und - gemäß dem Verfahren - im ordnungsgemäßen, routinemäßigen, regulären Betrieb des Mikroskopsystems besser genutzt, insbesondere durch verbesserte Auswertungen der aufgenommenen digitalen Bilder, die im regulären Betrieb ohnehin aufgenommen werden. Ein entsprechend angepasstes Bildanalysesystem bildet die Basis für diese Lösung.

[0023] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aufgenommenen Bilder durch die Zweitnutzung - d.h. durch die Auswertung der ohnehin während des regulären Betriebes des Mikroskopsystems anfallenden Bilder hinsichtlich erforderlicher Wartungsmaßnahmen - eine deutliche Verbesserung der Nutzugszeiten von Mikroskopsystemen ermöglicht wird.

[0024] Im Folgenden werden weitere Ausführungsbeispiele des erfinderischen Konzeptes für das Verfahren, welche gleichermaßen für das entsprechende Wartungsüberwachungssystem nutzbar sind, vorgestellt:

[0025] Gemäß einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel des Verfahrens kann das Bildanalysesystem ein Lernsystem mit Eigenschaften des maschinellen Lernens aufweisen. Dabei kann das Verfahren zusätzlich ein Trainieren des Lern-Systems mit einem Satz von digitalen Bildern mittels maschinellen Lernens zur Generierung eines Lernmodells zur Erkennung des mindestens einen Merkmals - beispielsweise Anomalien oder andere Auffälligkeiten - in einem der aufgenommenen digitalen Bilder von Proben im regulären Betrieb des Mikroskopsystems aufweisen. Bei dem Lernsystem kann es sich beispielsweise um ein System zum überwachten Lernen handeln, beispielsweise ein Deep Neural Network (DNN) oder ein anderes geeignetes System für künstliche Intelligenz bzw. maschinelles Lernen. Die Bilder des Satzes von digitalen Bildern zum überwachten Lernen zur Generierung des Lernmodells mit Metadaten können dazu annotiert sein, d.h. dass die jeweiligen Bilder des Satzes von digitalen Bildern zum überwachten Lernen durch Metadaten ergänzt sind, welche beispielsweise Anomalien oder andere Auffälligkeiten und Merkmale in den Trainingsbildern beschreiben. Dazu können auch vorgeschlagene Wartungsmaßnahmen anhand der Auffälligkeiten, Anomalien und Merkmale in den Bildern in den Metadaten ergänzt sein.

[0026] Gemäß einem ergänzenden Ausführungsbeispiel des Verfahrens können dementsprechend die Metadaten mindestens eines ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Folgendem aufweisen: einen Zeitintervallwert, in dem die Wartungsmaßnahme erforderlich ist, ein erwarteter Ausfallzeitpunkt einer Komponente des Mikroskopsystems, eine numerische Zustandsangabe - beispielsweise Bewertungsstufen 1 bis 10 - einer einzelnen Komponente (oder einer Gruppe) des Mikroskopsystems, und eine Benennung einer defekten Komponente des Mikroskopsystems. Auf diese Weise wird das Lernsystem durch das Verfahren dahingehend trainiert, aus bestimmten Merkmalen der aufgenommenen Bilder im regulären Betrieb des Mikroskopsystems anfallende Wartungsmaßnahmen an einzelnen Komponenten oder Komponentengruppen des Mikroskopsystems zu bestimmen.

[0027] Gemäß einem weiteren ergänzenden Ausführungsbeispiel des Verfahrens kann das Bestimmen der Komponentengruppe des Mikroskopsystems zusätzlich ein Bestimmen eines Zeitintervallwertes, in dem die Wartungsmaßnahme erforderlich ist, aufweisen. Damit können zukünftige Wartungsmaßnahmen in einem Wartungsplan dynamisch hinterlegt werden. Gleichartige Wartungsmaßnahmen oder Wartungsmaßnahmen an Mikroskopsystemen an unterschiedlichen Standorten können auf diese Weise durch das Wartungspersonal besser koordiniert werden.

[0028] Gemäß einem erweiterten Ausführungsbeispiel des Verfahrens kann beim Erzeugen des Statussignals durch das Bildanalysesystem mindestens ein weiterer erfasster Sensorwert - insbesondere nicht vom Bildsensor - des Mikroskopsystems erfasst werden, welcher/welche als zusätzlicher/e Eingangsdaten für das Lernsystem genutzt wird/werden. Dabei ist es sinnvoll, derartige Sensormesswerte auch beim Trainieren des Lernsystems zu berücksichtigen. Dazu kann es hilfreich sein, auch die zusätzlich dem Lernsystem zur Verfügung gestellten Eingangsdatensätze der zusätzlichen Sensorwerte entsprechend zu annotieren, so dass aus einer Kombination der Sensorwerte zusammen mit den analysierten aufgenommenen Bildern im regulären Betrieb Wartungsmaßnahmen abgeleitet werden können. Als Beispiel für derartige zusätzliche Sensormesswerte können Intensitätswerte der Beleuchtung - entweder passiv, d.h., mittels eines Sensors, oder aktiv, d.h., beispielsweise mittels des Stromflusses durch das Leuchtmittel gemessen - bewertet werden.

[0029] Gemäß einem weiteren vorteilhaften Ausführungsbeispiel des Verfahrens weist das mindestens eine enthaltene Merkmal in dem mindestens einem aufgenommenen digitalen Bild im regulären Betrieb mindestens eines auf, das in der Gruppe enthalten ist, die aus Folgendem besteht: Streifen, Jitter, ungleichmäßige Helligkeit - beispielsweise wegen ungleichmäßiger Feldausleuchtung - reduzierter Auflösung, überhöhtes Bildrauschen - beispielsweise abgeleitet aus einem oder mehreren vorgegebenen oder dynamisch ermittelten Grenzwerten - geringes Signal-zu-Hintergrund-Verhältnis, geringe Laserleistung, reduzierte Empfindlichkeit und Fehlstellen im digitalen Bild. Grundsätzlich kann es sich dabei um alle erfassbaren und ausführbaren Parameter eines digitalen Bildes handeln.

[0030] Gemäß einer möglichen Ausführungsform des Verfahrens kann das Lernmodel für ein einzelnes Mikroskopsystem oder für eine Mehrzahl von Mikroskopsystemen generiert werden. Damit kann das Lernmodell beispielsweise für alle Mikroskopsysteme einer Baureihe, die zu einer Mikroskopserie gehören, genutzt werden, ohne es jeweils wieder neu trainieren zu müssen.

[0031] Entsprechend einer ergänzenden Ausführungsform des Verfahrens kann während des regulären Betriebes des Mikroskopsystems mindestens ein Bedienparameterwertidealerweise als eine Zeitreihe - eines Bedienungselementes - wodurch ein Nutzerverhalten erfasst wird - des Mikroskopsystems gemessen werden, der zusätzlich bei der Bestimmung des Statussignals genutzt wird bzw. diesen beeinflusst. Dabei kann beispielsweise erkannt werden, dass an einzelnen Stellgliedern des Mikroskopsystems immer wieder manuelle Nachjustagen im regulären Betrieb vorgenommen werden, die in ihrer Anzahl und in ihren zeitlichen Abständen von einem Normalbetrieb des Mikroskopsystems abweichen und insofern als Anomalien bzw. auffällige Merkmale, die von Sensormesswerten in einem ordnungsgemäßen normalen Betrieb erzeugt werden, erkannt werden.

