[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Hydrierung von A4-Tetrahydrophthalsäureanhydrid
zu Hexahydrophthalsäure-anhydrid ohne Verwendung eines Fremdlösungsmittels in der
Riesel- oder Flutphase über einen im Festbett angeordneten Katalysator aus Palladium
und/oder Ruthenium und/oder Nickel, der auf einem Träger aus Aluminiumoxid, das mindestens
zu 20 % in Lithium-Aluminium-Spinell umgewandelt wurde, aufgebracht ist.
[0002] Es ist bekannt, Δ
4-Tetrahydrophthalsäureanhydrid zu Hexahydrophthalsäureanhydrid zu hydrieren.
[0003] Dazu wird das zu hydrierende Tetrahydrophthalsäureanhydrid in den meisten Fällen
in einem Fremdlösungsmittel gelöst.
[0004] Beispielsweise wird gemäß US-PS 2 601 075 Tetrahydrophthalsäureanhydrid in Äthylacetat
und gemäß J. Amer. chen. Soc. vol. 60 (1938) p. 2145 in Eisessig gelöst, der Hydrierungs-
katalysator,Raney-Nickel bzw. fein verteiltes Platinschwarz (nach Adam), suspendiert
und hydriert. Ein Nachteil dieser Verfahren besteht daran, daß das Fremdlösungsmittel
und der Katalysator aus dem Hydriergut entfernt werden müssen. Ein anderer Nachteil
liegt in den zu langen Hydrierzeiten.
[0005] Aus der DE-PS 961 622 ist es bekannt, Δ
4-Tetra- hydröphthalsäureanhydrid in der Schmelze in Geqenwart von suspendiertem, auf
Kieselsäure niedergeschlagenem Nickelkatalysator zu Hexahydrophthalsäureanhydrid zu
hydrieren. Auch hier muß der Katalysator durch Filtration abgetrennt werden, oder
aber es sind lange Absetzzeiten erforderlich, nach denen dann das Hydrierungsprodukt
vom abgesetzten Katalysator getrennt werden kann. Außerdem sind relativ lange Hydrierzeiten
notwendig.
[0006] Gemäß DE-PS 1 226 556 sollen ungesättigte Carbonsäureanhydride, wie beispielsweise
Maleinsäureanhydrid oder Tetrahydrophthalsäureanhydrid in flüssiger Phase, d.h. unter
Verwendung von Fremdlösungsmitteln oder in der Schmelze, durch katalytische Hydrierung
mittels im Festbett angeordneter Kupfer-, Kobalt- oder Nickelmolybdate, -wolframate,
-chromate oder -vanadate nach dem Rieselverfahren kontinuierlich in die entsprechenden
gesättigten Carbonsäureanhydride überführt werden können. Im Falle des Tetrahydrophthalsäureanhydrid
wird die Hydrierung jedoch in dem Fremdlösungsmittel Dioxan vorgenommen. Nachteilig
bei diesem Verfahren ist auch der erforderliche hohe Katalysatorgehalt, der nach den
Beispielen dieser Schrift etwa 10 - 20 Gew.-% - bezogen auf imprägniertes Trägermaterial
- beträgt.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, A4-Tetrahydrophthalsäureanhydrid praktisch
quantitativ und in hohen Raum-Zeit-Ausbeuten kontinuierlich zu Hexahydrophthalsäureanhydrid
zu hydrieren. Das Verfahren sollte wirtschaftlich arbeiten und die geschilderten Nachteile
der Verfahren des Standes der Technik vermeiden.
[0008] Die Aufgabe wurde dadurch gelöst, daß die Hydrierung in der Riesel- und Flutphase
erfolgt unter Verwendung spezifischer Katalysatoren auf speziellen Trägern im Festbett
und unter Ausnutzung des hydrierten Produktes als Lösungsmittels.
