[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbad,
wobei fortschrittlicherweise ein hoher Cyanidgehalt im Bad vermieden wird.
[0002] Aufkohlungsverfahren von Stahl im Salzbad stehen dem Stand der Technik in verschiedenen
Varianten zur Verfügung, jedoch sind die Verfahren des Standes der Technik generell
mit dem Nachteil behaftet, im Salzbad einen hohen Cyanidgehalt aufzuweisen. Dieser
hohe Cyanidgehalt der Bäder ist aus Umweltschutzgründen bedenklich. Es ist ferner
bei solchen Bädern mit hohem Cyanidgehalt nur bedingt möglich, die aus den Bädern
kommenden Werkstücke direkt in einem Abschrecksalzbad abzuschrecken, da der hohe Cyanidgehalt
sehr heftige explosionsartige Reaktionen zwischen flüssigem Nitrit-Nitrat einerseits
und dem Cyanid andererseits auslösen kann.
[0003] Alle diese Nachteile des Standes der Technik werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
zum Aufkohlen der eingangs genannten Gattung unter Erreichung von Vorteilen überwunden;
insbesondere wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine umweltfreundliche Aufkohlungsmöglichkeit
von Stahl im Salzbad geschaffen. Ein weiterer großer Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens besteht darin, daß sämtliche verwendete Salzmischungen alkali-cyanidfrei
sind.
[0004] Ferner ist es nach dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich, die aus dem Bad kommenden
Werkstücke unmittelbar anschließend in nitritnitrathaltigen Salzbädern abzuschrecken
ohne daß unerwünschte Nebenreaktionen wie beispielsweise explosionsartige Oxidationsreaktionen
stattfinden. Das erfindungsgemäße Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbad ist
durch die folgenden Verfahrensschritte gekennzeichnet:
a) der Verfahrensbehälter wird mit einem Ansatzsalz gefüllt, das aus einem Gemisch
aus Alkalihalogenid und Erdalkalihalogenid besteht;
b) das Ansatzsalz wird zum Schmelzen gebracht;
c) es wird Zugabesalz hinzugegeben, das aus einem Gemisch von Erdalkalihalogenid,
Alkaliferrocyanid und Alkalicyanat besteht, wobei das Erdalkalihalogenid des Zugabesalzes
chemisch mit dem Erdalkalihalogenid des Ansatzsalzes übereinstimmt;
d) die Verfahrensbehälterfüllung wird auf die Anwendungstemperatur erhitzt;
e) das zu behandelnde Werkstück wird in .die Verfahrensbehälterfüllung, nämlich in
das Aufkohlungsbad getaucht und dort bis zur Erreichung der gewünschten Aufkohlungstiefe
belassen;
f) das Werkstück wird aus dem Aufkohlungsbad entnommen und je nach Werkstoffart im
entsprechenden Abschreck-Medium abgeschreckt.
[0005] Das Wesen vorliegender Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispiels weiterhin
erläutert:
Ausführungsbeispiel:
[0006] Ein Stahltiegel eines Fassungsvermögens von 80 1 wird mit 50 kg Ansatzsalz gefüllt,
das zu 60 % aus Bariumchlorid, zu 20 % aus Natriumchlorid und zu 20 % aus Kaliumchlorid
besteht.
[0007] Diese Füllung wird mittels einer mit Erdgas betriebenen Heizung auf eine Temperatur
von 800°C gebracht, wobei eine völlig homogene Schmelze entsteht.
[0008] Sodann werden 10 kg Zugabesalz hinzugefügt, das zu 60 % aus Bariumchlorid, zu 20
% aus Kaliumferrocyanid ( = gelbes Blutlaugensalz ) und zu 20 % aus Kaliumcyanat besteht.
[0009] Die Stahltiegelfüllung wird nun auf 900°C aufgeheizt und sodann die Werkstücke, nämlich
Zahnräder (bestehend aus Einsatzstahl aus Legierung 20 MnCr 5) mit einem Stückgewicht
von 1 kg, an einem Stahldraht hängend in die vorgenannte Schmelze eingebracht und
innerhalb von 4 Stunden aufgekohlt.
[0010] Sodann entnimmt man diese Werkstücke aus der Schmelze und gibt sie unmittelbar danach
in ein Warmbad ein, das zu 50 % aus Kaliumnitrat und zu 50 % aus Natriumnitrit besteht;
die Abschrecktemperatur beträgt 200°C.
Ergebnissen
[0011] Es wurde ein Rand-Kohlenstoffgehalt von 0,955 % C erreicht.
[0012] Die Einsatzhärtungstiefe beträgt 0,83 mm.
[0013] Der Kohlenstoffverlauf und der Härteverlauf dieser Werkstücke (Zahnräder) sind in
der beiliegenden Figur 1 und der beiliegenden Figur 2 angegeben.
[0014] Die Figur 1 zeigt den C-Gehalt des Werkstückes in Abhängigkeit vom Randabstand; der
C-Gehalt ist in Gew.-% angegeben; die Aufkohlungstiefe des C ist in mm gemessen.
