[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Vorbehandlung von Edelstahl, insbesondere
von Chromnickelstählen für eine direkte galvanische Vergoldung mit stark sauren Bädern.
[0002] Die galvanische Abscheidung gut haftender Metallüberzügeauf rostfreien, hochlegierten
Stählen bereitet durch die dichte, schwer zu entfernende Passivschicht seit jeher
größere Schwierigkeiten. Bestimmend für das passive Verhalten dieser Stähle ist eine
sich rasch ausbildende Deckschicht, vorwiegend aus Cr
2O
3, einem sehr schwer löslichen Oxid. Aus diesem Grund muß zur Vorbereitung des Edelstahls
vor dem Galvanisieren eine Entfernung der Passivschicht durch Beizen in aggressiven
Mineralsäuren, zum Teil unter Stromeinwirkung, vorgenommen werden. So wird zum Beispiel
empfohlen, 10 - 20 Volt HNO
3konz. mit 1 - 2 Volt H
2F
2konz. bei 50° hierfür zu verwenden, oder H
2SO
4, CrO
3 und H
2F
2 bei Raumtemperatur einzusetzen oder kathodisch die Teile in verschiedenen Säuren
zu aktivieren. Fast alle Verfahren greifen jedoch das Grundmaterial an, was besonders
bei hochglanzpolierten Teilen unerwünscht ist. Weitere Probleme ergeben sich bei diesen
bekannten Vertahren, wenn Edelstahlgegenstände mit eingearbeiteten z.B. Neusilber-
oder Kupferteilen vorliegen. Fast alle diese Verfahren verursachen auch nicht unerhebliche
Korrosionsprobleme in den Galvanisieranlagen.
[0003] Bekannt sind auch Aktivierungsverfahren unter Abschei-
dung einer Zwischenschicht, meist Nickel, aus stark salzsaurer Lösung. Diesen haften
aber ebenfalls deutliche Nachteile an. Neben Korrosionsproblemen bei Anwendung dieser
Bäder sind die so aktivierten und anschließend vergoldeten Teile wesentlich anfälliger
gegen Korrosion als direkt vergoldete. Ausgehend von Fehlstellen korrodiert die Nickelzwischenschicht
bis zur völligen Ablösung der Goldauflage. Bei Schmuckteilen, die direkt auf der Haut
getragen werden, ist eine Unternickelung auf Grund allergischer Reaktionen einzelner
Personen und eventueller canzerogener Wirkung meist unerwünscht.
[0004] Zur Vermeidung der Unternickelung wurde versucht, Edelstahlteile direkt im Goldbad
zu aktivieren. Die US-PS 4 168 214 beschreibt ein Goldbad auf Basis eines "verdünnten
Königswassers", das in der Lage ist, Edelstahl direkt im Bad zu aktivieren. Das Bad
hat jedoch ebenfalls den Nachteil, daß es die Oberfläche, be-
- sonders an Lötstellen, angreift. Außerdem ist das Bad schlecht zu führen, da die Agressivität
mit der Betriebsdauer ansteigt. Andere zur direkten Beschichtung von Edelstahl bekannte
stark saure Goldbäder ergeben nur in wenigen Fällen eine ausreichende Haftung der
Goldschicht. Wenn die zu beschichtenden Edelstahlteile, zum Beispiel
Uhrenarmbänder, zuvor einer Behandlung unterzogen worden waren, die eine stärkere Passivschicht
entstehen ließ, wie zum Beispiel Tempern, Löten, Polieren unter Hitzeentwicklung,
Behandlung in passivierenden Beizen oder
Elektropolieren, konnte durch direktes Vergolden keine ausreichende Haftfestigkeit erzielt
werden.
[0005] Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Vorbehandlung
von Edelstahl für eine direkte galvanische Vergoldung in einem stark sauren Goldbad
zu finden, das die Metalloberfläche möglichst wenig angreift und eine gute Haftfestigkeit
der abgeschiedenen Goldschichten erzielt.
[0006] Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Edelstahlteile in eine
cyanidhaltige wässrige Lösung gebracht und zuerst kathodisch und anschließend anodisch
behandelt werden.
[0007] Überraschenderweise zeigte es sich, daß bei Behandlung von Edelstahlteilen, die in
einem stark passiven Zustand vorlagen, in einer Lösung eines Alkalicyanids nach zunächst
kathodischer, dann anodischer Polung bei Raumtemperatur selbst bei niedrigen Stromdichten
eine gute Aktivierung erzielt wurde. Nach direkter anschließender Vergoldung in einem
handelsüblichen stark sauren Goldbad wurden sehr gute Haftfestigkeiten erzielt. Gleiche
Aktivierungsergebnisse konnten selbst bei sichtbaren Anlaufschichten erreicht werden,
wenn das Cyanid vorteilhafterweise direkt in einem handelsüblichen Entfettungsbad
eingesetzt und die genannte Polungsreihenfolge eingehalten wurde.