[0032] Ein derartiges zusätzliches Erfassen von typischem Bedienverhalten eines Nutzers hinsichtlich des Mikroskopsystems könnte dabei in den Bereich des unüberwachten Lernens und Trainieren des Lernsystems fallen. Dazu ist das Lernsystem angepasst, um Auffälligkeiten und Anomalien in den erfassten genannten Zeitreihen von gemessenen Parameterwerten einzelner Bedienelemente zu erkennen.

[0033] Gemäß eines weiter entwickelten Ausführungsbeispiels des Verfahrens kann bei dem Lernmodell zur Erkennung des mindestens einen Merkmals mindestens eine Kategorie betroffen sein, die ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus: Klassifikation von Servicestufen des Mikroskopsystems, Regression auf erwarteten Ausfallzeitpunkt des Mikroskopsystems, Korrelation des mindestens einen Merkmals oder eine Kombination mehrerer Merkmale des digitalen Bildes mit Bestimmung eines Wartungserfordernisses einer zuordenbaren Komponente oder Komponentengruppe des Mikroskopsystems. Auf diese Weise sind detaillierte Wartungspläne leicht erstellbar und für das Wartungspersonal gut planbar.

[0034] Gemäß einem erweiterten Ausführungsbeispiel des Verfahrens kann das Statussignal aus einer Kombination von Steuersignalen generiert werden. Dabei kann sich jeweils eines der Steuersignale mindestens auf eines der folgenden beziehen: eine Fehlerquelle im Mikroskopsystem, ein Vertrauensfaktor des Signals der Fehlerquelle, eine Art eines Fehlers - insbesondere Defekt oder Verschleiß - ein Zahlenäquivalent (z.B. Prozentangabe) einer Qualitätseinbuße, eine erforderliche Wartungsmaßnahme, ein Zeitintervall für eine empfohlene oder erforderliche Wartungsmaßnahme, eine Angabe der Komponente, für die die Wartungsmaßnahme erforderlich ist oder wird, Information - insbesondere eine Empfehlung - über alternative Mikroskopsystemeinstellungen, um eine Fehlfunktion einer Komponente mindestens teilweise auszugleichen, Informationen über eine Fehlerquelle einer Positionierung oder Fehlpräparation der Probe und Ähnliches. Grundsätzlich sind auf diese Weise alle Komponenten und Einstellmöglichkeiten - insbesondere aber die Komponenten, die einer regelmäßigen Wartung unterliegen - erfassbar.

[0035] Gemäß eines zusätzlichen erweiterten Ausführungsbeispiels des Verfahrens kann das Statussignal durch das Lernsystem dadurch bestimmt werden, dass ein Vergleich mit im regelmäßigen Betrieb erfassten Zeitfolgen einer Kombination von Sensorparametern von Bedienungselementen des Mikroskopsystems mit Erwartungswerten der Kombination von Sensorparametern von Bedienungselementen des Mikroskopsystems eine signifikante Abweichung - beispielsweise größer als ein dynamisch ermittelter Schwellwert - ergibt. Auch derartige Zeitfolgen können mittels des Lernsystems - insbesondere durch unüberwachtes Lernen (unsupervised learning) während des regulären Betriebes des Mikroskopsystems - für eine Beurteilung der Sensorparameter, eine Ermittlung von Abweichungen und einer Bestimmung bzw. Empfehlung von Wartungsmaßnahmen oder Wartungszeitpunkten eingesetzt werden. Die festzustellende(n) Abweichung(en) von Werten im Normalbereich (Positivbeispiele) können durch Systeme und/oder Techniken wie AutoEncoder, OneClassClassification und Novelty Detection ermittelt werden.

[0036] Gemäß eines weiteren möglichen Ausführungsbeispiels des Verfahrens kann das Bestimmen mindestens eines Merkmals durch das Bildanalysesystem durch Detektieren in einer Abfolge von aufgenommenen Bildern des Mikroskopsystems im regulären Betrieb, von einem sich wiederholenden Merkmal, das in der zeitlich geordneten Abfolge von aufgenommenen Bildern einen Gradienten oder Schwingungen oder sprunghafte, unregelmäßige Abweichungen aufweist, oder das bei jedem Bild identisch auftritt (fehlerhaft), ermittelt werden, sodass eine systematische Abweichung von Normalwerten bzw. Anomalien erkennbar wird.

[0037] Dabei kann die Ermittlung eines Normalwertes - oder mehrerer - durch unüberwachtes Lernen vor einem eigentlichen Einsatz des Mikroskopsystems erfolgen oder auch während des regulären Betriebes des Mikroskops.

[0038] Der festgestellte Gradient kann entweder einen positiven oder einen negativen Wert aufweisen. Beispielsweise würde sich bei einem über die Zeit schwächer werdenden Laser ein negativer Gradient der Beleuchtungswerte ergeben. Auf diese Weise sind auch schleichende Verschlechterungen, die einem durchschnittlichen Nutzer des Mikroskopsystems normalerweise nicht sofort auffallen, elegant erfassbar. Das für den Laser Gesagte gilt entsprechend auch für andere Sensorwerte bzw. auch Merkmale in den aufgenommenen digitalen Bildern. Damit wären auch systematische Fehler, die einem menschlichen Benutzer normalerweise nicht auffallen, erfassbar, wie beispielsweise einzelne defekte Pixel des Bildsensors, eine leicht schräg sitzende Blende und Ähnliches.

[0039] Ein Beispiel für auftretende Schwingungen könnte darin bestehen, dass eine Steuereinheit für den Hauptbildsensor des Mikroskopsystems nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert und es so über die Zeit zu schwingungsartigen Ungleichmäßigkeiten bei den aufgenommenen digitalen Bildern kommen kann.

[0040] Ein Beispiel für ein sprunghaftes Verhalten könnte eine defekte Beleuchtung mit einem Wackelkontakt sein, wodurch die Intensität der Beleuchtung der Proben variiert - möglicherweise auch ohne dass es das menschliche Auge erkennt.

[0041] Gemäß einem weiteren erweiterten möglichen Ausführungsbeispiel des Verfahrens kann die Abfolge von aufgenommenen Bildern des Mikroskopsystems im regulären Betrieb eine ausgewählte Teilmenge aus einer Gesamtheit von aufgenommenen Bildern des Mikroskopsystems im regulären Betrieb sein. Auf diese Weise können verschiedene Filter für die Auswahl verwendet werden. Denkbar wäre jeweils ein Bild pro Tag, Bilder der letzten Tage oder solche Bilder, die einen bestimmten Bildinhalt oder eine bestimmte Applikation betreffen, z.B. aufgenommene bestimmte andere Elemente aus Zellen wie ganze Zellen, Zellkerne, Zellwände etc.

[0042] Die aufgenommenen Bilder könnten auch entsprechend mitgespeicherter Metadaten der aufgenommen Bilder ausgewählt werden; die Metadaten jeder Aufnahme können beispielsweise umfassen: Zeit/Datum. Nutzer-Kennzeichnung des jeweiligen Bedieners, verwendete Farbstoffe für die Proben, Probentyp, Art und Anzahl der verwendeten Farbkanäle, Einstellparameter des Lichtpfades, Experimentklasse (bzw. ein kompletter diesbezüglicher Datensatz, allgemeine Experimentdaten (mittels Volltextsuche), usw.

