[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Trocknen und Kalzinieren von Schüttgütern
im Drehrohr unter Gegenstromführung heißer Gase, wobei die Trocknung und gegebenenfalls
Vorkalzination im direkten Kontakt mit heißen Gasen in dem an das Beschickungsende
anschließenden Teil des Drehrohres erfolgt, die Kalzination durch indirekten Wärmeaustausch
auf der Länge eines Einschubkörpers vor dem Austragsende des Drehrohrs erfolgt, und
heiße Gase in den Einschubkörper geleitet werden und aus diesem in das Drehrohr strömen.
[0002] Beim Trocknen und Kalzinieren von Schüttgütern muß in vielen Fällen die Trocknung
und evtl. die Vorkalzinierung langsam und/oder bei niedrigeren Temperaturen erfolgen,
während zur Kalzinierung höhere Temperaturen erforderlich sind.
[0003] Aus der DE-PS 261 997 ist eine Trockentrommel bekannt, in der die heißen Gase und
das Material im Gleichstrom geführt werden. In dem Drehrohr ist zunächst ein Heizrohr
mit geringerem Durchmesser und dann ein Heizrohr mit größerem Durchmesser angeordnet.
Das Material wird in den ringförmigen Raum chargiert. Ein Teil der heißen Gase wird
in den ringförmigen Raum und der andere Teil in das Heizrohr geleitet. Das Drehrohr
ist in einem feststehenden Gehäuse angeordnet, und die Abgase werden zur Wärmeausnutzung
in dieses Gehäuse geleitet, durchströmen das Gehäuse im Gegenstrom und werden in den
Kamin geleitet.
[0004] Bei diesem Verfahren treten die heißesten Gase mit dem kältesten Material in Berührung,
das Drehrohr und das Heizrohr müssen entsprechend der Gastemperatur aus hitzebeständigem
Stahl bestehen, und das Abgas kann eine Abkühlung des Drehrohrs bewirken.
[0005] Aus der DE-OS 14 33 860 ist ein Verfahren zur Herstellung von Gips bekannt, bei dem
in einem Drehrohr ein zweites Rohr angeordnet ist, das Material in dem Ringraum bis
zum geschlossenen Ende des Drehrohres wandert, dort in das innere Rohr eintritt und
durch dieses in entgegengesetzter Richtung zu dessen Austrag wandert. Die heißen Gase
werden im Gegenstrom und direkten Kontakt durch das Innenrohr_und dann durch den Ringraum
geleitet. In der Hochtemperaturzone besteht durch den direkten Kontakt die Gefahr
der Überhitzung bei Betriebsschwankungen, die Vorrichtung ist sehr kompliziert und
das lange Innenrohr muß aus Edelstahl bestehen.
[0006] Aus "Ullmann", 3. Auflage, 1951, Band 1, Seite 597 ist es bekannt, die Trocknung
und Kalzination im Gegenstrom-Trommeltrockner mit zentralem Rohr zum nachträglichen
Beimischen von trockener Luft durchzuführen, wobei sich das zentrale Rohr über den
größten Teil des Drehrohrs bis in den Anfang der Trockenzone erstreckt. Die heißen
Gase werden zum Teil durch den ringförmigen Raum und zum Teil durch das Zentralrohr
geleitet. Auch hier besteht durch den direkten Kontakt im Ringraum die Gefahr der
Überhitzung und das Zentralrohr und das Drehrohr müssen aus Edelstahl hergestellt
werden.
[0007] Aus der AT-AS 7077/77 ist es bekannt, Aluminiumfluorid-Hydrate nach einer Vortrocknung
in Stromrohrtrockner oder Tellertrockner in einer Wirbelschicht zu kalzinieren, oder
die Kalzination in direkt oder indirekt beheizten Drehrohröfen oder einer außenbeheizten
Wirbelschicht durchzuführen. In allen Fällen muß der Ofen aus Edelstahl bestehen und
bei direktem Kontakt besteht die Gefahr der Überhitzung.
