Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung eines Spiralbohrer-Spitzenanschliffs
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Erzeugung eines Zylindermantel-Spitzenanschliffs
von Spiralbohrern gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 und auf eine Vorrichtung
zur Durchführung dieses Verfahrens gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 6 bzw.
9.
[0002] Herkömmliche Schleifvorrichtungen zur Durchführung des oben genannten Verfahrens
arbeiten nach einem Prinzip, das wie folgt abläuft: Der zu schleifende Bohrer wird
zunächst mit seiner Achse zur Schleiffläche beispielsweise einer Topf-Schleifscheibe
so ausgerichtet, daß seine Achse in einer zur Schleiffläche senkrechten Bezugsebene
zu liegen kommt und zur Schleiffläche um den halben Spitzenwinkelδ/2 geneigt verläuft
(siehe Fig. 1). Der Bohrer wird in dieser Lage mittels einer Schleifvorrichtung fixiert,
die um eine in dieser Bezugsebene und parallel zur Schleiffläche verlaufende Zylinderachse,
welche die Bohrerachse im Abstand etwa eines Bohrerdurchmessers von der Bohrerspitze
kreuzt, drehbar ist. Die Halterung wird nach Einstellung des Bohrers im oben beschriebenen
Sinn - der Abstand der Bohrerachse von der Zylinderachse bestimmt den Freiwinkel der
Hauptschneide - arretiert. In dieser Lage führt die Schleifvorrichtung unter Drehung
der Schleifscheibe eine Schwenkbewegung um die Zylinderachse aus und erzeugt somit
eine zylindrische Einhüllende der Freifläche des Bohrers. Der Abstand zwischen Bohrer-
und Zylinderachse bestimmt die Größe des Freiwinkels α an der Hauptschneide, der im
Zylindermantel-Spitzenanschliff über die gesamte Länge der Hauptebene im wesentlichen
konstant ist. Würde dieser Abstand zu Null, so ergäbe sich ein Freiwinkel θ(• von
0°, der ein nicht schneidfähiges Werkzeug zur Folge hätte.
[0003] In der Praxis wird dieses Verfahren nur angewendet, wenn das Werkzeug in einer Halterung
eingespannt und diese anschließend angetrieben werden kann. Dadurch wird ein Translationsantrieb
für die Halterung oder die Schleifscheibe und ein Schwenkantrieb für die Schleifscheibe
bzw. die Halterung erforderlich. Diese Nachteile hinsichtlich der Vielzahl von Freiheitsgraden
der erforderlichen Schleifvorrichtung, sind insbesondere dann kritisch zu beurteilen,
wenn der zu schleifende Bohrerrohling in Rundtaktmaschinen bearbeitet werden soll.
Der Bohrerrohling wird dabei einmal auf einen Drehsupport aufgespannt und im Rundtakt-Verfahren
den jeweiligen Bearbeitungsstationen zugeführt. Das oben angesprochene Verfahren ist
dabei nur mehr bedingt anwendbar, da die Werkstückhalterung, um die Genauigkeit der
Fertigung möglichst groß zu halten, nach Möglichkeit nicht beweglich ausgeführt werden
soll (Lager- und Führungsspiel) und somit die Schleifscheibe als rotierendes Teil
verschwenk- und verschiebbar angeordnet werden muß. Dadurch ergeben sich jedoch Nachteile,
welche durch Kreisel-Kippmomente hervorgerufen werden und die sich in einem großen
Verschleiß der Schleifscheiben-Lager und -Führungen niederschlagen.
[0004] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens zu
schaffen, mit dem Bohrerrohlinge auch im Rundtakt-Fertigungsverfahren ohne komplizierte
Mechanik angeschliffen werden können, ohne daß die Lagerungen und die Führungen der
Schleifscheiben-Halterung sowie der Schleifscheibe durch die Schleifbewegungs-Kinematik
negativ beeinflußt werden.
[0005] Diese Aufgabe wird hinsichtlich des Verfahrens durch die im kennzeichnenden Teil
des Patentanspruchs 1 angegebenen Verfahrensschritte und hinsichtlich der Vorrichtung
mit den im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 6 bzw. 9 angegebenen Merkmalen
gelöst.