[0043] Gemäß einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel des Verfahrens kann das LernSystem ein neuronales Netzwerk - oder beispielsweise auch eine Support Vector Machine - sein. Das neuronale Netzwerk kann mittels überwachten Lernens oder auch unüberwachten Lernens trainiert werden. Das Lernen erlaubt dann eine Klassifikation, Detection und/oder Regression (z.B. zur Vorausberechnung eines zukünftigen Wartungszeitpunktes). In Bezug auf das Klassifizieren können MultiClass-Algorithmen oder OneClass-Algorithmen eingesetzt werden. Das neuronale Netzwerk kann als Deep Neural Network als CNN (convolutional NN) oder RNN (recursive NN) ausgeführt sein.

[0044] Im Falle des unüberwachten Lernens kann auf Algorithmen wie Deep Autoencoder, One-Class-Classification, MultiClass-Classification oder Novelty Detection zurückgegriffen werden. Grundsätzlich lassen sich alle Lernsysteme einsetzen, die eine Detektion und ein Bestimmen von Anomalien und trainierten Merkmalen in den aufgenommenen digitalen Bildern während des regulären Betriebes erlauben.

Übersicht über die Figuren



[0045] Es sei darauf hingewiesen, dass Ausführungsbeispiele der Erfindung mit Bezug auf unterschiedliche Implementierungskategorien beschrieben sein können. Insbesondere sind einige Ausführungsbeispiele in Bezug auf ein Verfahren beschrieben, während andere Ausführungsbeispiele im Kontext von entsprechenden Vorrichtungen beschrieben sein können. Unabhängig davon ist es einem Fachmann möglich, aus der hier vorstehenden und nachfolgenden Beschreibung - wenn nicht anderweitig darauf hingewiesen ist - mögliche Kombinationen der Merkmale des Verfahrens sowie mögliche Merkmalskombinationen mit dem entsprechenden System zu erkennen und zu kombinieren, auch wenn sie zu unterschiedlichen Anspruchskategorien gehören.

[0046] Bereits oben beschriebene Aspekte sowie zusätzliche Aspekte der vorliegenden Erfindung ergeben sich unter anderem aus den beschriebenen Ausführungsbeispielen und aus den zusätzlichen weiteren, durch Bezug auf die Figuren beschriebenen, konkreten Ausgestaltungen.

[0047] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung werden beispielhaft und mit Bezug auf die folgenden Figuren beschrieben:

Fig. 1 stellt ein Blockdiagramm eines Ausführungsbeispiels des erfinderischen Computer-implementierten Verfahrens für eine Feststellung einer Notwendigkeit einer Wartungsmaßnahme für ein Mikroskopsystem dar.

Fig. 2 stellt ein Blockdiagramm von möglichen Erweiterungen des in Fig. 1 dargestellten Computer-implementierten Verfahrens dar.

Fig. 3 zeigt einen Beispielgraph mit zur Auswahl von aufgenommenen Bildern.

Fig. 4 stellt ein Blockdiagramm eines Ausführungsbeispiels des Wartungsüberwachungssystems zur Ermittlung einer Notwendigkeit einer Wartungsmaßnahme für das Mikroskopsystem dar.

Fig. 5 stellt ein Blockdiagramm eines Computersystems dar, welches mindestens Teile des Wartungsüberwachungssystems aufweist.


Detaillierte Figurenbeschreibung



[0048] Im Kontext dieser Beschreibung sollen Konventionen, Begriffe und/oder Ausdrücke folgendermaßen verstanden werden:
Der Begriff "vorausschauende Wartung" - gelegentlich auch vorbeugende Instandhaltung - beschreibt im Zusammenhang mit diesem Dokument wie Wartungsmaßnahmen optimiert werden können, indem nur die Maßnahmen durchgeführt werden, die entsprechend dem Zustand des Gerätes - hier das Mikroskopsystem - zu einem bestimmten Zeitpunkt erforderlich sind. Dabei wird nicht nach einem festen zeitlichen Plan vorgegangen, sondern es wird anhand des festgestellten Zustandes des Mikroskopsystems dynamisch ermittelt, dass eine Wartungsmaßnahme empfohlen ist, um einem Ausfall des Mikroskopsystems vorzubeugen. Die Entscheidungsdaten zur Ableitung eines entsprechenden Signals für einen Hinweis auf eine Wartungsnotwendigkeit einer Komponentengruppe oder einer einzelnen Komponente werden aus dem laufenden Betrieb bzw. des laufenden Einsatzes des Mikroskopsystems gewonnen. Zusätzliche Wartungsmaßnahmen oder besondere Einstellungen sind nicht erforderlich. Damit lassen sich mindestens folgende Ergebnisse erreichen: (i) wenige Maschinenstillstände innerhalb einer Nutzungszeit, (ii) kurze Instandsetzungszeiten, und (iii) geringe Auswirkungen von Stillstandszeiten auf die Nutzungszeiten des Mikroskopsystems. Außerdem lässt sich die Ersatzteilversorgung optimieren, sodann nur eine geringere Zahl an Ersatz- und Verschleißteilen vorrätig gehalten werden muss.

[0049] Der Begriff "Wartungsmaßnahme" betrifft hier jede Maßnahme der Pflege, Reparatur, Justierung oder Kalibrierung, wodurch die Nutzung des Mikroskopsystems kontinuierlich gewährleistet wird und Ausfallzeiten minimiert werden. Durch die permanente Beobachtung (Auswertung der aufgenommenen Bilder) beim Einsatz des Mikroskopsystems sind auch elegant schleichende Verschlechterungen gut erfassbar.

[0050] Der Begriff "Mikroskopsystem" beschreibt ein optisches bzw. ein optisch-/elektronisches System zur Vergrößerung und Darstellung von kleinen Strukturen. Typischerweise werden die kleinen Strukturen, die durch ein oder abwechselnd auch mehrere Objektive erfasst werden, mittels eines Bildsensors erfasst, wodurch die aufgenommenen Bilder (images) elektronisch und digital weiterverarbeitet werden können. Eine Darstellung von zu untersuchenden Proben erfolgt typischerweise auf einem Bildschirm oder in einem Okular in vergrößerter Form. Ein modernes Hochleistungsmikroskopsystem weist auch weitere Komponenten auf, welche vielfach mechanischer Natur sind und für die Wartungsmaßnahmen von Zeit zu Zeit erforderlich sind. Dazu können ein Probentisch gehören, der in allen drei Raumrichtungen verfahrbar sein kann, Blenden, ein Stativ zur Aufnahme des Probentisches, ein oder mehrere Beleuchtungssysteme, eine Mehrzahl manueller und/oder automatisierter Bedien- und Einstellelemente, usw.

[0051] Der Begriff "Bildsensor" beschreibt ein lichtempfindliches elektronisches Halbleiterbauelement, welches bei Mikroskopsystemen häufig als Flächensensor ausgeführt sein kann, bei dem die aufgenommenen Bilder direkt in Pixelinformation umgewandelt werden.

[0052] Der Begriff "Probe" beschreibt einen zu untersuchenden Gegenstand, z.B. auf einem Probenträger, wie einer Multiwell-Platte.

