[0001] Die nachstehend erläuterte Erfindung betrifft das gleichmäßige Färben von voluminösen
Geweben, wie z.B. Cord, Samt, Frottee oder Florwaren, aus Cellulosefasern, insbesondere
Baumwolle, mit auf der Faser erzeugten wasserunlöslichen Azofarbstoffen nach einer
kontinuierlichen oder halbkontinuierlichen Methode, wobei die Grundierung durch Vorklotzen
mit einer Kupplungskomponente unter alkalischen Bedingungen und die nachfolgende Farbstoff-Entwicklung
naß-in-naß durch Überklotzen mit einer Diazokomponente in Gegenwart von Säure oder
säureliefernden Substanzen vorgenommen werden.
[0002] Beim Färben von Baumwoll-Geweben mit Azo-Entwicklungsfarbstoffen auf dem Foulard
werden die Kupplungskomponente und die Diazokomponente in der Regel aus getrennten
Bädern aufgebracht, wobei zwischen den beiden Klotzungen eine Zwischentrocknung stattfindet.
Dieses Verfahren ist schon lange bekannt und wird weltweit ausgeführt.
[0003] Es sind in diesem Zusammenhang bereits viele Versuche unternommen worden, die in
Bezug auf Zeitbedarf und Energieverbrauch teure Zwischentrocknung einzusparen und
die Entwicklung des Farbstoffes auf der Faser durch naß-in-naß-Überklotzen der Diazoniumverbindung
auf die von der Grundierung mit der Kupplungskomponente her-nasse Ware durchzuführen.
Ein solches Vorhaben ließ sich jedoch nur in Ausnahmen realisieren. Bei der Anwendung
auf voluminöse Gewebe ist indessen ein derartiges Arbeitsprinzip bisher gescheitert.
Hierfür sind hauptsächlich zwei Gründe maßgebend, welche diese Mißerfolge herbeigeführt
haben und die bis jetzt nicht behoben werden konnten.
[0004] Einmal erfolgt die Durchdringung der bereits nassen Ware beim zweiten Klotzen mit
der Lösung der Diazokomponente nicht rasch genug, d.h. noch während der anrechenbaren
Tauchzeit. Zum anderen befindet sich nach dem Abquetschen im Anschluß an den zweiten
Klotzvorgang nicht mehr genügend Entwicklungsflotte mit den darin enthaltenen, zur
Farbstoffbildung notwendigen Diazoniumverbindungen und
Alkalibindemitteln in der Ware, um die völlige Durchdringung des Gewebes und damit
die vollständige Auskupplung der Kupplungskomponente zum Farbstoff sicherzustellen.
[0005] Einem Erhöhen der Konzentration dieser beiden Substanzen sind aber Grenzen gesetzt,
schon wegen der beschränkten Löslichkeit der Diazoniumverbindungen im wäßrigen Klotzbad
und besonders dadurch, daß die Alkalibindemittelkonzentration (Essigsäure) hierin
nicht beliebig gesteigert werden darf, weil sonst beim ersten Kontakt der alkalischen
Grundierung mit der Entwicklungsflotte örtlich der p
H-Wert durch die hohe Säurekonzentration so verschoben wird, daß die gewünschte Azokupplung
nachteilig behindert wird. Unegale und nicht durchgefärbte Ware ist davon die Folge.
[0006] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand also darin, die zuvor geschilderten
Mängel in Bezug auf das zweibadige Färben von voluminösem Textilgut mit den Komponenten
zur Bildung wasserunlöslicher Azofarbstoffe auf der Faser zu beheben. Für die Durchführung
einer naß-in-naß-Färbung galt es vor allem, eine genügend hohe zusätzliche Flottenaufnahme
der feuchten Grundierung bei der zweiten Klotzung zu erzielen, um einen ausreichenden
Flottenaustausch zu ermöglichen und um die Konzentrationsbedingungen in der Überklotzflotte
(Entwicklungsflotte) in normalen Grenzen zu halten.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man der sauren Entwicklungsflotte
mit der kupplungsfähigen Diazokomponente 30 bis 60 g/1 eines Polymerisats oder Mischpolymerisats
des Acrylsäureamids in Form einer 2 bis 8, vorzugsweise 4 bis 5 gew.-%igen, wäßrigen
Einstellung sowie 2 bis 20 g/1 eines anionischen oder nichtionischen Netzmittels zusetzt.
[0008] Als solche Polymerisate oder Mischpolymerisate des Acrylsäureamids kommen beispielsweise
in Betracht:
a) lineare oder verzweigte Polymerisate des Acrylsäureamids;
b) Mischpolymerisate aus Acrylsäureamid und Halbestern der Maleinsäure mit Polyglykoläthern
von natürlichen oder synthetischen Fettalkoholen (mit 12 bis 18 C-Atomen) mit 5 bis
10 Mol Äthylenoxid je Mol Fettalkohol, im Gewichtsverhältnis von 1 : 0,05 bis 1 :
0,5 (bezogen auf das Acrylsäureamid);
c) Mischpolymerisate aus Acrylsäureamid und Acrylamidopropionsulfonsäure im Gewichtsverhältnis
von 1 : 0,05 bis 1 : 0,5 (bezogen auf das Acrylsäureamid);
d) Mischpolymerisate aus Acrylsäureamid und N-Vinyl-N-methylacetamid im Gewichtsverhältnis
von 1 : 0,05 bis 1 : 0,5 (bezogen auf das Acrylsäureamid);
e) Mischungen der vorstehend unter a) bis d) genannten Polymerisate untereinander
und gegebenenfalls in Kombination mit £-Caprolactam im Gewichtsverhältnis von 1 :
0,5 bis 1 : 1 '(bezogen auf die Polymerisate).
