[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Übertragung von elektrischem
Strom mit hoher Stronstärke auf eine rotierende Elektrode..
[0002] Bei der galvanischen Behandlung von Großbehältern, beispielsweise beim Elektropolieren
oder Hartverchromen, wire in den Behälter der flüssige Elektrolyt eingefüllt. Der
Behälter dient gleichzeitig als eine Elektrode, während in den Behälter als andere
Elektrode eine Drehkathode bzw Drehanode eingeführt wird.
[0003] So ist aus der DE-OS 2 528 942 eine Vorrichtung zur Durchführung eines Elektropolierverfahrens
bekannt. Danach wire der Großbehälter horizontal auf mehreren Rollenböcken drehbar
gelagert. Durch die mittigen Stutzen des GroBbehälters, ist eine Welle elektrisch
isoliert und frei drehbar hindurchgeführt, an welcher mit Hilfe von Elektrodenhalterungen
eine netzförmige Elektrode in nahem Abstand und parallel zur Behälterwand befestigt
ist. In den Behälter ist soviel Elektrolyt eingefüllt, daß die Elektrode bedeckt ist.
Während des Elektropolierens steht die Welle mit der Elektrode, welche mit dem negativen
Pol einer Gleichspannungsquelle verbunden ist, still, während der Behälter langsam
um seine Längsachse gedreht wird. Auf welche Weise die Verbindung des Behälters während
seiner Drehung mit dem positiven Pol der Gleichspannungsquelle bewerkstelligt wird,
ist in dieser Schrift nicht angegeben. Diese Verbindung kann jedoch hergestellt werden,
indem an einem Deckel des Behälters, vorzugsweise nahe seinem Mittelpunkt, eine Buchse
aus Kupfer befestigt ist. Auf der Kupferbuchse ist eine Lagerschale drehbar angeordnet,
welche zur Verbesserung der Stromübertragung mit Leitfett versehen und über eine flexible
Leitung mit der Gleichspannungsquelle verbunden ist.
[0004] Beim Verfahren zum Hartverchromen von Polymerisationsbehältern nach der DE-OS 1 808
865 wird der Behälter vertikal aufgestellt und nach Einbau einer Wanderanode vollständig
mit Elektrolyt gefüllt. Der während der Hartverchromung stillstehende Behälter wird
mit dem negativen Pol einer Gleichstromquelle verbunden, während die Verbindung zwischen
der sich drehenden Wanderanode und dem positiven Pol der Gleichstromquelle durch Quecksilber
hergestellt wird, welches sich in einem Gefäß befindet, das oberhalb des Behälters
konzentrisch zur Welle der Wanderanode angeordnet, von ihr durchdrungen und mit ihr
dichtschließend verbunden ist. In das Quecksilber taucht eine starre Verbindungsleitung
ein, welche zur Gleichstromquelle führt.
[0005] Nachteilig ist bei der aus Kupferbuchse und Lagerschale mit Leitfett bestehenden
Stromübertragungseinrichtung, daß der Strom zwischen Buchse und Lager nur an einem
kleinen Flächenbereich übertragen wird, wodurch Buchse und Lager sehr heiß werden.
Eine Temperaturerhöhung an der Berührungsstelle erhöht aber den elektrischen Widerstand,
zu dessen Überwindung eine höhere elektrische Leistung erforderlich ist. Darüberhinaus
wird das Leitfett bei Erhitzung von Buchse und Lager so dünnflüssig, daß es ausläuft
oder es verkokt.
Von Nachteil ist bei der Verwendung von Quecksilber als Stromübertrager, daß es bei
Zimmertemperatur flüssig ist und daher bei Transport und Montage leicht auslaufen
kann. Dadurch kann in Anbetracht der großen Giftigkeit des Quecksilbers leicht die
Gesundheit des Bedienungspersonals gefährdet werden.