[0053] Der Begriff "regulärer Betrieb" beschreibt den täglichen oder regelmäßigen Einsatz des Mikroskopsystems durch einen oder mehrere Nutzer - oder auch in einem automatisierten Verfahren - um direkt Nutzdaten in Form von digitalen Bildern von zu untersuchenden Proben zu erzeugen. Der reguläre Betrieb umfasst nicht gesonderte zusätzliche Aufnahmen von digitalen Bildern, die ausschließlich für Wartungszwecke oder anderweitige Kalibrierungszwecke vorgesehen sind. Vielmehr werden die aufgenommenen digitalen Bilder des regulären, täglichen Betriebes genutzt, um daraus entsprechende Wartungsmaßnahmen abzuleiten.

[0054] Der Begriff "Bildanalysesystem" beschreibt ein System - häufig im Zusammenwirken mit entsprechender Software - welches ganz allgemein geeignet ist, aus den Pixelinformationen von aufgenommenen Bildern Metadaten zu generieren. Diese Metadaten können auf einer Klassifikation der Pixel zum Segmentieren von Bildteilbereichen beruhen oder es können Regressionstechniken angewendet werden, um beispielsweise auf einen Wert zu extrapolieren. Dabei können auch Techniken des maschinellen Lernens eingesetzt werden.

[0055] Der Begriff "Lernsystem" beschreibt ein Hardware-unterstütztes oder Softwaresystem aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz, welches angepasst ist zum Lernen aus Beispielen, um so - ohne prozedural vorgegebene und manuell erzeugte Programminstruktionen - beispielsweise Inhalte von Bildern oder deren Teilbereiche abstrakten Begriffen - beispielsweise "gut" oder "schlecht" oder Bedeutungskonstrukten - z. B. eine Segmentierung von Bildinhalten - zuzuordnen. Allgemein betrachtet wird eine Abbildung von Eingangsdaten auf Ausgangsdaten gelernt.

[0056] Der Begriff "Trainieren des Lernsystems" bedeutet, dass z.B. ein maschinelles Lernsystem durch eine Mehrzahl von Beispielbildern Parameter in einem beispielsweise neuronalen Netz durch teilweise wiederholtes Auswerten der Beispielbilder so justiert wird, um nach der Trainingsphase auch unbekannte Bilder einer oder mehrerer Kategorie zuzuordnen, mit denen das Lernsystem trainiert worden ist. Die Beispielbilder sind typischerweise annotiert - d.h. mit Metadaten versehen - um basierend auf den Eingangsbildern gewünschte Ergebnisse wie beispielsweise Hinweise auf vorzunehmende Wartungsmaßnahmen zu erzeugen.

[0057] Außerdem ist es beispielsweise durch ein Regressionsverfahren möglich, einen Zeitpunkt für eine erforderliche oder angeratene Wartungsmaßnahme bzw. einen erwarteten Ausfallzeitpunkt vorauszubestimmen.

[0058] Der Begriff "maschinelles Lernen" ist ein Grundbegriff der künstlichen Intelligenz, wobei z.B. statistische Verfahren verwendet werden, um Computersystemen die Fähigkeit des "Lernens" zu geben. Beispielsweise werden dabei bestimmte Verhaltensmuster innerhalb eines spezifischen Aufgabenbereiches optimiert. Die verwendeten Verfahren versetzen die Systeme des maschinellen Lernens in die Lage, Daten zu analysieren, ohne dass es dazu einer expliziten prozeduralen Programmierung bedarf. Typischerweise handelt es sich bei CNN (Convolutional Neural Network) um ein Beispiel für ein System für maschinelles Lernen, um ein Netzwerk von Knoten, welche als künstliche Neuronen agieren, und um künstliche Verbindungen zwischen den künstlichen Neuronen - sogenannte Links - wobei den künstlichen Verbindungen Parameter - zum Beispiel Gewichtsparameter für die Verbindung - zugeordnet werden können. Während des Trainings des neuronalen Netzes passen sich die Gewichtsparameter der Verbindungen automatisch auf Basis von Eingangssignalen zur Erzeugung eines gewünschten Ergebnisses an. Beim überwachten Lernen werden die als Eingabewerte gelieferten Bilder durch Metadaten (Annotationen) ergänzt, um einen gewünschten Ausgangswert anzuzeigen. Beim unüberwachten Lernen sind solche Annotationen nicht erforderlich.

[0059] In diesem Zusammenhang sollen auch rekursive neuronalen Netzwerke (RNN) erwähnt werden, die auch eine Art von Deep Neural Networks darstellen, bei denen die Gewichtsanpassung rekursiv erfolgt, so dass eine strukturierte Vorhersage über Eingangsdaten variabler Größe erzeugt werden kann. Typischerweise werden solche RNNs für sequentielle Eingangsdaten eingesetzt. Dabei kommen - genau wie bei CNNs - neben der vorwärts gerichteten Gewichtsanpassung auch Back-Propagation-Funktionen zum Einsatz. RNNs können auch in der Bildanalyse eingesetzt werden.

[0060] Der Begriff "Convolutional Neural Network" beschreibt eine Klasse von künstlichen neuronalen Netzwerken, die auf Feed-Forward-Techniken basieren. Sie werden häufig für Bildanalysen mit Bildern als Eingangsdaten eingesetzt. Hauptbestandteil von Convolutional Neural Networks sind dabei Faltungsschichten (daher der Name), welche eine effiziente Auswertung durch Parameter-Sharing ermöglicht.

[0061] Es sei auch erwähnt, dass Deep Neural Networks aus mehreren Schichten unterschiedlicher Funktion: beispielsweise eine Eingangsschicht, eine Ausgangsschicht und einer oder mehrerer dazwischen liegender Schichten beispielsweise für Faltungsoperationen, Anwendung von nichtlinearen Funktionen, einer Dimensionsreduktion, Normalisierungsfunktionen, etc. Die Funktionen können in Software ausgeführt werden oder es können spezielle Hardware-Baugruppen die Berechnung der jeweiligen Funktionswerte übernehmen. Darüber hinaus sind Kombinationen von Hardware und Softwareelementen bekannt.

[0062] Der Begriff "Deep Autoencoder" bezeichnet ein Auto-Encoder-System, das auf dem Prinzip eines DNN basiert. Dabei ist es typischerweise ein Ziel beim Einsatz von Auto-Encodern, eine komprimierte Repräsentation (Encoding) für einen Satz Daten zu lernen und auch wesentliche Merkmale zu extrahieren. Dadurch kann er zur Dimensionsreduktion und/oder Anomaliedetektion genutzt werden. Die eigentliche Encoder-Schicht liegt dabei zwischen der Eingangsschicht aus künstlichen Neuronen und der Ausgangsschicht.

[0063] In diesen Zusammenhang ist auch der Begriff "One-Class-Classification" einzuordnen. Entsprechende Verfahren sind auch als "Unary Classification" oder "Class-Modelling" bekannt, bei denen versucht wird, bestimmte Objekte in einem aufgenommenen digitalen Bild als eine spezifische Klasse zwischen anderen Objekten einzuordnen. Auch hierfür sind Trainingsläufe erforderlich. Auf diese Weise lassen sich Anomalien in einer Serie von digitalen Bildern erkennen.

