[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff aus imprägnierten
zellulosehältigen Ausgangsstoffen, wie Holz, Stroh, Gras, Abfälle usw., durch Aufschließen
unter erhöhter Temperatur und Druck, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses
Verfahrens.
[0002] Das Imprägnieren der vorzerkleinerten Ausgangsstoffe, z.B. Holzhackschnitzel, erfolgt
in herkömmlicher Weise dadurch, daß die Hackschnitzel mit einer basischen oder sauren
Aufschlußflüssigkeit vermengt und vorerst in großen Druckgefäßen langsam auf eine
Temperatur von 80° bis 105°C gebracht werden. Das langsame Aufheizen und eine Verweilzeit
von 0,5 bis 2 Stunden bei dieser Temperatur und der sich dabei einstellende Druck
bis zu 10 bar sind notwendig, um eine ausreichende Durchdringung (Imprägnierung) der
Hackschnitzel mit Aufschlußlösung zu gwährleisten. Als Aufschlußlösungen werden gegenwärtig
bevorzugt Sulfat bzw. Sulfitverbindungen mit einer Chemikalienkonzentration von ca.
5 bis 10% verwendet. Das Verhältnis der Masse aufgenommenen Aufschlußflüssigkeit zur
Masse der trockenen Hackschnitzel im Kocher wird als Hydromodul H bezeichnet und beträgt
bei den gegenwärtigen Kochverfahren etwa 3 bis 5. Die Imprägnierung kann auch außerhalb
des Kochers in einer eigenen Apparatur er- folgen. In der DE-AS 1 132 423 ist zu diesem
Zweck eine Druckkammer vorgesehen, in welcher die Schnitzel mit. der Aufschlußlösung
einige Minuten lang einem hydrostatischen Druck von etwa 7 bar ausgesetzt werden.
Ein weiteres Verfahren zum Imprägnieren wird in der DE-AS 1 101 126 beschrieben, wonach
die Ausgangsstoffe zum Austreiben von Luft und Flüssigkeit fortschreitend komprimiert,
in einer von der Atmosphäre abgedichteten Kammer expandiert, und in eine Imprägnierlösong
eingeführt werden, wobei die Ausgangsstoffe unmittelbar bei der Expansion mit der
Imprägnierlösung in Berührung gebracht werden. Zu diesem Zwecke wird eine Art Schneckenpresse
verwendet, welche ein kontinuierliches Imprägnieren ermöglicht. Bei mehrmaligem Komprimieren
und Entspannen wird überschüssige Flüssigkeit oder Imprägniermaterial beim Preßvorgang
entfernt.
[0003] Erfolgt das Imprägnieren wie oben erwähnt in Druckgefäßen, so wird das anschließende
Aufschließen durch weitere Wärmezufuhr eingeleitet, bis die zur Lösung des Lignins
erforderliche Reaktionstemperatur von 120° bis 195
0C erreicht ist, wobei der Dampfdruck auf maximal 14 bar ansteigt. Ca. die Hälfte der
Holzsubstanz geht in Lösung, sodaß im Endeffekt pro 1 kg Zellstoff 6 bis 10 1 verbrauchte
Aufschlußflüssigkeit vorliegen, in welcher neben den Aufschlußchemikalien 1 kg organische
Holzsubstanz (vorwiegend Lignin) gelöst ist (Urlauge). Je nach Verfahren (Temperatur
und ph-Wert) ergeben sich Aufschlußzeiten zwischen 2 bis 20 h.
[0004] Eine kontinuierlich arbeitende Anlage wird in der US-PS 2 771 361 beschrieben, wobei
ein Gemisch aus heißer (87°C) Aufschlußflüssigkeit und imprägnierten Holzschnitzel
mittels einer Pumpe in eine geheizte Aufschlußzone bzw. Aufschlußleitung gebracht
wird. Bei einem angeführten Beispiel beträgt die Aufschlußtemperatur in dieser Zone
170 C (Dampfdruck etwa 8 bar) bei einer Durchlaufzeit von 60 min. Im zweiten angeführten
Beispiel (für Halbzellstoffe) beträgt die Aufschlußtemperatur 198°C (Dampfdruck etwa
16 bar), und die Durchlaufzeit 10 min. In der am Ende der Aufschlußzone vorgesehenen
Schneckenpresse erfolgt ein Abpressen der Aufschlußflüssigkeit mit dem gelösten Lignin,
wobei gleichzeitig die Hackschnitzel durch die Reibkräfte der Schneckenpresse auch
defibriert werden. Durch die anschließende Expansion zerplatzen die unter Flüssigkeitsdruck
stehenden Hackschnitzel.
[0005] Die US-PS 1 991 243 beschreibt ein längliches Kochgefäß für einen kontinuierlichen
Kochvorgang, bei welchem das allgemeine Problem des Ein- bzw. Austragens des Kochgutes
in beziehungsweise aus dem Druckgefäß besteht. Zur Lösung dieses Problems wird die
bekannte Methode der Propfenbildung beim Einlaßteil mittels eines Kolbens vorgeschlagen,
wobei in vager Weise die Verwendung von Elektrizität zur Heizung angedeutet wird,
ohne daß konkrete technische Mittel dafür angegeben werden. Die angeführten "Fülldichten"
von 9, 12, 15, 20 und 30 pounds per cubicfoot würden einem Hydromodul von ca. 6, 4.2,
3.2, 2.1 und 1.1 entsprechen, wenn eine Dichte von 1 g/ cm
3 der Aufschlußflüssigkeit angenommen wird, wobei der Hydromodul von 2.1 der maximal
erreichten Fülldichte im Aufschlußbehälter, und der Hydromodul von 1.1 der maximalen
Fülldichte beim Einlaß entsprechen würde. Aus obiger Definition des Hydromoduls wird
dieser jedoch wegen der dabei nicht berücksichtigten höheren Dichte der Aufschlußflüssigkeit
beim Aufschlußvorgang im Behälter wesentlich größer als 2 sein, und liegt daher außerhalb
des Bereichs, welcher erfindungsgemäß vorgeschlagen wird. Was den Hydromodul von 1.1
beim Einlaß betrifft, so muß festgestellt werden, daß eine homogene und effektvolle
Imprägnierung nur dann möglich ist, wenn vorerst mit einem wesentlich höheren Hydromodul
imprägniert, und dann auf 1.1 abgepreßt wird. Die Praktikabilität der US-Patentschrift
ist daher diesbezüglich sehr in Frage zu stellen, wenn dabei nur das dem Hydromodul
von 1.1 entsprechende Flüssigkeitsgemisch eingepreßt wird. Das aufgeschlossene Material
wird daher bestenfalls nur Halbzellstoff-Qualität aufweisen können. Sollten im Aufschlußbehälter
zur Erzielung einer besseren Zellstoffqualität weitere Lauge zugesetzt werden, so
sind die angegebenen Fülldichten bzw. Hydromodule nicht mehr eingehalten.
[0006] An die Schritte Imprägnieren, Abpressen und Aufschließen werden üblicherweise die
Arbeitsvorgänge Waschen, Sortieren, Bleichen und Trocknen angeschlossen. Trotz starker
Bemühungen auf dem Umweltsektor sind moderne Zellstoffanlagen noch immer durch einen
hohen Energie- und Wasserverbrauch gekennzeichnet. Der hohe Energieverbrauch result-
brt im wesentlichen aus der Erwärmung großer Flüssigkeitsmengen, vor allem bei Aufschluß
und Bleiche, den langen Verweilzeiten, und aus dem schlechten Wirkungsgrad der Wärmerückgewinnungsanlagen.
[0007] Bei der Verwendung der in der Ablauge enthaltenen organischen Substanzen zur Deckung
des Energiebedarfs einer Zellstoffabrik muß die durch die gegebenen Prozesse verursachte
dünne Ablauge für die nachfolgende Verbrennung auf einen Trookengehalt von 55 bis
65% eingedickt werden, wozu wiederum ein beträchtlicher Energieaufwand notwendig ist.
