[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Alkalihydroxid
und Stickstoffmonoxid aus Alkalinitriten durch Elektrolyse wässriger Lösungen.
[0002] Zur Herstellung von Stickstoffmonoxid in analytischen oder präparativen Mengen sind
eine Reihe von Verfahren bekannt geworden (vgl. Brauer, Präparative Methoden in der
anorganischen Chemie, Stuttgart 1960). Allen diesen Verfahren ist gemeinsam, daß ein
Nitrit oder ein Nitrat reduziert wird. Beispielsweise kann man aus Nitrit und Kaliumjodid
oder Hexacyanoferrat-(II) oder aus Kupfer und Salpetersäure ziemlich reines Stickstoffmonoxid
darstellen. Dieses muß jedoch noch mit Alkali und Schwefelsäure gewaschen werden.
Der Nachteil dieser an sich brauchbaren Methoden liegt darin, daß die verwendeten
Reduktionsmittel sehr teuer sind. Darüberhinaus macht die Verwertung der anfallenden
nicht gewünschten Reaktionsprodukte Schwierigkeiten, wenn größere Mengen Stickstoffmonoxid
hergestellt werden sollen.
[0003] Hochprozentiges Stickstoffmonoxid läßt sich durch Verbrennen von Ammoniak mit Sauerstoff
an Platinkatalysatoren in Gegenwart von Wasserdampf als Schutzgas herstellen, wobei
das gleichzeitig mit entstehende N0
2 nachträglich abgetrennt wird (DE-AS 10 85 142). Technisch wird NO zur Herstellung
von Hydroxylamin und seinen Derivaten benutzt.
[0004] Da die Bedeutung der Entfernung von Stickoxiden aus Abgasen mit Hilfe von alkalischen
Absorptionsverfahren immer mehr zunimmt, fallen ständig steigende Mengen an Lösungen
an, die Nitrit und Nitrat enthalten. Diese Lösungen, die im allgemeinen noch stark
alkalisch sind, müssen verwertet werden.
[0005] Es stellte sich daher die Aufgabe aus alkalischen Nitritlösungen auf einfache Weise
ein möglichst reines Stickstoffmonoxid herzustellen, ohne daß schwer verwertbare Abfallstoffe
entstehen.
[0006] Es wurde nun ein Verfahren zur gleichzeitigen Herstellung von Alkalihydroxid und
Stickstoffmonoxid aus Alkalinitrit gefunden, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man
eine wässrige Alkalinitrit enthaltenden Lösungen im Anodenraum einer Kationenaustauscher-Membranzelle
elektrolysiert.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich - bei Einsatz von Natriumnitrit - durch
folgende Gleichung beschreiben.

