[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft neue, Polyuretgruppen aufweisende organische Polyisocyanate,
ein neuartiges Verfahren zu deren Herstellung und die Verwendung der neuen Verbindungen
als Isocyanat-Komponente bei der Herstellung von Polyurethankunststoffen.
[0002] Biuretgruppen enthaltende Polyisocyanate sind bekannt und finden als Rohstoffe für
hochwertige, litchtechte Lackierungen praktische Verwendung. Sie können beispielsweise
aus Diisocyanaten und Wasser (DT-AS 1 101 394), Schwefelwasserstoff (DT-AS 1 165 580),
Ameisensäure (DT-AS 1 174760), tertiären Alkoholen (DT-AS 1 543 178, DT-AS 1 931 055,
Monoaminen (DT-OS 2308015) oder Polyaminen (DT-OS 2 261 065) hergestellt werden.
[0003] Diese Verfahren des Standes der Technik zur Herstellung von Biuretpolyisocyanaten
weisen eine Reihe von Natchteilen auf.
[0004] So entstehen bei den meisten der Verfahren aus einem Teil der Isocyanatgruppen zunächst
Aminogruppen, die mit überschüssigem Diisocyanat über die entsprechenden Diisocyanatharnstoffe
zu Biuretpolyisocyanaten weiterreagiern. Die Umwandlung der Isocyanatgruppen in Aminogruppen
wird stets durch die Entstehung von gasförmigen Nebenprodukten wie Kohlendioxid, Kohlenmonoxid,
Kohlensulfoxid oder Olefine begleitet, deren Beseitigung zu Abgasproblemen führen
kann. Bei der heterogenen Reaktion von Diisocyanaten mit Wasser besteht zusätzlich
die Gefahr der Bildung von unlöslichen Polyharnstoffen die nur schwer abzutrennen
sind. Die Reaktion von Diisocyanaten mit tertiären Alkoholen, die zur Herstellung
von Biuretpolyisocyanaten technisch genutzt wird, hat den weiteren Nachteil, daß für
die Urethanspaltung zur Überführung der Isocyanatgruppen in Aminogruppen verhältnismäßig
hohe Temperaturen notwendig sind. Von besonderem Nachteil ist jedoch# der Umstand,
daß bei diesen Verfahren zunächst ein Teil der lsocyanatgruppen des als Ausgangsmaterial
verwendeten Diisocyanats unter Aminbildung vernichtet werden muß.
[0005] Die direkte Umsetzung von Polyaminen mit Diisocyanaten führt zwar gemäß DT-OS 2 261
065 ohne Abspaltung von flüchtigen Nebenprodukten und ohne Umwandlung von Isocyanatgruppen
in Aminogruppen zu Biuretpolyisocyanaten. Bei diesem Verfahren treten aber insbesondere
bei Verwendung von technisch leicht zugänglichen Ausgangsmaterialien wie Hexamethylendiamin
und Hexamethylen- diisocyanat erhebliche praktische Schwierigkeiten auf, da wegen
der hohen Reaktivität der Aminogruppen gegenüber den Isocyanatgruppen die Tendenz
zur Bildung von unlöslichen Polyharnstoffen sehr groß ist und so in den meisten Fällen
zur Vervollständigung der Umsetzung unwirtschaftlich langes Nachheizen des Reaktionsgemisches
bei hoher Temperatur notwendig ist, was zu einer starken Beeinträchtigung der Eigenschaften
der Verfahrensprodukte, insbesondere deren Eigenfarbe, führt.
[0006] Bei allen Verfahren des Standes der Technik findet unter den genannten Nachteilen
der Übergang von Diisocyanaten zu Biuretpolyisocyanaten statt. Dabei wird die Weiterreaktion
zu Polyuretpolyisocyanaten nicht beobachtet.
[0007] Es war daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein neues Verfahren zur Verfügung
zu stellen, welches auf einfache Weise die Herstellung von hochwertigen modifizierten
Polyisocyanaten gestattet, die die Vorteile der Biuretpolyisocyanate in sich vereinigen,
ohne daß das Verfahren mit den genannten Nachteilen der Verfahren des Standes der
Technik behaftet ist.
[0008] Diese Aufgabe konnte überraschenderweise dadurch gelöst werden, daß man bestimmte,
nachstehend näher beschriebene organische Monoamine mit überschüssigen Mengen an bestimmten,
nachstehend näher beschreibenen Diisocyanaten unter bestimmten nachstehend näher beschriebenen
Reaktionsbedingungen umsetzt.
