[0001] Die Erfindung betrifft chlor- und estergruppenhaltige Polyole auf Basis von Tetrachlorphthalsäure,
deren Herstellung und Verwendung zur Herstellung von flammbeständigen Polyurethan-
oder Polyisocyanuratschaumstoffen.
[0002] Die Herstellung von flammbeständigen Kunststoffen für den industriellen und privaten
Verbrauch gewinnt immer mehr an Bedeutung. Dies gilt besonders auch für geschäumte
Kunststoffe auf Polyurethan- und Polyisocyanuratbasis, die als Polyester für Möbel
und Autositze oder auch als Isoliermaterialien verwendet werden.
[0003] Es sind zahlreiche Verfahren bekannte, Polyurethan- und Polyisocyanuratschaumstoffen
eine gewisse Flammwidrigkeit zu verleihen. So wurde vorgeschlagen, den schaumfähigen
Mischungen beispielsweise antimon-, bor-, phosphor- und/ oder halogenhaltige Verbindungen.einzuverleiben.
Alle die genannten Verbindungen vermögen den Schaumstoffen eine gewisse Flammresistenz
zu verleihen. Nachteilig hierbei ist jedoch, daß die Verwendung großer Mengen dieser
Flammschutzmittel zu einer ernsthaften Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften
der Schaumstoffe führt.
[0004] Es wurde ferner vorgeschlagen, halogenhaltige Polyesterole auf Basis von Tetrabrom-
und Tetrachlorphthalsäure zur Herstellung von selbstverlöschenden Polyurethanschaumstoffen
zu verwenden. Die halogenhaltigen Polyesterole werden hierbei durch Umsetzung von
Polyalkylenoxiden mit Molekulargewichten von 100 bis 10 000 mit Tetrahalogenphthalsäureanhydriden
und. anschließender Alkoxylierung der erhaltenen Halbester mit Alkylenoxiden erhalten.
Entsprechende Produkte werden beispielsweise in den US-Patentschriften 3,455,886 und
3,585,185 sowie in der Publikation "Tetrabromphthalsäureanhydrid in feuerbeständigen
Polyurethanschäumen" von Pape et al beschrieben (SPE 26. An. Techn. Conf. Papers,
Band 14, Seite 695, 1968).
[0005] Nachteilig an den beschriebenen bromhaltigen Polyesterolen ist neben dem hohen Preis
eine unerwünscht hohe Rauchgasdichte, die sich im Brandfalle aus derartigen Kunststoffen
entwickelt. Wird anstelle von Tetrabromphthalsäureanhydrid das entsprechende Chlorderivat
verwendet, so wird der Halogengehalt der Polyesterole und dadurch die flammhemmende
Wirkung verringert und gleichzeitig steigt die Viskosität der erhaltenen Endprodukte
so stark an, daß sie mit den anderen Komponenten der schaumfähigen Polyurethanmischung
nicht mehr oder nur mit Hilfe eines großen apparativen Aufwands homogen mischbar sind.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es Polyole zu entwickeln, die in üblichen
Verarbeitungsvorrichtungen mit anderen Ausgangsstoffen zur Herstellung von Polyurethan-und
Polyisocyanuratschaumstoffen homogen gemischt werden können und die den Schaumstoffen
im Brandfall eine mit dem Stand der Technik zumindest vergleichbare Flammschutzwirkung
bei deutlich verringerter Rauchgasdichte verleihen.
[0007] Diese Aufgabe wurde gelöst mit Hilfe von chlor- und estergruppenhaltigen Polyolen,
die durch Alkoxylierung eines Tetrachlorphthalsäurehalbesters mit einer Viskosisät
von 30 bis 20 000 m.Pa.s, gemessen bei 130
oC, mit Alkylenoxiden im Äquivalenzverhältnis von Carboxylgruppe zu Alkylenoxid von
1:1 bis 1,5 hergestellt werden, wobei der Tetrachlorphthalsäurehalbester seinerseits
erhalten wird durch Umsetzung von Tetrachlorphthalsäureanhydrid mit
a) einer Mischung aus 2- bis 6-wertigen Alkoholen mit Molekulargewichten von 60 bis
300 oder
b) einer Mischung aus 2- bis 6-funktionellen hydroxylgruppenhaltigen Polyäthern mit
einem Molekulargewicht von 100 bis 800 oder
c) einer Mischung aus einem 2- bis 6-wertigen Alkohol mit einem Molekulargewicht von
60 bis 300 und einem 2- bis 6-funktionellen hydroxylgruppenhaltigen Polyäther mit
einem Molekulargewicht von 100 bis 800
mit der Maßgabe, daß die Mischung eine Funktionalität von 2,8 bis 4,5 besitzt und
das Äquivalenzgewichtsverhältnis von Hydroxyl- zu Anhydridgruppe 1,1 bis 1:1 ist.