[0064] Der Begriff "Novelty Detection" beschreibt einen Mechanismus durch den ein "intelligentes" System (beispielsweise ein intelligenter Organismus) ein ankommendes Sensormuster als bisher unbekannt einordnen kann. Dieses Prinzip lässt sich auch auf künstliche neuronale Netzwerke anwenden. Wenn ein am künstlichen neuronalen Netzwerk ankommendes Sensormuster kein Ausgangssignal erzeugt, bei dem die Erkennungswahrscheinlichkeit über einem vorgegebenen (oder dynamisch angepassten) Schwellwert liegt, oder eine Mehrzahl von Ausgangssignalen erzeugt, bei denen die Erkennungswahrscheinlichkeiten in etwa gleich groß sind, kann das ankommende Sensormuster - beispielsweise ein digitales Bild - als eines mit einem neuen Inhalt (Novelty) klassifiziert werden.

[0065] Wird hingegen einem durch bekannte Beispielbilder trainiertes neuronales Netz (beispielsweise als Autoencoder konfiguriert) ein neues Beispielbild zugeführt und durchläuft es den Autoencoder, so sollte dieser in der Lage sein, das neue Beispielbild am Ausgang wieder zu rekonstruieren. Dies ist deshalb möglich, weil beim Durchlaufen durch den Auto-encoder das neue Beispielbild stark komprimiert wird, um es danach durch das neuronale Netz wieder zu expandieren/rekonstruieren. Wenn das neue Eingangsbild mit dem expandierten/rekonstruierten Bild (weitgehend) übereinstimmt, entsprach das neue Beispielbild einem bekannten Muster bzw. es weist eine hohe Ähnlichkeit zu den Inhalten der Trainingsbilddatenbank auf. Wenn sich beim Vergleich des neuen Beispielbildes gegenüber dem expandierten/rekonstruierten Bild ein deutlicher Unterschied zeigt, d.h. wenn sind die Rekonstruktionsfehler signifikant sind, dann handelt es sich bei dem Beispielbild um eines mit einer bisher unbekannten Verteilung (Bildinhalt). D.h. kann ein neuronales Netz die Datenverteilung nicht abbilden, so handelt es sich um eine Anomalie im Vergleich zu der bekannten, als Normalfall angenommenen Datenbasis.

[0066] Im Folgenden wird eine detaillierte Beschreibung der Figuren angegeben. Dabei versteht es sich, dass alle Details und Anweisungen in den Figuren schematisch dargestellt sind. Zunächst wird ein Blockdiagramm eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Computer-implementierten Verfahrens zum Ermitteln einer Notwendigkeit für vorausschauende Wartung für ein Mikroskopsystem dargestellt. Nachfolgend werden weitere Ausführungsbeispiele bzw. Ausführungsbeispiele für das entsprechende System beschrieben:

[0067] Fig. 1 stellt ein Blockdiagramm eines Ausführungsbeispiels des erfinderischen Computer-implementierten Verfahrens für eine Feststellung eine Notwendigkeit einer Wartungsmaßnahme für ein Mikroskopsystem dar. Das Verfahren weist ein Bereitstellen 102 eines Mikroskopsystems, das einen Bildsensor zur Aufnahme von digitalen Bildern einer Probe aufweist, ein Aufnehmen 104 von digitalen Bildern mittels des Bildsensors während eines regulären Betriebes des Mikroskopsystems und ein Bereitstellen 106 mindestens eines aufgenommenen digitalen Bildes als mindestens einen Eingangsdatensatz an ein Bildanalysesystem auf.

[0068] Weiterhin weist das Verfahren auf: Bestimmen 108 mindestens eines Merkmals durch das Bildanalysesystem in dem mindestens einen aufgenommenen digitalen Bild, wobei das Merkmal zu einer Fehlfunktion des Mikroskopsystems im regulären Betrieb in Korrelation steht, Erzeugen 110 eines Statussignals für einen Zustand des Mikroskopsystems durch das Bildanalysesystem auf Basis des mindestens einen digitalen Bildes und des mindestens einen darin enthaltenen Merkmals und Bestimmen 112 durch Nutzung des Statussignals einer Komponentengruppe des Mikroskopsystems, für die eine Wartungsmaßnahme erforderlich ist. Diese erforderliche oder vorzunehmende Wartungsmaßnahme wird dem Anwender angezeigt. Das kann in textlicher Form geschehen oder als graphische Darstellung, indem eine Abbildung des Mikroskopsystems dargestellt wird und die zu wartende Komponente besonders markiert dargestellt wird. Außerdem kann eine Angabe zur Art der Wartungsmaßnahme ausgegeben werden (z.B. optisches System reinigen, Beleuchtung ersetzen, etc.).

[0069] Fig. 2 stellt ein Blockdiagramm von möglichen Erweiterungen des in Fig. 1 dargestellten Computer-implementierten Verfahrens dar. Dazu steht ein Funktionspool 214 zur Verfügung, aus dem anforderungsgemäß zusätzliche Funktionen in das Verfahren 100 nach Fig. 1 eingebunden werden können. Dazu gehören Bestimmen 202 eines Zeitintervalls für eine erforderliche oder empfohlene Wartungsmaßnahme am Mikroskopsystem, ein Erfassen 204 weiterer Parameterwerte von Komponenten des Mikroskopsystems, Trainieren 206 des Lernsystems in unterschiedlicher Form (überwachtes/unüberwachtes Lernen), Erfassen 208 von Parameterwerten von Bedienelementen - ggfs. auch zeitabhängig - Nutzen 210 einer Kombination von Parameterwerten zur Statussignalgenerierung für eine ermittelte Wartungsmaßnahme für das Mikroskopsystem sowie Nutzung 212 der weiteren Parameterwerte als Eingangsdaten für das Lernsystem. Dazu werden die weiteren Parameterwerte - vorteilhafterweise als Zeitreihe - dem Lernsystem als Eingangsdaten zur Verfügung gestellt. Außerdem steht im Funktionspool die Funktion "Auswahl einer Teilmenge der aufgenommenen Bilder" zur Verfügung. Die Auswahl kann den oben genannten Selektionsparametern erfolgen.

[0070] Fig. 3 zeigt einen Beispielgraph 300 mit zur Auswahl von aufgenommenen Bildern. Auf der x-Achse ist die Zeit (Zeit/datum-Kombination) aufgetragen, zu der die aufgenommenen Bilder erzeugt wurden bzw. an dem das entsprechende Experiment durchgeführt wurde. Auf der y-Achse sind beispielhaft Experimentmesswerte aufgetragen. Jeder Messpunkt 308 repräsentiert jeweils ein aufgenommenes Bild. Die Auswahl der Bilder kann dann entsprechend unterschiedlichen Kriterien (s.o.) vorgenommen werden. Dabei ergeben sich je nach Auswahlkriterien unterschiedliche Gruppen 302, 306 und 308 von aufgenommenen Bildern, wie die beispielhaften Einkreisungen illustrieren.

[0071] Fig. 4 stellt ein Blockdiagramm eines Ausführungsbeispiels des Wartungsüberwachungssystems 400 zur Ermittlung einer Notwendigkeit einer Wartungsmaßnahme für das Mikroskopsystem dar. Dabei weist das Wartungsüberwachungssystem auf: ein Mikroskopsystem 402, das einen Bildsensor 406 zur Aufnahme von digitalen Bildern einer Probe aufweist, wobei der Bildsensor 406 zum Aufnehmen von digitalen Bildern während eines regulären Betriebes des Mikroskopsystems 402 genutzt wird.

