[0001] Es ist bekannt, Textilmaterial nach dem sogenannten Thermotransferverfahren zu bedrucken,
bei dem der Farbstoff zunächst auf einen Hilfsträger, z.B. Papier aufgedruckt wird.
Der bedruckte Hilfsträger wird dann unter Druck und bei erhöhter Temperatur mit dem
zu bedruckenden Textilmaterial in Kontakt gebracht, wobei der Farbstoff von dem Hilfsträger
in das Textilmaterial diffundiert. Als Farbstoffe können in diesem Verfahren im wesentlichen
nur Bispersionsfarbstoffe verwendet werden und zwar solche, die bis zu einem gewissen
Grad sublimierbar sind. Auch ist das Thermotransferverfahren auf Polyester-, Polyamid-,
Polyacrylnitril- und Celluloseacetatfasern beschränkt, da sich die Dispersionsfarbstoffe
ohne Schwierigkeiten nur auf diese Fasern übertragen und dort auch genügend fest fixieren
lassen. Cellulosefasern hingegen besitzen keine Affinität zu Dispersionsfarbstoffen,so
daß ein Farbstofftransfer auf Cellulose nur in sehr geringem Maße stattfindet, der
transferierte Farbstoff nicht fixiert ist und mit der ersten Wäsche fast vollständig
entfernt wird. Um Textilmaterial aus Cellulosefasern oder aus Gemischen von Synthesefasern
mit überwiegendem Anteil Cellulosefasern nach dem Thermotransferdruckverfahren mit
Dispersionsfarbstoffen zu bedrucken, bedarf es einer Vorbehandlung des Textilmaterials.
[0002] Aus den DT-OS 2 562 590, 2 418 519 und 2 453 362 ist es bereits bekannt, Textilmaterial,
das ganz oder teilweise aus Cellulosefasern besteht, für das Thermotransferdruckverfahren
vorzubereiten, indem man dieses Textilmaterial mit methylolierten Carbamaten oder
deren Äthern vorbehandelt. Diese Produkte dienen als Vernetzungsmittel für die Cellulose
und man erhält damit einen leicht verbesserten, jedoch ohne zusätzliche Quellmittel
noch nicht befriedigenden Druck.
[0003] Es wurde nun gefunden, daß sich die im Thermotransferdruckverfahren gebräuchlichen
Dispersionsfarbstoffe gut auf Cellulosefasern fixieren lassen, wenn man das zu bedruckende
Textilmaterial zuvor mit nicht methylolierten Carbamaten behandelt, die quellend wirkende
Gruppen enthalten.
[0004] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Vorbehandlung von Textilmaterial,
das ganz oder teilweise aus Cellulosefasern besteht und das nach dem Thermotransferverfahren
bedruckt wird, wobei man das Textilmaterial mit einer Lösung oder Dispersion imprägniert,
die
a) eine Verbindung der Formel I
wobei R eine Gruppe der Formel R , Rb oder R
R1 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl, R2 C1-C4-Alkyl,
R3 Wasserstoff oder Methyl, n eine ganze Zahl von 1 bis 6, m eine ganze Zahl von 1 bis
10, X CH2 oder 0 und Y im Falle R = Ra oder Rb ein Sauerstoffatom und im Falle R = Rc ein Sauerstoffatom oder eine Iminogruppe (NH) bedeutet,
b) ein Glyoxal- oder Melaminformaldehydharz und
c) einen Säurekatalysator für die Kondensation dieser Harze enthält, und das Textilmaterial
anschließend trocknet und einer Hitzebehandlung unterwirft.
[0005] Wenn R in der Formel I einen Rest der Formel R
b darstellt, umfaßt diese Formel I beispielsweise Hydroxiäthylcarbamat, Diäthylenglykobarbamat
sowie deren Methyl- und Xthylether. Die Verbindungen der Formel I, die Phorsphor enthalten,
(R = R ) und wo X ein Sauerstoffatom bedeutet, sind in der deutschen Patentanmeldung
P 28 06 049.3 beschrieben. Sie werden erhalten, indem man 1 Mol einer Verbindung der
Formel IIa oder II b
mit 1 bis 6 Mol einer Verbindung der Formel III
in Gegenwart stark alkalischer Katalysatoren wie z.B. Alkalimetalle oder Alkylialkohole
umsetzt. In analoger Weise lassen sich die Verbindungen der Formel I herstellen, wenn
X in dem Rest R
c eine Methylengruppe bedeutet. In diesem Fall setzt man die Verbindungen der Formeln
IIa oder II b unter den gleichen Bedingungen mit einer Verbindung der Formel IIIa
um.