[0008] überraschenderweise weisen die aus den erfindungsgemäßen chlor- und estergruppenhaltigen
Polyolen hergestellte Schaumstoffe neben der bereits genannten guten Flammresistenz
und stark verminderter Rauchentwicklung im Brandfalle außerdem eine sehr gute Hydrolysebeständigkeit
und somit erhöhte Stabilität auf.
[0009] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen chlor- und estergruppenhaltigen Polyole werden
Tetrachlorphthalsäurehalbester mit einer Viskosität von 30 bis 20 000 m.Pa.s, vorzugsweise
von 400 bis 5 000 m.Pa.s, gemessen bei 130°C mit Alkylenoxiden alkoxiliert.
[0010] Als Alkylenoxide kommen Äthylenoxid und vorzugsweise Propylenoxid in Betracht. In
Abhängigkeit von der gewünschten Reaktivität der chlor- und estergruppenhaltigen Polyole
kan es vorteilhaft sein Mischungen aus Äthylen- und Propylenoxid zu verwenden, wobei
die Alkylenoxide in breiten Grenzen, beispielsweise in den Molverhältnissen Äthylenoxid
zu-Propylenoxid von 95:5 bis 5:95, vorzugsweise von 50:50 bis 20:80 variiert werden
können.
[0011] Die Alkoxilierungsreaktion wird bei Temperaturen von 80 bis 160°C, vorzugsweise von
100 bis 135°C, bei Normaldruck oder vorzugsweise unter erhöhtem Druck von 1,5 bis
10 bar vortei hafterweise in Gegenwart von unter den Reaktionsbedingungen inerten
Gasen, wie Stickstoff, Helium u.a. oder deren Gemischen durchgeführt. Erfindungsgemäß
wird der Tetrachlorphthalsäurehalbester und das Alkylenoxid in solchen Mengen zur
Reaktion gebracht, daß das Äquivalenzverhältnis von Carboxylgruppe zu Alkylenoxid
1:1 bis 1,5, vorzugsweise 1:1 bis 1,2 beträgt. Um eine nachträgliche Reinigung der
Endprodukte zu vermeiden, wird die Alkoxilierung vorzugsweise in Abwesenheit von Katalysatoren
durchgeführt.
[0012] Wie bereits dargelegt wurde, sind zur Herstellung der chlor-und estergruppenhaltigen
Polyole nur Tetrachlorphthalsäurehalbester mit Viskositäten von 30 bis 20 000 m.Pa.s,
gemessen bei 130°C, verwendbar. Derartige Tetrachlorphthalsäurehalbester werden hergestellt
durch Umsetzung von Tetrachlorphthalsäureanhydrid mit a) einer Mischung aus zwei 2-
bis 6-wertigen, vorzugsweise 2- bis 4-wertigen Alkoholen mit Molekulargewichten von
60 bis 300, vorzugsweise von 60.bis 183, oder b) einer Mischung aus zwei 2- bis 6-,
vorzugsweise 2- bis 4,5-funktionellen hydroxylgruppenhaltigen Poly- ather mit einem
Molekulargewicht von 100 bis 800, vorzugsweise 250 bis 650 oder c) vorzugsweise mit
einer Mischung aus einem 2- bis 6-wertigen Alkohol mit einem Molekulargewicht von
60 bis 300, vorzugsweise 60 bis 183 und einem 2- bis 6-, vorzugsweise 2 bis 4,5-funktionellen
hydroxylgruppenhaltigen Polyäther mit einem Molekulargewicht von 100 bis 800, vorzugsweise
von 250 bis 650. Erfindungswesentlich ist,. daß die Mischungen aus Alkoholen, hydroxylgruppenhaltigen
Polyäthern oder aus einem Alkohol und einem hydroxylgruppenhaltigen Polyäther eine
Funktionalität (f) von 2,8 bis 4,5, ' vorzugsweise 2,8 bis 3 besitzen, wobei die Funktionalität
berechnet wird mit Hilfe der Formel

in der bedeuten f
1 und f
2 die Funktionalität und n
1 und n
2 die Anzahl der Mole der Mischungskomponenten.
