[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beseitigung der in Kernkraftwerken
entstehenden kleinen Mengen von
14CO
2,
14 CO und entsprechenden Alkanen aus den Abgasen der Reinigungsanlagen.
[0002] Bei den meisten Kernkraftwerken wird Wasser als Kühlmittel verwendet. Es läßt sich
dabei weder bei Druckwasserreaktoren noch bei Siedewasserreaktoren vermeiden, daß
radioaktive Verunreinigungen, die teilweise auch gasförmiger Natur sein können, in
den Kühlwasserkreislauf gelangen bzw. dort gebildet werden. Es ist daher üblich, vom
Hauptkühlmittelkreislauf stets einen Anteil des umlaufenden Wassers abzuzweigen und
über eine Reinigungsanlage zu führen, dort die radioaktiven Verunreinigungen zu entnehmen,
das Wasser zu entgasen und dann wieder in den Hauptkühlmittelkreislauf zurückzuführen.
Diese bekannte Technik ist in der beiliegenden Figur 1 schematisch für einen Druckwasserreaktor
und in Fig. 2 für einen Siedewasserreaktor dargestellt. Durch die außerordentlich
hohe Strahlungsdichte im Reaktorkern wird außerdem eine sehr geringe Menge von Wasser
radiolytisch in Wasserstoff und Sauerstoff zersetzt. In der Entgasungsstation der
Reinigungsanlage werden diese Gase ebenfalls frei und in einer Rekombinationsvorrichtung
R katalytisch wieder zu Wasser verwandelt. Auf diese Weise wird von vornherein die
Entstehung eines zündfähigen Wasserstoff/Sauerstoffgemisches verhindert. Die restlichen
Abgase gehen üblicherweise über ein Aktivkohlebett, wo sie sich anlagern, ihre Radioaktivität
zum größten Teil während der Lagerzeit verlieren und so verzögert über den Abluftkamin
ins Freie entlassen.
[0003] Die in den Abgasen enthaltenen Spuren von radioaktivem Kohlenstoff
14C, der eine Halbwertzeit von über 5000 Jahre hat, werden dabei praktisch unverändert
über den Kamin ins Freie entlassen. Die Entstehung dieses radioaktiven Kohlenstoffisotopes
leitet sich aus der (n,α)-Reaktion mit dem Sauerstoffisotop
170 des Wassers und auch aus der (n,p)-Reaktion mit evtl. Stickstoffverunreinigungen
her. Dieser radioaktive Kohlenstoff kommt dabei im wesentlichen als Tlonoxid, Dioxid
und als Alkan vor.
[0004] Wenn auch dieser radioaktive Kohlenstoff nur in kleinen Mengen gebildet wird, so
könnte es bei der zu erwartenden verstärkten Energiegewinnung über Kernkraftwerke
wegen der biochemischen Bedeutung dieses Kohlenstoffisotopes notwendig werden, dieses
nicht mehr in die freie Atmosphäre abzulassen, sondern aufzufangen und zum radioaktiven
Müll zu geben.
[0005] Es stellte sich daher die Aufgabe, ein Verfahren für die Abtrennung dieser geringen
Anteile radioaktiven Kohlenstoffes aus den Abgasen einer Kernreaktoranlage zu finden.
Die zu seiner Durchführung benötigten Apparaturen sollten sich insbesondere auch gut
in bereits vorhandene Reinigungs- und Abgassysteme nachträglich einbauen lassen.
[0006] Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die im Abgas enthaltenen
radioaktiven Kohlenstoffverbindungen zu
14CO
2 aufoxidiert und anschließend durch an sich bekannte C0
2-Absorptions- und Rückhalteverfahren dem Abgasstrom entnommen werden.Die zu diesem
Zweck benötigten Vorrichtungen lassen sich entsprechend den bereits erwähnten Figuren
beispielsweise nach der üblichen Rekombinationseinrichtung R oder auch in der Zuführungsleitung
zum Abluftkamin einfügen. Die der Oxidation dienenden Vorrichtungen, mit 0 bezeichnet,
haben teilweise eine Ähnlichkeit mit der Rekombinationseinrichtung R. Letztere besteht
üblicherweise aus Palladiumkontaktkörpern, die auf 300
0C aufgeheizt sind. Diese Körper bestehen dabei z.B. aus A1203, sind kugelförmig oder
ringförmiger Gestalt und sind oberflächlich mit Palladium beschichtet. Eine solche
bekannte Rekombinationsanlage R ist neben der Wasserstoff/Sauerstoffrekombination
zwar auch geeignet, Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid zu oxidieren, wenn ein leichter
Sauerstoffüberschuß vorhanden ist, jedoch ist das nicht mehr möglich bei den wesentlich
schwerer zu oxidierenden Alkanen wie z.B. CH
4. Sie wirkt erst als Oxidationseinrichtung 0, wenn die Betriebstemperatur dieser Palladiumkontaktkörper
auf mehr als 450°C gesteigert wird.
[0007] Eine diesen Zwecken genügende Oxidationseinrichtung 0 kann auch aus Platinkontaktkörpern
aufgebaut sein, die bei leichtem Sauerstoffüberschuß eine Betriebstemperatur von ca.
500
0C haben. Die Kontaktkörper können aber auch aus Kupferoxid bestehen, allerdings ist
dann eine Betriebstemperatur von wenigstens 750°C notwendig. Der auch hier zu empfehlende
Sauerstoffüberschuß gewährleistet dabei eine ständige Regenerierung des CuO.
