[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Kühlen von Strängen beim Stranggießen von
Stahl gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Bei einer Reihe von Stahlprodukten, z.B. hochkohlenstoffhaltigen Stahldrähten, werden
die technologischen Eigenschaften durch Seigerungen fühlbar verschlechtert. Diese
Seigerungen können auch bei der heute allgemei.n angewandten Patentierung derartiger
Drähte aus der-Walzhitze zur Bildung spröder Phasen an den Seigerungsstellen führen
- häufig als "Martensit" bezeichnet - die die Ziehfähigkeit des Drahtes sehr stark
herabsetzen.
[0003] Während sich beim Blockguß die Seigerungen im oberen Drittel des Blockes befinden
und durch entsprechendes Schopfen entfernt werden können, verteilen sie sich beim
Strangguß über die gesamte Stranglänge und können durch Abschneiden nicht entfernt
werden. Ihre negativen Auswirkungen sind beim sogenannten kleinformatigen Strangguß
- Abmessungen von 100 bis 140 mm Kantenlänge - größer als beim großformatigen Strangguß
- d..h. Vorblockformaten von 200 - 300 mm Kantenlänge -, da die Verformung bis zum
fertigen Walzprodukt bei den kleinen Gußformaten geringer ist. Es sind seitens der
Fachwelt bereits erhebliche Anstrengungen unternommen worden, die Seigerungen im Strangguß
oder ihre negativen Auswirkungen auf das Walzprodukt zu vermindern. Hierbei hat sich
allgemein die Auffassung herausgebildet, daß ein sogenanntes globulitisches Gefüge
mit geringen Seigerungen, ein dendritisches Gefüge jedoch mit starken Seigerungen
verbunden ist. Unter einem globulitischen Gefüge wird hierbei ein Gefüge verstanden,
bei dem die Kristalle keine bevorzugte Wachstumsrichtung haben, sondern regellos über
den Querschnitt verteilt sind. Fig.1 stellt das Gefüge eines Stranggußknüppels mit
einem großen Anteil eines derartigen globulitischen Gefüges dar. Unter einem dendritischen
Gefüge wird hingegen ein Gefüge verstanden, bei dem die überwiegende Wachstumsrichtung
der Kristalle senkrecht zur Strangoberfläche in das Metall hinein verläuft. Fig. 2
zeigt das Schliffbild eines Stranggußknüppels mit einem großen Anteil dendritischen
Gefüges.
[0004] Wegen der Auffassung, dendritisches Gefüge würde die Seigerungen begünstigen und
globulitisches Gefüge vermindern, haben sich die Bemühungen der Fachwelt darauf konzentriert,
den Anteil des globulitischen Gefüges zu erhöhen. Zu diesem Zweck sind verschiedene
Wege beschritten worden.
[0005] Eine Entwicklungsrichtung geht dahin, durch Rühren des flüssigen Stahles im erstarrenden
Strang die Ausbildung einer dendritischen Struktur zu verhindern und damit Seigerungen
zu vermindern (siehe beispielsweise DE-
C-17 83 060). Die Rührwirkung wird im allgemeinen durch elektromagnetische Rührvorrichtungen
erreicht. In jedem Fall sind aufwendige Vorrichtungen erforderlich.
[0006] Eine andere Entwicklungsrichtung, globulitisches Gefüge zu erreichen, geht dahin,
die Gießtemperatur sehr niedrig zu halten. Hierbei ergeben sich in der Praxis Schwierigkeiten
dadurch, daß die Gießdüsen zum Verstopfen neigen.
[0007] Umfangreiche Untersuchungen mit der Zielsetzung, Seigerungen durch Gießen bei niedrigen
Temperaturen oder durch elektromagnetisches Rühren bei Stählen mit 0,3 bis 1,0 % Kohlenstoff
zu vermindern, hatten zum Ergebnis, daß zwar eine leichte Verringerung der Seigerungen
erreichbar ist, daß diese Verringerung aber nicht ausreicht, um bei der Produktion
von Walzdraht aus solchen Stählen eine merkliche Verbesserung der technologischen
Eigenschaften zu erzielen. Bei Anwendung des elektromagnetischen Rührens wurde sogar
ein häufigeres Auftreten von "Martensit" beobachtet.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem Stahlstranggießverfahren für
Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,05 bis 1,1 Gewichts%, insbesondere mit einem
Kohlenstoffgehalt von 0,3 bis 1,0 Gewichts%, Knüppel mit verringerten Seigerungen
zu erzeugen, aus denen vorzugsweise Walzdraht mit verbesserten mechanischen und technologischen
Eigenschaften hergestellt werden kann. Insbesondere sollen die Verhältnisse beim kleinformatigen
Strangguß, d.h. bei Abmessungen bis 140 mm Kantenlänge, verbessert werden. Es soll
auch verhindert werden, daß beim Vergüten des aus einem Knüppel gewalzten Walzdrahtes
an Seigerungsstellen "Martensit" entsteht.