[0006] Durch die Verwendung einer entsprechend profilierten Schleifscheibe gelingt es, die
früher notwendige, die Zylindermantelfläche der Freifläche erzeugende Schwenkbewegung
entweder der Bohrerhalterung oder der Schleifscheibenhalterung entfallen zu lassen
und statt dessen lediglich noch translatorische Relativbewegungen zwischen Werkzeug
und Werkstück vorzusehen. Damit entfällt ein rotatorischer Freiheitsgrad der Schleifmaschine
und es crgcbcn sich insbesondere Vorteile hinsichtlich der Lebensdauer und der erforderlichen
einzuhaltenden Qualität der Lagerung und der Führung der Schleifscheibe, da keine
Kreisel-Kippmomente mehr auf die Lagerungen wirken. Durch einfache Einstellbewegungen
senkrecht zur Schleifscheiben-Radialebene kann der Freiwinkel der Hauptschneide nach
wie vor auf einfache Weise eingestellt werden, so daß die Kinematik des Schleifvorgangs
insgesamt gesehen wesentlich vereinfacht wird.
[0007] Als am wenigsten aufwendig zeigt sich der Schleifvorgang mit den Merkmalen des Unteranspruchs
2. Da die translatorische Relativbewegung parallel zur Radialebene der Schleifscheibe
verläuft, kann diese mit einer Profilierung versehen sein, die in einem Axialschnitt
der Scheibe gesehen exakt einen Kreissektor bildet, der unter Verschiebung der Schleifscheibe
bzw. des Bohrers die Zylindermantelfläche der Freifläche erzeugt.
[0008] Diese Kontur der Profilierung ist zwar exakt herzustellen, man erkennt jedoch , daß
diese Verfahrensvariante mit einem gewissen Nachteil verbunden ist: Der Bohrer muß,
wie dies aus der Geometrie des Spitzenanschliffs hervorgeht, mit seiner Hauptschneide
parallel zur Relativ-Bewegungsrichtung ausgerichtet sein. Diese fällt gemäß dieser
Verfahrensvariante jedoch mit der Tangentenrichtung der Schleifscheibe in der Berührungslinie
der Freifläche zusammen, so daß die auf der Freifläche erzeugten Schleifriefen parallel
zur Hauptschneide verlaufen. Dies kann sich jedoch nachteilig auf die Standzeit der
Bohrerschneide auswirken.
[0009] Die Weiterbildung gemäß Unteranspruch 3 wirkt diesem nachteiligen Effekt entgegen.
Durch das relative Anstellen der Relativ-Bewegungsrichtung, d. h. der Hauptschneide
zur Schleifscheiben-Radialebene verlaufen die Schleifriefen nicht mehr parallel zur
Hauptschneide, sondern um den Anstellwinkel zu dieser geneigt. Die Kreissektor-Profilierung
der Schleifscheibe muß in diesem Fall zwar entsprechend dem um den Anstellwinkel aus
dem Normal-Zylinderschnitt verschwenkten schiefen Zylinderschnitt in einen Ellipsensektor
korrigiert werden, diese Korrektur stellt jedoch keinen Mehraufwand dar. Weil die
erforderliche Profilierung aus einem einfachen Zylinderschnitt hervorgeht, kann sie
durch geeignete Abtastung beispielsweise einer zylindrischen Schleifschablone auf
einfache Art und Weise hergestellt werden.
[0010] Wenn der Bohrer mit der Bohrerhalterung auf geeignete Weise synchron mit der translatorischen
Relativbewegung gemäß Unteranspruch 4 verschwenkt bzw. gemäß Unteranspruch 5 gedreht
wird, kann mit dem oben genannten Verfahren ein Freiflächen-Anschliff erzeugt werden,
der die Charakteristik eines Kegelmantel-Spitzenanschliffs besitzt, d. h. durch den
entlang der Hauptschneide des Bohrers ein sich von der Spitze zur Schneidenecke hin
stetig verkleinernder Freiwinkel erzeugt wird.
