[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft, ein Verfahren zur Aufarbeitung von aromatischen
Aldehyden und von nitrosen Gasen, die bei der Nitrierung von Aromaten mit aliphatischen
Seitenketten in überschüssiger Salpetersäure als unerwünschte Nebenprodukte auftreten.
[0002] Im Falle der Nitrierung von Aromaten, die aliphatische Seitenketten tragen, finden
außer der gewünschten Nitrierung auch Oxidationsreaktionen an den Seitenketten als
unerwünschte Nebenreaktionen statt. Diese Oxidationsreaktionen können z.B. im Falle
der Nitrierung in überschüssiger Salpetersäure zur Bildung von Aldehyden und Carbonsäuren
führen. Im Falle der Nitrierung von Toluol in überschüssiger Salpetersäure werden
z.B. Benzaldehyd, Benzoesäure und Nitrobenzoesäure als Nebenprodukt gebildet.
[0003] Die Carbonsäuren können aus dem Reaktionsgemisch nach Verlassen des Nitrierungsreaktors
und anschließender Phasentrennung z.B. durch eine Wäsche mit einer wäßrigen alkalischen
Lösung und einer anschließenden Neutralwäsche mit Wasser aus der organischen Phase
des Reaktionsgemisches entfernt werden. Der in der organischen Phase verbleibende
Aldehyd begleitet aufgrund seines hohen Siedepunktes bei der weiteren Aufarbeitung
der organischen Phase durch Rektifikation in einer Kolonne, in der der nicht umgesetzte
Aromat und anhaftendes Wasser abgetrennt werden, in mehr oder weniger großem Umfang
den Nitroaromaten.
[0004] Lediglich bei unwirtschaftlich hohen Rücklaufverhältnissen in der Rektifikationskolonne
und demzufolge entsprechend hohem Dampfverbrauch für die Destillation gelingt es,
den Sumpfablauf aldehydfrei zu erhalten.
[0005] Ein Restgehalt an Aldehyd in dem als Sumpfablauf erhaltenen Nitroaromaten führt aber
bei etwa folgenden Verarbeitungsstufen zu besonderen Trennproblemen. Bei der Isomerentren-
nung,wie beispielsweise im Falle der isomeren Nitrotoluole, kann der Restgehalt an
Aldehyd dazu führen, daß die spezifikationsgerechte Qualität des gewünschten Nitroaromaten-Isomeren
nicht erreichtwird. _
[0006] Mit den als Nebenreaktion zur Nitrierung ablaufenden Oxidationsreaktionen zu aromatischen
Aldehyden und aromatischen Carbonsäuren ist gleichzeitig die Reduktion eines Teils
der Salpetersäure zu Stickstoffoxiden mit niederigerer Oxidationszahl als 5 (nitrose
Gase) verbunden. Dies führt zu einem unerwünschten Mehrverbrauch an Salpetersäure.
Die als Abgas entweichenden nitrosen Gase sind außerdem mit dem nicht umgesetzten
Aromaten, dem Nitroaromaten und Salpetersäure entsprechend deren Partialdampfdruck
beladen, wodurch eine weitere Ausbeuteverminderung eintritt.
[0007] Es wurde ein Verfahren zur Aufarbeitung von unerwünschten Nebenprodukten, die durch
teilweise Oxidation der Seitenketten bei der Nitrierung von Seitenketten enthaltenden,
gegebenenfalls substituierten Aromaten in überschüssiger Salpetersäure erhalten werden
und die aus gegebenenfalls substituiertem Benzaldehyd und gleichzeitig damit auftretenden
nitrosen Gasen bestehen, gefunden, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man gleichzeitig
bei der Rektifikation des gewünschten Nitroaromaten durch Aufrechterhaltung einer
wäßrigen Phase innerhalb der Rektifikationskolonne zusätzlich zur organischen Phase
den gegebenenfalls substituierten Benzaldehyd als Azeotrop mit Wasser über den Kolonnenkopf
abdestilliert und nach Oxidation zur entsprechenden Carbonsäure ausschleust und die
im Abgas enthaltenen nitrosen Gase in einer Kolonne mit einer im Nitrierverfahren
anfallenden wäßrigen Phase, die gegebenenfalls Salpetersäure enthalten kann, im Gegenstrom
in Gegenwart von Luftsauerstoff in Salpetersäure zurücküberführt.