[0072] Darüber hinaus weist das Wartungsüberwachungssystem ein Bildanalysesystem 404 auf, welches angepasst ist zum Empfangen mindestens eines aufgenommenen digitalen Bildes als mindestens einen Eingangsdatensatz. Das Bildanalysesystem 404 ist weiterhin angepasst zum Bestimmen mindestens eines Merkmals in dem mindestens einen aufgenommenen digitalen Bild, wobei das Merkmal zu einer Fehlfunktion des Mikroskopsystems im regulären Betrieb in Korrelation steht, ein Erzeugen eines Statussignals für einen Zustand des Mikroskopsystems durch das Bildanalysesystem auf Basis des mindestens einen digitalen Bildes und des mindestens einen darin enthaltenen Merkmals, und Bestimmen durch Nutzung des Statussignals einer Komponentengruppe des Mikroskopsystems, für die eine Wartungsmaßnahme erforderlich ist.

[0073] Fig. 5 stellt ein Blockdiagramm eines Computersystems dar, welches mindestens Teile des Wartungsüberwachungssystems aufweisen kann. Ausführungsformen des hier vorgeschlagenen Konzepts können grundsätzlich mit praktisch jedem Typ von Computer, unabhängig von der darin verwendeten Plattform zur Speicherung und/oder Ausführung von Programmcodes, genutzt werden. Fig. 5 stellt beispielhaft ein Computersystem 500 dar, welches zur Ausführung von Programmcode entsprechend des hier vorgestellten Verfahrens geeignet ist. Ein bereits im Mikroskopsystem vorhandenes Computer-System kann auch - ggfs. mit entsprechenden Erweiterungen - als Computersystem für die Ausführung des hier vorgestellten Konzeptes dienen.

[0074] Das Computersystem 500 weist eine Mehrzahl von allgemein nutzbaren Funktionen (general purpose functions) auf. Dabei kann das Computersystem ein Tablet-Computer, ein Laptop-/Notebook-Computer, ein anderes tragbares oder mobiles elektronisches Gerät, ein Mikroprozessorsystem, ein Mikroprozessor-basiertes System, ein Smartphone oder Computersystem mit speziell eingerichteten Sonderfunktionen sein. Das Computersystem 500 kann eingerichtet sein zur Ausführung von Computer-System ausführbaren Anweisungen - wie beispielsweise Programmmodulen - die ausgeführt werden können, um Funktionen der hier vorgeschlagenen Konzepte umzusetzen. Dazu können die Programmmodule Routinen, Programme, Objekte, Komponenten, Logik, Datenstrukturen usw. aufweisen, um bestimmte Aufgaben oder bestimmte abstrakte Datentypen zu implementieren.

[0075] Die Komponenten des Computersystems können Folgendes aufweisen: einen oder mehrere Prozessoren oder Verarbeitungseinheiten 502, ein Speichersystem 504 und ein Bussystem 506, welches verschiedene Systemkomponenten inklusive des Speichersystems 504 mit dem Prozessor 502 verbindet. Typischerweise weist das Computersystem 400 eine Mehrzahl von durch das Computersystem 400 zugreifbaren flüchtigen oder nicht-flüchtigen Speichermedien auf. Im Speichersystem 404 können die Daten und/oder Instruktionen (Befehle) der Speichermedien in flüchtiger Form - wie beispielsweise in einem RAM (random access memory) 408 - gespeichert sein, um von dem Prozessor 402 ausgeführt zu werden. Diese Daten und Instruktionen realisieren einzelne oder mehrere Funktionen bzw. 4des hier vorgestellten Konzeptes. Weitere Komponenten des Speichersystems 504 können ein Permanentspeicher (ROM) 510 und ein Langzeitspeicher 512 sein, in dem die Programmmodule und Daten (Bezugszeichen 516) gespeichert sein können.

[0076] Das Computersystem weist zur Kommunikation eine Reihe von dedizierten Vorrichtungen (Tastatur 518, Maus/Pointing Device (nicht dargestellt), Bildschirm 520, usw.) auf. Diese dedizierten Vorrichtungen können auch in einem berührungsempfindlichen Display vereint sein. Ein separat vorgesehener I/O-Controller 514 sorgt für einen reibungslosen Datenaustausch zu externen Geräten. Zur Kommunikation über ein lokales oder globales Netzwerk (LAN, WAN, beispielsweise über das Internet) steht ein Netzwerkadapter 522 zur Verfügung. Auf dem Netzwerkadapter kann durch andere Komponenten des Computersystems 500 über das Bussystem 506 zugegriffen werden. Dabei versteht es sich, dass - obwohl nicht dargestellt - auch andere Vorrichtungen an das Computersystem 500 angeschlossen sein können.

[0077] Darüber hinaus können mindestens Teile des Wartungsüberwachungssystems 400 (vgl. Fig. 3) an das Bussystem 506 angeschlossen sein, wie beispielsweise der Bildsensor 406 und/oder das Bildanalysesystem 404. Die digitalen Bilddaten des Bildsensors 406 können auch durch ein gesondertes Vorverarbeitungssystem (nicht dargestellt) aufbereitet sein.

[0078] Die Beschreibung der verschiedenen Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung wurde zum besseren Verständnis dargestellt, dient aber nicht einer unmittelbaren Einschränkung der erfinderischen Idee auf diese Ausführungsbeispiele. Weitere Modifikationen und Variationen erschließt sich der Fachmann selbst. Die hier genutzte Terminologie wurde so gewählt, um die grundsätzlichen Prinzipien der Ausführungsbeispiele am besten zu beschreiben und sie dem Fachmann leicht zugänglich zu machen.

[0079] Das hier vorgestellte Prinzip kann sowohl als System, als Verfahren, Kombinationen davon und/oder auch als Computerprogrammprodukt verkörpert sein. Dabei kann das Computerprogrammprodukt ein (oder mehrere) Computer-lesbare/s Speichermedium/-medien aufweisen, welches Computer-lesbare Programminstruktionen aufweist, um einen Prozessor oder ein Steuerungssystem dazu zu veranlassen, verschiedene Aspekte der vorliegenden Erfindung auszuführen.

[0080] Als Medien kommen elektronische, magnetische, optische, elektromagnetische, Infrarot-Medien oder Halbleitersysteme als Weiterleitungsmedium zum Einsatz; beispielsweise SSDs (solid state device/drive als Festkörperspeicher), RAM (Random Access Memory) und/oder ROM (Read-Only Memory), EEPROM (Electrically Eraseable ROM) oder eine beliebige Kombination davon. Als Weiterleitungsmedien kommen auch sich ausbreitende elektromagnetische Wellen, elektromagnetische Wellen in Wellenleitern oder anderen Übertragungsmedien (z.B. Lichtimpulse in optischen Kabeln) oder elektrische Signale, die in Drähten übertragen werden, in Frage.

[0081] Das Computer-lesbare Speichermedium kann eine verkörpernde Vorrichtung sein, welche Instruktionen für eine Nutzung durch ein Instruktionsausführungsgerät vorhält bzw. speichert. Die Computer-lesbaren Programminstruktionen, die hier beschrieben sind, können auch auf ein entsprechendes Computersystem heruntergeladen werden, beispielsweise als (Smartphone-) App von einem Service-Provider über eine kabelbasierte Verbindung oder ein Mobilfunknetzwerk.