[0011] Die Vorrichtung gemäß Unteranspruch 6 ermöglicht die Anwendung dieses Verfahrens
auf die Bohrerfertigung mit Rundtaktmaschinen. Der zu fertigende Bohrer-Rohling wird
dabei fest in einer Bohrerhalterung eingespannt und gegenüber der Schleifvorrichtung
positioniert. Die Schleifvorrichtung wird so ausgerichtet, daß die Haupt-Vorschubbewegung
der Schleifscheibe im wesentlichen parallel zur Hauptschneide erfolgt. Der Freiwinkel
ist durch Verschieben des Quersupports auf dem Längssupport, der Spitzenwinkel durch
Verschwenken einer Supportplatte einstellbar. Der Quersupport wird durch Verschiebung
des Längssupports in axialer Richtung des Bohrers zugestellt (Nachschleifen einer
Spitze).
[0012] Die Vorrichtung gemäß Unteranspruch 7 ermöglicht die einfachste Form des Flächenanschliffs,
wie er durch das Verfahren gemäß Unteranspruch 2 festgelegt wird.
[0013] Bei zusätzlicher Verschwenkung der Schleifscheibe gemäß Unteranspruch 8 und entsprechender
Ausbildung des Schleifscheibenprofils wird das Verfahren gemäß Unteranspruch 3 ermöglicht.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich auch mit einer Vorrichtung verwirklichen,
bei der gemäß Unteranspruch 9 nicht die Schleifscheibe, sondern die Werkstückhalterung
die translatorische Relativbewegung ausführt. Diese Vorrichtung bietet sich insbesondere
dann an, wenn der Bohrer bereits in einer anderen Maschine vorbearbeitet und in der
Schleifvorrichtung lediglich geschliffen bzw. nachgeschliffen werden soll. Es ist
natürlich auch eine Vorrichtung denkbar, bei der nicht die Bohrerhalterung, sondern
die Schleifscheibe mit einem Vorschubantrieb versehen ist.
[0015] Der Unteranspruch 12 richtet sich auf eine Vorrichtung, die den besonderen Vorteil
hat, daß ein Bohrer-Spitzenanschliff erzeugt werden kann, der die Eigenschaften eines
Kegelmantel-Spitzenanschliffs besitzt, der im Hinblick auf die Zerspanungswirkung
besonders günstige Eigenschaften aufweist.
[0016] Einen ähnlichen Effekt erreicht man mit der besonderen Weiterbildung der Vorrichtung
gemäß dem Unteranspruch 13.
[0017] Nachstehend werden anhand schematischer Zeichnungen mehrere Ausführungsbeispiele
der Erfindung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht einer schematisierten herkömmlichen Schleifvorrichtung zur
Herstellung eines Zylindermantel-Spitzenanschliffs eines Bohrers,
Fig. la eine Ansicht der Fig. 1 mit Blickrichtung des Pfeils IA,
Fig. 2 eine der Fig. 1 ähnliche Ansicht einer schematisierten Schleifvorrichtung zur
Herstellung eines Zylindermantel-Spitzenanschliffs in einer ersten Ausführungsform
der Erfindung,
Fig. 3 eine Ansicht der Fig. 2 mit Blickrichtung des Pfeils III,
Fig. 4 eine Darstellung der geometrischen Zusammenhänge beim erfindungsgemäßen Schleifverfahren,
Fig. 5 eine Ansicht der Fig. 4 mit Blickrichtung des Pfeils V,
Fig. 6 eine Ansicht der Fig. 5 mit Blickrichtung des Pfeils VI,
Fig. 7 eine Ansicht eines Schnitts der Fig. 5 entlang der Linie VII-VII, wobei der
in Fig. 5 dargestellte Bohrer nicht gezeigt wird,
Fig. 8 einen Axialschnitt durch eine weitere Ausführungsform einer Profilschleifscheibe
zur Verdeutlichung einer weiteren Verfahrensvariante des erfindungsgemäßen Schleifverfahrens,
Fig. 9 eine Ansicht der Fig. 8 mit Blickrichtung des Pfeils IX,
Fig. 10 eine Seitenansicht einer Ausführungsform einer Schleifvorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens bei Rundtakt-Bearbeitungsmaschinen,
Fig. 11 eine Ansicht der Schleifvorrichtung in Fig. 10 mit verschwenkter Schleifscheibe
mit Blickrichtung des Pfeils XI in Fig. 10, und
Fig. 12 eine Ansicht einer weiteren Ausführungsform der Schleifvorrichtung.