[0008] Aus der FR-PS 927 063 ist es bekannt, die Vorwärmung im direkten Kontakt mit heißen
Gasen und die weitere Aufheizung durch indirekten Wärmeübergang vorzunehmen. Dabei
ist vom Austragsende ein Einschubkörper im Drehrohr angeordnet, in den heiße Gase
eingeleitet werden und aus dem sie in das Drehrohr strömen. Der Einschubkörper besteht
aus einem Innenrohr und einer Ausmauerung zwischen Innenrohr und Drehrohr. In dieser
Ausmauerung sind sternförmig Kanäle an der Wand des Drehrohrs angeordnet, in die das
Material eintritt und aus denen das Material am Austragsende des Drehrohrs ausgetragen
wird. Die Nachteile dieses Verfahrens bestehen darin, daß die Kanäle einen sehr kleinen
Durchmesser haben, die Transportgeschwindigkeit infolge des kleinen Durchmessers gering
ist und dadurch die Durchsatzleistung ebenfalls gering ist. Dieses wird noch dadurch
verschlechtert, daß die Kanäle nicht rund sind. Am Einlauf der Kanäle bildet sich
ein Materialstau. Wegen dieses Materialstaus und der geringen Durchsatzleistung der
Kanäle kann nur mit geringer Betthöhe im Drehrohr gearbeitet werden. Infolge des sich
ergebenden hohen Füllungsgrades in den Kanälen und der sich daraus ergebenden schlechten
Umwälzung tritt ein Wärmestau und die Gefahr von Überhitzung und Ansatzbildung ein.
Die Wärmeübertragung von den Heizgasen auf das Material in den Kanälen ist schlecht
und ungleichmäßig.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Überhitzung in der Kalzinierzone mit
möglichst geringem Aufwand mit Sicherheit zu vermeiden und eine gute Durchsatzleistung
zu erzielen.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß dadurch, daß die Kalzination durch
indirekten Wärmeaustausch in einem ringförmigen Raum weitgehend auf der Oberfläche
des Einschubkörpers erfolgt.
[0011] Der Einschubkörper ist zweckmäßigerweise als Zentralrohr ausgebildet, das an der
Innenwand des Drehrohres durch Verbindungsstücke befestigt ist. In dem zwischen Einschubkörper
und Drehrohr gebildeten ringförmigen Raum sind Hubschaufeln angeordnet, die das Material
von unten mitnehmen und auf die Außenwand des Einschubkörpers rieseln lassen, so daß
es in einer spiralförmigen Bahn durch den Ringraum zum Austrag bewegt wird. Die Innenwand
des Drehrohrs in dem ringförmigen Raum kann feuerfest ausgekleidet werden. In der
Trocken-und gegebenenfalls Vorkalzinierzone können Hubschaufeln angeordnet sein. Die
heißen Gase können durch Verbrennung direkt in dem Einschubkörper erzeugt werden,
sie können aber auch in einer vorgeschalteten Brennkammer erzeugt werden. Durch den
Ringraum können auch Schutzgase oder Reaktionsgase geleitet werden.
[0012] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß ein Teilstrom des Abgases des
Drehrohrs in den Einschubkörper zurückgeleitet wird. Dadurch ist eine Verringerung
und Regelung der Temperatur der Verbrennungsgase in einfacher Weise möglich, wenn
keine vorgeschaltete Brennkammer verwendet wird. Wenn die direkte Beheizung bei einer
beträchtlich niedrigeren Temperatur erfolgen muß, kann auch ein Teilstrom des Abgases
in den, beschickungsseitig gesehen, ersten Teil des Einschubkörpers oder bis vor das
Ende des Einschubkörpers geleitet werden. Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht
darin, daß der Einschubkörper mittels Hubschaufeln am Drehrohr befestigt ist, wobei
die in Drehrichtung hinten liegende Kante jeder Hubschaufel mit dem Drehrohr verbunden
ist und keinen Materialdurchfall gestattet, jede Hubschaufel mit dem Einschubkörper
durch Verbindungsstücke verbunden ist, die das aus den Hubschaufeln fallende Material
auf der Außenwand des Einschubkörpers herabrieseln lassen, und die Form der Hubschaufeln
so gewählt wird, daß das von der Vorderkante herabfallende Material in möglichst gleichen
Mengen auf beiden Seiten des Einschubkörpers herabrieselt. Dadurch wird eine gute
und gleichmäßige Übertragung der Wärme auf das Material erzielt.