[0009] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Verbindungen der Formel
in welcher
R1 und R2 für gleiche oder verschiedene Reste stehen und aliphatische Kohlenwasserstoff- reste
mit 1-4 Kohlenstoffatomen bedeuten, wobei R1 und R2 zusammen mit dem Stickstoffatom auch einen Piperidinrest bilden können,
R3 und R4 für gleiche oder verschiedene Reste stehen und aliphatische, gegebenenfalls durch
Estergruppen unterbrochene Kohlenwasserstoffreste mit 4-12 Kohlenstoffatomen oder
cycloaliphatische Kohlenwasserstoffreste mit 4-15 Kohlenstoffatomen bedeuten und eine
Zahl von 2-8 bedeutet.
[0010] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung von
Verbindungen der Formel
in welcher R
1' R
2, R
3, R
4 und n die genannte Bedeutung haben, dadurch gekennzeichnet, daß man
a) aliphatische sekundäre Monoamine, deren aliphatische Kohlenwasserstoff-reste 1-4
Kohlenstoffatome aufweisen oder Piperidin oder
b) Harnstoff- und/oder Biuretgruppen, sowie den bezüglich der Umsetzung indifferenten
Rest der Amine aufweisende Umsetzungsprodukte der unter a) genannten Monoamine mit
aliphatischen Diisocyanaten, deren aliphatischer Kohlenwasserstoffrest 4-12 Kohlenstoffatome
aufweist und durch Estergruppen unterbrochen sein kann oder mit cycloaliphatischen
Diisocyanaten, deren cycloaliphatischer Kohlenwasserstoffrest 4-15 Kohlenstoffatome
aufweist
mit Diisocyanaten der unter b) genannten Art bei 0140°C in Gegenwart von starken,
mit Isocyanaten ein gemischtes Carbamidsäureanhydrid bildenden Säuren umsetzt, wobei
man die Menge der eingesetzten Diisocyanate so wählt, daß insgesamt ein NCO/NH-Molverhältnis,
bezogen auf Diisocyanate und Monoamine von 5,5:1 bis 100:1 vorliegt.
[0011] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist schließlich auch die Verwendung der neuen
Verbindungen als Isocyanatkomponente bei der Herstellung von Polyurethankunststoffen
nach dem Isocyanat-Polyadditionsverfahren.
[0012] Ausgangsmaterialien für das erfindungsgemäße Verfahren sind Monoamine der Formel
in welcher
R1 und R2 die bereits oben angegebene Bedeutung haben.
[0013] Beliebige Gemische der genannten Amine können ebenfalls eingesetzt werden. Konkrete
Beispiele für geeignete Monoamine sind: Dimethylamin, Diäthylamin, Dipropylamin, Dibutylamin
oder Piperidin.
[0014] Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens entstehen aus den beispielhaft
genannten Monoaminen und den nachstehend beispielhaft genannten Diisocyanaten Triuretoder
höhere Polyuretgruppen aufweisende, modifizierte Polyisocyanate, in denen der bezüglich
der Umsetzung indifferente Rest des Amins eingebaut ist. Diese Umsetzung verläuft
über die Zwischenstufen der aus den Aminen und den Diisocyanaten sich bildenden Harnstoffgruppen
aufweisenden Verbindungen bzw. sich den Harnstoffgruppen aufweisenden Verbindungen
mit weiterem Diisocyanat bildenden Biuretgruppen aufweisenden Verbindungen. Zwischenstufen
sind somit die sich durch Addition von einem Mol Amin und einem Mol Diisocyanat bildenden
Monoharnstoff-Monoisocyanate oder auch aus zwei Mol Amin und einem Mol Diisocyanat
entstehende Bisharnstoffe bzw. die sich aus diesen und weiterem Diisocyanat bildenden
Biuretpolyisocyanate. Eine logische Konsequenz dieses Tatbestandes ist selbstverständlich,
daß als Ausgangsmaterial gemäß einer Abänderung des erfindungsgemäßen Verfahrens auch
diese beispielsweise in einem separaten Arbeitsgang aus den bei spielhaft genannten
Monoaminen und den nachstehend beispielhaft genannten Isocyanaten hergestellte Zwischenprodukte
eingesetzt werden können. Hierbei spielt selbstverständlich die Art der Herstellung
dieser Zwischenprodukte keine Rolle. So wäre es selbstverständlich auch denkbar, als
Ausgangsmaterials beim erfindungsgemäßen Verfahren das Harnstoffgruppen aufweisende
Umsetzungsprodukt aus einem Mol Hexamethylen-bis-carbamidsäurechlorid und 2 Mol eines
Monoamins einzusetzen, welches dem Harnstoffgruppen aufweisenden Umsetzungsprodukt
aus einem Mol Hexamethylendiisocyanat und 2 Mol des gleichen Monoamins entspricht.