Als Membranzelle ist in diesem Zusammenhang eine durch eine Ionenaustauscher-Membran
in einen Anoden- und einen Kathodenraum geteilte Zelle zu verstehen. Beide Halbräume
besitzen separate Elektroden und können mit verschiedenen Lösungen gefüllt werden.
Als Material für die Kationenaustauschermembran lassen sich Polymere, die möglichst
weitgehend inert sind und die saure Gruppen tragen, verwenden, insbesondere perfluorierte
Polymere, die Sulfonsäure-oder Carbonsäuregruppen tragen. Solche Kationenaustauscher-Membranen
sind kommerziell, z.B. unter dem Warenzeichen Nafion, erhältlich. Dabei sind verschiedene
Typen, z.B. einfache Folien oder Verbundsysteme mit eingelagertem Stützgewe be verfügbar.
Diese Entwicklungen sind dem Fachmann von der Technologie der Chloralkali-Elektrolyse
her geläufig. Das gleiche gilt auch für Elektrodenmaterial und Elektrodenformen.
[0008] Für die Kathoden wird im allgemeinen Stahl verwendet, jedoch können auch andere Metalle
und Legierungen oder leitfähige Verbindungen verwendet werden, die in alkalischer
Lösung beständig sind und die sich insbesondere durch eine niedrige Wasserstoffüberspannung
auszeichnen, wie z.B. Nickel, Kobalt oder Edelmetalle wie Platin und Ruthenium.
[0009] Als Anoden können Graphit aber auch andere Stoffe wie Edelmetalle (z.B. Platin und
Iridium) verwendet werden. Bevorzugt werden jedoch Anoden aus Titan, die mit Edelmetallen
oder Edelmetalloxiden aktiviert wurden. Die gewählten Elektrodenmetalle sind jedoch
für das erfindungsgemäße Verfahren nicht kritisch.
[0010] Als Alkalinitrit werden bevorzugt Natrium- und Kaliumnitrit eingesetzt. Besonders
günstig ist aus preislichen Gründen die Verwendung von Natriumnitrit-Lösung. Die Nitritlösung
braucht nicht rein zu sein; sie kann z.B. aus der Absorption von Nitrose oder nitrosehaltigen
Abgasen in Lauge stammen. Solche Lösungen enthalten dann Alkalinitrit, Alkalinitrat
und ggf. in geringen Mengen andere anorganische Salze. Dabei sollen jedoch Halogenide
abwesend sein, weil es sonst zur anodischen Bildung von freiem Halogen kommen kann.
[0011] Die Konzentration von Nitrit ist nicht kritisch. Jedoch sollte die Konzentration
in der Ausgangslösung so gewählt sein, daß eine genügend hohe Leitfähigkeit auftritt,
da sonst ein hoher Widerstand der Lösung unter Erwärmung und Energieverlust überwunden
werden muß.
[0012] Die Konzentration an Nitrit und Nitrat kann auch kurzzeitig die Sättigungsgrenze
überschreiten; diese Verfahrensweise ist jedoch nicht bevorzugt, da das Einführen
oder Umpumpen durch die ausfallenden Salzkristalle stark erschwert wird. Es ist daher
bevorzugt, in der Praxis mit Konzentrationen knapp unterhalb der jeweiligen Sättigungsgrenze
zu arbeiten.
[0013] Bei Einsatz von Natriumnitrit liegt die Ano.lytkonzentration bei Temperaturen über
50°C, vorzugsweise zwischen 8 und 40 Gew.-% NaNO
2. Bei Raumtemperatur liegt der bevorzugte Konzentrationsbereich bei 8 bis 35 Gew.-%
NaNO
2.
[0014] Hohe Anteile an anderen Salzen wie Nitrat und Sulfat können die Löslichkeitsgrenze
von Nitrit zu anderen . Werten hin verschieben. Bevorzugt ist die Verwendunq von Anolytlösungen,
die nur Nitrit oder Nitrit und Nitrat enthalten. Während der Elektrolyse treten Alkaliionen
durch die Membran in den Kathodenraum über und bilden dort Alkalilauge. Es ist bevorzugt,
aus Gründen der Leitfähigkeit bereits zu Beginn der Elektrolyse im Kathodenraum eine
gewisse Menge Alkalihydroxid von z.B. mindestens 1 bis 5 Gew.-% einzubringen. Die
Maximalkonzentration des Katholyts an Alkalihydroxid hängt von der Selektivität der
Membran ab. Beispielsweise treten bei höheren Konzentrationen an Natriumhydroxid durch
die meisten Membranen zu viel Hydroxidionen, wobei die Ausbeute an Natriumhydroxid
sowie die Energieausbeute verschlechtert werden. Aus dem Kathodenraum wird kontinuierlich
oder chargenweise Katholyt (Alkalihydroxid-Lösung) abgezogen. In gleichem Maße wird
Wasser nachgefüllt, so daß die Konzentration an Alkalihydroxid etwa konstant bleibt.
Die obere wirtschaftliche Grenze der Alkalihydroxidkonzentration liegt im Bereich
von 5 bis 50 Gew.-%. Optimale Werte der Energieausnützung wird man bei Werten zwischen
8 und 40 Gew.-% Alkalihydroxid erhalten.
[0015] Im Anodenraum soll die Reaktion 2 NO 2 → NO
3- + NO
+ e ablaufen. Um zu verhindern, daß störende Konkurrenzreaktionen auftreten, soll im
Anodenraum ein pH-Bereich von 3 bis 6 eingehalten werden. Im alkalischen Bereich kommt
es beispielsweise zunächst zur Entladung der Hydroxidionen, während bei pH-Werten
unter 3,5 die Nitritlösungen sich unter Bildung nitroser Gase zersetzen. Ein optimaler
pH-Bereich für den Anolyten liegt bei 4-5. Während der Elektrolyse sind keine Maßnahmen
zur Einhaltung des pH-Werts erforderlich. Wenn nach Verbrauch des Nitrits die Elektrolyse
aber fortgesetzt wird, so kann der pH-Wert jedoch auf unter 3,5 fallen. Der nur noch
Nitrat enthaltende Anolyt kann dann vorteilhafterweise auf Düngemittel verarbeitet
werden.
[0016] Der Druck ist für das erfindungsgemäße Verfahren nicht entscheidend. Bevorzugt ist
eine Elektrolyse bei Normaldruck und Temperaturen zwischen 20 und 100°C. Höhere bzw.
tiefere Temperaturen sind zwar möglich, aber technisch, bzw. energetisch ungünstiger.
[0017] Durch theoretische Überlegungen kann man für die Elektrolyse von Nitrit aus den reversiblen
Elektrodenpotentialen eine Zellenspannung von unter 1. Volt abschätzen. Unter Berücksichtigung
der Stromdichte, der Temperatur, der Zusammensetzung des Elektrolysts, des Membranwiderstandes,
der Elektrodenüberspannungen und der Geometrie der Zelle werden sich im praktischen
Fall Zellenspannungen über 1 Volt, insbesondere über 2 Volt ergeben.
[0018] Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele erläutert:
Beispiel 1
[0019] Eine Membranzelle, deren Anoden- und Kathodenraum jeweils 70 ml betrug, wurde zwecks
besserer Durchmischung des Elektrolyten und zur Vergrößerung des Ansatzes an zwei
Kreisläufe für Katholyt und Anolyt angeschlossen (jeweils bestehend aus Anodenraum
bzw. Kathodenraum, Schlauchverbindungen, Vorratsgefäß für Elektrolyt und Pumpe). Eingefüllt
wurden als Anolyt 1,6 1 einer 40 %igen Natriumnitrit-lösung (mit 846 g NaNO
2 und 56 g NaN0
3), als Katholyt 0,6 1 Natronlauge (246 g/1 NaOH). Katholyt und Anolyt wurden jeweils
im Kreislauf umgepumpt. Als Membran wird eine ®Nafion 315-Membran eingesetzt, als
Kathode ein Stahlblech mit 10 cm
2 Oberfläche und als Anode ein Titanblech (
10 cm2 Oberfläche), das mit
Ti02/Ru0
2 (70:30 Gew.-% aktiviert war. Der Elektrodenabstand betrug 6 mm. Es wurde bei 80°C
mit einer Stromdichte von 5 k
A/m
2 und einer Zellenspannung von rd. 4,8 Volt elektrolysiert. Zum Katholyt wurde kontinuierlich
Wasser zugegeben, so daß die NaOH-Konzentration konstant blieb. Im gleichen Maße wurde
die bei der Elektrolyse entstehende Lauge über einen Überlauf aus dem Katholytkreislauf
abgeführt und titrimetrisch bestimmt. Das an der Kathode entstehende Gas (Wasserstoff)
konnte drucklos aus der Zelle entweichen. Das im Anolyt entstehende Gas wurde über
konz. H
2SO
4 geleitet und volumetrisch bestimmt. Die Gasanalyse ergab NO mit 0,08-0,09 Vol.% N
2, 0,02 Vol.% N
2O,<0,05 Vol.% 0
2. NO
2 konnte nicht nachgewiesen werden.
[0020] Es wurde bis zum völligen Verbrauch des vorgegebenen NaNO
2 elektrolysiert.. Das Ende der Umsetzung ist zu erkennen am Abfall des pH-Wertes unter
3,5 im Anolytkreislauf, gleichzeitigem Anstieg der Zellenspannung um 200-300 mV und
einsetzender O
2-Entwicklung an der Anode. Nach 36 h Elektrolysedauer (= 180 Ah = 109,5 % d.Th.) waren
entstanden:

Beispiel 2
[0021] In einer ähnlichen Elektrolysezelle mit gleicher Membran wie in Beispiel 1, in die
als Kathode ein Eisennetz und als Anode ein Platinnetz eingebaut war, wurden im Kathodenraum
750 ml NaOH (10%ig, Dichte 1,11) und im Anodenraum 900 ml NaN0
2-Lösung (40,5 %ig, Dichte 1,34 g/cm
3) eingefüllt.
[0022] Es wurde 8 Stunden bei einer konstant gehaltenen Stromstärke von 10 A elektrolysiert.
[0023] Während der Elektrolyse ergaben sich folgende Werte für die NO-Entwicklung an der
Anode.

[0024] Dies entspricht einer durchschnittlichen Anodengasentwicklung von ca. 1200 ml pro
10 min und einer Gesamtgasmenge von ca. 58 1 während der Versuchszeit. Der Versuch
wurde nicht bis zum vollständigen Verbrauch des Nitrits durchgeführt. Es gilt folgende
Stoffbilanz:

[0025] Aus dem Analysenergebnis folgt für den Anolyt folgende Stickstoffbilanz:

1. Verfahren zur Herstellung von Alkalihydroxid und Stickstoffmonoxid aus Alkalinitrit,
dadurch gekennzeichnet, daß man eine wässrige Alkalinitrit enthaltende Lösung im Anodenraum
einer Kationenaustauscher-Membranzelle elektrolysiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Lösung, die Natriumnitrit
und Natriumnitrat enthält, elektrolysiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Membran aus einem fluorhaltigen
Polymeren besteht, das Sulfonsäure-oder Carbonsäuregruppen enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration an Alkalinitrit
im Anolyt knapp unterhalb der Sättigungsgrenze liegt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrolyse bei Normaldruck
und Temperaturen von 20 bis 100°C durchgeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man diskontinuierlich arbeitet
und den pH-Wert im Anolyt vor Beginn der Elektrolyse auf Werte zwischen 3,5 und 6,
insbesondere Werte zwischen 4 und 5 einstellt.