[0001] Die auf chemischem Wege gewonnen Zellstoffe, wie sie z.B. aus dem Sulfitverfahren
oder den alkalischen Natron- oder Sulfatverfahren anfallen, enthalten neben den Hauptbestandteil
Cellulose noch geringe Mengen Lignin, Hemicellulosen und einige andere Bestandteile.
Die genannten Begleitstoffe der Cellulose, vor allem das Lignin, bewirken die Verfärbung
des Zellstoffes oder daraus hergestellter Produkte.
[0002] Um aus dem Zellstoff Papier oder andere Produkte von hoher Weiße, die nicht zur Vergilbung
neigen, herzustellen, ist eine Entfernung der nach dem chemischen Aufschluß verbliebenen
Begleitstoffe durch eine Mehrstufenbleiche notwendig.
[0003] Es ist aus der DE-PS 22 19 505 bekannt, Zellstoff in einem mehrstufigen Verfahren
mittels Peroxid und Persäuren zu bleichen. Dabei wird der Zellstoff, gegebenenfalls
nach einer sauren Vorbehandlung, in der ersten Stufe mit einem Peroxid, in der zweiten
Stufe mit einer organischen Persäure und in der dritten Stufe mit einem Peroxid gebleicht.
[0004] Zwischen den einzelnen Bleichstufen wird der Zellstoff ausgiebig mit Wasser gewaschen.
[0005] Ein erheblicher Nachteil des bekannten Verfahrens liegt darin, daß zur Bleiche mit
Persäure eine Gleichgewichtsperessigsäure eingesetzt wird. Denn bei der Darstellung
der
Gleichgewichtspersäure muß ein sehr hoher Überschuß an Carbonsäure eingesetzt werden,
um das Gleichgewicht möglichst weit auf die Seite der Persäure zu verschieben. Das
nicht zur Persäure umgesetzte Wasserstoffperoxid geht nämlich bei der an die Persäurebleichstufe
anschließende Wäsche des Zellstoffes verloren.
[0006] Bei dem bekannten Verfahren wird eine Gleichgewichtspersäure eingesetzt, bei deren
Herstellung ein 8- bis 10-facher Überschuß an Carbonsäure verwendet wird.
[0007] Aufgrund der dazu benötigten Carbonsäuremengen ist das bekannte Bleichverfahren unwirtschaftlich.
[0008] Eine Verringerung dieses überschußes spart zwar Carbonsäure, führt aber zu einem
höheren Restgehalt an Wasserstoffperoxid und somit zu einem ebenfalls unwirtschaftlich
hohen-Wasserstoffperoxidbedarf.
[0009] Ein weiterer Nachteil des Verfahrens gemäß.der DE-PS
22 19 505 liegt darin, daß bei der Verwendung von Gleichgewichtspersäure aufgrund der
langsamen Gleichgewichtseinstellung große Vorratsgefäße notwendig sind. So benötigt
eine mittlere Zellstoffabrik bereits Reaktionsgefäße mit 3 einem Volumen bis zu 100
m
[0010] Die alternative Darstellung der Persäure aus Carbonsäureanhydrid ist, ebenso wie
der Einsatz reiner Persäure, wegen der Gefährlichkeit konzentrierter organischer Perverbindungen
aus Gründen der Betriebssicherheit nicht möglich.
[0011] So bildet sich bei der Reaktion von Carbonsäureanhydrid mit z.B. Wasserstoffperoxid
neben der Persäure auch das gefährliche, zur spontanen Zersetzung neigende Diacylperoxid.
[0012] Auch die Darstellung von Persäure aus Carbonsäureanhydrid und Peroxid in der Zellstoffpulpe
selbst, ist wegen der dann vorliegenden Verdünnung nur mit hohen Peroxidverlusten
durchzuführen.