[0013] Zur Herstellung der Tetrachlorphthalsäurehalbester werden die Ausgangskomponenten
bei Temperaturen von 100 bis 180°C, vorzugsweise von 110 C bis 140°C bei Normaldruck
oder gegebenenfalls bei Drucken von 1,5 bis 7 bar in Gegenwart von üblichen Inertgasen
in solchen Mengen verestert, daß das Äquivalenzverhältnis von Hydroxylgruppen der
Mischung zu Anhydridgruppe 1,1 bis 1:1, vorzugsweise ungefähr 1:1 beträgt. Die Veresterungsreaktion
zum Tetrachlorphthalsäurehalbester kann ebenso wie die anschließende Alkoxilierungsreaktion
zum -Diester gegebenenfalls in Gegenwart von inerten Lösungsmitteln, wie Toluol, Dioxan
u.a. durchgeführt. werden.
[0014] Zur Herstellung der Alkoholmischung, der hydroxylgruppenhaltigen Polyäthermischung
bzw. der Mischung aus Alkohol und hydroxylgruppenhaltigen Polyäthern kommen 2- bis
6-wer- tige Alkohole in Betracht. Im einzelnen seien beispielhaft genannt: 2-wertige
Alkohole, wie Äthylenglykol, Propylenglykol-1,2, Propylenglykol-1,3, Butandiol-1,4
und Hexandiol-1,6; 3-wertige Alkohole, wie Glycerin, Trimethylolpropar Butantriol
und Hexantriol und 4- bis 6-wertige Alkohole, wie Pentaerythrit und Sorbit. Vorzugsweise
verwendet werden Glycerin und niedermolekulare Diole, wie Äthylen- oder Propylenglykol-1,2.
[0015] Als hydroxylgruppenhaltige Polyätherole haben sich solche mit Funktionalitäten von
2 bis 6, vorzugsweise von 2 bis 4,5 und Molekulargewichten von 100 bis 800, vorzugsweise
250 bis 650 besonders bewährt. Geeignete hydroxylgruppenhaltige Poly äther können
dadurch hergestellt werden, daß man ein oder mehrere gegebenenfalls substituierte
Alkylenoxide mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen im Alkylenrest mit einem Startermolekül
das mehrere aktive Wasserstoffatome gebunden enthält, umsetzt. Als Alkylenoxide seien
beispielhaft genannt: 1,2-Butylenoxid, Styroloxid, Epichlorhydrin und vorzugsweise
Äthylenoxid und 1,2-Propylenoxid. Die Alkylenoxide können einzeln, alternierend nacheinander
oder als Mischungen verwendet werden. Als Startermoleküle kommen beispielsweise in
Betracht: Wasser; Phosphorsäure; Ammoniak; Hydrazine; aliphatische, cycloaliphatische
und aromatische Amine, wie Äthylendiamin, N,N-Dimethyläthylendiamin, Tetramethylendiamin,
Hexamethylendiamin, Diäthylentriamin, o-, m-, p-Phenylendiamin, 2,4- und 2,6-Diaminotoluol,
2,4'-, 2,2'-, 4,4'-Diamino-diphenylmethan und Melamin; Aminoalkohole, wie Äthanolamin,
Di- und Triäthanolamin; Polycarbonsäuren, wie Adipinsäure und Terephthalsäure und
vorzugsweise Poly- hydroxylverbindungen, wie Äthylenglykol, Diäthylenglykol, Propandiol-1,2,
Propandiol-1,3, Butandiol-1,4, Butandiol-1,3, Hexandiol-1,6, Butin-2-diol-1,4, Glyderin,
Trimethylolpropan, Hexantriol-2,4,6, Pentaerythrit, Sorbit und Saccharose.