[0008] Die Anwendbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens schließt sich an die Nitrierung
von reaktionsfähigen Aromaten, die eine aliphatische Seitenkette tragen, in überschüssiger
Salpetersäure an. Solche Aromaten sind beispielsweise Toluol, Xylol, Äthylbenzol,
Isopropylbenzol, -Methyl-naphthalin oder 2-Methyl-naphthalin.
[0009] Die aus den genannten Verbindungen erhältlichen durch Alkylreste substituierten Nitroaromaten
durchlaufen nach Verlassen des Nitrierungsreaktors eine Abscheidungsstufe für die
im Überschuß eingesetzte Salpetersäure und eine Salpetersäure-Extraktion. Darauf folgt
eine Waschstufe, in der mit Hilfe von wäßriger alkalischer Lösung die in Nebenreaktionen
entstandenen sauren Bestandteile, beispielsweise Benzoesäure oder substituierte Benzoesäure,
abgetrennt werden. Nach einer anschließenden Neutralwäsche gelangt die organische
Phase mit den gewünschten Nitroaromaten in die Rektifikationskolonne.
[0010] Wird nun in der Rektifikationskolonne unterhalb der Zulaufstelle für die gewaschene
organische Phase Wasser in einer solchen Menge eingespeist, daß an der Zulaufstelle
neben der organischen Phase, die Wasser gelöst enthält, ständig zusätzlich eine wäßrige
Phase aufrechterhalten wird, so gelingt es, als Sumpfprodukt die gewünschten Nitroaromaten
mit einer Aldehydkonzentration von weniger als 0,005 Gew.-% zu erhalten.
[0011] Die Ausbildung der benötigten wäßrigen Phase tritt ab etwa 1 Gew.-% Wasser, bezogen
auf den Gesamtproduktzulauf zur Rektifikationskolonne, ein. Die Menge des zusätzlich
eingespeisten Wassers ist nach oben unkritisch, sie wird lediglich durch Wirtschaftlichkeitsüberlegungen,
z.B. durch die bei höheren Wassermengen steigenden Dampfverbräuche, begrenzt. In geringem
Umfang ist die optimale Wassermenge zusätzlich abhängig von der Betriebstemperatur
bzw. dem Betriebsdruck der Kolonne aufgrund der temperaturabhängigen Löslichkeit von
Wasser in der organischen Phase. Eine Wassermenge von 1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf
den Gesamtproduktzulauf, wird bevorzugt.
[0012] Im Kopfprodukt der Rektifikationskolonne treten folgende . Stoffe auf: das erfindungsgemäß
eingespeiste Wasser, das in der organischen Phase nach Durchlaufen der letzten Waschstufe
gelöst befindliche Wasser, der erfindungsgemäß abzutrennende aromatische Aldehyd,
eine kleine Menge nicht umgesetztes Ausgangsprodukt und in geringem Umfang der jeweilige
Nitroaromat.
[0013] Nach der Trennung des Kopfproduktes in eine anorganische und eine organische Phase
wird die anorganische Phase in die Neutralwäsche unmittelbar vor der Rektifikationskolonne
zugeführt, während die organische Phase mit dem erfindunqsqemäß abgetrennten aromatischen
Aldehyd, dem nicht umgesetzten Ausgangsprodukt und dem Nitroaromaten in den Eingangsstrom
zum Nitrierungsreaktor zurückgeführt wird.
[0014] Beim erneuten Durchlaufen.der Nitrierstufe wird dann der erfindungsgemäß abgetrennte
aromatische Aldehyd zur zugehörigen aromatischen Carbonsäure oxidiert, die dann ihrerseits
in der alkalischen Wäsche und in der Neutralwäsche ausgeschleust werden kann.
[0015] Durch die erfindungsgemäße Zugabe von Wasser ergeben sich vorteilhafterweise bei
der Rektifikation günstigere Rücklaufverhältnisse und/oder eine geringere Anzahl theoretischer
Stufen im Abtriebsteil der Kolonne und damit verbunden geringere Dampfverbräuche als
ohne diese Maßnahme.