[0009] Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere
Merkmale der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
[0010] Es hat sich herausgestellt, daß sich entgegen der herrschenden Meinung insbesondere
bei einem Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,3 bis 1 % die Seigerungen erheblich
vermindern lassen, wenn innerhalb der angegebenen Grenzen sehr intensiv gekühlt wird.
Dieser Effekt ist auch bei hohen Gießtemperaturen und Gießgeschwindigkeiten zu beobachten.
Das Ausmaß der Verminderung der Seigerungen reicht aus, um die technologischen Eigenschaften
von Walzdraht, der aus einem so erhaltenen Stranggußknüppel hergestellt wird, wesentlich
zu verbessern. Auch das Auftreten von "Martensit" an Seigerungsstellen nach dem Vergüten
des Walzdrahtes aus der Walzhitze wird entscheidend vermindert.
[0011] Bei einer sehr intensiven Kühlung besteht die Gefahr, daß an der Oberfläche oder
im Innern des Knüppels Risse auftreten. Dieses Problem ist nicht nur von Bedeutung
bei Stählen mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,3 bis 1Gewichts% sondern auch bei Stählen
mit geringerem Kohlenstoffgehalt, wenn zur Erhöhung der Produktivität die Gießgeschwindigkeit
und die Intensität der Abkühlung erhöht werden. Das Problem wird durch die kennzeichnenden
Merkmale des Anspruchs 4 gelöst.
[0012] Bei einer zweistufigen Kühlung innerhalb der in den Ansprüchen 4 bis 6 angegebenen
Grenzen treten keinerlei Risse an der Oberfläche des Knüppels oder im Inneren des
Knüppels auf. An der Knüppeloberfläche wird eine sehr feinkörnige Schicht gebildet,
die die Anfälligkeit des Knüppels gegen die Bildung von Rissen bei der Walzung herabsetzt.
Die in Fig. 3 dargestellte Makroätzung einer geviertelten Knüppelscheibe zeigt diese
feinkörnige Schicht, die bei starker Kühlung im Mittel etwa 4 bis 10 mm an den Seitenflächen
des Knüppels und bis zu 25 mm an den Knüppelkanten beträgt.
[0013] Die Erfindung wird anhand von vier Fig. näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 einen Schwefelabdruck vcm Längsschnitt durch die Mittelachse eines Knüppels
mit einem großen Anteil an globulitischem Gefüge;
Fig. 2 einen Schwefelabdruck vom Längsschnitt durch die Mittelachse eines Knüppels
mit einem großen Anteil an dendritischem Gefüge;
Fig. 3 eine Makroätzung einer geviertelten Knüppelscheibe aus verstärkt gekühltem
Material mit feinkörniger globulitischer Randzone;
Fig. 4 in schematischer Darstellung eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0014] Fig. 4 stellt schematisch eine Stahlstranggießvorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens dar. Aus einer Verteilerrinne 1 wird flüssiger Stahl in eine oszillierende
gekühlte Stranggießkokille 2 gegossen, in der die Außenhaut während der langsamen
Abwärtsbewegung des Metallstrangs erstarrt. Hinter der Kokille sind zwei Kühlstufen
3 und 4 angeordnet, in denen der Strang an seinem gesamten Umfang gleichmäßig mit
Wasser angespritzt wird. Der flüssige Sumpf des Metallstrangs ist mit 5, die erstarrte
Strangschale mit 6 bezeichnet. Das gesamte ablaufende Spritzwasser wird in einer Sammelleitung
7 gesammelt und einem Wasserbehälter 8 zugeführt. Die Kühlstufen 3 und 4 werden mittels
Pumpen 9 und 10 über Leitungen 11 und 12 mit Spritzwasser aus dem Sammelbehälter 8
versorgt. Der Spritzwasser-Sammelleitung 7 ist ein Gerät 13 zum Erfassen der Temperatur
T
A und des Wasservolumenstromes V
A des Abwassers und den Stufen 1 und 2 sind Geräte 14 bzw. 15 zum Erfassen der Wassertemperatur,
des Wasservolumenstromes und des Wasserdrucks T1, V
1, P
1 bzw. T
2, V
2, P
2 am Eingang der betreffenden Stufen zugeordnet. Es sind außerdem nicht dargestellte
Steuer- und Regelorgane vorhanden, um die genannten Größen verändern zu können. Die
Aufteilung auf die beiden Stufen wird dadurch ermittelt, daß einmal Wasservolumenstrom
V
A und Temperatur T
A des Abwassers bei Betrieb der beiden Stufen 1 und 2 und einmal nur bei Betrieb der
Stufe 1 gemessen werden.
