[0001] Die Erfindung betrifft einen neuen Festschmierstoff und seine Verwendung.
[0002] Es ist bekannt, daß sich Schwermetallsulfide, und insbesondere Molybdändisulfid,
hervorragend als Festschmierstoff unter extremen Bedingungen, wie insbesondere bei
hohen Drucken und hoher Temperatur, eignen. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, durch
Zusätze zum Molybdändisulfid die Schmierwirkung noch zu verbessern und/oder die Gestehungskosten
zu senken. Dabei wurde gefunden, daß jeder Zusatz die Schmierwirksamkeit verschlechtert.
[0003] Aus der DE-AS 1 594 479 ist die Verwendung einer Kombination von (a) schmierwirksamen
Feststoffen und (b) wasserunlöslichen Salzen der Phosphorsäure mit Metallen der II.
Gruppe des Periodensystems, mit Zink, Aluminium und Eisen als Zusatzstoff in fein
verteilter Form für Schmierstoffe zur Verbesserung der Hochdruckeigenschaften eines
Schmierstoffes auf der Basis mineralischer oder synthetischer Schmieröle und Schmierfette
bekannt, wobei als schmierwirksamer Feststoff insbesondere auch Molybdändisulfid genannt
wird. Diese Kombination wird aber nicht als Festschmierstoff selbst eingesetzt, sondern
als Zusatz zur Verbesserung der Hochdruckeigenschaften eines mineralischen oder synthetischen
Schmieröles.oder Schmierfettes.
[0004] Die DE-AS 22 30 701 beschreibt Trockenschmierkörper für Bornitrid-Schleifscheiben
zum Trockenschleifen. Derartige Trockenschmierkörper bestehen aus Zinksulfid und/oder
Kryolith und einem Bindemittel. Gegebenenfalls können diese Trockenschmierkörper als
sekundären Festschmierstoff auch noch Graphit, Molybdändisulfid oder hexagonal kristallines
Bornitrid enthalten. Bei dem Bindemittel handelt es sich um ein organisches Harz oder
einen anorganischen, nichtmetallischen Stoff.
[0005] Aufgabenstellung der vorliegenden Erfindung war deshalb die Bereitstellung eines
Festschmierstoffes auf Schwermetallsulfid-, insbesondere Molybdändisulfid-Basis, der
ohne wesentliche Verringerung der Schmiereigenschaften weitere Zusätze enthalten kann.
[0006] Diese Aufgabe wurde mit der vorliegenden Erfindung gelöst. Gegenstand der Erfindung
ist ein Festschmierstoff enthaltend 70-bis 95 Gew.-% an einem oder mehreren anorganischen
Fluorkomplexen und 30 bis 5 Gew.-% an einem oder mehreren Schwermetallsulfiden. Vorzugsweise
beträgt der Anteil an anorganischen Fluorkomplexen 80 bis 90 Gew.-%, der Anteil an
Schwermetallsulfiden 20 bis 10 Gew.-%.
[0007] Schwermetallsulfide sind z. B. die Sulfide der Gruppe VIa des Periodensystems, vorzugsweise
Wolframdisulfid und insbesondere Molybdändisulfid. Anorganische Fluorkömplexe sind
z. B. Komplexsalze wie M
2I [CuF
4],

[CoF
4],

[NiF
4],

[AIF
6],

[FeF
6] und

[PbF
8], worin M
I ein einwertiges Metall ist, vorzugsweise die Hexafluorkomplexe vom Kryolith-Typ, und
insbesondere Kryolith. Daneben kommen auch noch die Fluoroborate M
IBF
4 und die Fluorosilikate