[0016] Besonders bewährt haben sich und daher vorzugsweise verwendet werden beispielsweise
folgende hydroxylgruppenhaltige Polyätherole: ein trifunktionelles Addukt auf Basis
Glycerin-Propylenoxid mit einem mittleren Molekulargewicht von .420, ein tetrafunktionelles
Addukt auf Basis Äthylendiamin-Propylenoxid mit einem mittleren Molekulargewicht von
292, ein Polypropylenglykol mit einem mittleren Molekulargewicht von 450 und ein 4,3-funktionelles
Addukt auf Basis Saccharose-Wasser-Propylenoxid mit einem mittleren Molekulargewicht
von 600.
[0017] Geeignete Mischungen aus 2- bis 6-wertigen Alkoholen, hydroxylgruppenhaltigen Polyäthern
bzw. einem 2- bis 6-wertigen Alkohol und einem hydroxylgruppenhaltigen Polyäther sind
beispielsweise Mischungen mit einer mittleren Funktionalität von 3 aus Trimethylolpropan
und Glycerin; Glycerin und einem Glycerin-Propylenoxid-Addukt; Trimethylolpropan und
einem Glycerin-Propylenoxid-Addukt; Sorbit und einem Polypropylenglykol; Pentaerythrit
und einem Polypropylenglykol, Äthylenglykol und einem Saccharose-Wasser-Propylenoxid-Addukt;
Hexandiol-1,6 und einem Saccharose-Wasser-Propylenoxid-Addukt und einem Addukt auf
Basis Äthylendiamin-Propylenoxid mit einem Polypropylenglykol.
[0018] Die erfindungsgemäßen chlor- und estergruppenhaltigen Polyole, die Molekulargewichte
von 1000 bis 2500, vorzugsweise von 1200 bis 2000, Hydroxylzahlen von 168 bis 70,
vorzugsweise von 140 bis 84, Viskositäten von 50 bis 500 m.Pa.s, vorzugsweise von
75 bis 350 m.Pa.s, gemessen bei 130°C und Chlorgehalte von 20 bis 35 Gew.%, vorzugsweise
von 25 bis 30 Gew.%, bezogen auf das Gesamtgewicht besitzen, eignen sich insbesonders
zur Herstellung von flammbeständigen Polyurethan- und Polyisocyanuratschaumstoffen,
die im Brandfalle eine geringe Rauchgasentwicklung zeigen.
[0019] Die Herstellung von Polyurethan- und Polyisocyanuratschaumstoffen ist aus der umfangreichen
Fachliteratur bekannt. Zur Herstellung der Schaumstoffe können, neben anderen Ausgangskomponenten,
wie Polyisocyanaten, Kettenverlängerungsmitteln, Katalysatoren, Hilfs- und Zusatzstoffen,
die erfindungsgemäßen chlor- und estergruppenhaltigen Polyole allein oder in Form
von Mischungen mit üblichen bekannten Polyhydroxylverbindungen, beispielsweise niedermolekularen
mehrwertigen Alkoholen, Polyäther- und/oder Polyesterolen verwendet werden.
[0020] Als Mischungskomponente geeignet sind beispielsweise niedermolekulare mehrwertige
Alkohole, wie Äthylenglykol, Diäthylenglykol, Propylenglykole, Butandiol-1,4, Glycerin
und Zuckeralkohole.
[0021] Als Kettenverlängerungsmittel kommen vorzugsweise Diol, wie Äthylenglykol, Diäthylenglykol,
Butandiol-1,4 und Hexandiol in Betracht.
[0022] Geeignete Polyätherole können - wie bereits dargelegt wurde - dadurch hergestellt
werden, daß man ein oder mehrere Alkylenoxide mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen im Alkylenrest
mit einem Startermolekül, das mehrere aktive Wasserstoffatome gebunden enthält, umsetzt.
