(19)
(11) EP 0 009 199 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.04.1980  Patentblatt  1980/07

(21) Anmeldenummer: 79103382.2

(22) Anmeldetag:  11.09.1979
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3D06P 5/22, D06P 3/60, B41M 5/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE FR IT

(30) Priorität: 22.09.1978 DE 2841239

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Nischwitz, Ehrenfried, Dr.
    D-6384 Schmitten/Taunus (DE)
  • Dürsch, Walter, Dr.
    D-6240 Königstein/Taunus (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Vorbehandlung von Cellulosefasern, die nach dem Thermotransferverfahren bedruckt werden


    (57) 1. Verfahren zur Vorbehandlung von Textilmaterial, das ganz oder teilweise aus Cellulosefasern besteht und das nach dem Thermotransferverfahren bedruckt wird, wobei man das Textilmaterial mit einer Lösung oder Dispersion imprägniert, die

    a) eine Verbindung der Formel

    wobei R eine Gruppe der Formel Ra, Rb oder Rc





    R1 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl, R2 C1-C4-Alkyl, R3 Wasserstoff oder Methyl, n eine ganze Zahl von 1 bis 6, m eine ganze Zahl von 1 bis 10, X CH2 oder O und Y im Falle R=Ra oder Rb ein Sauerstoffatom und im Falle R=Rc ein Sauerstoffatom oder eine Iminogruppe (NH) bedeutet,

    b) ein Glyoxal- oder Melaminformaldehyd-Harz und

    c) einen Säurekatalysator enthält,

    und das Textilmaterial anschließend trocknet und einer Hitzebehandlung unterwirft.


    Beschreibung


    [0001] Es ist bekannt, Textilmaterial nach dem sogenannten Thermotransferverfahren zu bedrucken, bei dem der Farbstoff zunächst auf einen Hilfsträger, z.B. Papier aufgedruckt wird. Der bedruckte Hilfsträger wird dann unter Druck und bei erhöhter Temperatur mit dem zu bedruckenden Textilmaterial in Kontakt gebracht, wobei der Farbstoff von dem Hilfsträger in das Textilmaterial diffundiert. Als Farbstoffe können in diesem Verfahren im wesentlichen nur Bispersionsfarbstoffe verwendet werden und zwar solche, die bis zu einem gewissen Grad sublimierbar sind. Auch ist das Thermotransferverfahren auf Polyester-, Polyamid-, Polyacrylnitril- und Celluloseacetatfasern beschränkt, da sich die Dispersionsfarbstoffe ohne Schwierigkeiten nur auf diese Fasern übertragen und dort auch genügend fest fixieren lassen. Cellulosefasern hingegen besitzen keine Affinität zu Dispersionsfarbstoffen,so daß ein Farbstofftransfer auf Cellulose nur in sehr geringem Maße stattfindet, der transferierte Farbstoff nicht fixiert ist und mit der ersten Wäsche fast vollständig entfernt wird. Um Textilmaterial aus Cellulosefasern oder aus Gemischen von Synthesefasern mit überwiegendem Anteil Cellulosefasern nach dem Thermotransferdruckverfahren mit Dispersionsfarbstoffen zu bedrucken, bedarf es einer Vorbehandlung des Textilmaterials.

    [0002] Aus den DT-OS 2 562 590, 2 418 519 und 2 453 362 ist es bereits bekannt, Textilmaterial, das ganz oder teilweise aus Cellulosefasern besteht, für das Thermotransferdruckverfahren vorzubereiten, indem man dieses Textilmaterial mit methylolierten Carbamaten oder deren Äthern vorbehandelt. Diese Produkte dienen als Vernetzungsmittel für die Cellulose und man erhält damit einen leicht verbesserten, jedoch ohne zusätzliche Quellmittel noch nicht befriedigenden Druck.

    [0003] Es wurde nun gefunden, daß sich die im Thermotransferdruckverfahren gebräuchlichen Dispersionsfarbstoffe gut auf Cellulosefasern fixieren lassen, wenn man das zu bedruckende Textilmaterial zuvor mit nicht methylolierten Carbamaten behandelt, die quellend wirkende Gruppen enthalten.