[0015] Für das erfindungsgemäße Verfahren ge
- eignete Diisocyanate sind solche mit aliphatisch und/oder cycloaliphatisch gebundenen
Isocyanatgruppen, insbesondere solche in denen die beiden Isocyanatgruppen über aliphatische
Kohlenwasserstoffreste mit 4-12 Kohlenstoffatomen oder über cycloaliphatische Kohlenwasserstoffreste
mit 4-15 Kohlenstoffatomen verbunden sind, wobei die aliphatischen oder cycloaliphatischen
Kohlenwasserstoffketten durch Estergruppen unterbrochen oder substituiert sein können,
wie z.B.: 1,4-Diisocyanatobutan, 1,6-Diisocyanatohexan, 2,4,4-Trimethyl-1,6-di-isocyanatohexan,
1,11-Diisocyanatoundecan, 3-lsocyanatomethyl-3,5,5-trimethylcydo- hexylisocyanat,
4,4'-Cydohexandiisocyanat, 4,4'-Dicyclohexylmethan-diisocyanat, 1,2-Bis-(isocyanatomethyl)cyclobutan
oder 6-lsocyanato- capronsäure-2-isocyanatoäthylester. Bevorzugt wird Hexamethylen-diisocyanat
eingesetzt.
[0016] Selbstverständlich können auch Diisocyanatgemische verwendet werden, wobei z.B. zuerst
aus einem Diisocyanat mit einem monofunktionellen Amin ein Harnstoff oder ein Biuret
erzeugt werden, die dann mit einem anderen Diisocyanat Polyurete bilden.
[0017] Während die Reaktion von Aminen mit Diisocyanaten zu den entsprechenden Harnstoffen
bzw. Biureten zum vorbekannten Stand der Technik gehört, ist bislang noch kein technisch
brauchbares Verfahren bekannt ge* worden, welches eine Weiterführung der zwischen
Amin und Isocyanat ablaufenden Additionsreaktion über die Zwischenstufe der entsprechenden
Biurete hinaus gestattet. Dies liegt an der Reaktionsträgheit der Biurete gegenüber
organischen Diisocyanaten, die nur durch Verwendung geeigneter Katalysatoren überwunden
werden kann. Erfindungsgemäß wird nun auch die Weiterreaktion von Monoaminen mit überschüssigem
Diisocyanat über die Harnstoff- und Biuretstufe hinaus zu Polyureten in Gegenwart
von Katalysatoren durchgeführt.
[0018] Bei den erfindungsgemäß einzusetzenden Katalysatoren handelt es sich um protonenabspaltende
starke Säuren, welche mit lsocyanaten, insbesondere mit aliphatischen oder cycloaliphatischen
Isocyanaten, unter Bildung eines gemischten Säureanhydrids reagieren, wobei die dem
Isocyanat entsprechende Carbamidsäure und die protonenabspaltende Säure die Säuren
des gemischten Säureanhydrids darstellen. So reagieren derartige, für das erfindungsgemäße
Verfahren geeignete Säuren HX (X = Säurerest nach Abspaltung des Protons) mit Isocyanaten
Y-NCO zu Addukten der Formel Y-NH-C0-X, welche als gemischtes Anhydrid der Carbamidsäure
Y-NH-COOH und der Säure HX anzusehen sind.
