[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Strobilurin auf synthetischem
Wege.
[0002] Kürzlich wurden aus Kulturen von Strobilurus tenacellus die Antibiotika Strobilurin
A und B isoliert, die starke antifungische Eigenschaften. - besitzen und auch gegen
humanpathogene Pilze wirksam sind (vgl. T. Anke, F. Oberwinkler, W. Steglich und G.
Schramm, J. Antibiot. 30, 806 (1977) und G. Schramm, W. Steglich, T. Anke und F. Oberwinkler,
Chem. Ber. 111, 2779 (1978)). Es handelt sich um 1-Arylhexatriene der Struktur 1 (Strobilurin
A) bzw. 2 (Strobilurin B), die an der terminalen Doppelbindung eine für die biologische
Wirkung entscheidene ß-Methoxyacrylat-Gruppierung in der (E)-Konfiguration besitzen.
1, R1 R2 H
2, R1 = OCH3, R2 = Cl
[0003] Da nur Verbindungen der angegebenen (E)-Konfiguration eine gute Hemmwirkung besitzen,
bestand die Aufgabe darin, eine stereoselektive Synthese zu entwickeln.
[0004] Es wurde nun gefunden, daß eine stereoselektive Synthese von Strobilurin nach dem
nachfolgend beschriebenen Verfahren möglich ist.
[0005] Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur Herstellung von synthetischem Strobilurin
in der (E)-Konfiguration, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man einen entsprechend
substituierten Zimtaldehyd mit 2-Oxobuttersäure in methanolischer KOH zum 3(Z),S(E)-3-Methyl-2-oxo-6-phenyl-3,5-hexadiensäure-Kaliumsalz
kondensiert, das Kaliumsalz mit Methanol
*in den entsprechenden Methylester überführt, das Reaktionsprodukt mit Methoxymethylentriphenylphosphoran
zum 9(Z)-Strobilurin umsetzt und das Rohprodukt nach chromatographischer Reinigung
an Kieselgel mit einer Quecksilberdampflampe in Aceton unter Zusatz von etwas Benzol
bestrahlt.
*/Thionylchlorid
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zur Herstellung von Strobilurin
A. Die Reaktion verläuft nach folgendem Schema:

Bei der Synthese des Strobilurins A (1) geht man von Zimtaldehyd und 2-Oxobuttersäure
aus, die in methanolischer KOH zum 3(Z),5(E)-3-Methyl-2-oxo-6-phenyl-3,5-hexadien-
säure-Kaliumsalz (3) kondensiert werden (vgl. E.D. Stecher und H.F. Ryder, J. Am.
Chem. Soc. 74, 4392 (1952)). Die Veresterung des Kaliumsalzes erfolgt zweckmäßig mit
SOC1
2/Methanol, entsprechende den Angaben S. Guttmann und R. Boissonas, Helv. Chim. Acta
41, 1852 (1958). Der Methylester 4 wird noch von ca 15-18 % des isomeren Lactons 5
begleitet. Das Gemis kann ohne weitere Reinigung mit Methoxymethylentriphenylphosphoran
entsprechend den Angaben in der Literatur (G. Wittig und E. Knauss, Angew. Chem: 71,
127 (1959); S.G. Levine, J. Am. Chem. Soc. 80, 6150 (1958); G. Wittig , W. Böll und
K.-H. Krück, Chem. Ber. 95, 2514 (1962); G. Wittig und M. Schlosser, Chem. Ber. 94,
1373 (1961)) zum kristallinen 9(Z)-Strobilurin (6) umgesetzt werden. Das Rohprodukt
enthält etwas 9(Z),11(Z)-Strobilurin A, das bei der chromatographischen Reingung an
Kieselgel in das thermodynamisch stabilere Isomere 6 übergeht. Bestrahlen mit einer
Quecksilberdampflampe (Solidexfilter) in Aceton unter Zusatz von etwas Benzol führt
zur Konfigurationsumkehr an Δ
9 unter Bildung von Strobilurin A (1), das sich in allen spektroskopischen Eigenschaften
und der biologischen Wirkung mit dem Naturstoff als identisch erweist.
[0007] Die Wittigreaktion mit Methoxymethylen-triphenylphosphoran wurde bisher noch nicht
auf 2-Oxocarbonsäureester angewandt. Die vollständige photochemische Isomerisierung
von 6 zum all-trans-Derivat 1 ist überraschend.
[0008] Ausgehend von im aromatischen Ring substituierten Zimtaldehyden sind auch Strobilurin
B (2) und Analoga auf dem beschriebenen Weg zugänglich.
Versuche:
[0009] 3(Z),5(E)-Methyl-2-oxo-6-phenyl-3,5-hexadiensäure-Kaliumsalz (3)
[0010] Zu einem auf 10°C gekühlten Gemisch von 10.2 g 2-Oxo- buttersäure und 13.2 g Zimtaldehyd
werden unter N
2 als Schutzgas 8.4 g KOH in 25 ml Methanol so zugetropft, daß die Temperatur auf 25°C
ansteigt und bei weiterer Zugabe konstant bleibt. Beim Zutropfen des letzten Viertels
der Lauge erreicht man durch Erhöhung der Tropfgeschwindigkeit einen Temperaturanstieg
auf 45°C. Sofort nach beendigter Zugabe wird das Reaktionsgemisch rot, und das Produkt
fällt aus. Man rührt noch 1 h bei 25°C und läßt das Gemisch über Nacht im Eisschrank
stehen. Danach wird abgesaugt und das Produkt 2-3mal mit wenig trockenem Methanol
und anschließend 3-5mal mit trockenem Ether gewaschen. Das Kaliumsalz ist danach hellgelb
und feinpulvrig. Ausbeute: 13.5 g (51.2 %); Schmp. 210-215°C (Zers.).