[0016] Diese Umstände seien für den Fall der Nitrotoluol-Rektifikation aufgezeigt:
Enthält der Nitrotoluol-Zulauf zur Rektifikationskolonne beispielsweise 0,5 Gew.-%
Benzaldehyd und 4,5 Gew.-% nicht umgesetztes Toluol, so muß ohne die erfindungsgemäße
Zugabe von Wasser bei 7 (bzw. 11, bzw. 14) theoretischen Stufen im Abtriebsteil der
Rektifikationskolonne ein Rücklaufverhältnis von 23 (bzw. 18, bzv. 15), bezogen auf
die eingespeiste organische Phase, eingestellt werden, um einen nahezu aldehydfreien
Sumpfablauf mit einem Gehalt an Benzaldehyd von kleiner 0,005 Gew,-% zu erhalten.
Die hierzu benötigte Dampfmenge beträgt 1190 kg (bzw. 950 kg, bzw. 790 kg), bezogen
auf 1000 kg Produktzulauf.
[0017] Enthält der'Nitrotoluol-Zulauf zur Rektifikationskolonne 1 % Benzaldehyd und 4 %
nicht umgesetztes Toluol, so muß ohne die erfindungsgemäße Zugabe von Wasser bei 9
(bzw. 14, bzw. 18) theoretischen Stufen im Abtriebsteil ein Rücklaufverhältnis von
23 (bzw. 18, bzw. 15) eingestellt werden, un: bei gleichen Dampfverbräuchen wie oben
den Aldehydspiegei von kleiner 0,005 Gew.-% im Sumpfablauf zu erreichen.
[0018] Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens, d.h. bei Einspeisung einer Wassermenge
unterhalb der Kolonnenzulaufstelle für den Produktstrom, werden Rücklaufverhältnisse
von 10.bis 2,5 möglich, wenn man beispielsweise 1 bis 5 % Wasser, bezogen auf die
Menge des Produktstromzulaufes, einspeist. Unter diesen Bedingungen beträgt die zum
Aufheizen des Sumpfes notwendige Dampfnenge nur etwa 50 % der ohne die erfindungsgemäßen
Maßnahme. notwendigen Dampfmenge.
[0019] Für die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens ist nun der überraschende Befund bedeutsam,
daß der entstandene und erfindungsgemäß abgetrennte aromatische Aldehyd gemeinsam
mit dem über Kopf der Kolonne abdestillierten nicht umgesetzen Aromat in die Nitrierungsstufe
zurückgeführ:
werden kann. Hierbei wird der aromatische Aldehyd zur. entsprechenden Carbonsäure
weiteroxidiert, die dann Ln der alkalischen Wäsche und der folgenden neutralen Wische
ausgeschleust werden kann.
[0020] Diese Weiteroxidation zur Carbonsäure geschieht in eines solchen Maße, daß der Aldehydspiegel
im Nitrierungsreak- tor nicht über ein gewisses Maß ansteigt. Bei der Herstellung
von Nitrotoluol stellt sich beispielsweise eine Aldehydkonzentration zwischen 0,5
und 1,0 Gew.-%, bezogen auf die gesamte organische Phase, ein. Ohne die er- findungsgemäße
Weiteroxidation des aromatischen Aldehyds durch Einspeisen in die Nitrierstufe wäre
eine aufwendige destillative Trennung des nicht umgesetzten Aromaten von dem in der
Nebenreaktion entstandenen aromatischen Aldehyde notwendig.
[0021] Durch die als Nebenreaktion verlaufende-Oxidation von Al- kylresten des eingesetzten
Aromaten zur Aldehydgruppe oder zur Carboxylgruppe, sowie durch die Oxidation des
erfindüngsgemäß während der Rektifikation abgetrennten und erfindungsgemäß in die
Nitrierstufe wieder eingespeisten aromatischen Aldehyds zur aromatischen Carbonsäure
wird ein Teil der Salpetersäure zu Stickstoffoxiden mit niedri-, gerer Oxidationszahl
als 5 reduziert. Solche Stickstoffoxide mit niedrigerer Oxidationszahl als 5 sind
beispielsweise Stickstoffdioxid, Distickstofftetroxid, Stickstoffmonoxid und Distickstofftrioxid.
