[0001] Es sind im wesentlichen zwei Verfahren zur schmelzflußelektrolytischen Gewinnung
von Aluminium bekannt.
[0002] Das erste Verfahren beruht auf der Elektrolyse von Aluminiumoxid, das in geschmolzenem
Kryolith bei Temperaturen von 950-970°C gelöst wird. Außer Kryolith ist bislang kein
anderes Salz gefunden worden, dessen Lösungsvermögen für Aluminiumoxid ausreicht,
um damit unterhalb 1000°C Aluminium durch Elektrolyse zu gewinnen. In den technisch
betriebenen Elektrolysezellen schwankt der Aluminiumoxidgehalt zwischen rd. 2 und
8 Gew.-%. Bei zu niedrigen Aluminiumoxidgehalten in der Kryolithschmelze, z.B. unter
1-2 %, tritt an der Anode der sogenannte Anodeneffekt auf, der sich in einer mehrfach
erhöhten Zellenspannung äußert. Die Anode und Kathode bestehen aus Kohlenstoff. Der
aus der Aluminiumoxidzersetzung freiwerdende Sauerstoff setzt sich mit dem Kohlenstoff
der Anode zu Kohlendioxid und Kohlenmonoxid um. Dabei werden im Falle vorgebrannter
Kohlenstoffanoden etwa 0,43 bis 0,50 kg Kohlenstoff pro kg erzeugtes Aluminium verbraucht.
[0003] Das zweite Verfahren betrifft die Schmelzflußelektrolyse von Aluminiumchlorid. Da
das Aluminiumchlorid bei 183°C sublimiert und ein schlechter Ionenleiter ist, wird
es gewöhnlich in Alkalichloridschmelzen gelöst. Um das Aluminium flüssig abzuscheiden,
wählt man Elektrolysetemperaturen ven ca.700°C. Als Anoden- und Kathodcnmaterial wird
hauptsächlich Grafit verwendet. An der Grafitanode wird gasförmiges Chlor abgeschieden.
Zur Durchführung der Aluminiumchlorideleictrolyse sind mehrere Verfahrensvorschläge
gemacht worden.
[0004] Die Aluminiumchloridelektrolyse ist mit einer Reihe von Schwierigkeiten behaftet.
Zunächst bedeutet die Erfassung und Ableitung des an der Anode entwickelten gasförmigen
Chlors bei ca. 700°C ein werkstofftechnisches Problem. Der Dampfdruck des in der Salzschmelze
gelösten Aluminiumchlorids ist relativ hoch, so daß bei der Absaugung des Chlorgases
auch Aluminiumchlorid in merklichen Mengen aus der Zelle entfernt wird. Mit zunehmender
Aluminiumchloridkonzentration in der Schmelze fällt die elektrische Leitfähigkeit
ab. Die Zufuhr von Aluminiumchlorid, das gasförmig anfällt, in die Salzschmelze ist
ebenfalls schwierig zu bewerkstelligen. Das Aluminiumchlorid und die Salzschmelze
müssen erfahrungsgemäß frei sein von oxidischen Verunreinigungen, denn infolge der
Zersetzung der Oxide wird Kohlenstoff der Grafitanoden verbraucht und damit die Beständigkeit
herabgesetzt. Ein besonderer Nachteil ist es jedoch, daß es bisher nicht in einfacher
Weise gelungen ist, aus den Aluminiumerzen, z.B. aus Bauxit, durch reduzierende Chlorierung
direkt reines Aluminiumchlorid herzustellen. Es ist deshalb vorgeschlagen worden,
zunächst nach dem bekannten Bayer-Prozeß reines Aluminiumoxid zu erzeugen und dieses
anschließend mit Chlor und Kohlenstoff bzw. Phosgen zu Aluminiumchlorid und Kohlendioxid
umzusetzen.
[0005] Der genannte Verfahrensweg führt zwar zu reinem Aluminium, beinhaltet aber eine zusätzliche
Verfahrensstufe und ist dementsprechend aufwendiger.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, Aluminium durch Schmelzflußelektrolyse
unter Verwendung eines überwiegend aus Chloriden bestehenden Elektrolyten zu gewinnen.
Dabei sollen nicht nur die für die Aluminiumchloridelektrolyse und Aluminiumoxidelektrolyse
beschriebenen Mängel vermieden, sondern außerdem noch auf die Herstellung von Aluminiumchlorid
als Ausgangsmaterial verzichtet werden.
[0007] Es wurde gefunden, daß durch Elektrolyse in einer Schmelze aus Alkalichloriden mit
einer Anode, die sich aus Aluminiumoxid und Kohlenstoff zusammensetzt, Aluminium kathodisch
mit relativ guter Stromausbeute erhalten wird, ohne daß dabei an der Anode Chlor oder
Aluminiumchlorid freigesetzt werden. Für diesen Elektrolyseprozeß werden vorzugsweise
Temperaturen von 700 bis 850 C angewendet. Die Salzschmelze enthält als Hauptkomponente
Natriumchlorid mit Zusätzen von Kaliumchlorid, Lithiumchlorid oder Erdalkalichloriden.
Eine Zugabe von 10-40% Kryolith oder anderen Alkali-, Erdalkali-oder Leichtmceallfluoriden
empfiehlt sich, um das Aluminium infolge geringerer Oberflächenspannung gegenüber
der Salzschmelze leichter zum Zusammenfließen zu veranlassen. Ferner ist es sinnvoll,
die Elektrolyse mit einem kleinen AlCl
3-Gehalt von 3-5 %in der Salzschmelze in Gang zu bringen, weil andernfalls zu Anfang
eine primäre Zersetzung von Alkalichlorid erfolgt.
[0008] Als Werkstoff für die sowohl am Boden als auch an den Seiten der Elektrolysezelle
angeordnete Kathode haben sich Elektrografit und Titandiborid bewährt. Es hängt von
der Konstruktion der Elektrolysezelle ab, ob die Seitenwände der Zelle beispielsweise
bei der Verwendung von Bipolarelektroden teilweise mit einem keramischen, elektrisch
nicht leitenden Erzeugnis wie Magnesit-oder Korundsteinen ausgekleidet werden. Ein
bevorzugter Bereich für die anodische Stromdichte sind 0,2-2 Ampere pro
cm2.
[0009] Das überraschende Moment der vorliegenden Erfindung ist, daß die reduzierende Chlorierung
des Aluminiumoxids in der Anode und die elektrolytische Zerlegung des gebildeten Aluminiumchlorids
gleichzeitig in stöchiometrischen Verhältnissen ablaufen. Trotz recht geringen Oxidgehalts
in der Elektrolytschmelze wurde auch bei einer über das Normalmaß angehobenen anodischen
Stromdichte das eingangs erwähnte Phänomen des Anodeneffekts nicht beobachtet.
[0010] Im Vergleich zu den beiden bekannten Elektrolyseverfahren, der AlCl
3-Elektrolyse und der Al
2O
3-Elektrolyse in Kryolith, lassen sich für das erfindungsgemäße Verfahren folgende
Vorteile aufzeigen: Die Handhabung und der Transport von Chlor und Aluminiumchlorid
entfallen. Der Aufwand für die Apparate und Einrichtungen ist deshalb beachtlich kleiner.
Chlor ist ein sehr korrosives Gas, insbesondere wenn es bei ca. 700°C in der AlCl
3-Elektrolysezelle aufgefangen werden muß. Aluminiumchlorid ist hygroskopisch, wird
durch Luftfeuchtigkeit hydrolytisch in Hydroxid und Salzsäure gespalten und beansprucht
als Sublimat viel Raum. Der Umgang mit Aluminiumchlorid und Chlor erfordert geschlossene,
korrosionsbeständige Apparaturen. Daraus resultieren größere Investitions-Betriebs-
und Reparaturkosten.
[0011] Ferner befindet sich die Konzentration des als Zwischenprodukt auftretenden Aluminiumchlorids
in der Salzschmelze auf einem sehr niedrigen Niveau, so daß weder sein Dampfdruck
noch seine ungünstige Beeinflussung der Leitfähigkeit der geschmolzenen Salze spürbar
werden.
[0012] Ähnlich wie bei der Al
2O
3-Elektrolyse in derKryolithsctunelze wird an der Anode ein Anodengas ausKohlendioxid
und Kohlenmonoxid gebildet. Während sich aber die bekannte Al
2O
3-Elektrolyse in Kryolith bei Badtemperaturen um 950°C abspielt, reichen für die Elektrolyse
mit der Al
2O
3-C-Anode in vorwiegend chloridischer Schmelze Arbeitstemperaturen von maximal 850°C,
im Durchschnitt von 750°C asu. Die tieferen Eicktrolysetemperaturen vermindern die
Wärmeverluste und reduzieren den spezifischen Energieverbrauch. Die erfindungsgemäße
Elektrolysezelle wird rohstoffseitig nur mit der kompakten Aluminiumoxid-Kohlenstoff-Anode
als Elektrode versorgt, wobei sie diskontinuierlich in Blockform oder kontinuierlich
in Strangform zugeführt werden kann. Im Gegensatz dazu muß man in der Elektrolyse
mit der Al
2O
3-haltigen Kryolithschmelze die Al
2O
3-Konzentration im Elektrolysebad dadurch aufrechterhalten, daß in festgelegten Zeitabständen
durch Brechen der Oberflächenkrusten Aluminiumoxid in das Schmelzebad eingetragen
wird. Die Bedienungder erfindungsgemäßen Elektrolysezelle beschränkt sich auf das
Wechseln der Anoden und das Heraussaugen des abgeschiedenen Aluminiums. Die Verfahrensweise
erlaubt, die Elektrolysezelle mit einem einfachen, wenig zu öffnenden Gehäuse einzukapseln.
[0013] Die als Teil der Erfindung zu verwendende Anode aus Aluminiumoxid und Kohlenstoff
warf einige Probleme auf, deren Lösung eine wichtige Aufgabe war.
[0014] Die Anode müßte theoretisch aus 85 % Aluminiumoxid und 15 % Kohlenstoff bestehen,
wenn bei der elektrochemischen Reduktion als Reaktionsgas Kohlendioxid gebildet wird.
Die Abscheidung von Kohlenmonoxid würde eine Anode mit 74 % Al
2O
3 und 26 % C voraussetzen. Die Entstehung von reinem Kohlenmonoxid ist jedoch aufgrund
des Boudouard-Gleichgewichtes bei Temperaturen um 750°C nicht möglich, sondern nur
ein CO
2-CO-Gasgemisch mit rd. 80% CO. Theoretisch kann also das Aluminiumoxid-Kohlenstoff-Verhältnis
zwischen den Grenzen 5,66 : 1 und 3,4 : 1 liegen. Die von 100 % abweichende Stromausbeute
und ein geringfügiger Luftabbrand der Anoden erhöhen den Kohlenstoffverbrauch. Unter
praktischen Elektrolysebedingungen entwickelt sich an der Anode ein überwiegend CO
2 enthaltendes Gas. Das Gewichtsverhältnis von Al
2O
3 zu C kann in der Anode in einer Breite von 5 zu 1 bis 3 zu 1 schwanken, ohne daß
sich dadurch gravierende Störungen des Elektrolyseablaufs bemerkbar machen. Das sich
selbst einstellende C0
2/CO-Verhältnis des Anodengases hat einen regulierenden Effekt. In den durchgeführten
Versuchen wurde eine brauchbare Zusammensetzung der Anode aus 80 Gew.-% Al
20
3 und 20 Gew.-% C, d.h. ein Gewichtsverhältnis von 4 : 1 angestrebt.
[0015] Der Volumenanteil des Kohlenstoffs in der Al
2O
3-C-Anode ist allerdings höher, weil die wahre Dichte des Kohlenstoffs ca. 2,00 g/cm
und die des Aluminiumoxids ca. 3,8 g/cm
3 beträgt. Daraus errechnet sich für das angegebene Gewichtsverhältnis von 4 : 1 ein
Volumenanteil des Kohlenstoffs von 32,2 %.
[0016] Eine Anode aus Aluminiumoxid und Kohlenstoff läßt sich zum Beispiel in der Weise
herstellen, daß man feinteiliges Aluminiumoxid und/oder Aluminiumhydroxid mit Elektrodenpech
mischt, zu einem Körper formt und unter Luftabschluß mit langsamer Aufheizgeschwindigkeit
bis etwa 1000°C brennt. Die gebrannte Aluminiumoxid-Kohlenstoff-Anode weist einen
spezifischen elektrischen Widerstand von etwa 1000Ωmm
2/m auf. Eine Kohlenstoffanode, wie sie für die A1
20
3-Elektrolyse in geschmolzenem Kryolith verwendet wird, hat nur einen Widerstand von
ca. 60Ω mm
2/m. Die Al
2O
3-C-Anode ist deshalb für einen langen Stromweg in der Anode nicht geeignet. Um den
Spannungsabfall in der Al
2O
3-C-Anode möglichst niedrig zu halten, ist es für das erfindungsgemäße Verfahren zweckdienlich,
die Al
2O
3-C-Anode mit einem Hilfsleiter aus Elektrografit zu kombinieren. Der elektrische Widerstand
der Grafitelektroden liegt bei rd. 10Ω mm
2/m und ist somit sechsmal kleiner als der einer gebrannten Kohlenstoffanode. Das Grafitmaterial
kann mit Stromdichten bis zu 10 A/cm
2 beaufschlagt werden. Will man zumindest anodische Stromdichten von 0,6 bis 1,0 A/cm
2 erzielen, wie sie in der Al
2O
3-Elektrolyse mit Kohlenstoffanode und Kryolithschmelze üblich sind, so genügt es,
daß für den Elektrografit ein leitender Querschnitt von etwa einem Fünftel des Querschnitts
der Al
2O
3-C-Anode vorgesehen wird. Die Verbundanode aus dem Al
2O
3-C-Körper und dem Grafitmaterial kann dann ähnlich wie eine vorgebrannte Kohlenstoffanode
belastet werden, ohne eine überhitzung oder einen ungünstigen Energieverbrauch befürchten
zu müssen. Der gut leitende Grafitwerkstoff wird dem Al
2O
3-C-Körper hauptsächlich parallel geschaltet. Das kann z.B. in der Art geschehen, daß
sich der Grafit in Stab- oder Plattenform im Kern des A1
20
3-C-Körpers befindet oder den Al
2O
3-C-Körper außen umfaßt.
[0017] Es hat sich nun überraschenderweise herausgestellt, daß der Hilfsleiter aus Elektrografit
neben der Al
2O
3-C-Masse in der Elektrolysezelle nicht verbraucht wird. Der Elektrografit kann deshalb
als Trägermaterial für die Al
2O
3-C-Masse wiederverwendet werden.
[0018] Zur Fertigung eines elektrisch leitenden, festen Formkörpers aus Aluminiumoxid und
Pech gehört das Brennen in Tiefkammer-Ringöfen, eine Verfahrensstufe mit unbefriedigender
Raum-ZeitAusbeute. Dieser Produktionsgang ist in weiterer Ausgestaltung der Erfindung
vermeidbar, wenn man aus dem Aluminiumoxid und geeigneten Teeren oder Pechen eine
selbstbackende Söderbergmasse herstellt. Dabei ist es zweckmäßig, das leitfähige Hilfsmaterial
aus Grafitelementen entweder in die A1203-Pech-Masse einzubetten oder dieselbe damit
zu umgeben. Schreitet der Verbrauch der Anode in der Elektrolysezelle fort, gelangt
die Al
2O
3-Pech-Masse in zunehmend heißere Temperaturzonen, wird allmählich verkokt und mit
den Grafitformteilen elektrisch und mechanisch verbunden. Die zur Anode führenden
metallischen Stromleiter werden aus Gründen eines niedrigen Kontakt- oder übergangswiderstandcs
an die Grafitelemente angeschlossen. Die metallenen Kontaktstücke und deren Halterungen
sind so konstruiert, daß sie kontinuierlich und automatisch versetzbar sind.
[0019] In einer Söderbergmasse aus Aluminiumoxid und Pech ist, es auch möglich, anstelle
von Elektrografit als Hilfsleiter Aluminium zu verwenden. Zwar schmilzt das Aluminium
schon ca. 100°C unterhalb der Elektrolysetemperatur bei rd. 650°C ab, aber zwischen
550 und 650 C ist ein Stromübergang vom Aluminium zur Al
2O
3-C-Masse möglich.
[0020] Die in und an der Anode freiwerdenden Gase werden durch Kapselung der Elektrolysezelle
vollständig erfaßt, abgesaugt und einer Abgasreinigungsanlage zugeführt. Die nicht
ganz vermeidbaren Chlor- und Salzverluste des Schmelzflußelektrolyten werden dadurch
ausgeglichen, daß ein anderswo erschmolzenes Salzgemisch aus Aluminiumchlorid und
den entsprechenden Salzkomponenten des eingesetzten Elektrolyten der Zelle nach Bedarf
ergänzt wird.
[0021] Nachdem die Grundzüge des erfindungsgemäßen Verfahrens dargestellt wurden, sollen
drei nach diesem Prinzip arbeitende Elektrolyseeinheiten beschrieben werden.
[0022] Figur 1 zeigt einen Schnitt durch eine Elektrolysezelle mit nur einer auszuwechselnden
Verbundanode. In die Kathode 1 aus Elektrografit oder einem anderen Kohlenstoffmaterial
sind die Stromschienen 2 aus Stahl eingelassen. Auf dem Boden des Kathodenbeckens
1 befindet sich eine Schicht aus flüssigem Aluminium 3 und darüber die Elektrolytschmelze
4. Die Kohlenstoffkathode 1 ist von dem wärmeisolierenden Mauerwerk 5 umgeben. Die
Stahlwanne 6 bildet den äußeren Rahmen des Elektrolysegefäßes. Die diskontinuierliche
Verbundanode 7/8 besteht einerseits aus einer Al
2O
3-Kohlenstoff-Masse 7 und andererseits aus dem Grafitteil 8. Die in die Salzschmelze
4 eintauchende Anode wird durch die Metallstange 9 gehalten. Die auch als Stromleiter
dienende Metallstange 9 ist in das Grafitteil 8 eingeschraubt und oberhalb der Elektrolysezelle
an eine Stromschiene angeklemmt. Um eine Korrosion der Metallstange innerhalb des
Zellenraumes zu vermeiden, ist sie mit einer Schutzhülse 10 umgeben. Die Elektrolysezelle
ist mit der Blechhaube 11 abgedeckt. Die Elektrolyseabgase werden durch die Öffnungen
12, an die eine Rohrleitung angeschlossen ist, abgesaugt.
[0023] Figur 2 veranschaulicht im Längsschnitt eine mehrkammerige Elektrolysezelle. Das
Elektrolyseaggregat enthält eine Reihe von plattenförmigen Grafitkathoden 21, die
parallel geschaltet und mittels der eingeschraubten Stromzuführungsbolzen 22 in den
rechteckigen Elektrolyseraum eingehängt sind. Zwischen den Kathoden sind die Anoden
23, 24 angeordnet, die sich, wie schon in Figur 1, aus der Aluminiumoxid-Kohlenstoff-Masse
23 und den Tragplatten 24 aus Grafit zusammensetzen. Auch die Anoden werden von seitlich
eingeschraubten Stromzuführungsbolzen 25 getragen und tauchen mit ihrer Al
2O
3-C-Masse in dem Elektrolyten 26 unter. Am Boden der Elektrolysezelle breitet sich
über alle Kammern die Aluminiumschicht 27 aus. Mit dem Aluminium 27 und dem Elektrolyten
26 steht eine Auskleidung aus Kohlenstoffplatten 28 in Berührung. Hinter diesem Auskleidungsmaterial
28 folgt eine keramische Wärmeisolation 29 und anschließend der Stahlbehälter 30.
Die Elektrolysezelle ist durch die Deckplatte 31 verschlossen. Es ist nicht dargestellt,
daß die Abdeckung Klappen besitzt, durch welche die Anoden 23, 24 ausgetauscht werden
können. Das Abgas wird durch die Austrittslöcher 32 abgesaugt.
[0024] Die Figur 3 ist ein Horizontalschnitt an der Stelle AB durch die in Figur 2 skizzierte
Elektrolysezelle. Zu diesem Schnittbild sei ergänzend bemerkt, daß die Stromzuführungsbolzen
der Kathoden- und Anodenelemente 22 und 25 in Kontakthalbschalen 33 liegen, die außerhalb
des Behälters 30 an die entsprechenden positiven und negativen Strombalken angeschlossen
sind. Im übrigen gelten für Figur 3 die in Figur 2 benutzten Kennziffern.
[0025] Die Elektrolysezelle gemäß Figur 2 und 3 kann selbstverständlich noch eine beliebig
größere Zahl von Kathoden-und Anodenelementen enthalten, als in dem wiedergegebenen
Beispiel. Im Betrieb einer solchen Elektrolysezelle wird man darauf achten, daß der
Verbrauchszustand der Al
2O
3-C-Masse 23 bei den Einzelanoden nicht gleich ist. Wenn die Al
2O
3-C-Masse 23 infolge Elektrolyse auf einer der anodischen Mutterplatten 24 völlig abgetragen
ist, wird ein Wechsel gegen ein neues Anodenelement vorgenommen. Während des Anodenwechsels
übernehmen die anderen parallelgeschalteten Anodenelemente den Stromfluß. Das produzierte
Aluminium wird in bekannter Weise aus den Elektrolysezellen über Rüssel in Unterdrucktiegel
gesaugt.
[0026] Das erfindungsgemäße Verfahren gestattet es auch, Elektrolysebatterien mit Bipolarelektroden
zu betreiben. Figur 4 und 5 zeigen ein Ausführungsbeispiel für eine fünfzellige Elektrolysebatterie.
Dabei stellt Figur 4 einen Horizontalschnitt in Höhe EF der Figur 5 und Figur 5 einen
Vertikalschnitt durch CD der Figur 4 dar. Es bezeichnen im einzelnen:
41 = Grafitkathode, 42 = kathodische Strombolzen aus Metall, 43 = A1203-C-Masse der Bipolarelektrode, 44 = Anode aus Grafit, 45 = anodische Strombolzen aus
Metall, 46 = Bipolarelektroden, 47 = Grafitplatte der Bipolarelektrode, 48 = Schmelzflußelektrolyt,
49 = korrosionsbeständiges, elektrisch isolierendes Auskleidungsmaterial, 50 = keramische
Wärmeisolation, 51 = Stahlbehälter, 52 = flüssiges Aluminium, 53 = Abdeckung der Elektrolysezelle,
54 = Austrittslöcher für Abgas.
[0027] Die Kathode 41, die Anode 44 und die Bipolarelektroden 46 werden, wie aus Figur 4
und 5 erkennbar ist, lose in den Elektrolyseraum in die dafür vorgesehenen Positionen
gestellt. Die wenig verschleißende Kathode 41 kann über lange Zeit in der Elektrolysezelle
bleiben. Die Bipolarelektroden müssen ausgetauscht werden,wenn die Schichtdicke der
A1203-C-Masse fast verbraucht ist. Ein vollkommener Verbrauch der auf den Grafitplatten
befindlichen Al
2O
3-C-Masse 43, wie es bei der Zellenkonstruktion nach Figur 2 und 3 möglich ist, kann
bei den Bipolarelektroden wegen Chlorabscheidung und Zersetzung der Alkalichloride
nicht zugelassen werden. Wenn die A1
20
3-C-Masse 43 auf der Anode 44 nahezu abgetragen ist und ein Wechsel erfolgen muß, so
führt diese Maßnahme zu einer Stromunterbrechung der Elektrolysezelle. Eine Stromunterbrechung
läßt sich aber dadurch vermeiden, daß die Anode in mindestens zwei Hälften geteilt
ist, die zu unterschiedlichen Zeiten gewechselt werden. Auch für die einzelnen Bipolarelektroden
empfiehlt sich eine Teilung und ein zeitlich verschobener Austausch der beiden Hälften.
Auf diese Weise kann die A1
20
3-C-Masse auf den Bipolarelektroden praktisch restlos aufgebraucht werden.
[0028] Die in den Figuren 1 bis 5 beschriebenen Elektrolysezellen sind als Beispiele und
Basismodelle zu betrachten, die ohne Änderung des Prinzips mannigfaltige Konstruktionsvarianten
erlauben.
[0029] Die üblicherweise für die Kathode verwendeten Werkstoffe sind Kohlenstoff, Elektrografit,
Titanborid, Zirkoniumborid oder Gemische derselben.
[0030] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist es möglich, eine Anode zu verwenden,
bei der die Masse aus Aluminiumoxid und Kohlenstoff nicht mechanisch fest mit dem
Anodenteil aus Grafit verbunden ist. Es genügt, wenn die A1
20
3-C-Masse mit dem elektrisch gut leitenden Werkstoff Grafit in elektrischem Kontakt
steht. Eine praktische Verwirklichung dieses Prinzips ist in Figur 6 wiedergegeben.
[0031] Figur 6 zeigt im Vertikalschnitt eine Elektrolysezelle, die sich von den vorhergehend
beschriebenen Elektrolysezellen in den Figuren 1-5 durch den Aufbau der Anode und
in der Zufuhr der A1
20
3-c-Masse unterscheidet. In der Mitte der Elektrolysezelle ist die Kathode 61 aus Grafit
mit dem metallischen Stromleiter 62 angeordnet. Die Anode setzt sich aus drei Grundelementen
zusammen. Der erste Bestandteil der Anode ist eine Grafitplatte 64 mit dem Gewindebolzen
65, über den der Elektrolysestrom zugeführt wird. Vor der Grafitplatte 64 befindet
sich die A1
20
3-C-Masse in stückiger Form. Die A1203-C-Masse wird als Briketts, Pellets, Tabletten
oder als sonstiges Granulat chargiert und von einer Platte 66 gehalten. Sie besteht
in diesem Beispiel aus Grafit und ist mit Horizontalschlitzen versehen. Aber auch
andere Werkstoffe, insbesondere Sinterkorund, Zirkoniumoxid und Sintermagnesia sind
für die Fertigung der Platte 66 geeignet. Die Platte 66 verkörpert eine Art Diaphragma
und hat die Aufgabe zu erfüllen, daß einerseits keine Teilchen der Al
2O
3-C-Masse aus dem Anodenraum in den Elektrolyten gelangen und andererseits ein ausreichend
freier Durchgang für die Elektrolytschmelze 67, die den Elektrolyseraum zwischen Kathode
und Anode ausfüllt, vorhanden ist. Deshalb muß die Platte 66 entweder ein offenes
Porensystem oder zweckentsprechende Löcher oder Kanäle enthalten. An der Kathode 61
wird das Aluminium flüssig abgeschieden. Es tropft von ihr ab und sammelt sich am
Boden der Elektrolysezelle zu dem Bad 68.
[0032] Die Anode aus den Bestandteilen 63, 64 und 66 sowie der übrige Elektrolyseraum sind
eingefaßt in ein korrosionsbeständiges, elektrisch nicht leitendes Mauerwerk 69. Der
Wärmeschutz der Elektrolysezelle wird durch die feuerfeste Isolierung 70 gewährleistet.
[0033] Die Chargierung der stückigen Al
2O
3-C-Masse kann, dem Verbrauch der Elektrolysezelle angepaßt, satzweise oder vollkontinuierlich
über einen Trichter erfolgen. Die dreiteilige Anode nach Anspruch 22 läßt sich selbstverständlich
anstelle der Verbundanoden 23, 24 in Figur 2 und 3 und 43, 44 in Figur 4 und 5 der
mehrzelligen Elektrolyseaggregate einbauen.
[0034] Ein Verfahrensschema zur Herstellung des stückigen Aufgabegutes aus A1
20
3 und Kohlenstoff ist in Figur 7 dargestellt. Die einzelnen Verfahrensschritte sind
als Beispiele zu betrachten und durch ähnliche Verfahrenseinheiten ersetzbar. So kann
beispielsweise der Kammerschachtofen durch einen Tunnelofen ersetzt werden. Vergleicht
man das Fließbild in Figur 7 mit den Vorbereitungsgängen der Roh- und Hilfsstoffe
der beiden eingangs erwähnten bekannten Elektrolyseprozesse, so weist das erfindungsgemäße
Verfahren bedeutende apparative und energiesparende Vorteile auf.
1. Verfahren zur Gewinnung von Aluminium durch Schmelzflußelektrolyse, dadurch gekennzeichnet,
daß als Elektrolyt eine aus Alkali- und/oder Erdalkalihalogeniden bestehende Schmelze
und als Anode ein Gemisch, enthaltend Aluminiumoxid und Kohlenstoff, verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Elektrolyt mehr als
50% Alkalichloride enthält.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Elektrolytschmelze zu mehr als 50 % aus Natrium- und/oder Kaliumchlorid besteht.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Elektrolytschmelze Zusätze von 10-40 % Kryolith,Alkali- und/oder Erdalkalifluoride
enthält.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die elektrolytische Reduktion bei Temperaturen von 680-850 C durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Elektrolytschmelze Lithiumchlorid und/oder Erdalkalichloride in Mengen von 2-20%
zugesetzt werden.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
vor Beginn der Elektrolyse der Aluminiumchloridgegalt der Salzschmelze 3-5 % beträgt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Aluminium enthaltende Rohstoff während der Elektrolyse durch die Anode zugeführt
wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Aluminium enthaltende Rohstoff während der Elektrolyse als Granulat oder stückig
kontinuierlich durch die Anode zugeführt wird.
10. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrolysezelle mindestens eine Anode enthält, die
aus einem Gemisch, enthaltend Aluminiumoxid und Kohlenstoff, besteht und die Kathode
aus einem gegenüber dem Elektrolyten und flüssigen Aluminium beständigen Material
guter Leitfähigkeit besteht.
11. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch Gekennzeichnet, daß
die Anode Elektrografit enthält.
12. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Herstellung von reinem Aluminium das Aluminiumoxid der Anode einen Reinheitsgrad
von mindestens 98 % aufweist.
13. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Anode ein kohlenstoffhaltiges Bindemittel enthält.
14. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Anode aus einem selbstbackenden Gemisch besteht, das Aluminiumoxid, Teer und/
oder Pech enthält.
15. Vorrichtung nach dem vorhergehenden Anspruch, gekennzeichnet durch ein mit Grafitelementen
umgebenes selbstbackendes Gemisch.
16. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Elektrolysezelle Seitenwände aus keramischem, elektrisch nicht leitendem Material
aufweist.
17. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Seitenwznde aus Magnesit-und/oder Korundsteinen bestehen.
18. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
in einer Elektrolysezelle mehrere parallelgeschaltete Sektionen mit Kathoden und Anodenelementen
vorhanden sind.
19. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
mehrere Elektrolysezellen unter Verwendung von Bipolarelektroden in einem gemeinsamen
Behälter zu einer Batterie hintereinandergeschaltet sind.
20. Anode gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, enthaltend Aluminiumoxid und Kohlenstoff
im Gewichtsverhältnis 5 bis 3 zu 1.
21. Verfahren zur Herstellung einer Anode gemäß einem der vorherigen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß feinteiliges Aluminiumoxid und/oder Aluminiumhydroxid mit ElekLrodenpech
gemischt, zu einem Körper geformt und unter Luftabschluß mit langsamer Aufheizgeschwindigkeit
bis etwa 1000°C gebrannt wird.
22. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Anode aus einem Behälter gebildet wird, in dem das Gemisch, enthaltend Aluminiumoxid
und Kohlenstoff, eingebracht ist und die Behälterwand zur Kathode hin eine perforierte
Abschirmung (66) aufweist.
23. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Abschirmung (66) aus Grafit, Sinterkorund, Zirkoniumoxid und/oder Sintermagnesia
besteht.
24. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Behälter, in dem das stückige Gemisch aus Aluminiumoxid und Kohlenstuff enthalten
ist, in einer mehrkammerigen Elektrolysezelle oder als Bipolarelektrode in einem mehrzelligen
Elektrolyseaggregat verwendet wird.