[0001] In der nuklearmedizinischen Diagnostik hat sich in den letzten Jahren Technetium-99m
wegen seiner günstigen physikalischen Eigenschaften (keine Korpuskularstrahlung, γ-Energie
von 140 keV, Halbwertszeit von 6 h) und der damit verbundenen geringen Strahlenbelastung
für Patienten und Personal weitgehend durchgesetzt. Wegen der kurzen Halbwertszeit
des Technetium-99m und den damit verbundenen starken Aktivitätsverlusten beim Transport
wird es nur noch selten in isolierter Form versandt. Mit einem Technetium-Generator
kann Tc-99m leicht von seinem Mutternuklid Mo-99 abgetrennt werden. Wegen der längeren
Halbwertszeit von Mo-99 (HWZ = 66,7 h) werden die durch den Transport bedingten Aktivi
tätsverluste in Grenzen gehalten. Weil nach Abtrennung des Tc-99m durch Elution aus
dem noch auf der Säule vorhandenen Molybdän-99 wieder Technetium-99m nachg
e- bildet wird, kann ein Technetium-99m-Generator ein bis zwei Wochen lang täglich
ein- bis zweimal eluiert werden.
[0002] Es ist bekannt, daß die berechneten Mengen an Technetium-99m vor allem bei Generatoren
mit einer größeren Mo-99-Beladung oft deutlich unterschritten werden. Diese Ausbeuteeinbußen,
in besonderen Fällen Ausbeutezusammenbrüche werden durch "Strahlenreduktion" verursacht.
Die als ß-Strahlung des Mo-99 emittierten Elektronen reduzieren das in der Aluminiumoxid-Säule
als Pertechnetat-Ion Tc04- vorliegende Technetium (Oxidationsstufe + 7) zu einer niedrigeren
Oxidationsstufe. Das reduzierte Technetium ist im Gegensatz zum Pertechnetat an das
Aluminiumoxid der Generatorsäule gebunden und kann nicht eluiert werden. Je größer
die Strahlendosis in dem Teil der Säule ist, in dem das Tc-99m entsteht, desto mehr
Pertechnetat wird reduziert. Bei Generatoren, die mit aus den Spaltprodukten des Uran-235
gewonnenem Mo-99 (sogenanntem Spaltmolybdän) hergestellt werden, ist dieser Teil der
Säule wegen der hohen spezifischen Aktivität des Mo-99 bsonders klein und folglich
die absorbierte Dosis besonders hoch. Deshalb ist auch das Risiko der Ausbeuteverminderung
bei mit Spaltmolybdän hergestellten Generatoren besonders hoch.
[0003] Um Ausbeuteeinbußen durch Strahlenreduktion zu verhindern, sind mehrere Möglichkeiten
beschrieben worden, die jedoch alle gewisse Nachteile haben.
1. Man kann einer als Elutionsmittel dienenden physiologischen Kochsalzlösung ein
Oxidationsmittel wie H202 oder NaOCl zusetzen, das das reduzierte Technetium wieder zum Pertechnetat oxidiert.
Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, daß solche Oxidationsmittel vor der
Verwendung der Eluate für die Markierung bestimmter organspezifischer Substanzen wieder
zerstört werden muß, z.B. durch Verkochen.
2. Bringt man nach jeder Elution durch Trockensaugen der Säule frischen Sauerstoff
in das System, so wird die Strahlenreduktion so lange verhindert, wie noch genug Sauerstoff
in der Säule vorhanden ist. Der Nachteil dieser Methode ist eine umständlichere Elutionstechnik.
3. Aus DE-AS 22 38 503 ist bekannt, daß durch den Zusatz von Nitrat oder Nitrit zum
Elutionsmittel die Reduktion des Pertechnetat-Ions verhindert werden kann. Gegen die
Verwendung von Nitrat und Nitrit, die beide ins Eluat und somit in den Organismus
gelangen, spricht die noch nicht geklärte Rolle, die Nitrit, das in kleinen Mengen
auch aus dem Nitrat entsteht, bei der Krebsbildung spielt.
[0004] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Trennung von Technetium-99m von an
Aluminiumoxid gebundenem Molybdän-99 mit Elutionsmitteln aus Nuklidgeneratoren, dadurch
gekennzeichnet, daß man dem Elutionssystem ein Kupfer-Salz, vorzugsweise ein Kupfer-(II)-Salz,
zusetzt.