[0018] Fig. 1 zeigt einen Bohrer 1, dessen Spitze auf herkömmliche Art und Weise mittels
einer topfförmigen Schleifscheibe 2 mit einem Zylindermantel-Spitzenanschliff versehen
wird. Der Bohrer 1 ist in eine nicht gezeigte Halterung eingespannt, die um eine zur
Schleifscheiben-Radialebene 3 parallele Achse 4 schwenkbar in einem Gestell 5 gelagert
ist. Die Fig. 1 zeigt den Bohrer 1 in der Stellung, in der seine Hauptschneide 6 in
die Schleifscheiben-Radialebene 3 fällt, d. h. in einem Moment, in dem die Schwenkbewegung
der Bohrerhalterung um die Achse 4 gerade ihr Vorzeichen wechselt. Der halbe Spitzenwinkel
0/2 ist durch Neigung der Halterungs- bzw. Bohrerachse la zur Schleifscheiben-Radialebene
3 wählbar. Der bei diesem Verfahren über die ganze Hauptschneide 6 konstante Freiwinkel
α wird dadurch sichergestellt, daß der von der Hauptschneide 6 während der Verschwenkbewegung
der Bohrerhalterung bescnriebene Zylindermantel Z einen Radius r besitzt, der größer
ist als der Abstand D der Drehachse 4 zur Schleifscheibe 2. Die Größen D und r entsprechen
im wesentlichen dem Bohrerdurchmesser und der Freiwinkel α kann durch Einstellung
des Abstandes A der Bohrerachse la zur Zylinderachse 4 (Fig. la) varriert werden.
Wenn gemäß Fig. 1 der Bohrer 1 aus der Zeichenebene nach oben herausgedreht wird,
erzeugt die Schleifscheibe 2 eine, der sichtbaren Freifläche 7a gegenüberliegende,
nicht erkennbare Freifläche 7b, die mit dem angedeuteten Zylindermantel Z zusammenfällt.
Zum Schleifen der zweiten Freifläche 7a wird der Bohrer 1 in der Halterung um 180°
gedreht.
[0019] Fig. 2 und 3 zeigen einen Bohrer 1, der im erfindungsgemäßen Verfahren angeschliffen
wird. Die Hauptschneide 6 verläuft parallel zur Translations-Relativbewegungsrichtung
T. Die Bohrerachse la ist, wie aus Fig. 2 erkennbar, unter einem gewissen Winkel 0/2
zu der Translations-Bewegungsrichtung T geneigt. Dieser Winkel δ/2 entspricht dem
halben Spitzenwinkel δ des Bohrers 1. Die Lage der Hauptschneide 6 und der Bohrerachse
la wird im gezeigten Zustand über eine nicht dargestellte Halterung festgelegt, und
die Schleifscheibe 2 bzw. der Bohrer 1 wird bei laufender Schleifscheibe um eine zur
Zeichenebene der Fig. 2 senkrechte Achse translatorisch in Richtung des Pfeils T bewegt.
In Fig. 3 erkennt man, daß die Bohrerachse la parallel zu einer auf der Schleifscheibenachse
senkrechten Ebene verläuft. Die Hauptschneide 6 stellt sich in dieser Ansicht als
Punkt dar, und die Freifläche 7b als Kreissektor 10 einer Schleifscheibenprofilierung
11.
[0020] Die Freifläche 7b wird dadurch erzeugt, daß die Schleifscheibe 2 und der Bohrer 1
zueinander eine translatorische Relativbewegung T in einer zur Tangentialebene 9 im
Berührungspunkt zwischen Schleifscheibe 2 und Hauptschneide 6 parallelen Richtung
ausführen, wodurch der Kreissektor 10 den Zylindermantel Z der Freifläche 7b erzeugt.
Durch Parallelverschieben der Bohrerachse la in Richtung des Pfeils V
α kann der Freiwinkel α der Hauptschneide, durch Verschwenken der Bohrerachse la in
der Zeichenebene der Fig. 2 gemäß dem Pfeil V
6 der Spitzenwinkel δ, und durch Verdrehen des Bohrers 1 um seine Achse la gemäß dem
Pfeil V
W kann der Querschneidenwinkel
1P variiert werden. Zum Schleifen der gegenüberliegenden Freifläche 7a wird der Bohrer
um 180° um seine Achse gedreht.