[0006] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung zur Übertragung
von elektrischem Strom von hoher Stromstärke auf eine rotierende Elektrode anzugeben,
bei welcher auf die Verwendung von heiß werdenden Metallteilen bzw. von Quecksilber
als Stromübertrager verzichtet werden kann. Eine solche Vorrichtung ist erfindungsgemäß
gekennzeichnet durch eine ein Anschlußstück tragende Welle, wobei das Anschlußstück
starr mit der Elektrode verbunden ist; eine mit einer niedrig schmelzenden Metallegierung
gefüllte Wanne, an welcher ein Kontaktstück befestigt ist, an das ein flexibles Kabel
anschraubbar ist; einen Deckel, welcher von der Welle durchdrungen und mit der Wanne
elektrisch isoliert verbunden ist; und eine Scheibe, welche im Bereich des Deckels
auf der Welle angeordnet ist.
[0007] Die Vorrichtung gemäß der Erfindung kann weiterhin wahlweise noch dadurch ausgestaltet
sein, daß
a) die Wanne mit einer Metallegierung gefüllt ist, deren Schmelzpunkt oberhalb von
30°C, vorzugsweise oberhalb von 50°C, liegt;
b) die Wanne elektrisch beheizbar ist;
c) die Beheizung der Wanne mit Hilfe einer Steuereinrichtung regulierbar erfolgt;
d) der Durchmesser der Scheibe so bemessen ist, daß sie mit einer Fläche von 0,1 bis
3 mm2 je Ampere durchfließenden Stromes in die Metallegierung eintaucht.
[0008] Beim Betrieb der erfindungsgemäßen Vorrichtung befindet sich die Öffnung der Wanne
immer in horizontaler Lage. Dadurch wird erreicht, daß die flüssige Metallegierung
mit Sicherheit nicht aus der Wanne austritt, und daß die Scheibe immer gleich tief
in die flüssige Metallegierung, in welcher sie frei rotieren kann, eintaucht.
Der Stromweg verläuft bei der Vorrichtung gemäß der Erfindung vom Anschlußstück, welches
am Flansch des die bewegliche Elektrode darstellenden Behälters befestigt ist, über
die in das Anschlußstück eingesetzte Welle, die auf die Welle aufgezogene Scheibe,
die in der Wanne befindliche flüssige Metallegierung und das an der Wanne befestigte
Kontaktstück, an welches ein zur Gleichspannungsquelle führendes flexibles Kabel anschraubbar
ist. Die beiden Lagerbuchsen, welche im auf der Wanne aufliegenden Deckel angeordnet
sind und durch welche die Welle geführt wird, erwärmen sich deswegen nur unbedeutend.
Als Metallegierung sind für die erfindungsgemäBe Vorrichtung das Leichtlot Stannol
®(Nr. 46) mit einem Indiumgehalt von 90% und einem Schmelzpunkt von 46
0C sowie die Legierungen nach LIPOWITZ (50% Bi, 27% Pb, 13% Sn, 10% Cd) mit einem Schmelzpunkt
von etwa 60°C, nach WOOD (50% Bi, 25% Pb, 12,5% Sn, 12,5% Cd) mit einem Schmelzpunkt
von etwa 70
cC und nach ROSE (50% Bi, 25% Pb, 25% Sn) mit einem Schmelzpunkt von etwa 95°C besonders
geeignet. Bei der Verwendung von Stannol
® kann auf eine geregelte Beheizung der Wanne verzichtet werden, da die einmal aufgeschmolzene
Metalllegierung durch die hohe Stromstärke des die Wanne durchfließenden Stromes auf
etwa 50°C gehalten wird.
Nach Abschalten des die Wanne durchfließenden Stromes erstarrt alsbald die in der
Wanne befindliche Metallegierung, . so daß die erfindungsgemäße Vorrichtung problemlos
abmontiert und transportiert werden kann.
[0009] In der beigefügten Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des Gegenstandes der Erfindung
schematisch dargestellt. Dabei zeigen:
Figur 1 einen liegend angeordneten zylindrischen Behälter, an dessen mittigen Flansch
die erfindungsgemäße Übertragungsvorrichtung befestigt ist;
Figur 2 die Übertragungsvorrichtung im einzelnen.
