[0001] Die Erfindung betrifft ein über die.Hohlleiterschmalseite geknicktes Rechteckhohlleiter-Winkelstück
(H-Winkelstück) mit einer durch eine leitende Abflachungsebene symmetrisch abgeschrägten
Außenecke.
[0002] Derartige, aus dem "Taschenbuch der Hochfrequenztechnik" von H. Meinke und F. W.
Gundlach, Springer Verlag, 2. Auflage, 1962, aus den Seiten 401 und 402 hervorgehende
Winkelstücke finden in diversen Mikrowellenschaltungen mit Rechteck-Hohlleitern Verwendung.
Mit abgewinkelten Hohlleitern wird gegenüber vergleichbar reflexionsarmen Kreisbogenkrümmern
ein kompakter Aufbau erreicht, insbesondere bei Hohlleiterweichen unterschiedlicher
Art, wie z. B. bei Frequenzweichen, Polarisationsweichen, Wellentypenweichen usw.
Am häufigsten verwendet sind hierbei Hohlleiter mit rechteckigem Querschnitt bei einem
Seitenverhältnis a:b=2:1. Derartige Hohlleiter sind im relativen Frequenzbereich der
maximalen Breite f
o:f
u=2:1 mit der H
10-Welle eindeutig nutzbar. Aus dem einleitend genannten "Taschenbuch der Hochfrequenztechnik"
geht weiterhin hervor, daß die Reflexion eines H-Winkelstückes dadurch reduziert werden
kann, daß nach Fig. 1b die Außenecke eines solchen Winkels symmetrisch abgeflacht
wird. Für diese Kompensationsmaßnahme gibt es nach Fig. 1a, in der der Welligkeitsfaktor
s von H-Winkelstücken gemäß Fig. 1a mit verschieden starken Eckenabflachungen dargestellt
ist, ein auch bereits dem vorgenannten Taschenbuch entnehmbares, optimales Kathetenmaß
x
Ho (Kurve für x
Ho/a=0,64), mit dem die Reflexion eines H-Winkelstückes in dem üblicherweise genutzten
Frequenzbereich eines Rechteck-Hohlleiters von 1,25f
kH10 bis 1,9f
kH10 unter r=16,7 % bleibt. Nur in Teilfrequenzbändern davon können kleinere Reflexionen
erreicht werden; dazu ist das Kathetenmaß entsprechend der Lage des Teilbandes innerhalb
des vollen Hohlleiterbereiches gegenüber x
Ho etwas zu ändern.
[0003] Im einzelnen zeigt Fig. 1a für ein H-Winkelstück mit einem Knickwinkel von 90 /einige
ausgewählte Dimensionierungen x
Ho/a der Eckenabflachung, wie jeweils die Welligkeit s von H-Winkelstücken in einem Hohlleiterbereich
verläuft. Auszugehen ist hierbei von der über ein ganzes Hohlleiterband gemessenen
Welligkeit s eines H-Winkelstücks, dessen-Außenecke nach Bild 1b mit x
H/a=0 nicht abgeflacht ist. Die unterste Kurve in Bild 1a zeigt die Welligkeit eines
solchen nicht kompensierten H-Winkelstücks im Bezug auf seine winkelhalbierende Querschnittsebene.
Die störende Reflexion hat wegen der im Knickbereich erweiterten Breitseite des Rechteck-
hohlleiters im ganzen Hohlleiterband kapazitive Phase. Da der Rechteckhohlleiter bei
fehlender Eckenabflachung eine örtlich unterschiedlich stark erweiterte·Breitseite
und eine entsprechend stark abgesenkte H
20-Grenzfrequenz (λ
kH20=a) hat, ergibt sich im oberen Teil des Hohlleiterbandes für die Reflexion ein sehr
ausgeprägtes Maximum, dessen Ursache in einer unerwünschten H
20-Resonanz im Knickbereich liegt. Es bildet sich also im Knickbereich unterhalb der
höheren H
20-Grenzfrequenz des geraden Hohlleiters eine H
201-Resonanz aus, die über das magnetische H
10-Feld am Knick angeregt wird.
[0004] Aus dem "Taschenbuch der Hochfrequenztechnik" ist es nun bekannt, das H-Winkelstück
entsprechend Fig. 1b an seiner äußeren Ecke mit einer leitenden Ebene symmetrisch
abzuflachen, wobei die Größe der Abflachung durch das Kathetenmaß x
H bestimmt ist. Diese Abflachung wirkt der Breitseitenerweiterung des nicht abgeflachten
H-Winkelstücks entgegen, reduziert somit die kapazitive Störung und hebt die innere
H
20-Resonanz zu höheren Frequenzen.
[0005] Mit der aus dem "Taschenbuch der Hochfrequenztechnik" hervorgehenden optimalen Eckenabflachung
xH
o/a = 0,64 wird zwar entsprechend Fig. 1a, zweite Kurve von unten, in der Mitte eines
Hohlleiterbandes Anpassung erreicht; jedoch steigt die Welligkeit s an der unteren
Bandgrenze bis s
u=1,4, was einem Reflexionsfaktor von r =16,7 % entspricht und an der oberen Bandgrenze.
bis s
o=1,23, was einem Reflexionsfaktor r
o=10,3 % entspricht. Diese in vielen Anwendungsfällen erheblich störende Größe der
Reflexion zeigt, daß die Kompensationsmaßnahme derEckenabflachung für sich nicht sehr
genau komplementär zu der zu kompensierenden Störung verläuft.
[0006] Weiterhin geht aus dem "Taschenbuch der Hochfrequenztechnik" hervor, wie der Wert
x
H/a der Eckenabflachung zu verringernbzw. zu vergrößern ist, um den Anpassungspunkt
über oder unter die Bandmittenfrequenz zu verlagern, was jedoch in unerwünschter Weise
weiter ansteigender Reflexion im unteren bzw. oberen Teil des Hohlleiterfrequenzbandes
zur Folge hat. Nach der mittleren Kurve von Fig. 1a kann der Anpassungspunkt im Grenzfall
mit einem Wert der Eckenabflachung von x
H/a = 0,74 bis zur H
10-Grenzfrequenz des Rechteckhohlleiters hinuntergeschoben werden.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein H-Winkelstück der eingangs
beschriebenen Art derart weiterzubilden, daß innerhalb eines gesamten Hohlleiterbandes
eine weitere Verringerung des Reflexionsfaktors gewährleistet ist.
[0008] Ausgehend von einem über die Hohlleiterschmalseite geknickten Rechteckhohlleiter-Winkelstück
(H-Winkelstück) mit einer durch eine leitende Abflachungsebene symmetrisch abgeschrägten
Außenecke wird diese Aufgabe gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß der Wert x
H/a der relativen Eckenabflachung größer als 0,73 gewählt ist, wobei x
H den Abstand der Abflachungskante von der theoretischen Lage der äußeren Knickkante
des nicht abgeschrägten Winkelstücks und a die Hohlleiterbreitseite bedeuten, und
daß im Hohlleiter-Winkelstück im Bereich der geometrischen Winkelhalbierenden des
Knickes kapazitiv wirkende Mittel vorgesehen sind.
[0009] Die Erfindung geht von folgender Erkenntnis aus. Werden H-Winkelstücke mit Eckenabflachungen
x
H/a≥ 0,73 wesentlich stärker kompensiert als bisher, so werden nach Fig. 1a (obere
Kurven) induktive Restwelligkeiten mit geringen Frequenzgängen erreicht, die durch-zusätzliche
sehr einfache Maßnahmen breitbandig kompensierbar sind.
[0010] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0011] Nachstehend wird die Erfindung anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
noch näher erläutert.
[0012] In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1a den bereits erläuterten Verlauf des Welligkeitsfaktors s von H-Winkelstücken
mit unterschiedlichen Werten xH/a der Eckenabflachung,
Fig. 1b ein bereits erläutertes bekanntes H-Winkelstück mit symmetrischer Eckenabflachung,
Fig. 2 ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen H-Winkelstückes,
Fig. 3 ein weiteres Ausführungsbeispiel,
Fig. 4 eine Darstellung des Verlaufes des Reflexionsfaktors in Abhängigkeit von der
Frequenz für ein erfindungsgemäßes H-Winkelstück nach Fig. 2 und ein nur einfach kompensiertes
H-Winkelstück nach Fig. 1b.
