[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Färben von Textilien, die aus Cellulosefasern
bestehen oder solche enthalten, mit Reaktivfarbstoffen mit anionisch abspaltbarer
Reaktivgruppe nach dem Ausziehverfahren aus wässrigen elektrolythaltigen Färbebädern,
dadurch gekennzeichnet, daß man im sauren Bereich in Gegenwart von Säureakzeptoren,
insbesondere Puffersubstanzen bei 90 - 130°C färbt.
[0002] Das Verfahren wird insbesondere als Einbad-Einstufen-Verfahren durchgeführt und kann
demzufolge beispielsweise auf Hochtemperatur-Pack- und -Kreuzspulapparaten, Jet-Färbemaschinen,
Haspelkufen und Jiggern Verwendung finden.
[0003] Das Verfahren wird im allgemeinen folgendermaßen durchgeführt:
Das Textilmaterialwird in ein Färbebad eingebracht, das einen pH-Wert von 3,5 - 6,8,
vorzugsweise 4,5 - 6,5, aufweist, etwa 5 - 200 g/1 eines üblichen Elektrolyten, insbesondere
Natriumsulfat enthält und 1 - 2 Stunden auf 90 - 130°C , vorzugsweise 110 - 130°C
erhitzt, wobei darauf geachtet wird, daß während des gesamten Färbevorganges der oben
genannte pH-Bereich eingehalten wird. Vorteilhafterweise geht man mit dem Fasermaterial
in ein Färbebad ein, das eine Temperatur von mindestens 70°C aufweist.
[0004] Die pH-Einstellung kann dabei in verschiedener Weise erfolgen:
1) Einstellung des gewünschten pH-Wertes beispielsweise mit Säure und Puffersubstanzen
in ausreichender Menge um während des gesamten Färbevorganges den gewünschten pH-Bereich
einzuhalten. Besonders interessant ist diese Variante für HT-Apparate ohne Dosiereinrichtung
im HT-Bereich.
2) Laufende pH-Korrektur durch Zusatz geeigneter Substanzen, insbesondere Puffersubstanzen
während des Färbevorganges.
[0005] Geeignete Puffersubstanzen sind beispielsweise Mono-, Di- und Trinatriumphosphat,
Natriumbisulfat, Natriumacetat/ Essigsäure und andere, die in der Literatur in großer
Zahl beschrieben sind.
[0006] Besonders bevorzugt ist folgende Arbeitsweise:
[0007] Das elektrolythaltige Färbebad wird bei 25 - 80°C mit Schwefelsäure, Essigsäure,
Phosphorsäure oder Natriumbisulfat auf pH-Werte von etwa 4,5 - 5 eingestellt, das
Textilmaterial eingebracht und anschließend 0,1 - 10 g/1 Mono-, Di- oder Tri-natriumphosphat,
Borax oder Natriumacetat zugesetzt, bis ein pH-Wert von etwa 6 - 6,5 eingestellt ist.
Danach wird Farbstoff zugesetzt und gefärbt.
[0008] Bei dem Verfahren mit pH-Korrektur wird das Färbebad zunächst mit 0,1 - 2 g/1 Natriumbisulfat
und/oder Mononatriumphosphat auf pH 4,5-5 eingestellt und während des Färbens kontinuierlich
Di- bzw. Trinatriumphosphat zugesetzt, um einen pH-Wert von etwa 6-6,5 einzuhalten.
[0009] Die Färbebäder enthalten vorzugsweise 30 - 120 g/l Elektrolyt, insbesondere Natriumsulfat.
[0010] Das Verfahren ist von besonderem Interesse für das einbadig-einstufige Färben von
Cellulose-Polyester- bzw. -Polyamid- oder -Polyacrylnitril-Mischungen mit Mischungen
von Reaktiv- und Dispersions- bzw. Säure- bzw. kationischen Farbstoffen.
[0011] Im Falle der Mischungen von Cellulose und Polyamid können auch beide Faserarten mit
den Reaktivfarbstoffen Ton-in-Ton gefärbt werden.
[0012] Das Verfahren eignet sich im Prinzip für alle Cellulose-Reaktivfarbstoffe mit anionisch
abspaltbarer Reaktivgruppe, die in großer Zahl beschrieben sind. Es ist ganz besonders
geeignet für Farbstoffe mit Dichlortriazinyl-, Monochlortriazinyl-, Monofluortriazinyl-,
Fluorpyrimidinyl-, Dichlorchinoxalinyl-, Methylsulfonylpyrimidinyl- und Vinylsulfonyl-
bzw. Sulfatoäthylsulfonyl-Reaktivgruppe.
[0013] Gegebenenfalls können den Farbbädern übliche Hilfsmittel, beispielsweise basische
Egalisiermittel, wie sie beim Färben von Wolle oder Polyacrylnitril verwendet werden,
zugesetzt werden.
[0014] Besonders geeignete Verbindungen sind dabei die in den Belgischen Patentschriften
599 761, 686 619, 644 880, 717 693, den Deutschen Offenlegungsschriften 15 68 258,
14 69 657, 19 53 069, 14 69 737, 24 30 853, 25 17 374, den Deutschen Auslegeschriften
1 258 817, 1 258 821, 1 619 530, der Britischen Patentschrift 838 312, der Schweizer
Auslegeschrift 12274 und der Österreichischen Patentschrift 206 860 sowie in K. Lindner,
Tenside - Textilhilfsmittel, Waschrohstoffe, Band III, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
mbH, Stuttgart, 1971, S. 2785-2787.
[0015] Das Verfahren liefert ohne die übliche Alkalifixierung gut durchgefärbte, egale Färbungen.
Beispiel 1
[0016] 100 Teile eines Rayongarnes in Form eines Spinnkuchens werden in einen HT-Garnfärbeapparat
eingefahren, welcher eine 85°C warme Flotte enthält, die aus

besteht.
[0017] Die Durchströmung der Wickelkörper erfolgt jeweils 8 Minuten von innen nach außen
und 8 Minuten von außen nach innen. Der sich einstellende pH-Wert liegt zwischen 4,5
und 5. Anschließend wird die Flotte in 25 Minuten auf 110°C erhitzt und mittels einer
Zusatzpumpe während 2 Stunden die im Ansatzgefäß vorgelöste Menge von 2,25 Teilen
Trinatriumphosphat langsam eingepumpt, so daß sich in der Färbeflotte ein pH-Wert
von 6,2 - 6,8 einstellt und während des gesamten Färbeprozesses erhalten bleibt.
[0018] Nach der zweistündigen Färbebehandlung bei 110°C wird auf 80°C abgekühlt und die
Flotte abgelassen. Nach zweimaligem Spülen mit 80°C warmem Wasser wird aufgefüllt
und 15 Minuten nachbehandelt. Man erhält vollkommen gleichmäßig durchgefärbte tiefrote
Spinnkuchen mit hervorragenden Echtheitseigenschaften. Ähnlich gute Ergebnisse erhält
man bei Verwendung der Farbstoffe II - V.
Beispiel 2
[0019] 100 Teile einer mercerisierten Wirkware werden auf einer HT-Haspelkufe in einer 95°
warmen Flotte bewegt, die

und
1000 Teile Wasser enthält; der sich einstellende pH-Wert beträgt 6,2. Die Flotte wird
auf 115°C gebracht und zwei Stunden bei dieser Temperatur unter guter Flottenbewegung
gefärbt.
[0020] Man erhält nach dem üblichen Spülen und Nachwaschen eine egale rubinrote Färbung
mit guten Echtheitseigenschaften.
[0021] Verwendet man anstelle des Farbstoffs V gleiche Teile des Farbstoffs VI, so erhält
man eine egale Türkisfärbung mit guten Echtheitseigenschaften.
Beispiel 3
[0022] 100 Teile eines Jerseymaterials,bestehend aus 59 Teilen Polycaprolactam, 13 Teilen
Viskose und 28 Teilen Baumwolle, werden auf einem Jetfärbeapparat in einer 90° warmen
Flotte bewegt, die

und
1000 Teile Wasser enthält. Die Flotte wird auf 112° gebracht und zwei Stunden bei
dieser Temperatur unter guter Flottenzirkulation gefärbt.
[0023] Man erhält nach dem üblichen Seifen und Nachwaschen eine egale Rotfärbung.
Beispiel 4
[0024] 100 Teile eines Hischmaterials aus 67 Teilen Polyester und 33 Teilen Zellwolle werben
auf einer HT-Haspelkufe in einer 90° warmen Flotte bewegt, die

Die Flotte wird auf 130° gebracht und 1 Stunde bei dieser Temperatur unter guter Flottenzirkulation
gefärbt. Man erhält eine egale Gelbfärbung.
3eispiel 5
[0025] 100 Teile einer im Stück mercerisierten Wirkware bestehend aus 50 Teilen Baumwolle
und 50 Teilen Polyester werden auf einem Baumwoll-HT-Färbeapparat mit einer 60° warmen
Flotte versetzt, die

und
1000 Teile Wasser enthält.
[0026] Der sich einstellende pH-Wert beträgt 6,2. Das Färbebad wird auf 125° gebracht und
bei guter Flottenzirkulation zwei Stunden bei dieser Temperatur gehalten.
1) Verfahren zum Färben von Textilien, die aus Cellulosefasern bestehen oder solche
enthalten mit Reaktivfarbstoffen mit anionisch abspaltbarer Reaktivgruppe nach dem
Ausziehverfahren aus wässrigen elektrolythaltigen Färbebädern, dadurch gekennzeichnet,
daß man in Gegenwart von Säureakzeptoren insbesondere Puffersubstanzen im sauren Bereich
färbt.
2) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man bei 110 - 130°C färbt.
3) Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß man bei pH 4,5 -
6,5 färbt.
4) Verfahren nach Ansprüchen 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß man Färbebäder verwendet,
die 30 - 200 g/1 Elektrolyt enthalten.
5) Verfahren nach Ansprüchen 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß man das Verfahren
als Einbad-Einstufen-Verfahren durchführt.
6) Verfahren nach Ansprüchen 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß man Mischungen aus
Cellulosefasern mit Polyester und/oder Polyamid und/oder Polyacrylnitril mit Reaktivfarbstoffen
und Dispersionsfarbstoffen bzw. Säurefarbstoffen bzw. kationischen Farbstoffen färbt.