    [0004] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Vorbehandlung von Textilmaterial, das ganz oder teilweise aus Cellulosefasern besteht und das nach dem Thermotransferverfahren bedruckt wird, wobei man das Textilmaterial mit einer Lösung oder Dispersion imprägniert, die

    a) eine Verbindung der Formel I

    wobei R eine Gruppe der Formel R , Rb oder R





    R1 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl, R2 C1-C4-Alkyl,

    R3 Wasserstoff oder Methyl, n eine ganze Zahl von 1 bis 6, m eine ganze Zahl von 1 bis 10, X CH2 oder 0 und Y im Falle R = Ra oder Rb ein Sauerstoffatom und im Falle R = Rc ein Sauerstoffatom oder eine Iminogruppe (NH) bedeutet,

    b) ein Glyoxal- oder Melaminformaldehydharz und

    c) einen Säurekatalysator für die Kondensation dieser Harze enthält, und das Textilmaterial anschließend trocknet und einer Hitzebehandlung unterwirft.



    [0005] Wenn R in der Formel I einen Rest der Formel Rb darstellt, umfaßt diese Formel I beispielsweise Hydroxiäthylcarbamat, Diäthylenglykobarbamat sowie deren Methyl- und Xthylether. Die Verbindungen der Formel I, die Phorsphor enthalten, (R = R ) und wo X ein Sauerstoffatom bedeutet, sind in der deutschen Patentanmeldung P 28 06 049.3 beschrieben. Sie werden erhalten, indem man 1 Mol einer Verbindung der Formel IIa oder II b

    mit 1 bis 6 Mol einer Verbindung der Formel III

    in Gegenwart stark alkalischer Katalysatoren wie z.B. Alkalimetalle oder Alkylialkohole umsetzt. In analoger Weise lassen sich die Verbindungen der Formel I herstellen, wenn X in dem Rest Rc eine Methylengruppe bedeutet. In diesem Fall setzt man die Verbindungen der Formeln IIa oder II b unter den gleichen Bedingungen mit einer Verbindung der Formel IIIa

    um.

    [0006] Als Glyoxal- oder Melaminformaldehydharze eignen sich alle derartigen Produkte, deren Verwendung in der Textilindustrie beispielsweise als Hochveredlungsmittel, bereits seit längerem bekannt ist. Als Beispiele für solche Harze seien folgende Typen genannt: Di-hydroxy-dimetholethylenharnstoff und deren Alkyläther, Hexamethylolmelamin-hexaalkyläther oder Trimethylolmelamin-trialkylether. Diese Harze werden auf der Faser und mit der Faser durch Kondensation fixiert und zwar mit Hilfe der oben unter c) erwähnten Säurekatalysatoren. Als Säurekatalysatoren dienen dabei Salze, die in der Hitze Säure abspalten wie beispielsweise Magnesiumchlorid oder Ammoniumchlorid.

    [0007] Als Textilmaterial kommen Gewebe, Gewirke und non-wovens infrage, die entweder rein aus Cellulosefasern bestehen oder die Fasermischungen aus Cellulosefasern und Synthesefasern darstellen, wobei der Anteil an Synthesefasern bis zu 50 % betragen kann. Selbstverständlich lassen sich auch Textilien mit niedrigem Celluloseanteil oder Textilien aus reinen Synthesefasern mit den genannten Produkten vorbehandeln, doch ist die Vorbehandlung für solche Artikel in der Praxis überflüssig, da der hohe Anteil an Synthesefasern aufgrund der guten Affinität dieser Fasern zu Dispersionsfarbstoffen einen guten und waschpermanenten Thermotransferdruck zuläßt. Aus Cellulosefasern kommen vorwiegend Baumwolle, Zellwolle und Viskoseseide, aber auch Leinen, Jute, ect. infrage.

