[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur ölgewinnung aus gereinigten
ölfrüchten und ölsaaten durch Pressen und Extrahieren.
[0002] Nach dem Stand der Technik werden zur ölgewinnung aus Ölfrüchten und ölsaaten die
Früchte und Saaten gereinigt, mechanisch und thermisch aufbereitet, vorgepreßt und
anschließend extrahiert. Die auch als Konditionierung bezeichnete mechanische und
thermische Aufbereitung wird in zwei getrennten Arbeitsgängen durchgeführt. In einem
ersten Arbeitsgang wird eine Vorzerkleinerung vorgenommen, in der weitgehend das Speichergewebe
der Saatgutkörner oder -früchte zerstört wird. Als geeignete Apparate verwendet man
Riffel- und Flockierwalzen.
[0003] An die mechanische Konditionierung schließt sich der zweite Arbeitsgang, die thermische
Konditionierung an, bei der die ölsaaten bzw. -früchte in Konditioniertrommeln oder
Wärmepfannen bei Bedarf angefeuchtet, vorgewärmt und getrocknet werden. Anschließend
werden die ölsaaten bzw. -früchte vorgepreßt und einer Solventextraktion zugeführt.
[0004] Das geschilderte Verfahren besitzt jedoch die Nachteile, daß die nötigen Brecher
und Walzwerke einem großen Verschleiß unterliegen, daß lange Transportwege erforderlich
sind, daß die Wärmeeinrichtungen mit Rührwerken ausgestattet sein müssen,zu deren
Betrieb zusätzlich große Energiemengen erforderlich sind und daß zur Überwachung der
gesamten Anlage ein großer Platz und Personalbedarf nötig ist.
[0005] Abhilfe schafft erst das in der DE-AS 2 335 385 beschriebene Verfahren, wonach die
ölfrüchte bzw. ölsaaten in Abwesenheit von Luft in einem Arbeitsgang mechanisch und
thermisch konditioniert werden. Zur Durchführung dieses Verfahrens wird eine Schneckenpresse
verwendet. Obwohl hiermit bereits große Energiemengen eingespart werden können, ist
eine weitere Senkung des Energieverbrauches neben einer Vereinfachung der Anlage wünschenswert.
[0006] Es sind auch schon Direktextraktionsverfahren vorgeschlagen worden. Wie beispielsweise
in der DE-OS 24 53 911 beschrieben, verzichtet man auf das Vorpressen des Saatgutes,
muß aber, um den geforderten Restölgehalt nach der Extraktion zu erreichen, erheblich
feiner flockieren, was z.B. bei der Verarbeitung von Sonnenblumenkernen eine bis zu
dreifache Walzenkapazität erfordert. Um die Perkolation bei der Extraktion zu gewährleisten,
muß das gewonnene Zwischenprodukt anschließend einer Strukturierung, bestehend aus
Anfeuchten und Trocknen unter Bewegung, unterzogen werden. Neben dem dadurch verursachten
hohen'Aufwand nimmt man ferner den Nachteil in Kauf, daß etwa die dreifache Miscellamenge
in der Extraktion anfällt, womit ein erhöhter apparativer Aufwand und ein dreifacher
Energieverbrauch verbunden sind.
[0007] Somit ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung anzugeben,
wonach bzw. womit eine energiesparende ölgewinnung möglich ist und wobei man sich
einer einfachen, störungsunanfälligen Vorrichtung bedienen kann. Im übrigen ist es
Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Gewinnung möglichst hochwertigen öles und
Schrotes zu schaffen.
[0008] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die ölfrüchte bzw. die ölsaaten unmittelbar
nach ihrer Reinigung kalt vorgepreßt werden und der verbleibende Feststoff zur weiteren
Entölung anschließend extrahiert wird. Bei einer kalten Vorpressung werden die Ölsaaten
bzw. ölfrüchte mit einer Temperatur von ca. 20°C zugeführt. Vorteilhafterweise fällt
bei Anwendung dieses Verfahrens öl einer Temperatur von 30 - 50°C an.
[0009] In Verbindung damit arbeitet das erfindungsgemäße Verfahren energie-und investitionssparend,
da auf mechanische und thermische Konditionierung völlig verzichtet werden kann, die
bisher in der Fachwelt für unentbehrlich gehalten worden ist.
[0010] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens verwendet man vorteilhafterweise
die in dem Anspruch 2 beschriebene Vorrichtung. Weitere Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens
sind in den Ansprüchen 3 bis 11 beschrieben.
[0011] Die erfindungsgemäße Vorrichtung it durch das Wegfallen von Walzwerken, Heiz- und
entsprechende Transportvorrichtungen einfach im Aufbau und damit preisgünstiger als
die bisher verwendeten. Weiterhin benötigt diese Vorrichtung insgesamt zur Gewinnung
von qualitativ hochwertigem Öl auch geringere Energiemengen, so daß das Verfahren
nach Patentanspruch 1 äußerst wirtschaftlich durchgeführt werden kann.
[0012] Darüber hinaus hat bisher in der Fachwelt das Vorurteil bestanden, daß Saaten mit
Walzen vor der Extraktion weitgehend zerkleinert werden müssen, um einen in bezug
auf die Leistung und den Restfettgehalt günstigen Verfahrensverlauf der Extraktion
zu ermöglichen. Demgegenüber wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren auf den Einsatz
einer Walzeinrichtung verzichtet, womit weitere Energie eingespart werden kann. Ebenso
fallen die bisher teilweise vorgeschlagenen Behandlungsschritte wie das Anfeuchten
der Saat zum Zwecke der Strukturierung und die anschließende Abtrocknung auf einen
geringeren Wassergehalt sowie ein überproportionaler Aufwand bei Destilliervorgängen
fort. Insgesamt arbeitet das erfindungsgemäße Verfahren damit weitaus wirtschaftlicher
als alle anderen bisher dem Stand der Technik nach bekannten. Weitere Vorteile der
erfindungsgemäßen Vorrichtung bestehen darin, daß die Anzahl der benötigten Maschinenteile
gering ist, womit die Betriebssicherheit entscheidend vergrößert wird, und daß die
Verschleißteile schnell und einfach auswechselbar sind.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in. den Zeichnungen dargestellt. Es zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch die Achse einer Seiherschneckenpresse,
Fig. 2 einen Ausschnitt entsprechend Fig. 1 mit einer andersartigen Drosselausbildung
in Höhe der Drossel 3 in Fig. 1,
Fig. 3 einen SChnitt durch den Mantel nach Linie III-III in Fig. 1 und
Fig. 4 ein Schnitt durch den Mantel einer Vorrichtung mit einem Polygonprofil nach
Linie IV-IV in Fig. 1.
[0014] Die erfindungsgemäße Seiherschneckenpresse besteht im wesentlichen aus einer auf
einer Welle 13 laufenden Schnecke 1, einem sie umschließenden, perforierten Mantel
2 mit einem Einfüllstutzen 12. In dem Schnekkenkanal 6, 7 und 8 der Seiherschneckenpresse
befinden sich darüber hinaus Drosseln 3, 4 und 5, die Scherspalte 9, 10 und 11 zwischen
sich und dem Mantel 2 bilden, die weitaus schmaler als die die Drosseln umgebenden
Querschnitte der Schneckenkanäle 6, 7 und 8sind. Die Drosseln 3, 4 und 5 teilen die
Seiherschneckenpresse in drei Abschnitte a, b und c, in denen die Schnecke 1 folgende
Geometrie aufweist: Im Abschnitt a beträgt der Steigungswinkel der Schnecke 15°, der
Querschnitt h
1 des Schneckenkanals 6 12 % des Durchmessers D und das Verhältnis der Länge des Abschnitts
a zum Durchmesser D 4.5 : 1.
[0015] Die den Abschnitt a abschließende Drossel 3 bildet einen Scherspalt 9, der den 4,6sten
Teil des Querschnitts h
1 ausmacht. Daran schließt sich der Abschnitt b an, in dem die Schnecke den gleichen
Steigungswinkel von 7,5° und das gleiche Verhältnis der Länge des Abschnitts b zum
Schneckendurchmesser von 2.3 : 1 wie die Schnecke im Abschnitt c aufweist. Lediglich
der Durchmesser der Welle 13 ist größer, so daß der Querschnitt h
2 des im Abschnitt b verbleibenden Schneckenkanals 7 von nur 10 % des Schneckendurchmessers
D auf h
3 = 5 % des Schneckendurchmessers D in Abschnitt c verringert wird. Die zwischen den
Abschnitten b und c liegenden bzw. den Abschnitt c beschließende Drossel 4 bzw. 5
bildet einen Scherspalt 10 bzw. 11 zwischen sich und dem Mantel 2, dessen Querschnitt
den 5.75sten bzw. 6sten Teil des vorangehenden Querschnitts des Schneckenkanals 7
bzw. 8 besitzt. Die Seiherschneckenpresse endet mit einem ringförmigen Ausgang 11,
der durch die Drossel 5 gebildet wird.
[0016] Im Bereich einer jeden Drossel 3, 4 oder 5 ist die Schneckenflanke der Schnecke ,1
entweder durchgehend oder unterbrochen ausgeführt. Unterbrochen ist die Flanke an
den Stellen, an denen Abstreiffinger 17 durch den Mantel 2 in den Schneckenkanal 6,
7 und 8 hineinragen. Die Abstreiffinger 17 erhöhen die Förderleistung der Schnecke
und verhindern ein Umlaufen des zu behandelnden Materials mit der Schnecke 1. Es ist
zusätzlich auch denkbar, daß Querschnittsprofil der Abstreiffinger 17 so zu wählen,
daß sie zusätzlich zur Zerkleinerung des Materials dienen.
[0017] Die in Fig. 2 dargestellte Drossel besteht aus einer Einstülpung 15 im Mantel 2,
die zwischen sich und der Welle 13 einen Scherspalt 16 bildet.
[0018] Fig. 3 läßt die Abstreiffinger 17 in einer anderen Ansicht erkennen. Die Fig. 4 liefert
eine Schnittansicht, in der die Nuten 18 als Polygonprofil ausgebildet sind.
[0019] Im folgenden soll anhand eines Ausführungsbeispiels die Wirkungsweise der Seiherschneckenpresse
bzw. des erfindungsgemäßen Verfahrens erläutert werden.
[0020] In den Einfüllstutzen 12 der oben erläuterten Seiherschneckenpresse mit einem Durchsatz
von 300 bis 500kg sind nacheinander kontinuierlich Raps-, Lein- und Sonnenblumensaat
bis auf 13 bis 25 Gewichtsprozente Ölgehalt vorgepreßt worden. Der verbleibende Feststoff
ist als Preßkuchen in einem Technikumsextrakteur 50, 100,und 150 Minuten extrahiert
worden. Zum Vergleich dazu ist nach dem bisher bekanntem, aus den Arbeitsschritten
Brechen, Walzen, thermischer Konditionierung, Vorpressung und Extraktion bestehenden
Verfahren eine gleichgroße Saatmenge bearbeitet worden. In der unten stehenden Tabelle
1 sind charakteristische Qualitätsmerkmale der aus Rapssaat gewonnenen Öle gegenübergestellt.
[0021]

Daraus ergibt sich, daß das nach dem efindungsgemäßen Verfahren gewonnene Öl weitaus
besserer Qualität ist als das nach dem bisher bekannten Verfahren hergestellte.
[0022] In der Tabelle 2 sind die Restölgehalte des Preßkuchens in Abhängigkeit von der Extraktionszeit
bei dem obengenannten, dem Stand der Technik nach bekannten und dem erfindungsgemäßen
Verfahren gegenübergestellt.
[0023] Die Restölgehalte bei dem erfindungsgemäßen Verfahren sind weitaus geringer, was
auf eine wirtschaftliche Arbeitsweise hinweist.
[0024] Darüber hinaus lassen sich neben den bereits oben diskutierten geringen Investitionskosten
aber noch weitere Kosten bei der Verfahrensdurchführung einsparen. In Tabelle 3 ist
der jeweilige Energieverbrauch für die verschiedenen Verfahrensschritte bzw. der gesamte
Energieverbrauch eingetragen. In den ersten beiden Spalten ist das oben bereits genannte
Verfahren behandelt, das im wesentlichen aus den Arbeitsschritten Walzen, Wärmen,
Vorpressen, Extrahieren und Destillieren besteht. Danach ist bei nahezu gleichem elektrischen
Energieverbrauch, der zum Antrieb mechanischer Teile aufgewendet werden muß, bei Anwendung
des bisher bekannten Verfahrens eine doppelt so große Energiemenge zur Dampferzeugung
aufzubringan.
[0025] In den Spalten 3 und 4 ist die aus den Arbeitsschritten Walzen (dreifache Kapazität),
Strukturieren und Extrahieren bestehende Direktextraktion aufgeführt. Die Gesamtenergien
sind bei der Direktextraktion bedeutend größer als bei dem erfindungsgemäßen Verfahren.
[0026]

Damit ist aber eindeutig darlegbar, daß das erfindungsgemäße Verfahren sowie die zur
Durchführung dieses Verfahrens verwendbare Vorrichtung vorteilhafterweise Vereinfachungen,
Ersparnisse an Zeit, Material und Kosten, eine erhöhte Zuverlässigkeit sowie eine
Qualitätshebung der hergestellten öle bringt.
1. Verfahren zur Ölgewinnung aus gereinigten ölfrüchten und ölsaaten bis zu einem
Partikeldurchmesser von 10 mm mit hohem Fettgehalt durch Pressen und Extrahieren,
dadurch gekennzeichnet, daß die Ölfrüchte bzw. ölsaaten unmittelbar nach der Reinigung
kalt vcrgepreßt werden und der verbleibende Feststoff anschließend extrahiert wird.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
eine an sich bekannte Seiherschneckenpresse, die aus einer Schnecke (1), einem sie
umgebenden, perforierten Mantel (2), z.B. einem aus Stäben aufgebauten Seiher, und
mindestens einer Drossel (3, 4, 5) besteht, wobei sich der Schneckenkanal (6, 7, 8)
zwischen der Schnecke (1) und dem Mantel (2) zum Schneckenausgang hin verjüngt und
jeder der eingebauten Drosseln (3, 4, 5) einen Scherspalt (9, 10, 11) zwischen sich
und dem Mantel (2) bildet, der weitaus kleiner als der die Drossel umgebende Schneckenkanal
(6, 7, 8) ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Drosseln aus Einstülpungen
(15) bestehen, die in den Mantel (2) eingebaut sind und die zwischen sich und einer
Welle (13) einen Scherspalt (16) bilden.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Schneckenkanal (6,
7, 8) diskontinuierlich zum Schneckenausgang hin abnimmt.
5. Vorrichtung nach Ansprüchen 2 bis 4, gekennzeichnet durch einen Schneckenkanal
(6, 7, 8), der zwischen 2 und 12 % des Durchmessers D beträgt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch einen zum Schneckenausgang hin
abnehmenden Steigungswinkel der Schnecke.
7. Vorrichtung nach Ansprüchen 2, 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Steigungswinkel
zwischen 7,5 und 150 liegt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Scherspalte (9, 10,
11) zum Schnekkenausgang hin abnehmen.
9. Vorrichtung nach Ansprüchen 2 und 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis
der jeweiligen Schneckenkanäle (6, 7, 8) zu den Scherspalten (9, 10, 11) zwischen
3 und 15 liegt.
10. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß durch den Mantel (2)
Abstreiffinger (17) radial in den Schneckenkanal (6, 7, 8) hineinragen, wobei die
Schneckenstege an diesen Stellen unterbrochen sind.
11. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Mantel (2) im Bereich
(a) Längsnuten (18) aufweist, deren Tiefe in Förderrichtung bis auf O abnimmt.