[0006] Als Glyoxal- oder Melaminformaldehydharze eignen sich alle derartigen Produkte, deren
Verwendung in der Textilindustrie beispielsweise als Hochveredlungsmittel, bereits
seit längerem bekannt ist. Als Beispiele für solche Harze seien folgende Typen genannt:
Di-hydroxy-dimetholethylenharnstoff und deren Alkyläther, Hexamethylolmelamin-hexaalkyläther
oder Trimethylolmelamin-trialkylether. Diese Harze werden auf der Faser und mit der
Faser durch Kondensation fixiert und zwar mit Hilfe der oben unter c) erwähnten Säurekatalysatoren.
Als Säurekatalysatoren dienen dabei Salze, die in der Hitze Säure abspalten wie beispielsweise
Magnesiumchlorid oder Ammoniumchlorid.
[0007] Als Textilmaterial kommen Gewebe, Gewirke und non-wovens infrage, die entweder rein
aus Cellulosefasern bestehen oder die Fasermischungen aus Cellulosefasern und Synthesefasern
darstellen, wobei der Anteil an Synthesefasern bis zu 50 % betragen kann. Selbstverständlich
lassen sich auch Textilien mit niedrigem Celluloseanteil oder Textilien aus reinen
Synthesefasern mit den genannten Produkten vorbehandeln, doch ist die Vorbehandlung
für solche Artikel in der Praxis überflüssig, da der hohe Anteil an Synthesefasern
aufgrund der guten Affinität dieser Fasern zu Dispersionsfarbstoffen einen guten und
waschpermanenten Thermotransferdruck zuläßt. Aus Cellulosefasern kommen vorwiegend
Baumwolle, Zellwolle und Viskoseseide, aber auch Leinen, Jute, ect. infrage.
[0008] Die Verbindungen der Formel I sind im allgemeinen in Wasser oder in einem Gemisch
aus Wasser und niederen Alkoholen, vorzugsweise Isopropanol, löslich und werden aus
solchen Lösungen durch Imprägnieren, Pflatschen, Sprühen oder ähnliche Methoden auf
das Textilmaterial aufgebracht. Die Flotte enthält 8 bis 15 Gew. % der Verbindung
der Formel I, 3,5 bis 6 Gew. % des Glyoxal- oder Melamin-formaldehydharzes sowie 0,1
bis 0,25
Gew. % des Säurekatalysators. Gegebenenfalls können auch 7 bis 10 Gew.% eines Polyglykols
mittlerer Kettenlänge (Molekulargewicht 400 bis 600) der Flotte zugegeben werden.
[0009] Von der Behandlungsflotte wird soviel auf das Textilmaterial aufgebracht, daß die
Trockenauflage ca. 8 bis 15, vorzugsweise 10 bis 12 Gew. % beträgt. Nach dem Auftrag
dieser Flotte wird das Textilmaterial gegebenenfalls noch auf einem Quetschwerk, z.B.
einem Foulard, abgequetscht. Der Abquetscheffekt hängt von der Art der Faser ab und
liegt beispielsweise bei 75 bis 100 % bei reiner Baumwolle und bei 67 - 75 % bei Baumwolle/Polyester
Mischgeweben (1:1).Anschließend wird das Textilmaterial bei ca. 80 bis 110
0C getrocknet und dann einer Hitzebehandlung unterworfen, beispielsweise bei 150-170
C bei einer Zeitdauer bis zu 3 Minuten. Trocknung und Hitzebehandlung können auch
in einem Arbeitsgang bei ca. 150°C erfolgen. Man kann auch auf die Hitzebehandlung
ganz verzichten; die für die Kondensation der Harze erforderliche Hitzebehandlung
erfolgt dann erst in dem Moment, wo das so vorbehandelte Textilmaterial nach dem Thermotransferverfahren
unter Wärmeeinwirkung bedruckt wird.
[0010] Das so vorbehandelte Textilmaterial ist druckfertig und kann in bekannter Weise mit
einem bedruckten Hilfsträger (z.B. Papier) nach dem Thermotransferdruckverfahren bedruckt
werden. Die erfindungsgemäß auf die Cellulose aufgebrachten Produkte der Formel I
wirken dabei als reaktive Quellmittel. Sie begünstigen den Farbstofftransfer und bewirken
so eine starke Farbvertiefung. Durch den Zusatz der Glyoxal- bzw. Melamin-formaldehyd-Harze
werden diese Produkte auf dem Textilmaterial waschfest fixiert, so daß damit auch
der Druck waschfest bleibt. Darüber hinaus wirkt die beschriebene Ausrüstung stark
weichmachendman erhält eine Ware mit einem weichen, fließenden Griff.