Der Energieaufwand einer Zellstoffabrik resultiert etwa zu gleichen Teilen aus Aufschluß-,
Bleiche, Laugeneindampfung und Zellstofftrocknung. Schließlich lassen sich in modernsten
Fabriken derzeit bei der Verbrennung der eingedickten Ablauge aber Energiemengen erzielen,
die eine Zellstoffabrik nahezu energieautark werden lassen. Man vergleiche hiezu BOUCHAYER,
H.: Neue technologische Tendenzen für die Europäische Papierindustrie. "Das Papier",
1974, Heft 10A, S. V125 bis V129. BOUCHAYER weist darauf hin, daß 50 bis 90% des gesamten
Energiebedarfs bei der Zellstofferzeugung für das Aufheizen der verdünnten Stoffmassen
auf die Reaktionstemperatur im Hoch- bzw. Beichprozeß verwendet werden. Auch andere
Fachleute haben auf den hohen Wärmeenergie- und Wasserverbrauch der bisherigen Verfahren
der Zellstofferzeugung auf Grund der starken Verdünnung hingewiesen.
[0008] Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein Verfahren zu schaffen, welches durch einen
minimalen Energie-, Wasser-und Chemikalienverbrauch gekennzeichnet ist. Die dabei
angewendeten Methoden können als maximal mögliche interne Maßnahmen einer Zellstoffabrik
zur Lösung ihrer Umweltprobleme, neben der Energieeinsparung vorwiegend der Abwasserprobleme,
angesehen werden. Da die Abwässer von Zellstoffabriken derzeit die am schwierigsten
zu behandelnden Abwässer sind, ist eine Minimierung der Abwassermenge von größter
Bedeutung. Weiters soll durch das erfindungsgemäße Verfahren eine Reduzierung des
Apparatevolumens ermöglicht werden, sodaß auch kleinere, dem jeweiligen Holzanfall
anpaßbare Anlagen in ökonomischer Weise betrieben werden können.
[0009] Eine zusätzliche Aufgabe der Erfindung ist es, die Qualität des erzeugten Zellstoffes
zu erhöhen.
[0010] Dies wird bei dem eingangs erwähnten Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff erfindungsgemäß
dadurch erreicht, daß das Aufschließen der imprägnierten Ausgangsstoffe bei einem
vergleichsweise niedrigen Hydromodul von 0,5 bis 2, vorzugweise 1, durch direkte Wärmeeinbringung
in die imprägnierten Ausgangsstoffe, vorzugsweise durch elektrische Erwärmung der
imprägnierten Ausgangsstoffe innerhalb einer Preßvorrichtung bei einer Aufschlußtemperatur
von 160° bis 300°C, vorzugsweise 180° bis 200°C erfolgt, wobei der Aufschluß in Abhängigkeit
von der Aufschlußtemperatur in kurzer Zeit, vorzugsweise unter 10 min, beispielsweise
in 10 bis 60 s, stattfindet. Die elektrische Erwärmung erfolgt in vorteilhafter Weise
durch Widerstandsheizung mit Gleich- oder Wechselstrom.
[0011] Die Hauptvorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens sind: kurze Aufschlußzeiten, reduzierter
Energiebedarf, reduzierter Chemikalienbedarf, geringe Flüssigkeitsmengen, und, wie
Versuche ergeben haben, eine verbesserte Zellstoffqualität und ein erhöhter Holznutzungsgrad,
wodurch gegebenenfalls auf den ansonsten üblichen Mahlvorgang, welcher einen zusätzlichen
Energieaufwand erfordert, verzichtet werden kann. Die verbesserte Zellstoffqualität
resultiert in erster Linie aus der günstigen Lage der Restlignine und Hemizellulosen,
wodurch sich eine besondere Binde- und Bleichfähtigkeit ergibt.
[0012] Auf Grund der kurzen Reaktionszeiten allgemein und der raschen Trennung der Fasern
voneinander zum Zeitpunkt der Ligninerweichung durch die von der Preßvorrichtung mechanisch
aufgebrachten Scherkräfte (Zusammenbrechen des Strukturwiderstandes) sowie der Möglichkeit
der raschen Unterbrechung von Reaktionen, z.B. durch Unterbrechung der Energiezufuhr,
bleiben die Zelluloseketten (wichtig für die Grundfestigkeit der Fasern) sowie die
Hemizellulosen (wichtig für die Bindefähigkeit im fertigen Papierblatt) weitgehend
erhalten. Auf diese Weise erfolgt eine bewußte Anlagerung bzw. Konzentration der Hemizellulosen
an der Faseroberfläche.
[0013] In vorteilhafter Weise erfolgt beim Verfahren gemäß der Erfindung das Imprägnieren
in der gleichen Preßvorrichtung mit Imprägnierflüssigkeit in für den Aufschluß notwendigen
chemischen Konzentrationen von vorzugsweise 5 bis 50%, beispielsweise 10 bis 20%,
und bei konstantem Druck oder in Form von Druckstößen, vorzugsweise über 1 bar, beispielsweise
10 bis 50 bar und 2 bis 10 Druckstößen, zur Herabsetzung der unbenetzten Kapillarlänge
des Ausgangsstoffes, wobei die Imprägnierdauer durch den aufgebrachten Druck klein
gehalten werden kann, vorzugsweise unter 10 min, zweckmäßigerweise unter 1 min, sodaß
auch kalt und ohne vorausgehende Entlüftung imprägniert werden kann. Dieses Imprägnierverfahren
kann in vorteilhafter Weise auch bei Gemischen aus trockenen und nassen Ausgangsstoffen
angewendet werden. Wesentlich ist, daß beim Imprägnieren die gesamte innere und äußere
Oberfläche der Haokschnitzel ausreichend und gleichmäßig mit weniger dafür konzentrierteren
Aufschlußlösungen benetzt wird, als dem Porenvolumen der Hackschnitzel entspricht.
Dies wird erreicht, indem das gesamte Porenvolumen der Hackschnitzel vorerst wie bei
konventionellen Anlagen, allerdings mit höher konzentrierten Aufschlußlösungen, durch
Anwendung von Druck in der genannten Preßvorrichtung voll gefüllt wird (Definition
der Imprägnierung).
[0014] Da jedoch zum Füllen des Porenvolumens und zum Benetzen der Oberflächen, z.B. von
1 kg Fichtenholzhackschnitzel ca. 2,5 1 Aufschlußlösung notwendig ist, muß eine Einstellung
des erfindungsgemäß verwendeten nierigen Hydromoduls er-folgen. Erfindungsgemäß erfolgt
das Abpressen der imprägnierten Ausgangsstoffe zur Einstellung des Hydromoduls H in
der gleichen genannten Preßvorrichtung.
[0015] Die Imprägnierung selbst kann jedoch gegebenenfalls nach herkömmlichen Verfahren
in einer getrennten Anlage erfolgen.
[0016] Im Extremfall (Hydromodul H = 0,5, entsprechendeAblaugenkonzentration 61%) kann auf
die Eindampfanlage verzichtet werden, bzw. die Ablauge direkt verbrannt werden. Es
sind Chemikalienkreislaufschließungsverfahren bekannt, in denen Ablaugen mit einem
Trockengehalt von 35% in Kesseln zur Verbrennung kommen, wobei jedoch die Energienutzung
entsprechend geringer ist.
[0017] Durch die Maßnahme der Senkung des Hydromoduls H wird in gleicher Weise auch eine
Senkung des Energieverbrauches beim Aufschließen sowie beim Eindampfen der Ablauge
erzielt. Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird, im Vergleich zu üblichen Verfahren,
entsprechend dem verringerten Hydromodul H, mit konzentrierteren Aufschlußlösungen
und geringerer Menge pro Charge gearbeitet, wodurch eine geringere Menge an konzentrierten
Frisch- bzw. Ablaugen zu verarbeiten sind, sodaß die gesamten Nebenanlagen in Anzahl
und Ausmaß reduziert werden und auch der theoretische Chemikalienverbrauch pro kg
Zellstoff aufgrund der erhöhten Konzentration auf ca. die Hälfte des üblichen Verbrauches
gesenkt werden kann.
[0018] Der Druck bei der Einstellung des Hydromoduls H kann geringer sein, wenn mehr Zeit
zur Verfügung steht bzw. wenn die Temperatur der Hackschnitzel erhöht wird, sodaß
diese elastischer werden und der Strukturwiderstand sinkt. Vorteilhaft erweisen sich
Temperaturen bis zu 130°C, bei denen noch keine nennenswerten Aufschlußreaktionen
stattfinden und mit mechanischem Preßdrücken um 50 bar ein Hydromodul H von ca. 1
in ca. 30 s erreicht wird. Einer bei herkömmlichen Aufschlußverfahren üblichen Fülldichte
von z.B. 160 bis 220 kg/m
3 bei Weichholz steht bei einem mechanischen Druck von z.B. 50 bar und einer Temperatur
von 130
oC nach der Einstellung des Hydromoduls eine erhöhte Fülldichte von 800 kg/m gegenüber.
Durch diese Maßnahme kann das Volumen der Preßvorrichtung auf ein Drittel bis ein
Fünftel des bisherigen Volumens der Druckgefäße gesenkt werden.
[0019] Die Hydromoduleinstellung außerhalb der Preßvorrichtung ist auch möglich, sie gestaltet
sich jedoch wesentlich komplizierter. Eine weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen
Verfahrens sieht vor, daß bei nassen Ausgangsstoffen vor dem Imprägnieren die Feuchtigkeit
(Wässergehalt) auf einen Wert von unter 50%, beispielsweise 20 bis 40%, vorzugsweise
30%, durch Abpressen der nassen Ausgangsstoffe in der gleichen Preßvorrichtung gebracht
wird, wodurch der Großteil der Kapillaren des Ausgangsstoffes für die Imprägnierflüssigkeit
wegbar wird.
[0020] Die direkte Wärmeeinbringung in die imprägnierten Ausgangsstoffe kann beispielsweise
auch durch kapazitive oder induktive Hochfrequenzerwärmung oder durch Mikrowellenerwärmung
erfolgen.
[0021] Erfindungsgemäß kann das Aufschließen auch als kontinuierlicher Verfahrensschritt
erfolgen. Die Erfindung eignet sich grundsätzlich für alle Aufschlußverfahren (sauer
bis alkalisch). Eine erfindungsgemäße Preßvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
ist dadurch gekennzeichnet, daß in einem Preßmantel zwei einander gegenüberliegende
Kolben angeordnet sind, zwischen welchen sich der Preßling als elektrische Widerstandslast
befindet, wobei sowohl die Kolben zueinander, als auch der Preßmantel zu den Kolben
relativ beweglich sind.
[0022] Nachfolgend werden Vorrichtungen zur Durchführung des neuen Verfahrens beschrieben.
[0023] Es zeigen Fig. 1 bis 5 jeweils verschiedene Ausführungsbeispiele von diskontinuierlich
arbeitenden Preßvorrichtungen gemäß der Erfindung im Querschnitt, die Fig. 6 den schematischen
Aufbau einer kontinuierlich arbeitenden Schneckenpresse im Querschnitt gemäß der Erfindung
und Fig. 7 einen weitgehend vereinfachten Vertikalschnitt durch eine weitere Ausführungsform
der Preßvorrichtung.
[0024] In Fig. 1 ist eine Preßvorrichtung von prinzipieller Art dargestellt. Ein zylindrisch
geformter Preßmantel 1 ist mit einer elektrischen Isolierung 2 ausgekleidet, welche
auch über den unteren Rand des Preßmantels 1 reicht und somit auch den Bodendeckel
3 isoliert. Ein Kolben 4 wird unter Druck im Preßmantel 1 nach Bedarf z.B. hydraulisch
auf- und abbewegt und ist mit einer Dichtung 5 versehen. Im unteren Teil des Preßmantels
1 befindet sich eine Abflußöffnung 6 für die Ablauge, die sich in einer Rohrleitung
mit einem Ventil 7 foitsetzt. Der Bodendeckel 3 und der Kolben 4 sind mit elektrisch
leitenden Kontakten versehen, welche mit den Polen einer Stromquelle verbunden sind.
Vorzugsweise werden Wechselstromquellen verwendet, es können aber auch gegebenenfalls
Gleichstromquellen eingesetzt werden. Bei dieser Anordnung überlagert sich dem mechanischen
Druck des Kolbens der Dampfdruck, welcher bei der Wärmeentwicklung beim Durchgang
des Stromes durch den Preßling 8 entsteht.
[0025] Die Fig. 2 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel, ähnlich dem nach Fig. 1, wobei
jedoch der Kolben 4a abgesetzt ist, und die Dichtung in den Oberteil des Preßmantels
1a verlegt ist. Eine Meßöffnung 9 für den Anschluß eines Dampfdruckmessers 10 ist
in das obere Drittel des Preßmantels 1a verlegt. Der zwischen dem Kolben 4a und dem
Preßmantel 1a ausgebildete Spalt ermöglicht dem entstehenden Dampf nach oben auszuweichen,
wodurch Dampfdruck und mechanisch applizierter Druck getrennt dosiert und auch gemessen
werden können. Die Stromzufuhr erfolgt wie in Fig. 1 gezeigt.
[0026] Die Fig. 3 zeigt ein drittes Ausführungsbeispiel, bei welchem die elektrische Isolierung
einfacher gestaltet werden kann. Im Bodendeckel 3a ist eine mittige Öffnung vorgesehen,
in welcher eine Elektrode 11 in den Preßmantel 1 hineinragt. Eine Isolierung 2a isoliert
den Bodendeckel 3a gegen den .Preßmantel 1 und die Elektrode 11. Ein Deckel 12 schließt
den Preßmantel 1 oben ab. Im Deckel 12 führt ein Gestänge 13 über Dichtungen 14 in
den Preßmantelinnenraum und ist mit einem Kolbenring 4b verbunden. Der mechanische
Druck überträgt sich über das Gestänge 13 auf den Kolbenring 4b, und von diesem auf
den . Preßling 8. Auch in diesem Beispiel ist ein Spalt zwischen dem Kolbenring 4b
und dem Preßmantel 1, sowie zwischen der Elektrode 11 und dem Kolbenring 4b vorgesehen,
sodaß ein Dampfraum oberhalb des Preßlings 8 entsteht.
[0027] Die Fig. 4 zeigt ein viertes Ausführungsbeispiel, bei welchem die Elektrode 11a im
Durchmesser vergrößert wurde und gleichzeitig als Kolben für den mechanischen Druck
fungiert. Diese Ausführung erweist sich wegen des Fortfalls von Dichtungen als vorteilhaft;
lediglich die Isolierung 2a übernimmt gleichzeitig eine Dichtfunktion.
[0028] Erfindungsgemäß wird der Preßling unter mechanischem Druck stehend durch Wärme, vorzugsweise
Elektrowärme erhitzt, d.h. der elektrische Strom wird über den Preßling geleitet.
Als Elektroden kommen, wie bereits in den Beispielen beschrieben, die Kolben und der
Preßmantel und deren Kombinationsmöglichkeiten in Betracht, wobei die elektrische
Isolierung an denjenigen Stellen im Bereich des Preßraumes angebracht ist, welche
ansonsten den Stromfluß über den.Preßling überbrücken würden. Diese Maßnahme wird
auch bei Erwärmung durch induktive oder kapazitive HF-Erwärmung, bzw. Mikrowellenerwärmung
zur Anwendung gebracht, und ist bei der Angabe dieses Kriteriums eine für den Fachmann
lösbare Aufgabenstellung.
