[0001] Die Erfindung betrifft Aluminiumwalzen mit einer bezüglich der elektrischen Leitfähigkeit
verbesserten eloxierten Oberfläche, sowie ein Verfahren um eloxierte Aluminiumoberflächen,
insbesondere die Oberfläche von Transport- und Führungswalzen elektrisch leitfähig
zu machen.
[0002] Zum Transport bahnförmiger Materialien aus Papier oder Kunststoffolie in Bearbeitungsmaschinen
werden im allgemeinen Metallwalzen verwendet. Häufig werden Stahlwalzen eingesetzt,
deren Oberflächen zur Verminderung unerwünschten Abriebs oder zum Schutz von Oxydation
hart verchromt sind. Zum Schutz empfindlicher Materialien vor Schrammen werden die
verchromten Walzen hochglanzpoliert.
[0003] Diese so hergestellten Walzen haben den Nachteil, daß sie sehr schwer und somit mit
einem großen Trägheitsmoment belastet sind. Beim Anfahren oder Abbremsen der Bearbeitungsmaschine
oder -vorrichtung laufen diese Walzen nach und verschrammen dadurch,auch wenn sie
poliert sind,die Oberfiächen des Bahnmaterials. Eine Harverchromung mit anschließerdem
Hochglanzpolieren der Oberflächen ist außerdem sehr teuer. Es hat daher nicht an Versuchen
gefehlt, diese schweren Walzen durch Leichtmetallwalzen zu ersetzen. Besonders geeignet
sind eloxierte Aluminiumwalzen. Der Eloxiervorgang, also das Aufbringen der äußerst
harten A1
20
3-Schicht (Korund) macht die Walzenoberfläche hoch verschleißfest, so daß ein ideales
Walzenmaterial entsteht. Die Eloxalschicht hat allerdings den Nachteil, nicht mehr
metallisch leitend, sondern im Gegenteil hoch isolierend zu sein. Durch diese Eigenschaft
verliert das ansonsten ideale Walzenmaterial fast jede praktische Bedeutung für die
Führung und den Transport von Papier-, Film-oder Folienbahnen. Durch den Kontakt der
Bahnen mit der Walzenoberfläche und das wieder Lösen von den Walzen und durch die
damit verbundene Reibung entstehen elektrische Aufladungen der Bahnen und Entladungen
als Blitze. Die Handhabung derart aufgeladener Kunststoffolien ist schwierig und unangenehm.
[0004] Völlig unzureichend ist die Verwendung eloxierter Aluminiumwalzen zum Transport oder
zur Führung photographischer Film- oder Papierbahnen, da die mit Aufladung und Entladung
verbundenen Leuchterscheinungen eine Vorbelichtung der photographischen Schichten
verursachen und diese unbrauchbar machen.
[0005] Es ist bekannt, daß beim Aufbringen einer Eloxalschicht elektrisch oxydiertes Aluminium
auf eine Aluminiumoberfläche, was gewöhnlich in Bädern durch anodische Oxydation geschieht,
die Eloxalschicht nicht völlig ohne Struktur aufwächst, sondern daß auf Grund des
Stromdurchflusses in der wachsenden A1
20
3-Schicht Kanäle und Poren von wenigen
/um Breite und Durchmesser erhalten bleiben, die je nach Bad und elektrischen Bedingungen
verschieden sind. Diese Vorgänge werden in der Literatur beschrieben, z.B. von M.
Schenk in "Werkstoff Aluminium und seine anodische Oxydation (Verlag A.Francke, AG,
Bern, 1948) oder von A.Jenny in "Die elektrodische Oxydation des Aluminiums (Verlag
Th. Steinkopf, Dresden und Leipzig 1938) .
[0006] Es ist auch bekannt, die Kanäle nach dem Eloxierprozeß zu verschließen, z.B. durch
Kochen in Wasser. Eine andere bekannte Möglichkeit ist, die Kanäle oder Poren dazu
zu benutzen, das gebildete Al
2O
3 einzufärben. Darauf beruht die außerordentliche Variabilität der Farbnuancen von
eloxiertem Aluminium. Derartige Verfahren sind in der Literatur zu finden, die die
Färbemöglichkeiten von eloxiertem Aluminium mit Metallsalzen beschreibt.
[0007] So berichten Hübner/Schiltknecht 1961 in "Praxis der anodischen Oxydation" (Aluminium-Verlag
Düsseldorf) über anorganische Färbungen mittels Metallsalzen und deren Umsetzung in
fein verteilte Niederschläge von Als in die Kanäle oder Poren der Eloxalschicht einzulagernde
Metalle geeignet sind nicht oder wenig korrodierende Metalle wie z.B. Gold, Silber,
Kupfer, Chrom, Wolfram, Molybdän oder die Metalle der VIII. Gruppe des Periodensystems.
