[0001] Die Erfindung betrifft Xanthogendisulfide mit einem Gehalt an elementarem Schwefel
von unter 1,7 Gew.-%, ein Verfahren zu ihrer Herstellung durch Oxidation von Xanthogensäure-O-ester-alkalisalzen
mit Chlorbleichlauge, sowie ihre Verwendung als Molgewichtsregler bei der Polymerisation
von Chloropren zu hellen Polymerisaten.
[0002] Xanthogendisulfide sind wichtige Molekulargewichtsregler bei der Polymerisation von
ungesättigten Monomeren, insbesondere von Chloropren. Die Produkte müssen von guter
Reinheit und in hoher Ausbeute herstellbar sein. Verfahren zur Herstellung von Xanthogendisulfiden
sind in der Literatur mehrfach beschrieben. Durch Umsetzung von Alkoholen mit Schwefelkohlenstoff
in Gegenwart von mindestens äquimolaren Mengen Alkali stellt man Xanthogensäure-O-estersalze
her, welche oxidativ zu Xanthogendisulfiden umgesetzt wer- den können. Anfänglich
wurden Jod oder Kupfersulfat als Oxidationsmittel verwendet (Zeise: Schw. J. 1822,
36; Berz. J. 1824, 3, 82; 1837, 16, 306; Ann. Phys. 1835, 35, 489 sowie "Houben-Weyl,
Meth. der Organ. Chemie"; Bd. 9, S. 812 (1955)), später wurden als Oxidationsmittel
Natriumtetrathionat, Bromcyan, Salpetrige Säure, Chloramin-T, Nitrosylchlorid (siehe:
Cambron, Whitby: Canadian J. Res., 1930, 2, 144) sowie ein elektrolytisches Verfahren
(Schall: Z. Elektrochem. 1895, 2, 475) beschrieben. In DE-OS 2 306 610 sind weiterhin
als Oxidationsmittel Kaliumperoxodisulfat oder Wasserstoffperoxid bekannt. Für eine
großtechnische Verwendung sind diese Oxidationsmittel jedoch zu teuer und auch sicherheitstechnisch
nicht unbedenklich. In der US-Patentschrift 2 375 083 und in der DE-OS 2 533 989 wird
Chlor- bzw. Bromdampf, gegebenenfalls in Verdünnung mit Luft, als Oxidationsmittel
vorgeschlagen.
[0003] Alle diese Prozesse ergeben im Regelfall gute Ausbeuten.
[0004] Die erhaltenen Reinheiten sind jedoch ohne Zwischenschaltung eines Reinigungsschrittes
für den praktischen Einsatz dieser Disulfide als Polymerisationsregler nicht ausreichend,
obwohl die Verbindungen elementaranalytisch rein zu sein scheinen. In der Kanadischen
Patentschrift 856 834 wird daher vorgeschlagen, die Oxiaation der Xanthogenate mit
Chlorbleichlauge im wäßrigen System in Gegenwart eines niederen aliphatischen Alkohols,
insbesondere Isopropanols, durchzuführen. Durch die Mitverwendung des Alkohols werden
Produkte von heller Farbe und kleinem Schmelzpunktintervall erhalten.
[0005] Die im rein wäßrigen System durch Chlor-, Chlorbleichlauge-, Chloramin-T- oder Persulfatoxidation
hergestellten Xanthogendisulfide lassen sich gegebenenfalls durch mehrfache Destillation
oder Umkristallisation so rein erhalten, daß ihr Einsatz als Molekulargewichtsregler
möglich wird. Diese'Reinigungsoperationen sind technisch jedoch nur aufwendig realisierbar.
So kann man Diethylxanthogendisulfid bei 0,05 mm Druck destillieren, bei 18 mm zersetzt
sich die Verbindung bereits quantitativ bei der versuchten Destillation (Tschugaeff-Reaktion,
siehe hierzu: Bulmer, Mann: J. Chem. Soc. 1945, 674 ff.). Viele Xanthogendisulfide
lassen sich umkristallisieren, wegen ihrer leichten Zersetzlichkeit bei thermischer
Belastung kann man jedoch nur geringe Temperaturunterschiede zur Umkristallisierung
nutzen; daher ist auch diese Reinigungsmethode problematisch und führt zu übermäßigen
Ausbeuteverlusten. Zusätzlich ist eine Regenerierung der verwendeten Lösungsmittel
erforderlich, welche wegen der leichten thermischen Zersetzlichkeit der gelösten Xanthogenatreste
(Tschugaeff-Reaktion: Mercaptanbildung!) ebenfalls nur unter besonderen Vorkehrungen
technisch möglich ist. Ein Verfahren, welches Xanthogendisulfide mit billigen Oxidationsmitteln
im wäßrigen Medium in sehr sauberer Form herzustellen gestattet, wäre somit ein bedeutender
technischer Fortschritt.
[0006] Um die Reinheit der Xanthogendisulfide zu ermitteln, wurde außer den üblichen physikalischen
Daten ihre Eignung als Molekulargewichtsregler bei der Chloroprenpolymerisation getestet.
Dabei wurde Chloropren in einem Standardansatz unter Zusatz fester Mengen von Xanthogendisulfid
polymerisiert, das resultierende Elastomer wurde aufgearbeitet und die Mooney-Viskosität
bestimmt (siehe Beispiel 1a).
[0007] Im Falle des Bis-(5-ethyl-1,3-dioxan-5-yl)-methyl- xanthogendisulfids (abgekürzt
"MTX") erbringen gute Produktqualitäten eine Mooney-Viskosität (ML-4'-Wert) von maximal
50, im Durchschnitt 35 bis 45; bei schlechten Partien wurde teilweise ML-4' > 100
gefunden. Von . allen untersuchten Spezifikationsgrößen des Reglers konnte eine Korreletion
zwischen Mooney-Viskosität des Elastomeren im Standardansatz und dem HPLC-analytisch
gefundenem Schwefelgehalt im MTX festgestellt werden (zur HPLC-Analytik des MTX siehe
Beispiel 1 b). Wegen des geringen absoluten Schwefelgehaltes im Xanthogendisulfid
ist die Analyse naturgemäß mit einem relativ großen Fehler behaftet, so daß die Korrelation
statistisch untermauert wurde. In Schaubild 1 ist die Abhängigkeit des ML-4'-Wertes
vom Schwefelgehalt aufgetragen, jeder Punkt entspricht dem Ergebnis eines Polymerisationsversuchs
von Chloropren mit jeweils wechselnden Versuchspartien an MTX. Man sieht, daß die
Spezifikationsobergrenze von ML-4' = 50 regelmäßig überschritten wird, wenn der Schwefelgehalt
im Regler über 1,5 bis 1,7 % beträgt. Die beobachtete und in der Patentliteratur (z.B.
Kanadische Patentschrift 856 834) erwähnte mangelhafte Reglerwirkung von in rein wäßrigem
Medium hergestellten Xanthogendisulfiden ist somit auf einen Gehalt an Elementarschwefel
zurückzuführen.
[0008] Dieser Schwefelgehalt ist weder durch eine Verfälschung der Elementaranalysenergebnisse
noch durch eine Schmelzpunktsdepression nachweisbar.
[0009] Der höhere Schwefelgehalt schlechterer Reglerpartien läßt sich auch mit dem Verbrauch
an Aktivatorlösung bei der Polymerisation von Chloropren korrelieren (vgl. Beispiel
1 und Tabelle 1). Polymere, welche unter Verwendung von MTX mit einem hohen Schwefelgehalt
hergestellt wurden, zeigen bei der Heißluftlagerung (3 Tage bei 70°C) einen starken
Anstieg des Mooney-Wertes.
[0010] Die Erfindung betrifft somit Xanthogendisulfide der Formel