Beispiel 1
[0011] Ein Baumwollgewebe mit einem Flächengewicht von
180 g
/m2 wird in eine wäßrige Imprägnierflotte folgender Zusammensetzung getaucht:
120 g/l einer Verbindung der Formel
100 g/1 einer 45 %igen Lösung von Dimethyloldihydroxiethylenharnstoff
70 g/1 Polyethylenglykol (MG 400)
12 g/l Magnesiumchlorid-hexahydrat
[0012] Das Gewebe wird auf einem Foulard auf eine Naßaufnahme von 100 Gew. % abgequetscht,
bei 100°C getrocknet und 3 Minuten bei 150°C nacherhitzt.
[0013] Das vorbehandelte Gewebe wird anschließend zusammen mit einer mit Dispersionsfarbstoffen
bedruckten Papierbahn 45 Sekunden bei einer Temperatur von 120°C unter einem Druck
von 4 bar verpresst. Nach Abkühlung erhält man ein weiches Gewebe mit einem farbstarken
Druck, der mehrere Maschinenfeinwäschen bei 60°C ohne merkliche Schwächung der Farben
aushält.
Beispiel 2
[0014] Ein Gewebe aus Polyester/Baumwolle (50/50) mit einem Flächengewicht von 120 g/m
2 wird auf die gleiche Art wie in Beispiel 1 beschrieben vorbehandelt. Die Imprägnierflotte
setzt sich wie folgt zusammen:
100 g/1 einer Verbindung der Formel
80 g/l einer 50 %igen Lösung von Hexamethylolmelaminpentamethylether
10 g/1 Magnesiumchlorid-hexahydrat
[0015] Auch hier wird nach dem gleichen Druckverfahren ein brillanter, farbstarker Druck
erhalten, das Gewebe bleibt trotz Melaminharzanteil sehr weich. Das Druckmuster ist
nach mehreren Maschinenfeinwäschen bei 60°C unverändert.
Beispiel 3
[0016] Ein Gewirk aus 100 % Baumwolle (Trikot) wird wie in Beispiel 1 beschrieben mit einer
Flotte der folgenden Zusammensetzung imprägniert:
150 g/1 einer Verbindung der Formel
100 g/1 einer 45 %igen Lösung von Dimethyloldihydroxiethylenharnstoff
12 g/1 Ammonchlorid
[0017] Das so vorausgerüstete Material zeigt nach dem Thermotransferverfahren bedruckt einen
starken, scharf detaillierten Druck, der auch nach mehreren Maschinenfeinwäschen keinen
Abfall zeigt.
Beispiel 4
[0018] Es wird das gleiche Gewebe wie in Beispiel 2 nach Beispiel 1 ausgerüstet. Die Tauchflotte
besteht aus:
100 g/1 einer Verbindung der Formel
80 g/1 einer 50 %igen Lösung von Hexamethylolmelaminpentamethylether
10 g/1 Magnesiumchlorid-hexahydrat.
[0019] Man erzielt mit dieser Zusammensetzung gleichgute Effekte wie in Beispiel 2.
Beispiel 5
[0020] Ein Mischvlies mit 70 g/m
2 Flächengewicht bestehend aus 80 Gew.-Teilen Zellwolle und 20 Gew.-Teilen Polyesterstapelfasern
wird mit einer wäßrigen Lösung aus
300 Gew.-Teilen Hydroxi-ethylcarbamat
100 Gew.-Teilen einer 75 %igen Lösung von Trimethylolmelamindimethylether
45 Gew.-Teilen Ammonchlorid
beidseitig besprüht, so daß hinterher eine Trockenauflage von 30 Gew. %, bezogen auf
Fasern, resultiert. Nach dem Sprühen wird vorsichtig bei 100°C getrocknet.
[0021] Dann wird mit Hilfe einer mit Dispersionsfarbstoffen bedruckten Papierbahn das Vlies
wie in Beispiel 1 beschrieben bedruckt, wodurch gleichzeitig das als Bindemittel fungierende
Melaminharz auskondensiert wird, so daß man einen waschfesten Druck und Verbund auf
dem Vlies erhält.