[0021] Man erkennt aus der Darstellung gemäß Fig. 2 und 3, daß der Kreissektor 10 unter
Verschiebung der Schleifscheibe 2 exakt einen Abschnitt des aus der Fig. 1 ersichtlichen
Zylindermantels Z erzeugt. Die Schwenkbewegung des Bohrers bzw. der Schleifscheibe
um die in Fig. 1 gezeigte Achse 4 ist jedoch eliminiert.
[0022] Die geometrischen Zusammenhänge bei diesem Schleifverfahren erkennt man am besten
aus den Fig. 4 bis 6. Der die Freifläche 7b erzeugende Zylindermantel Z ist als strichpunktierte
Linie dargestellt. Der Bohrer 1 befindet sich gemäß Fig. 6 in der Lage, in der er
auch in der Fig. 3 gezeigt ist. Die Schleifscheibe 2 ist um eine Schleifscheibenachse
2a drehbar angeordnet und wird relativ zum Bohrer 1 in Richtung der Hauptschneide
6 verschoben, wodurch die Freifläche 7b erzeugt wird. Im übrigen gelten die Einstell-Variationsmöglichkeiten
gemäß der Fig. 2 und 3.
[0023] Man erkennt aus der Darstellung gemäß Fig. 4 bis 6, daß die Tangenten der Schleifscheibenprofilierung
in der Berührungslinie auf der Freifläche parallel zur Hauptschneide 6 verlaufen,
d. h., daß die Radialebene R der Schleifscheibe 2 parallel zur Hauptschneide 6 ausgerichtet
ist, so daß auch die Schleifriefen des geschliffenen Bohrers 1 mit der in den Fig.
2 bis 6 gezeigten Schleif-Kinematik immer im wesentlichen parallel zur Hauptschneide
gerichtet sind.
[0024] Um diesem nachteiligen Effekt entgegenzuwirken, kann eine Schleifscheibe 2' verwendet
werden, deren Achse 2a' zur Achse 2a um einen gewissen Anstellwinkel ϕ um eine zur
Zeichenebene gemäß Fig. 5 senkrechte Achse verschwenkt wird, so daß die Schleifriefen
dann ebenfalls nicht mehr parallel zur Hauptschneide 6, sondern unter dem Winkel lp
zu ihr geneigt verlaufen. Bei unveränderter und zur Hauptschneide 6 parallelen Vorschub-
bzw. Translations-Bewegungsrichtung T der Schleifscheibe 2 bzw. des Bohrers 1, muß
die Profilierung dann entsprechend dem angedeuteten Zylinderschnitt S korrigiert werden,
so daß eine neue Schleifscheibe 2' erforderlich wird, deren Profilierung 11' von einer
Ellipse 10' gebildet ist, die einen Teilbereich des geschnittenen Zylindermantels
Z' darstellt. Bei einer Verschwenkung der Schleifscheibenachse 2a' muß die Schleifscheibe
natürlich breiter ausgeführt werden, wie dies in Fig. 7 zum Ausdruck kommt. Die in
Fig. 7 gezeigte Schleifscheibe 2' fällt in der Ansicht gemäß Fig. 6 mit der Schleifscheibe
2 zusammen.
[0025] Fig. 8 zeigt eine Schleifscheibe 2' mit einer elliptischen Profilierung 11' in einem
Axialschnitt. Die Schleifscheibe 2' rotiert um ihre Achse 2a', die um einen Anstellwinkel
ϕ im oben genannten Sinn aus ihrer, zur Translations-Relativbewegungsrichtung T senkrechten
Ausrichtung verschwenkt ist. Die Translations-Relativbewegungsrichtung T verläuft
im wesentlichen parallel zur Zeichenebene in Fig. 8 und damit parallel zur Hauptschneide,
wie dies auch aus Fig. 9 hervorgeht.