[0013] Fig. 2 zeigt ein Ausführungsbeispiel für ein in der Literatur auch als H-Winkelstück
bezeichnetes, über die Hohlleiterschmalseite b geknicktes Hohlleiter-Winkelstück,
dessen Knickwinkel α = 90° beträgt und dessen Abflachung durch eine leitende Abflachungsebene
2 mit einem Verhältnis des Kathetenmaßes x
H zur Hohlleiterbreitseite a von x
H/a = 0,774 gewählt ist. In diesem Zusammenhang zeigt Fig. 1a, zweite Kurve von oben,
wie die Welligkeit eines solchen H-Winkelstückes in einem gesamten Hohlleiterband
verläuft. Die gemessenen s-Werte sind in Bezug auf die winkelhalbierende Querschnittsebene
des H-Winkelstückes durchwegs induktiv, also überkompensiert und weisen eine mit der
Frequenz mäßig ansteigende Tendenz auf. Die hierfür breitbandig optimale und eine
möglichst geringe Summenreflexion aufweisende Kompensationsmaßnahme besteht in einem
in der Darstellung nach Fig. 2 auf der Winkelhalbierenden des Knicks in den Hohlleiterinnenraum
hineinragenden und senkrecht zur Hohlleiterbreitseite verlaufenden Metallzylinder
1. Zur optimalen breitbandigen Kompensation hat dieser beispielsweise durch eine einfache
Schraube zu realisierende Metallzylinder 1 für den Wert x
H/a = 0,774 der relativen Eckenabflachung einen Durchmesser d
s von etwa 10 % der Hohlleiterbreitseite a und eine Eintauchtiefe s von etwa 24 % der
Hohlleiterschmalseite b. Durch diese zweifache Kompensation ergibt sich im gesamten
Frequenzbereich von 1,2f
kH10 ≤ f ≤ 1,95
fkH10 Reflexions- faktoren von unter 1 %. Gegenüber der in Fig. 4 gestrichelt eingezeichneten
s-Kurve des lediglich mit der optimalen Eckenabflachung x
H/a = 0,64 kompensierten H-Winkelstücks ist die Reflexion des zweifach kompensierten
H-Winkelstücks nach Fig. 2 in einem ganzen Hohlleiterband um mindestens den Faktor
10 verringert.
[0014] Besonders vorteilhaft ist hierbei, daß die induktive Welligkeit des H-Winkelstücks
der Bemessung x
H/a = 0,774 und die kapazitive Welligkeit der relativ dünnen Schrau- . be 1 breitbandig
sehr gut zueinander komplementär verlaufen und zwar mit Berücksichtigung der Feldverzerrung
im H-Winkelstück. Nur bei unmittelbarer Annäherung an die
H10-Grenzfrequenz für f ≤ 1,2f
kH10 steigt die Reflexion des nach Fig. 2 kompensierten H-Winkelstücks stark an, da der
kapazitive Leitwert einer Kompensationsschraube entsprechend Abb. 6.5 auf Seite 412
des "Taschenbuchs der Hochfrequenztechnik" nicht weiter abfällt, sondern ansteigt.
Dagegen nehmen nach Fig. 1a die induktiven s-Werte des H-Winkelstücks mit dem Wert
x
H/a = 0,774 auch in diesem Frequenzbereich (f = 1,2f
kH10) fast linear mit sinkender Frequenz ab, so daß die Frequenzgänge der beiden Kompensationsmaßnahmen
erst hier stärker auseinanderlaufen.
[0015] Das erfindungsgemäße H-Winkelstück nach Fig. 2 hat den Vorteil, daß es bis zur 1,95fachen
H
10-Grenzfrequenz des geraden Hohlleiters sehr reflexionsarm bleibt. Dies erklärt sich
daraus, daß die "innere" H
20-Resonanz durch die stärkere Eckenabflachung x
H/a = 0,774 zu noch höheren Frequenzen angehoben wird als bei dem lediglich mit der
relativen Abflachung x
H/a = 0,64 versehenen H-Winkelstück, bei dem sich nach Fig. 1a die H
20-Resonanz schon ab 1,90f
kH10 auszuwirken beginnt.
[0016] Grundlage eines zweiten breitbandig sehr reflexionsarmen H-Winkelstückes ist die
in Fig. 1a ganz oben gezeichnete s-Kurve eines H-Winkelstückes mit der relativen Eckenabflachung
x
H/a = 0,802. Ein derartig bemessenes H-Winkelstück liefert bereits für sich über ein
ganzes Hohlleiterband nahezu frequenzunabhängige, induktive Werte der Welligkeit s.
Der zur optimalen Kompensation geeignete Metallzylinder hat in diesem Fall die Form
einer relativ dicken Schraube, deren Durchmesser d etwa 31 % der Hohlleiterbreitseite
a beträgt und dessen Eintauchtiefe s mit lediglich etwa 14 % der Hohlleiterschmalseite
b bemessen ist. Wegen dieser geringen Eintauchtiefe der Kompensationsschraube ist
ein solches, in der Zeichnung nicht eigens dargestelltes, jedoch prinzipiell mit der
Anordnung nach Fig. 2 übereinstimmendes H-Winkelstück mit besonders hoher Leistung
belastbar.
[0017] Ein weiteres Ausführungsbeispiel eines breitbandig sehr reflexionsarmen H-Winkelstücks
ist in Fig. 3 dargestellt. Das mit der relativen Eckenabflachung x
H/a = 0,74 vorkompensierte H-Winkelstück ist durch einen in der geometrischen Winkelhalbierenden
w des Knicks zwischen der Abflachungsebene 2 und der inneren Knickkante K verlaufenden
leitenden Querstab 3 kompensiert, dessen Durchmesser d
Q etwa zu einem Viertel der Hohlleiterbreitseite b gewählt ist.
[0018] Fig. 4 zeigt eine Meßkurve des Reflexionsfaktors eines Ausführungsbeispiels nach
Fig. 2 im Vergleich mit einer gestrichelt angegebenen Meßkurve des Reflexionsfaktors
eines mit der Eckenabflachung x
H/a = 0,64 versehenen, nur einfach kompensierten H-Winkelstücks. Durch die Zusatzkompensation
können, wie aus der Meßkurve hervorgeht, derartige H-Winkelstücke über ein ganzes
Hohlleiterband wenigstens um den Faktor 10 reflexionsärmer gestaltet werden als mit
der bisherigen optimalen Eckenabflachung alleine.
1. Über die Hohlleiterschmalseite geknicktes Rechteckhohlleiter-Winkelstück (H-Winkelstück)
mit einer durch eine leitende Abflachungsebene symmetrisch abgeschrägten Außenecke,
dadurch gekennzeichnet , daß der Wert xH/a der relativen Eckenabflachung größer als 0,73 gewählt ist, wobei xH den Abstand der Abflachungskante (k) von der theoretischen Lage der äußeren Knickkante
des nicht abgeschrägten Winkelstücks und a die Hohlleiterbreitseite bedeuten, und
daß im Hohlleiter-Winkelstück im Bereich der geometrischen Winkelhalbierenden (w)
des Knickes kapazitiv wirkende Mittel(1,3)vorgesehen sind.
2. Über die Hohlleiterschmalseite geknicktes Rechteckhohlleiter-Winkelstück nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet , daß als kapazitiv wirkendes Mittel ein senkrecht zur Hohlleiterbreitseite
verlaufender Metallzylinder (1) vorgesehen ist.
3. Über die Hohlleiterschmalseite geknicktes Rechteckhohlleiter-Winkelstück nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet , daß als kapazitiv wirkendes Mittel ein zwischen"der Abflachungsebene
(2) und der inneren Knickkante (K) verlaufender leitender Querstab (3) vorgesehen
ist.
4. Über die Hohlleiterschmalseite geknicktes Rechteckhohlleiter-Winkelstück nach Anspruch
2, dadurch gekennzeichnet , daß ein Wert xH/a der relativen Eckenabflachung von wenigstens annähernd 0,774 gewählt ist, und daß
der Metallzylinder (1) einen Durchmesser d von etwa zehn Prozent der Hohlleiterbreitseite
a und eine Eintauchtiefe s von etwa vierundzwanzig Prozent der Hohlleiterschmalseite
b aufweist.
3. Über die Hohlleiterschmalseite geknicktes Rechteckhohlleiter-Winkelstück nach Anspruch
2, dadurch gekennzeichnet , daß ein Wert xH/a der relativen Eckenabflachung von wenigstens annähernd 0,802 gewählt ist, und daß
der Metallzylinder (1) einen Durchmesser ds von etwa 31 Prozent der Hohlleiterbreitseite a und eine Eintauchtiefe s von etwa
14 Prozent der Hohlleiterschmalseite b aufweist.
6. Über die Hohlleiterschmalseite geknicktes Rechteckhohlleiter-Winkelstück nach Anspruch
3, dadurch gekennzeichnet , daß ein Wert xH/a der relativen Eckenabflachung von wenigstens annähernd 0,740 gewählt ist, und daß
der Durchmesser dQ des leitenden Querstabes (3) mit etwa einem Viertel der Hohlleiterschmalseite b bemessen
ist.