in der
R und R1 unabhängig voneinander Wasserstoff, C1-C6-Alkyl, C5-C8-Cycloalkyl oder ein sauerstoffhaltiges, gegebenenfalls 1- bis 3-fach durch C1-C4-Alkyl substituiertes, heterocyclisches Ringsystem mit 5 - 8 Ringgliedern darstellen,
wobei
R und R1 darüber hinaus auch miteinander zu einem heterocyclischen Ring mit 3 - 6 C-Atomen
und 1 - 3 Sauerstoffringgliedern verbunden sein kann, der gegebenenfalls durch 1 -
3 C1-C4-Alkylgruppen substituiert sein kann,
mit einem Gehalt an elementarem Schwefel von unter 1,7 Gew.-%, vorzugsweise unter
1,2 Gew.-%.
[0011] Als Xanthogendisulfide der Formel seien beispielhaft genannt: Dimethylxanthogendisulfid,
Diethylxanthogendisulfid, Dipropylxanthogendisulfid, Dibutylxanthogendisulfid, Dicyclohexylxanthogendisulfid,
Bis-(1,3-dioxolan-4-yl-methyl)-xanthogendisulfid, Bis-(5-ethyl-1,3-dioxan-5-yl-methyl)-
'xanthogendisulfid (MTX), Diisopropylxanthogendisulfid.
[0012] Bevorzugt stellt R Wasserstoff und R
1 5-Ethyl-1,3-dioxan-5-yl oder 1,3-Dioxolan-4-yl dar.
[0013] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung der Xanthogendisulfide
durch Umsetzung eines Xanthogensäure-O-ester-alkalisalzes der Formel