3(Z),5(E)-3-Methyl-2-oxo-6-phenyl-3,5-hexadiensäure-methylester (4) ,
[0011] Zu 84 ml trockenem Methanol werden bei -5°C 4.58 g Thionylchlorid getropft. Danach
gibt man 9.0 g (35 mmol) 3-Methyl-2-oxo-6-phenyl-3,5-hexadiensäure-Kaliumsalz (3)zu,
läßt auf Raumtemperatur können und erhitzt anschließend 20 min unter Rückfluß. Nach
DC-Kontrolle auf vollständige Veresterung wird KC1 abgesaugt, das Filtrat eingeengt
und nachgefallenes Salz durch eine G3-Fritte entfernt. Eindampfen der Mutterlauge
und Trocknen im Ölpumpenvakuum gibt 8.0 g eines Öls, das nach einigen Tagen im Kühlschrank
wachsartig erstarrt. Das so erhaltene Rohprodukt enthält nach dem
1H-NMR-Spektrum ca. 15-18 % 4-Methyl-3-methoxy-5-styryl-2,5-dihydrofuran-2-on (5).
Es kann ohne weitere Reinigung für den nächsten Reaktionsschritt eingesetzt werden.
[0012] Chromatographie an Kieselgel (Eluent: Methanol) ergibt den reinen Ester 4; Schmp.
49-50°C.
[0013] 1H-NMR([D
6] Aceton): 2.04 (d, J=1.2 Hz, C-CH
3); 3.92 (s, OCH
3); 7.18 (d, J= 15.6 Hz, 6-H); 7.24 (dq, J= 9.4 + 1.2 Hz, 4-H); 7.4 (dd, verdeckt,
5-H); 7.5 (m, 3H); 7.7 (m, 2H).
9 (Z)-Strobilurin A (6)
[0014] 6.5 g (21 mmol) Methoxymethyl-triphenylphosphoniumchlorid werden in 90 ml absolutem
Ether suspendiert und unter N
2 mit 2.1 g (19 mmol) Kalium-tert-butylat versetzt..Es wird 35 min bei Raumtemperatur
gerührt und dann 3.2 g (14 mmol) roher 3(Z),5(E)-3-Methyl-2-oxo-6-phenyl-3,5-hexadiensäure-
methylester (4) in 20 ml Ether sehr schnell zugetropft, wobei sich die tiefrote Lösung
nahezu entfärbt. Nach weiteren 15 min Rühren gießt man das Gemisch in 100 ml wäßrige
Ammoniumchloridlösung, schüttelt aus, trennt den Ether ab und extrahiert noch zweimal
mit Ether, Eindampfen der über MgSO
4 getrockneten organischen Phasen und Aufgeben des in wenig Essigester gelösten Rückstandes
auf eines mit Petrolether (40-60°C) angesetzte Kieselgelsäule (Mallinckrodt) liefert
nach Elution mit Petrolether und anschließend Petrolether/Toluol (1:1) relativ reines
9(Z)-Strobilurin A (6), das nach dem Eindampfen kristallisiert. Ausbeute 1.45 g (40
%, bezogen auf den rohen Ketoester 4); blaßgelbliche Kristalle vom Schmp. 75-77°C.
[0015] 1H-NMR ([D
6] -Aceton): 1.96 (d, J= 1.0 Hz, C-CH
3); 3.65 (s, OCH
3); 3.88 (s, CO
2CH
3); 6.15 (dq, J= 11.0 + 1.0 Hz, 9-H); 6.55 (d, J= 15.6 Hz, 7-H), 7.22 (dd, J= 15.6
+ 11.0 Hz, 8-H); 7.38 (s, 12-H);~7.4 (m, 5H) .
Strobilurin A (l)
[0016] 0.30 g 9(Z)-Strobilurin A (6) werden in 6 ml Aceton und 0.6 ml Benzol 1 h mit einer
Quecksilberdampflampe mit Solidexfilter im Bestrahlungskarussell (Fa. Dema, Bornheim)
bestrahlt. Danach ist nach dem DC die Isomerisierung vollständig abgelaufen [R
f-Werte: 0.47 (4), 0.50 (5); Hexan/ CCl
4/CHCl
3/EtOAc = 4/3/1/1 auf Kieselgelfertigplatten Merck ]. Man rotiert ein und chromatographiert
an ® Sephadex LH 20 mit Methanol. Ausbeute: 0.255 g (85 %), farbloses Öl; identisch
mit dem Naturprodukt.
[0017] 1H-NMR ([D
61-Aceton): 1.92 (d, J= 1.3 Hz, C-CH
3); 3.67 (s, OCH
3); 3.90 (s, CO
2CH
3); 6.19 (dq, J= 10.0 + 1.3 Hz, 9-H); 6.48 (d, J= 15.6 Hz, 7-H); 6.75 (dd, J= 15.6
+ 10.0 Hz, 8-H); 7.48 (s, 12-H);~7.4 (m, 5H) .