[0005] Als Elutionsmittel werden zweckmäßig Salzlösungen, insbesondere physiologische Salzlösungen
wie physiologische Kochsalzlösung, weiterhin verdünnte Mineralsäuren wie verdünnte
Salzsäure oder Salpetersäure, verwendet.
[0006] Als Kupfer-(II)-Salz werden insbesondere das Nitrat, Acetat und vorzugsweise das
Chlorid verwendet.
[0007] Zur Durchführung des Verfahrens wird entweder im Elutionsmittel ein Kupfer-Salz,
wie CuCl
2·2H
2O, in 10
-2 bis 10
-6 molarer - vorzugsweise in 2·10
-4 bis 2·10
-5 molarer - Konzentration gelöst, oder das Kupfer-Salz wird auf dem Aluminiumoxid im
Gewichtsverhältnis Cu-Salz zu Al
20
3 zwischen zweckmäßig 1:10 und 1:5000 - vorzugsweise zwischen 1:50 und 1:300 - fixiert.
[0008] Zur Fixierung des Kupfer-Salzes auf dem Aluminiumoxid wird die entsprechende Menge
Kupfer-Salz in Wasser gelöst und das Aluminiumoxid (sauer) in dieser Lösung suspendiert.
Anschließend wird der pH langsam auf einen Wert zwischen 4 und 9 - vorzugsweise zwischen
6,5 und 7,5 - eingestellt, das so mit Kupfer-Salz beladene Aluminiumoxid abfiltriert
und bei Temperaturen zwischen 120 und 250°C, vorzugsweise bei 180 - 220°C, getrocknet.
[0009] Um den Gehalt an Kupferionen im Eluat niedrig zu halten, wird in diesem Fall die
Generatorsäule vorteilhaft so hergestellt, daß nur 1/20 bis 1/2, vorzugsweise 1/10
bis 1/3, des Aluminiumoxid-Volumens am oberen Ende der Säule, wo später das Mo-99
fixiert wird, mit dem mit Kupfer-Salz beladenen Aluminiumoxid gefüllt wird, während
der verbleibende Teil des in der Säule für das Aluminiumoxid zur Verfügung stehenden
Raums mit unbehandeltem Aluminiumoxid (sauer) gefüllt wird.
[0010] Bei beiden Verfahrensweisen liegt der Gehalt an Kupferionen im Eluat in der Regel
unter 1 ppm, wobei es in den angegebenen Grenzen gleichgültig ist, wieviel Kupfer-Salz
dem Elutionsmittel bzw. dem Aluminiumoxid zugesetzt wird. (Der normale Gehalt an Kupfer
im menschlichen Serum liegt bei etwa 1,2 ppm.)
[0011] Das Verfahren gemäß der Erfindung ermöglicht die Herstellung und den Betrieb von
Technetiumgeneratoren ohne Ausbeuteeinbuße durch Strahlenreduktion; dabei ist es weder
erforderlich, zwischen den einzelnen Elutionen die Generatorsäule trockenzusaugen,
noch kann ein nennenswerter Teil des verwendeten Ausbeutestabilisators ins Eluat gelangen.
Beispiel 1:
[0012] Es werden mehrere Generatorsäulen, die je 1,4 g Aluminiumoxid S, sauer, superaktiv;
Fa. Riedel de Haen,
Best.-Nr. 31183 enthalten, mit einer Spaltmolybdän-Lösung beladen und arbeitstäglich
eluiert, wobei als Elutionsmittel physiologische Kochsalzlösung verwendet wird, der
unterschiedliche Mengen an CuCl
2·2H
2O zugesetzt wurde. In Tabelle 1 sind die Elutionsausbeuten in % bezogen auf die vorhandene
Mo-99-Aktivität angegeben.

[0013] Aus Tabelle 1 geht hervor, daß bei Zusatz von CuCl2-2H20 zum Elutionsmittel die Elutionsausbeute
mit etwa 80% im zu erwartenden Bereich liegt, während sie ohne diesen Zusatz ab der
3. Elution deutlich unter diesem Wert sinkt.
Beispiel 2:
[0014] 10
g CuCl
2·2H
2O werden in 400 ml bidest. Wasser gelöst. Dann werden unter kräftigem Rühren 200 g
Al
2O
3 (sauer) langsam.zugegeben. Anschließend werden 10 ml 20%ige Natronlauge zugesetzt
und solange gerührt (15 - 20 min.), bis sich der pH-Wert stabilisiert hat (er beträgt
dann etwa 8,5). Danach wird der pH-Wert mit konz. Salzsäure (ca. 0,5 ml) etwa auf
pH 7 gebracht. Wenn sich der pH-Wert stabilisiert hat, wird dekantiert, mit bidest.
Wasser aufgeschlämmt, erneut dekantiert und 15 Stunden bei 200°
C getrocknet.
[0015] In eine Glassäule werden 1 g unbehandeltes Aluminiumoxid (sauer) und darüber 150
mg eines wie oben beschriebenen mit Kupfer-(II)-Ionen beladenen Aluminiumoxids eingefüllt.
Diese Säule wird mit Mo-99 beladen und arbeitstäglich eluiert. Als Elutionsmittel
diente eine physiologische Kochsalzlösung, die mit üblicherweise zur Verpackung dienender
PVC-Folie zusammen im Autoklaven erhitzt wurde. Es ist bekannt, daß dabei ein Teil
des Weichmachers der Folie in das Elutionsmittel gelangt, und daß durch solche organischen
Verunreinigungen starke Ausbeuteverminderungen auftreten. Zum Vergleich wurde eine
Säule untersucht, die nur unbehandeltes Aluminiumoxid enthielt.
[0016] Die Elutionsausbeuten sind in Tabelle 2 angegeben:

[0017] Tabelle 2 zeigt, daß durch den Zusatz von CuCl2·2H20 zu Aluminiumoxid Ausbeutezusammenbrüche
verhindert werden, die ohne diesen Zusatz unter bestimmten Umständen sehr massiv auftreten
können.
Beispiel 3:
[0018] Entsprechend dem in Beispiel 2 angegebenen Verfahren wurden Säulen mit 10, 20, 30,
40 und 50 mg CuCl
2·2H
2O pro g Al
20
3 hergestellt und arbeitstäglich eluiert. Die Elutionsausbeuten sind in Tabelle 3 angegeben:

[0019] Tabelle 3 zeigt, daß durch den Zusatz von Kupfer-(II)-chlorid zu Aluminiumoxid die
Elutionsausbeuten über den gesamten Verwendungszeitraum in der erwarteten Größenordnung
liegen, während sie ohne diesen Zusatz ab der 3. Elution deutlich niedriger sind.
Beispiel 4:
[0020] Entsprechend dem in Beispiel 2 angegebenen Verfahren wurden Säulen mit 15 mg Kupfer-(I)-chlorid
pro g Al
2O
3 hergestellt und arbeitstäglich eluiert. Die Ausbeuten sind in Tabelle 4 angegeben:

[0021] (bei den mi + gekennzeichneten Werten lag die Regenerationszeit zwischen den Elutionen
statt der normalerweise üblichen 24 Stunden bei 72 Stunden).
1. Verfahren zur Ternnung von Technetium-99m von an Aluminiumoxid gebundenem Molybdän-99
mit Elutionsmitteln aus Nuklidgeneratoren, dadurch gekennzeichnet, daß man dem Elutionssystem
ein Kupfer-Salz, vorzugsweise ein Cu(II)-Salz, zusetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man dem Elutionsmittel ein
Kupfer-Salz in 10 2 bis 10-6 molarer, - vorzugsweise in 2010-4 bis 2.10-5 molarer-- Konzentration zusetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Kupfer-Salz im Gewichtsverhältnis
Cu zu A1203 zwischen 1:10 und 1:5000 - vorzugsweise zwischen 1:50 und 1:300 auf dem Aluminiumoxid
fixiert.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man das Kupfer-Salz in Wasser
löst und die entsprechende Menge saures Aluminiumoxid in dieser Lösung suspendiert,
anschließend den pH auf einen Wert zwischen 4 und 9 - vorzugsweise zwischen 6,5 und
7,5 - einstellt und das so mit Kupfer beladene Aluminiumoxid abtrennt und trocknet.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Aluminiumoxidfüllung
der Generatorsäule aus zwei Teilen besteht, von der der obere Teil aus mit Kupfer-Salz
beladenem Aluminiumoxid und der untere Teil aus unbehandeltem Aluminiumoxid besteht.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Kupfer-Salz
Kupfer-(II)-chlorid ist.