[0019] Beispiele geeigneter Säuren sind Halogenwasserstoffe wie z.B. Fluorwasserstoff, Chlorwasserstoff,
Bromwasserstoff oder Jodwasserstoff, Chlorsulfonsäure, Fluorsulfonsäure, Schwefelsäure,
Alkansulfonsäuren wie z.B. Methansulfonsäure oder perhalogenierte Alkansulfonsäuren
wie z.B. Trifluormethansulfonsäure. Chlorwasserstoff ist die beim erfindungsgemäßen
Verfahren bevorzugt einzusetzende Säure. Anstelle der Säuren können beim erfindungsgemäßen
Verfahren selbstverständlich sowohl die den Säuren entsprechenden Ammoniumsalze mit
den als Ausgangsmaterial eingesetzten Aminen oder die den Säuren entsprechenden gemischten
Carbamidsäureanhydride, insbesondere Carbamidsäurechloride, der als Ausgangsmaterial
eingesetzten Diisocyanate oder eines beliebigen anderen isocyanats eingesetzt werden.
Im Allgemeinen werden die Katalysatoren in Mengen von 0,001-10, vorzugsweise 0,01-1,0
Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Reaktionspartner, eingesetzt.
[0020] Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens insbesondere unter Verwendung der
beispielhaft genannten Säuren als Katalysatoren ist bei relativ niedrigen Temperaturen
im Bereich von ca. 0-140°C möglich, wobei die über die Stufe der Biuretpolyisocyanate
hinausführende Reaktion zu Triuret-und Polyuretgruppen aufweisenden Umsetzungsprodukten
im allgemeinen im Bereich zwischen 90 und 140°C abläuft. Die erfindungsgemäße Katalyse
mit den beispielhaft genannten Säuren gestattet somit unter milden Reaktionsbedingungen
die Herstellung von Polyuretgruppen aufweisenden Isocyanat-Additionsprodukten aus
organischen Diisocyanaten und organischen Monoaminen bzw. aus Monoaminen und Diisocyanaten
entstehenden Harnstoffgruppen oder Biuretgruppen aufweisenden Verbindungen. Bei der
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens unter Verwendung von Monoaminen als
Ausgangsmaterialien entstehen wegen der milden Reaktionsbedingungen keine leicht flüchtigen
Nebenproduktc. Der bezüglich der erfindungsgemäßen Umsetzung indifferente Rest der
Monoamine bildet somit stets einen Bestandteil der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte.
[0021] Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens unter Verwendung von Monoaminen
als Ausgangsmaterialien werden diese und die Diisocyanate im allgemeinen in Mengenverhältnissen
eingesetzt, die einem NCO/NH-Molverhältnis von 5,5:1 bis 100:1, vorzugsweise 6:1 bis
30:1, entsprechen. Bei Verwendung von Harnstoffgruppen aufweisenden Ausgangsmaterialien,
d.h. von aus Monoaminen und Diisocyanaten gebildeten Monoharnstoff-Monoisocyanaten
bzw. Bis-Harnstoffen kommen entsprechende Mengenverhältnisse zum Einsatz, wobei zu
berücksichtigen ist, daß in den genannten Harnstoffgruppen aufweisenden Ausgangsmaterialien
bereits Monoamine und Diisocyanate im Molverhältnis 1:1 bzw. 2:1 vorliegen. Diese
in Form der Harnstoffgruppen aufweisenden Ausgangsmaterialien vorliegenden Monoamine
und Diisocyanate gehen mit in die Berechnung des Mengenverhältnisses Amin:Diisocyanat
ein. Sinngemäß die gleichen Ausführungen gelten bei Verwendung von Biuretgruppen aufweisenden
Ausgangsmaterialien, wie sie durch Umsetzung der genannten Harnstoffgruppen aufweisenden
Zwischenprodukte mit weiterem Diisocyanat entstehen.
[0022] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahren wird im allgemeinen wie folgt verfahren:
Man legt das Diisocyanat in einem geeigneten Reaktionsgefäß vor und gibt das Amin
bei Temperaturen von 0-100°C zu. Dabei beträgt das NCO/NH-Molverhältnis im allgemeinen
6:1 bis 30:1. Feste Amine werden über einen beheitzten und flüssige Amine über einen
normalen Tropftrichter dosiert. Gasförmige Amine werden eventuell zusammen mit einem
Inertgasstrom in das Diisocyanat eingeleitet. Es bilden sich spontan die entsprechenden
Hamstoffe. Bei Einsatz von sekundären Aminen bliebt die Reaktion bei Abwesenheit des
Katalysators auf der Stufe der zumeist in überschüssigem Diisocyanat nicht vollständig
löslichen Harnstoffe stehen. Die Katalysatorzugabe kann zu jedem Zeitpunkt der Reaktion
erfolgen. Man kann ihn z.B. mit dem Diisocyanat vorlegen, ihn als Ammoniumsalz mit
den Aminen eindosieren oder ihn erst nach Beendigung der Vorreaktion zu Harnstoff-
oder Biuretisocyanaten zugeben. Danach wird das Reaktionsgemisch auf 90140°C erhitzt
und der Reaktionsverlauf durch Kontrolle der NCO-Gehaltsabnahme verfolgt. Bei Verwendung
von flüchtigen Katalysatoren, z.B. Chlorwasserstoff, kann zur Vermeidung von bei höheren
Temperaturen möglichen Katalysatorverlusten unter Druck gearbeitet werden.