[0013] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß die Wärmeübertragung von den Heizgasen
auf das Schüttgut während des indirekten Wärmeaustausches dadurch erhöht wird, daß
der Einschubkörper auf der Innenseite mit Rippen oder Stiften versehen wird.
[0014] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß die durch den indirekten Wärmeaustausch
pro Materialeinheit übertragene Wärmemenge durch Regelung des Füllungsgrades in dem
ringförmigen Raum geregelt wird. Dadurch ist eine einfache und wirksame Regelung des
Wärmeüberganges möglich.
[0015] Die Erfindung wird anhand der Figuren näher erläutert.
Fig. 1 ist ein schematischer Längsschnitt durch ein Drehrohr
Fig. 2 ist ein schematischer Querschnitt durch die Kalzinierzone mit Auskleidung des
Drehrohrs
Fig. 3 ist ein schematischer Querschnitt durch die Kalzinierzone ohne Auskleidung
des Drehrohrs.
[0016] Das Drehrohr 1 besitzt eine feuerfeste Auskleidung 2. Der Einschubkörper ist als
Zentralrohr 3 angeordnet. In den Figuren 1 und 2 ist das Zentralrohr 3 über Verbindungsstücke
4 und Hubschaufeln 5 mit einem Innenrohr 6 verbunden, das an der feuerfesten Auskleidung
2 anliegt. Die Hubschaufeln 5 sind mit ihren in Drehrichtung hinten liegenden Kanten
mit dem Innenrohr 6 verbunden. In der Figur 3 sind die hinten liegenden Kanten der
Hubschaufeln 5 direkt mit dem Drehrohr 1 verbunden. Durch den Brenner 7 werden die
heißen Gase erzeugt, die durch das Zentralrohr 3 in die Trocknungs- und gegebenenfalls
Vorkalzinierzone strömen und über Leitung 8 in einen Zyklonabscheider 9 geleitet.werden.
Über die Beschickungsvorrichtung 10 wird das frische Material und der Rücklauf 11
aus dem Zyklon 9 chargiert. 12 stellt ein Gebläse dar. Über Leitung 13 wird ein Teil
des Abgases durch das Rohr 14 als Mischluft um den Brenner 7 herum in das Zentralrohr
3 geleitet. Über Leitung 15 wird das restliche Abgas abgeführt. Das Materialbett 16
wandert durch die Trocknungszone und gegebenenfalls Vorkalzinierzone in die Kalzinierzone,
die sich über die Länge des Zentralrohres 3 erstreckt. Dort wird das Material von
den Hubschaufeln 5 erfaßt und böscht sich an den freien Vorderkanten unter seinem
Böschungswinkel auf. Der Böschungswinkel ist durch die Linien 17'dargestellt. Bei
der Drehbewegung des Drehrohrs 1 fällt entsprechend der Stellung der Hubschaufeln
5 ein Teil des Materials dosiert heraus und rieselt über den Umfang des Zentralrohres
3 verteilt herab. Bei 18 wird das Material ausgetragen. Es ist auch möglich, vorher
eine Kühlzone anzuschließen.
Ausführungsbeispiel
[0017] Ein teils direkt teils indirekt beheiztes Drehrohr einer Pilotanlage wurde mit 70
kg/h Aluminiumfluorid-Trihydrat mit einem freien Feuchtegehalt von 6 % beschickt.
Nach einer mittleren Verweilzeit von 29,6 min bei einer Ofendrehzahl von 6,8 Upm verließen
den Ofen am Produktaustrag 39,4 kg/h kalziniertes Aluminiumfluorid mit einem A1F3-Gehalt
von über 97 % und einem Glühverlust von 0,3 bis 0,4 %. Die Gesamtlänge des Drehrohres
betrug 5 m, von denen 3,8 m direkt und 1,2 m indirekt beheizt waren. Der Stahlrohrmantel
hatte einen Durchmesser von 650 mm und war mit einer tonerdereichen Stampfmasse ausgekleidet.