[0009] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur katalytischen, kontinuierlichen
Hydrierung von Δ
4-Tetrahydrophthalsäureanhydrid zu Hexahydrophthalsäureanhydrid in Gegenwart mindestens
eines im Festbett angeordneten Hydrierungskatalysators in flüssiger Phase bei Temperaturen
von 70 - 150°C und 30 - 200 bar in der Riesel- oder Flutphase, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Hydrierung in Gegenwart eines im Festbett angeordneten Katalysators aus
der Reihe Palladium, Ruthenium oder Nickel oder deren Kombinationen durchführt, der
Katalysator auf einem Träger aus Aluminiumoxid, das mindestens zu 20 % in Lithium-Aluminium-Spinell
umgewandelt worden ist, aufgebracht ist, und die zu hydrierende flüssige Phase aus
einem Gemisch von Tetrahydrophthalsäureanhydrid und Hexahydrophthalsäureanhydrid im
Gewichtsverhältnis 1:1 bis 1:100 besteht.
[0010] Das als Ausgangsmaterial dienende Tetrahydrophthalsäureanhydrid kann in bekannter
Weise durch Synthese aus Butadien und Maleinsäureanhydrid (Diensynthese nach Diels-Alder)
erhalten werden, wobei im wesentlichen das cis-4-Isomere entfällt.
[0011] Die Hydrierung erfolgt an im Festbett angeordneten Katalysatoren in der Riesel- oder
Flutphase in einer geeigneten Hydrierapparatur.
[0012] Der im Festbett angeordnete Katalysator kann in einen Schachtofen eingefüllt sein.
Wegen der besseren Wärmeabfuhr ist es jedoch vorteilhaft, den Katalysator in einen
Rohrbündelreaktor einzufüllen, wobei um die Rohre ein Wärmeabfuhrmedium geleitet wird.
[0013] Die Durchführung der Hydrierung kann in der Riesel- oder Flutphase erfolgen. Erfolgt
die Hydrierung in der Rieselphase, so rieselt das zu hydrierende Produkt im Reaktor
von oben nach unten über den Katalysator, der sich in einer Wasserstoffatmosphäre
befindet; der Wasserstoff kann von oben oder von unten in den Reaktor eingeführt werden.
Einen Teil des Abgases entspannt man nach Abtrennung des flüssigen Produktes ins Freie.
Führt man die Hydrierung in der Flutphase durch, so durchströmen Einsatzprodukt und
Wasserstoff, meist in gelöster Form, das Katalysatorbett von unten nach oben. Die
Hydrierdauer in der Rieselphase ist von der Länge des Reaktors abhängig; sie beträgt
bei einer Reaktorlänge von 6 m weniger als 10 Minuten. Bei der Flutphase ist die Hydrierdauer
abhängig von der Einsatzmenge und der Reaktorlänge. Sie beträgt aber auch nur höchstens
eine Stunde.
[0014] Obwohl die Hydrierung von Δ
4-Tetrahydrophthalsäureanhydrid prinzipiell in unverdünnter Form, d.h. in der Schmelze
erfolgen kann, hat es sich als äußerst vorteilhaft erwiesen, das als Reaktionsprodukt
anfallende Hexahydrophthalsäureanhydrid als Verdünnungsmittel einzusetzen,da hierdurch
einerseits eine Verringerung der lokalen Wärmetönung erfolgt und andererseits der
Schmelzpunkt der Einsatzmischung von etwa 102
0C auf 40-60
0C erniedrigt werden kann. Eine Abtrennung des benutzten Verdünnungsmittels vom Hydrierprodukt
ist nicht erforderlich, da es mit dem Hydrierprodukt identisch ist. Man kann einen
Teil des Hydrierproduktes direkt wieder zum Verdünnen des Δ 4-Tetrahydrophthalsäureanhydrids
zurückpumpen. In diesem Fall kann das Gewichtsverhältnis von Hexahydrophthalsäureanhydrid
zu eingesetztem 4-Tetrahydrophthalsäureanhydrid 1:1 bis 1:100, vorzugsweise 1:5 bis
1:30 betragen.
[0015] Als Hydriergase können Wasserstoff oder Wasserstoffenthaltende Gase verwendet werden,
wobei enthaltende Katalysatorgifte vorher zu entfernen sind. Nach der Reaktion kann
ein kleiner Anteil des Restgases entspannt werden, um die Anreicherung von Inertgasen
zu vermeiden.