[0015] Figur 2 zeigt den Härteverlauf des Werkstückes in Abhängigkeit vom Randabstand.
[0016] Die Härte ist in Härte HV1 und der Randabstand in mm angegeben.
[0017] Im kontinuierlichen Betrieb erfolgt die Kontrolle des Cyanidgehaltes durch Probenahmen
und Titration mit Nickelsulfat und Murexid als Indikator.
[0018] Alle 3 Stunden wurde 0,5 kg Zugabesalz zugegeben, wobei sich ein Cyanidgehalt von
etwa 1,5 % einstellt.
[0019] Innerhalb einer Zeitdauer von 3 Monaten wurden 30 Probebolzen der Stahlqualität 20
MnCr 5, ferner 30 Probebolzen aus der Legierung C 15 und schließlich 18 Probebolzen
aus der Legierung 18 Cr Ni 8 getestet und zwar jeweils 4 Stunden bei Temperaturen
von 900°C.
[0020] Dabei ergaben sich Rand-Kohlenstoffwerte zwischen 0,9 und 0,98 Gew.-% C.
[0021] Damit ist die ständige Reproduzierbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens sichergestellt.
[0022] Aufgrund des ständigen Badgebrauches ist auch eine ständige Kontrolle des geringen
Cyanidgehalts möglich. Die Regulierung des Cyanidgehalts d.h. die Sicherstellung des
gleichbleibenden geringen Cyanidgehaltes wird fortschrittlicherweise nicht etwa durch
Zugabe an Cyanid erreicht. bzw. geregelt, sondern lediglich durch Einbringen des Zugabesalzes
gemäß den Angaben im Merkmal c) des Hauptpatentanspruchs 1.
[0023] Gegebenenfalls kann man ferner beispielsweise nach Entstehen der kompletten Schmelze,
also nach Beendigung der Verfahrensstufe c) des Hauptpatentanspruchs 1 zur Erreichung
einer sogenannten künstlichen Alterung des Bades geringe Mengen an Soda, beispielsweise
1 Gew.-% bezogen auf die Badmenge hinzugeben.
[0024] Alle %-Angaben der vorliegenden Offenbarung sind Gew.-%.
1. Umweltfreundliches Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbadgekennzeichnet durch
folgende Verfahrensschritte:
a) der Verfahrensbehälter wird mit einem Ansatzsalz gefüllt, das aus einem Gemisch
von Alkalihalogenid und Erdalkalihalogenid besteht;
b) das Ansatzsalz wird zum Schmelzen gebracht;
c) es wird Zugabesalz hinzugegeben, das aus einem Gemisch von Erdalkalihalogenid,
Alkaliferrocyanid und Alkalicyanat besteht, wobei das Erdalkalihalogenid des Zugabesalzes
chemisch mit dem Erdalkalihalogenid des Ansatzsalzes übereinstimmt;
d) die VerfahrensbehälterfÜllung wird auf die Anwendungstemperatur erhitzt;
e) das zu behandelnde Werkstück wird in die Verfahrensbehälterfüllung, nämlich in
das Aufkohlungsbad getaucht und dort bis zur Erreichung der gewünschten Aufkohlungstiefe
belassen;
f) das Werkstück wird aus dem Aufkohlungsbad entnommen und je nach Werkstoffart im
entsprechenden Abschreck-Medium abgeschreckt.
2. Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbad, dadurch gekennzeichnet,
daß in der Verfahrensstufe a) bei normaler Temperatur der Verfahrensbehälter zu 80
% der gewünschten Gesamtfüllmenge mit Ansatzsalz gefüllt wird.
3. Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbad nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in der Verfahrensstufe b) das Ansatzsalz auf eine Temperatur von ca. 800°C
erhitzt, wobei Schmelzfluß eintritt.
4. Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbad nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Verfahrensstufe c) 20 % Zugabesalz hinzugegeben wird , das aus Erdalkalihalogenid,
Kaliumferrocyanid oder Natriumferrocyanid sowie aus Kaliumcyanat oder Natriumcyanat
besteht.
5. Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbad nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Bad auf eine Anwendungstemperatur von etwa 880°C bis 1020°C erhitzt.
6. Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbad nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das zu behandelnde Werkstück wie beispielsweise eine aus Stahl bestehende
Kurbelwelle oder ein Zahnrad in das Aufkohlungsbad eintaucht und dort je nach der
gewünschten Aufkohlungstiefe beläBt.
7. Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbad nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Aufkohlungstemperatur kontrolliert und/oder geregelt wird.
8. Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbad nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in der Verfahrensstufe f) das aus dem Bad entnommene Werkstück in Wasser,
Öl oder im Abschrecksalzbad abschreckt.
9. Verfahren zum Aufkohlen von Stahl im Salzbad nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Regelung des geringen Cyanidgehalts des Bades durch Einbringen des Zugabesalzes
durchgeführt wird.