Sie werden insgesamt als nitrose Gase bezeichnet.
[0022] Diese nitrosen Gase sind zu einem geringen Teil im Reaktionsgemisch gelöst enthalten,
teilweise verlassen sie den Nitrierungsreaktor als Abgas.
[0023] Dieses Abgas ist außerdem mit nicht umgesetztem Ausgangsprodukt, mit dem durch die
Nitrierung hergestellten Nitroaromaten und mit Salpetersäure entsprechend deren Partialdampfdruck
beladen.
[0024] - Erfindungsgemäß werden die nitrosen Gase des Abgases mit einer innerhalb des Nitrierverfahrens
anfallenden wäßrigen Phase, die gegebenenfalls Salpetersäure enthalten kann, behandelt
und in Salpetersäure zurückgeführt. Selbstverständlich ist es möglich, alle anderen
Abgase des Nitrierverfahrens, die ebenfalls nitrose Gase enthalten, in diese Abgasbehandlung
einzubeziehen.
[0025] Die im Abgas weiter enthaltenen Verbindungen, nämlich der nicht umgesetzte Ausgangsstoff,
und der im Nitrierverfahren hergestellte Nitroaromat werden nach der Abgas-Behandlung
kondensiert und wieder dem Kreislauf zugeführt.
[0026] Eine spezielle Ausführungsform dieser Abgasbehandlung unter Rückgewinnung von Salpetersäure,
nicht umgesetztem Ausgangsprodukt und Nitroaromat besteht darin, daß man die Abgas-
behandlung in einer Kolonne durchführt, bei der dem von unten zugeführten Abgas von
oben im Gegenstrom die wäßrige, gegebenenfalls bereits Salpetersäure enthaltende Phase
über eine oder mehrere Zulaufstellen entgegengeführt wird. Dabei kann die Kolonne
beispielsweise im unteren Abschnitt mit bereits mehr Salpetersäure enthaltender wäßriger
Phase beaufschlagt werden, die beispielsweise bei der Extraktion der organischen Phase
mit Wasser oder verdünnter Salpetersäure anfällt.
[0027] Der obere Teil der Kolonne kann dann mit Wasser oder mit verdünnter Salpetersäure
beaufschlagt werden, um den Wirkungsgrad der Umwandlung der Stickstoffoxide in Salpetersäure
zu verstärken.
[0028] Die Umwandlung der Stickstoffoxide zu Salpetersäure erfordert die Gegenwart von Sauerstoff
und erfolgt vorteilhaft in Gegenwart von Luftsauerstoff. Zweckmäßig erfolgt die Zufuhr
von Luftsauerstoff unterhalb der Abgaszuführung in die Kolonne. Auf diese Weise läßt
sich ein von gelösten nitrosen Gasen weitgehend freier Ablaufstrom erhalten, der einer
Salpetersüurekonzentrierung oder einer anderen geeigneten Verwendung zugeführt werden
kann.
[0029] Zur Erzielung der notwendigen Verweilzeit zur Oxidation in der Gasphase sollte die
Kolonne durch Verweilzeitkammern unterteilt sein. Im übrigen kann die Kolonne beispielsweise
mit Füllkörpern oder mit Austauschböden ausgerüstet sein. Die Abgasbehandlung kann
aber auch beispielsweise in einer Kesselkaskade mit entsprechenden Begasungsvorrichtungen
durchgeführt werden.
[0030] Die Absorption der nitrosen Gase und ihre Umwandlung in Salpetersäure verläuft exotherm,
so daß eine Kühlung der Reaktionsmischung erforderlich werden kann. Dies kann beispielsweise
dadurch geschehen, daß man den Eingangsstrom an wäßriger Phase vorkühlt oder-daß man
die Reaktionsmischung durch separate Kühlvorrichtungen führt. Als günstigste Arbeitsbedingungen
haben sich Temperaturen zwischen 10 und 50°C erwiesen.