[0026] Aus den Fig. 3, 5 und 6 erkennt man, daß bei Festhalten des Bohrers 1 während des
Schleifvorgangs in der dargestellten Anstellungslage und bei Verschiebung des Bohrers
bzw. der Schleifscheibe in Translations-Relativ- bewegungsrichtung T ein Freiwinkel
Ö
L erzeugt wird, der über die ganze Länge der Hauptschneide 6 im wesentlichen konstant
ist. Wenn man demgegenüber den Bohrer 1 während des Schleifvorgangs entweder um seine
Achse la dreht oder ihn um eine, mit der Hauptschneide 6 zusammenfallende Achse schwenkt,
so kann dieser Freiwinkel über der Hauptschneide 6 variiert werden und ein, die Charakteristik
des Kegelmantel-Spitzenanschliffs aufweisender Bohreranschliff erzeugt werden.
[0027] Fig. 10 zeigt eine Ausführungsform einer Vorrichtung zur Durchführung des oben beschriebenen
Verfahrens. Diese Vorrichtung eignet sich insbesondere dann, wenn der Bohrer 1 in
Rundtakt-Bearbeitungsmaschinen gefertigt wird. Der Bohrer 1 ist in einer Bohrerhalterung
20 eingespannt, die auf einem Rundtakttisch 21 montiert ist. Die den Schleif-Arbeitstakt
ausführende Schleifstation 22 besitzt einen mit der Bohrerhalterung 20 ausgerichteten
Längssupport 23, der eine Zustellbewegung ausführen kann, und einen Quersupport 24,
der quer zum Längssupport 23 verfahren werden kann. Der Längssupport 23 trägt eine
die Bohrerspitze unterstützende Halterung 25. Im Quersupport 24 ist eine Supportplatte
26 schwenkbar gelagert, wobei deren Schwenkachse 27 die verlängerte Bohrerachse la
senkrecht schneidet. Durch Verschwenken der Supportplatte 26 wird der Spitzenwinkel
0 eingestellt. Auf der Supportplatte 26 ist ein Vorschubschlitten 27 verschiebbar
angeordnet, wobei die Vorschubrichtung die oben bezeichnete Relativ-Translations-bewegungsrichtung
T darstellt. Der Vorschubschlitten 27 trägt eine zur Kompensierung der Schleifscheibenabnützung
höhenverstellbare Schleifscheibenhalterung 28, die eine entsprechend der Fig. 2, 3
und 6 profilierte Schleifscheibe 2 trägt, deren Drehachse senkrecht auf der Zeichenebene
der Fig. 10 steht. Die Schleifscheibe 2 berührt - in Blickrichtung des Pfeils T betrachtet
- den Bohrer 1 wie in der Fig.
3 dargestellt. Bei Verschiebung der Schleifscheibe 2 in Richtung des Pfeils T wird
der Freiflächenanschliff erzeugt. Durch Verschiebung des Quersupports 24 kann der
Freiwinkel α variiert werden.
[0028] Mit der in Fig. 10 gezeigten Vorrichtung wird ein Bohreranschliff erzeugt, dessen
Schleifriefen parallel zur Hauptschneide 6 verlaufen.
[0029] Wird die Schleifscheibenhalterung 28 so auf dem Vorschubschlitten 27 befestigt, daß
sie um eine im wesentlichen durch die Bohrerachse gehende und senkrecht zur Supportplatte
26 verlaufende Drehachse Dϕ verschwenkbar ist, so kann ein Freiflächenanschliff erzeugt
werden, dessen Schleifriefen um den einstellbaren Verschwenkwinkel le geneigt zur
Hauptschneide 6 verlaufen.
[0030] Die Fig. 11 zeigt eine derartig erweiterte Vorrichtung, die im wesentlichen der Vorrichtung
gemäß Fig. 10 entspricht und mit Blickrichtung parallel zur Drehachse Dϕ betrachtet
dargestellt ist.
[0031] Man erkennt die Schleifscheibenhalterung 28, die verschwenk- und einstellbar auf
dem Vorschubschlitten 27 montiert und auf der die Schleifscheibenlagerung 29 geführt
ist. Die Schleifscheibenhalterung 28 ist - ähnlich wie die Supportplatte 26 in Fig.
10 - über eine Kulissenführung 31, in die Bolzen 32 eintauchen, um die oben bezeichnete
Drehachse Dϕ verschwenkbar. Die Vorschubrichtung ist mit dem Pfeil T gekennzeichnet.
