[0001] Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Aufrechterhaltung
eines kathodischen Korrosionsschutzes für metallische, mit einem Elektrolyten in Berührung
stehende Flächen mit Fremdstrom, unter Verwendung einer inerten Elektrode als Fremdstromanode
und eines Potentiostaten.
[0002] Um einen optimalen Korrosionsschutz zu erreichen, sind schon eine Vielzahl von Möglichkeiten
bekannt, wobei die einfachste und seit langem bekannte Möglichkeit in der Verwendung
von sogenannten Opferanoden besteht, die aus einem gegenüber dem zu schützenden Metall
sehr viel unedleren Metall bestehen und mit diesem zusammen kurzgeschlossen sind,
so daß in Verbindung mit dem Elektrolyten ein galvanisches Element entsteht, von dem
ein gewisser Schutzstrom erzeugbar ist. Ein verbesserter Korrosionsschutz läßt sich
durch das Anlegen eines Fremdstromes erreichen. Um hierbei Änderungen am zu schützenden
Gegenstand miterfassen zu können, ist esbekannt, das Schutzpotential mittels einer
Bezugselektrode zu messen und mit Hilfe eines Potentiostaten konstant zu halten.
[0003] Bei derartigen Messungen wird aber aufgrund des elektrischen Feldes und eines endlichen
Abstandes der Bezugselektrode von der zu schützenden Wand ein Anteil, die sogenannte
Widerstandspolarisation bzw. der IR-Anteil, mitgemessen, was zu Verfälschungen führen
kann, die die Wirksamkeit des kathodischen Korrosionsschutzes, je nach Einsatzbereich,
in Frage stellen können.
[0004] Um diese Widerstandspolarisation zu unterdrücken, ist vom Erfinder in einer noch
nicht veröffentlichten Anmeldung vorgeschlagen worden, die Bezugselektrode, vereinfacht
ausgedrückt, mit einer Art Faraday'schen Käfig abzuschirmen, so daß eine kontinuierliche
IR-freie Messung möglich ist.
[0005] Diese bekannte Art der Messung mit einer abgeschirmten Bezugselektrode und Regelung
mit einem Potentiostaten ermöglicht einen sehr guten Korrosionsschutz, jedoch wird
dabei nach wie vor eine Bezugselektrode angewandt, die im Gesamtsystem das empfindlichste
Bauteil darstellt, mit der geringsten Lebensdauer und der größten Störanfälligkeit.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist die Schaffung einer Lösung, mitder eine sehr gute Messung
des Schutzpotentiales einerseits und andererseits eine optimale Regelung des Schutzstromes
möglich ist, wobei eine störanfällige Bezugselektrode gänzlich vermieden wird.
[0007] Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren der eingangs bezeichneten Art gemäß der Erfindung
dadurch gelöst, daß periodisch der Schutzstrom abschaltet und das vorhandene Potential
direkt zwischen der in dieser Phase als Bezugselektrode wirkenden Fremdstromanode
und der zu schützenden Oberfläche gemessen und mit dem am Potentiostaten eingestellten
Schutzpotential verglichen wird und die Differenz direkt als Regelgröße für den Schutzstrom
herangezogen wird.
[0008] Durch die erfindungsgemäße Verfahrensweise wird eine Bezugselektrode vollständig
vermieden. Dies ist dadurch möglich , da die hier Verwendung findenden inerten Elektroden
durch die Entwicklung von Sauerstoff während der Polarisation, der die Oberfläche
belegt, wobei diese Sauerstoffbelegung.nach Abschalten des Schutzstromes noch eine
gewisse Zeit erhalten bleibt, in diesem Zustand ein charakteristisches Potential aufweisen.
Dieses Potential entspricht demjenigen einer Sauerstoffelektrode, so daß mit Hflf-e
dieses definierten Potentiales eine exakte Messung möglich ist. Auch ergibt sich durch
diese Abschaltmessung, daß durch sofortiges Verschwinden des störenden ohm'schen Spannungsabfalles
nach dem Abschalten das IR-freie Potential gemessen wird.
[0009] Für den Korrosionsschutz selbst ist die intervallartige Abschaltung des Schutzstromes
unschädlich, weil hier an den zu schützenden Flächen durch Vorpolarisation das Schutzpotential
ebenfalls eine gewisse Zeit-nach dem Abschalten bestehen bleibt, da die für die Korrosion
verantwortlichen Vorgänge vergleichsweise träge ablaufen.
[0010] In Ausgestaltung sieht die Erfindung vor, daß während der Schutzstromabschaltphase
eine Regelabweichung mehrfach aufintegriert und die integrierte Spannung den Schutzstrom
während der folgenden Schutzstromphase steuert. Durch diese Ausgestaltung wird es
möglich, den Schutzstrom sehr genau einzustellen und konstant zu halten, wobei aufgrund
eines weiteren Merkmales der ERfindung, welches darin besteht, daß die Schutzstromabschaltphase
um ein vielfaches kleiner als die Schutzstromphase gehalten wird, erreichbar ist,
daß die Vorteile einer praktisch stetigen Schutzstrombeaufschlagung auf der zu schützenden
Oberfläche beibehalten werden.
[0011] In weiterer Ausgestaltung ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Schutzstromphase
im Bereich etwa einer halben Millisekunde liegt, was für die hier in Rede stehenden
elektrochemischen Vrgänge bedeutet, daß das Schutzpotential immer aufrechterhalten
bleibt.
[0012] Durch die erfindungsgemäße Verfahrensweise sind Zustandsänderungen im System sehr
rasch kompensierbar, so daß ein optimaler Korrosionsschutz erreich-bar ist.
[0013] Eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zeichnet sich
nach der Erfindung durch einen Netzteil mit Transformator und Gleichrichter, einen
Sσllspannungsgeber zur Einstellung des Schutzpotentiales, einen Trennverstärker und
elektronischen Doppelschalter mit Steuelement sowie einen Integrator und einen Stromverstärker
aus, wobei die Elemente in schaltungsmäßiger Verbindung mit der zu schützenden Oberfläche
und einer die Doppelfunktion als Fremdstromanode und Bezugselektrode ausübenden Elektrode
stehen. Diese Vorrichtung stellt eine besonders zweckmäßige Art dar, das erfindungsgemäße
Verfahren zu verwirklichen, jedoch ist die Erfindung nicht auf diese spezielle Vorrichtung
beschränkt.
[0014] Die Erfindung ist nachstehend anhand der Zeichnung beispielsweise näher erläutert.
Diese zeigt in
Fig. 1 ein Schaltbild einer Vorrichtung,
Fig. 2 ein Spannungs/Zeitdiagramm und in
Fig. 3 ein Strom/Zeitdiagramm.
[0015] Wie sich aus Fig. 1 ergibt, steht die zu schützende Oberfläche 1 in Kontakt mit einem
Elektrolyten 2, beispielsweise Meerwasser bei einem Schiffsrumpf oder Haushaltswasser
bei einem Warmwasserboiler o. dgl. Die zu schützende Oberfläche 1 ist mit einem Sollspannungsgeber
3 verbunden, mit dem das Schutzpotential E
soll eingestellt werden kann.
[0016] über die Leitung 4 ist der Sollspannungsgeber 3 mit einem Trennverstärker 5 verbunden,
dessen einer Ausgang 6 den einen Teil 7 eines Doppelschalters 8 beaufschlagt. Der
andere Teil des Doppelschalters 8 ist mit 9 bezeichnet. Zwischen den beiden Teilen
7 und 9 des Doppelschalters 8 liegt ein Integrator 10.
[0017] Der Doppelschalter 8 wird, wie sich aus Fig. 1 ergibt, von einem Steuerelement 11
betätigt, welches einmal einen Zeitgeber umfaßt und die Funktionen "Ein/Aus" ausübt.
Hinter den Teil 9 des Doppelschalters 8 ist ein Stromverstärker 12 geschaltet, dessen
einer Ausgang über die Leitung 13 mit einer im Elektrolyten 2 eintauchenden Elektrode
14 verbunden ist. Die Elektrode 14 ihrerseits ist auch über eine Leitung 15 mit dem
Trennverstärker 5 verbunden.
[0018] Die zur Regelung und zur Aufrechterhaltung des Schutzpotentiales notwendige Energie
erhält das System durch ein andeutungsweise wiedergegebenes Netzteil 16, dessen Ein-und
Ausgänge mit den entsprechenden Spannungsbezeichnungen, die denen der Ein- und Ausgänge
des Schutzsystemes entsprechen, bezeichnet sind.
[0019] Die Wirkungsweise der Vorrichtung nach der Erfindung ist die folgende: Während des
vom Steuerelement 11 bestimmten Potentialintervalles wird durch den Schalter 8 der
als Stromverstärker dienende Transistor 7 abgekoppelt und das Potential Eist zwischen
der in diesem Schaltzustand als Bezugselektrode wirkenden Elektrode 14 und der zu
schützenden Oberfläche 1 verglichen, wobei die zu schützende Oberfläche auf Masse
liegt. Eine ggf. vorhandene Regelabweichung (E
ist - E
soll ) wird vom Integrator 10 im Potentialintervall mehrfach aufintegriert und zwar jeweils
in einer Zeitspanne, die noch wesentlich kleiner ist, als das Potentialintervall selbst.
Diese integrierte Spannung steuert im vom Steuerelement 11 bestimmten Stromintervall
den Schutzstrom, der zwischen der in dieser Phase als Fremdstromanode wirkenden Elektrode
14 und der zu schützenden Oberfläche 1 fließt.
[0020] Dieser Vorgang wird periodisch wiederholt. Im Falle einer Regelabweichung wird der
Schutzstrom entsprechend verändert, ist die Regelabweichung null, so bleibt der Schutzstrom
konstant.
[0021] In den Fig. 2 und 3 sind Ergebnisse eines Versuches mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
aufgetragen. Zum Versuch wurde eine Elektrode aus platiniertem Titan benutzt, die
zu schützende Oberfläche war die eines Eisengegenstandes. Als Elektrolyt wurde Wasser
mit einer Leitfähigkeit von 110 µS cm
-1 verwendet. Bei diesem Versuch wurde eine Sollspannung E
soll = 2300 mV zwischen der Elektrode und dem Eisen eingestellt. Das Potentialintervall
dauerte beim Versuch ca. 40 us. Das Stromintervall dauerte 400 us. Die sich aus den
Figuren ergebende Differenz zwischen den Potentialwerten im Strom- und Potentialintervall
entspricht dem ohm'schen Spannungsabfall, der im Falle des Versuches Δ U = 200 mV
ergab.
[0022] Das beim Versuch benutzte Eisenstück wies auch nach längerer Versuchsdauer keine
Spuren von Korrosion auf.
[0023] Natürlich it das beschriebene Ausführungsbeispiel in vielfacher Hinsicht abzuändern,
ohne den Grundgedanken der Erfindung zu verlassen. So können statt der dargestellten
Schaltung und der dort funktional verbundenen Bauelemente auch andere Teile verwendet
werden. Als zu schützende Oberfläche kommen alle der Korrosion unterworfenen Oberflächen
in Frage, die ggf. auch nur zeitweise einem Elektrolyten ausgesetzt sind, beispielsweise
Metalldächer bei Regen oder Schnee, Leitungsrohre, die dem Meerwasser, dem Grundwasser
oder anderen Wässern ausgesetzt sind, Warmwasserboiler, Vorratskessel o. dgl.
1. Verfahren zur Aufrechterhaltung eines kathodischen Korrosionsschutzes für metallische,
mit einem Elektrolyten in Berührung stehende Flächen, mit Fremdstrom unter Verwendung
einer inerten Elektrode als Fremdstromanode und eines Potentiostaten, dadurch gekennzeichnet,
daß periodisch der Schutzstrom abschaltet und das vorhandene Potential (Eist) direkt zwischen der in dieser Phase als Bezugselektrode wirkenden Fremdstromanode
und der zu schützenden Oberfläche gemessen und mit dem am Potentiostaten eingestellten
Schutzpotential (Esoll) verglichen wird und die Differenz (Eist - Esoll) direkt als Regelgröße für den Schutzstrom herangezogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß während der Schutzstromabschaltphase
eine Regelabweichung mehrfach aufintegriert und die integrierte Spannung den Schutzstrom
während der folgenden Schutzstromphase steuert.
3. Verfahren nach den Ansprüchen -1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzstromabschaltphase
um ein vielfaches kleiner als die Schutzstromphase gehalten wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schutzstromphase im Bereich etwa einer halben Millisekunde liegt.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
einen Netzteil (16) mit Transformator und Gleichrichter, einen Sollspannungsgeber
(3) zur Einstellung des Schutzpotentials (Esoll), einen Trennverstärker (5) und elektronischen Doppelschalter (8) mit Steuerelement
(11) sowie einen Integrator (10) und einen Stromverstärker (12), wobei die Elemente
in schaltungsmäßiger Verbindung mit der zu schützenden Oberfläche (1) und einer die
Doppelfunktion als Fremdstromanode und Bezugselektrode ausübenden Elektrode (14) stehen.