[0031] Die Reaktion kann bei Normaldruck oder bei leichtem Überdruck bis etwa 3 bar durchgeführt
werden. Das Arbeiten unter Druck läßt bei gleicher Leistung kleinere Apparatedimensionen
zu.
[0032] Anhand der Figur 1 sei das Verfahren am Beispiel der Herstellung von Nitrotoluol
beschrieben:
In einem geeigneten, kontinuierlich zu betreibenden Nitrierreaktor werden Toluol und
Salpetersäure eingespeist. In einem Salpetersäureabscheider wird aus dem Reaktionsgemisch
die organische Phase abgetrennt und diese anschließend in einem Salpetersäureextraktor
weitgehend von Salpetersäure befreit.
[0033] Die organische Phase durchläuft sodann eine alkalische Wäsche und eine neutrale Wäsche,
in denen z.B. Benzoesäure und Nitrobenzoesäure in Form ihrer Alkalisalze mit dem Abwasser
ausgeschleust werden.
[0034] Die gewaschene organische Phase wird sodann in eine Rektifikationskolonne eingespeist,
die gleichzeitig unterhalb der Einspeisung des organischen Produktes eine Wassereinspeisung
besitzt. Das Sumpfprodukt der Rektifikationskolonne ist das gewünschte Nitrotoluol
mit einem Benzaldehydgehalt von kleiner 0,005 Gew.-%.
[0035] Das Kopfprodukt der Rektifikationskolonne enthält neben einer geringen Menge an Nitrotoluol
das Wasser, das nicht umgesetzte Toluol und den auszuschleusenden Benzaldehyd. Dieses
Kopfprodukt wird in eine anorganische und eine organische Phase getrennt; die anorganische
Phase wird in die Waschstufe zurückgeführt, und die organische Phase kann direkt in
den Nitrierreaktor zurückgeführt werden.
[0036] Die unerwünschte Oxidation der Methylgruppe des Toluols zum Benzaldehyd und die erfindungsgemäße
Weiteroxidation des Benzaldehyds zur Benzoesäure zum Zwecke der Ausschleusung führen
zur Entstehung nitroser Gase.
[0037] Diese nitrosen Gase fallen hauptsächlich als Abluft des Nitrierreaktors an. Sie werden
in den unteren Teil einer Absorptionskolonne eingespeist. Unterhalb der Ablufteinspeisung
befindet sich eine Zufuhrstelle für atmosphärische Luft, die den zur Umwandlung der
Stickstoffoxide in Salpetersäure benötigten Sauerstoff enthält.
[0038] In die Mitte der Absorptionskolonne wird eine verdünnte Salpetersäurelösung eingespeist,
die bei der Extraktion der Salpetersäure aus der organischen Phase des Nitriergemisches
gewonnen wird. Am Kopf der Kolonne wird Wasser eingespeist. Anstelle der Einspeisung
von Wasser kann auch die Einspeisung einer sehr verdünnten Salpetersäure treten, die
beispielsweise als Kopfprodukt bei der Aufkonzentrierung von uhterazeotroper Salpetersäure
erhalten wird.
[0039] Das ablaufende Sumpfprodukt der Absorptionskolonne wird gemeinsam mit der an der
Salpetersäure-Abscheidung gewonnenen überschüssigen Salpetersäure zum erneuten Einsatz
in den Nitrierreaktor aufgearbeitet. ,
[0040] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt die Abtrennung aromatischer, gegebenenfalls
substituierter Aldehyde von gegebenenfalls substituierten aromatischen Nitroverbindungen
bei geringerem spezifischen Dampfverbrauch, verglichen mit einer Rektifikation ohne
den erfindungsgemäßen Zusatz von Wasser.
[0041] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt die Rückführung des gesamten organischen Anteils
am Kopfprodukt der Rektifikationskolonne in die Nitrierstufe und vermeidet dadurch
eine aufwendige destillative Trennung des auszuschleusenden aromatischen Aldehyds
von den übrigen wieder einsatzfähigen aromatischen Verbindungen, wie beispielsweise
die nicht umgesetzten Aromaten und einen geringen im Kopfprodukt der Rektifikationskolonne
auftretenden Teil an Nitroaromaten. Dadurch werden Ausbeuteverluste bei den organischen
Stoffen vermieden.
[0042] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Umwandlung von Stickstoffoxiden zu
Salpetersäure und vermeidet dadurch Ausbeuteverluste bei der Salpetersäure.
Beispiel 1
[0043] In einem Nitrierreaktor, z.B. einer Kaskade von 3 Ringrohrreaktoren, werden kontinuierlich
39,079 kg pro Stunde einer 65,8 gew.-%igen Salpetersäure mit 4,033 kg pro Stunde Toluol,
das 0,6 Gew.-% Nitrotoluol und 0,8 Gew.-% Benzaldehyd enthält, bei 70°C und einer
Verweilzeit von 6 Minuten umgesetzt. Anschließend wird das Reaktionsgemisch gekühlt
und bei 30°C in einer Zentrifuge kontinuierlich in eine anorganische und eine organische
Phase getrennt. Die organische Phase (Gehalt an Salpetersäure: 18,2 Gew.-%, an Wasser:
4,9 Gew.-%, an Benzoesäure: 0,3 Gew.-%, an Benzaldehyd: 0,5 Gew.-%, an Nitrobenzoesäure:
0,2 Gew.-%, an Touol: 2,8 Gew.-%) wird in einer vierstufigen Kaskade, bestehend aus
Ringrohrreaktor, Zentrifuge und je drei Wäschern und Scheidern, im Gegenstrom bei
45°C mit 0,746 kg pro Stunde Wasser gewaschen.
[0044] Die nach dieser Gegenstromextraktion anfallende wäßrige Phase wird zur Behandlung
der anfallenden Abgase verwendet.
[0045] Die alkalische Wäsche der organischen Phase besteht aus einer Behandlung mit 3 gew.-%iger
wäßriger Natronlauge (2,671 kg pro Stunde). Die anschließende Neutralwäsche erfolgt
in einer Kaskade aus gerührten Wäschern und anschließenden Scheidern bei ca. 45
0C. Bei diesen beiden Waschstufen werden die in der organischen Phase enthaltenen Säuren
als Natriumsalze vollständig mit den Abwasserströmen entfernt.
[0046] Die gewaschene organische Phase (Menge: 5,803 kg pro Stunde; 0,6 Gew.-% Benzaldehyd;
3,5 Gew.-% Toluol) wird in einer Bodenkolonne (12 Abtriebsböden; 18 Verstärkungsböden)
unter Zugabe von 0,145 kg pro Stunde Wasser bei 160°C Sumpftemperatur und einem reduzierten
Druck von ca. 100 Torr Kopfdruck und 130 Torr Sumpfdruck bei einem auf die organische
Phase bezogenen Rücklaufverhältnis von 4:1 rektifiziert. Dabei werden 2,175 kg pro
Stunde Dampf zum Aufheizen des Sumpfes benötigt. Der Sumpfablauf ist benzaldehydfrei
(kleiner 0,005 Gew.-%).
[0047] Der organische Teil des Destillats wird nach Abtrennung des Wassers in die Nitrierung
zurückgeführt (Menge: 0,259 kg pro Stunde; ca. 77,5 % Toluol; 12,5 % Benzaldehyd;
10 % Nitrotoluol).
[0048] Die Ausbeute an Nitrotoluol, bezogen auf das Toluol, beträgt 98,3 %.
[0049] Die nach der Gegenstromextraktion anfallende wäßrige Phase (2,429 kg pro Stunde mit
53 Gew.-% Salpetersäure) wird zur Behandlung der nitrosen Gase im Abgas in eine 20-stufige
Bodenkolonne auf den 15.Boden eingespeist. Der oberste Boden wird mit 0,242 kg pro
Stunde einer verdünnten Salpetersäure (2 Gew.-% Salpetersäure) beaufschlagt. Der Abgasstrom
(1,010 kg pro Stunde) wird auf den 5. Boden der Kolonne und ein Luftstrom (0,638 kg
pro Stunde) auf den 1. Boden der Kolonne gegeben. Die flüssigen Zulaufströme werden
auf 10°C vorgekühlt, die Absorption wird bei 15°C und einer Verweilzeit von 6 Minuten
betrieben.