in der
R und R1 die bereits genannte Bedeutung besitzen und
M für ein Alkalimetall, bevorzugt für Natrium oder Kalium steht,
mit wäßriger Chlorbleichlauge, dadurch gekennzeichnet, daß man wäßrige Chlorbleichlauge
einer Konzentration von weniger als 0,9 Mol NaOCl/kg, vorzugsweise 0,4 bis 0,7 Mol/kg
einsetzt, bei einer Temperatur von 10 bis 20°C, vorzugsweise 0 bis 10°C und bei einem
pH-Wert von 8 bis 12, vorzugsweise 8 bis 11, nur soweit oxidiert, daß zum Ende der
Reaktion das Xanthogensäure-0-ester-alkalisalz zu 0,1 bis 5 Mol-%, vorzugsweise zu
1 bis 3 Mol-%, bezogen auf die eingesetzte Menge, noch vorhanden ist.
[0014] Der erfindungsgemäße Endpunkt der Umsetzung kann leicht jodometrisch bestimmt werden.
Das gebildete Xanthogendisulfid wird nach bekannten Verfahren isoliert, wie beispielsweise
als Flüssigphase abgetrennt oder gegebenenfalls als Feststoff abfiltriert und getrocknet.
[0015] Die Oxidation ist empfindlich gegenüber Abweichungen von den genannten Reaktionsbedingungen,
insbesondere gegen die Verwendung von höherkonzentrierter Chlorbleichlauge, das Arbeiten
bei zu hoher Temperatur, zu niedrigem pH-Wert sowie einer Überoxidation, die auch
leicht lokal durch schlechte Durchmischung eintreten kann. Solche Abweichungen führen
bei großtechnischen Ansätzen zu Xanthogendisulfiden mit erhöhtem Gehalt an freiem
Schwefel.
[0016] Das Xanthogensäuresalz der Formel II kann getrennt oder in situ hergestellt werden.
[0017] In einer bevorzugten Durchführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens stellt man
in einem separaten Verfahrensschritt nach bekannten Vorschriften das Xanthogensäureestersalz
der allgemeinen Formel II in reiner Form her, siehe hierzu beispielsweise: "Houben-
' Weyl: Methoden der Organischen Chemie; Bd. 9, S. 812 (1955)".
[0018] Sollte eine in situ-Herstellung in Betracht kommen, stellt man in einer besonders
bevorzugten Form des erfindungsgemäßen Verfahrens aus einer Mischung des betreffenden
Alkohols in 0 bis 20 Mol-%, vorzugsweise 3 bis 15 Mol-% Überschuß, auf CS
2 mit Schwefelkohlenstoff durch Zutropfen von vorzugsweise 50 Gew.- %iger Natronlauge
das Xanthogenat her und setzt es direkt ohne Zwischenisolierung weiter um. Bei der
in situ-Herstellung des Xanthogenates kann gegebenenfalls zur Vermeidung von Xanthogenkristallen
mit Wasser verdünnt werden, jedoch sollte das Molverhältnis Schwefelkohlenstoff zu
Wasser kleiner als 1:20, vorzugsweise kleiner als 1:10 sein, da sonst leicht Hydrolyse
unter Bildung von Natriumsulfid eintreten kann. Aus dem gleichen Grund sollte bei
einer Temperatur unterhalb von 40°C, vorzugsweise bei 0 bis 20°C, gearbeitet werden.
Die Xanthogenatbildung ist nach maximal 12 Stunden beendet, die Reaktion kann leich
jodometrisch verfolgt werden.
[0019] Zu dem Xanthogenat bzw. zu dessen konzentrierter wäßriger Lösung gibt man unter sehr
guter Durchmischung die verdünnte Chlorbleichlauge so rasch hinzu, wie es die Kühlung
des Reaktors erlaubt und hält gleichzeitig den pH-Wert durch Zugabe einer Säure wie
beispielsweise Schwefelsäure, Salzsäure, Salpetersäure, Phosphorsäure oder Essigsäure
im gewünschten Bereich. Die Synthese wird am besten durch die jodometrisch kontrollierte
Abnahme des Xanthogengehaltes analytisch verfolgt. Da Xanthogendisulfide durch Chlorbleichlauge
in langsamer Reaktion unter anderem unter Bildung von Schwefel oxidativ angegriffen
werden, bricht man die Synthese bei einem geringen Restgehalt an Xanthogenat vorzeitig
ab, der Restgehalt sollte zwischen 0,1 und 5 Mol-%, vorzugsweise zwischen 1 und 3
Mol-%, bezogen auf den Einsatz, betragen.
[0020] Trägt man den Verbrauch an Chlorbleichlauge gegen den Xanthogenatumsatz graphisch
auf, so findet man strenge Proportionaltät bis etwa 95 % Umsatz. Von da an steigt
der Chlorbleichlaugeverbrauch überproportional (siehe Beispiel 4 e sowie Schaubild
2). Die allgemein übliche Endpunktbestimmung der Oxidationsreaktion mit Kaliumjodid/Stärkepapier
kann hier also, insbesondere bei großen Ansätzen, wo noch Durchmischungsprobleme vorhanden
sind, nicht angewendet werden.
[0021] Um eine ausreichend gute Einmischung der Chlorbleichlauge in die Reaktionsmischung
zu erreichen, muß diese bei großen Ansätzen direkt an der Eintrittsstelle fein verteilt
werden. So hat sich z.B. das Einsprühen der Chlorlauge in die Flüssigphase oder in
den Gasraum des Oxidationskessels bewährt. Besonders bevorzugt wird ein Verfahren,
bei dem man den Kesselinhalt über einen externen Kreislauf umpumpt, wobei die Chlorbleichlauge
mittels einer gewöhnlichen Mischdüse (Injektionsdüse) im Seitenstrom zugeführt wird.
[0022] Da im alkalischen Reaktionsmilieu die Chlorbleichlauge durch Disproportionierung
von Chlor hergestellt werden kann, ist es möglich, die erfindungsgemäße Synthese auch
mit Chlor anstelle von Chlorbleichlauge durchzuführen. Um überoxidation des Xanthogendisulfids
zu vermeiden, muß die Reaktion mit einem stark durch Luft oder Stickstoff verdünnten
Chlorstrom durchgeführt werden, insbesondere ein Volumenverhältnis Chlor/Inertgas
von 1 zu 20 bis 1 zu 100 hat sich hier bewährt.
[0023] Verwendet man höher konzentrierte Chlorbleichlauge, so ist ebenfalls mit einer örtlichen
überoxidation zu rechnen. Bei besonders langsamem Zulauf und besonders guter Durchmischung
ist der Einsatz solcher Chlorbleichlauge grundsätzlich möglich, geht jedoch auf Kosten
einer längeren Reaktionszeit und hoher Prozeßunsicherheit. Es ist möglich, den Oxidationsprozeß
sowohl diskontinuierlich im Rührwerksreaktor wie kontinuierlich z.B. in einer Reaktorenkaskade,
einem Rohr- bzw. Schlangenreaktor oder einem Schnekkenapparat durchzuführen.
[0024] Die diskontinuierliche Fahrweise hat sich im Hinblick auf die Endpunkteinstellung
als vorteilhaft erwiesen, während im Konti-Prozeß eine bessere Durchmischung und einfachere
Temperierung erzielbar ist. Die Entscheidung für eine dieser Prozeßarten hängt daher
nur von den jeweiligen betrieblichen Gegebenheiten ab.
[0025] Die Erfindung betrifft weiterhin die Verwendung der erfindungsgemäßen Xanthogendisulfide
als Molgewichtsregler bei der Polymerisation von Chloropren zur Herstellung von benzollöslichen
Polymeren. Die Xanthogendisulfide eignen sich besonders für die Darstellung heller
Polychloropren-Kautschuke mit sehr guten Vulkanisateigenschaften, deren Verwendung
als Klebstoffrohstoff, von Polychloroprenlatices sowie auch in Abmischung mit vernetzten
Chloroprenpolymeren des Sol-Gel-Typs gemäß DE-OS 1 720 107.
[0026] Die Herstellung von Polychloropren ist seit langem bekannt und beispielsweise in
Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie, Stuttgart, Band 9, S. 336 ff., Verlag
Urban und Schwarzenberg, München-Berlin 1957 und in Encyclopädia of Polymer Science
and Technology, Vol. 3, Seiten 705 - 730, John Wiley, New York 1965, beschrieben.
[0027] Das Verfahren verläuft zweistufig, wobei in der ersten Stufe die Polymerisation zum
Latex durchgeführt wird und in der zweiten Stufe die Aufarbeitung des Latex zum Festkautschuk,
beispielsweise durch Gefrierkoagulation erfolgt. Das so hergestellte und vulkanisierte
Polychloropren besitzt nicht das erwünschte hohe Festigkeitsniveau. Dies läßt sich
erreichen, wenn man als Kettenüberträger anstelle von Mercaptan Xanthogendisulfide
wie z.B. das Xanthogendisulfid Bis-(5-ethyl-1,3-dioxan-5-yl-methyl) Xanthogen - disulfid
(MTX) einsetzt. Das nach dieser Methode hergestellte und als Kettenüberträger eingesetzte
Xanthogendisulfid führt zu einem Polymeren, das nach der Aufarbeitung im Trockner
einen mehr oder weniger starken Braunton zeigt. Dies ist auf die merkliche thermische
bzw. Strahlenbelastung des Polymeren während des Trockenprozesses zurückzuführen.
[0028] Polymere mit einer leichten braunen Eigenfarbe können jedoch beispielsweise zur Herstellung
von Mischungen für PKW-Weißwandreifen oder zur Herstellung von Klebstoffen für helle,
transparente, verfärbungsfreie Verklebungen nicht eingesetzt werden.
[0029] Darüber hinaus besitzen die erfindungsgemäßen Xanthogendisulfide eine deutlich bessere
Reglerwirksamkeit und führen daher zu Polychloroprenlatices mit besserer Lagerstabilität.
Darüber hinaus benötigt man geringere Aktivatormengen.
[0030] Wie bekannt, wird 2-Chlorbutadien (Chloropren) in alkalisch wäßriger Emulsion in
Gegenwart von radikalischen Initiatoren polymerisiert. Es ist auch möglich, Chloropren
mit verschiedenen Comonomeren zu polymerisieren. Gebräuchliche Comonomere sind z.B.:
1-Chlorbutadien, 2,3-Dichlorbutadien, Styrol, Isopren oder Acrylnitril. Durch Zusatz
von MTX, einem Kettenübertragungsmittel, wird das Molekulargewicht des entstandenen
Polymeren gesteuert. Die Polymerisationstemperaturen - zwischen 5 und 80°C möglich
- liegen im allgemeinen bei 10 - 50°C. Bei diesen Reaktionstemperaturen wird die Pölymerisation
bei einem Monomerumsatz von 50 - 85 %, üblicherweise 60 - 70 %, abgebrochen. Als geeignete
Emulgatorsysteme werden Alkalisalze wasserlöslicher gesättigter oder ungesättigter
Monocarbonsäuren eingesetzt, z.B. disproportionierte Resinsäuren, gegebenenfalls im
Gemisch mit Fettsäuren wie ölsäure, Kokosfettsäuren. Die Emulgatoren werden in Mengen
von 2 - 10 Gew.-Teilen (bevorzugt 3 - 5 Gew.-Teile), bezogen auf 100 Teile Monomer,
zugesetzt.
[0031] Auch Kondensationsprodukte aus Naphthalinsulfonsäure und Formaldehyd werden als zusätzliche
Emulgatoren eingesetzt.
[0032] Verwendet man das oben beschriebene Emulgatorsystem, ist ein pH-Wert der Emulsion
größer als 10 erforderlich. Es sollte vorzugsweise bei pH 12 - 13,5 liegen.
[0033] Die Polymerisation wird durch Zugabe von bekannten Polymerisationsinitiatoren gestartet
und durchgeführt. Als Initiatoren kommen Radikale erzeugende Verbindungen in Frage,
wie z.B.: Alkalipersulfate, Wasserstoffperoxid und organische Peroxide wie Cumolhydroperoxid
oder Benzoylperoxid. Es ist ferner möglich, die Polymerisation durch Zugabe von Reduktionsmitteln,
wie Formamidinsulfinsäure zu initiieren. Inhibitoren wie Phenothiazin beenden die
Polymerisation. Das restliche nicht umgesetzte Mnnomere kann durch Wasserdampfdestillation
entfernt werden. Der pH des alkalischen Latex wird durch verdünnte Essigsäure auf
pH 5 - 7 gesenkt und das Polymere aus dieser Emulsion beispielsweise durch Gefrierkoagulation
isoliert und getrocknet, wie z.B. beschrieben in: Chem. Engng. Progr. 43, 391 (1974)
und in der deutschen Patentschrift 1 051 506. Für die Aufarbeitung eignen sich aber
auch andere herkömmliche Methoden, wie z.B. in der deutschen Patentschrift 1 111 804
beschrieben.
[0034] Für die Herstellung von Klebstoffen wird das Polychloropren in organischen Lösungsmitteln
wie Benzol, Toluol, Methylenchlorid oder Trichlorethylen bzw. in Gemischen dieser
Lösungsmittel mit anderen Lösungsmitteln, die Polychloropren allein nicht lösen, wie
Benzin, Cyclohexan oder Methylacetat, gelöst.
[0035] Die Viskosität der Lösung richtet sich nach dem Verwendungszweck und liegt vorzugsweise
bei 10 - 100 Poise, gemessen bei 20°C mit einem Brookfield-LVT-Viskosimeter.
[0036] Weitere Methoden, Polychloroprenklebstoffe herzustellen, werden in der DE-AS 1 200
988 beschrieben.
[0037] Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung:
Beispiel 1
[0038] a) Standardansatz einer Chloroprenpolymerisation zur Austestung der Reglerwirkung
von Bis-(5-ethyl-1,3-dioxan-5-yl-methyl)-xanthogendisulfid (MTX).
[0039] Bei 44°C werden in einem Reaktor vorgelgt (alle Teile sind Gewichtsteile):
125 Teile destilliertes Wasser
3,5 Teile Na-Salz einer disproportionierten Abietinsäure
0,65 Teile Na-Salz eines Kondensationsproduktes aus Naphthalinsulfonsäure undFormaldehyd
0,65 Teile Natriumhydroxid
100 Teile Chloropren
0,7 Teile MTX
[0040] Zur Initiierung werden 30 bis 92 Teile einer 2,5 Gew.-%igen Lösung von Formamidinsulfinsäure
in Wasser innerhalb von 3,5 Stunden zulaufen lassen. Die Menge an Aktivatorlösung
ist abhängig vom Schwefelgehalt des MTX, siehe Tabelle 1.
[0041] Bei einem Monomerumsatz von 66 % wird die Reaktion durch Zugabe von Phenothiazin
abgebrochen. Das restliche Monomere wird durch Wasserdampfdestillation aus dem Ansatz
entfernt. Nach Absenken des pH-Wertes auf 7 fällt man das Polymere mit 0,5 %iger Magnesiumsulfatlösung
und dekantiert die wäßrige Phase ab. Man wäscht das Produkt salzfrei und trocknet
im Vakuum über Nacht bei 70°C.
[0042] b) HPLC-Bestimmung des Schwefelgehaltes von Bis-(5-ethyl-1,3-dioxan-5-yl-methyl)-xanthogendisulfid
(MTX)
[0043]

[0044] Die Eichung der Methode erfolgt durch Zuwiegen von Schwefel zu reinstem MTX.
[0045] Durch Zuwiegen von Schwefel zu Reinst-MTX hergestellte Proben ergaben folgende Mooney-Viskositäten:

[0046] Eine Reihe von unterschiedlichsten MTX-Proben aus verschiedenen Syntheseversuchen
wurden als Regler nach Beispiel 1 a eingesetzt und die Mooney-Viskositäten der erhaltenen
Elastomeren bestimmt. Das Ergebnis ist in Schaubild 1 graphisch aufgetragen. Die eingezeichnete
gestrichelte Gerade entspricht den Werten von Tabelle 1. Schaubild 1 beweist den Zusammenhang
von Mooney-Viskosität und Schwefelgehalt des Reglers MTX eindeutig. Die Einzelwerte
streuen relativ stark, da sowohl die Messung der Mooney-Viskosität einen Fehler von
+ 3 - 5 %, je nach Meßbereich, als auch die Bestimmung geringer Mengen Schwefel nach
der HPLC-Analyse einen Fehler bis ca. 20 % aufweisen kann. Der ML-4'-Wert 50 wird
stets überschritten, wenn der Schwefelgehalt im MTX größer als 1,7 % ist.
[0047] Bei den MTX-Partien mit hohen Schwefelgehalten von über 2 % werden oft überproportional
große Mooney-Viskositäten gemessen. Dieser Effekt rührt von anderen unbekannten Verunreinigungen
im MTX her, welche durch oxidative Schädigung entstehen. Wahrscheinlich handelt es
sich um Polysulfide als Vorstufen der Schwefelabscheidung, welche bei der HPLC-Analyse
nicht als Schwefel erfaßt werden, bei der Polymerisation aber wie Schwefel in den
Prozeß eingreifen.
[0048] In Tabelle 1 ist zusätzlich noch der Verbrauch an Aktivator aufgeführt. Man erkennt,
wie der steigende Schwefelgehalt im MTX auch die Polymerisation hemmt, was im kontinuierlich
steigenden Aktivatorverbrauch .zum Ausdruck kommt. Parallel verschlechtern sich auch
polymerphysikalische Eigenschaften, wie beispielsweise die Lagerstabilität in Heißluft,
meßbar am Anstieg des Mooney-Wertes um bis zu 25 %.
Beispiel 2
[0049] Herstellung von Bis-(5-ethyl-1,3-dioxan-5-yl-methyl)-Xanthogensulfid unter verschiedenen
Reaktionsbedingungen:
A) Xanthogenatsynthese
[0050] In einem Reaktor werden vorgelegt:
16,33 kg (112 Mol) 5-Ethyl-5-hydroxymethyl-1,3-dioxan
5,8 1 (322 Mol) Wasser
7,6 kg (100 Mol) Schwefelkohlenstoff
[0051] Bei 10 bis 15°C werden innerhalb von 5 bis 7 Stunden 8,9 kg (111 Mol) 50 Gew.-%ige
Natronlauge zulaufen lassen. Man läßt noch 3 Stunden bei 10°C nachrühren. Der jodometrisch
bestimmte Gehalt an Xanthogenat beträgt 98 %.
B1) Oxidation
[0052] Zu der Xanthogenatlösung läßt man in einem 250 1 VA-Kessel mit Ankerrührer, (n =
120 Min.
-1) bei 5 bis 10°C zunächst 7,6 kg (4,55 Mol) Chlorbleichlauge der Konzentration 0,6
Mol/kg, Dichte
d20 = 1,97, hinzulaufen. Dann stellt man den pH-Wert durch Zugabe von 20 Gew.-%iger Schwefelsäure
oder Salzsäure auf 9 bis 10 ein und läßt dann bei 5 bis 10°C weiter Chlorbleichlauge
der genannten Konzentration zulaufen, wobei man durch parallele Säurezugabe den pH-Wert
zwischen 9 und 10 hält. Man stoppt die Zuläufe, wenn der jodometrisch bestimmte Restxanthogenatgehalt
noch 1 bis 3 Gew.-% der Ausgangsmenge beträgt, man verbraucht ca. 108 kg (65 Mol)
Chlorbleichlauge. Die Suspension wird filtriert, chloridfrei gewaschen und im Vakuum
getrocknet.
[0053]

[0054] ) Führt man den gleichen Versuch durch, reduziert jedoch bei der Oxidationsstufe
die Rührerdrehzahl auf n ='25 Min.
-1, so erhält man ein schmieriges Produkt, welches sich im Kessel zu. kugeligen Gebilden
solcher Größe zusammenballt, daß sie nicht über das Bodenventil entnommen werden können.
Eine Ausbeutebestimmung ist nicht möglich. Es erweist sich, daß die Durchmischung
zu gering war.

Beispiel 3
[0055] Beispiel 2 wird wie beschrieben in einer Ansatzgröße von 12,2 kMol, bezogen auf CS
2, in einem 23 m
3 fassenden Reaktor mit Kreuzbalkenrührer und Stromstörern bei einer Rührerdrehzahl
von 65 Min.
1 (maximale Drehzahl) wiederholt. Man erhält ein gelbes, schmieriges Produkt, welches
die Filterporen verstopft und nur unter größten Schwierigkeiten zu filtrieren ist.
Der Filterkuchen verklebt dabei zu einer steinharten Masse.

[0056] Der Versuch wird wiederholt, jedoch pumpt man aus dem Bodenventil einen Teilstrom
des Produktes von 20 - 25 m
3/h über ein Zulaufventil am Kesseldeckel um. Der Umpumpstrom dient als Treibstrahl
einer Mischdüse, in die im Seitenstrom die Chlorlauge eindosiert wird. Unter sonst
gleichen Reaktionsbedingungen erhält man ein fast farbloses Produkt von hervorragender
Kristallinität und hervorragender Filtrierbarkeit.

Beispiel 4
[0057] Beispiel 2 wird wiederholt, jedoch werden die in Tabelle 2 jeweils eingetragenen
Parameter der Oxidationsstufe verändert. Nur die Beispiele 4 a und 4 d sind erfindungsgemäß.
Diese Produkte sind zwar qualitativ in Ordnung, die Ausbeuten sind jedoch deutlich
niedriger, vgl. mit Beispielen 2 und 3. Die Beispiele 4 b, 4 c und 4 e sind nicht
erfindungsgemäß und dienen der Verdeutlichung.

[0058] Bei Beispiel 4 e wurde in der Nähe des Endpunktes der Xanthogenumsatz als Funktion
des NaOCI-Verbrauches aufgetragen. Bis ca. 97 % Umsatz ist die Beziehung streng linear,
das restliche Xanthogenat läßt sich dann nur noch unter Verwendung überproportionaler
Mengen an Chlorbleichlauge umsetzen, siehe Schaubild 2. Hieraus ist zu entnehmen,
daß bei hohem Umsatz, und erst recht bei einer Überoxidation, Nebenreaktionen in den
Vordergrund treten, welche im Interesse einer guten Produktqualität unbedingt vermieden
werden müssen.
Beispiel 5
Diethylxanthogendisulfid
[0059] In einem Rundkolben werden vorgelegt:

[0060] Bei 5 - 10°C läßt man innerhalb von 6 Stunden 89 g (1,1 Mol) 50 Gew.-%ige Natronlauge
zutropfen. Man läßt über Nacht rühren und verdünnt die orangefarbene Lösung mit 60
ml Wasser. Dann tropft man bei 5 - 7°C ca. 100 ml einer Chlorbleichlauge der Konzentration
0,62 Mol/1 hinzu und stellt anschließend den pH-Wert mit 20 Gew.-%iger Schwefelsäure
auf 9. Man oxidiert mit weiterer Chlorbleichlauge bis zu einem jodometrisch bestimmten
Xanthogenatumsatz von 97 %. Die untere, organische Phase wird abgetrennt und im Vakuum
bei ca. 40°C entgast.

Beispiel 6
Bis-cyclohexylxanthogendisulfid
[0061]

werden analog Beispiel 5 umgesetzt.
[0062] Nach Oxidation mit Chlorbleichlauge bis zu einem jodometrisch bestimmten Xanthogenumsatz
von 97 % erhält man ein viskoses gelbes Öl.

Beispiel 7
[0063] Kontinuierliche Herstellung von Bis-(5-ethyl-1,3-dioxan-5-yl-methyl)-Xanthogendisulfid.
A) Xanthogenatsynthese Das Xanthogenat wurde entsprechend Beispiel 2 A hergestellt.
B) Oxidation In einer 2-Kesselkaskade (Füllvolumen 2,5 1/1,3 1) werden kontinuierlich
zugeführt

[0064] Die Temperatur wurde im ersten Kessel auf 5 - 10°C gehalten und betrug im zweiten
Kessel 10 - 15°C. Die pH-Werte betrugen in beiden Kesseln 10 - 11. Verweilzeit = Kessel
1 - 42 Min. / Kessel 2 - 24 Min. Bei einer Fahrzeit von 9 Stunden wurde das Xanthogendisulfid
in einer Ausbeute von 75 - 79 % erhalten.
[0066] Freier Schwefel nach HPLC = 0,3 %.
Beispiel 8 (Vergleichsbeispiel)
[0067] Die Herstellung von Bis-(5-ethyl-1,3-dioxan-5-yl-methyl)-Xanthogendisulfid (MTX)
erfolgt wie in DE-OS 2 306 610 beschrieben. Man erhält ein gelbliches Produkt mit
einem Schmelzpunkt von 45 - 51°C.
Beispiel 9 (Vergleichsbeispiel)
[0068] Das nach Beispiel 8 erhaltene Xanthogendisulfid wird wie folgt durch Umkristallisation
gereinigt.
[0069] Das feuchte, noch nicht getrocknete MTX wird in Aceton aufgelöst und die Lösung filtriert.
Es bildet sich eine MTX-Aceton- und eine H2o-Salz-Phase. Durch zweimaliges Digerieren
mit Wasser und nachfolgendem Abtrennen der Wasserphase, wird das Material von Wasser,
Salz und Aceton befreit. Nun wird erneut mit Isopropanol und Aceton versetzt und auf
ca. 30°C erwärmt, damit alles MTX in Lösung geht. Danach wird auf 0°C abgekühlt, das
auskristallisierte MTX abgenutscht und getrocknet.
[0070] Man erhält ein fast weißes, feinkristallines Produkt mit einem Schmelzpunkt von 50
- 51°C.
Beispiele 10 - 12
[0071] Das nach Beispiel 2A und B
1 sowie Beispielen 8 und 9 hergestellte MTX wird als Regler bei einer Chloroprenpolymerisation
eingesetzt. Man polymerisiert wie folgt:

(A) = Aktivatorphase:
2,5 Gew.-%ige wäßrige Formamidinsulfinsäurelösung
[0072] In einem 20 1-Reaktor werden die wäßrige und die Monomerphase gemischt und die entstandene
Emulsion mit 5 Teilen der Aktivatorphase versetzt. Bei einer Innentemperatur von 40°C
springt die Reaktion leicht an. Durch eine Außenkühlung wird die freiwerdende Polymerisationswärme
abgeführt und die Polymerisationstemperatur auf +45°C gehalten. Bei einem Monomerumsatz
von 66 % wird die Reaktion durch Zugabe von Phenothiazin abgebrochen. Das restliche
Monomere wird durch Wasserdampfdestillation aus dem Polymeren entfernt und der Polymerlatex
nach Senken des pH-Wertes auf 7,0 auf einer Kühlwalze ausgefroren und isoliert. Die
Mooney-Viskosität und der Aktivatorverbrauch sind der folgenden Tabelle zu entnehmen.

Beispiele 13 - 15
[0073] Die nach Beispiel 10 - 12 hergestellten Polymerlatices werden auf einer Kühlwalze
ausgefroren und in einem Trockner, wie er in DE-OS 1 051 506 beschrieben worden ist,
getrocknet. Der erfindungsgemäß hergestellte Kautschuk besitzt danach eine hellere
Eigenfarbe. Zur Beurteilung der Farbe wurden die Polymeren in Toluol gelöt (20 Gew.-%),
aus dieser Lösung 1 mm dicke Filme gegossen und nach dem Trocknen deren Farbe Musterkarten
(RAL) des Ausschusses für Lieferbedingungen und Gütesicherung beim Deutschen Normenausschuß
(DNA), 6 Frankfurt/M.1 Gutleutstr. 163 - 167, zugeordnet.

[0074] Aus den Tabellen geht deutlich hervor, daß mit dem erfindungsgemäß hergestellten
Regler eine wesentlich bessere Reglerwirksamkeit bei niedrigerem Aktivatorverbrauch
erzielt wird (Beispiel 12) und ein Kautschuk mit heller Eigenfarbe herstellbar ist
(Beispiel 15).
Beispiele 16 - 18
[0075] Für die Herstellung von Polychloropren-Klebstoff wurde eine Mischung folgender Zusammensetzung
unter Stickstoffatmosphäre polymerisiert:

[0076] Die Polymerisation erfolgt bei +10°C bei kontinuierlichem Zulauf von 2 Gew.-%iger
wäßriger Formamidinsulfinsäure. Bei einem Monomerumsatz. von 71 % wird die Reaktion
unter Zugabe von 0,1 Gew.-Teil Phenothiazin abgebrochen. Die Aufarbeitung erfolgt
wie in Beispiel 10 - 12 beschrieben.
Beispiel 19: (Festigkeit der Klebung)
[0077] Durch Zusatz von Polyisocyanat wird die Abbindegeschwindigkeit und die Sofortfestigkeit
der Klebung verbessert. Ein solche Zweikomponentenklebstoff wird hergestellt, indem
man das Polymere als 17 Gew.-%ige Lösung in Ethylacetat / Benzin 65 - 95° / Toluol
im Gewichtsverhältnis 2:2:1 unter Rühren herstellt und mit 5 Teilen Triphenylmethan-4,4',4"-triisocyanat
versetzt. Die Festigkeit der Klebung an einem NR-Vulkanisat wird nach DIN 53 273 ermittelt.

[0078] Wie man sient, ist die Festigkeit der Klebung durch den erfindungsgemäß hergestellten
Klebstoffrohstoff (Beispiel 18) deutlich besser.
Beispiel 20 (Vergleichsbeispiel)
[0079] Man stellt das Xanthogendisulfid des 3-Methoxybutanol-1 nach DE-OS 2 156 453 her
und polymerisiert Chloropren in Gegenwart von 0,65 Gew.-Teilen wie in Beispielen 10
- 12 beschrieben. Man erhält nach der Aufarbeitung einen Festkautschuk mit einer Mooney-Viskosität
von ML-4' = 54 ME.
Beispiel 21
[0080] Man verfährt wie im Beispiel
20 beschrieben, nur stellt man das Xanthogenat unter erfindungsgemäßen Reaktionsbedingungen
her, wie im Beispiel 2 A und B
1 beschrieben.
[0081] Der Kautschuk hat eine Mooney-Viskosität von ML-4' = 38 ME.
1) Xanthogendisulfide der Formel

in der
Rund R1 unabhängig voneinander Wasserstoff, C1-C6-Alkyl, C5-C8-Cycloalkyl oder ein sauerstoffhaltiges, gegebenenfalls 1- bis 3-fach durch C1-C4-Alkyl substituiertes, heterocyclisches Ringsystem mit 5 - 8 Ringgliedern darstellen,
wobei
R und R1 darüber hinaus auch miteinander zu einem heterocyclischen Ring mit 3 - 6 C-Atomen
und 1 - 3 Sauerstoffringgliedern verbunden sein kann, der gegebenenfalls durch 1 -
3 C1-C4-Alkylgruppen substituiert sein kann,
mit einem Gehalt an elementarem Schwefel von unter 1,7 Gew.-%.
2) Xanthogendisulfide gemäß Anspruch 1 mit einem Gehalt an elementarem Schwefel von
unter 1,2 Gew.-%.
3) Xanthogendisulfide gemäß Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß R Wasserstoff
und R1 5-Ethyl-1,3-dioxan-5-yl oder 1,3-Dioxolan-4-yl darstellt.
4) Verfahren zur Herstellung von Xanthogendisulfiden gemäß Ansprüchen 1 - 3, durch
Umsetzung eines Xanthogensäure-O-ester-alkalisalzes der Formel

in der
R und R1 die in Ansprüchen 1 und 3 genannte Bedeutung besitzen und
M für Alkali steht, mit wäßriger Chlorbleichlauge,
dadurch gekennzeichnet, daß man wäßrige Chlorbleichlauge einer Konzentration von weniger
als 0,9 Mol NaOCl/kg einsetzt, bei einer Temperatur von 10 bis 20°C und bei einem
pH-Wert von 8 bis 12, nur soweit oxidiert, daß zum Ende der Reaktion das Xanthogensäure-O-ester-alkalisalz
noch zu 0,1 bis 5,0 Mol-% bezogen auf die eingesetzte Menge, noch vorhanden ist.
5) Verfahren gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man wäßrige Chlorbleichlauge
einer Konzentration von 0,4 bis 0,7 Mol/kg einstellt.
6) Verfahren gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Umsetzung bei einer
Temperatur von 0 bis 10°C durchführt.
7) Verfahren gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man einen pH-Wert von 8
bis 11 einstellt.
8) Verfahren gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man nur soweit oxidiert,
daß zum Ende der Reaktion das eingesetzte Xanthogensäure-O-ester-alkalisalz noch zu
1 bis 3 Mol-%, bezogen auf die eingesetzte Menge, vorhanden ist.
9) Verwendung der Xanthogendisulfide gemäß Ansprüchen 1 - 3 als Molgewichtsregler
bei der Polymerisation von Chloropren.
10) Polychloropren hergestellt unter Verwendung von Xanthogendisulfiden gemäß Ansprüchen
1 - 3 als Molgewichtsregler.