[0082] Die Computer-lesbaren Programminstruktionen zur Ausführung von Operationen der hier beschriebenen Erfindung können maschinenabhängig sein oder maschinenunabhängige Instruktionen, Microcode, Firmware, Status-definierende Daten oder jeglicher Source-Code oder Objektcode sein, der beispielsweise in C++, Java oder ähnlichen bzw. in konventionellen prozeduralen Programmiersprachen wie beispielsweise der Programmiersprache "C" oder ähnlichen Programmiersprachen geschrieben sein. Die Computer-lesbaren Programminstruktionen können komplett durch ein Computersystem ausgeführt werden. In einigen Ausführungsbeispielen können es auch elektronische Schaltkreise wie beispielsweise programmierbare Logikschaltkreise, Feld-programmierbare Gate Arrays (FPGA) oder programmierbare Logik-Arrays (PLA) sein, die die Computer-lesbaren Programminstruktionen durch Nutzung von Statusinformationen der Computer-lesbaren Programminstruktionen ausführen, um die elektronischen Schaltkreise entsprechend Aspekten der vorliegenden Erfindung zu konfigurieren bzw. zu individualisieren.

[0083] Darüber hinaus ist die hier vorgestellte Erfindung mit Bezug auf Flussdiagramme und/oder Blockdiagramme von Verfahren, Vorrichtungen (Systemen) und Computerprogrammprodukten entsprechend Ausführungsbeispielen der Erfindung dargestellt. Es sei darauf hingewiesen, dass praktisch jeder Block der Flussdiagramme und/oder Blockdiagramme als Computer-lesbare Programminstruktionen ausgestaltet sein kann.

[0084] Die Computer-lesbaren Programminstruktionen können einem General-Purpose-Computer, einem Spezialcomputer oder einem anderweitig programmierbaren Datenverarbeitungssystem zur Verfügung gestellt werden, um eine Maschine herzustellen, so dass die Instruktionen, welche durch den Prozessor oder den Computer oder andere programmierbare Datenverarbeitungsvorrichtungen ausgeführt werden, Mittel erzeugen, um die Funktionen oder Vorgänge, die in dem Flussdiagramm und/oder Blockdiagrammen dargestellt sind, zu implementieren. Diese Computer-lesbaren Programminstruktionen können entsprechend auch auf einem Computer-lesbaren Speichermedium gespeichert werden.

[0085] In diesem Sinne kann jeder Block in dem dargestellten Flussdiagramm oder den Blockdiagrammen ein Modul, ein Segment oder Anteile an Instruktionen darstellen, welche mehrere ausführbare Instruktionen zur Implementierung der spezifischen Logikfunktion darstellt. In einigen Ausführungsbeispielen können die Funktionen, die in den einzelnen Blöcken dargestellt sind, in einer anderen Reihenfolge - gegebenenfalls auch parallel - ausgeführt werden.

[0086] Die dargestellten Strukturen, Materialien, Abläufe und Äquivalente aller Mittel und/oder Schritte mit zugehörigen Funktionen in den untenstehenden Ansprüchen sind dazu gedacht, alle Strukturen, Materialien oder Abläufe anzuwenden, wie es durch die Ansprüche ausgedrückt ist.

BEZUGSZEICHEN



[0087] 
100
Verfahren
102
Verfahrensschritt
104
Verfahrensschritt
106
Verfahrensschritt
108
Verfahrensschritt
110
Verfahrensschritt
112
Verfahrensschritt
202, ... 216
Verfahrensschritte möglicher Erweiterungen
300
Graph zur Auswahl von Bilder
302, 304, 306
mögliche ausgewählte Gruppen von Bilder
308
Beilspielmesswert
400
Wartungsüberwachungssystem
402
Mikroskopsystem
404
Bildanalysesystem
406
Bildsensor
500
Computersystem
502
Prozessor
504
Speichersystem
506
Bussystem
508
RAM
510
ROM
512
Langzeitspeicher
514
I/O-Controller
516
Programmmodule bzw. und Daten
518
Tastatur
520
Bildschirm
522
Netzwerkadapter



Ansprüche

1. Ein Computer-implementiertes Verfahren (100) zum Ermitteln einer Notwendigkeit für vorausschauende Wartung für ein Mikroskopsystem (402), das Verfahren (100) aufweisend

- Bereitstellen (102) eines Mikroskopsystems (402), das einen Bildsensor (406) zur Aufnahme von digitalen Bildern einer Probe aufweist,

- Aufnehmen (104) von digitalen Bildern mittels des Bildsensors (406) während eines regulären Betriebes des Mikroskopsystems (402),

- Bereitstellen (106) mindestens eines aufgenommenen digitalen Bildes als mindestens einen Eingangsdatensatz an ein Bildanalysesystem (404),

- Bestimmen (108) mindestens eines Merkmals durch das Bildanalysesystem (404) in dem mindestens einen aufgenommenen digitalen Bild, wobei das Merkmal zu einer Fehlfunktion des Mikroskopsystems (402) im regulären Betrieb in Korrelation steht,

- Erzeugen (110) eines Statussignals für einen Zustand des Mikroskopsystems (402) durch das Bildanalysesystem (404) auf Basis des mindestens einen digitalen Bildes und des mindestens eines darin enthaltenen Merkmals, und

- Bestimmen (112), durch Nutzung des Statussignals, einer Komponentengruppe des Mikroskopsystems (402), für die eine Wartungsmaßnahme erforderlich ist.


 
2. Das Verfahren (100) gemäß Anspruch 1, wobei das Bildanalysesystem (404) ein Lernsystem mit Eigenschaften des maschinellen Lernens ist, und wobei das Verfahren (100) zusätzlich aufweist:

- Trainieren (206) des Lernsystems mit einem Satz von digitalen Bildern mittels maschinellen Lernens zur Generierung eines Lernmodells zur Erkennung des mindestens einen Merkmals in einem der aufgenommenen digitalen Bilder von Proben im regulären Betrieb des Mikroskopsystems(402).


 
3. Das Verfahren (100) gemäß Anspruch 2, wobei das Lernsystem ein System zum überwachten Lernen ist und wobei die Bilder des Satzes von digitalen Bildern zum überwachten Lernen zur Generierung des Lernmodells mit Metadaten annotiert sind.
 
4. Das Verfahren (100) gemäß Anspruch 3, wobei die Metadaten mindestens eines ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus einem Zeitintervallwert, in dem die Wartungsmaßnahme erforderlich ist, einem erwarteten Ausfallzeitpunkt einer Komponente des Mikroskopsystems (402), eine numerische Zustandsangabe einer einzelnen Komponente des Mikroskopsystems (402), und eine Benennung einer defekten Komponente des Mikroskopsystems (402) aufweist.
 
5. Das Verfahren (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei das Bestimmen der Komponentengruppe_des Mikroskopsystems (402) zusätzlich aufweist:

- Bestimmen eines Zeitintervallwertes, in dem die Wartungsmaßnahme erforderlich ist.


 
6. Das Verfahren (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, bei dem für das Erzeugen des Statussignals durch das Bildanalysesystem (404) mindestens ein weiterer erfasster Sensorwert des Mikroskopsystems (402), welcher/welche als zusätzlicher/e Eingangsdaten für das Lernsystem genutzt werden.
 