[0050] Der von organischen Verbindungen freie Abgasstrom der Abgas-wäsche (0,799 kg pro
Stunde) wird zur Entfernung von durchgeschlagenen Resten der nitrosen Gase eine Absorption
mit 25 %iger wäßriger Natronlauge zugeführt.
Beispiel 2
[0051] 1,000 kg pro Stunde der nach Beispiel 1 erhaltenen gewa- s
Chenen organischen Phase werden zur Abtrennung von Toluol und Benzaldehyd kontinuierlich
einer Kolonne mit 15 theoretischen Stufen im Abtriebsteil und 10 Stufen im Verstärkungsteil
zugeführt, wobei auf den 5. Boden unterhalb des Zulaufs 0,05 kg pro Stunde Wasser
zugegeben werden. Die Rektifikation wird mit mit einem auf die organische Phase bezogenen
Rücklaufverhältnis von 2,5:1 unter den in Beispiel 1 angegebenen Bedingungen betrieben,
wobei 0,425 kg pro Stunde Dampf zum Aufheizen des Sumpfes benötigt werden.
[0052] Der Sumpfablauf der Kolonne enthält unter 0,005 Gew.-% Benzaldchyd. Eine ebenso gute
Abtrerinung des Benzaldehyds erhält man, wenn man 0,05 kg (bzw. 0,025 kg) pro Stunde
Wasser zugibt und ein Rücklaufverhältnis von 6:1 (bzw. 10:1) einstellt. Die benötigte
Dampfmenge beträgt in diesem Falle 0,600 kg (bzw. 0,675 kg) pro Stunde.
Beispiel 3
[0053] Der Nitrierprozeß wird, wie in Beispiel 1 beschrieben,kontinuierlich durchgeführt,
aber bei einer Nitriertemperatur von 80°C. Die dabei nach dem Waschen erhaltene organische
Phase (Menge: 1,000 kg pro Stunde; 1 Gew.-% Benzaldehyd) wird kontinuierlich einer
Kolonne mit 12 theoretischen Stufen im Abtriebsteil und 10 Stufen im Verstärkungsteil
zugeführt, wobei auf dem 6. Boden unterhalb des Zulaufs 0,02 kg pro Stunde Wasser
zugegeben werden. Die Rektifikation wird bei einem auf die organische Phase bezogenen
Rücklaufverhältnis von 10:1 unter den im Beispiel 1 angegebenen Bedingungen betrieben,
wobei 0,675 kg pro Stunde Dampf zum Aufheizen des Sumpfes benötigt werden.
[0054] Im Sumpfablauf ist gaschromatographisch kein Benzaldehyd mehr nachzuweisen (kleiner
0,005 Gew.-%).
[0055] Eine ebenso gute Abtrennung des Benzaldehyds erhält man, wenn man bei 15 theoretischen
Stufen im Abtriebsteil einer Zugabe von 0,05 kg pro Stunde Wasser ein Rücklaufverhältnis
von 2,5:1 einstellt. Die benötigte Dampfmenge beträgt 0,425 kg pro Stunde.
[0056] Die übrige Führung des Prozesses verläuft wie in Beis piel 1 beschrieben.
Legende zu Figur 1
[0057]
A Nitrierreaktor
B Salpetersäure-Abscheider
C Salpetersäure-Extraktion
D Alkalische Wäsche
E Neutrale Wäsche
F Rektifikationskolonne
G Abgas-Wäsche
1 Toluol-Zulauf
2 Salpetersäure-Zulauf
3. Abwasser (enthält ausgeschleustes Natriumbenzoat)
4 gewaschene organische Phase
5 Wasser-Zulauf
6 Nitrotoluol, rein
7 Destillat, wäßrige Phase
8 Destillat, organische Phase (enthält Benzaldehyd)
9 Abgas (enthält nitrose Gase)
10 verdünnte Salpetersäure
11 Wasser-Zulauf
12 Luft-Zuführung
13 Abgas, gereinigt
14 Salpetersäure zur Wiederverwendung
15 Salpetersäure zur Wiederverwendung
16 Wasser (ggf. Salpetersäure enthaltend)