[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Regenerieren einer beim chemischen
Bearbeiten metallischer Oberflächen verwendeten ÄtzlÖsung, die Kupfer(II)-Chlorid
und/oder Eisen(III)-Chlorid enthält, in einer zwischen Anode und Kathode ein Diaphragma
oder eine Ionenaustauschermembran aufweisenden Elektrolysezelle, die von der Ätzlösung
zur anodischen Oxidation der bei der Ätzung der.metallischen Oberfläche gebildeten
Kupfer(I)- und/ oder Eisen(II)-Ionen durchströmt wird, sowie auf eine Vorrichtung
zur Durchführung das Verfahrens.
[0002] Kupfsr(II)-Chlorid und/oder Eisen(III)-Chlorid sind als Oxidationsmittel in Ätzlösungen
zur Bearbeitung metallischer Oberflächen bekannt. Sie werden zur Herstellung' von
Leiterplatten oder gedruckten Schaltungen eingesetzt, wobei von Kunststoffplatten,
die ein- oder doppelseitig kupfsrkeschiert sind, nach Abdecken der die Schaltung bildenden
Flächen mit einer Schutzschicht der übrige Teil der Kupferkaschierung abzuätzen ist.
Auch zur Ausbildung das Oberflächenreliefe von Druckereiwalzen werden die Ätzlösungen
verwendet. Neben Oberflächen aus Kupfer oder Kupferlegierungen werden auch Stahl oder
Hartmetalle geätzt.
[0003] Um die Verfahren wirtschaftlich zu gestalten, werden die verbrauchten Ätzlösungen
regeneriert und wieder aufgearbeitet, vergleiche Bruch et el, "Leiterplatten", Leuze
Verlag, Saulgau, 1978. Dabei wird insbesondere bei der Ätzung von Kupfer angestrebt,
das in der Ätzlösung enthaltene Kupfer zurückzugewinnen.
[0004] Für eine kontinuierliche Wiederaufarbeitung der Ätzlösung sind elektrochemische Verfahren
geeignet, wobei die Ätzlösung in eine Elektrolysezelle eingeführt wird, an deren Anode
das zur Ätzung dienende Oxidationsmittel regeneriert wird. Wird Eisen(III)-Chlorid
als Ätzmittel verwendet, so wird das beim Ätzen gebildete Eisen(II)-Chlorid zu Eisen(III)-Chlorid
oxidiert. In gleicher Weise lassen sich Ätzlösungen, die Kupfer(II)-Chlorid als Oxidationsmittel
enthalten, regenerieren. Das nach Abtragen der Kupferoberfläche in der Elektrolytlösung
enthaltene Kupfer(I)-Chlorid wird an der Anode der Elektrolysezelle wieder in Kupfer(II)-Chlorid
überführt. Nachteilig ist dabei jedoch die Chlorentwicklung an der Anode, die zu erheblicher
Belastung der Umwelt und zum Verbrauch des Oxidationsmittels führt.
[0005] Zur Verhinderung der Chlorgasentwicklung ist es aus DE-OS 25 37 537 bekannt, eine
Kupferchlorid als Oxidationsmittel enthaltende Ätzlösung durch Einleiten in einen
Kathodenraum einer Elektrolysezelle unter Zugabe von Salzsäure und Wasserstoffperoxid
zu regenerieren, wobei der Anodenraum der Elektrolysezelle durch ein Diaphragma vom
Kathodenraum getrennt ist. Der Anodenraum enthält eine Natriumhydroxidlösung. Das
Natriumhydroxid dient zur Aufnahme des sich an der Anode bei der Regeneration der
Ätzlösung entwickelnden Chlors. Es reagiert mit dem Natriumhydroxid unter Bildung
von Natriumhypochloric. Nachteilig ist bei diesem Verfahren der hohe Verbrauch an
Chemikalien. Neben Natriumhydroxid muß auch Salzsäure und Wasserstoffperoxid zugesetzt
werden, um die Ätzbedingungen in der Ätzkammer konstant zu halten. Nachteilig ist
darüber hinaus die toxische Wirkung des im Anodenraum gebildeten Natriumhypochlorits,
dessen Verarbeitung aufwendig ist.
[0006] Ein weiteres Verfahren zur Regeneration einer Kupfer(III)-Chlorid als Oxidationsmittel
enthaltenden Ätzlösung in einer Elektrolysezelle wird in der DE-OS 26 50 912 beschrieben.
Um die Chlorgasbildung an der Anode zu vermeiden, werden sowohl der Kupfergehalt der
zu regenerierenden Ätzlösung als auch das Verhältnis von Kupfer(I)-zu Kupfer(II)-Ionen
auf enge Bereiche begrenzt. Auch sind. hohe Stromdichten in der Elektrolysezelle erforderlich.
Neben einer aufwendigen Regelung zur Einstellung der vorgegebenen Konzentrationsgrenzen
ist infolgedessen auch das Abscheiden des abgeätzten Kupfers an der Kathode der Elektrolysezelle
erschwert. Es bilden sich im wesentlichen schlammige Niederschläge.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, die Ätzlösung durch Einführen in eine Elektrolysezelle
unter Vermeidung der Ent- wicklung von Chlor in der Weise zu regenerieren, daß keine
die Umwelt belastenden, toxisch wirkenden Stoffe entstehen und das Verfahren in einfacher
Weise zu handhaben ist.
[0008] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung bei dem Verfahren der oben genannten Art durch
die in Patentanspruch 1 an- gegebenen Maßnahmen gelöst. Die in der Ätzlösung in der
Anodenkammer der Elektrolysezelle suspendierten Aktivkohlepulverteilchen reagieren
mit dem nach Regeneration des Oxidationsmittels entstehenden Chlor unter Bildung von
Chlorid-Ionen, wobei das Aktivkohlepulver oxidiert wird. Die Konzentration an Kupfer(II)-
und/oder Eisen(III)-Chlorid in der Ätzlösung läßt sich bei Anwesenheit von Aktivkohleteilchen
verhältnismäßig hoch halten. Vorteil- haft ist darüber hinaus, daß mit Ätzlösungen
gemäß der Erfindung bearbeitete, metellbeschichtete Werkstücke eine geringe Unterätzung
der abgedeckten Oberflächenbereiche aufweisen. An der Kathode der Elektrolysezelle,
die vom Anodenraum durch ein für die Aktivkohlspulverteilchen undurchlässiges Diaphragma
oder eine Ionenauetauschermembran abgeschirmt ist, sind die vom Ätzmittel abgetragenen
und in Lösung gegangenen Metalle abscheidbar. Dies ist insbesondere für die Rückgewinnung
von Kupfer von wirtschaftlicher Bedeutung.
[0009] Bevorzugt werden der Ätzlösung Aktivkohlepulverteilchen in einer Konzentration zwischen
5 und 25 Gew.-% zugegeben. Besondere geeignet sind für die Regeneration der Ätzlöeungen
in den Patentansprüchen 3 und 4 gekennzeichnete Aktivkohlepulverteilchen.
[0010] Eine zweckmäßige Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßsn Verfahrens wird
in Patentanspruch 4 angegeben. Die die Aktivkohlepulverteilchen enthaltende Ätzlösung
wird zwischen Ätzkammer und Anodenraum im Kreislauf geführt, so daß neben einer kontinuierlichen
Ätzung mit einer in ihrer Zusammensetzung unverändert bleibenden Ätzlösung, insbesondere
im Falle der Bearbeitung von Kupferoberflächen eine kontinuierliche Rückgewinnung
von Kupfer ermöglicht wird. Das in Lösung gegangene Kupfer scheidet sich an der Kathode
der Elektrolyse wieder ab. Vorteilhaft ist ferner die geringe Unterätzung der in der
Ätzkammer mit einer Aktivkohlepulverteilchen enthaltenden Ätzlösung behandelten matallbeschichtsten
Werkstücke.
[0011] Die Erfindung wird an Hand von Ausführungsbeispielen und einer in der Zeichnung schematisch
dargestellten beispielhaften Vorrichtung näher erläutert.
[0012] Wie aus der Zeichnung ersichtlich ist, weist die Vorrichtung eine Ätzkammer 1 und
eine Elektrolysezelle 2 auf, zwischen denen eine Ätzlösung 3 im Kreislauf geführt
wird. In der Ätzkammer 1 wird die Ätzlösung mittels einer Sprühdüse 4 auf die zu bearbeitende
Oberfläche eines Werkstücks 5 aufgebracht. Die verbrauchte Ätzlösung fließt zum Boden
der Ätzkammer 1 ab. Von dort wird sie über eine Saugleitung 6 von einer Lösungsmittelpumpe
7 abgesaugt und in die Elektrolysezelle 2 gepumpt. In der Elektrolysezelle ist zwischen
Anode 8 und Kathode 9 ein Diaphragma oder eine Ionenaustauschermembran 10 eingesetzt,
die den Kathodenraum 11 der Elektrolysezelle-vom Anodenraum 12 trennt. Am Kathodenraum
11 ist für die im Kathodenraum enthaltene Lösung ein Überlauf 13 vorgesehen, der in
die Ätzkammer 1 mündet. Im Ausführungsbeispiel besteht die Anode 8 aus Graphit und
ist als Rohr ausgebildet, durch das die Ätzlösung hindurchfließt. Die Wand des Graphitrohres
weist Durchbrüche 14 auf, um die Ätzlösung an das Diaphragma oder die Ionenaustauschermembran
heranzuführen und den Ionenaustausch zwischen Anodenraum 12 und Katho- denraum 11
zu ermöglichen. An der Anode 8 wird das Oxidationsmittel der Ätzlösung regeneriert,
an der Kathode 9 ist - falls die bearbeitete Oberfläche-aus Kupfer oder einer Kupferlegierung
besteht - das abgetragene Kupfer abscheidbar. Die wiederaufbereitete Ätzlösung strömt
aus dem Anodenraum 11 über eine Druckleitung 15 zur Ätzkammer 1 zurück.
Ausführungsbeispiel 1
[0013] In Ätzlösungen mit verschiedenem Eisenchlorid-Gehalt wurden Aktivkohlepulverteilchen
entsprechend einer Konzentration von 15 Gew.-% Aktivkohlepulver bezogen auf das Gewicht
der Ätzlösung suspendiert. In der Vorrichtung wurden insgesamt 1,4 1 Ätzlösung im
Kreislauf geführt. An der Graphitanode wurde mit Hilfe eines Galvanostaten ein gleichbleibender
Strom von 5 A eingestellt. Die Ätzlösung wurde dem Anodenraum mit einer Temperatur
von etwa 5o °
C entnommen und mittels der Sprühdüse 4 unter einem Druck von 1,5 bar aus etwa 4 cm
Abstand auf ein Edelstahlblech gesprüht.
[0014] Gemessen wurde der Gewichtsverlust des Edelstahlblechs je Minute in Abhängigkeit
vom Eisengehalt in der Ätzlösung. Bei einem Eisengehalt von 5 g/1 in der Ätzlösung
wurden 42 mg Edelstahl pro Minute abgeätzt. Die Ätzgeschwindigkeit nahm mit steigendem
Eisengehalt zu und erreichte bei einem Eisengehalt von 5o g/1 einen Metallabtrag von
221 mg/min. Bei allen Versuchen konnte auch nach vollständiger Oxidation von Eisen(II)-
zu Eisen(III)-Ionen ein Entweichen von Chlor aus der Elektrolysezelle bei gleichbleibendem
Strom von 5 A nicht festgestellt werden. Der Gewichtsverlust an Aktivkohlepulver betrug
während der Bearbeitungszeit bis zu 5 Stunden unter 1 %.
Ausführungsbeispiel 2
[0015] In einer Kupferchlorid enthaltenden Ätzlösung wurden 15 Gew.-% Aktivkohlepulver suspendiert.
In der Vorrichtung wurden in gleicher Weise wie im vorhergehenden Ausfüh - rungsbeispiel
1,4 1 Ätzlösung im Kreislauf gefördert. An der Graphitanode war ein gleichbleibender
Strom von 5 A eingestellt. Die aus dem Anodenraum der Elektrolysezelle abgezogene
Ätzlösung war auf eine Temperatur von etwa 50 °C aufgeheizt und wurde unter einem
Druck von 1,5 bar mittels der Sprühdüse 4 auf ein Kupferblech aufgesprüht.
[0016] An der Elektrolysezelle wurde auch nach vollständiger Oxidation von Kupfer(I)- zu
Kupfer(II)-Ionen bei gleichbleibendem Strom von 5 A keine Chlorgasentwicklung festgestellt.
Der Gewichtsverlust an Aktivkohlepulver blieb nach 5 Betriebsstunden unter 1 %.
[0017] Eine Entwicklung von Chlor konnte bei Regeneration einer Eisen- und Kupferchlorid
enthaltenden Ätzlösung, in der Aktivkohlepulver suspendiert worden war, auch nach
Zugabe von 1 Mol/l Natriumchlorid nicht festgestellt werden.
1. Verfahren zum Regenerieren einer beim chemischen Bearbeiten metallischer Oberflächen
verwendeten Ätzlösung, die Kupfer(II)-Chlorid und/oder Eisen(III)-Chlorid enthält,
in einer zwischen Anode und Kathode ein Diaphragma oder eine Ionenaustauschermembran
aufweisenden Elektrolysszelle, die von der Ätzlösung zur anodischen Oxidation der
bei der Ätzung der metallischen Oberfläche gebildeten Kupfer(I)- und/ oder Eisen(II)-Ionen
durchströmt wird, ]dadurch gekennzeichnet , daß im Anodenraum der Elektrolysezelle
in der Ätzlösung Aktivkohlepulverteilchen suspendiert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß in der Ätzlösung Aktivkohlepulverteilchen
in einer Konzentration zwischen 5 und 25 Gew.-% suspendiert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die in der Ätzlösung
suspendierten Aktivkohlepulverteilchen zuvor im Vakuum in inerter oder reduzierender
Atmosphäre bei einer Temperatur zwischen 900 und 1200 °C geglüht wurden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch :gekennzeichnet , daß das Aktivkohlepulvpr über eine Stunde lang geglüht wurde.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach eines, der vorhergehenden Ansprüche
mit einer Ätzkammer und einer zwischen Anode und Kathode ein Diaphragma oder eine
Ionenaustauschermembran aufweisenden Elektrolysezelle, die mit der Ätzkammer über
Flüssigkeitsleitungen zur Führung einer Kupfer(II)-Chlorid und/ oder Eisen(III)-Chlorid
enthaltenden, von einer Förderpumpe zwischen Ätzkammer und Elektrolysezelle geförderten
Ätzlösung verbunden ist, dadurch gekennzeichnet , daß die Ätzlösung im Raum zwischen
Ätzkammer (1) und Anodenraum (8) der Elektrolysezelle (2) in der Ätzlösung suspendierte
Aktivkohlepulverteilchen enthält.