7. Das Verfahren (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei das mindestens eine enthaltene Merkmal in dem mindestens einen aufgenommenen digitalen Bild im regulären Betrieb mindestens eines ist aus der Gruppe bestehend aus Streifen, Jitter, ungleichmäßige Helligkeit, reduzierte Auflösung, überhöhtes Bildrauschen, geringes Signal-zu-Hintergrund-Verhältnis, geringe Laserleistung, reduzierte Empfindlichkeit und Fehlstellen im digitalen Bild aufweist.
 
8. Das Verfahren (100) gemäß einem der Ansprüche 2 bis 7, wobei das Lernmodel für ein einzelnes Mikroskopsystem (402) generiert wird oder für eine Mehrzahl von Mikroskopsystemen (402).
 
9. Das Verfahren (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei während des regulären Betriebes des Mikroskopsystems (402) mindestens ein Bedienparameterwert eines Bedienungselementes des Mikroskopsystems (402) gemessen wird, der zusätzlich bei der Bestimmung des Statussignals genutzt wird.
 
10. Das Verfahren (100) gemäß einem der Ansprüche 2 bis 9, bei dem das Lernmodell zur Erkennung des mindestens einen Merkmals mindestens eine Kategorie betrifft, die ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus: Klassifikation von Servicestufen des Mikroskopsystems (402), Regression auf erwarteten Ausfallzeitpunkt des Mikroskopsystems (402), Korrelation des mindestens einen Merkmals oder eine Kombination mehrerer Merkmale des digitalen Bildes mit Bestimmung eines Wartungserfordernisses einer zuordenbaren Komponente oder Komponentengruppe des Mikroskopsystems (402).
 
11. Das Verfahren (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei das Statussignal aus einer Kombination von Steuersignalen generiert wird, wobei jeweils eines der Steuersignale sich mindestens auf eines der folgenden bezieht: Fehlerquelle im Mikroskopsystem (402), Vertrauensfaktor des Signals der Fehlerquelle, Art eines Fehlers, Zahlenwert einer Qualitätseinbuße, erforderliche Wartungsmaßnahme, Zeitintervall für eine Wartungsmaßnahme, Angabe der Komponente, für die eine Wartungsmaßnahme erforderlich ist, Information über alternative MikroskopsystemEinstellungen, um eine Fehlfunktion einer Komponente mindestens teilweise auszugleichen, Information über eine Fehlerquelle einer Positionierung oder Fehlpräparation der Probe.
 
12. Das Verfahren (100) gemäß einem der Ansprüche 2 bis 11, bei dem das Statussignal durch das Lernsystem dadurch bestimmt wird, dass ein Vergleich mit im regelmäßigen Betrieb erfassten Zeitfolgen einer Kombination von Sensorparametern von Bedienungselementen des Mikroskopsystems (402) mit Vergleichswerten der Kombination von Sensorparametern von Bedienungselementen des Mikroskopsystems (402) eine signifikante Abweichung ergibt.
 
13. Das Verfahren (100) gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, bei dem das Bestimmen mindestens eines Merkmals durch das Bildanalysesystem (404) vorgenommen wird, durch

- Detektieren, in einer Abfolge von aufgenommenen Bildern des Mikroskopsystems (402) im regulären Betrieb, von einem sich wiederholenden Merkmal, das in der zeitlich geordneten Abfolge von aufgenommenen Bildern einen Gradienten, Schwingungen oder ein sprunghaftes Verhalten aufweist oder das bei jedem Bild identisch auftritt.


 
14. Das Verfahren (100) gemäß Anspruch 13, wobei die Abfolge von aufgenommenen Bildern des Mikroskopsystems (402) im regulären Betrieb eine ausgewählte Teilmenge aus einer Gesamtheit von aufgenommenen Bildern des Mikroskopsystems (402) im regulären Betrieb ist.
 
15. Das Verfahren gemäß einem der Ansprüche 2 bis 14, wobei das Lernsystem ein neuronales Netzwerk ist.
 
16. Das Verfahren gemäß einem der Ansprüche 13 oder 15, wobei das neuronale Netzwerk auf mindestens einer der folgenden Technologien basiert: Deep Autoencoder, One-Class-Classification oder Novelty Detection.
 
17. Ein Wartungsüberwachungssystem (400) für vorausschauende Wartung für ein Mikroskopsystem (402), das Wartungsüberwachungssystem (400) aufweisend

- ein Mikroskopsystem (402), das einen Bildsensor (406) zur Aufnahme von digitalen Bildern einer Probe aufweist, wobei der Bildsensor zum Aufnehmen von digitalen Bildern während eines regulären Betriebes des Mikroskopsystems (402) angepasst ist ,

- ein Bildanalysesystem (404) angepasst zum Empfangen mindestens eines aufgenommenen digitalen Bildes als mindestens einen Eingangsdatensatz an das Bildanalysesystem, wobei das Bildanalysesystem (404) angepasst ist zum

- Bestimmen mindestens eines Merkmals durch das Bildanalysesystem (404) in dem mindestens einen aufgenommenen digitalen Bild, wobei das Merkmal zu einer Fehlfunktion des Mikroskopsystems (402) im regulären Betrieb in Korrelation steht,

- Erzeugen eines Statussignals für einen Zustand des Mikroskopsystems (402) durch das Bildanalysesystem (404) auf Basis des mindestens einen digitalen Bildes und des mindestens einen darin enthaltenen Merkmals, und

- Bestimmen, durch Nutzung des Statussignals, einer Komponentengruppe des Mikroskopsystems, für die eine Wartungsmaßnahme erforderlich ist.


 
18. Ein Computerprogrammprodukt zum Ermitteln einer vorausschauenden Wartung für ein Mikroskopsystem (402) mit einem Bildsensor zur Aufnahme von digitalen Bildern einer Probe, wobei das Computerprogrammprodukt ein Computer-lesbares Speichermedium aufweist, welches darauf gespeicherte Programminstruktionen aufweist, wobei die Programminstruktionen durch einen oder mehrere Computer (400) oder Steuereinheiten ausführbar sind und den einen oder die mehreren Computer (400) oder Steuereinheiten dazu veranlasst, Folgendes auszuführen:

- Aufnehmen (104) von digitalen Bildern mittels des Bildsensors während eines regulären Betriebes des Mikroskopsystems,

- Weitergabe (106) mindestens eines aufgenommenen digitalen Bildes als mindestens einen Eingangsdatensatz an ein Bildanalysesystem,

- Bestimmen (108) mindestens eines Merkmals durch das Bildanalysesystem in dem mindestens einen aufgenommenen digitalen Bild, wobei das Merkmal zu einer Fehlfunktion des Mikroskopsystems im regulären Betrieb in Korrelation steht,

- Erzeugen (110) eines Statussignals für einen Zustand des Mikroskopsystems (402) durch das Bildanalysesystem (404) auf Basis des mindestens einen digitalen Bildes und des mindestens eines darin enthaltenen Merkmals, und

- Bestimmen (112) durch Nutzung des Statussignals einer Komponentengruppe des Mikroskopsystems (402), für die eine Wartungsmaßnahme erforderlich ist.


 




Zeichnung



















Recherchenbericht









Recherchenbericht