[0001] Die Verwendung weitgehend linearer Hydroxyl-Polyurethane als Rohstoffe zum Verkleben
der verschiedensten Werkstoffe wie weichmacherhaltigen PVC, Natur- und Synthesekautschuktypen
mit sich selbst und anderen Materialien ist bekannt und beispielsweise in der DT-AS
1 256 822 beschrieben.
[0002] Nachteilig bei diesen Klebstoffen ist eine mangelnde Haftung an speziellen, insbesondere
weichen, transparenten Gummiqualitäten, die sich nur durch einen aufwendigen, zusätzlichen
Arbeitsgang verbessern läßt. Unter den zahlreichen, in der Literatur beschriebenen
Vorbehandlungen der Gummioberfläche seien genannt Einstreichen der Oberfläche mit
oxidierend wirkenden Säuren, wie z.B. Schwefelsäure (DT-PS 807 719), Halogenierung
mit Chlor- oder Brom-abspaltenden Mitteln (DT-OS 550 823) oder Aufbringung eines Vorstrichs
aus Polychloropren oder anderen halogenhaltigen Polymeren (US-Patent 3 917 742). All
diese Schritte beinhalten einen zusätzlichen Arbeitsgang und wirken somit verteuernd;
außerdem treten, wie z.B bei der Schwefelsäure-oder Halogenvorbehandlung, toxische
Produkte auf, die aufwendige Schutzmaßnahmen erfordern.
[0003] Die Verbesserung der Haftung von Polyurethanen an verschiedenen Materialien durch
Einbau von Ionen (insbesondere Kationen) wurde bereits des öfteren beschrieben (z.B.
D. Dieterich, W. Keberle und H. Witt, Ang.Chemie 82, 53-63 (1970)). Die amerikansche
Patentschrift 3 653 939 beschreibt die Haffungsverbesserung von Polyurethanen an Mettalloberflächen,
wen das aus Lösung angewandte Polyurethan freie Carboxylgruppen, die über die 2,2-Dimethylolpropionsäure
eingebaut wurden, enthält.
[0004] Die haftung solcher Polyurethane an den verschiedensten Gummimaterialien ist aber
nicht ausreichend. Insbesondere können die unzureichenden. Trennfesti
gkeiten von mit derart modifizierten Polyurethanen verklebten Gummimaterialien nicht
durch eine einfache Erhöhung der ionischen Gruppen bzw. der Carboxylgruppen im Polyurethan
erhöht werden.
[0005] Ansatzpunkte, die oben beschriebenen Nachteile zu beseitigen, sind in der DT-AS 2
113 631 zu sehen, die die Zugabe von Carbonsäuren, bevorzugt Fumarsäure zu handelsüblichen
Polyurethan-Klebstofflösungen lehrt und damit eine beträchtliche Haftungsverbesserung
an Gummimaterialien ohne aufwendige Vorbehandlung erzielt. Nachteilig bei diesem Verfahren
ist jedoch der starke hydrolytische An-' griff der zugesetzten Stoffe auf das Basispolyurethan,
der zu einer erheblich verminderten Lagerstabilität der Klebstoffe und zu einer erheblich
verminderten Beständigkeit der Klebungen, vornehmlich bei Temperaturbeanspruchung
in feuchtem Klima führt.
[0006] Überraschenderweise wurde nunmehr gefunden, daß Dihydroxypolyurethane, welche sowohl
chemisch eingebaute ionische Gruppen als auch chemische eingebaute Carboxylgruppen
enthalten, und die nach dem nachstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt werden, für die Verklebung von Gummi hervorragend geeignet sind, da die
erzielbaren Trennfestigkeiten der Verklebungen einerseits deutlich über den Trennfestigkeiten
liegen, die mit den Polyurethanen gemäß Stand der Technik erzielbar sind, und da andererseits
die genannten Nachteile, die im Falle eines Zusatzes von Carbonsäuren zu Polyurethanklebstofflösungen
beobachtet werden mußten, nicht mehr eintreten. Die neun, erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte
eignen sich im übrigen such zur Verklebung beliebiger sonstiger Substrate.