[0016] Für die Hydrierung von Δ4-Tetrahydrophthalsäureanhydrid zu vorzugsweise cis-Hexahydrophthalsäureanhydrid
nach den erfindungsgemäßen Verfahren sind spezielle Katalysatoren von Vorteil: in
besonderem Maße eignen sich Palladium und/oder Ruthenium oder Nickel, vorzugsweise
Palladium und/oder Ruthenium, insbesondere Palladium.
[0017] Die Katalysatoren sind mit einem Gehalt von 0,1 bis 5 Gew.-% auf Katalysatorträger
aufgebracht. Als Katalysatorträger wird Aluminiumoxid eingesetzt, welches zu mindestens
20 % in Lithium-Aluminium-Spinell umgewandelt worden ist. Der Katalysatorträger kann
als Zylinder, Extrudat, Pellet oder stückig eingesetzt werden, bevorzugt ist jedoch
die Kugelform (Durchmesser ca. 1 bis 8 mm) .
[0018] Die Hydrierung in der flüssigen Phase wird bei Drucken oberhalb von 30 bar durchgeführt;
im allgemeinen werden Drucke von 50 bis 200 bar, vorzugsweise von 80 - 150 bar angewendet.
[0019] Die Temperaturen für die Hydrierung von Δ4-Tetra- hydro phthalsäureanhydrid sollten
70 bis 150°C betragen; bevorzugt wird ein Temperaturbereich von 90 bis 110°C.
[0020] Die Raum-Zeit-Ausbeute kann 0,1 bis 5 kg Hexahydrophthalsäureanhydrid pro Liter Katalysator
(= Katalysator + Katalysatorträger) und Stunde betragen, vorzugsweise unter 2 kg /
1 x h.
[0021] Hexahydrophthalsäureanhydrid kann als Härter für 1,2-Polyepoxide und/oder als Zwischenprodukt
für die Herstellung von Kunstharzen wie Polyepoxidharze und Polyesterharze eingesetzt
werden.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
Die angegebenen Prozentgehalte beziehen sich auf das Gewicht, sofern nicht anders
vermerkt.
Beschreibung der Hydrierapparatur
[0023] Als Reaktor diente ein 4 bzw. 6 m langes Rohr mit einer lichten Weite von 24 mm.
Das Reaktionsrohr war mit einem Doppelmantel versehen, welches mit Dampf geheizt und
mit Kondensat gekühlt werden konnte. Der Katalysator war in dem Reaktionsrohr fest
angeordnet. über den Katalysator wurde im Falle der Rieselphasehydrierung das zu hydrierende
Einsatzprodukt, verdünnt mit rückgeführtem Hydrierprodukt, von oben aufgegeben.
[0024] Am unteren Ende des Reaktors befand sich ein Abscheider, in dem das flüssige Reaktionsprodukt
vom Restgas abgeschieden wurde. Meist wurde ein Teil des Reaktionsproduktes zum Einsatz
zurückgepumpt, das restliche Reaktionsprodukt wurde ins Freie entspannt. Der Wasserstoff
wurde gemeinsam mit dem flüssigen Einsatzprodukt am oberen Ende des Reaktors unter
Druck aufgegeben, während aus dem unter dem Reaktor befindlichen Abscheider eine kleine
Menge von durchweg 10 % des theoret. benötigten Wasserstoffgases als Abgas entspannt
wurde.
[0025] Bei der Durchführung der Hydrierung in der Flutphase wurde der gleiche Reaktor benutzt
wie bei der Rieselphasehydrierung. Wasserstoff und zu hydrierende Komponente (verdünnt
mit dem Hydrierprodukt als Verdünnungsmittel) wurden am unteren Ende des Reaktors
unter Druck eingeführt. Am oberen Ende des Reaktors befand sich der Abscheider zur
Trennung von Gas- und Flüssigphase, aus dem bei dem Abscheider der Rieselphase die
Produkte entspannt wurden.
Katalysatoren
[0026] Als Katalysatoren wurden Palladium, Ruthenium und Nickel oder deren Kombinationen
eingesetzt, die auf Lithium-Aluminium-Spinell als Katalysatorträger aufgebracht worden
waren.