[0008] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können selbst Edelstahlgegenstände mit eingearbeiteten
Teilen aus z.B. Neusilber oder Kupfer behandelt werden. Sie können anschließend unter
voller Erhaltung der Oberflächengüte haftfest vergoldet werden.
[0009] Vorzugsweise enthalten die Vorbehandlungsbäder Alkalicyanid in einer Konzentration
2 - 100 g/l. Daneben können sie noch weitere Zusätze, wie z.B. Phosphate, kondensierte
Phosphate, Carbonate und Silikate der Alkalimetalle in verschiedenen Konzentrationen
enthalten. Diese Badbestandteile dienen vorwiegend der Entfettung und haben auf die
Aktivierung keinen Einfluß. Höhere Konzentrationen an Alkalihydroxid sind zu vermeiden.
[0010] Die Aktivierung erfolgt vorteilhafterweise bei Temperaturen von 20° bis 70° C und
wird vorwiegend bei Raumtemperatur ausgeführt. Sie besteht aus einer zunächst kathodischen
Behandlung von vorzugsweise bei 2 - 40A/dm
2 während 15 sec bis 5 min und einer anschließenden anodischen Behandlung unter denselben
Bedingungen.
[0011] Die Anwendung höherer Temperatur bis ca. 70° C und höherer Stromdichte ist möglich,
aber nicht erforderlich. Zur anschließenden direkten Vergoldung eignet sich jedes
handelsübliche stark saure Goldbad mit pH kleiner 3. Eine Dekapierung nach der Aktivierung,
z.B. in 10%iger Schwefelsäure wirkt sich günstig auf die Zwischenspülung aus, ist
aber für die eigentliche Aktivierung ohne Einfluß.
[0012] Die folgenden Beispiele sollen das erfindungsgemäße Vorbehandlungsverfahren näher
erläutern:
[0013] 1. 10g KCN, 10g NaOH, 30g Na
2CO
3 und 50
g Na
3PO
4.12H
2O werden in Wasser zu 1 1-gelöst.
[0014] Eine auf Hochglanz polierte Probe aus V4A wird 1 min bei Raumtemperatur und 10 A/dm
2 kathodisch, anschließend unter gleichen Bedingungen anodisch in diesem Bad behandelt,
gut zwischengespült und in einem handelsüblichen stark sauren Goldbad vergoldet.
[0015] Die abgeschiedene Goldschicht ist hochglänzend und haftet gut. Sie läßt sich selbst
durch Bürsten nach scharfem Knicken der Probe nicht entfernen.
[0016] 2. Eine Probe aus V4A wird durch einstündiges Tempern bei 300
0 C an Luft bewußt passiviert.
[0017] Nach Behandlung der Probe in einem Bad nach Beispiel 1 unter den dort genannten Bedingungen
wurde ebenfalls sehr gute Haftfestigkeit bei der Vergoldung erzielt.
[0018] 3. 20g NaCN, 10g NaOH, 10g Na
4P
2O
7.10H
2O,
30g Na
2Si
3.5H
2O und 0,5g Netzmittel werden in Wasser zu 1 Liter gelöst.
[0019] Ein elektropoliertes Edelstahlgeflechtarmband mit einem Uhrengehäuse aus Neusilber
wird bei Raumtemperatur 1 min bei 5 A/dm
2 kathodisch, anschließend unter gleichen Bedingungen anodisch aktiviert, gut zwischengespült
und in einem handelsüblichen stark sauren Goldbad vergoldet. Die Goldschicht läßt
sich auch durch starkes Kratzen nicht entfernen.
1. Verfahren zur Vorbehandlung von Edelstahl für eine direkte galvanische Vergoldung
in einem stark sauren Goldbad, dadurch gekennzeichnet, daß die Edelstahlteile in eine
cyanidhaltige wässrige Lösung gebracht und zuerst kathodisch und anschließend anodisch
behandelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Alkalicyanid in einer
Konzentration von 2 - 100 g/l verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Edelstahlteile
bei einer Temperatur zwischen 200 und 70° C behandelt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daβ die Edelstahlteile
zunächst kathodisch bei 2 - 40 A/dm2, sodann anodisch bei 2 - 40 A/dm2 je 15 sec - 5 min vorbehandelt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Cyanid in einem
Entfettungsbad eingesetzt wird.