[0009] Die zur Anwendung gelangenden Polymerisate des Acrylsäureamids oder dessen Mischpolymerisate
mit den anderen, vorstehend unter a) bis e) genannten Monomeren weisen ein Molekulargewicht
von 1,0·10
6 bis 2,5.10
6, vorzugsweise von 1,5·10
6 bis 2,0·10
6 auf.
[0010] Aus den spezifischen Eigenschaften der genannten Acrylsäureamid-Polymerisate resultiert
überraschenderweise eine Zunahme der Flottenaufnahme bei gleichem Walzendruck (in
bar/cm
2). Dieser Effekt ist etwa proportional der angewendeten Menge der Produkte, d.h. je
höherdie Anwendungskonzentration, desto stärker auch die Zunahme der Flottenaufnahme
innerhalb eines technisch vertretbaren Bereichs (im Einklang mit den empfohlenen Konzentrationen
der zugesetzten Polymerisate).
[0011] Durch die Mitwirkung von Polymerisaten oder Mischpolymerisaten des Acrylsäureamids
sowie eines Netzmittels im Rahmen der vorliegenden Erfindung gelingt es, die Flottenaufnahme
durch das Färbegut bei der naß-in-naß-Überklotzung mit der Entwicklungsflotte derart
zu steigern und deren Durchdringungsgeschwindigkeit durch das voluminöse Substrat
so zu fördern, daß egale, gut durchgefärbte Textilien erhalten werden.
[0012] Erstaunlicherweise erzielt man nach dem neuen Arbeitsprinzip auf den genannten Textilien
- je nach Einstellung und Leistungsfähigkeit des verwendeten Foulards - Flottenaufnahmewerte
von zusätzlich 70 bis 90 % (vom Gewicht der trockenen Ware) zur bereits von der Grundierungsklotzung
her auf der Textilbahn befindlichen Flotte, was also im Endeffekt eine Gesamtflottenaufnahme
von 140 bis 170 Gew.-% bei beiden Klotzungen ausmacht. In dieser zusätzlichen Flottenmenge
läßt sich die Diazoniumverbindung in der notwendigen Menge lösen und die Alkalibindemittelkonzentration
bewegt sich innerhalb der üblichen Grenzen. Außerdem stellt das Netzmittel eine rasche
Verteilung der zweiten Klotzflotte im Färbegut sicher, so daß eine gleichmäßige Farbstoffbildung
auf der Faser gegeben ist.
[0013] Werden allerdings bei der zweiten Klotzung mit der Diazokomponente die erfindungsgemäßen
Hilfsmittel weggelassen, dann erhält man keine zusätzliche Flottenaufnahme - oder
bei auf schwächsten Druck eingestelltem Foulard - maximal 20 Gew.-% zusätzliche Flottenaufnahme.
In dieser geringen Flottenmenge wären dann aber eine 4- bis 5-fach höhere Konzentration
der Diazoniumverbindung und des Alkalibindemittels als unter Normalbedingungen (unter
Zwischentrocknung) zu lösen.
[0014] Als textile Materialien eignen sich'für das erfindungsgemäße Verfahren voluminöse
Gewebe, wie Cord, Samt, Frottee und Florware, aus Cellulosefasern, insbesondere Baumwolle,
bei denen die Egalität besonders wichtig ist. Das erwähnte Färbegut kann sogar als
stuhlrohe Ware (vorteilhaft bei sehr vollen oder gedeckten Nuancen) eingesetzt werden.
[0015] Für das Färben von Textilien nach der vorliegenden Erfindung kommen die zur Erzeugung
von Entwicklungsfarbstoffen üblichen, im Colour Index, 3. Auflage 1971 als "Azoic
Coupling Component" (Kupplungskomponente) und als "Azoic Diazo Component" (Diazokomponente)
aufgelisteten chemischen Verbindungen in Frage.
[0016] Von den erfindungsgemäß angewandten Polymerisationsprodukten des Acrylsäureamids
sind einige bekannt (DE-OS 2 542 051, CASSELLA AKTIENGESELLSCHAFT), doch werden diese
für einen völlig anderen Zweck, nämlich zur Unterdrückung des "frosting effect" beim
Färben von Polyesterfasern mit Dispersionsfarbstoffen eingesetzt.
[0017] Das neue Verfahren wird wie folgt durchgeführt:
Die erste Klotzung zur Grundierung des Textilgutes erfolgt üblicherweise auf dem Foulard
mit einer alkalischen Lösung einer Kupplungskomponente. Man erhält dabei in der Regel
Flottenaufnahmewerte zwischen 70 und 80 Gew.-%. Nach einem Luftgang (kontinuierlich)
oder einer zwischengeschobenen kurzen Verweilzeit (halbkontinuierlich) wird dann die
so hergestellte Grundierung naß-in-naß in Gegenwart von Alkalibindemittel (Säure oder
säureliefernden Substanzen) mit der eine kupplungsfähige Diazokomponente enthaltenden
Entwicklungsflotte auf dem Foulard überklotzt, wobei man dieser zweiten Klotzflotte
die erfindungsgemäße Kombination aus Acrylsäureamid-Polymerisat und Netzmittel in
den angegebenen Mengen zusetzt.
[0018] Die nachfolgenden Beispiele sollen die vorliegende Erfindung erläutern, diese jedoch
in keiner Weise - auch bezüglich der zu verwendenden Netzmittel - einschränken. Die
in den Ausführungsbeispielen ersichtlichen Prozentangaben bedeuten Gewichtsprozente;
im Falle einer Naßbehandlung von Textilien beziehen sich solche Prozentangaben betreffs
Flottenaufnahme auf das Gewicht der trockenen Ware.
Beispiel 1
[0019] Eine Baumwollcordware wird auf dem Foulard zuerst bei 70 % Flottenaufnahme mit einer
wäßrigen Lösung geklotzt, die folgende Substanzen aufweist:

[0020] Nach einem Luftgang von 60 Sekunden wird die so hergestellte Grundierung auf dem
Foulard naß-in-naß überklotzt mit einer wäßrigen Entwicklungsflotte von:

[0021] Man erhält in dieser Weise auf dem Textilgut eine weitere Flottenaufnahme von 70
%. Nach einem zweiten Luftgang von 60 Sekunden sowie einerHeißwasserpassage bei 80°C
zur Farbstoffkupplung resultiert ein egaler und gut durchgefärbter, kräftig roter
Baumwollcord. Die Nachbehandlung der Färbung erfolgt wie bei Entwicklungsfarbstoffen
üblich.
Beispiel 2
[0022] Baumwollcord soll kontinuierlich gefärbt werden. Dazu klotzt man das Textilgut auf
dem Foulard bei 80 % Flottenaufnahme unter Einsatz einer wäßrigen Lösung von:

[0023] Nach dem Klotzen und einem direkt anschließenden Luftgang überklotzt man diese Grundierung
auf dem Foulard naß-in-naß mit einer Entwicklungsflotte, die pro Liter Wasser enthält:

[0024] Man erhält beim Überklotzen eine nochmalige Flottenaufnahme der Ware von 80 %, insgesamt
also 160 % Flottenaufnahme. Ein Luftgang von 40 Sekunden sowie eine Heißwasserpassage
bei 80°C beenden die Farbstoffkupplung.
[0025] Danach wird die so hergestellte Färbung in wäßriger Flotte unter Zusatz der folgenden
Substanzen geseift:
1. Seifbad von 60°C mit