[0013] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Bleiche von Zellstoff unter Verwendung
von Peroxiden im alkalischen
Be-reich und organischer Persäure im sauren Bereich, wobei auf die Bleichstufe mit
Persäure eine Bleichstufe mit Peroxid folgt, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß
man eine Persäure, die einen Gehalt an Wasserstoffperoxid von 10 bis 50 Gew.-% und
einen Gehalt an Persäure von 5 bis 40 Gew.-% aufweist, und die man aus einer organischen
Carbonsäure einer Konzentration von 50 bis 100 Gew.-%, vorzugsweise 90 bis 100 Gew.-%,
durch Umsetzung mit Wasserstoffperoxid einer Konzentration von 30 bis 90 Gew.-%, vorzugsweise
50 bis 70 Gew.-%, in Gegenwart einer Mineralsäure bei einer Temperatur zwischen 20
und 100°C, vorzugsweise 50 bis 80°C, herstellt, verwendet, nach der sauren Bleichstufe
mit der organischen Persäure den Zellstoff nicht auswäscht, die zur Durchführung der
alkalischen Bleichstufe mit Peroxid notwendige Menge an Alkali in Form einer wässrigen
Lösung hinzufügt und die Bleiche mit Peroxid ohne weiteren Zusatz von Peroxid durchführt.
[0014] Es wird dabei der aus der sauren Persäurebleichstufe verbleibende Überschuß an Peroxid
für die Peroxidbleiche verwendet.
[0015] Als Carbonsäuren können Essigsäure oder Propionsäure verwendet werden.
[0016] Die Mengen an Persäure können 0,1 bis 5,0 Gew.-% und die an Peroxid 0,2 bis 3,0 Gew.-%,
bezogen auf atro Zellstoff, betragen. Die Temperaturen in den Bleichstufen können
zwischen 30 und 140°C, vorzugsweise zwischen 40 und 90°C liegen. Die Stoffdichte kann
bei der Persäurebleichstufe zwischen 5 und 30 %, vorzugsweise 10 bis 15 %, bezogen
auf atro Zellstoff betragen.
[0017] Bei der Peroxidbleichstufe kann die Stoffdichte 5 bis 25
Gew.-%, vorzugsweise 10 bis 15 Gew.-%, bezogen auf atro Zellstoff betragen.
[0018] Bei schwer bleichbaren Zellstoffen kann die Bleichstufen.. folge Persäure/Peroxid
wiederholt werden. Es ist jedoch auch möglich, vor der Bleichsequenz Persäure/ Peroxid
eine zusätzliche alkalische Peroxidbleichstufe durchzuführen.
[0019] Im Anschluß an das erfindungsgemäße Bleichverfahren können weitere bekannte Bleichstufen,
wie z.B. mit Hypochlorit oder Chlordioxid, durchgeführt werden.
[0020] Aufgrund des erfindungsgemäßen Verfahrens kann das chloridfreie Abwasser nach der
Peroxidbleichstufe eingedampft und der Verbrennung zugeführt werden. Dabei ist es
möglich, bei der Eindampfung nach der Neutralisation des Abwassers die für die Persäureherstellung
verwendete Carbonsäure zurückzugewinnen.
[0021] Das erfindungsgemäße Verfahren kann in einem zur Verdrängungsbleiche geeigneten Bleichturm
gegebenenfalls wiederholt, durchgeführt werden, wobei die verdrängte Persäurelösung
nach der Mischung mit Alkali dem Bleichturm wieder zur Peroxidbleiche zugeführt wird.
[0022] Der Verzicht auf die Wäsche des Zellstoffes nach der Persäurestufe erlaubt es, nach
einer Alkalisierung durch Zugabe einer Natronlauge-Lösung, den gesamten Gehalt der
Pulpe an Wasserstoffperoxid zur weiteren Bleiche zu nutzen. Dies bedeutet, daß eine
Gleichgewichtspercarbonsäure auch mit hohem Peroxidgehalt wirtschaftlich genutzt werden
kann, oder daß eine Gleichgewichtseinstellung nicht abgewartet werden muß.
[0023] Aufgrund dessen kann einerseits mit erheblich geringeren Carbonsäuremengen gearbeitet
werden und andererseits können auch sehr viel kleinere Reaktoren zur Darstellung der
bei der Bleiche benötigten Persäuremengen zur Anwendung kommen. Diese können dann
im Durchfluß betrieben werden, was zusätzlich zur Sicherheit des Verfahrens beiträgt.
So können beispielsweise für eine 200 jato Zellstoff-Fabrik mit einem Bedarf von 1
% Persäure bei geeigneter Reaktionsführung mit nur 2,5 t Eisessig 2 t Peressigsäure
in einem nur etwa 300 1/h fassenden Durchflußreaktor erzeugt werden.'