Geeignete Alkylenoxide sind z.B. Äthylenoxid, 1,2-Propylenoxid, Epichlorhydrin und
1,2-Butylenoxid. Die Alkylenoxide können einzeln, alternierend nacheinander oder als
Mischungen verwendet werden. Als Startermoleküle kommen beispielsweise in Betracht:
Wasser; Phosphorsäure; Amine wie Ammoniak, Hydrazin, Äthylendiamin, Hexamethylen-diamin,
Toluylendiamin, Diamino-diphenylmethan und Melamin; Aminoalkohole, wie Mono- und Diäthanolamin,
Polycarbonsäuren, wie Adipinsäure und Terephthalsäure und Polyhydroxylverbindungen,
wie Äthylenglykol, Propylenglykol, Diäthylenglykol, Glyzerin, Trimethylolpropan, Pentaerythrit,
Sorbit und Saccharose. Die Polyalkylenäther, die geradkettig, teilverzweigt oder verzweigt
sein können, besitzen Molekulargewichte von 300 bis 10 000, vorzugsweise von 400 bis
5 000, und Hydroxylzahlen von 30 bis 800, vorzugsweise von 35 bis 400.
[0023] Geeignete Polyesterpolyole können beispielsweise aus Dicarbonsäuren und mehrwertigen
Alkoholen hergestellt werden. Als Dicarbonsäuren kommen beispielsweise in Betracht:
aliphatische Dicarbonsäuren, wie Bernsteinsäure, Glutarsäure, Adipinsäure, Korksäure,
Azelainsäure und Sebacinsäure und aromatische Dicarbonsäure, wie Phthalsäure, Isophthalsäure
und Terephthalsäure. Die Säuren können einzeln oder als
Ge- misch verwendet werden. Zur Herstellung der Polyesterole kann es gegebenenfalls vorteilhaft
sein, anstelle der Carbonsäuren die entsprechenden Carbonsäurederivate, wie Carbonsäureester
mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen im Alkoholrest, Carbonsäureanhydride oder Carbonsäurechloride
zu verwenden. Beispiele für mehrwertige Alkohole sind Glykole, wie Äthylenglykol,
Diäthylenglykol, Butandiol-1,4, Pentandiol-1,5, Hexandiol-1,6, Decandiol-1,10, 2,2-Dimethylpropandiol-1,3
und 2,2,4-Trimethylpentandiol-1,3, Triole, wie Glycerin und Trimethylolpropan und
Polyole, wie Pentaerythrit, Sorbit und Saccharose. Je nach den gewünschten Eigenschaften
können die Polyole allein oder.als Mischungen in verschiedenen Mengen verwendet werden.
Die Polyesterpolyole, die gerad- oder verzweigtkettig, di- oder polyfunktionell aufgebaut
sein können, besitzen Molekulargewichte von 500 bis 5 000, vorzugsweise von 800 bis
3 000 und Hydroxylzahlen von 30 bis 500, vorzugsweise von 40 bis 250.
[0024] Als Polyisocyanate kommen vorzugsweise aromatische Di- und Polyisocyanate in Betracht.
Im einzelnen seien beispielhaft genannt: aromatische Diisocyanate; wie 1,3- bzw. 1,4-Pheny-
lendiisocyanat, 1,5- bzw. 1,8-Naphthylen-diisocyanat, 3,3'- bzw. 4,4'-Diphenyldiisocyanat
und vorzugsweise 2,4-und/oder 2,6-Toluylendiisccyanat und 2,2'-, 2,4'- und/oder 4,4'-Diphenylmethan-diisocyanat
sowie Polyisocyanate, wie 2,4,6-Toluylentriisocyanat und Polyphenyl-polymethylenpolyisocyanat,
die durch Kondensation von Anilin mit Formaldehyd in Gegenwart von Säuren als Katalysatoren
und anschliessende Phosgenierung der erhaltenen Basen hergestellt werden. Verwendet
werden vorzugsweise die käuflich erwerbbaren aromatischen 2,4- und/oder 2,6-Toluylendiisocyanate
sowie Mischungen aus Di- und Polyphenyl-polymethylen-polyisocyanaten (Roh-MDI). Die
Produkte können einzeln oder als Mischungen eingesetzt werden.
[0025] Zur Herstellung der Polyurethanschaumstoffe werden die Hydroxylgruppen aufweisenden
'Verbindungen und Polyisocyanate in solchen Mengenverhältnissen verwendet, daß pro
Äquivalent Hydroxylgruppe 0,9 bis 1,1, vorzugsweise 1,01 bis 1,05 Äquivalente Isocyanatgruppen
vorliegen, während zur Herstellung der Polyisocyanuratschaumstoffe pro Hydroxylgruppe
3 bis 60, vorzugsweise 5 bis 30 NCO-Gruppen zur Anwendung gelangen.