    [0008] Die Verbindungen der Formel I sind im allgemeinen in Wasser oder in einem Gemisch aus Wasser und niederen Alkoholen, vorzugsweise Isopropanol, löslich und werden aus solchen Lösungen durch Imprägnieren, Pflatschen, Sprühen oder ähnliche Methoden auf das Textilmaterial aufgebracht. Die Flotte enthält 8 bis 15 Gew. % der Verbindung der Formel I, 3,5 bis 6 Gew. % des Glyoxal- oder Melamin-formaldehydharzes sowie 0,1 bis 0,25 Gew. % des Säurekatalysators. Gegebenenfalls können auch 7 bis 10 Gew.% eines Polyglykols mittlerer Kettenlänge (Molekulargewicht 400 bis 600) der Flotte zugegeben werden.

    [0009] Von der Behandlungsflotte wird soviel auf das Textilmaterial aufgebracht, daß die Trockenauflage ca. 8 bis 15, vorzugsweise 10 bis 12 Gew. % beträgt. Nach dem Auftrag dieser Flotte wird das Textilmaterial gegebenenfalls noch auf einem Quetschwerk, z.B. einem Foulard, abgequetscht. Der Abquetscheffekt hängt von der Art der Faser ab und liegt beispielsweise bei 75 bis 100 % bei reiner Baumwolle und bei 67 - 75 % bei Baumwolle/Polyester Mischgeweben (1:1).Anschließend wird das Textilmaterial bei ca. 80 bis 1100C getrocknet und dann einer Hitzebehandlung unterworfen, beispielsweise bei 150-170 C bei einer Zeitdauer bis zu 3 Minuten. Trocknung und Hitzebehandlung können auch in einem Arbeitsgang bei ca. 150°C erfolgen. Man kann auch auf die Hitzebehandlung ganz verzichten; die für die Kondensation der Harze erforderliche Hitzebehandlung erfolgt dann erst in dem Moment, wo das so vorbehandelte Textilmaterial nach dem Thermotransferverfahren unter Wärmeeinwirkung bedruckt wird.

    [0010] Das so vorbehandelte Textilmaterial ist druckfertig und kann in bekannter Weise mit einem bedruckten Hilfsträger (z.B. Papier) nach dem Thermotransferdruckverfahren bedruckt werden. Die erfindungsgemäß auf die Cellulose aufgebrachten Produkte der Formel I wirken dabei als reaktive Quellmittel. Sie begünstigen den Farbstofftransfer und bewirken so eine starke Farbvertiefung. Durch den Zusatz der Glyoxal- bzw. Melamin-formaldehyd-Harze werden diese Produkte auf dem Textilmaterial waschfest fixiert, so daß damit auch der Druck waschfest bleibt. Darüber hinaus wirkt die beschriebene Ausrüstung stark weichmachendman erhält eine Ware mit einem weichen, fließenden Griff.

    Beispiel 1



    [0011] Ein Baumwollgewebe mit einem Flächengewicht von 180 g/m2 wird in eine wäßrige Imprägnierflotte folgender Zusammensetzung getaucht:

    120 g/l einer Verbindung der Formel

    100 g/1 einer 45 %igen Lösung von Dimethyloldihydroxiethylenharnstoff

    70 g/1 Polyethylenglykol (MG 400)

    12 g/l Magnesiumchlorid-hexahydrat



    [0012] Das Gewebe wird auf einem Foulard auf eine Naßaufnahme von 100 Gew. % abgequetscht, bei 100°C getrocknet und 3 Minuten bei 150°C nacherhitzt.

    [0013] Das vorbehandelte Gewebe wird anschließend zusammen mit einer mit Dispersionsfarbstoffen bedruckten Papierbahn 45 Sekunden bei einer Temperatur von 120°C unter einem Druck von 4 bar verpresst. Nach Abkühlung erhält man ein weiches Gewebe mit einem farbstarken Druck, der mehrere Maschinenfeinwäschen bei 60°C ohne merkliche Schwächung der Farben aushält.