2. und 3. Seifbad kochend mit

[0026] Spülen und Trocknen beenden diese Kontinuefärbung. Man erzielt auf diese Weise einen
kräftig roten, gut durchgefärbten Baumwollcord.
[0027] Läßt man indessen im obigen Färbeprozeß in der Klotzflotte mit der Azoic Diazo Component
das Mischpolymerisat und das Netzmittel weg,.dann erhält man selbst bei auf schwächsten
Druck gestellten Foulard (0,5 bar/cm
2) nur eine weitere Flottenaufnahme von max. 20 % und eine unegale Färbung sowie einen
nicht durchgefärbten Baumwollcord.
Beispiel 3
[0028] Ein roher Baumwollcord soll kontinuierlich mit Entwicklungsfarbstoffen gefärbt werden.
Dazu klotzt man das Textilgut auf dem Foulard bei 70 % Flottenaufnahme mit einer wäßrigen
Flotte, welche die folgenden Substanzen aufweist:
[0030] Nach dem Klotzen folgt zur Vervollständigung der Farbstoffbildung durch Kupplung
ein Luftgang von 30 Sekunden und eine Heißwasserpassage bei 80°C. Danach wird die
so gefärbte Ware wie in Beispiel 2 geseift und getrocknet. Man erhält auf diesem Wege
einen einwandfrei durchgefärbten Cord in einem stumpfen Orangeton.
[0031] Die Flottenaufnahme des wie oben gefärbten Textilgutes beim Überklotzen beträgt noch
einmal 90 %, so daß erfindungsgemäß insgesamt eine Flottenaufnahme von 160 % erzielt
wird. Wird die Ware bei der Färbung hingegen ohne den Zusatz des Mischpolymerisats
und des Netzmittels naß-in-naß überklotzt, dann erhält man keine weitere Flottenaufnahme
und einen unegalen, nicht durchgefärbten Cord.
Beispiel 4
[0032] Zum Färben auf dem Foulard klotzt man ein Frotteegewebe bei

[0033] Die so hergestellte Grundierung läßt man nun aufgerollt 1 Stunde verweilen. Danach
überklotzt man die Ware auf dem Foulard naß-in-naß mit einer wäßrigen Entwicklungsflotte,
welche enthält:

[0034] Man erhält dabei auf dem Textilgut eine Flottenaufnahme von zusätzlich 80 %. Nach
einem Luftgang von 1 Minute sowie einer Heißwasserpassage bei 80°C zur Farbstoffkupplung
und nach dem üblichen Seifen (siehe Beispiel 2) sowie Trocknen resultiert eine kräftige
Orangefärbung, die gut durchgefärbt ist.
1. Verfahren zum gleichmäßigen Färben von voluminösen Geweben aus Cellulosefasern
mit auf der Faser erzeugten wasserunlöslichen Azofarbstoffen nach einer kontinuierlichen
oder halbkontinuierlichen Methode, wobei die Grundierung durch Vorklotzen mit einer
Kupplungskomponente unter alkalischen Bedingungen und die nachfolgende Farbstoff-Entwicklung
naß-in-naß durch Uberklotzen mit einer Diazokomponente in Gegenwart von Säure oder
säureliefernden Substanzen vorgenommen werden, dadurch gekennzeichnet, daß man der
sauren Entwicklungsflotte mit der kupplungsfähigen Diazokomponente 30 bis 60 g/1 eines
Polymerisats oder Mischpolymerisats des Acrylsäureamids in Form einer 2 bis 8, vorzugsweise
4 bis 5 gew.-%igen, wäßrigen Einstellung sowie 2 bis 20 g/1 eines anionischen oder
nichtionischen Netzmittels zusetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man lineares oder verzweigtes
Polyacrylsäureamid zusetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Mischpolymerisate aus
Acrylsäureamid und Halbestern der Maleinsäure mit Polyglykoläthern von natürlichen
oder synthetischen Fettalkoholen (mit 12 bis 18 C-Atomen) mit 5 bis 10 Mol Äthylenoxid
je Mol Fettalkohol, im Gewichtsverhältnis von 1 : 0,05 bis 1 : 0,5 (bezogen auf das
Acrylsäureamid) zusetzt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Mischpolymerisate aus
Acrylsäureamid und Acrylamidopropionsulfonsäure im Gewichtsverhältnis von 1 : 0,05
bis 1 : 0,5 (bezogen auf das Acrylsäureamid) zusetzt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Mischpolymerisate aus
Acrylsäureamid und N-Vinyl-N-methylacetamid im Gewichtsverhältnis von 1 : 0,05 bis
1 : 0,5 (.bezogen auf das Acrylsäureamid) zusetzt.
6. Verfahren nach Ansprüchen 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man Mischungen der
dott genannten Polymerisate untereinander zusetzt.
7. Verfahren nach Ansprüchen 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man den dort genannten
Polymerisaten noch ε-Caprolactam im Gewichtsverhältnis von 1 : 0,5 bis 1 : 1 (bezogen
auf die Polymerisate) zusetzt.
8. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die verwendeten
Polymerisate des Acrylsäureamids oder dessen Mischpolymerisate ein Molekulargewicht
von 1,0·106 bis 2,5·106 aufweisen.