[0001] Die Erfindung bezieht sich auf Einlagen für Schneidladungen nach dem Oberbegriff
des Anspruches 1.
[0002] Schneidladungen dienen beispielsweise zum Durchtrennen von Eisenplatten, Kabeln,
Brückenträgern. Schneidladungen sind ebensymmetrische Hohlladungen. Die Schneidladungen
sind mit einem Hohlraum ausgestattet, die ihre Vorzugswirkung in der Symmetrieebene
entfalten. Für militärischen Einsatz werden hauptsächlich Schneidladungen mit dach-
oder halbrundförmiger Einlage angewendet.
[0003] Schneidladungen sind ausgekleidete Hohlladungen, wobei die Auskleidung aus einer
Einlage aus Inertmaterial oder aus Metall, vorzugsweise Kupfer, besteht.
[0004] Die Auskleidung dient als Energieüberträger, da sie die Energie der Sprengladung
auf einen kleinen Wirkungsquerschnitt auf dem Sprengobjekt über relativ lange Zeit
konzentriert.
[0005] Durch die Detonation der Sprengladung wird die Auskleidung, d. h. die Einlage so
verformt, daß das Auskleidungsmaterial in der Symmetrieebene zusammenströmt und sich
aus dem Kollapspunkt (jeweiliger Treffpunkt der Auskleidungselemente) der Stachel
hoher kinetischer Energie und der Bolzen geringer kinetischer Energie bildet. Der
Stachel ist für die Wirkung im Sprengobjekt verantwortlich.
[0006] Die Vorgänge können gut mittels der hydrodynamischen Theorie beschrieben werden.
[0007] Wesentliche Einflußgrößen der Schneidladung mit Einlage sind Detonationsgeschwindigkeit
und Dichte des
'Sprengstoffs, Detonationswellenform, sowie Auskleidungsform und Ausbildung der Wandstärke
der Auskleidung und die Oberflächenbeschaffenheit der Auskleidung.
[0008] Nach der hydrodynamischen Theorie ist der Detonationsdruck in der Wellenfront gleich
dem Produkt aus Dichte, Detonationsgeschwindigkeit und Schwadengeschwindigkeit, oder
die Schwadengeschwindigkeit wächst mit der Detonationsgeschwindigkeit etwa proportional
dem Quadrat der Detonationsgeschwindigkeit.
[0009] In Sprengstoffen einer Schneidladung wird chemische Energie in Bewegungsenergie umgesetzt,
wobei man sogenannte brisante Sprengstoffe wie Trinitroloul, Hexogen, Oktogen usw.
verwendet. Auch werden vielfach Sprengstoffe mit Metallpulver gemischt angewendet,
der Molekülzerfall derartiger Sprengstoffe erfolgt in Mikrosekunden.
[0010] Eine Verdämmung der Sprengstoffe ist nicht notwendig, da sich die Druckwelle nicht
so schnell ausbreitet wie der Molekülzerfall vor sich geht. Der hoch unzersetzte Teil
der Schneidladung bleibt daher unbeeinflußt. Die Dichte des Sprengstoffs ist in der
Stoßfront erhöht.
[0011] Die mit Überschallgeschwindigkeit im Sprengstoff fortschreitende Umsetzungsfront,
je nach chemischer Zusammensetzung des Sprengstoffs zwischen 6000 und 9000 m/Sek.,
ist von einer Zone wachsenden Druckes gefolgt, weil die Verdünnungswellen, die von
der freien Oberfläche der Schneidladung ausgehen, nicht so rasch nachfolgen können
und der Druck erst allmählich hinter der Stoßwelle abgebaut wird. Auf diese Weise
werden Stoßwellen-Amplituden von einigen 100 kbar erreicht.
[0012] Sprengtechnisch ist es wichtig, wenn es auf Schnittiefen bei der Wirkung der Schneidladung
ankommen soll, daß einmal der Sprengstoff beim Gießen eine max. Verdichtung aufweist
und die Einlage so gestaltet ist, daß eine effektive Schnittiefe zustande kommt, was
nur dann der Fall ist, wenn keine Überreste der Einlage nach erfolgter Sprengung im
Schnitt sitzen bleiben.
[0013] Eingehende Versuche haben ergeben, daß die Schneidetiefe eines durch Stoßwellen belasteten
Körpers in erster Linie durch die Geschwindigkeit des Stoßes bestimmt wird. Bereits
bei Geschwindigkeiten, die zwischen 2 bis 3 km/Sek. liegen, geht mit zunehmender Geschwindigkeit
der Einfluß immer mehr zugunsten der Dichte zurück, da die auftretenden Drücke die
Festigkeit weit übersteigen. Die Festigkeit hat aber noch einen gewissen Einfluß.