[0023] Wenn die NCO-Abnahme dem gewünschten "Polyuretisierungsgrad" entspricht: d.h., wenn
pro Aminogruppe die gewünschte Menge an NCO-Gruppen umgesetzt ist, wird die Reaktion
beendet. Dies geschieht einfach durch Abkühlen des Reaktionsgemisches auf 20-50°C.
Die benötigten Reaktionszeiten hängen von der Art der Ausgangsprodukte, von der Temperatur
und insbesondere von der Art und Menge des verwendeten Katalysators ab. Sie betragen
im allgemeinen 1-20, vorzugsweise 2-8, Stunden. Nach Beendigung der Reaktion erhält
man klare, farblose bis schwach gelblich gefärbte Reaktionslösungen.
[0024] Die Reaktionen werden meistens zu einem Zeitpunkt beendet, zu dem im Mittel pro Aminogruppe
ca. 3 NCO-Gruppen verbraucht sind. Die Produkte haben dann unter Berücksichtigung
der Polymerhomologen eine durchschnittliche Funktionalität von 3,5. Es ist jedoch
möglich, einen höheren "Polyuretisierungsgrad" zu erreichen, d.h. pro Aminogruppe
4 und mehr NCO-Gruppen umzusetzen. Allerdings nehmen die Viskositäten der Produkte
dann schnell zu.
[0025] Der Katalysator wird im allgemeinen durch Andestillieren des Reaktionsgemisches im
Vakuum entfernt. Bei Verwendung von Halogenwasserstoffen als Katalysatoren kann die
Beseitigung, insbesondere bei kleineren Kaalysatormengen auch durch Zugabe äquimolarer
Mengen Propylenoxid erfolgen. Ferner ist es möglich, den Katalysator durch z.B. Dünnschichtverdampfung
zu entfernern, falls das Rohisocyanat von überschüssigem Diisocyanat befreit wird.
Das Destillat der Dünnschichtdestillation, das dann neben dem Diisocyanat den Katalysator
enthält, kann als Ausgangsmaterial wiederverwendet werden.
[0026] Ist die Entfernung von überschüssigem Diisocyanat vorgesehen, so erfolgt sie meistens
durch Dünnschichtverdampfung; sie kann jedoch auch durch Extraktion des Reaktionsgemisches
mit geeigneten Lösungsmitteln, wie z.B. Hexan, Heptan etc. erreicht werden.
[0027] Die Rohisocyanate können als olche verwendet werden. In den meisten Fällen werden
sie jedoch vorzugsweise durch Dünnschichtverdampfung oder Extraktion von monomeren
lsocyanatanteilen befreit. Die monomerenfreien Produkte sind hellgelbe Öle oder auch
feste Harze; der NCO-Gehalt beträgt 10-22%.
[0028] Das Verfahren eignet sich vorzüglich für eine kontinuierliche Durchführung. In diesen
Fällen werden mehrere Reaktionsgefäße in Form einer Kaskade hinereinandergeschaltet.
Im ersten Reaktionsgefäß werden die Ausgangsprodukte Diisocyanat und Amin bei ca.
60°C vermischt. Im zweiten Reaktionsgefäß wird bei ca. 80°C der Katalysator zugegeben.
Im dritten und gegebenenfalls weiteren Reaktionsgefäßen findet bei ca. 90-140°C die
Weiterreaktion zum Polyisocyanat statt, wobei durch Steuerung der Temperatur und der
Verweilzeit der angestrebte "Polyuretisierungsgrad" eingestellt wird.
[0029] Überschüssiges Diisocyanat und der Katalysator werden z.B. über einen Schlangenrohrverdampfer
kombiniert mit nachgeschaltetem Dünnschichtverdampfer entfernt. Die aus Diisocyanat
und Katalysator bestehenden Destillate werden vereinigt und wieder in den Prozeß zurückgeführt.
