[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Doppelachsantrieb für Schienenfahrzeuge mit
in einem Drehgestell oder Rahmen gelagerten Radsätzen und einem zwischen diesen in
Fahrtrichtung liegenden Elektromotor, der an seinen Stirnseiten je ein Winkelgetriebe
mit einer Kegelradstufe zum Antreiben der Radsätze trägt und dessen Ankerwelle auf
den Antriebswellen der Winkelgetriebe an sich gegenseitig drehbar radial gelagert
und mit diesen durch je eine nur Drehmomente übertragende Kupplung verbunden ist.
[0002] Ein derartiger Antrieb, dessen Winkelgetriebe in einem einzigen Kegelradpaar besteht,
ist durch die deutsche Offenlegungsschrift 25 48 058 bekannt. Er kann Antriebstypen,
die eine Gewichtsverringerung durch schnellaufende und daher kleinere Motoren zum
Ziel gesetzt haben, allerdings nicht gerecht werden, weil das einstufige Getriebe
zur genügenden Drehzahlreduktion in der Regel nicht ausreicht.
[0003] Es ist ferner durch die deutsche Offenlegungsschrift 26 16 310 bekannt, das Drehmoment
der Ankerwelle auf die Ritzelwelle nicht durch eine Kupplung, sondern durch ein dazwischengeschaltetes
Planetengetriebe mit feststehendem Planetenträger zu übertragen. Bei dieser Anordnung
kehrt sich die Drehrichtung des äußeren Zentralrades gegenüber der Drehrichtung des
inneren Zentralrades um. Da das mit der Ankerwelle fest verbundene innere Zentralrad
sich auf der Kegelritzelwelle mindestens in radialer Richtung abstützt, entsteht eine
Relativdrehzahl, die sich aus Motordrehzahl plus Kegelritzeldrehzahl zusammensetzt.
Damit sind Drehzahlgrößen erreicht, die schmiertechnisch für die Lagerung der Ankerwelle
in der Ritzelwelle kaum zu bewältigen sind.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Doppelachsantrieb der eingangs genannten
Art so auszubilden, daß er den Einbau hoher Motorleistungen und verbessert Kurvenlaufeigenschaften
ermöglicht, ohne daß dabei das Gewicht des Drehgestells in dem durch den Stand der
Technik bekannten Maße steigt. Unter diesem Aspekt soll insbesondere die Möglichkeit
geschaffen werden, eine Bremse für die Laufräder vorsehen zu können und schmiertechnische
Probleme zu beseitigen.
[0005] Die Erfindung besteht darin, daß das Winkelgetriebe zweistufig ausgebildet ist und
eine der Stufen in stirnverzahntem Ritzel und Großrad besteht.
[0006] Es ist zwar bei einem Winkelgetriebe für Schienenfahrzeug-Antriebe durch die deutsche
Offenlegungsschrift 29 10 392 bekannt, das übersetzungsverhältnis des Getriebes neben
der Kegelradstufe noch durch eine hinzugeschaltete Stirnradstufe zu bewirken. Bei
diesem Antrieb ergeben sich aber nicht die Probleme, die durch die Erfindung gelöst
werden sollen.
[0007] Ein Vorteil der Erfindung besteht darin, daß die bewährte Lagerung der Ankerwelle
des Elektromotors auf den Antriebswellen der Winkelgetriebe auch auf schnellaufende
Elektromotoren Dank des hohen übersetzungsvermögens der Winkelgetriebe ausgeweitet
werden kann, ohne daß dabei schmiertechnische Probleme bei der Ankerwellenlagerung
oder Gewichtsprobleme beim Einbau hoher Leistungen oder das Problem auftauchen, daß
sich die Ankerwelle auf den Antriebswellen über eine Drehmomente übertragende Zentrierung
abstützen sollte. Bei der Erfindung wird das Drehmoment mit Hilfe der Kupplungen um
die Zentrierung (Lagerung) herumgeführt. Dadurch, daß die eine Getriebestufe eine
Stirnradstufe ist, kann der Motor günstig in bezug auf den Gesamtschwerpunkt tief
angeordnet werden oder auch der Achsabstand der Laufräder, wenn die Stirnradstufe
die triebsstufe ist, erheblich verkürzt werden, was sich günstig auswirkt, wenn das
Drehgestell bei Kurvenfahrt ausdreht. Dadurch, daß in dem Winkelgetriebe nunmehr eine
Zwischenwelle vorhanden ist, besteht die Möglichkeit, diese Welle aus dem Getriebegehäuse
herauszuführen und auf ihr eine Scheibenbremse anzuordnen, und zwar im Gegensatz zu
den üblichen Lösungen, bei denen die Bremsscheibe auf der Welle der Laufräder vorgesehen
ist. Da auf der Zwischenwelle das Drehmoment erheblich kleiner ist, sind die Abmessungen
der Bremse ebenfalls kleiner und ihr Gewicht leichter.
[0008] Die günstigen Kurvenlaufeigenschaften des Doppelachsantriebs sind insbesondere zu
erreichen, wenn vorteilhaft das stirnverzahnte Großrad in der Abtriebsstufe und mit
seinem Mittelpunkt um sein Ritzel herum - vom Elektromotor abgewandt - in einem schräg
nach unten weisenden Winkelbereich von etwa 200° angeordnet ist, dessen einer Schenkel
schräg nach oben weisend etwa unter 45° gegen die Horizontale geneigt ist.
[0009] Zweckmäßig ist das Großrad in dem vom Elektromotor abgewandten Bereich seines Ritzels
angeordnet. Hierdurch kann der Motor schwerpunktgünstig tief liegen, aber auch verhältnismäßig
hoch angesetzt werden, wenn z.B. hohe Bodenfreiheit gewünscht wird.
[0010] Das stirnverzahnte Großrad kann vorteilhaft auch in dem dem Elektromotor zugewandten
Bereich seines Ritzels angeordnet sein. Hierdurch werden extrem kurze Achsabstände
im Drehgestell möglich, wobei die erreichbaren Maße wesentlich unter den Achsabständen
einstufiger Antriebe liegen, insbesondere wenn zweckmäßig das Ritzel der Kegelradstufe
mit dem Kegelrad in dessen vom Elektromotor abgewandtem Bereich kämmt und dort mit
seiner Welle in einem Lager endet.
[0011] Für die Anordnung einer Scheibenbremse hat es sich schließlich als besonders vorteilhaft
ergeben, mit der Welle des stirnverzahnten Ritzels das Gehäuse des Winkelgetriebes
senkrecht zur Fahrtrichtung durchsetzen zu lassen und die Welle außen mit einer Bremsscheibe
zu versehen, an der eine direkt am Gehäuse aufgehängte Bremseinrichtung angreift.
[0012] Im folgenden wird die Erfindung anhand von in den Zeichnungen schematisch dargestellten
Ausführungsbeispielen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen Doppelachsantrieb mit einem hochliegenden Elektromotor,
Fig. 2 einen Doppelachsantrieb mit einem tiefliegenden Elektromotor,
Fig. 3 einen Doppelachsantrieb mit einem besonders kurzen Achsabstand,
Fig. 4 einen Doppelachsantrieb mit einem noch weiter verkürzten Achsabstand,
Fig. 5 die Draufsicht eines Doppelachsantriebs im Schnitt, der in der linken Figurenhälfte
durch die Mitte des Antriebsmotors gemäß Fig. 1 und in der rechten Figurenhälfte durch
dieselbe gemäß Fig. 2 verläuft und
Fig. 6 die Draufsicht eines Doppelachsantriebs im Schnitt, der in der linken Figurenhälfte
durch die Mitte des Antriebsmotors gemäß Fig. 3 und in der rechten Figurenhälfte durch
dieselbe gemäß Fig. 4 verläuft.
[0013] Ein Doppelachsantrieb besteht aus zwei Radsätzen 1, je einem auf der Achswelle 2
der Radsätze treibend montierten zweistufigen Winkelgetriebe 3 und einem Elektromotor
4, der mit seiner Ankerwelle 5 in der Fahrtrichtung angeordnet ist und an seinen Stirnseiten
die Winkelgetriebe 3 trägt.
[0014] Jedes der Winkelgetriebe 3 weist eine Kegelradstufe mit einem Ritzel 6 auf, das am
Ende der Antriebswelle 7 oder auch Kegelritzelwelle des Getriebes sitzt und mit einem
Kegelrad 8 kämmt. Die Welle 9 des Kegelrades 8 bildet eine Zwischenwelle und weist
ein stirnverzahntes Ritzel 10 auf, das mit einem Großrad 11 kämmt und mit diesem zusammen
die Abtriebsstufe bildet.
[0015] Die Ankerwelle 5 ist auf abgesetzten Enden der Kegelritzelwellen 7 zentriert und
an sich frei drehbar gelagert. Das Drehmoment wird dabei durch je eine dreh- und biegeelastische
Kupplung 12 um die Zentrierungs-und Lagerungsstellen herumgeführt. Der Anker des Elektromotors
4 ist insofern nur mittelbar in dem Motor-Getriebe-Block gelagert, und zwar über die
dort unmittelbar und statisch bestimmt gelagerten Kegelritzelwellen 7. Die Winkelgetriebe
3 sind in bezug auf den Elektromotor 4 spiegelbildlich derart ausgebildet, daß ihre
die Mittelpunkte der Zwischenwelle 9 und der Achswelle 2 in der Seitenansicht (Fig.
1) verbindenden Linien nach unten divergieren. Diese Anordnung gewährleistet eine
hohe Bodenfreiheit des Drehgestells.
[0016] Wie die Fig. 5 zeigt, ist die Zwischenwelle 9 beidseitig aus dem Gehäuse 13 des Winkelgetriebes
3 herausgeführt. Sie trägt an ihren Enden je eine Bremsscheibe 14, an der Bremseinrichtungen
15 angreifen, z.B. eine Bremszange 16 mit einem Bremszylinder 17. Die zwei letzteren
sind mit dem Gehäuse 13 verbunden, so daß zwischen der Bremsscheibe 14 und den Bremseinrichtungen
15 keine Relativbewegung entsteht.
[0017] Die Figuren 2 bis 4 bzw. 6 sind der Figur 1 bzw. 5 ähnlich und enthalten Teile, die
mit den bisher behandelten Teilen größtenteils identisch sind. Diese identischen Teile
sind daher im einzelnen nicht mehr beschrieben aber unverändert beziffert, und zwar
jeweils auf der rechten Figurenhälfte, da die linke Antriebshälfte spiegelbildlich
ist.
[0018] Hervorzuheben ist, daß die Winkelgetriebe 3a in bezug auf den Elektromotor 4 spiegelbildlich
derart ausgebildet sind, daß ihre die Mittelpunkte der Zwischenwelle 9 und der Achswelle
2 in der Seitenansicht verbindenden Linien nach oben divergieren. Dabei ist die Achswelle
2 in einem Winkelbereich um den Mittelpunkt der Zwischenwelle 9 angeordnet, dessen
einer Schenkel 18 schräg nach oben weisend etwa unter 45° gegen die Horizontale geneigt
ist und der sich hiervon nach unten erstreckt. Diese Anordnung begünstigt das Heruntersenken
des Elektromotors 4 und gewährleistet einen tiefliegenden Gesamtschwerpunkt.
[0019] Die Winkelgetriebe 3b und 3c in den Figuren 3 und 4 sind in bezug auf den Elektromotor
4 spiegelbildlich so ausgebildet, daß ihre die Mittelpunkte der Zwischenwelle 9 und
der Achswelle 2 in der Seitenansicht verbindenden Linien nach unten konvergieren.
Dabei ist die Achswelle 2 um den Mittelpunkt der Zwischenwelle 9 herum jeweils in
einer nach unten weisenden Winkelbereich angeordnet, der sich von der Lotrechten etwa
bis zu 65° zum Elektromotor 4 hin erstreckt. Diese Anordnungen gewährleisten einen
besonders kurzen Achsabstand. Dies ist deutlich in Fig. 4 zu sehen, wo das Ritzel
6 auf der Kegelritzelwelle 7a in dem vom Elektromotor 4 angewandten Bereich des Kegelrades
8 mit diesem kämmt. Jenseits des Ritzels 6 ist ein Lager 19 für das Ende der Kegelritzelwelle
7a vorgesehen. Die letztere und die Achswelle 2 kreuzen sich hier räum-lich, was in
der rechten Häfte der Fig. 6 noch deutlicher zu sehen ist. Dort ist die Zwischenwelle
9a nur einseitig aus dem Winkelgetriebe 3c herausgeführt. Für diesen Radsatz 1 ist
daher nur eine einzige Bremsscheibe 14 mit den zugehörigen Bremseinrichtungen 15 vorgesehen.
1. Doppelachsantrieb für Schienenfahrzeuge mit in einem Drehgestell oder Rahmen gelagerten
Radsätzen und einem zwischen diesen in Fahrtrichtung liegenden Elektromotor, der an
seinen Stirnseiten je ein Winkelgetriebe mit einer Kegelradstufe zum Antreiben der
Radsätze trägt und dessen Ankerwelle auf den Antriebswellen der Winkelgetriebe an
sich gegenseitig drehbar radial gelagert und mit diesen durch je eine nur Drehmomente
übertragende Kupplung verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, daß das Winkelgetriebe
(3) zweistufig ausgebildet ist und eine der Stufen in stirnverzahntem Ritzel (10)
und Großrad (11) besteht.
2. Doppelachsantrieb nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Großrad (11)
in der Abtriebsstufe und mit seinem Mittelpunkt um sein Ritzel (10) herum - vom Elektromotor
(4) abgewandt - in einem schräg nach unten weisenden Winkelbereich von etwa 200° angeordnet
ist, dessen einer Schenkel (18) nach oben weisend etwa unter 45° gegen die Horizontale
geneigt ist.
3. Doppelachsantrieb nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Großrad (11)
in dem vom Elektromotor (4) abgewandten Bereich seines Ritzels (10) angeordnet ist.
4. Doppelachsantrieb nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Großrad (11)
in dem dem Elektromotor (4) zugewandten Bereich seines Ritzels (10) angeordnet ist.
5. Doppelachsantrieb nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Ritzel (6) der
Kegelradstufe mit dem Kegelrad (8) in dessen vom Elektromotor (4) angewandtem Bereich
kämmt und dort mit seiner Welle (7a) in einem Lager (19) endet.
6. Doppelachsantrieb nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Welle (9) des stirnverzahnten Ritzels (10) das Gehäuse (13) des Winkelgetriebes
(3) senkrecht zur Fahrtrichtung durchsetzt und außen eine Bremsscheibe (14) trägt,
an der eine direkt am Gehäuse aufgehängte Bremseinrichtung (15) angreift.