    Beispiel 2



    [0014] Ein Gewebe aus Polyester/Baumwolle (50/50) mit einem Flächengewicht von 120 g/m2 wird auf die gleiche Art wie in Beispiel 1 beschrieben vorbehandelt. Die Imprägnierflotte setzt sich wie folgt zusammen:

    100 g/1 einer Verbindung der Formel

    80 g/l einer 50 %igen Lösung von Hexamethylolmelaminpentamethylether

    10 g/1 Magnesiumchlorid-hexahydrat



    [0015] Auch hier wird nach dem gleichen Druckverfahren ein brillanter, farbstarker Druck erhalten, das Gewebe bleibt trotz Melaminharzanteil sehr weich. Das Druckmuster ist nach mehreren Maschinenfeinwäschen bei 60°C unverändert.

    Beispiel 3



    [0016] Ein Gewirk aus 100 % Baumwolle (Trikot) wird wie in Beispiel 1 beschrieben mit einer Flotte der folgenden Zusammensetzung imprägniert:

    150 g/1 einer Verbindung der Formel

    100 g/1 einer 45 %igen Lösung von Dimethyloldihydroxiethylenharnstoff

    12 g/1 Ammonchlorid



    [0017] Das so vorausgerüstete Material zeigt nach dem Thermotransferverfahren bedruckt einen starken, scharf detaillierten Druck, der auch nach mehreren Maschinenfeinwäschen keinen Abfall zeigt.

    Beispiel 4



    [0018] Es wird das gleiche Gewebe wie in Beispiel 2 nach Beispiel 1 ausgerüstet. Die Tauchflotte besteht aus:

    100 g/1 einer Verbindung der Formel

    80 g/1 einer 50 %igen Lösung von Hexamethylolmelaminpentamethylether

    10 g/1 Magnesiumchlorid-hexahydrat.



    [0019] Man erzielt mit dieser Zusammensetzung gleichgute Effekte wie in Beispiel 2.

    Beispiel 5



    [0020] Ein Mischvlies mit 70 g/m2 Flächengewicht bestehend aus 80 Gew.-Teilen Zellwolle und 20 Gew.-Teilen Polyesterstapelfasern wird mit einer wäßrigen Lösung aus

    300 Gew.-Teilen Hydroxi-ethylcarbamat

    100 Gew.-Teilen einer 75 %igen Lösung von Trimethylolmelamindimethylether

    45 Gew.-Teilen Ammonchlorid

    beidseitig besprüht, so daß hinterher eine Trockenauflage von 30 Gew. %, bezogen auf Fasern, resultiert. Nach dem Sprühen wird vorsichtig bei 100°C getrocknet.

    [0021] Dann wird mit Hilfe einer mit Dispersionsfarbstoffen bedruckten Papierbahn das Vlies wie in Beispiel 1 beschrieben bedruckt, wodurch gleichzeitig das als Bindemittel fungierende Melaminharz auskondensiert wird, so daß man einen waschfesten Druck und Verbund auf dem Vlies erhält.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Vorbehandlung von Textilmaterial, das ganz oder teilweise aus Cellulosefasern besteht und das nach dem Thermotransferverfahren bedruckt wird, wobei man das Textilmaterial mit einer Lösung oder Dispersion imprägniert, die

    a) eine Verbindung der Formel I

    wobei R eine Gruppe der Formel Ra, Rb oder R





    R1 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl, R2 C1-C4-Alkyl, R3 Wasserstoff oder Methyl, n eine ganze Zahl von 1 bis 6, m eine ganze Zahl von 1 bis 10, X CH2 oder O und Y im Falle R=Ra oder Rb ein Sauerstoffatom und im Falle R=Rc ein Sauerstoffatom oder eine Iminogruppe (NH) bedeutet,

    b) ein Glyoxal- oder Melaminformaldehyd-Harz und

    c) einen Säurekatalysator enthält,

    und das Textilmaterial anschließend trocknet und einer Hitzebehandlung unterwirft.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Lösung oder Dispersion zusätzlich noch ein Polyglykol mittlerer Kettenlänge enthält.
     





    Recherchenbericht