[0010] Der zylindrische Behälter 1, welcher auf Rollen 2 her. zontal drehbar gelagert ist,
ist teilweise mit Elektrolytlösung gefüllt und stellt eine rotierende Elektrode dar,
während in seinem Inneren in geringem Abstand von und parallel zu der Behälterwand
die andere Elektrode angeordnet ist. Dabei ist die andere Elektrode mit HilfE von
Elektrodenhalterungen an einer Welle 3 befestigt, welche den Behälter 1 mittig durchdringt.
Die Welle 3 ruht dabei drehbar in kreuzweise angeordneten Flachprofilen 4, welche
elektrisch isoliert an den mittiger Flanschen 5 in beiden Deckeln des Behälters 1
befestigt sind. Ein Flansch 5 ist weiterhin mit dem AnschluBstück der Übertragungsvorrichtung
7 elektrisch leitend ver schraubt, während am Kontaktstück 8 der Ubertragungsvorrichtung
7 ein flexibles Kabel 9 befestigt ist, welche mit dem positiven Pol einer Gleichstromquelle
verburnden ist. Die Welle 3, welche bei einer Drehung des Behälter 1 um seine Achse
ihre Lage nicht verändert, ist starr dem negativen Pol dieser Gleichstromquelle verbunden.
[0011] Die erfindungsgemäße Übertragungsvorrichtung besteht aus einer Wanne 10, welche vorzugsweise
aus Kupfer gefertig ist. Die Wanne 10, an welcher das Kontaktstück 8 befestig ist,
ist mit einer niedrig schmelzenden Metallegierung gefüllt und mit Hilfe einer Steuereinrichtung
11 über eine Steckdose 12 reguliert elektrisch beheizbar. Die
Wanne 10 ist weiterhin durch einen Deckel 13 verschlossen, wobei die Wanne 10 und
der Deckel 13 elektrisch voneinander isoliert sind. Der Deckel 13 ist von einer Welle
14 durchdrungen, welche drehbar im Deckel 13 gelagert ist und an ihrem einen Ende
das Anschlußstück 6 trägt, während sich innerhalb des Deckels 13 auf der Welle 14
eine Scheibe 15 befindet. Dabei ist der Durchmesser der Scheibe 15 so bemessen, daß
sie mit großer Fläche in die in der Wanne 10 befindliche geschmolzene Metallegierung
eintaucht.
[0012] Der mit der Vorrichtung gemäß der Erfindung erzielte Fortschritt sei anhand der Elektropolitur
eines zylindrischen Behälters von 100 m
3 Inhalt aus Werkstoff-Nr. 1.4571 (nach DIN 17440) erläutert. Bei der gemäß der DE-OS
2 528 942 durchgeführten Elektropolitur fließt ein Strom von 5000 A bei zu Anfang
14 V.
Beispiel 1 (Vergleich)
[0013] Die Stromübertragung vom rotierenden Behälter auf die starre Zuführungsleitung erfolgt
durch eine Kupferbuchse, welche in einer Lagerschale läuft und in die zur besseren
Stromübertragung Leitfett eingefüllt ist. Bereits nach fünfstündiger Elektropolitur
ist infolge der Erhitzung von Kupferbuchse und Lagerschale die Spannung auf 18 V gestiegen.
Die Fortführung der Elektropolitur ist in den folgenden 40 Stunden nur durch ständige
Kühlung von Kupferbuchse und Lagerschale durch Bespritzen mit Wasser möglich, . wodurch
allein ein Festfressen der Kupferbuchse in der Lagerschale vermieden werden kann.
Beispiel 2 (Erfindung)
[0014] Verwendet man zur Stromübertragung die erfindungsgemäße Vorrichtung, so steigt die
Spannung im Laufe der 48 Stunden andauernden Elektropolitur lediglich auf 14,5 V an.
Dabei ist eine Kühlung der Vorrichtung nicht erforderlich.