Das Polyisocyanat wird als Rüchstand der Dünnschichtdestillation gewonnen.
[0030] Eine Extraktion des erfindungsgemäßen Verfahrensprodukts mit geeigneten Lösungsmitteln
wie z.B. n-Hexan ist nicht erforderlich, da eine Abspaltung von Monoisocyanat bei
der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, welches durch Extraktion entfernt
werden müßte, ausgeschlossen ist.
[0031] Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens können die Eigenschaften der
erhaltenen modifizierten Polyisocyanate, insbesondere deren NCO-Funktionalität, NCO-Gehalt,
sowie die Viskosität nicht nur durch Wahl der geeigneten Ausgangsmaterialien sondern
besonders einfach durch Einstellung des "Polyuretisierungsgrades", d.h. der Zahl der
pro Aminogruppe umgesetzten NCO-Gruppen gesteuert werden.
[0032] Bei Verwendung von sekundären Monoaminen mit aliphatisch bzw. cycloaliphatisch gebundenen
Aminogruppen und aliphatischen bzw. cycloaliphatischen Diisocyanaten entstehen die
erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte der eingangs angegebenen Formel. Bei der besonders
bevorzugten Verwendung von Dialkylaminen mit C
l-C
47A1kylresten bzw. von Piperidin, sowie von Hexamethylendiisocyanat als Ausgangsmaterialien
bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens entstehen die besonders bevorzugten
erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte der genannten allge-. meinen Formel, in welcher
die Reste R
1 und R
2 die bereits genannte Bedeutung haben, R
3 und R
4 für Hexamethylenreste stehen und n für eine Zahl von 2 bis 8 steht.
[0033] Die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte können insbesondere als Isocyanatkomponente
bei der Herstellung von Polyurethankunststoffen nach dem Isocyanat-Polyadditionsverfahren
eingesetzt werden. Sie eignen sich sowohol zur Herstellung von Poly-. urethan-Schaumstoffen,
als auch zur Herstellung von Elastomeren, Beschichtungen oder Verklebungen. Insbesondere
bei Verwendung der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte für das erstgenannte Einsatzgebeit
erübrigt sich oft ein Abdestillieren des überschüssigen Diisocyanats nach Beendigung
der erfindungsgemäßen Umsetzung. Die monomerenfreien erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte
stellen hervorragende Rohstoffe zur Herstellung hochwertiger, wetterfester und lichtechter
Lackierungen dar.
[0034] Bezüglich der Verwendung der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte als "Lackiso
- cyanate" ist insbesondere ihre ausgezeichnete Verträglichkeit mit handelsüblichen
Polyhydroxy-Polyacrylaten hervorzuheben. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen
Verfahrensprodukte gegenüber bekannten Biuretpolyisocyanaten ist darin zu sehen, daß
sie gegen Monomerenrückspaltung stabil sind, d.h. daß auch während der Lagerung bei
erhöhter Temperatur (50°C) der Monomerengehalt der erfindungsgemäßen Polyisocyanate
nicht ansteigt.
BEISPIEL 1
[0035] In einem 4 I-Vierhalskolben mit Rührer, Rückflußkühler und Kontaktthermometer wurden
in 3024 g (18 Mol) 1,6-Diisocyanatohexan unter Stickstoffüberlagerung 135 g (3 Mol)
Dimethylamin eingeleitet, wobei die Temperatur im Reaktionsgefäß auf ca. 60°C anstieg.
Es bildete sich der entsprechende Harnstoff, der bis auf geringe Restmengen nach Beendigung
der Aminzugabe gelöst war. Nun wurden 7 g (0,19 Mol) Chlorwasserstoff in 100 g 1,6-Diisocyanatohexan
dem Reaktionsgemisch zugefügt und die Temperatur auf 100°C erhöht. Der NCO-Gehalt
der nun klaren Reaktionslösung betrug 44% (entsprechend einem Verbrauch von 1 NCO-Gruppe
pro Aminogruppe). Nach 2 Stunden war der NCO-Gehalt auf 40% (entsprechend einem Verbrauch
von 2 NCO-Gruppen pro Aminogruppe) und nach 4 Stunden auf 35% (entsprechend einem
Verbrauch von 3,3 NCO-Gruppen pro Aminogruppe, entsprechend n = 2,3) gesunken. Die
Reaktionslösung wurde auf 50°C abgekühlt und zur Bindung des hydrolysierbaren Chlors
mitd 11 g (0,19 Mol) Propylenoxid versetzt. Die nachfolgende Dünnschichtdestillation
ergab 1600 g 1,6-Diisocyanatohexan als Destillat und 1540 g Polyuretpolyisocyanat
als Rückstand (NCO-Gehalt = 19,5%; Viskosität bei 25°C = 5000 mPa.s; Restgehalt an
monomerem 1,6-Diisocyanatohexan = 0,60%).