[0026] Zur Beschleunigung der Cyclisierung und Polymerisation der Di- und/oder Polyisocyanate
sowie die Umsetzung zwischen den hydroxylgruppenhaltigen Verbindungen und Di- und/oder
Polyisocyanaten werden den schaumfähigen Mischungen zweckmäßig übliche Tri- bzw. Polymerisationskatalystoren
und/ oder Polyurethankatalysatoren einverleibt.
[0027] Als Tri- bzw. Polymerisationskatalysatoren seien beispielhaft genannt: starke Basen,
wie quaternäre Ammoniumhydroxide, beispielsweise Benzyltrimethylammoniumhydroxid,
Alkalimetallhydroxide, beispielsweise Natrium- oder Kaliumhydroxid, Alkalimetallalkoxide,
beispielsweise Natrium- methylat und Kaliumisopropylat, Trialkylphosphine, beispielsweise
Triäthylphosphin, Alkylaminoalkylphenole, beispielsweise 2,4,6-Tris(dimethylarainomethyl)-phenol,
3- und/ oder 4-substituierte Pyridina, beispielsweise 3- oder 4-Methylpyridin, metallorganische
Salze, beispielsweise Tetrakis(hydroxyäthyl)natriumborat, Friedel-Crafts-Katalysatoren,
beispielsweise Aluminiumchlorid, Eisen(III)chlorid, Borfluorid und Zinkchlorid und
Alkalimetallsalze von schwachen organischen Säuren und Nitrophenolaten, beispielsweise
Kaliumformiat, Kaliumoctoat, Kalium-2-äthyl-hexoat, Kaliumbenzoat, Natriumpikrat und
Phthalimidkalium. Geeignete Trimerisierungskatalysatoren sins ferner die stark basischen
N,N',N"-Tris-(dialkylaminoalkyl)-s-hexahydro- triazine, beispielsweise das N,N',N"-Tris-(dimethyl-3-ami-
nopropyl)-s-triazin und 2,4,6-Tris-(diäthanolamino)-s-triazin sowie Mischungen aus
den genannten Triazinderivaten und deren Carbonsäureaddukten.
[0028] Zur Beschleunigung der Polyurethanbildung kommen beispielsweise in Betracht: tertiäre
Amine, wie 1,4-Diazabicyclo-(2,2,2)-octan, N,N-Dimethylbenzylamin, Triäthylamin, Pyridin,
N-Methylmorpholin, N-Dimethylaminoäthylmorpholin und N-Dimethylaminopropyl-morpholin,
Metallsalze wie Eisen-II-chlorid, Zinkchlorid, Zinn-II-salze und Dibutylzinndilaurat
und Mischungen aus tertiären Aminen und Metallsalzen.
[0029] Zur Herstellung der Schaumstoffe wird als Treibmittel üblicherweise Kohlendioxid
verwendet, das durch die Umsetzung von Isocyanaten mit Wasser entsteht. Die Wassermengen,
die zweckmäßigerweise verwendet werden können, betragen 0,1 bis 2 %, bezogen auf das
Gewicht an Polyisocyanat.
[0030] Andere verwendbare Treibmittel sind niedrigsiedende Flüssigkeiten, die unter dem
Einfluß der exothermen Polymeri- sationsreaktion verdampfen. Geeignet sind Flüssigkeiten,
welche gegenüber dem organischen Polyisocyanat. inert sind und Siedepunkte von nicht
über 100°C bei Atmosphärendruck, vorzugsweise zwischen -40 und +50 C aufweisen. Beispiele
derartiger, vorzugsweise verwendeter Flüssigkeiten sind halogenierte Kohlenwasserstoffe,
wie Methylenchlorid, Trichlorfluormethan, Dichlordifluormethan, Dichlormonofluormethan,
Dichlortetrafluoräthan und 1,1,2-Trichlor-1,2,2-trifluor- äthan. Auch Gemische dieser
niedrig siedenden Flüssigkeiten untereinander und/oder mit anderen substituierten
oder unsubstituierten Kohlenwasserstoffen können verwendet werden.
[0031] Die zweckmäßigste Menge an niedrig siedender Flüssigkeit zur Herstellung von Halbhart-
und Hartschaumstoffen hängt ab'von der Schaumdichte, die man erreichen will, sowie
gegebenenfalls von der Mitverwendung von Wasser. Im allgemeinen liefern Mengen von
5 bis 40 Gew.%, bezogen auf 100 Gewichtsteile organisches Polyisoeyanat, zufriedenstellende
Ergebnisse.
[0032] Der.Reaktionsmischung können auch noch Hilfsmittel und Zusatzstoffe einverleibt werden.
Genannt seien beispielsweise Stabilisatoren, Hydrolysenschutzmittel, Porenregler,
fungistatisch und bakteriostatisch wirkende Substanzen, Farbstoffe, Pigmente, Füllstoffe,
oberflächenaktive Stoffe, Weichmacher und andere Flammschutzmittel.
[0033] In Betracht kommen beispielsweise oberflächenaktive Substanzen, welche zur Unterstützung
der Homogenisierung der Ausgangsstoffe dienen und gegebenenfalls auch geeignet sind,
die Zellstruktur der Schaumstoffe zu regulieren. Genannt seien-beispielhaft Siloxan-Oxalkylen-Mischpolymerisate
und andere Organopolysiloxane, oxäthylierte Alkylphenole, oxäthylierte Fettalkohole,
Paraffinöle, Rizinusöl- bzw. Rizinolsäure-Ester und Türkischrotöl, die in Mengen von
0,2 bis 6 Gewichtsteilen pro 100 Gewichtsteile Polyisocyanat angewandt werden.
[0034] Es kann auch vorteilhaft sein, einen Weichmacher in das Reaktionsgemisch einzubeziehen,
so daß die Neigung zur Sprödigkeit in den Produkten verringert wird. Es können übliche
Weichmachungsmittel verwendet werden, doch ist es besonders zweckmäßig, solche Mittel
zu verwenden, die Phosphor und/oder Halogenatome enthalten und dadurch die Flammfestigkeit
der Kunststoffe zusätzlich vergrößern. Zu solchen Mitteln gehören Trikresylphosphat,
Tris-2-chloräthylphosphat, Trischlorpropylphosphat und Tris-2,3-dibrompropylphosphat.
[0035] Außer den bereits genannten halogensubstituierten Phosphaten können auch anorganische
Flammschutzmittel, wie Antimontrioxid, Arsenoxid, Ammoniumphosphat und Calciumsulfat
zum Flammfestmachen der Polyurethan- oder Polyisocyanuratschaumstoffe verwendet werden.
Im allgemeinen hat es sich als vorteilhaft erwiesen 5 bis 50 Gewichtsteile, vorzugsweise
5 bis 25 Gewichtsteile der genannten Flammschutzmittel für jeweils 100 Gewichtsteile
an organischem Polyisocyanat zu verwenden.
[0036] Die Polyurethan- und Polyisocyanuratschaumstoffe können nach dem Präpolymer- und
vorzugsweise nach dem one-shot-Verfahren hergestellt werden. Hierzu werden die Polyisocyanate
mit den hydroxylgruppenhaltigen Verbindungen, Katalysatoren und gegebenenfalls Kettenverlängerungsmitteln,
Hilfs- und Zusatzstoffen bei Temperaturen von 10 bis 80, vorzugsweise 15 bis 40°C
in üblichen Vorrichtungen intensiv gemischt und danach läßt man die schaumfähige Mischung
aufschäumen.
[0037] Die unter Mitverwendung der erfindungsgemäßen chlor- und estergruppenhaltigen Polyole
hergestellten Polyurethan-und Polyisocyanuratschaumstoffe besitzen Dichten von 15
bis 40
0 kg/m
3, vorzugsweise 30 bis 80 kg/m
3 und zeichnen sich durch eine gleichmäßige feinzellige Porenstruktur, geringe Sprödigkeit,
ausgezeichnete mechanische Eigenschaften und eine sehr gute Thermostabilität und Flammbeständigkeit
bei geringer Rauchgasdichte aus. Die Produkte können als Isoliermaterial verwendet
werden.