[0007] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung von
Carbozylgruppen und chemisch fixierte ionische Gruppen aufweisenden Dihydroxypolyurethanen
durch Umsetzung von Dihydroxypolyestern des Molekulargewichtsbereichs 600-8000, sowie
gegebenenfalls Diolen des Molekulargewichtsbereichs 62-300 mit organischen Diisocyanaten
in der Schmelze oder in Gegenwart von organischen Lösungsmitteln nach dem Einkomponentenoder
nach dem Präpolymerverfahren, dadurch gekennzeichnet, daß man die Umsetzung in Gegenwart
von Carboxylgruppen und zwei Hydroxylgruppen enthaltenden, sowie in Gegenwart von
ionische Gruppen und zwei Hydroxylgruppen aufweisenden Verbindungen durchführt.
[0008] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch die Verwendung der hergestellten Produkte
als Klebstoff bzw. Klebsteffrohstoff zum verkleben beliebiger Substrate und insbesondere
zum Verkleben von Gummi mit sich selbst und anderen Materialien.
[0009] Ausgangsmaterialien für das erfindungsgemäße Verfahren sind organische Diisocyanate,
Dihydroxypolyester, gegebenenfalls niedermolekulare Kettenverlängerungsmittel und
sowohl Carboxylgruppen aufweisende Verbindungen als auch ionische Gruppen aufweisende
Verbindungen mit jeweils Hydroxylgruppen. Demzufolge handelt es sich bei den erfindunsgemäßen
Verfahrensprodukten um vorwiegend lineare Polyurethane. Die Mitverwendung geringer
Mengen von höher als difunktionellen Aufbaukomponenten beispielsweise geringer Mengen
an Trimethylolpropan zwecks Erreichung eines gewissen Verzweigungsgrades beim erfindungsgemäßen
Verfahren soll hierdurch jedoch nicht ausgeschlossen sein, da eine derartige geringe
Verzweigung der erfindungsgemäßen Verfahrensproduckte oft von Vorteil sein kann.
[0010] Für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete Diisocyanate sind insbesondere solche
der Formel
in welcher
Q für einen aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 4-10, vorzugsweise 6, Kohlenstoffatomen,
einen cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 5-15 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise
6-13 Kohlenstoffatomen, einen aromatischen Kohlenwasserstoffrest mit 6-15, vorzugsweise
7-13, Kohlenstoffatomen oder einen araliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 8 Kohlenstoffatomen
steht.
[0011] Bevorzugt werden beim erfindungsgemäßen Verfahren die genannten aromatischen Diisocyanate
eingesetzt. Typische Vertreter geeigneter Diisocyanate sind z.B. 1,4-Butandiiso 1,6-Hexandiisocyanat,
1,4 - Cychlohexylendiisocyanat, 1 - Methyl - 2,4 - diisocyanato - cyclohexan, 1 -
Methyl - 2,6 - diisocyanato - cyclohexan, 1 - isocyanato - 3 - isocyanatomethyl -
3,5,5 - trimethy - cyclohexan, 2, bzw. 2,6 6-Diisocyanatotoluol, 4,4' - Diphenylmethandiisocyanat,
4,4
- - Diphenylpropandiisocyanat bzw. Gemische derartiger Diisocyanate. Besonders beverzugt
geeignet ist 4,4' - Diphenylmethandiisocyanat.
[0012] Für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete Dihydroxypolyester sind insbesondere
solche eines über 600, vorzugsweise zwischen 1200 und 6000, besonders bevorzugt zwischen
2000 und 4000, leigenden Molekulargewichts, wie sie in bekannter Weise aus Alkandicarbonsäuren
mit vorzungsweise mindestens 6 Kohlenstoffatomen und Alkandiolen mit vorzugsweise
mindestens 4 Kohlenstoffatomen zugänglich sind. Geeignete Dicarbonsäuren sind beispielsweise
Adipinsäure, Pimelinsäure, Korksäure, Acelainsäure, Sebazinsäure usw. Geeignete Alkandiole
sind beispielweise Butandiol-1,4 Pentandiol-1,5 oder Hexandiol-1,6. Weitere geeignete
Polyester sind auch Dihydroxylpolycarbonate, insbesondere auf Basis von Hexandiol-1,6
sowie endständige Hydroxylgruppen aufweisende Veresterungsprodukte geradkettiger Hydroxylalkanmonocarbonsäuren
mit mindestens 5 Kohlenstoffatomen wei z.B.
E-Hydroxycapronsäure bzw. die entsprechenden Lactonpolymerisate.
[0013] Dihydroxypolyester aus; Adipinsäure und Butandiol-1,4 aus Adipinsäure und Hexandiol-9,6,
Dihydroxypolyester auf Basis von
E-Caprolactam sowie Dihydroxy-polyhexamethylencarbonate der genannten Molekulargewichtsbereiche
sind besonders gut geeignet.
[0014] Bei der Durchfürung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden oft die in der Polyurethanchemie
an sich bekannten Kettenverlängerungsmittel mitverwendet, obwohl die Mitverwendung
deratiger Kettenverlängerungsmittel nicht zwingend erforderlich ist. Bei diesen Kettenverlängerungsmitteln
handelt es sich insbesondere um Diole oder Diol-Gemische des Molekulargewichtsbereichs
62-300, vorzugsweise 62-150. Geeignete derartige Diole sind z.B. Esterdiole des genannten
Molekulargewichtsbereichs wie z.B. Terephthalsäure-bis - 2 - hydroxyäthylester, Ätherdiole
des genannten Molekulargewichtsbereichs wie z.B. Hydrochinon-bis - 2 - hydroxy- äthyläther.
Vorzugsweise werden als Kettenverlängerungsmittel jedoch einfache Alkandiole mit 2-8,
vorzugsweise 4-6, Kohlenstoffatomen wie Äthylenglykol, Trimethylenglykol, Tetramethylenglykol,
Pentamethylenglykol oder Hexandiol-1,6 eingesetzt. Die Kettenverlangerungsmittel werden
im allgemeinen beim erfindungsgemäßen Verfahren in solchen Mengen eingesetzt, daß
auf jedes Mol des Dihydroxypolyesters 0-1, vorzugsweise 0,3-0,7, Mol des Kettenverlängerungsmittels
entfallen. Bei der oft bevorzugten Verwendung eines Gemischs aus mindestens 2 der
genannten Kettenverlängerungsmittel, beispielsweise bei Verwendung eines Gemischs
aus Tetramethylenglykol und , Hexamethylenglykol, beziehen sich die genannten Mengen
auf jedes der im Gemisch vorliegenden Glykole, so daß die Gesamtmenge des Glykolgemisches
so bemessen werden kann, daß pro Mol Dihydroxypolyester bis zu 2 Mol, vorzugsweise
bis zu 1,4 Mol, Glykol vorliegen.
[0015] Erfindungswesentlich bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die
Mitverwendung von
a) Carboxylgruppen aufweisenden Verbindungen, welche neben den Carboxylgruppen noch
zwei Hydroxygruppen enthalten, und von
b) ionische Gruppen und zwei Hydroxylgruppen aufweisenden Aufbaukomponenten
[0016] Die unter a) und b) genannten Verbindungen werden in solchen Mengen mitverwendet,
daß in den Verfahrensprodukten 0,01 bis 1,0, vorzugsweise 0,02 bis 0,4, Gew.-% an
Carboxylgruppen -COOH und 0,1 bis 10, vorzugsweise 0,5 bis 5, Milliäquivalent pro
100 g an ionischen Gruppen vorliegen.
[0017] Unter ionischen Gruppen sind in diesem Zusammenhang insbesondere homöopolar gebundene
Ammoniumgruppen, Sulfoniumgruppen, Carboxylatgruppen, Sulfonatgruppen oder Phosphonatgruppen
zu verstehen. Bevorzugte ionische Gruppen sind die Sulfonatgruppen -S0
3o.
[0018] Bei den unter a) genannten Aufbaukomponenten handelt es sich vorzugsweise um Dihydroxycarbonsäuren,
wie insbesondere die 2,2-Dimethylolpropionsäure oder auch Dihydroxycarbonsäuren wie
Weinsäure oder Estergruppen aufweisende Dihydroxycarbonsäuren, wie sie beispielsweise
durch Umsetzung von Dicarbonsäureanhydriden wie z.B. Tetrahydrophthalsäureanhydrid
mit Trimethylolpropan im Molverhältnis 1:1 auf einfache Weise zugänglich sind.
[0019] Geeignete Beispiele für die unter b) genannten Aufbaukomponenten sind entsprechend
den oben gemachten Ausführungen, vorzugsweise Phosphonatgruppen, Carboxylatgruppen,
Sulfonatgruppen, Ammoniumgruppen oder Sulfoniumgruppen aufweisende Diole, wobie im
Falle der Herstellung von Ammoniumgruppen aufweisenden erfindungsgemäßen Verfahrensprodukten
insbesondere unter Verwendung von Lösungsmitteln bei der Durchfürung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auch eine Ausführungsform denkbar ist, bei welcher t
eriäre Aminstickstoffatome aufweisende Diole in das Polyurethan eingebaut werden, deren
tertiäre Stickstoffatome erst nach Aufbau des Polyurethans durch Quaternierung, beispielsweise
mit Dimethylsulfat, in quaternäre Ammoniumgruppen überführt werden. Ebenso wie bei
allen anderen Reaktionspartnern für die Diisocyanate handelt sich bei den ionischen
Aufbaukomponenten vorzugsweise um solche, welche 2 aliphatisch gebundene Hydroxylgruppen
aufweisen.
[0020] Beispiele geeigneter Ammoniumgruppen aufweisender Glykole sind die Quaternierungsprodukte
von alkoxylierten Aminen, vorzugsweise N-Alkyl-dialkanolaminen der Formel
in welcher
n, m ganze Zahlen von 1 bis 20, vorzugsweise 1,
R, C1―C8-Alkyl, vorzugsweise -CH3,
R2 C1―C8-Alkyl, vorzugsweise-CH3; ―C2H5,―C3H7 oder -C4Hg,
R3 H oder -CH3, vorzugsweise H und
Xe R1―O―SO3⊖ oder Halogenidionen wie Cl(-), Br(-) oder J(-) bedeuten.
[0021] Ein typisches Beispiel eines Sulfoniumgruppen aufweisenden Diols wäre die Verbindung
der Formel
in welcher
R, und X die bereits genannte Bedeutung haben.
[0022] Beispiele geeigneter Sulfonatgruppen aufweisender Glykole sind die im Rahmen der
vorliegenden Erfindung besonders bevorzugten ionischen Aufbaukomponenten der Formel
in welcher
A und B für gleiche oder verschiedene aliphatische Kohlenwasserstoffreste mit 1 bis
Kohlenstoffatomen stehen,
R4 für H oder―CH3,
Y⊕ für eine Alkalimetall-Kation oder eine gegebenenfalls substituierte Ammoniumgruppe
steht, n und m für gleiche oder verschiedene Zahlen von 0 bis 30,
o und p für jeweils 0 oder 1 und
q für eine ganze Zahl von 0 bis 2 steht;
Verbindungen der Formel
in welcher
Ye die bereits genannte Bedeutung hat und
R5 für einen C1―C8-Alkylrest oder ein Wasserstoffatom, vorzugsweise für ein Wasserstoffatom steht;
oder
Verbindungen der Formeln
in welchen
Y⊕ die bereits genannte Bedeutung hat und
A' für einen Rest der Formel
steht,
wobei
R4 die bereits genannte Bedeutung hat und o eine ganze Zahl von 1 bis 15 bedeutet.
[0023] Geeignete Carboxylatgruppen aufweisende Aufbaukomponenten sind beispielsweise die
Alkalisowie gegebenenfalls an der Ammoniumgruppe substituierte Ammoniumsalze der bereits
beispielhaft genannten Dihydroxycarbonsäuren.
[0024] Geeignete Phosphonatgruppen aufweisende Diole sind beispielsweise Verbindungen der
Formeln
und
in welchen
YO und R5 die bereits genannte Bedeutung haben.
[0025] Grundsätzlich können als ionische Aufbaukomponenten beim erfindungsgemäßen Verfahren
alle beliebigen organischen Verbindungen eingesetzt werden, welche neben 2 aliphatisch
gebundenen Hydroxylgruppen mindestens 1 Ammonium-, Sulfonium-, Carboxylat-, Sulfonat-
oder Phosphonatgruppe aufweisen und ansonsten unter den Beningungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens inert sind. Derartige ionische Aufbaukomopoenten zur Herstellung von ionisch
modifizierten Polyurethanen sind beispielsweise die difunktionellen ionischen Aufbaukomponenten
der US-PS 3 479 310, OT-OS 2 446 440, DT-OS 2 426 401, DT-OS 2 417 664, DT-OS 2 410
862 oder US-PS 3 708 303 bzw. die den in diesen Literaturstellen beschriebenen, im
Sinne der Isocyanat-Additionsreaktion difunktionellen Aufbaukomponenten mit potentiellen
ionischen Gruppen entsprechenden,- durch Quaternierung oder Neutralisation der potentiellen
ionischen Gruppen erhältlichen ionischen Aufbaukomponenten.
[0026] Die ionischen Gruppen bzw. Carboxylgruppen aufweisenden Diole werden beim erfindungsgemäßen
Verfahren vorzugsweise als separate Aufbaukomponenten mitverwendet. Es wäre jedoch
grundsätzlich auch denkbar, beispielsweise die beispielhaft genannten niedermolekularen
ionische Gruppen aufweisenden Glykole als Aufbaukomponente bei der Herstellung der
beim erfindungsgemäßen Verfahren einzusetzenden Dihydroxypolyester mitzuverwenden,
d.h. die ionischen ' Gruppen bereits über die Stufe der beim erfindungsgemäßen Verfahren
einzusetzenden Dihydroxypolyester in die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte einzubauen.
[0027] Die Menge der Carboxylgruppen bzw. ionische Gruppen aufweisenden Aufbaukomponenten
wird bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahren so bemessen, daß der Gehalt
der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte an Carboxylgruppen und an ionischen Gruppen
innerhalb des o.g. Bereichs liegt.
[0028] Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt vorzugsweise im Eintopfverfahren,
d.h. durch Umsetzung der Diisocyanat-Komponente mit einem Gemisch aller Verbindungen
mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionfähigen Wasserstoffatomen, wobei vorzugsweise
in der Schmelze bei 50 bis 200, vorzugsweise 80 bis 150°C, in einem NCO/OH-Molverhältnis
von 0,9:1 bis 0,999:1 gearbeitet wird, so daß stets endständige Hydroxylgruppen aufweisende
Verfahrensprodukte entstehen. Die Umsetzung kann selbstverständlich auch in Gegenwart
von inerten Lösungsmitteln. wie z.B. Toluol, Methyläthylketon, Essigsäureäthylester
oder Dimethylformamid bzw. in Gegenwart von Gemischen derartiger Lösungsmittel durchgeführt
werden.
[0029] Das erfindungsgemäße Verfahren kann jedoch auch nach dem Präpolymerprinzip erfolgen,
wobie beispielsweise die Polyester-Komponente mit der Diisocyanat-Komponente in einem
über 1:1 liegenden NCO/OH-Molverhältnis bei 50 bis 150°C zu einem NCO-Präpolymeren
umgesetzt wird, welches anschließend mit einem Gemisch aus Carboxylgruppen aufweisendem
Glykol, ionische Gruppen aufweisendem Glykol und gegebenenfalls einfachem Glykol-Kettenverlängerungsmittel
bei 80 bis 200°C kettenverlängert wird. Auch hier kann sowohl bei der Herstellung
der Präpolymeren als auch bei der Kettenverlängerungsreaktion in der Schmelze oder
in Gegenwart von Lösungsmitteln gearbeitet werden. Selbstverständlich sind Varianten
denkbar, beispielsweise dergestalt, daß bereits bei der Herstellung des NCO-Präpolymeren
ein oder zwei der genannten Glykol-Typen mitverwendet werden, während dann die Kettenverlängerungsreaktion
unter Verwendung der restlichen Glykoltypen erfolgt.
[0030] Die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte stellen wertvolle Klebstoffe bzw. Klebstoffrohstoffe
zum Verkleben beliebiger Substrate, insbesondere aber zur Verklebung von Gummi mit
sich selbst oder anderen Materialien, dar. Zur erfindungsgemäßen Verwendung werden
die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte in Form von Lösungen in geeigneten Lösungsmitteln
beispielsweise der oben bereits beispielhaft genannten Art oder aber als Schmelze
verarbeitet. Bevorzugt werden die erfindungsgemßen Verfahrensprodukte in Form von
10-40-gew.-%igen Lösungen in polaren Lösungsmitteln, beispielsweise Aceton oder Methyläthylketon,
verwendet. Die Viskosität dieser Klebstofflösungen kann durch Variation des Gehalts
an Hydroxylpolyurethan den speziellen Erfordernissen des Klebeverfahrens oder der
zu verklebenden Materialien angepaßt werden. Die Herstellung der erfindungsgemäß zu
verwendenden Lösungen der erfindungsgemäßen Hydroxylpolyurethane geschieht vorteilhaft
durch einfaches Auflösen der Polyurethane in den zum Einsatz gelangenden polaren Lösungsmitteln
bei Raumtemperatur bzw.bei mäßig erhöhter Temperatur. Falls die Herstellung der Hydroxylpolyurethane
in Lösung erfolgte, kann das zur Herstellung evtl. verwendete unpolare Lösungsmittel
entweder zunächst abgezogen werden, oder es kann auch dem System eine dem jeweiligen
Verwendungszweck angepaßte Menge an polarem Lösungsmittel ohne vorheriges Abziehen
des unpolaren Lösungsmittels zugegeben werden. Bei Verwendung von polaren Lösungsmitteln
während der Herstellung der Polyurethane entstehen direkt verwendbare Lösungen.
[0031] Zur Erreichung spezieller Eigenschaften, z.B zur Verlängerung der Kontaktbindezeit,
können den beschriebenen Klebstoffen natürliche oder synthetische Harze, wie z.B.
Phenolharze, Ketonharze, Colophoniumderivate, Phthalatharze, Acetyl- oder Nitrocellulose
oder andere Stoffe, wie z.B. Silikatfüllstoffe, zugefugt werden. Auch der Zusatz von
Vernetzungsmitteln, beispielsweise von höherfunktionellen Polyisocyanaten wie z.B.
Phosphorsäure - tris - isocyanatophenylester oder Tris - isocyanato - toloyl - isocyanurat,
zu den Klebstofflösungen ist möglich.
[0032] Die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte können jedoch auch aus der Schmelze verabeitet
werden. In beiden Fällen werden zur Verarbeitung die als Lösung oder Schmelze vorliegenden
Klebstoffe auf die gegebenenfalls gerauhten oder in anderer Weise vorbehandelten,
zu verklebenden Werkstoffoberflächen gebracht. Dies kann mittels Walze, Pinsel, Spachtel
Spritzpistole oder einer anderen Vorrichtung geschehen. Die Klebstoffaufstriche werden
zum weitgehenden Abdampfen der in ihnen enthaltenen Lösungsmittel und zur Aktivierung
beispielsweise auf ca. 50 bis 150, vorzugsweise ca. 55 bis 100°C, erhitzt und anschließend
sofort mit Preßdruck zusammengefügt oder es wird―einer bevorzugten Variante dieser
Erfindung entsprechend - auf eine mit einer bereits angetrockneten Klebstoffschicht
versehenen Werkstoffoberfläche ein auf 120 bis 200°C erhitzter, flüssiger Kunststoff,
z.B. ein weichmacherhaltiges Vinylchloridpolymerisat, im Spritzgußverfahren aufgebracht.
[0033] Mit den erfindungsgemäßen Verfahrensprodukten können zahlreiche Werkstoffe, wie Papier,
Pappe, Holz, Metall und Leder, mit hoher Festigkeit verklebt werden. Bevorzugt eignen
sie sich zum Kleben von Gummimaterialien und anderer Kunststoffe, wie u.a. Polyurethan-Schaumstoffen
mit kompakter Oberfläche und - soweit sie in inrer sonstigen Zusammensetzung der DT-PS
1 256 822 entsprechen - weichmacherhaltigen Homo- oder Mischpolymerisaten des Vinylchlorid,
vor allem zum Kleben von Sohlen aus diesen Materialien auf Schuhschäfte aus Leder
oder Syntheseleder.
[0034] Die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte eignen sich im übrigen auch hervorragend
als Beschichtungsmittel für die verschiedensten Substrate, insbesondere für Gummi.
[0035] In den nachfolgenden Beispielen wurden folgende Ausgangsmaterialien eingesetzt:
Ionische Aufbaukomponenten
[0036]
Polyester
A) Hexandiol-1,6-polyadipat; Hydroxylzahl 49,8
B) Polycaprolacton; Hydroxylzahl 55,7
C) Hexandiol-1,6-polyadipat; Hydroxylzahl 37,5
Beispiele 1-12
Herstellung der Polyurethane (allgemeine Herstellungsvorschrift):
[0037] 1 Mol des Polyesters werden mit der in Tabelle 1 angege-benen Anzahl an Molen des
Kettenverlängerungsmittels (Butandiol bzw. Hexandiol), der in der Tabelle 1 angegebenen
Anzahl Mole der ionischen Aufbaukomponenten und der in der Tabelle 1 angegebenen Anzahl
Mole Dimethylolpropionsäure vermischt. Das Gemisch wird anschließend bei 100°C im
Wasserstrahlvakuum entwässert.
[0038] Anschließend erfolgt bei 120°C die Zugabe der in der Tabelle 1 angegebenen Anzahl
Mole an 4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan zu dem Diolgemisch. Das Reaktionsgemisch wird
2 Minuten verrührt. Die heiße Schmelze wird anschließend in eine Teflonschale gegossen
und 15 Stunden bei 110°C im Heizschrank getempert. Nach Abkühlen auf Raumtemperatur
erhält man ein festes Produkt, welches als 15 %ige Lösung in Methyäthylketon die in
Tabelle 1 angegebene Viskosität aufweist.
[0039] Unter Verwendung der in Tabelle 1 genannten Klebstofflösungen wurden folgende Materialien
miteinander verklebt:
Material A:
Vulkanisierter Styrol-Butadien-Kautschuk der Shore Härte 96, mechanisch gerauht.
Material B:
Vulkanisierter Styrol-Butadien-Kautschuk der Shore A-Härte 61, mechanisch gerauht.
[0040] Zur Verklebung wurden die Prüflinge beidseitig mit 250 g/m
2 der Klebstofflösung beschichtet, das Lösungsmittel wird bei 80°C verdunstet, gleichzeitig
erfolgt durch die Wärmebehandlung eine Aktivierung der Klebstoffschicht. Die Verklebung
erfolgte durch Zusammenpressen der mit der aktivierten Klebstoffschicht versehenen
Prüflinge unter gelindem Druck. Nach neuntägiger Lagerung wurden die in Tabelle 2
zusammengestellten Trennfestigkeiten in kp/cm ermittelt:
[0041] Zur Prüfung der Lagerstabilität von Klebstofflösungen der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte
wurden aus den Dihydroxypolyurethanen gemäß Beispielen 1, 5, 6, 11, und 12 20-%ige
Lösungen in Methyläthylketon hergestellt. In der nachstehenden Tabelle 3 ist die Viskositätsabnahme
der Lösungen bei 20°C und in der nachstehenden Tabelle 4 die Viskositätsabnahme der
Lösungen bei 70°C zusammengefaßt.