[0029] Die Fig. 5 zeigt eine erfindungsgemäße
Preßvor- richtung als Ausführungsbeispiel im Querschnitt. In der Fig. 5 ist mit 1b
ein hydraulisch heb- und senkbarer Preßmantel bezeichnet, in welchem ein beweglicher,
ebenfalls hydraulisch heb- und senkbarer oberer Kolben 4 und ein starr mit einer Bodenplatte
3b verbundener unterer Kolben 4' angeordnet sind. Der Stoffkuchen oder Preßling 8
befindet sich zwischen den beiden Kolben 4 und 4', welche jeweils mit Dichtungen 5b
ausgestattet sind. Die beiden Kolben sind über Kontakte elektrisch leitend mit den
Polen einer Stromquelle verbunden. Im Preßmantel 1b ist eine Isolierung 2b vorgesehen,
um einen Stromfluß über den Preßmantel zu verhindern. Der Preßmantel 1b wird über
an der Bodenplatte 3 montierte Hilfseinrichtungen, z.B. hydraulische oder pneumatische
Zylinder 15 gehoben und gesenkt, wodurch ein leichtes Austragen des Preßlings bewerkstelligt
bzw. das Einbringen der Holzhackschnitzel über einen rund um den oberen Kolben 2 angeordneten
Trichter 16 ermöglicht wird, welcher von einem auf dem Preßmantel 16 montierten Gestänge
17 getragen wird. Die Hilfseinrichtung kann auch von mechanischer Art, z.B. ein Spindelantrieb
sein. Der obere Kolben 4 ist mit einer Bohrung 18 versehen, welche zum Zuführen von
flüssigen oder gasförmigen Behandlungsmedien dient, und in vielen kleinen Bohrungen
an der Stirnfläche des Kolbens 4 endet, wodurch dem Preßling 8 die Flüssigkeiten zugeführt
werden können. Desgleichen ist im unteren Kolben 4 eine Bohrung 19 vorgesehen, welche
zum Ableiten der Behandlungsmedien aus dem Preßraum dient und in vielen kleinen Bohrungen
an der Stirnfläche des Kolbens 4' mündet. Das Zu- und Ableiten von Behandlungsmedien
kann auch über Bohrungen im Preßmantel 1b erfolgen (nicht dargestellt).
[0030] Die Verteilung der Behandlungsmedien innerhalb des Preßraumes kann außerdem durch
Sieb- oder Lochplatten etc. erfolgen (nicht dargestellt).
[0031] Weiters ist eine isolierung 20 zwischen jedem Steuerzylinder und einem am Preßmantel
1 starr angeordneten Flansch vorgesehen, sodaß der gesamte Stromfluß über den Preßling
8 geleitet wird und diesen direkt erwärmt. In diesem Beispiel wird die Widerstandserwärmung
verwendet, es kann jedoch, wie ervähnt, auch Hochfrequenzerwärmung induktiver oder
kapazitiver Art sowie Mikrowellenerwärmung bei entsprechender Materialwahl für den
Preßmantel 1 und die beiden Kolben 4 und 4' angewendet werden. Der Preßmantel 1 kann
z.B. aus hochfestem keramischen Isoliermaterial sein.
[0032] Aus dem dargestellten Ausführungsbeispiel lassen sich zahlreiche Varianten in puncto
kontruktiver Ausgestaltung ableiten. So wäre z.B. auch ein beweglicher unterer Kolben
4' ausführbar, um den Preßling einem beidseitigen Druck auszusetzen, wodurch auch
gleichzeitig die leichtere Entnahme des Preßlings aus dem Preßraum gegeben wäre, indem
die Kolben 4 und 4' gleichzeitig abgesenkt werden.
[0033] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wäre eine Anordnung mehrerer Preßvorrichtungen
gemäß der Erfindung nebeneinander oder aber in Kreisform möglich, wobei entweder jeder
der Preßvorrichtungen der gleiche Arbeitsprc eß abläuft oder die Prozesse in der Reihenfolge
Imprägnieren in der ersten Presse, Aufschließen in der zweiten Presse ... usw. ablaufen.
[0034] Für die kontinuierliche Erzeugung von Zellstoff mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird eine Schneckenpresse 22 nach Fig. 6 vorgeschlagen, in welcher der Aufschluß der
imprägnierten Hackschnitzel in optimaler Weise erfolgt.
[0035] Eine Einzugsschnecke 23 fördert das Preßgut (vorimprägnierte Hackschnitzel) in den
Kochbereich, welcher zwischen einer Schneckenelektrode 24 als erste Elektrode und
dem Kochergehäuse 25 als zweite Elektrode ausgebildet ist.
[0036] Die durch die Kompression der Hackschnitzel auf einem bestimmten Hydromodul austretende
Lauge kann aus der Schneckenpresse 22 über ein Sieb 26 entweichen und wird zu einer
separaten Imprägnierungsanlage (nicht dargestellt) zurückgeleitet. Die Einzugsschnecke
23 ist mit der Schneckerelektrode 24 über eine Isolierkupplung 27 verbunden. Das Kochergehäuse
25 und die Schneckenelektrode 24 sind über Kontakte mit einer Stromquelle verbunden.
Der Strom fließt über die Schneckenelektrode 24 zum Kochergehäuse 25 und erwärmt dabei
die dazwischenliegende Hackschnitzelmasse. Wenn beispielsweise im Einlauf bei einem
Hydromodul von 1 die Konsistenz (Feststoffkonzentration) der Hackschnitzelmasse mit
50% angenommen werden kann, so sinkt diese Konsistenz durch die zunehmende Lösung
des Lignins gegen den Auslauf auf etwa 30% ab. In der Austragschnecke 28 wird der
Zellstoff wieder auf etwa 55% konzentriert, wodurch ein Großteil der Urlauge in heißem
Zustand (niedrige Viskosität) und einer Konzentration von etwa 60% über ein Sieb 29
abgetrennt wird.
[0037] Durch variierende Geschwindigkeit zwischen der Ein-und Austragsschnecke kann die
Verweilzeit im Kochbereich so wie der mechanische Druck auf die Hackschnitzel beliebig
eingestellt werden.
[0038] Die Preßvorrichtung nach Fig. 7 besteht im wesentlichen aus dem Preßmantel 1, dem
unteren Kolben 4
' und dem oberen Kolben 4. Der Preßmantel 1 ist mit drei oder mehreren Armen 21 versehen,
deren jeder auf einem Arbeitszylinder 15 ruht. Die Stange 36 jedes Kolbens 37 der
im Zylinder 15 verschiebbar ist, ragt nach unten aus dem Zylinder 15 heraus und ist
am Fundament 3b verankert. Die beiden Anschlüsse der doppeltwirkenden Zylinder sind
mit 49 und 30 bezeichnet. Der Preßmantel 1 kann durch entsprechendes Beaufschlagen
der Zylinder 15 mit Drucköl oder dergleichen Druckmedium gehoben und gesenkt werden.
In seiner höchsten Stellung steht der preßmantel 1 in reichlichem Abstand vom Kolben
4', sodaß das zuvor gepreßte Gut dem Preßmantel 1 seitlich zwischen den Zylindern
15 entnommen werden kann. Die Zylinder 15 stehen dabei auf einem zum Preßmantel 1
konzentrischen Kreis und haben einen seitlichen Abstand voneinander, der größer ist
als der Innendurchmesser des Preßmantels 1.
[0039] Bei der gezeigten Ausführungsform ist der untere Kolben 4' am Fundament 3b befestigt.
Er ist in axialer Richtung von einem Rohr 31 durchsetzt, das über ein Ventil 32 sowie
ein Ventil 33 an eine Dampfleitung 34 angeschlossen ist. Ein zusätzliches Ventil 63
kann vorhanden sein. Das Rohr 31 mündet am Kolbenboden 35. Im Abstand von Kolbenboden
35 ist eine Filterplatte oder Lochplatte 46 gehalten, die eine Vielzahl kleiner Bohrungen
47 aufweist. Diese Bohrungen können sich zum Vermeiden von Verstopfungen sowie zur
Erleichterung des Reinigens nach oben hin konisch verengen. Die Siebplatte kann durch
Leisten oder dergleichen Versteifungen (nicht gezeigt) am Kolbenboden abgestützt sein.
Zwischen der Lochplatte 46 und dem Kolbenboden 35 entsteht ein Verteiler-und Sammelraum
48. Zwischen dem Kolben 4' und dem Ventil 32 ist am Rohr 31 eine Abzweigung 59 mit
einem Ventil 40 vorgesehen, die zu einem Flüssigkeits- Zu-und Ableitungs-rohr 41 führt.
[0040] Zur Abdichtung des Kolbens 4' gegenüber dem Preßmantel 1 ist eine Ringdichtung 5b
vorgesehen, die in eine Umfangsnut nahe dem Kolbenboden 35 oder in den Preßmantel
1 nahe seinem Ende eingelegt ist.
[0041] Der obere Kolben 4 ist durch eine nicht gezeigte hydraulische oder mechanische Einrichtung
auf- und abbewegbar. Er ist von einer axialen Leitung 43 durchsetzt, die am Kolbenboden
44 mündet und mit ihrem ändern Ende in weiter nicht gezeigter Weise aus dem Kolben
herausgeführt und z.B. über einen Schlauch 45.und ein Ventil 42 an eine Flüssigkeits-Zu-
und Ableitung 57 angeschlossen ist. Auch der obere Kolben 4 ist, so wie der untere,
mit einer Filterplatte 46 mit gegebenenfalls konischen Bohrungen 47 versehen, sodaß
auch am oberen Kolben 4 zwischen Kolbenboden 44 und Filterplatte ein Verteiler- und
Sammelraum 48 entsteht. Eine in eine nahe dem Kolbenboden 44 vorgesehene umlaufende
Nut oder in den Preßmantel 1 nahe seinem Ende eingelegte Ringdichtung 5b bewirkt die
Abdichtung zwischen Preßmantel 1 und oberem Kolben 4.
[0042] In seinem oberen Teil ist der Preßmantel 1 mit einer Anzahl von radialen Durchlässen
52 versehen, welche an ihrer inneren Mündung mit Siebplatten 38 abgeschlossen sind.
Um Beschädigungen der Ringdichtung 5b durch die Siebplatten 38 zu vermeiden, sind
die Siebplatten gegenüber der Innenwand des Preßmantels 1 etwas zurückgesetzt. An
der Außenseite des Preßmantels 1 ist eine Ringleitung 51 vorgesehen, in welche alle
radialen Durchlässe 52 einmünden.
[0043] Von der Ringleitung 51 geht über ein Ventil 62 eine Umlaufleitung 53 aus, welche
eine biegsame oder in der Länge variable Verbindung (hier ein Teleskoprohr 54) und
ein Gebläse 55 enthält. Das andere Ende der Umlaufleitung 53 ist über das Ventil 32
und gegebenenfalls Ventil 63 an das in den unteren Kolben 4' führende Rohr 31 angeschlossen.
[0044] Die obere Stirnseite des Preßmantels 1 kann einen Fülltrichter 56 tragen, der den
oberen Kolben 4 konzentrisch umgibt. Stützen 67 dienen zur Halterung des Trichters.
Der obere Kolben 4 kann aus dem Preßmantel 1 angehoben werden, sodaß der Preßmantel
1 durch den Ringspalt zwischen oberen Kolben 4 und preßmantelrand mit festem Gut gefüllt
werden kann.
[0045] Die Arbeitsweise der erfindungsgemäßen Presse wird im folgenden im Zusammenhang mit
der Zellulosegewinnung aus Holzschnitzeln beschrieben.
[0046] Zum Füllen der Presse wird der obere Kolben 4 in seine höchstmögliche Stellung gefahren
und der Preßmantel 1 wird durch entsprechendes Beaufschlagen der Arbeitszylinder 15
in seine unterste Stellung gebracht. Dadurch entsteht zwischen den Lochplatten 46
des Kolbens 4 und dem oberen Rand des Preßmantels 1 ein ausreichend großer Zwischenraum,
durch welchen Hackschnitzel, die schon vorher in den Trichter 56 eingebracht worden
sein konnten, ins Innere des Preßzylinders fallen können. Nach dem Erreichen der gewünschten
Füllmenge (falls gewünscht mit Zwischenkomprimieren durch den Kolben 4) wird der obere
Kolben 4 in die gezeigte Stellung gebracht, d.h. er dringt soweit in den Preßmantel
1 ein, daß die Ring- dichtung 5b die Abdichtung des Preßmantels 1 bewirkt, die radialen
Durchlässe 52 aber frei bleiben.
[0047] Durch Öffnen der Ventile 32 und 33, jedoch bei geschlossenen Ventilen 40 und 62 und
gegebenenfalls 63, kann Dampf ins Innere des Preßmantels 1 gebracht werden, um eine
Vordämpfung der Hackschnitzel durchzuführen.
[0048] Im Falle die in die Presse eingefüllten Hackschnitzel sehr feucht sind, so können
sie auf einen gewünschten Trockengrad abgepreßt werden. Nach Öffnen des Ventils 40
und Schließen aller andern Ventile kann der obere Kolben 4 abgesenkt werden. Durch
den dabei entstehenden hohen Druck (z.B. 100 bis 200 bar) dringt die aus ihnen ausgepreßte
Flüssigkeit durch die Bohrungen 47 in der unteren Lochplatte 46 und fließt über die
Leitung 41 ab.
[0049] Nach einer Vorbehandlung werden die Ventile wieder geschlossen. Über die inzwischen
mit Vorratsbehältern verbundene Leitung 41 können nach Öffnen des Ventils 40 verschiedene
Imprägnierflüssigkeiten in den Preßmantel 1 und damit zu den Hackschnitzeln gebracht
werden. Durch Verwendung heißer Imprägnierflüssigkeiten oder durch nachträgliches
Beheizen mit Dampf durch die Leitung 34 über die Ventile 33 und 32 kann ein hoher
Prozentsatz der in den Poren der Hackschnitzel enthaltenen Luft über das offene Ventil
42 und die Leitung 57 ausgetrieben werden.
[0050] Ist eine weitergehende Entfernung der Luft aus den Hackschnitzeln erforderlich, dann
wird über die Ventile 32, 33 (alle andern Ventile geschlossen) Dampf von über 100°
liegender Temperatur ins Presseninnere eingebracht. Dadurch wird die Imprägnierflüssigkeit
(auch in den Hackschnitzeln) über ihren Siedepunkt erhitzt. Nach kurzer Zeit werden
die Ventile 32, 33 geschlossen und durch Öffnen des Ventils 46 (die Leitung 57 kann
jetzt beispielsweise ins FreiXe führen) wird der Überdruck abgelassen und es tritt
Verdampfung der Imprägnierflüssigkeit ein. Dieses Verdampfen erfolgt auch im Inneren
der Hackschnitzel, wobei die in diesen enthaltene Luft durch Dampf verdrängt wird.
Diese Vorgangsweise kann mehrmals wiederholt werden; es ist möglich, hiedurch die
Luft aus den Hackschnitzeln zur Gänze zu entfernen, was einer'Terfekt-Imprägnierung"
entspricht.
[0051] Anderseits kann von dem mit der Presse erreichbaren hohen Druck (z.B. 100 bis 200
bar) zum Imprägnieren Gebrauch gemacht werden, indem durch Betätigen des oberen Kolbens
4 (alle Ventile geschlossen) die
Imprägnierflüssigkeit einfach mechanisch in die Poren des Holzes (der Hackschnitzel
eingepreßt wird.
[0052] Es ist aber selbstverständlich, daß diese rein mechanische Penetrationsimprägnierung
der Hackschnitzel mit einer oder mit beiden der zuvor geschilderten Vorgangsarten
kombiniert werden kann, da unter Umständen bei nicht genügend aus den Hackschnitzeln
entfernter Luft diese sich bei Wegnahme oder Reduzierung des Druckes wieder ausdehnen
und die Imprägnierflüssigkeit, zumindest teilweise, verdrängen kann.
[0053] Nach dem Erreichen des gewünschten Imprägnierungsgrades, gegebenenfalls Perfekt-Imprägnierung,
kann auf einen beliebigen Hydromodul gepreßt werden. Im allgemeinen wird auf einen
Hydromodul von etwa 0,5 bis 2, vorzugsweise jedoch etwa 1 gepreßt, d.h. das Verhältnis
zwischen der Masse der trockenen Hackschnitzel und der Masse der von ihnen aufgenommenen
Imprägnier lüssigkeit ist dann etwa gleich Eins. Das Abpressen erfolgt durch Absenken
des oberen Kolbens 4, wobei die anfallende, abgepreßte Flüssigkeit, wie schon erwähnt,
etwa durch das Ventil 40 ih die Leitung 41 abfließen kann.