Beispiel 1
[0038] Herstellung eines chlor- und estergruppenhaltigen Polyols
[0039] In einem für Oxalkylierungen geeigneten Reaktor werden 69,6 kg eines Polyätherpolyols
(OH-Zahl 400), hergestellt aus Glycerin und Propylenoxid, mit 15,43 kg Glycerin sorgfältig
unter Stickstoffatmosphäre vermischt. Das Polyätherpolyol/Glycerin-Gemisch wird mit
265,28 kg Tetrachlorphthalsäureanhydrid versetzt und unter Rühren 3 Stunden bei 130°C
umgesetzt. Der erhaltene Tetrachlorphthalsäurehalbester besitzt eine Viskosität von.2000
m.Pa.s bei 130°C.
[0040] Anschließend wird der Stickstoffdruck auf 0,5 bar eingestellt und bei 130°C kontinuierlich
97,04 kg Propylenoxid hinzugefügt. Man läßt das Propylenoxid abreagieren bis der Druck
einen konstanten Wert erreicht hat, entspannt und gewinnt ein Reaktionsgut mit den
folgenden Kennzahlen:

Der Kesselinhalt kann anschließend bei 130°C mit 210,5 kg Tris-ß-chloräthylphosphat
verdünnt werden. Die Kennzahlen der 650 kg Lösung sind:

Beispiele 2 bis 9 und Vergleichsbeispiele A bis F
[0041] Zur Herstellung von Tetrachlorphthalsäurehalbester werden die in Tabelle 1 und 2
zusammengefaßten Mischungen aus zwei 2- bis 6-wertigen Alkoholen, zwei hydroxylgruppenhaltigen
Polyäthern und einem 2- bis 6-wertigen Alkohol und einem hydroxylgruppenhaltigen Polyäther,
die eine mittlere Funktionaltät von 3 besitzen, mit 401,6 Gewichtsteilen Tetrachlorphthalsäureanhydrid
unter Rühren bei 130°C in 3 Stunden in die entsprechenden Halbester übergeführt.
[0042] Die erhaltenen Tetrachlorphthalsäurehalbester, die Viskositäten von 400 bis 13 500
m.Pa.s. bei 130°C besitzen, können analog den Angaben von Beispiel 1 in die erfindungsgemäßen
chlor- und estergruppenhaltigen Polyole übergeführt werden.

[0043] Die Tetrachlorphthalsäurehalbester, hergestellt aus Mischungen gemäß Vergleichsbeispiele
A bis F sind bei 130°C fest und daher zur Überführung in die erfindungsgemäßen Polyole
unbrauchbar.
Beispiele 10 bis 11
[0044] Zur Herstellung von Polyisocyanuratschaumstoffen werden

intensiv bei Raumtemperatur gemischt und anschließend läßt man die schaumfähige Mischung
aufschäumen.
[0045] Die eingesetzten erfindungsgemäßen Polyole und die erhaltenen mechanischen Eigenschaften
der Polyisocyanurat-Schaumstoffe sind in Tabelle 3 zusammengefaßt.
Vergleichsbeispiel G
[0046] Verfährt man analog den Angaben der Beispiele 10 und 11, verwendet jedoch anstelle
des erfindungsgemäßen Polyols ein handelsübliches Polyesterol, das Tetrabromphthalsäure
einkondensiert enthält, so erhält man, wie Tabelle 2 zeigt, einen Polyisocyanuratschaumstoff
mit höherer Rauchgasdichte nach der EMPA-Norm.

Beispiel 12 bis 20
[0047] Zur Herstellung von Polyurethan-Hartschaumstoffen wird eine Mischung aus
einem Polyätherol oder Polyesterol,
einem erfindungsgemäßen chlorhaltigen Polyol,
einem Schaumstabilisator auf Basis eines Siloxan-Oxalkylen-Mischpolymerisats (Handelsprodukt
DC 190 der Dow Dow Corning),
einem Aminkatalysator,
einer oberflächenaktiven Verbindung auf Ricinusölbasis (Zusatzmittel SM der Bayer
AG) und
einem Treibmittel oder Treibmittelgemisch mit
einer Mischung aus Diphenylmethan-diisocyanaten und Polyphenyl-polymethylen-polyisocyanaten
(Roh-MDJ) bei 25°C intensiv gemischt und anschließend aufschäumen gelassen.
[0048] Die Art und Mengen der verwendeten Ausgangskomponenten, die Start- und Steigzeiten
sowie die mechanischen Eigenschaften der erhaltenen Hartschaumstoffe sind in Tabellen
4 und 5 zusammengefaßt.