Ein Motor 30 treibt eine gemäß der Fig. 7 bis 9 profilierte Schleifscheibe 2' an,
deren Achse 2a' gegenüber der in Fig. 10 dargestellten Lage um einen Winkel ϕ verschwenkt
ist. Dementsprechend ist die Schleifscheibe 2' mit einem - im Axialschnitt betrachtet
- elliptischen Profilierung 11' versehen, deren Kontur in Richtung des Vorschubs T
gesehen einen Kreissektor bildet, der den Zylindermantel Z erzeugt.
[0032] Fig. 12 zeigt eine weitere Vorrichtung zur Durchführung des oben beschriebenen Schleifverfahrens.
Dabei führt nicht die Schleifscheibe 2, sondern die Bohrerhalterung die Translations-Relativbewegung
in Richtung des Pfeils T aus. Diese in Fig. 12 gezeigte Vorrichtung kann bei Flächenschleifmaschinen
ohne großen Aufwand nachträglich montiert werden.
[0033] Ein Maschinengestell 40 trägt eine Schleifscheibe 2 bzw. 2', so daß deren Schleifscheibenachse
2a' horizontal ausgerichtet ist. Ein Maschinenbett 41 nimmt einen horizontal ausgerichteten
Anstellsupport 42 auf, der über entsprechende horizontale Führungen, z. B. 43, um
eine vertikale Achse verschwenkbar und justierbar ist. Der Anstellsupport 42 trägt
einen Vorschubschlitten 44, der längs des Anstellsupports 42 mittels eines Antriebsaggregats
45 verschiebbar ist. Um eine Achse senkrecht zum Anstellsupport 42 ist eine Bohrerhalterung
46 im Vorschubschlitten 44 verschwenk- und einstellbar montiert. Die Bohrerhalterung
46 nimmt den Bohrer 1 auf.
[0034] Zur Einstellung des Spitzenwinkels 0 wird die Bohrerhalterung entsprechend verschwenkt.
Der Anstellsupport 42 legt den Anstellwinkel ϕ fest, welcher der Kontur der Schleifscheiben-Profilierung
angepaßt werden muß.
[0035] Selbstverständlich kann der Anstellsupport 42 auch starr am Maschinenbett 41 angebracht,
und die Schleifscheibe um eine vertikale Achse verschwenkbar im Gestell 40 gelagert
sein, um das oben beschriebene Verfahren realisieren zu können.
[0036] Die Bohrerhalterung kann in allen gezeigten Ausführungsformen mit einem Rotationsantrieb
um die Bohrerachse versehen oder über einen weiter oben ange-. sprochenen Verschwenkmechanismus
in der Schleifeinheit gelagert sein, wobei die Schwenkachse dann mit der Hauptschneide
des Bohrers zusammenfallen soll. Durch entsprechendes synchrones Drehen bzw. Verschwenken
der Bohrerhalterung während des Schleifhubs kann dadurch die Spitze des Bohrers mit
einem Anschliff versehen werden, dessen Freiwinkel über der Hauptschneide des Bohrers
variiert.