Der freie Innendurchmesser betrug 430 mm. Am Produktaustragsende war ein zylindrisches
Innenrohr aus Stahl mit acht innenliegenden Hubschaufeln eingebaut, die ihrerseits
das Zentralrohr aus hitzebeständigem Edelstahl tragen... Der Außendurchmesser des
Zentralrohres für die indirekte Gutbeheizung betrug 300 mm.
[0018] Das zur Wärmebehandlung des Gutes erforderliche Heißgas wurde durch die Verbrennung
von 5,5 kg/h Heizöl erzeugt. Die Heißgastemperatur betrug ca. 1200°C. Bei einer großtechnischen
Anlage könnten unter diesen Umständen durch Rauchgasrückführung zur Einstellung der
Heißgastemperatur ca. 10 % der Brennstoffmenge eingespart werden. Am Übergang von
der indirekt zur direkt beheizten Zone betrug die Gastemperatur noch 890
0C und beim Verlassen des Ofens am Produkteintrag noch 250°C. In einem nachgeschalteten
Zyklon wurden mitgerissene Staubpartikel aus dem Gasstrom abgeschieden und mit dem
Aufgabegut dem Ofen wieder zugeführt. Ein Ventilator diente zur Erzeugung des erforderlichen
Unterdrucks im System und führte das Abgas der Atmosphäre zu.
[0019] Die Vorteile der Erfindung bestehen darin, daß eine Überhitzung des Materials in
der Kalzinierzone mit einfachen Mitteln vermieden wird, das Drehrohr aus Normalstahl
hergestellt werden kann, der Einschubkörper dünnwandig ausgeführt werden kann, da
er statisch kaum beansprucht wird, dadurch der Wärmedurchgang verbessert wird, eine
weitgehende Optimierung des Wärmeüberganges möglich ist, und der Einschubkörper leicht
ausgewechselt werden kann.
1. Verfahren zum Trocknen und Kalzinieren von Schüttgütern im Drehrohr unter Gegenstromführung
heißer Gase, wobei die Trocknung und gegebenenfalls Vorkalzination im direkten Kontakt
mit heißen Gasen in dem an das Beschickungsende anschließenden Teil des Drehrohrs
erfolgt, die Kalzination durch indirekten Wärmeaustausch auf der Länge eines Einschubkörpers
vor dem Austragsende des Drehrohrs erfolgt und heiße Gase in den Einschubkörper geleitet
werden und aus diesem in das Drehrohr strömen, dadurch gekennzeichnet, daß die Kalzination
durch indirekten Wärmeaustausch in einem ringförmigen Raum weitgehend auf der Oberfläche
des Einschubkörpers erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teilstrom des Abgases
des Drehrohrs in den Einschubkörper zurückgeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Einschubkörper
mittels Hubschaufeln am Drehrohr befestigt ist, wobei die in Drehrichtung hinten liegende
Kante jeder Hubschaufel mit dem 'Drehrohr verbunden ist und keinen Materialdurchfall
gestattet, jede Hubschaufel mit dem Einschubkörper durch Verbindungsstücke verbunden
ist, die das aus den Hubschaufeln fallende Material auf der Außenwand des Einschubkörpers
herabrieseln lassen, und die Form der Hubschaufeln so gewählt wird, daß das von der
Vorderkante herabfallende Material in möglichst gleichen Mengen auf beiden Seiten
des Einschubkörpers herabrieselt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Wärmeübertragung
von den Heizgasen auf das Schüttgut während des indirekten Wärmeaustausches dadurch
erhöht wird, daß der Einschubkörper auf der Innenseite mit Rippen oder Stiften versehen
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die durch den indirekten
Wärmeaustausch pro Materialeinheit übertragene Wärmemenge durch Regelung des Füllungsgrades
in dem ringförmigen Raum geregelt wird.