[0008] Bereits an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß Rekombinationseinrichtung R
und Oxidationseinrichtung 0 sowohl als getrennte als auch einheitliche, beide Aufgaben
erfüllende Einrichtungen vorgesehen werden können. Diese Umwandlung der radioaktiven
Kohlenstoffverbindungen in C0
2 ist der erste Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens, der zweite besteht darin,
dieses C0
2 aus dem Hauptgasstrom herauszuholen. Dazu empfehlen sich verschiedene an sich bekannte
Techniken, so kann das C0
2-haltige Gas über eine Fällapparatur C geleitet werden, die mit Natron- oder Kalilauge
sowie einer geringen Menge Bariumchlorid gefüllt ist und an eine Filterstation angeschlossen
ist. Dabei wird das C0
2 als festes Ba
14CO
3 ausgefällt und in der Filterstation abgetrennt.
[0009] Es ist weiter möglich, das Abgas direkt in eine BaOH
2-Lösung einzuleiten, aus der wiederum Bariumcarbonat BaC0
3 als Niederschlag entnehmbar ist.
[0010] Anstelle von flüssigen Reagenzien können auch Natronkalk, das ein technisches Produkt
aus NaOH + Ca0 darstellt, Natronasbest oder ähnliche technische Produkte mit vergleichbarer
"alkalischer" Absorptionswirkung für C0
2 Verwendung finden, wenn das Abgas noch einen geringen Feuchtigkeitsgehalt aufweist.
Die Gewährleistung des letzteren bereitet kein Problem, da zur Beförderung des Abgases
sogenannte Wasser-Ringpumpen allgemein Verwendung finden. Diese verwenden Wasser als
Sperrflüssigkeit, so daß damit automatisch auch eine Anfeuchtung des beförderten Abgases
stattfindet.
[0011] Welche Art von Absorbentien, ob flüssig oder fest, Verwendung finden, hängt von dem
Aufbau und den Druckverhältnissen der jeweiligen Reinigungskreisläufe ab und auch
von der räumlichen Möglichkeit, diese Apparaturen anzubringen.
[0012] Die verwendeten Fällapparaturen und Filter C sind aus der chemischen Technik her
wohl bekannt, so daß auch hierüber keine weiteren Erklärungen notwendig sind. Der
letzte Schritt zur Befreiung des Abgases von radioaktivem Kohlenstoff besteht dann
lediglich noch darin, die Filterrückstände bzw. die Niederschläge aus den Fällapparaturen
C zu entnehmen, zu trocknen und, wie z.B. in der Fig. 1 durch die strichpunktierte
Linie dargestellt, der Endkonzentration und Abfüllung in Fässern zuzuführen, die dann
in einem Endlager für die Umwelt völlig gefahrlos und unzugänglich untergebracht werden.
[0013] Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß es sich bei den hier abzuscheidenden
Kohlenstoffanteilen im Abgas nur um äußerst geringe Mengen handelt. Eine Verbesserung
des Abscheidungsgrades kann daher durch vorherige Zumischung eines zusätzlichen kohlenstoffhaltigen
Trägergases erreicht werden, das nicht radioaktiv ist. Als geeignet hat sich dabei
Methangas in einer Menge von etwa 0,1 Vol. % des Abgases erwiesen. Der dabei erforderliche
Mehrbedarf von Sauerstoff ist unbedeutend und kann bereits bei der Sauerstoff zudosierung
in der hier weiter nicht besprochenen Rekombinationseinrichtung R berücksichtigt werden.
[0014] Zur Beurteilung der praktischen Bedeutung dieses Verfahrens sei erwähnt, daß die
Freisetzung von
14C etwa 10-15 Ci pro Jahr und 1300 MW Kraftwerksanlage beträgt und durch die hier vorgeschlagene
Methode bis auf nahezu Null herabgesetzt werden kann.
1. Verfahren zur Beseitigung der in Kernkraftwerken entstehenden kleinen Mengen von
14CO2, 14CO und ent- sprechenden Alkanen aus den Abgasen der Reinigungsanlagen, dadurch gekennzeichnet
, daß diese im Abgas enthaltenen radioaktiven Kohlenstoffverbindungen zu 14C02 aufoxidiert und anschließend durch an sich bekannte C02 Absorptions- und Rückhalteverfahren dem Abgasstrom entnommen werden.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet
, daß im Zuge der Abgasführung Oxidationseinrichtungen (0) vorgesehen sind, die Palladium-Kontaktkörper
enthalten und eine Betriebstemperatur = 450°C besitzen sowie unter einem leichten
Sauerstoffüberschuß arbeiten.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet
, daß im Zuge der Abgasführung Oxidationseinrichtungen (0) vorgesehen sind, die Platin-Kontaktkörper
enthalten und bei leichtem Sauerstoffüberschuß eine Betriebstemperatur von ca. 500°C
haben.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß im Zuge der Abgasführung Oxidationseinrichtungen (0) vorgesehen sind, die Cu0-Kontaktkörper
enthalten und bei leichtem Sauerstoffüberschuß eine Betriebstemperatur von wenigstens
ca. 750°C haben.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß im Zuge der Abgasführung nach der Oxidationseinrichtung (0) eine Kühleinrichtung
und anschließend eine C02-Absorptions- und Rückhalteeinrichtung (C) vorgesehen ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet , daß diese Rückhalteeinrichtung
(C) aus einer Fällapparatur besteht, die mit Natron- oder Kalilauge sowie einer geringen
Menge BaCl2 gefüllt ist und an eine Filterstation angeschlossen ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet , daß diese Rückhalteeinrichtung
(C) aus einer eine Ba(OH)2-Lösung enthaltenden Fällapparatur besteht, aus der Ba 14CO3 als Niederschlag entnehmbar ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet , daß zur Absorption des noch
geringfügig feuchten Abgases Natronkalk (technisches Produkt aus NaOH + Ca0), Natronasbest
oder ähnliche technische Produkte mit vergleichbarer "alkalischer" Absorptionswirkung
für C02 vorgesehen sind.