1. Verfahren zur Erzeugung eines Zylindermantel-Spitzenanschliffs von Spiralbohrern,
wobei die Hauptschneide des Bohrers um einen vorbestimmten Spitzenwinkel zur spanabhebenden
Seite der Schleifscheibe mittels einer Bohrerhalterung angestellt und der die Hauptfreifläche
des Bohrers und deren Freiwinkel definierende Zylindermantel mittels aufeinander abgestimmter
Relativbewegungen zwischen Bohrerhalterung und spanabhebender Schleifscheibenseite
erzeugt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Bohrerhalterung (20, 46) und die Schleifscheibe
(2, 2') zueinander eine translatorische Relativbewegung in einer zur Hauptschneide
(6) im wesentlichen parallelen Richtung (T) ausführen und daß die Schleifscheibe (2,
2') auf ihrer Umfangsfläche eine Profilierung (11, 11') aufweist, deren Kontur in
einer Schnittebene senkrecht zur Translations-Relativbewegungsrichtung (T) betrachtet
von einem Kreislinienabschnitt (10) gebildet ist, der mit dem Zylindermantel (Z) der
zu schleifenden Freifläche (7a, 7b) zur Deckung kommt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schleifscheibe (2) so
zur Translations-Relativbewegungsrichtung (T) ausgerichtet ist, daß ihre Radialebenen
(R) parallel zu der Bewegungsrichtung (T) verlaufen.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schleifscheibe (2')
so zur Translations-Relativbewegungsrichtung (T) ausgerichtet ist, daß ihre Radialebenen
(R) mit dieser Bewegungsrichtung (T) einen gewissen einstellbaren Anstellwinkel (CC)
einschließen.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Bohrer (1) während
des Schleifvorgangs synchron mit der translatorischen Relativbewegung (T) mit einer
gewissen Winkelgeschwindigkeit um eine, mit der Hauptschneide (6) zusammenfallende
Achse verschwenkt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Bohrer (1) während
des Schleifvorgangs synchron mit der translatorischen Relativbewegung (T) mit einer
gewissen Winkelgeschwindigkeit um die Bohrerachse (la) verschwenkt wird.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5,
insbesondere bei der Bearbeitung des Bohrers im Rundtakt-Bearbeitungsverfahren, mit
einer auf einem Rundtakttisch ortsfest montierten Bohrerhalterung und einer Schleifeinheit
mit einem mit der Bohrerachse ausgerichteten Zustell-Längssupport, einem darauf verschiebbar
geführten Quersupport zur Einstellung des Freiwinkels sowie einer um eine senkrecht
zur Bohrerachse und zur Hauptschneide verlaufende Schwenkach3c im Quersupport gelagerten Supportplatte, durch deren Verschwenkbewegung der Spitzenwinkel
des Bohrers festlegbar und auf der ein zur Hauptschneide parallel verschiebbarer Schlitten
angeordnet ist, der eine Halterung für eine Schleifscheibe trägt, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schleifscheibe (2, 2') eine Drehachse (2a, 2a') besitzt, die parallel zur
Supportplatte (26) verläuft und mittels der Halterung (28) in einer zur Supportplatte
(26) parallelen Ebene verschwenkbar und für den Schleifvorgang arretierbar ist, und
daß die Schleifscheibe (2, 2') auf ihrer Außenseite eine Profilierung (11, 11') besitzt,
deren Kontur in Schlitten-Vorschubrichtung (T) betrachtet einen Kreissektor (10) bildet,
der mit der zu schleifenden Freifläche (7a, 7b) zur Deckung kommt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehachse (2a) der
Schleifscheibe (2) parallel zur Schwenkachse der Supportplatte (26) verläuft.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehachse (2a') der
Schleifscheibe (2') aus der zur Schwenkachse der Supportplatte (26) parallelen Lage
um einen gewissen Anstellwinkel (ϕ) heraus verschwenkt ist.
9. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 mittels
einer Universal- bzw. Flächenschleifmaschine mit horizontal ausgerichteter Schleifscheibenachse,
mit einer ortsfesten Schleifscheibe und einer Schleifvorrichtung mit einer, die Hauptschneide
zur Schleiffläche einstellenden Bohrerhalterung, dadurch gekennzeichnet, daß die Bohrerhalterung
(46) in einer Vertikalebene schwenkbar und auf einem horizontal verschiebbaren VorschubschJitten
(44) angeordnet ist, welcher auf einem, um eine vertikale Achse verschwenkbar und
feststellbar im Gestell (40) gelagerten Anstellsupport (42) geführt ist, und daß die
Schleifscheibe (2, 2') eine profilierte Außenseite besitzt, deren Kontur in Vorschubrichtung
(T) des Vorschubschlittens (42) betrachtet einen Kreissektor (10) bildet, der mit
der zu schleifenden Freifläche (7a, 7b) des Bohrers (1) zur Deckung kommt.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Anstellsupport (42)
parallel zu den Radialebenen (R) der Schleifscheibe (2) ausgerichtet ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Anstellsupport (42)
zur Radialebene (R) der Schleifscheibe (2') geneigt ausgerichtet ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Bohrerhalterung
um eine, mit der Hauptschneide (6) zusammenfallende Achse schwenkbar ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Bohrerhalterung
(20, 46) um die Achse (la) des Bohrers (1) drehbar ist.