Ist jedoch die Geschwindigkeit über der Schallgrenze,wie z. B. bei brisanten Sprengstoffen
mit ca. 8 km/Sek., spielt die Festigkeit des zu schneidenden Werkstoffes keine Rolle
mehr, da sich die Werkstoffe dann wie Flüssigkeiten verhalten.
[0014] Die Erkenntnisse dieser Wichtigkeit werden in der hydrodynamischen Theorie als Wellendetonationslenkung
bezeichnet.
[0015] Bei den bekannten militärischen Schneidladungen besteht die Auskleidung entweder
aus Sinter- oder Kupfermaterial in einteiliger Form. Bei den Einlagen aus Kupfer wird
Elektrolytkupfer mit einem hohen Reinheitsgehalt verwendet. Die Einlagen bestehen
aus Kupferblechen, die im Walzverfahren hergestellt werden und nachträglich je nach
Bedarfsfall im Biege- oder Preßverfahren zu dach-oder halbkreisförmigen Einlagen geformt
werden.
[0016] Bei Schneidladungen mit dachförmiger Einlage gibt es einen kritischen Winkel, unter
dem keine Stachelbildung auftritt. Diese Winkelbildung hängt von der Kompressibilität
des Einlagewerkstoffes und der Schallgeschwinfdigkeit in demselben ab. Trifft der
Stachel auf einen Zielwerkstoff, so wird er unter dem Einfluß des Staudruckes umgelenkt.
Die erzielte Schnittiefe hängt dabei von der Ladung und der Raumform, der Geometrie
und der Zusammensetzung der Auskleidung und dem Ladungsabstand und der Art des Zieles
ab. Die Vorgänge beim Aufprall schneller Teilchen auf Materie erfordern eine mehr-dimensionale
Behandlung der Stoßwellenausbreitung und sind einer rechnerischen Erfassung z. Zt.
kaum zugänglich.
[0017] Es ist deshalb z. Zt. auch größtenteils noch unbekannt, in welchem Aggregatzustand
sich der Stachel oder auch das getroffene Zielmaterial während des Beschusses befinden.
[0018] Mit Sicherheit kann nur gesagt werden, daß die Schnittdimensionen wie Tiefe und Breite
keinen Zusammenhang mit der Zusammensetzung des Zielwerkstoffes haben. Die Schnittiefe
ist im wesentlichen nur von der Einlage und von der Ladungsstärke abhängig.
[0019] Die geprägten oder andersartig geformten dach- oder halbkreisförmigen Schneidladungen
müssen bei der Fertigung mit größter Sorgfalt und hoher Genauigkeit hergestellt werden.
Risse und Kerben beeinträchtigen die Schnittwirkung. Darüber hinaus haben Versuche
ergeben, daß der Scheitelpunkt der Einlage nach erfolgter Sprengung zu einem Teil
als fester Kupferbestandteil im Schnitt sitzen bleibt. Man kann aus diesem Grund mit
an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, daß der Scheitelpunkt der Einlage,
bezogen auf eine Länge von ca. 1 - 2 cm, als Störelement bei der Sprengung wirkt.
[0020] Es ist bekannt, daß, wenn Form und Dicke der Metalleinlage, die Sprengstoffbelegung
und der optimale Abstand zum Zielobjekt nicht in Relation stehen, keine optimalen
Schnittiefen erreicht werden können.
[0021] Bei der Detonation der Schneidladung wird die Metalleinlage gewissermaßen wie ein
Hutfutter nach außen gestülpt und schießt als Stachel mit der Detonationsgeschwindigkeit
als Bezugsgeschwindigkeit des Systems, vermehrt um die Fließgeschwindigkeit des Stachels,
gegen das Zielobjekt. Der der Schwadenseite zugehörige Teil der Metalleinlage fließt
nach dem Zusammenstoß in der Symmetrieebene in die entgegengesetzte Richtung und läuft,
d. h. vom betrachtenden Gesamtsystem aus gesehen, mit der um die Strömungsgeschwindigkeit
verminderten Geschwindigkeit hinter dem Stachel langsam nach.
[0022] Wenn nun die Einlage nach der Umstülpung im Scheitelpunkt nicht vollkommen zerlegt
wird, wird der Schnittkanal am Ende durch den Stachel verstopft.
[0023] Neben der nicht zu erreichenden optimalen Schnittleistung bei einer einteiligen Einlage,
ist die Fertigung derartiger Einlagen,wie schon erwähnt, kostspielig und aufwendig.
[0024] Ziel der Erfindung ist es, zur Verbesserung der Schnittleistung bei Schneidladungen
und zur Vereinfachung der Fertigung und zur preisgünstigen Herstellung eine präzise
genaue Einlage zu schaffen, bei der nach erfolgter Sprengung keine Überreste der Einlage
im Schnitt vorhanden sind und wo letzten Endes die Einlagen genau und wirtschaftlich
billig herstellbar sind. Weiterhin müssen diese Metalleinlagen auch schnell und genau
in die Schneidladungsgehäuse montiert werden können.
[0025] Auch dies ist von besonderer Wichtigkeit, da wegen der zu erreichenden Schnittiefen
man auch vorgepreßte oder vorgegossene Sprengstoffeinsätze mit hoher Dichte verwenden
kann, die mit der Metalleinlage homogen verklebt werden.
[0026] Die gestellte Aufgabe wird nach dem kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 gelöst.
[0027] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß die Schnittleistung
wesentlich erhöht wird, keine Restbestandteile der Einlage nach der Sprengung im Schnitt
sitzen bleiben, die Einlage genau und präzise gefertigt werden kann, preisgünstig
herstellbar ist und einfach und bequem in das Schneidladungsgehäuse eingebaut werden
kann.
[0028] Vorteilhafte Weiterbildungen des Erfindungsgedankens sind in den Ansprüchen 2 - 6
angegeben.
[0029] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden in
folgendem näher beschrieben.
[0030] Es werden nur einige Formen von Einlagen dargestellt. Die Angaben sind daher nicht
einschränkend.
[0031] Es zeigt:
Fig. 1 eine Schneidladung mit dachförmiger Einlage
Fig. 2 eine dachförmige Einlage
Fig. 3 eine dachförmige an den Enden verstärkte Einlage (progressiv)
Fig. 4 eine dachförmige, zum Scheitelpunkt verlaufende verstärkte Einlage (degressiv)
Fig. 5 eine in Form einer Sinuskurve verlaufende Einlage
Fig. 6 eine dachförmige am Scheitelpunkt offene Einlage
Fig. 7 eine in Ogivenform ausgebildete Einlage
Fig. 8 eine dachförmige im Scheitelpunkt abgerundete Einlage
Fig. 9 Darstellung eines Zielblockes mit optimalem Schnitt
Fig. 10 Darstellung eines Zielblockes mit Einlagenresten im Schnitt.
[0032] Nach den Figuren 1, 2,ist ein Sprengstoffeinsatz 1 mit einer Ausnehmung 2 versehen,
an deren Flächen 3, 4 plattenförmige Einlagen 5, 6 angeklebt sind. Die Einlagen 5,
6 bestehen aus Elektrolytkupfer. Giebelseitig liegen sie mit den Flächen 7, 8 aneinander
an.
[0033] Andere Einlagen-Formen mit unterschiedlicher Materialdicke weisen die Einlagen 10
- 17 nach den Figuren 3 - 5 und 8 auf.
[0034] Nach den Figuren 6 und 7 liegt zwischen den Einlagen 20
~ 23 eine in Schnittrichtung 25 geschlossene Stoßfuge 26.
[0035] Ein durch die vorbeschriebenen Einlagen mit Sprengstoffeinsatz und hier nicht beschriebenem
Gehäuse mit Zündeinrichtung erzielbarer Schnitt 30 nach Fig. 9 zeigt die Leistungssteigerung
gegenüber einem durch den Stand der Technik erzielbaren Schnitt 31 in einem Zielblock
32 nach Fig. 10.
[0036] Das Prinzip der Erfindung besteht zusammengefaßt darin, anstelle einer bisher einteilig
ausgebildeten Einlage erstmals geteilte, in beliebiger Form auszubildende Einlagenzuverwenden,
wo bei der Schnittiefe eine hohe Effektivität erreicht wird.
[0037] Durch die beschriebene Art der Einlagen für Schneidladungen kommt eine Auskleidung
zustande, welche technisch den heutigen Erkenntnissen der Hohl- und Schneidladungsforschung
entspricht und darüber hinaus wirtschaftlich einfach herzustellen ist.
1. Einlagen für Schneidladungen zum Durchtrennen von Eisenplatten, Kabeln, Brückenträgern
und dergleichen, dadurch gekennzeichnet, daß die Einlagen (5, 6, 10 - 17, 20 - 23)
mindestens zwei- oder mehrteilig sind, wobei die Einlagen in beliebiger Form gepreßt,
gewalzt oder gezogen sind und beliebige Profile aufweisen.
2. Einlagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Einlagen durch aneinanderliegende
Flächen (7, 8) giebelseitig geschlossen sind.
3. Einlagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Einlagen (20 - 23) giebelseitig
eine in Schnittrichtung (25) geschlossene Stoßfuge (26) bilden.
4. Einlagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der Einlagen (10,
11, 14, 15, 22) in Richtung auf ihre freien Enden progressiv zunimmt.
5. Einlagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der Einlagen (12,
13) in Richtung auf ihre freien Enden progressiv abnimmt.
6. Einlagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Form der Einlagen (5,
6, 10 - 17, 20 - 23) dachförmig, sinusförmig, ogivenförmig oder dachförmig mit gerundetem
Giebel ist.