SiF
6 in Betracht.
[0008] Enthält der erfindungsgemäße Festschmierstoff mehrere anorganische Fluorkomplexe,
so ist vorzugsweise mindestens einer davon vom Kryolith-Typ, und insbesondere Kryolith.
Enthält der Festschmierstoff mehrere Schwermetallsulfide, so ist vorzugsweise mindestens
eines davon Molybdändisulfid. Eine besonders bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Festschmierstoffes besteht aus Kryolith und Molybdändisulfid und ist z. B. eine Mischung
aus 90 Gew.-% Kryolith und 10 Gew.-% Molybdändisulfid.
[0009] Neben den anorganischen Fluorkomplexen und den Schwermetallsulfiden kann der erfindungsgemäße
Festschmierstoff auch noch andere übliche Festschmierstoffe, wie z. B. Selenide und/oder
Telluride von Molybdän und Wolfram, Graphit, Metallhydroxide, wasserunlösliche anorganische
Fluoride, wie z. B. Calciumfluorid, und Zinksulfid in Mengen enthalten, die die Schmierwirkung
nicht wesentlich beeinträchtigen.
[0010] Der erfindungsgemäße Festschmierstoff, der zu einem hohen Prozentsatz aus anorganischen
nicht wasserlöslichen Fluorkomplexen aufgebaut istweist auch schon im trockenen Zustand
als Pulver Schmierstoffeigenschaften auf, die nicht wesentlich schlechter sind als
die der reinen Sulfide. Dies war in hohem Maß überraschend, denn anorgani= sche Fluorkomplexe
besitzen gegenüber den Schwermetallsulfiden wesentlich schlechtere Schmiermittelei.genschaf-
ten, so daß mit zunehmendem Gewichtsanteil an Fluorkomplexen eine zunehmende Verschlechterung
der Schmiermitteleigenschaften zu erwarten war. überraschenderweise hat sich aber
gezeigt, daß im erfindungsgemäßen Konzentrationsbereich ein synergistischer Effekt
eintritt. Figur 1 veranschaulicht diesen Effekt am Beispiel einer Mischung aus Molybdändisulfid
und Kryolith: im erfindungsgemäßen Bereich wurden im Press-Fit-Test Reibbeiwerte gemessen,
die überraschend niedriger waren als die additiv zu erwartenden Werte. So betragen
die gefundenen Werte bei einem Anteil von 80 bis 90 Gew.-% Kryolith ca. 0,07, zu erwarten
waren aber Werte von ca. 0,14 bis 0,16. Die mit der Almen-Wieland-Maschine (AWM) gemessenen
Werte sind genauso gut wie die Press-Fit-Werte.
[0011] Mit dem erfindungsgemäßen Festschmierstoff wird somit aufgrund seines hohen Gehaltes
an zum Teil billigen und, wie z. B. bei Kryolith, großtechnisch verfügbaren anorganischen
Fluorkomplexen ein preiswerter Festschmierstoff bereitgestellt, der in seinen Schmiermitteleigenschaften
mit den reinen Schwermetallsulfiden vergleichbar ist.
[0012] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Festschmierstoffes läßt sich auch bei
der Verwendung bei höheren Temperaturen erkennen: Es ist bekannt, daß bei Temperaturen
ab etwa 450°C bei Luftzutritt eine merkliche Oxidation von Molybdändisulfid zu Molybdäntrioxid
eintritt. Aufgrund des hohen Anteiles an Fluorkomplexen fällt diese Oxidation bei
den erfindungsgemäßen Festschmierstoffen bei etwa gleichbleibendem synergistischem
Effekt weniger ins Gewicht.
[0013] Neben seiner Anwendung in trockenem Zustand, also ohne jeden anderen Zusatz, kann
der erfindungsgemäße Festschmierstoff auch in Kombination mit mineralischen und/ oder
synthetischen,Schmierstoffen, wie ölen, Fetten oder Lacken, also z. B. in Form einer
Paste, eines öles, Fettes oder Lackes verwendet werden, was insbesondere zur Verbesserung
der Hochdruckbelastbarkeit und Temperaturbeständigkeit von Schmierstoffen von Bedeutung
ist.
[0014] Der synergistische Effekt bleibt dabei erhalten. So werden z. B. mit Pasten aus
'einem erfindungsgemäßen Festschmierstoff, der Kryolith und Molybdändisulfid enthält,
Schmiereigenschaften erhalten, die mindestens so gut sind wie eine vergleichbare Molybdändisulfid-Paste.
[0015] Gegenstand der Erfindung ist deshalb auch die Verwendung der erfindungsgemäßen Festschmierstoffe
in Kombination mit einem oder mehreren mineralischen und/oder synthetischen Schmierstoffen.
[0016] Als mineralische und/oder synthetische Schmierstoffe kommen dabei alle üblichen Schmierstoffe
in Betracht, wie sie z. B. auch in Kombination mit Molybdändisulfid verwendet werden.
Sie können eine beliebige Konsistenz aufweisen, die von harten Wachsen bis zu leicht
beweglichen Flüssigkeiten reichen kann. Die Kombinationen können übliche Additive
enthalten, wie z. B. Alterungsschutzmittel, Antioxidantien, Korrosionsschutzmittel,
Netzmittel, Dispergiermittel, Viskositätsverbesserer, Schaumverhütungsmittel und Schmierfähigkeitsverbesserer,
und gegebenenfalls auch noch weitere Höchst- und Hochdruck-Zusätze. Der Anteil an
den erfindungsgemäßen Festschmierstoffen in der Kombination kann in weiten Grenzen,
wie z. B. zwischen 0,1 und 95 Gew.-%, schwanken; er richtet sich insbesondere nach
dem beabsichtigten Verwendungszweck und besitzt bei gleicher Zweckbestimmung in der
Regel die gleiche Größe wie der Festschmierstoffanteil einer Kombination, die Molybdändisulfid
enthält.
1. Festschmierstoff enthaltend 70 bis 95 Gew.-% an einem oder mehreren anorganischen
Fluorkomplexen und 30 bis 5 Gew.-% an einem oder mehreren Schwermetallsulfiden.
2. Festschmierstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er 80 bis 90 Gew.-%
anorganische Fluorkomplexe und 20 bis 10 Gew.-% Schwermetallsulfide enthält.
3. Festschmierstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens
einer der anorganischen fluorkomplexe Kryolith ist.
4. Festschmierstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens eines der Schwermetallsulfide Molybdändisulfid ist.
5. Festschmierstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
er Kryolith und Molybdändisulfid enthält.
5. Verwendung eines Festschmierstoffes nach einem der Ansprüche 1 bis 5 in Kombination
mit mineralischen und/ oder synthetischen Schmierstoffen.