[0054] Zum Erreichen des End-Aufschlusses der Hackschnitzel wird der obere Kolben 4 wieder
in die in der Zeichnung ersichtliche Stellung hochgefahren. Der Preßmantel 1 kann
dabei z.B. etwa zur Hälfte mit bereits abgepreßten Hackschnitzeln gefüllt sein, über
diesen befindet sich ein Dampf-Luftgemisch. Durch Öffnen der Ventile 32, 33 wird wieder
Dampf ins Presseninnere eingeblasen. Die Temperatur dieses Dampfes liegt beispielsweise
10 bis 50° über der gewünschten Endaufschlußtemperatur, die etwa 170° bis 220° betragen
kann. Der Druck des Dampfes entspricht vorzugsweise dem Gleichgewichtsdruok bei der
gewählten maximalen Aufsohlußtemperatur. Es handelt sich also um überhitzten Dampf;
bei Erreichen der Aufsohlußtemperatur hört daher die Dampfzufuhr von selbst auf.
[0055] Der zugeführte Dampf kondensiert an den relativ kalten Hackschnitzeln und erwärmt
diese dabei sowohl durch die Kondensationswärme als auch durch Wärmeleitung.
[0056] Der überschüssige Dampf kann durch Öffnen des Ventils 62 und Ingangsetzen des Gebläses
55 im Kreislauf geführt werden: Siebe 38, Durchlässe 52, Ringleitung 51, Ventil 62,
Umlaufleitung 53, Ventile 63 und 32, Rohr 31. Durch entsprechende Dimensionierung
der Bohrungen 47 in der Siebplatte 46 des unteren Kolbens 4' und durch entsprechend
hohe Geschwindigkeit des Dampfes oder Dampf-Luft-Gemisches wird eine Durchwirbelung
bzw. intensive Durchmisohung und Umströmung der imprägnierten Hackschnitzelteilchen
- jetzt bereits als "Aufschlußgut" zu bezeichnen - erreicht. Diese Durchwirbelung
des Gutes muß aber nicht dem idealen Wirbelschichtverfahren entsprechen, sondern bloß
turbulent erfolgen, sodaß die Wärmeübertragung rasch und in statistischer Hinsicht
gesehen homogen erfolgt. Bei niederer Füllmenge wird die Durchwirbelung stark, bei
größerer Füllmenge unter Umständen gering oder nur eine gewisse Bewegung sein.
[0057] Sobald die gewünschte Aufschlußhöchsttemperatur erreicht ist, wird das Umwälzen des
Dampfes oder Dampf-Luftgemisches unterbrochen. Das Aufschlußmaterial bleibt kurze
Zeit - beispielsweise etwa 10 Sekunden bis etwa sechs Minuten - auf der Höchsttemperatur.
Sodann wird nach Öffnen der Ventile 40 und 42 und Schließen aller andern Ventile der
obere Kolben 4 abgesenkt, das Aufschlußgut wird durch Ausüben des höchstmöglichen
Druckes abgepreßt. Die dabei anfallende Urlauge fließt durch die entsprechend umgeschalteten
Leitungen 41 und 57 ab. Je stärker dieses Abpressen erfolgt, desto geringer wird der
Wasserverbrauch bei den sodann folgenden Waschvorgängen.
[0058] In diesem Stadium wird der Druck im allgemeinen nicht schlagartig abgebaut, denn
die beim plötzlichen Entspannen der gesamten Aufschlußmasse erfolgende starke Dampfentwicklung
kann unter Umständen zu Faserschädigungen führen. Es kann jedoch manchmal erwünscht
sein, die Ablauge dadurch etwas weiter zu konzentrieren.
[0059] Das Abpressen erfolgt etwa auf Hydromodul 1, falls möglich niedriger als 1, bezogen
auf den hergestellten Zellstoff. Da ungefähr 50% Ausbeute erzielt werden, wird die
Hälfte des Holzes in Lösung gegangen, mit der Hälfte der ursprünglichen Imprägnierflüssigkeit
abgepreßt worden und die Presse daher in diesem Beispiel zu einem Viertel gefüllt
sein. Die bei der Aufschlußtemperatur aufgebrachten Scherkräfte unterstützen die rasche
Trennung der Einzelfasern.
[0060] In Fortsetzung zur bisher beschriebenen Behandlung kann der obere Kolben bis in die
gezeigte Stellung hochgefahren werden. Über das Ventil 42 und oder das Ventil 40 können
nun Wasch- oder Bleichflüssigkeiten in den Preßmantel in beliebiger Menge eingebracht
werden, sodaß z.B. Flüssigkeit über der kompakten Aufschlußmasse steht und eine Verdrängungswäsche
durchgeführt werden kann. Hiezu wird die Flüssigkeit durch die Wirkung z.B. des oberen
Kolbens 4 durch das Aufschlußmaterial gedrückt, wobei die Urlauge durch die frische
Flüssigkeit ersetzt wird. Auch die sogenannte Verdünnungswäsche kann durchgeführt
werden, indem z.B. der Kolben 4 aus seiner gezeichneten Stellung soweit abgesenkt
wird, bis er die Siebe 38 abdeckt, das Ventil 42 geöffnet wird und durch die Leitung
34 über die Ventile 32, 33 Luft stoßweise eingeführt wird, welche nach dem Durchsetzen
der Aufschlußmasse und der Flüssigkeit und somit deren Mischung durch die Leitung
57 entweichen kann. Anschließend kann wiederholt abgepreßt werden.
[0061] Zum Ausbringen der abgepreßten Aufschlußmasse wird der Kolben 4 bei offenem Ventil
40 und bzw. oder geöffnetem Ventil 42 auf die Aufschlußmasse ohne Ausüben besonderen
Druckes abgesenkt. Sodann wird der Preßmantel mit Hilfe der Arbeitszylinder in seine
oberste Lage gebracht und die Aufschlußmasse wird seitlich durch den Zwischenraum
zwischen unterem Kolben 4' (dessen Siebplatte 46) und dem unteren Rand des Preßmantels
1 ausgetragen.
[0062] Verschiedene Abänderungen der beschriebenen Ausführungsform sind möglich, ohne den
Rahmen der Erfindung zu verlassen.
[0063] So kann auch der obere Kolben 4 mit einem dem Rohr 31 im unteren Kolben 4' entsprechenden
axialen Rohr versehen sein, welches über ein Ventil, entsprechend dem Ventil 62, unmittelbar
in die Umlaufleitung 53 übergeht. Die Durchlässe 52 samt Sieben 38 und Ringleitung
51 entfallen sodann. Des weiteren kann auch der untere Kolben 4' vertikal bewegbar
sein, wobei der Preßmantel 1 ortsfest gehalten ist. Der Betrieb der Presse geht dabei
wie zuvor beschrieben vor sich, d.h. die Arbeitsbewegungen macht der obere Kolben,
der untere Kolben.bleibt in Ruhe. Zum Austragen der Aufschlußmasse werden beide Kolben,
zwischen einander die Aufschlußmasse haltend, nach unten bewegt, bis der obere Kolben
mit seiner Lochplatte bündig ist mit dem unteren Rand des Preßmantels 1. Das Gebläse
55 kann in seiner Wirkungsrichtung umkehrbar sein, d.h. es vermag nach Umschaltung
Luft über das Ventil 62 und die Ringleitung 51 von außen her durch die Siebe 38 bzw.
durch das axiale Rohr der geänderten Ausführungsform und damit durch die Bohrungen
47 zu blasen, um diese zu reinigen. Im Bereich der Siebe 38 kann der Innendurchmesser
des Preßmantels 1 bei kontinuierlichem Übergang etwas vergrößert sein, um ein leichteres
Hinweggleiten der Ringdichtung 5b über den Siebbereich zu ermöglichen.Des weiteren
kann in der Umlaufleitung ein Zyklon od.dgl. (bei 38 angedeutet) vorgesehen sein,
um gegebenenfalls mitgerissenes Material aus dem im Umlaufrohr 53 strömenden Dampf
oder Dampf-Luftgemisch zu entfernen. Im Umlaufrohr 53 kann auch ein Wärmetauscher
zum Wiedererhitzen des zirkulierenden Dampfes bzw. des Dampf- luft-Gemisches angeordnet
sein (nicht gezeigt). Die Befüllung der Vorrichtung kann auf andere Weise, z.B. durch
ein entsprechendes Rohr im oberen Kolben oder im Preßmantel, etwa durch Schwerkraft
oder pneumatisch, oder auf andere Weise erfolgen.
[0064] Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Presse besteht darin, daß alle gebräuchlichen
Hackschnitzelarten bzw. zellulosehaltigen Materialien verarbeitet werden können. Beispielsweise
für in diskontinuierlichen Sulfatzellstoffanlagen typische Hackschnitzel sind Mittelwerte
um 16 - 18 mm Länge, 10 - 17 mm Breite und etwa 3 mm Dicke. In modernen kontinuierlichen
Sulfatzellstoffanlagen sind eher Mittelwerte um 38 mm Länge und Breite und 6 mm Dicke
üblich, wobei die Verteilung um diese Werte in beiden Fällen sehr breit sein kann.
[0065] Bestrebungen, eine genauer definierte Hackschnitzelgröße einzusetzen, haben in jüngster
Zeit zugenommen. Neue Hackschnitzelsortierer, die sowohl Über- als auch Untergröß
Ln wirkungsvoll entfernen, sind bekannt. Ideal wären Hackschnitzel, deren Dicke (radial,
bezogen auf den Stamm) 2 bis 4 mm, deren Länge 15 - 30 mm (Faserlängsrichtung) beträgt
und deren Breite beliebig, jedoch weitgehend homogen, und beispielsweise 10 - 20 mm
ist. Dies kann mit einem effektvollen Sortierer zu einem sehr großen Prozentsatz erreicht
werden. Wichtiger als die absolute Größe der Schnitzel ist dabei eine relativ scharfe
Verteilung und eine weitgehend homogene Dicke.
[0066] Ein homogenes Hackschnitzelmaterial bietet Vorteile im Hinblick auf eine gleichmäßige
Imprägnierung und Erwärmung und damit einen höherwertigen Zellstoff mit geringerem
Anteil an Splittern und Unaufgeschlossenem. Beim turbulenten Beheizen der Aufschlußmasse
mit Dampf oder einem Dampf-Luftgemisch kann durch ein enges Spektrum leichter erreicht
werden, daß die Strömungsgeschwindigkeit nicht größer als die Sinkgeschwindigkeit
der kleinen Teilchen und kleiner als die Lockerungsgeschwindigkeit der größten Teilchen
ist.
[0067] Die Form der Bohrungen 47 in den Siebplatten 46 ist beliebig, im allgemeinen aber
rund. Die Lochgröße muß zwei Bedingungen entsprechen. Erstens muß optimales Abpressen
von Flüssigkeiten, zweitens optimales Einleiten von Gasen zur Durchwirbelung bzw.
zum Beheizen gewährleistet sein. Dabei wird bevorzugt beides durch die gleichen Bohrungen
erfolgen
fkann aber im Prinzip auch getrennt werden. Das gasförmige Beheizungsmedium könnte
dabei durch mehrere größere, getrennt verschließbare Öffnungen eingeblasen werden.
Der Lochdurchmesser wird im Bereich von 0,2 bis 10 mm, vorzugsweise 0,5 bis 6 mm,
und insbesondere 1 bis 3 mm liegen. Dies kann auch durch größere Löcher, die mit einem
Sieb entsprechender Lochgröße abgedeckt sind, erreicht werden.
[0068] Der Lochabstand (die Teilung) wird bevorzugt so gewählt werden, daß bei den angegebenen
Lochgrößen freie Oberflächen von 1 bis 90%, vorzugsweise 3 bis 80%, noch mehr bevorzugt
10 bis 70% und besonders 20 bis 50% erreicht werden. Für zum Beispiel 2 mm Lochgröße
(rund) könnte eine Teilung von 4 mm verwendet werden, was eine freie Oberfläche von
etwa 23% ergibt.
[0069] Die Siebplatten 46 können sowohl selbsttragend mit einer dem in der Presse auftretenden
Druck entsprechenden Dicke sein, sie können aber auch aus Lochblechen, die auf Stegen
auf einer dickeren, tragenden, mit größeren Bohrungen versehenen Platte ruhen, bestehen.
Die Löcher, die den oben beschriebenen Durchmesser an der Presseninnenseite der Kolben
aufweisen, können im Kolben zur Pressenaußenseite zu im Querschnitt zunehmen, um ein
leichteres Ableiten von Flüssigkeiten zu erreichen und mögliche Verstopfungen zu vermeiden.
[0070] Die Bohrungen können alle oder teilweise gegenüber der Pressenachse geneigt sein,
um eine zusätzliche Bewegung und Durchmischung des Aufschlußgutes zu erreichen. Ebenso
können eine oder mehrere, wahlweise auch getrennt schaltbare Öffnungen von größerem
Durchmesser als die normalen Bohrungen in der Stirnfläche der Kolben, unter Umständen
exzentrisch angeordnet, vorhanden sein, um die Durchmischung beim Einleiten gasförmiger
Medien zu verbessern.
[0071] Die Art der Dampf bzw. Dampf/Luft-Gemischzufuhr kann Möglichkeiten für eine unterschiedliche
Anströmgeschwindigkeit für verschiedene Abschnitte der Siebplatte 46 des unteren Kolbens
bieten. Dazu sind z.B. das Moeller-Scherströmverfahren, das Polysius- oder das Fuller-Peters-Quadrantenverfahren
bekannt. Bei letzterem ist der Anströmboden (die Siebplatte) in vier gleichgroße Kreissektoren
(Quadranten) unterteilt, wobei je ein Quadrant abwechselnd stärker belüftet werden
kann als die anderen. Dies erfordert vier Anschlüsse und eine entsprechende Steuerung.
Unmittelbar nach der Imprägnierung, d.h. nach dem Abpressen auf den gewählten Hydromodul,
wird im allgemeinen ein starker Durchsatz eines gasförmigen Mediums durch Teile des
Kolbenquerschnittes (z.B. einzelne Quadranten) nacheinander erforderlich sein, um
eine Auflockerung des Materials zu erzielen.
[0072] Es ist möglich, das Einblasen des Dampfes, der Luft oder des Dampf-Luft-Gemisches
stoßweise oder pulsierend vorzunehmen, sodaß das Material unregelmäßig aufgeworfen
wird und intensiv durchmischt zurücksinkt.
[0073] Die Geschwindigkeiten des gasförmigen Mediums, gemessen im freien Querschnitt des
Preßmantels (in den Bohrungen abhängig von der freien Oberfläche der Siebplatte),
werden vom Aufschlußmaterial, seiner Größe und Feuchtigkeit (Hydromodul), der Schichtdicke,
der Temperatur und der gewünschten Geschwindigkeit der Temperaturerhöhung abhängen
und sich im allgemeinen von 0,5 bis 20 m/s, vorzugsweise von 1 bis 15 m/s, insbesonders
von 3 bis 10 m/s bewegen. Bei stoßweisem oder pulsierendem Betrieb können diese Geschwindigkeiten
auch kurzzeitig überschritten werden.
[0074] Es kann erwünscht sein, stoßweise Dampf in die geschlossene Presse einzublasen. Dieser
kondensiert am relativ kühlen Aufschlußgut, worauf erneut, und zur Durchwirbelung
wieder entsprechend -rasch, eingeblasen wird. Dabei kann unter Umständen sogar auf
die Ringleitung 53 (zwischen 38 und 63) verzichtet werden und bis zum Erreichen der
Aufschlußtemperatur stoßweise eingeblasen und erwärmt werden. Alternativ wird bei
offener Umlaufleitung 53 Dampf-Luftgemisch über das Gebläse 55 konstant umgepumpt
und es wird stoßweise oder kontinuierlich Dampf dazugeblasen. Auch eine Aufeinanderfolge
der beiden Methoden ist denkbar.
1. Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff aus imprägnierten, zellulosehältigen Ausgangsstoffen,
wie Holz, Stroh, Gras, Abfälle usw. durch Aufschließen unter erhöhter Temperatur und
Druck, dadurch gekennzeichnet, daß das Aufschließen der imprägnierten Ausgangsstoffe
bei einem vergleichsweise niedrigen Hydromodul von 0,5 bis 2, vorzugsweise 1, durch
direkte Wärmeeinbringung in die imprägnierten Ausgangsstoffe, vorzugsweise durch elektrische
Erwärmung der imprägnierten Ausgangsstoffe innerhalb einer Preßvorrichtung bei einer
Aufschlußtemperatur von 160° bis 300°C, vorzugsweise 180° bis 220°C erfolgt, wobei
der Aufschluß in Abhängigkeit von der Aufschlußtemperatur in kurzer Zeit, vorzugsweise
unter 10 min, beispielsweise in 10 bis 60 s, stattfindet.
20 Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrische Erwärmung
durch Widerstandsheizung mit Gleich- oder Wechselstrom oder eine direkte Wärmeeinbringung
in die imprägnierten Ausgangsstoffe durch kapazitive oder induktive Hochfrequenzerwärmung,
oder durch Mikrowellenerwärmung erfolgt, wobei die Innenseite des Preßmantels (1,
1a, 1b) vorzugsweise ganz oder teilweise mit einer elektrischen Isolierung (2, 2a,
2b) ausgekleidet ist, sodaß der gesamte zugeführte Strom über den Preßling (8) fließt
und zur ZuLhr von elektrischer Energie zweckmäßig Kontakte am oberen und unteren Kolben
(4, 4') angebracht sind, welche mit einer Stromquelle verbunden sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Imprägnieren mit Imprägnierflüssigkeit unter
Druck stattfindet, dadurch gekennzeichnet, daß das Imprägnieren in der gleichen Preßvorrichtung
mit Imprägnierflüssigkeit in für den Aufschluß notwendigen chemischen Konzentration
von vorzugsweise 5 bis 50%, beispielsweise 10 bis 20%, und bei konstantem Druck oder
in Form von Druckstößen, vorzugsweise über 1 bar, beispielsweise 10 bis 50 bar und
2 bis 10 Druckstößen, zur Herabsetzung der unbenetzten Kapillarlänge des Ausgangsstoffes
erfolgt, wobei die Imprägnierdauer durch den aufgebrachten Druck klein gehalten werden
kann, vorzugsweise unter 10 min, zweckmäßig unter 1 min, sodaß auch kalt und ohne
vorausgehende Entlüftung imprägniert werden kann, wobei bei nassen Ausgangsstoffen
vor dem Imprägnieren die Feuchtigkeit auf einen Wert von unter 50%, beispielsweise
20 bis 40%, vorzugsweise 30%, durch Abpressen der nassen Ausgangsstoffe in der gleichen
Preßvorrichtung gebracht wird, sodaß die Imprägnierflüssigkeit wegbar ist.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 3, wobei ein Abpressen der überschüssigen Imprägnierflüssigkeit
erfolgt, dadurch gekennzeichnet, daß das Abpressen der imprägnierten Ausgangsstoffe
zur Einstellung des Hydromoduls in der gleichen Preßvorrichtung erfolgt, wobei das
Aufschließen vorzugsweise als kontinuierlicher Verfahrensschritt erfolgt.
5. Preßvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß in einem Preßmantel (.1, 1a, 1b) zwei einander
gegenüberliegende Kolben (4, 4', 4a, 4b) angeordnet sind, zwischen welchen sich der
Preßling (8) gegebenenfalls als elektrische Widerstandslast befindet, wobei sowohl
die Kolben zueinander, als auch der Preßmantel zu den Kolben relativ beweglich sind.
6. Preßvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Kolben (4',
4) im Abstand von seinem Boden eine Filterplatte (46) mit kleinen Bohrungen (47) trägt,
daß in den Raum zwischen Kolbenboden und Filterplatte (46) jedes Kolbens (4', 4) ein
axiales Rohr (31, 32) mündet und daß die Bohrung des einen und/oder anderen Kolbens
(4', 4) mit Ventilen (32, 33, 40) zum wahlweisen Anschluß an Dampf und Behandlungsflüssigkeiten
versehen ist.
7. Preßvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß im längs der Mittelachse
des Preßmantels (1, 1a, 1b) die Kolben (4, 4', 4a, 4b) gleitend vorgesehen sind, zwischen
deren einander zugekehrten Stirnfläche sich der Preßling (8) im dadurch gebildeten
Preßraum befindet, wobei die Zufuhr und Ableitung von Behandlungsmedieh zum und vom
Preßraum über Bohrungen (6, 18, 19), Siebplatten oder dergleichen in den Kolben oder
im Preßmantel erfolgt und das zweckmäßig der obere Kolben (4) hydraulisch gehoben
und gesenkt ist, und der untere Kolben (4') starr auf einer Bodenplatte (3b) montiert
ist.
8. Preßvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekenn- .zeichnet, daß der Preßmantel
(1) seitliche, durch Siebe (38) abgeschlossene Durchlässe (52) aufweist und daß eine
mit einem Gebläse (55) versehene Umlaufleitung (53) vorgesehen ist, die einerends
an das Rohr (31) des einen Kolbens (4') und andernends entweder an seitliche durch
Siebe abgeschlossene die Durchlässe (52) oder an das Rohr des anderen Kolbens bzw.
Endes angeschlossen ist und vorzugsweise an jedem Ende mit einem Ventil (32; 62) versehen
ist und daß gegebenenfalls einer der beiden Kolben ortsfest ist.
9. Preßvorriohtung nach Anspruch 1, und gegebenenfalls Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Preßmantel (1) axial bewegbar ist und über die dem Preßmantel zugewandte Seite
des einen Kolbens (4') hinaus anhebbar ist und daß vorzugsweise zum axialen Bewegen
des Preßmantels (1) auf einem zum Preßmantel konzentrischen Kreis liegende Arbeitszylinder
(15) vorgesehen sind und daß der lichte Abstand zwischen je zwei Zylindern (15)pumindest
gleich ist dem Innendurchmesser des Preßmantels (1), wobei gegebenenfalls der Preßmantel
(1) so angeordnet ist, daß er von seinem oberen Ende einen den oberen Kolben (4) umgebenden
Fülltrichter (56) trägt, und der obere Kolben (4) bei abgesenktem Preßmantel (1) zumindest
bis ins Innere des Fülltrichters (56) zweckmäßig anhebbar ist, oder beide Kolben (4',
4) gegenüber dem Preßmantel (1) gegenläufig sowie gleichläufig bewegbar sind.
10. Preßvorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine Bohrung
(18) in einem oberen Kolben (4) vorgesehen ist, welche in zahlreichen kleineren Bohrungen
an der unteren Stirnfläche des Kolbens (4) endet, und daß mindestens eine Bohrung
(19) in einem unteren Kolben (4') vorgesehen ist, welche in zahlreichen kleineren
Bohrungen an der oberen Stirnfläche des Kolbens (4') endet.
11. Preßvorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Preßmantel
(1b) mittels Hilfseinrichtungen, z.B. hydraulisch oder pneumatisch betätigte Zylinder
(15) oder Spindelantrieb gehoben und gesenkt ist und eine elektrische Isolierung (20)
zwischen Preßmantel (1b) und den Hilfseinrichtungen angeordnet ist.
12. Preßvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß eine mehrstufige Schneckenpresse (22) vorgesehen ist, wobei wenigstens
eine Schnecke (24) isoliert gelagert ist, und die Stromzufuhr zum Preßgut über Kontakte
am Gehäuse (25) und an der Schnecke (24) erfolgt, sodaß der gesamte zugeführte Strom
über das Preßgut fließt.