[0015] Bei der üblichen Herstellungsweise von Strangguß im Kohlenstoffbereich von 0,3 -
1,0%,beispielsweise bei einem quadratischen Format von 120 mm Kantenlänge und einer
Gießgeschwindigkeit von 2,4 m/min wird der Strang unterhalb der Kokille mit Wasser
besprüht bei einem Wasservordruck von üblicherweise 3 bar, maximal jedoch 8 bar, bei
einer Wassermenge von etwa 20 - 30 m
3/h und Strang.
[0016] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird durch Erhöhung des Wärmeübergangskoeffizienten
durch Intensivierung der Wasserkühlung an der Oberfläche der Knüppel die Kühlung verstärkt.
Hierdurch wird eine Verringerung der Seigerungen erreicht.
[0017] Eine sehr intensive Kühlung führt bekanntlich zur Gefahr von Rissen an der Strangoberfläche.
Diese Risse werden dadurch vermieden, daß die sehr intensive Kühlung bei dem genannten
Knüppelformat und der genannten Gießgeschwindigkeit von 2,4 m/min auf eine Länge von
etwa 2 m unter der Kokille, d.h. auf eine Verweilzeit des Stranges von etwa 40 bis
60 sec begrenzt wird. Es stellt sich dann eine Oberflächentemperatur des Stranges
von etwa 650°C bis 950°C ein. In diesem - im folgenden als Stufe 1 bezeichneten -
Bereich werden dem Strang etwa 50 Wh/kg - 90 Wh/kg, entsprechend einer Abkühlgeschwindigkeit
von etwa 65 Wh/(kg·min) - 100 Wh/(kg.min) entzogen. Im Anschluß an diese sehr intensive
Kühlung wird über eine Verweilzeitdes Stranges von etwa 30 bis 50 sec (beim angegebenen
Format) mit verringerter Intensität gekühlt. Die entzogene Wärmemenge in diesem -
im folgenden als Stufe 2 bezeichneten - Bereich liegt für eine Stranggießanlage mit
gebogener Strangführung unter den angegebenen Bedingungen bei 20 Wh/kg - 40 Wh/kg,
entsprechend einer Abkühlgeschwindigkeit von 30 Wh/(kg·min) - 60 Wh/(kg.min). Bei
einer Stranggießanlage mit gerader Strangführung liegen die Werte für die entzogene
Wärmemenge bei 20 Wh/kg - 80 Wh/kg, das heißt etwas höher.
[0018] Die entzogene Wärmemenge (Wh) ist feststellbar aus der aufgesprühten Wassermenge
und ihrer Temperaturerhöhung vom Zu- zum Ablauf, d.h. V
1·C
w·(T
1-T
A) für Stufe 1 und V
2·C
w·(T
2-T
A) für Stufe 2, wobei C
w die spezifische Wärme des Wassers [1,163 Wh/(°C·kg Wasser)] bedeutet. Dieser Wärmemenge
ist eine Wärmemenge hinzuzufügen, die durch die Verdampfung von Kühlwasser entzogen
wird. Der Rechnung wird zugrunde gelegt, daß 3,5 % des aufgesprühten Wassers verdampfen,
wobei zum Aufheizen des verdampften Wassers von 20°C auf 100°C 93 Wh/kg Wasser erforderlich
sind und die Verdampfungswärme 627 Wh/kg Wasser beträgt. Neben der durch die Sprühkühlung
hervorgerufenen Wärmeabfuhr durch erzwungene Konvektion werden dem Strang weitere
Wärmemengen durch Strahlung, freie Konvektion und Wärmeleitung, z.B. an Führungsrollen,
entzogen. Die letzten beiden Anteile sind bei einer Knüppelstranggießanlage vernachlässigbar.
[0019] Der Strahlungsanteil richtet sich nach der Strangoberflächentemperatur und vermindert
sich daher mit zunehmender Intensität der Sprühkühlung relativ und absolut. Er beträgt
bei der erfindungsgemäß starken Kühlung in der ersten Stufe ca. 6% und in der zweiten
Stufe ca. 10% der Gesamtwärmeabfuhr, während er bei üblicher Kühlung bei 15 bis 35%
der Gesamtwärmeabfuhr liegt.
[0020] Vorzugsweise wird die Sprühkühlung in einer geschlossenen Kammer durchgeführt. In
diesem Fall wird auch der Strahlungsanteil an der Wärmeabfuhr letztlich über das Kühlwasser
abgeführt und ist somit in den aus Wassermenge und Wassertemperaturerhöhung ermittelten
Werten enthalten. In diesem Fall ist also zu den über das abgeführte Kühlwasser ermittelten
Werten lediglich noch die durch Verdampfung des Kühlwassers entzogene Wärmemenge zu
berücksichtigen, die in der Regel zwischen 3,0 und 4,0 % der aufgesprühten Wassermenge
liegt.
[0021] Geht man auf andere Gießgeschwindigkeiten oder auf andere Stranggußformate über,
so muß die Kühlung so angepaßt werden, daß die Abkühlgeschwindigkeit in Wh/(kg-min)
und die in den beiden Kühlstufen abgeführten Wärmemengen etwa konstant bleiben.
[0022] Findet ein Richten des Stranges nicht statt, so kann die Stufe 2 verlängert und damit
die in dieser Stufe entzogene Wärmemenge erhöht werden.
[0023] Die hohen, in der ersten Stufe der Sekundärkühlzone entzogenen Wärmemengen werden
erreicht, indem gegenüber der üblichen Arbeitsweise der Druck und/oder die Menge des
Kühlwassers heraufgesetzt wird. Wirtschaftlich vorteilhaft erscheint ein Vordruck
P
1 des Kühlwassers von 15 - 30 bar.
[0024] Das Gefüge des in dieser Art erzeugten Stranggußmaterials hat einen hohen Anteil
dendritischer Struktur, etwa entsprechend Fig. 2.
[0025] Die Randzone der auf diese Art hergestellten Knüppel hat - wie Fig. 3 zeigt - ein
außerordentlich feinkörniges "globulitisches" Gefüge. Die Dicke der Randzone beträgt
mindestens 4 mm gegenüber üblicherweise 1 mm. Hierdurch wird erreicht, daß die Knüppel
wesentlich widerstandsfähiger gegen die Bildung von Rissen bei hohen Beanspruchungen
bei der Walzung sind, da das dendritische Gefüge, das empfindlich gegen Aufreissungen
an der Korngrenze ist, nicht so weit an die Oberfläche reicht.
[0026] Walzt man die auf diese Weise hergestellten Stranggußknüppel mit einem Kohlenstoffgehalt
von 0,3 - 1 % beispielsweise zu Walzdraht aus, so stellt man fest, daß die Seigerungen
wesentlich verringert wurden gegenüber der anfangs beschriebenen bekannten Arbeitsweise.
Bei Drähten mit den genannten Kohlenstoffgehalten werden die Seigerungen im Walzdraht
üblicherweise nach einer Richtzahl der Firma Bekaert beurteilt. Der durchschnittliche
Wert der Richtzahl bei 5,5 mm Draht im genannten Kohlenstoffbereich kann durch die
beschriebene Arbeitsweise von etwa 1,1 auf 0,6 herabgesetzt werden. Bei der Vergütung
aus der Walzhitze entsteht bei üblichem Mangangehalt des Stahles bis zu 0,9 % und
üblicher Abkühlgeschwindigkeit bis zu 15°C/sec auch an den verbliebenen Seigerungsstellen
des auf diese Art hergestellten Drahtes kein "Martensit" mehr.
[0027] Der technische Fortschritt liegt darin, daß auf diese Art aus kleinformatigem Strangguß
ein Walzdraht erzeugt werden kann mit geringen Seigerungen, der mit hohen Ziehgeschwindigkeiten
verformt werden kann und der nach dem Ziehen bei der sogenannten Biegeprüfung und
bei der sogenannten Torsionsprüfung hohe Werte aufweist, d.h. ein gutes plastisches
und elastisches Verhalten hat. Dieser Walzdraht kann mit hohen Abkühlgeschwindigkeiten
aus der Walzhitze vergütet werden, ohne daß sich die "Martensit" genannte spröde Phase
an den Seigerungsstellen bildet.
[0028] Das Material neigt ferner bei hohen Beanspruchungen bei der Walzung weniger zur Bildung
von Rissen an der Oberfläche als normales Stranggußmaterial, wegen der verstärkten
globulitischen Randzone.
[0029] Ausführungsbeispiel:
[0030] Ein Stahl mit 0,65% C, 0,27% Si, 0,68% Mn, 0,12% P, 0,013% S, 0,05% Cu, 0,02% Cr
und 0,01% Mo wurde im Strangguß vergossen. Die Gießtemperatur im Verteiler 1 der Stranggießanlage
betrug 1530°C und lag damit 50°C über dem Liquiduspunkt. Der Stahl wurde in einer
Stranggießanlage mit gebogener Strangführung zu quadratischen Strängen mit einer Kantenlänge
von 120 mm vergossen. Ein Strang dieser Anlage wurde in einer Sekundärkühlzone mit
zwei Stufen 3 und 4 gekühlt. Die Gießgeschwindigkeit betrugt 2,5 m/min. Die erste
Stufe 3 verstärkter Kühlung erstreckte sich von der Kokille 2 in Gießrichtung des
Stranges über eine Länge von 1,9 m, entsprechend einer Verweilzeit des Stranges von
46 sec. Hier wurde der Strang bei einem Vordruck P
1 von 22 bar vor den Sprühdüsen mit einer Wassermenge von 31 m
3/h gekühlt. Dabei stellt sich an der Strangoberfläche ein Wärmeübergangskoeffizient
(durch Konvektion und Strahlung) von 1500 W/(m
2·K) bis 1700 W/(m
2·K) ein. Dies entspricht einer Abkühlgeschwinddigkeit von 91 Wh/(kg.min) und einer
entzogenen Wärmemenge von 70 Wh/kg. Der Anteil der durch Strahlung entzogenen Wärmemenge
beträgt hierbei, gerechnet mit einem Emissionsgrad von ε = 0,8 3,9 Wh/kg, das heißt
5,6%. Darauf folgte eine zweite Stufe 4 mit reduzierter Wasserkühlung einer Länge
von 1,6 m entsprechend einer Verweilzeit von 38 sec. Hier lag der Vordruck P
2 vor der Düse bei 7 bar und die Wassermenge bei 12 m
3/h. Der Wärmeübergangskoeffizient betrug hier 800 w/(m
2·K) bis 900 W/(m
2·K), die Abkühlgeschwindigkeit 47 Wh/(kg.min) und die entzogene Wärmemenge 30 Wh/kg,
mit einem Strahlungsanteil von 2,8 Wh/kg, das heißt 9,4%.
[0031] In den parallel laufenden Strängen wurden zum Vergleich in einer ersten Stufe in
üblicher Weise gekühlt mit einem Wasserdruck von 3 bar und einer Wassermenge von 14
m
3/min pro Strang. Diese Wassermenge wurde in einer Sekundärkühlzone bei einer Verweilzeit
von ebenfalls 46 sec aufgebracht. Dies entspricht einer Abkühlgeschwindigkeit von
50 Wh/ (kg min) bzw. einer abgeführten Wärmemenge von 38 Wh/kq, mit einem Strahlungsanteil
von 9,7 Wh/kg, das heißt 25,5%. Der Wärmeübergangskoeffizient betrug ca. 500 W /(m
2·K) bis 700 W /(m
2·K).
[0032] Das Material wurde in einer zweiadrigen Drahtstraße zu 5,5 mm Walzdraht ausgewalzt.
Eine Untersuchung des Walzdrahtes im Schliffbild und Bewertung des Schliffes nach
der Richtreihe der Firma Bekaert ergab für das gemäß der Erfindung verstärkt gekühlte
Material einen Wert von 0,6 und für das in üblicher Weise gekühlte Material einen
Wert von 1,4 im Durchschnitt. Während der Draht aus verstärkt gekühlten Knüppeln frei
von "Martensit" war, wurden an 12% der Drähte aus normal gekühlten Knüppeln "Martensit"
gefunden. Das erfindungsgemäß hergestellte Material hatte eine Zugfestigkeit von 1050
N/mm2 und wurde in einer Drahtzieherei mittels einer 6-stufigen Zugmaschine auf einen
Durchmesser von 2,3 mm gezogen. Es hatte danach eine Zugfestigkeit von 1743 N/mm2
und konnte über einen Radius von 7,5 mm 23 mal gebogen werden, während das Vergleichsmaterial
nur auf 17 Biegungen kam. Anschließend wurde das Material auf eine Dicke von 1,7 mm
in einem Druck kaltgewalzt ohne Zwischenglühung. Bei dem verstärkt gekühlten Material
ergaben sich keine Ausfälle, während das normal gekühlte Material nach der Kaltwalzung
auf 1,7 mm keine ausreichenden technologischen Eigenschaften mehr aufwies. Der Qualitätsunterschied
drückt sich auch darin aus, daß die Gleichmaßdehnung des Bandes aus erfindungsgemäß
hergestelltem Material 2,9% betrugt, während sie bei dem Vergleichsmaterial nur 1,8%
betrug.
[0033] Die Seigerungskennzahlen und mechanisch-technologischen Werte der aus diesen Chargen
erzeugten Drähte sind sowohl für das stark gekühlte als auch für das Vergleichsmaterial
den obenbeschriebenen Werten direkt vergleichbar.
[0034] Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere anwendbar auf einen Stahl der in
den Ansprüchen 11 und 12 genannten Zusammensetzung.
1. Verfahren zum Kühlen von Strängen beim Stranggießen von Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt
von 0,05 bis 1,1 Gewichts% bei dem der aus der Stranggießkokille austretende Strang
in einer Sekundärkühlzone mittels einer aufgesprühten Flüssigkeit gekühlt wird, dadurch
gekenn- zeichnet, daß einer ersten Stufe (3) in der Sekundärkühlzone eine Wärmemenge
von 50 Wh/kg bis 90 Wh/kg entzogen wird, wobei die Kühlung intensiv mit einer Abkühlgeschwindigkeit
von 65 Wh/(kg·min) bis 100 Wh/(kg.min) erfolgt.
2. Stranggießverfahren nach Anspruch 1, dadurch ge- kennzeichnet, daß in der ersten
Stufe (3) der Sekundärkühlzone eine Wärmemenge von 50 Wh/kg bis 80 Wh/kg entzogen
wird.
3. Stranggießverfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß in der
ersten Stufe (3) die Abkühlgeschwindigkeit 75 Wh/(kg·min) bis 90 Wh/(kg.min) beträgt.
4. Stranggießverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet ,
daß in einer sich anschließenden zweiten Stufe (4) eine Wärmemenge von 20 Wh/ kg bis
80 Wh/kg mit einer verringerten Abkühlgeschwindigkeit von 30 Wh/(kg·min) bis 60 Wh/(kg·min)
entzogen wird.
5. Stranggießverfahren nach Anspruch 4, dadurch ge- kennzeichnet, daß in der zweiten
Stufe (4) der Sekundärkühlzone eine Wärmemenge von 30 Wh/kg bis 60 Wh/kg entzogen
wird.
6. Stranggießverfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet , daß in der
zweiten Stufe (4) die Abkühlgeschwindigkeit 35 Wh/(kg.min) bis 45 Wh/ (kg·min) beträgt.
7. Stranggießverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet ,
daß der Wasserdruck vor den Spritzdüsen der ersten Stufe (3) wenigstens 15 bar beträgt.
8. Stranggießverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet durch seine
Anwendung beim Stahlstranggießen von Knüppeln.
9. Stranggießverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet durch seine
Anwendung beim Gießen von Stahlsträngen eines runden, ovalen, rechteckigen oder quadratischen
Querschnitts von 2500 mm bis 20000 mm2, wobei das Achsenverhältnis bei einem ovalen Querschnitt und das Seitenverhältnis
bei einem rechteckigen Querschnitt maximal 2:1 beträgt.
10. Stranggießverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, gekennzeichnet durch seine
Anwendung auf einen Stahl mit

Rest Eisen und übliche Verunreinigungen.
11. Stranggießverfahren nach Anspruch 10, gekenn- zeichnet durch seine Anwendung auf
einen Stahl mit

Rest Eisen und übliche Verunreinigungen.
12. Stranggießverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11 gekennzeichnet durch seine
Anwendung auf Stahl eines Kohlenstoffgehalts von 0,4 bis 1 Gewichts%.