[0024] Dabei wird zwar nur die Hälfte des eingesetzten Wasserstoffperoxids zur Persäure
umgesetzt. Das nicht zur Reaktion ge-5rachte Wasserstoffperoxid wird jedoch durch
das erfindungsgemäße Verfahren zur weiteren Zellstoffbleiche wirksam verwendet.
Beispiel 1
[0025] Gebleicht werden soll ein mittelharter Fichtensulfit-Papierzellstoff (18,5 Kappa)
in drei Stufen auf einen Weißgehalt von über 88 (Elrepho F 6) mit der Bleichsequenz
P-PES-P (peroxid-Persäure-Peroxid). Die angegebenen Prozentzahlen sind Gewichtsprozent.
a) Nach dem in der DE-PS 22 19 505 beschriebenen Verfahren:
1. Stufe 2,2 % H202
2,2 % NaOH 1,5 Std. 18 % Stoffd. 60°C
Waschung
2. Stufe 1,0 % Peressigsäure (als 10 % Gleichgewichtspersäure eingesetzt)
1 Std. 12 % Stoffd. 60°C
Waschung
3. Stufe 1,0 % H2O2
2,0 % NaOH 2,5 Std. 12 % Stoffd. 60°C
Waschung
b) Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren:
1. Stufe 2,2 % H2O2
2,2 % NaOH 1,5 Std. 18 % Stoffd. 60°C
Waschung
2. Stufe 1,0 % H202
1,0 % Peressigsäure
1 Std. 12 % Stoffd. 60°C keine Wäsche sondern Einmischung von:
3. Stufe 2,2 % NaOH 2,5 Std. 10 % Stoffd. 60°C
Waschung
Nach a) wird ein Weißgehalt von 88,7,
nach b) ein Weißgehalt von 88,4 erhalten.
[0026] Für die Bleiche von 100 kg Zellstoff nach Variante a) ergibt sich bei der Anwendung
einer handelsüblichen 10 % Peressigsäure-Lösung ein Bedarf von 8,5 kg Eisessig.
[0027] Setzt man dagegen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren (Variante b) ein Gemisch von
H
20
2 und Peressigsäure (1:1) ein, das durch Umsetzung von H
20
2 (70 %) mit Eisessig in Gegenwart katalytischer Mengen Schwefelsäure bei 60°C und
einer Stunde Reaktionszeit erhalten wurde, so werden hier für die Bleiche von 100
kg Zellstoff nur 1,25 kg Eisessig benötigt.
Beispiel 2
[0028] Hier soll ein Buchensulfit-Kunstfaserzellstoff mit der Bleichfolge PES-P-H (Persäure-Peroxid-Hypochlorit)
gebleicht werden. Die angegebenen Prozentzahlen sind Gewichtsprozent.
a) Nach dem in der DE-PS 22 19 505 beschrieben Verfahren:
1. Stufe 0,5 % Peressigsäure 1 Std. 12 % Stoffd. 70°C
Waschung
2. Stufe 0,8 % H202
6,0 % NaOH 1,5 Std. 10 % Stoffd. 80 °C Waschung
3. Stufe 0,4 % NaOCl 3,0 Std. 10 % Stoffd. 40°C
Waschung
b) Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren:
1. Stufe 0,5 % Peressigsäure 1 Std. 12 % Stoffd. 70°C 0,8 % H2O2
keine Wäsche, sondern Einmischung von:
2. Stufe 6,0 % NaOH 1,5 Std. 10 % Stoffd. 80°C
Waschung
3. Stufe 0,4 % NaOCl 3 Std. 10 % Stoffd. 40°C
Waschung

[0029] Es ergeben sich erhebliche Einsparungen an Essigsäure nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren. Bei Variante a) werden bei Verwendung einer 10 %igen Gleichgewichtsperessigsäure
zur Bleiche von 100 kg Zellstoff 4,25 kg Eisessig benötigt.
[0030] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren (Variante b) wird das zur Bleiche von 100 kg
Zellstoff benötigte H
2O
2/Peressigsäure-Gemisch (1,6 : 1) aus H
2O
2 (50 %) und Eisessig in Gegenwart katalytischer Mengen Schwefelsäure bei 60°C und
einer Rekationszeit von 1 Stunde mit nur 0,88 kg Essigsäure hergestellt.