[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum kontinuierlichen Einblasen von aschehaltige
Steinkohle enthaltenden, feinkörnigen Kohlenstoffträgern als Reduktionsmittel in das
Gestell eines Hochofens.
[0002] Obwohl es bekannt ist, dass der Koksverbrauch eines Hochofens durch Verwendung anderer
Brennstoffe oder durch direktes Einführen von Reduktionsmitteln in den Hochofen verringert
werden kann, hat das Einblasen von Kohle in den Hochofen im praktischen Betrieb bislang
nur in sehr beschränktem Umfange Anwendung gefunden. Dies ist unter anderem darauf
zurückzuführen, dass die Aufbereitung, der Transport und die Verteilung von feinkörniger
Kohle von einem Vorratsbehälter in die Einlassöffnungen des Hochofens hinein, bei
denen es sich im allgemeinen um die ohnehin vorhandenen Blasformen handelt, mit grösseren
Schwierigkeiten verbunden sind als bei einem flüssigen Medium, z.B. öl oder Gas. Auch
wird eine unvollständige Umsetzung von eingeblasenen festen Brennstoffen zu merklichen
Störungen im Betrieb des Hochofens führen, z. B. durch Entstehen von Russ, der die
Durchlässigkeit des Möllers für das Reduktionsgas verringert und ggf. auch im Gichtgas
vorhanden ist. Letzteres kann in den vom Gichtgas durchströmten Einrichtungen zu Störungen
führen.
[0003] Will man zwecks Erzielung der angestrebten Einsparung eine billigere Steinkohle,
z. B. Import-Steinkohle verwenden, so stösst man auf eine weitere Schwierigkeit. Billige
Steinkohlen weisen hohe Aschegehalte auf, die sich zwischen 15 - 25% bewegen können,
wobei die Asche überwiegend saure Bestandteile enthalten kann. Bei der Verwendung
von Steinkohlen dieser Art ist somit die Gefahr gegeben, dass diese sauren Aschebestandteile
sich nicht schnell genug in der Hochofenschlacke verteilen und dass die resultierenden,
inhomogenen Oxydgemische schlechte Fliesseigenschaften aufweisen und den Gang des
Hochofens stören.
[0004] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, das Verfahren der eingangs beschriebenen
Art so abzuwandeln, dass die vorgenannten Schwierigkeiten vermieden werden und auch
die Verwendung feinkörniger Steinkohle, selbst wenn sie aschereich ist, ohne Nachteile
ermöglicht wird.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung vor, dass ein Gemisch aus feinkörniger
Steinkohle und wenigstens einem anderen festen, feinkörnigen, aschehaltigen Reduktionsmittel
bzw. Kohlenstoffträger verwendet und die Zusammensetzung des Gemisches so gewählt
wird, dass der Basizitätsgrad der resultierenden Gesamtasche des Gemisches möglichst
dem Basizitätsgrad der Hochofenschlacke angepasst ist.
[0006] Ein solches Reduktionsmittel ist beispielsweise Braunkohle. Eine typische Braunkohle
weist einen Aschegehalt von 4 - 5% auf, wovon ca. 60% aus CaO und MgO bestehen. Diese
Voraussetzungen können auch bei Lignit bestehen. Es ist auch möglich, aus diesen Kohlenstoffträgern
hergestellte Kokse zu verwenden, deren Aschegehalt sogar noch etwas höher liegen wird.
[0007] Eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens sieht die Verwendung
von Torf und/oder von Torfkoks vor, die beide basische Aschen enthalten. Auch Sägemehl
kann als Reduktionsmittel günstig verwendet werden.
[0008] Die Verwendung von Gemischen aus Steinkohle und aus Braunkohle und/oder Lignit und/oder
Torf und/oder aus den vorgenannten Substanzen gewonnenen Koksen begünstigt in entsprechend
feiner Körnung eine möglichst vollständige Umsetzung innerhalb des Hochofens in der
kurzen dafür zur Verfügung stehenden Zeit, da diese Substanzen reaktionsfreudig sind.
Hinzu kommt, dass das Zuführen dieser Gemische zum Hochofen keine Schwierigkeiten
bereitet.
[0009] Besonders günstig ist auch die Tatsache, dass das Zerkleinern von Braunkohle, Lignit
sowie Torf und den aus diesen Substanzen gewonnenen Koksen auf den erforderlichen
Feinheitsgrad keine allzu grossen Kosten verursacht. Kostengünstig wirkt sich auch
die Möglichkeit aus, im Gemisch einen Wassergehalt bis zu 15%, vorzugsweise bis zu
lO%, zu belassen. Tatsächlich kann der Wassergehalt dazu führen, dass beim Eintritt
in den Hochofen aufgrund der dann plötzlich zur Einwirkung kommenden hohen Temperatur
von etwa 1000 - 1650° C das Wasser explosionsartig verdampft und gemeinsam mit den
ebenfalls explosionsartig ausgetriebenen flüchtigen Bestandteilen das ohnehin kleine
Kohlenkorn sprengt, so dass die spezifische Oberfläche vergrössert wird mit dem Ergebnis,
dass die Umsetzung im Hochofen noch schneller stattfindet. Der Wassergehalt ist andererseits
so gering, dass der Wärmebedarf des Hochofens nicht merklich beeinflusst wird.