[0036] Anhand der Kontrolle des Monomerengehalts von Produktproben, die über längere Zeit
bei 50°C gelagert wurden, zeigte sich, daß das Polyisocyanat gegen Monomerenrückspaltung
stabil ist.
BEISPIEL 2
[0037] Analog Beispiel 1 wurden 3024 g (18 Mol) 1,6-Diisocyanatohexan unter Zusatz von 7
g (0,19 Mol) Chlorwasserstoff mit 225 g (5 Mol) Dimethylamin umgesetzt. Nach 7 Stunden
betrug der NCO-Gehalt des Reaktionsgemisches 27,4% (entsprechend einem Verbrauch von
3 NCO-Gruppen pro Aminogruppe (n = 2)). Nach der Dünnschichtverdampfung erhielt man
neben 1000 g 1,6-Diisocyanatohexan 2150 g Polyisocyanat (NCO-Gehalt = 16,2%; Viskosität
bei 25°C = 30 000 mPa.s; Restmonomerengehalt = 0,3%).
BEISPIEL 3
[0038] Analog Beispiel 1 wurden 1008 g (6 Mol) 1,6-Diisocyanatohexan unter Zusatz von 3
g (0,08 Mol) Chlorwasserstoff mit 45 g (1 Mol) Dimethylamin umgesetzt. Nach 6 Stunden
war der NCO-Gehalt des Reaktionsgemisches auf 28% gesunken (entsprechend einem Umsetzungsgrad
von 5 NCO-Gruppen pro Aminogruppe (n = 4)). Die Viskosität des Rohisocyanats betrug
200 mPa.s/25°C.
BEISPIEL 5
(Verwendungsbeispiel)
[0039] 154 g einer 65%-igen Lösung eines stark verzweigten Polyesters auf Basis Phthalsäureanhydrid
und Trimethylolpropan (Hydroxylgehalt 8%) in Äthylglycolacetat/Xylol (1:1) wurden
nach Zugabe von 1 g eines tertiären Amins als Katalysator und 0,4 g Cellulosebutyrat-propionat
als Verlaufmittel mit 220 g eines Lösungsmittelgemisches aus Methyläthylketon, Butylacetat,
Äthylglycolacetat und Toluol (4:1:4:1) verdünnt. Hierzu wurden 135 g einer 75 %igen
Lösung des Polyisocyanats aus Beispiel 1 in Äthylglycolacetat/Xylol (1:1) gegeben
(NCO/OH-Molverhältnis = 1:1). Die fertige Lacklösung wurde dann auf Stahlbleche aufgetragen,
wo die Lackfilme bei Raumtemperatur aushärteten. Die durchgehärteten Klarlackfilme
waren kratzfest, elastisch und gegen Lösungsmittel wie Toluol, Äthylglycolacetat,
Äthylacetat oder Aceton beständig. Sie hatten ferner folgende Eigenschaften:
BEISPIEL 6
(Verwendungsbeispiel)
[0040] Es wurden 154 g der im Beispiel 5 beschriebenen Polyesterlösung mit 100 g Titandioxid
(Rutiltyp) zu einer Paste verarbeitet. Dieser Paste wurden neben Katalysator und Verlaufmittel
120 g des schon beschriebenen Lösungsmittelgemisches zugefügt. Die so erhaltene Mischung
wurde mit 135 g einer 75 %igen Lösung des Polyisocyanats aus Beispiel 1 in Athylglycolacetat/Xylol
(1:1) versetzt und in dünner Schicht auf Stahlbleche aufgetragen. Die pigmenthaltigen
Lackfilme härteten bei Raumtemperatur durch. Sie zeichneten sich durch Kratzfestigkeit
und Lösungsmittelresistenz aus und hatten verglichen mit den Klarlackfilmen folgende
Eigenschaften: