(19)
(11) EP 0 012 991 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.07.1980  Patentblatt  1980/14

(21) Anmeldenummer: 79105262.4

(22) Anmeldetag:  19.12.1979
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3D03D 27/18
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LU NL SE

(30) Priorität: 02.01.1979 DE 2900008
04.12.1979 DE 2948788

(71) Anmelder: Epping, Paul Wilhelm
D-4800 Bielefeld 12 (DE)

(72) Erfinder:
  • Epping, Paul Wilhelm
    D-4800 Bielefeld 12 (DE)

(74) Vertreter: Thielking, Bodo, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte Dipl.-Ing. Bodo Thielking Dipl.-Ing. Otto Elbertzhagen Gadderbaumer Strasse 20
33602 Bielefeld
33602 Bielefeld (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe


    (57) Ein synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe besitzt mindestens 60 Bindepunkte pro cm2, Bei einer mechanischen Beanspruchung, die während eines Färbe- und/oder Ausrüstungsvorgangs erfolgen kann, beispielsweise durch Knittern, Walken oder dergleichen, richten sich die Polfasern des Chenillegarns in unterschiedliche Richtungen und in unterschiedlicher Dichte aus. Sie sind in dieser nach Durchlaufen des Färbe und/oder Ausrüstungsvorgangs eingenommenen Stellung und Zuordnung fixiert. Das Gewebe besitzt ein wildlederartiges Erscheinungsbild, das sich auch bei mechanischer Beanspruchung nicht verändert.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe, das während eines Färbe-und/oder Ausrüstungsvorgangs geknittert, gewalkt, oder ähnlich mechanisch beansprucht ist.

    [0002] Bei üblichen synthetischen Chemiefaser-Chenillegeweben, die beispielsweise im Breit-Färbeverfahren gefärbt und in üblicher Weise ausgerüstet werden, entsteht ein glattes, samtartiges Oberflächenbild. Beim Überstreichen oder Bürsten dieses Gewebes richten sich die Polfasern des Chenillegewebes entsprechend dem Strich aus. Das Oberflächenbild wird, ähnlich wie bei Samt, bei jeder mechanischen Belastung verändert.

    [0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe der eingangs erwähnten Art zu schaffen, welches eine sich nicht verändernde Musterung, also ein konstantes Oberflächenbild, zumindest auf der Vorderseite aufweisen soll. Das zu schaffende synthetische Chemiefaser-Chenillegewebe soll diese Forderung erfüllen und dennoch sehr variabel bezüglich seiner Parameter sein. Bei dem zu schaffenden synthetischen Chemiefaser-Chenillegewebe sollen sowohl die Materialart in Kette und Schuß, die Garnstärke, die Kettfadenzahl, die Schußfadenzahl und die Bindungsart in einem möglichst großen Umfang variabel sein, wobei in jedem Fall das Oberflächenbild bei mechanischen Belastungen unverändert bleiben soll.

    [0004] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß bei einem synthetischen Chemiefaser-Chenillegewebe der eingangs erwähnten Art dadurch, daß die Zahl seiner Bindepunkte mindestens 60 pro cm 2 beträgt. Bei Einhalten dieser Bedingung können die unterschiedlichen Parameter in erheblichem Umfang variiert werden, wobei dennoch gewährleistet ist, daß das Oberflächenbild bei mechanischen Belastungen unverändert bleibt.

    [0005] Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, daß das Schußgarn ein Chenillegarn ist. Dies ist aus Kostengründen zweckmäßig.

    [0006] Der Bereich der Stärke des verwendeten Chenillegarns, das in der Kette und/oder im Schuß verarbeitet werden kann, läuft von Nm 1 bis Nm 6.

    [0007] Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, daß das Kettgarn eine Stärke im Bereich von Nm 6 bis Nm 200 aufweist. Weiterhin wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß der Bereich der Kettfädenzahl und der Schußfädenzahl jeweils 4 pro cm bis 200 pro cm beträgt.

    [0008] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel weist eine Kette mit einer Einstellung von 60 bis 120 Fäden pro cm in einer Stärke von 50 bis 100 dtex auf, wobei die Schußfäden aus-Chenillegarn mit einer Schußeinstellung von 7 bis 10 Schußfäden pro cm bestehen und das Gewebe eine Satinbindung aufweist, und wobei die Polfasern des Chenillegarns auf der Vorderseite des Gewebes in unterschiedlicher Ausrichtung und Dichte-liegen und in ihrer Stellung fixiert sind.

    [0009] Gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung beträgt die Ketteinstellung ca. 90 Kettfäden pro cm.

    [0010] Als besonders zweckmäßig hat es sich erwiesen, daß die Kettfäden texturierte Polyester-Filamentgarne sind.

    [0011] Schließlich wird erfindungsgemäß noch vorgeschlagen, daß die texturierten Polyester-Filamentgarne eine Stärke von ca. 76 dtex aufweisen.

    [0012] Das erfindungsgemäße Chenillegewebe zeigt ein Oberflächenbild, das einen wildlederähnlichen Eindruck macht. Das erfindungsgemäße Chenillegewebe hat im Gegensatz zu einem ähnlichen Effekt bei Samtstoffen die Eigenart, daß das Oberflächenbild durch Drüberstreichen oder Bürsten nicht verändert wird. Es bleibt vielmehr auch nach einer mechanischen Behandlung, beispielsweise nach dem Bürsten oder nach einem Waschen genau das gleiche Oberflächenbild bestehen, wie es nach dem Färbe- und/oder Ausrüstungsvorgang vorgelegen hat. Dabei ist es möglich, daß das Oberflächenbild auf beiden Seiten des Gewebes, also auf Vorder- und Rückseite konstant bleibt.

    [0013] Mit dem erfindungsgemäßen Gewebe ergeben sich interessante Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise für Dekorationszwecke oder bei der Verwendung als Möbelstoff. Die unterschiedliche Ausrüstung der Polfasern im Gewebe verleiht dem Gewebe ein Erscheinungsbild von hohem ästhetischen Reiz. Darüberhinaus ist das erfindungsgemäße Chemiefaser-Chenillegewebe besonders widerstandsfähig gegenüber mechanischen Belastungen.

    [0014] Nachstehend werden bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung anhand der Zeichnung im einzelnen erläutert. Es zeigen:

    Figur 1 eine Draufsicht auf ein Stück einer ersten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Chenillegewebes in stark vergrößertem Maßstab,

    Figur 2 einen Querschnitt gemäß Ebene II-II in Figur 1 entlang einem Schußfaden,

    Figur 3 einen Querschnitt gemäß Ebene III-III in Figur 1-entlang einem Kettfaden,

    Figur 4 eine Draufsicht auf eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Chenillegewebes in stark vergrößertem Maßstab,

    Figur 5 einen Querschnitt gemäß Ebene V-V in Figur 4 entlang einem Kettfaden,

    --- Figur 6 einen Querschnitt gemäß Ebene VI-VI in Figur 4 entlang einem Kettfaden.



    [0015] Die Schußfäden sind in den Figuren 1 und 4 als horizontal verlaufende Fäden dargestellt, während die Kettfäden als vertikal verlaufende Fäden gezeichnet sind.

    [0016] Bei der Ausführungsform gemäß Figuren 1 bis 3 besitzt das Gewebe eine übliche Leinwandbindung. Es sind jedoch auch sämtliche anderen Bindungsarten denkbar. Die Kettfäden sind in der Ausführungsform gemäß Figuren 1 bis 3 mit 1 bezeichnet, während die Schußfäden das Bezugszeichen 2 aufweisen. Die Bindepunkte sind mit x bezeichnet. Das Chenillegarn, welches im dargestellten Ausführungsbeispiel (Figuren 1 bis 3) die Schußfäden bildet, kann im Bereich von Nm 1 bis Nm 6 vorgesehen sein, und zwar sowohl als Kettfaden als auch als Schußfaden. Bei Verwendung von anderen Garnen liegt die Garnstärke im Bereich Nm 6 bis Nm 200.

    [0017] Sowohl die Zahl der Kettfäden als auch die Zahl der Schußfäden liegt jeweils im Bereich von 4 bis 200. Wesentlich ist es, daß mehr als 60 Bindepunkte pro cm2 vorgesehen sind.

    [0018] Bei der Ausführungsform gemäß Figuren 4 bis 6 sind ebenfalls die Kettfäden mit 1 und die Schußfäden mit 2 bezeichnet. Das in Figuren 4 bis 6 dargestellte Gewebe besitzt eine fünfbindige Satinbindung. Es sind auch andere Bindungen denkbar, insbesondere auch solche, bei denen die Mehrzahl der Schußfäden auf der Vorderseite und die Mehrzahl der Kettfäden auf der Rückseite des Gewebes liegen.

    [0019] Im dargestellten Ausführungsbeispiel gemäß Figuren 4 bis 6 weist das Chenillegarn, das dort die Schußfäden bildet, zusätzlich zur Seele drei Zulauffäden Nm 40/1 auf. Das Chenillegarn ist in der Stärke Nm 4 verwendet. Die Seele des Chenillegarns besteht aus zwei Zwirnen Nm 70/2. Die feintitrigen Polfasern des Chenillegarns sind in der üblichen Weise in die Zulauffäden eingebunden. Die feintitrigen Polfasern sind in Figuren 4 bis 6 mit 3 bezeichnet und weisen vorzugsweise eine Dicke von ca. 1,7 Den auf. Die feintitrigen Fasern 3 liegen auf der Vorderseite des Gewebes in unterschiedlicher Ausrichtung und Dichte und sind in dieser Stellung fixiert. Wenn sie sich während des Ausrüstungs- und Färbevorgangs umgelegt oder eine bestimmte Orientierung eingenommen haben, behalten sie die einmal eingenommene Stellung und/ oder Krümmung stets bei. Das hierdurch entstehende Oberflächenbild ändert sich auch nach einer mechanischen Belastung, beispielsweise nach einem Bürsten oder Waschen nicht mehr.

    [0020] Diese Eigenart, daß das eingenommene Oberflächenbild unverändert bleibt, besitzt selbstverständlich auch die Ausführungsform gemäß Figuren 1 bis 3, bei der ein derartiges Oberflächenbild jedoch auf beiden Seiten, also auf Vorder- und Rückseite des Gewebes erzeugt und beibehalten wird.

    [0021] Die mit Nm angegebene "Garnnummer" stellt eine Zahl dar, welche angibt, wieviel Meter des Garns insgesamt 1 g wiegen. Nm 6 bedeutet demnach, daß 6 Meter 1 g wiegen.

    [0022] Bei der Einheit dtex wird angegeben, wie hoch das Gewicht einer feststehenden Fadenlänge von 10 000 Metern ist. Die Angabe 25 dtex bedeutet also, daß 10 000 Meter des so bezeichneten Garns 25 g wiegen.

    [0023] Bei der Maßangabe denier (den) wird angegeben, wie hoch das Gewicht einer Fadenlänge von 9000 Metern ist. Die Angabe "25 den" bedeutet also, daß 9000 Meter des so bezeichneten Garns 25 g wiegen.


    Ansprüche

    1. Synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe, das während eines Färbe- und/oder Ausrüstungsvorgangs geknittert, gewalkt oder ähnlich mechanisch beansprucht ist,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Zahl seiner Bindepunkte mindestens 60 pro cm2 beträgt und'die Polfasern des Chenillegarns in unterschiedlicher Ausrichtung und Dichte liegen und in ihrer nach dem Färbe- und/oder Ausrüstungsvor-- gangs eingenommenen Stellung und Zuordnung fixiert sind.
     
    2. Synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß.das Schußgarn (2) ein Chenillegarn ist.
     
    3. Synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Chenillegarn eine Stärke im Bereich von Nm 1 bis Nm 6 aufweist.
     
    4. Synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Kettgarn (1) eine Stärke im Bereich von Nm 6 bis Nm 200 aufweist.
     
    5. Synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Bereich der Kettfädenzahl und der Schußfädenzahl jeweils 4 pro cm bis 200 pro cm beträgt.
     
    6. Synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß es eine Kette mit einer Einstellung von 60 bis 120 Fäden pro cm in einer Stärke von 50 bis 100 dtex aufweist, daß die Schußfäden aus Chenillegarn mit einer Schußeinstellung von 7 bis 10 Schußfäden pro cm bestehen und das Gewebe eine Satinbindung aufweist, wobei die Polfasern des Chenillegarns auf der Vorderseite des Gewebes fixiert sind.
     
    7. Synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Ketteinstellung ca. 90 Kettfäden pro cm beträgt.
     
    8. Synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kettfäden texturierte Polyester-Filamentgarne sind.
     
    9. Synthetisches Chemiefaser-Chenillegewebe nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die texturierten Polyester-Filamentgarne eine Stärke von ca. 76 dtex aufweisen.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht