[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Angestrebt wird der Einsatz von Profilen mit hohen Festigkeitskennwerten im Lieferzustand
zur Verwendung als Konstruktionsteile dann, wenn hohe
Bauteilfestigkeiten bei kleinen Gewichten erzielt werden sollen, z.B. für Fahrzeugteile,
Hydraulikzylinder, Stahlhochbauteile oder, wenn bei der konstruktiven Begrenzung der
Abmessungen hohe Belastungen zwangsläufig sind, wie z.B. bei Ölfeldrohren für die
Bohrtechnik.
[0003] In bekannter Weise werden bei der Warmherstellung von z.B. nahtlosen Rohren naturharte
Stähle mit höheren Kohlenstoffgehalten bis zu o,5o% C und/oder anderen festigkeitssteigernden
Legierungszusätzen eingesetzt. Bei der Herstellung von aus Bändern oder Blechen geformten
und ggfs. zum Rohrprofil verschweißten Profilen stößt der Einsatz derartiger Stähle
bei der Kaltverarbeitung, Zerteilen, Besäumen, Einformen zum Profil wegen des hohen
Formänderungswiderstandes und bei der maschinellen Schweißung, insbesondere wegen
mangelnder Hochfrequenz-Schweißbarkeit auf bisher nicht zu überwindende Schwierigkeiten.
[0004] Die Beeinträchtigung der maschinellen Hochfrequenz-Schweißbarkeit könnte zwar sowohl
durch den Einsatz der nach dem Warmwalzen flüssigkeitsvergüteten Stähle (z.B. STE
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0, Merkblatt 365, "Feinkornbaustähle für geschweißte Konstruktionen" Teil C, Beratungsstelle
für Stahlverwendung, Düsseldorf, 1. Auflage 1972) als auch durch den Einsatz von gegenüber
den normalgeglühten Feinkornbaustählen (Merkblatt 365, Teil B) mit erhöhten Streckgrenzen
hergestellten Feinkornstählen vermieden werden. Es besteht jedoch auch hier das Problem,
daß der Werkstoff zwar die für den Lieferzustand geforderte hohe Festigkeit hat, aber
aufgrund des hohen Formänderungswiderstandes für die Kaltverarbeitung zu Profilen
nicht geeignet ist. In der Praxis haben diese Gegebenheiten bei der Herstellung von
z.B. geschweißten Rohren zu einer Begrenzung der Streckgrenze der Profile auf etwa
5oo N/mm2 und der Zugfestigkeit auf etwa 65o N/mm2 geführt. Die Rohre müssen demgemäß
aus Bändern oder Blechen weicher Güten mit einer Streckgrenze bis 5oo N/mm2 geformt,
geschweißt und bei höheren Anforderungen an die Streckgrenze flüssigkeitsgehärtet
und angelassen, d.h. vergütet werden.
[0005] Die Erhöhung von Zugfestigkeit und Streckgrenze durch eine Flüssigkeitshärtung und
ein Anlassen (Vergüten) ist jedoch kostenaufwendig und nachteilig, weil die zuvor
erzeugten höheren Festigkeitswerte wieder verloren gehen, wenn nachfolgend eine austenitisierende
Wärmebehandlung, beispielsweise ein Normalisieren, Warmumformen etc. vorgenommen werden
muß.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
anzugeben, mittels dessen die Nachteile der bekannten Verfahren vermieden und auf
verhältnismäßig einfache und daher auch kostengünstige Weise unter Vermeidung einer
aufwendigen Vergütung eine Herstellung hochfester Profile, insbesondere geschlossener
Rohrprofile mit einer Streckgrenze von mehr als 5
0o N/mm2, einer Zugfestigkeit von mehr als 6
00 N/mm und hoher Zähigkeit einschließlich des erforderlichen maschinellen Schweißens
ermöglicht wird.
[0007] Diese Aufgabe wird nach der Erfindung durch die Kombination der folgenden Verfahrensschritte
gelöst:
a) das aus einem ausscheidungshärtbaren Feinkornstahl bestehende Stahlband oder -blech
wird aus der Walzhitze nach dem letzten Walzstich von einer Endwalztemperatur oberhalb
der A1-Temperatur auf eine Temperatur von etwa 400° C überalternd warmausgelagert und anschließend
auf Raumtemperatur abgekühlt;
b) das Stahlband oder -blech wird zu einem offenen Profil kaltverarbeitet;
c) das Profil wird einer Lösungsglühung zur Auflösung der groben Ausscheidungen unterworfen
und anschließend zur Bildung feinverteilter Ausscheidungen (Karbide, Nitride, Karbonitride)
abgekühlt.
[0008] Unter einem ausscheidungshärtbaren Feinkornstahl wird dabei bevorzugter Weise ein
Stahl verstanden, der eine Zusammensetzung von
Rest Eisen und übliche Verunreinigungen hat und-der im fertigen Zustand eine ASTM-Korngröße
von feiner 6 aufweist. Mit Vorteil wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die überalternde
Warmauslagerung des ausscheidungshärtbaren Feinkornstahles, bei der keine Kornverfeinerung
erfolgt, während des Abkühlens des oberhalb der A
1-Temperatur, vorzugsweise bei 85o bis 75
0° C zu einem Bund gehaspelten Stahlbandes durchgeführt.
[0009] Durch diese verhältnismäßig hohen Haspeltemperaturen mit nachfolgender Abkühlung
allein durch die natürliche Wärmeabstrahlung des Bundes wird eine verlangsamte Abkühlungsgeschwindigkeit
erreicht, durch die feinverteilte Ausscheidungen vermieden und koagulierte Ausscheidungen
erreicht werden. Eine entsprechende Gefügeausbildung wird nach der Erfindung bei Blechen
durch eine Ofenabkühlung, durch die Abstrahlung und Konvektion verhindert werden,
aus der Walzhitze erreicht. Sowohl beim gehappelten Stahlband als auch beim Stahlblech
ist es wesentlich, daß die verlangsamte Abkühlung bis zu einer Temperatur von 400°C
geführt wird, während die nachfolgende Abkühlung auf Raumtemperatur in beliebiger
Weise durchgeführt wird.
[0010] Aufgrund des durch die Warmauslagerung erzielten niedrigen Formänderungswiderstandes
des Stahlbandes bzw. -bleches kann dieses ohne Schwierigkeiten zu einem zunächst offenen
Profil kaltverarbeitet, d.h. zerteilt, besäumt, eingeformt, kalibriert und gerichtet
werden. Ein auf diese Weise kalt hergestelltes offenes Profil wird nach der Erfindung
bevorzugter Weise vor der weiteren Behandlung zu einem geschlossenen Rohrprofil verschweißt.
[0011] Die nach der Erfindung hergestellten offenen bzw. geschlossenen Profile werden nachfolgend,
um eine Ausscheidungshärtung, die auch als Teilchenhärtung und Feinkornhärtung bezeichnet
wird, herbeizuführen, zur Auflösung der groben Ausscheidungen einer Lösungsglühung
oberhalb der A
C3- Temperatur mit nachfolgender Abkühlung unterworfen. In jedem Fall soll durch die
Art der Abkühlung die Bildung feinverteilter Karbide, Nitride und Karbonitride bei
gleichzeitiger Feinkornbildung erreicht werden. Wird die Erfindung im Rahmen der Herstellung
streckreduzierter Rohre angewendet, sowwird in vorteilhafter Weise die Temperatur
der Lösungsglühung gleich der Temperatur gewählt, mit der das Streckreduzieren des
Ausgangsrohres begonnen wird, d.h. der Anstichtemperatur. Eine gesonderte Lösungsglühung
ist dann bei diesen streckreduzierten Rohren nicht mehr erforderlich, da die dem Lösungsglühen
folgende Abkühlung während des Streckreduzierens bzw. im unmittelbaren Anschluß daran
erfolgt.
[0012] Eine gegebenenfalls erforderliche Nachausscheidung von Nitriden, Karbiden bzw. Karbonitriden
und dementsprechend eine Verbesserung der angestrebten Eigenschaften der Fertigprodukte
wird durch ein Anlassen bei einer Temperatur von 5oo bis 6
00° C erzielt. Mit Vorteil kann dieses Anlassen auch in der Weise durchgeführt werden,
daß die dem Lösungsglühen folgende Abkühlung unterbrochen und im Bereich von 5oo bis
600° C mit verminderter Abkühlungsgeschwindigkeit fortgeführt wird.
[0013] Die Vorteile des Verfahrens nach der Erfindung sind im wesentlichen zunächst darin
zu sehen, daß auf kostengünstige Weise und zwar unter Vermeidung einer aufwendigen
Flüssigkeitsvergütung hochfeste Profile, insbesondere geschlossene Rohrprofile, einschließlich
des erforderlichen maschinellen Schweißens herstellbar sind. Insbesondere wird durch
dieses Verfahren und den zum Einsatz gelangenden ausscheidungshärtbaren Feinkornstahl
die mangelnde maschinelle Schweißbarkeit bisher eingesetzter Stähle beseitigt und
gleichzeitig eine ausreichende Kaltverarbeitungsfähigkeit während des Herstellungsverfahrens
erreicht.
[0014] Im folgenden ist das Verfahren nach der Erfindung anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispieles
näher erläutert.
[0015] Ein Stahl mit einer chemischen Zusammensetzung von
[0016] Rest Eisen und unvermeidliche Verunreinigungen wird nach dem Warmwalzen zum Band,
vorzugsweise
Warmbreitband ohne Zwischenkühlung nach dem letzten
Walzstich bei einer Temperatur von etwa 750° C zu einem Bund (Coil) gehaspelt und an
ruhender Luft bis 400°C abgekühlt.
[0017] Bei dieser Abkühlung des Bundes von der Haspeltemperatur auf 400° C wird die natürliche
Wärmespeicherfähigkeit des Bundes für das überalternde
Warmauslagern genutzt, bei dem die Ausscheidung und Koagulation der Karbide, Nitride
und Karbonitride unter Vermeidung einer Kornverfeinerung weitgehend vollständig ablaufen.
Die weitere Abkühlung auf Raumtemperatur erfolgt auf beliebige Weise. Das Warmbreitband
weist nach der vollständigen Abkühlung auf Raumtemperatur bzw. dem Uberaltern eine
Streckgrenze von 455 N/mm
2 und eine Zugfestigkeit von 65o N/mm
2 auf .
[0018] Das Warmbreitband wird darauf in Streifenzerteilt, soweit erforderlich besäumt und
nachfolgend kalt umgeformt, im vorliegenden Beispiel im Durchlaufverfahren zu einem
Schlitzrohr eingeformt, das mittels einer Hochfrequenz-Schweißeinrichtung zu einem
Rohr mit einem Durchmesser von 159 mm verschweißt wird.
[0019] Dieses Rohr wird auf eine Temperatur von etwa 1
03
0°
C erwärmt und mit dieser Temperatur.als Anstichtemperatur in einem Streckreduzierverfahren
auf den gewünschten Durchmesser von 6
0,3 mm gewalzt. Das fertige Rohr wird auf einem Kühlbett an ruhender Luft auf Raumtemperatur
abgekühlt.
[0020] Während des Aufheizens bzw. Haltens des Rohres auf Walztemperatur werden die groben
Karbide, Nitride und Karbonitride im Stahl gelöst und während der Abkühlung bzw. nach
dem Walzen fein verteilt bei gleichzeitiger Feinkornbildung ausgeschieden.
[0021] Das fertige Rohr weist nach dieser Behandlung eine Streckgrenze von 648 N/mm
2 und eine
Zug- festigkeit von 845 N/mm
2 auf.
1. Verfahren zum Herstellen von Profilen mit einer Streckgrenze von ≥ 500 N/mm
2, einer Zugfestigkeit von ≥ 600 N/mm
2 und hoher Zähigkeit aus warmgewalztem Stahlband oder -blech, gekennzeichnet durch
die Kombination der folgenden Verfahrensschritte:
a) das aus einem ausscheidungshärtbaren Feinkornstahl bestehende Stahlband oder -blech
wird aus der Walzhitze nach dem letzten Walzstich von einer Endwalztemperatur oberhalb
der A1-Temperatur auf eine Temperatur von etwa 400°C überalternd warmausgelagert und anschließend
auf Raumtemperatur abgekühlt;
b) das Stahlband oder blech wird zu einem offenen Profil kaltverarbeitet;
c) das Profil wird einer Lösungsglühung zur Auflösung der groben Ausscheidungen unterworfen
und anschließend zur Bildung feinverteilter Ausscheidungen (Karbide, Nitride, Karbonitride)
abgekühlt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das zu einem Bund gehaspelte
Stahlband während des Abkühlens überalternd warmausgelagert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Stahlblech durch eine
Ofenabkühlung aus der Walzhitze überalternd warmausgelagert wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das offene Profil zu einem geschlossenen Rohrprofil verschweißt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Profil oberhalb der AC3-Temperatur lösungsgeglüht wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das geschlossene Rohrprofil mit einer der Lösungsglühtemperatur entsprechenden
Anstichtemperatur streckreduziert wird.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Profile
bei einer Temperatur von 5oo bis 600° C angelassen werden.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die dem Lösungsglühen
folgende Abkühlung unterbrochen und im Bereich von 5oo bis 600°C mit verminderter
Abkühlungsgeschwindigkeit fortgeführt wird.
9. Die Verwendung eines ausscheidungshärtbaren Feinkornstahles als Werkstoff zur Herstellung von maschinell geschweißten, insbesondere
hochfrequenzgeschweißten hochfesten Profilen, insbesondere Rohren, die ohne Vergütung
eine Streckgrenze von ≥ 5oo N/mm2, einer Zugfestigkeit von ≥ 600 N/mm2 und hoher Kerbschlagzähigkeit aufweisen.