[0027] Die Herstellung des Katalysator-Trägers sei beispielhaft geschildert:
2.86 Liter kugelförmiges γ-Aluminiumaxid mit 1-3 mm bzw. 4-6 mm Durchmesser und einer
inneren Oberfläche von ca. 250 m2/g wurden mit 1 Liter wäßriger Lösung bei 30°C getränkt, in die nacheinander 296 g
Ameisensäure und 233 g 54-%ige wäßrige Lithiumhydroxidlösung gegeben worden waren.
Das getränkte Aluminiumoxid wurde bei 150°C im Vakuum getrocknet, mit der gleichen
Lösung nochmals getränkt und wieder bei 1500C im Vakuum getrocknet. Der Träger wurde anschließend 6 Std. bei 1050°C zum Lithium-Aluminium-Spinell
geglüht, was durch eine Röntgenaufnahme bestätigt wurde (60 % Spinell). Der fertige
Träger hatte eine innere Oberfläche von ca. 30 m2/g und eine mittlere Porenweite von ca. 700 Å.
[0028] Das Aufbringen der Edelmetalle erfolgte in der herkömmlichen Art durch Tränken mit
wäßrigen Lösungen der Edelmetallsalze, Reduktion, Waschen (frei von Anionen) und Trocknen.
Auf diese Weise wurden die Katalysatoren (= Katalysator + Katalysatorträger) hergestellt,
welche die folgenden Mengen an Edelmetall aufgebracht enthielten:

Hydrierbeispiel 1
[0029] Tetrahydrophthalsäureanhydrid wurde,verdünnt mit Hexahydrophthalsäureanhydrid (1:10),
mit einer Raum-Zeit-Ausbeute von 1 kg Hexahydrophthalsäureanhydrid/1 Katalysator und
Stunde in der beschriebenen Hydrierapparatur über 3 1 Katalysator Nr. 1 in der Rieselphase
bei 100 bar und 105°C kontinuierlich hydriert. Aus dem Abscheider wurden 400 Nl/h
Abgas (Nl = Liter unter Normalbedingungen) entspannt. Die Ausbeute an Hexahydrophthalsäureanhydrid
betrug über 99 %. Hexahydrophthalsäure und Hexahydrophthalid als Nebenprodukte wurden
praktisch nicht gebildet.
Hydrierbeispiel 2
[0030] Benutzte man Katalysator Nr. 2 anstelle von Katalysator Nr. 1, so wurden unter den
gleichen Bedingungen wie im Beispiel 1 99,5 % Ausbeute an Hexahydrophthalsäureanhydrid
erhalten, als Nebenprodukt trat Hexahydrophthalid auf.
Hydrierbeispiel 3
[0031] Tetrahydrophthalsäureanhydrid wurde unverdünnt mit einer Raum-Zeit-Ausbeute von 800
g/1 Katalysator und Stunde in der Rieselphase über 3 1 Katalysator Nr. 3 kontinuierlich
bei 120 bar und 95°C hydriert. Aus dem Abscheider wurden 400 N1 Abgas/h entspannt.
Die Ausbeute an Hexahydrophthalsäureanhydrid betrug 99,2 %. Als Nebenprodukt wurde
etwas Hexahydrophthalid gebildet.
Hydrierbeispiel 4
[0032] Tetrahydrophthalsäureanhydrid wurde mit Hexahydrophthalsäureanhydrid im Verhältnis
1 : 6 verdünnt. Mit einer Raum-Zeit-Ausbeute von 1,0 kg Hexahydrophthalsäureanhydrid
pro 1 Katalysator und Stunde wurde in der beschriebenen Apparatur in der Flutphase
über 3 1 Katalysator Nr. 4 bei 120 bar und 100°C kontinuierlich hydriert. Aus dem
Abscheider wurden ca. 800 Nl/h Abgas entspannt. Die Ausbeute an Hexahydrophthalsäureanhydrid
betrug 99 %. Hexahydrophthalid und Hexahydrophthalsäure waren die einzigen Nebenprodukte.