[0010] Das Trägergas, das mit dem Gemisch in den Hochofen gelangt, beispielsweise Kaltluft,
kann weniger als 3%, ggf. etwa 1%, des gesamten durch die Blasformen eingeblasenen
Heisswindes ausmachen. Diese Menge ist zu gering, als dass sie den Wärmehaushalt des
Hochofens merklich beeinflussen könnte. Ohnehin sieht man nach Möglichkeit vor, dass
die Geschwindigkeit, mit welcher die Staubteilchen aus der Zuleitung in den Hochofen
austreten, weniger als 50 m/sec., vorzugsweise weniger als 25 m/sec. beträgt. Es ist
ggf. auch ohne weiteres möglich, mit der Einblasegeschwindigkeit bis zur Rückbrenngeschwindigkeit
herunterzugehen, die in der Grössenordnung von etwa 18 m/sec. liegen wird. Eine derartig
geringe Einblasgeschwindigkeit, die wesentlich langsamer ist als die etwa 120 bis
220 m/sec. betragende Geschwindigkeit, mit welcher der normalerweise eine Temperatur
von etwa 1100 bis 1200° C aufweisende Heisswind durch die Blasformen eingeblasen wird,
verlängert die Verweilzeit der Staubpartikel in der vor jeder Blasform befindlichen
Zone, die mehr oder weniger leer ist.
[0011] Das Verfahren gemäss der Erfindung ermöglicht das Einblasen verhältnismässig grosser
Mengen von Kohlenstoff und somit eine merkliche Reduzierung des Koksverbrauches bzw.
eine vollständige Substituierung des bislang überwiegend verwendeten Schweröls. Dies
ist auf die bereits erwähnte Tatsache zurückzuführen, dass weder beim Transport in
den Hochofen hinein, noch bei der Umsetzung innerhalb des Hochofens Schwierigkeiten
vorhanden sind oder entstehen. Das Ausmass, in welchem Koks durch einen anderen Hilfsbrennstoff
ersetzt werden kann, ist somit durchweg grösser als bei bekannten Verfahren zum Einblasen
von Kohle als Hilfsbrennstoff in das Gestell eines Hochofens.
[0012] Die basischen Aschebestandteile liegen in der Mehrzahl der Fälle in Form von Fe203,
CaO, MgO, Na
20 und K
20, also in Form basischer Oxide vor. Als saure Aschebestandteile kommen im wesentlichen
Si0
2 und P
20
5 sowie als prinzipiell amphotere Verbindungen A1
20
3 und Ti0
2, die aber in der Hüttenpraxis den sauren Elementen zugerechnet werden, in Frage.
[0013] In den folgenden Beispielen sind zwei Möglichkeiten angeführt, um bei der Vermischung
von Braunkohle und Steinkohle im resultierenden Gemisch ein Basen-Säuren-Verhältnis
von etwa 1 zu erreichen. Im Beispiel 1 werden 68,85% Braunkohle (wf) mit 31,15% Steinkohle
(wf) vermischt. Im Beispiel 2 werden 76,83% Braunkohle (wf) mit 23,17% Steinkohle
(wf) vermischt. Die unterschiedlichen Anteile beider Kohlesorten ergeben sich daraus,
dass Steinkohlen mit unterschiedlichen Aschegehalten verwendet werden, wobei der Aschegehalt
der Steinkohle im Beispiel 2 wesentlich höher ist als der im Beispiel 1. In beiden
Beispielen wurde die gleiche Braunkohle mit einem Aschgehalt von 5,62% (wf) und gleicher
Aschezusammensetzung zugrunde gelegt.
Beispiel 1
[0014]


Beispiel 2:
[0015]


1. Verfahren zum kontinuierlichen Einblasen von aschehaltige Steinkohle enthaltenden
feinkörnigen Kohlenstoffträgern als Reduktionsmittel in das Gestell eines Hochofens,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Gemisch aus feinkörniger Steinkohle und wenigstens
einem anderen festen, feinkörnigen aschehaltigen Reduktionsmittel bzw. Kohlenstoffträger
verwendet und die Zusammensetzung des Gemisches so gewählt wird, dass der Basizitätsgrad
der resultierenden Gesamtasche des Gemisches möglichst dem Basizitätsgrad der Hochofen-Schlacke
angepasst ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das andere feste, feinkörnige
Reduktionsmittel aus Braunkohle und/oder Braunkohlenkoks besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das andere feste, feinkörnige
Reduktionsmittel aus Torf und/ oder Torfkoks besteht.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass andere feste, feinkörnige
Reduktionsmittel aus Sägemehl besteht.