Vorzugsweise kommen Metalle in Frage, die eine gute elektrische Leitfähigkeit besitzen
und sich relativ schwer zu einer weniger gut leitenden Verbindung oxydieren lassen.
[0008] Eine besonders gute metallische elektrisch leitende Verbindung der äußeren Oberfläche
mit der Metalloberfläche des Walzenkörpers wird dadurch erreicht, daß den Metallsalzlösun
gen Netzmittel zugesetzt werden, die das Eindringen der Metallsalzlösungen fördern.
[0009] Es hat sich außerdem als vorteilhaft erwiesen, die eloxierten Oberflächen vor der
Behandlung mit einer wäßrigen tensidhaltigen Reinigungslösung in einem Ultraschallbad
zu behandeln.
[0010] Für den Fachmann war es überraschend, daß durch das relativ einfache und preiswerte
Verfahren der Erfindung, der Oberflächenwiderstand eloxierter Aluminiumwalzen von
10 1
2 Ω auf 1-100 Ω herabgesetzt werden konnte. Die Leitfähigkeit der eloxierten Aluminiumoberfläche
wurde also drastisch erhöht, so daß die oben erwähnten Nachteile der Kontakt-Aufladung
von Walzenoberflächen und Bahnmaterialien beseitigt oder auf ein Minimum reduziert
wurden. Mit gutem Erfolg können die in erfindungsgemäßer Weise ausgerüsteten Walzen
zum Transport photographischer Papiere und Filme verwendet werden, denn bei einem
Oberflächenwiderstand von 1-100 Ω der Walzen treten keine Funkenentladungen (sogenanntes
Verblitzen) mehr auf.
[0011] Es ist mit den üblichen Reinigungs- oder Fettlösungsmitteln, mit denen solche Walzen
üblicherweise behandelt werden, nicht möglich, die Metalle aus den Poren oder Kanälen
zu entfernen, so daß eine dauerhafte gut leitende Verbindung entsteht.
[0012] Eine wichtige Maßnahme vor der erfindungsgemäßen Behandlung einer eloxierten Aluminiumwalze
ist die gründliche Reinigung der eloxierten Oberfläche, um evtl. verschmierte Poren
oder Kanäle zu öffnen. Besonders bewährt hat sich hierzu ein Ultraschallbad mit einer
Reinigungslösung bei 80
0C, eine anschließende Spülung in Wasser und gründliche Trocknung. Zur Reinigung der
Oberfläche im Ultraschallbad wird die Aluminiumwalze in die Reinigungsflüssigkeit
eingetaucht und das Bad der Wirkung einer Ultraschallquelle ausgesetzt. u
[0013] Für diesen Zweck sind alle im Handel erhältlichen wasserlöslichen Reinigungsmittel
geeignet. Solche Reinigungsmittel enthalten im allgemeinen waschaktive Substanzen
wie z.B. Alkylbenzolsulfonate und Fettalkohole und gegebenenfalls geringe Mengen Fettsäureäthandiamid,
sie enthalten weiter Phosphate wie z.B. Pyrophosphat und Tripolyphosphat, sonstige
anorganische Salze wie Natriumsulfat und evtl. Natriumchlorid, gelegentlich auch Natriumsilikate,
Borax und Soda. Sie können neben den genannten waschaktiven ferner Substanzen, vorwiegend
nichtionogene Verbindungen insbesondere die Additionsprodukte von Äthylenoxyd an Fettalkohole
oder Alkylphenole und die Klarheit fördernde hydrotrope Zusätze wie Harnstoff, Alkohole
oder ondere organische Lösungsmittel enthalten. Die erfindungsgemäß verwendeten Reinigungsmittel
werden im folgenden als "tensidhaltige Reinigungsflüssigkeiten" bezeichnet.
[0014] Als Beispiele seien genannt eine 33 %ige wäßrige Lösung der Natriumsalze von Oxystearylsulfat
und Oleylmethyltaurin, eine Trikaliumphosphat, Polyphosphat und Natriumlaurylsulfat
enthaltende wäßrige Lösung oder eine 50 %ige wäßrige Lösung von Benzyldodecylmethylammoniumchlorid.
[0015] Um optimale Leitfähigkeit zu erreichen ist es erforderlich, die Poren und Kanäle,
die im Bereich von
/um und sehr klein sind, bis zum Grund hin mit Metallsalzen zu füllen und anschließend
eine möglichst vollständige Reduktion der Metallsalze zu Metallen zu erreichen. Dies
wird durch den Zusatz von Netzmitteln zu den Metallsalzlösungen und den Reduktionslösungen
unterstützt.
[0016] Als Netzmittel können außer Saponin auch andere oberflächenaktive Verbindungen verwendet
werden. Beispielhaft seien Netzmittel genannt, die Äthylenoxideinheiten neben Carboxylgruppen
enthalten, wie die Verbindungen

oder

weiter Bernsteinsäurederivate wie die Netzmittel

oder

oder auch anionische Netzmittel vom perfluorierten Typ wie z.B. die Verbindungen

oder

Weitere, im Zusammenhang mit der Erfindung geeignete fluorhaltige Netzmittel werden
in der BE-PS 742 680 und in den DE-OSen 1 942 665 und 1 950 121 beschrieben.
[0017] Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert. Prozentangaben
bedeuten, wenn nicht anders vermerkt,Gewichtsprozente.
Beispiel 1
[0018] Eine Aluminiumplatte mit einer in bekannter Weise hergestellten 70 µ dicken Harteloxalauflage
wird mit einer 33 %igen wäßrigen Lösung der Natriumsalze von Oxystearylsulfat und
Oleylmethyltaurin bei 80°C in einem Ultraschallbad gereinigt, anschließend in Wasser
gespült und getrocknet.
[0019] Mit einem Pinsel wird eine 30 %ige wäßrige H
2PtCl
6-Lösung aufgetragen und getrocknet. Anschließend wird das Platinsalz mit Hilfe einer
gesättigten wäßrigen SnCl
2-Lösung reduziert. Dieser Vorgang kann mehrmals wiederholt werden. Der Oberflächenwiderstand
der trockenen Platte sinkt durch die Behandlung von 10
12 Ω auf 95 Ω.
Beispiel 2
[0020] Die Reinigung der eloxierten Aluminiumplatte und der Metallsalzauftrag erfolgen wie
in Beispiel 1 angegeben. Die Reduktion wird mit einer 2 %igen Phenidonlösung in Aceton
durchgeführt. Als Netzmittel werden 3 cm
3 pro Liter Phenidonlösung einer 4 %igen wäßrigen Lösung der Verbindung der Formel
C
8F
17SO
3N(C
2H
5)
4 zugesetzt.
Beispiel 3
[0021] In Abwandlung des Beispiels 1 wird als Metallsalzlösung eine wäßrige 1n HAuCl
4-Lösung mit 5 cm pro Liter einer 10 %igen wäßrigen Saponinlösung verwendet. Die Reduktion
erfolgt mit 4 %iger wäßriger Hydrazinlösung.
Beispiel 4
[0022] In Abwandlung des Beispiels 1 wird als Metallsalzlösung eine 15 %ige wäßrige Na
2 PdCl
4-Lösung mit 3 cm
3 pro Liter einer 4 %igen wäßrigen Lösung des Netzmittels der Formel C
8F
17SO
3N (C2H5)4 verwendet.
[0023] Die Reduktion erfolgt mit einer 2 %igen Phenidonlösung in Aceton.
Beispiel 5
[0024] Eine gesättigte wäßrige AgNo
3-Lösung mit 3 cm
3 pro Liter einer 4 %igen wäßrigen Lösung des Netzmittels der Formel C
8F
17SO
3N(C
2H
5)
4 wird mehrmals auf die nach Beispiel 1 hergestellte Eloxalschicht aufgetragen. Die
Reduktion erfolgt mit einer Mischung 1:1 von 2 %iger Phenidonlösung in Aceton mit
4 %iger wäßriger Hydrazinlösung. Die Reduktionslösung enthält 3 cm
3 pro Liter der 4 %igen wäßrigen Lösung des Netzmittels der Formel C
8F
17SO
3N(C
2H
5)
4.
Beispiel 6
[0025] Eine gesättigte wäßrige AgNO
3-Lösung mit 3 Gew.-% pro Liter einer 10 %igen wäßrigen Lösung des Netzmittels Saponin
wird auf die Eloxalschicht entsprechend Beispiel 1 aufgetragen. Anschließend wird
in einer wäßrigen 2 n NaCl-Lösung gebadet. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt.
Dann wird folgende Reduktionslösung eingesetzt

Es werden 4 Volumenteile der Lösung 1 und 1 Volumenteil der Lösung 2 gemischt und
5 Volumenteile Wasser zugefügt. Das Gemisch läßt man 5 Minuten bei 20°C auf die Eloxalschicht
einwirken.
Beispiel 7
[0026] Die entsprechend Beispiel 1 behandelte Eloxalschicht wird mehrmals mit einer gesättigten
wäßrigen Lösung von Chromalaun gebadet. Die Reduktion erfolgt anschließend mit 2 %iger
wäßriger Hydrazinlösung.
Beispiel 8
[0027] Eine gesättigte wäßrige CuCl
2-Lösung wird auf die Eloxalschicht des Beispiels 1 gebracht und anschließend mit 2
%iger wäßriger Hydrazinlösung reduziert.
[0028] Beide Lösungen enthalten 5 cm
3 pro Liter einer 10 %igen wäßrigen Saponinlösung als Netzmittel, um zu gewährleisten,
daß die Lösungen der Metallsalze und die Reduktionsmittel bis zum Grunde der Poren
und Kanäle der Eloxalschicht auf das metallische Aluminium vordringen können.
[0029] Die nach den Beispielen hergestellten leitfähigen Schichten auf den Außenseiten der
Eloxalschichten haben Oberflächenwiderstände zwischen 1 Ω und 100 Ω je nach Behandlungszeit,
Wiederholung der Behandlung und Netzmittelmenge.
[0030] Die Messung der Oberflächenwiderstände wurde nach DIN 53 482, Methode A, bei 20°C
und 60 % realtiver Luftfeuchte durchgeführt.
1. Aluminiumwalze mit eloxierter poröser Oberfläche für den Transport und/oder die
Führung von elektrisch aufladbaren blatt- oder bandförmigen Materialien, dadurch gekennzeichnet,
daß in den Poren der eloxierten Oberfläche nicht oder wenig korrodierende Metalle
eingelagert sind.
2. Aluminiumwalze nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Poren der eloxierten
Oberfläche ein Metall aus der Gruppe Kupfer, Silber, Gold, Chrom, Wolfram, Molybdän
oder der VIII. Gruppe des periodischen Systems enthalten.
3. Verfahren zur Herstellung von Aluminiumwalzen, mit eloxierter poröser Oberfläche,
die eine verbesserte Oberflächenleitfähigkeit besitzen, dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberfläche der Walze zunächst mit einer wäßrigen tensidhaltigen Reinigungsflüssigkeit
gereinigt wird, die so gereinigte poröse Oberfläche mit einer wäßrigen Metallsalzlösung
getränkt und die Oberfläche danach mit der wäßrigen Lösung eines Reduktionsmittels
für das Metallsalz behandelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Walze zur Reinigung
der Oberfläche in die wäßrige tensidhaltige Reinigungsflüssigkeit eingetaucht und
das Bad der Wirkung eines Ultraschallgebers ausgesetzt wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 3 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige
Metallsalzlösung ein Netzmittel enthält.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß wäßrige Lösungen
von Metallsalzen aus der Gruppe Kupfer, Silber, Gold, Chrom, Wolfram, Molybdän oder
der VIII. Gruppe des periodischen Systems verwendet werden.