[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung photographischer
Silberhalogenidemulsionen.
[0002] Die in der photographischen Technik verwendeten Silberhalogenidemulsionen werden
in der Regel durch Fällung des Silberhalogenids aus wässrigen Lösungen, meist in Gegenwart
eines Schutzkolloids, hergestellt. Man geht dabei von wasserlöslichen Salzen des Silbers
(z.B.
[0003] Silbernitrat) und von wasserlöslichen Halogeniden (z.B. Alkalimetallhalogeniden)
aus. Beim Zusammengeben dieser wässrigen Lösungen fällt das Silberhalogenid in wasserunlöslicher,
feinkristalliner Form aus.
[0004] Die entstehende Suspension wird jedoch in der photographischen Fachsprache traditionsgemäss
"Emulsion" genannt.
[0005] Man unterscheidet verschiedene Fällungstechniken, wobei die Grössenverteilung und
Kristalltracht der Silberhalogenidein grossem Ausmass beeinflusst werden können. Hauptsächlich
wird jedoch nach der Einstrahl- (single jet) oder Zweistrahl- (double jet) Methode
gearbeitet.
[0006] Bei der Einstrahlmethode lässt man eine wässrige Lösung der einen Komponente in eine
wässrige Lösung der zweiten Komponente einfliessen. Das Schutzkolloid wird dabei in
der vorgelegten Lösung, meist der wässrigen Halogenidlösung verwendet. Durch Variation
von Temperatur, Konzentration sowie der Einlaufgeschwindigkeit der Lösungen kann die
Grösse und Kristalltracht der entstehenden Silberhalogenidkristalle in grossem Umfang
beeinflusst werden. Bei der Zweistrahlmethode werden die wässrigen Lösungen beider
Komponenten gleichzeitig in eine vorgelegte Lösung gegeben, die meist das Schutzkolloid
sowie gegebenenfalls weitere Komponenten enthält. Diese Methode erlaubt eine noch
weitergehendere Beeinflussung von Form und Grössenverteilung der Kristalle, indem
nunmehr nicht nur die Konzentrationen und Einlaufgeschwindigkeiten der einzelnen zugeführten
Lösungen, sondern auch das momentane Verhältnis von Halogenid- zu Silberionen in der
Vorlage eine entscheidende Rolle spielen. Die Zweistrahlmethode eignet sich somit
besonders zur Herstellung von monodispersen Emulsionen. Das Verhältnis der Einlaufgeschwindigkeiten
der Komponenten wird vorzugsweise auf Grund der momentan gemessenen Silberionenkonzentration
und/oder des pH-Wertes in der Vorlage automatisch gesteuert.
[0007] Die Herstellung photographischer Silberhalogenidemulsionen umfasst neben der Fällung
der Silberhalogenide meist noch weitere Operationen. Die physikalische Reifung oder
Ostwald-Reifung, die sich oft unmittelbar an die Fällung anschliesst, bewirkt ein
Wachstum der grösseren Silberhalogenidkristalle auf Kosten der kleineren. Um sie zu
begünstigen, wird die Emulsion während einiger Zeit, meist unter Zusatz von Silberhalogenidlösungsmitteln,
auf erhöhter Temperatur gehalten. Die etwas grössere Löslichkeit der kleinen Kristalle
bewirkt dann die erwähnte Umlösung. Eine weitere Operation bezweckt die Entfernung
der bei der Fällungsreaktion entstandenen leicht löslichen Salze. Sie kann auf verschiedene
Art durchgeführt werden, z.B. durch Ausflockung, Dekantieren und Waschen des Silberhalogenidsedimentes.
Bei einer anderen Methode wird die Gelatine enthaltende Emulsion durch Abkühlen geliert,
sodann in sog. "Nudeln" zerschnitten und diese während längerer Zeit mit fliessendem
Wasser gewaschen. Weitere Methoden, die in der Technik angewandt werden, sind Dialyse
und Ultrafiltration.
[0008] Nach Entfernen der wasserlöslichen Salze wird die chemische Reifung durchgeführt,
wobei die Emulsion unter Zusatz von geringen Mengen sogenannter chemischer Sensibilisatoren
während einiger Zeit bei erhöhter Temperatur behandelt wird. Chemische Sensibilisatoren
sind z.B. Schwefelverbindungen, ferner Schwermetallverbindungen, wie z.B. Gold-, Rhodium-,
Platin- und Cadmiumverbindungen. Diese Behandlung bezweckt eine Veränderung der Oberfläche
der Silberhalogenidkristalle, wobei die Lichtempfindlichkeit drastisch erhöht werden
kann. Durch Zusatz von Antischleiermitteln oder Stabilisatoren verhindert man dabei
die Bildung spontan entwickelbarer Kristalle, welche im entwickelten Bild den sog.
Schleier hervorrufen können.
[0009] Als letzte Operation, meist unmittelbar vor dem Vergiessen der Emulsion auf einen
Träger, folgt die spektrale Sensibilisierung, wobei durch Zusatz bestimmter Farbstoffe
die Emulsion in gewissen Wellenlängenbereichen des elektromagnetischen Spektrums,
die sich vom Blau bis zum Infrarot erstrecken können, selektiv empfindlich gemacht
werden kann. Es ist aber auch möglich, die spektrale,Sensibilisierung unmittelbar
nach der Fällung des Silberhalogenids durchzuführen.
[0010] Eine weitere Methode zur Erzeugung von feinkristallinen Silberhalogenidemulsionen
durch Fällung aus homogener Lösung ist in US-A-4 153 462 beschrieben. Silberhalogenide
lassen sich bekanntlich durch Zufügen von überschüssigen Halogenidionen in wasserlösliche
Komplexe überführen. Beispiele solcher Komplexe sind AgCl
6-, AgCl
43-, AgBr
32-, AgBr
54-, AgJ
2, AgJ
43-, AgC13Br und AgClBr
33-. Die Eigenschaften solcher Komplexe sind z.B. beschrieben in T.H. James "The Theory
of the Photographic Process" 4th ed. (Mac Millan Co., New York), Seiten 7 bis 9. Gemäss
der oben erwähnten US-Patentschrift werden wässrige Lösungen solcher Komplexe so behandelt,
dass sie zu l:l-Verbindungen zerfallen und dann in feinkristalliner Form ausfallen.
Die Zerstörung der Komplexe erfolgt im zitierten Verfahren durch Verdünnen, wobei
das Verdünnungsmittel, im allgemeinen Wasser, noch weitere Zusätze zur Beeinflussung
des Fällungsvorgangs enthalten kann. Solche Zusätze sind z.B. lösliche Halogenide,
wobei diese Halogenide verschieden sein können von dem (den) komplexbildenden Halogenid(en).
Weitere Zusätze sind z.B. Lösungsmittel wie Dimethylformamid oder Dimethylsulfoxid.
Das zum Ausfällen der Komplexe benützte Verdünnungsmittel kann ausserdem Netzmittel
enthalten, womit das spätere Dispergieren der Kristalle in einem Bindemittel, z.B.
Gelatine, erleichtert wird. Als besonderer Vorteil dieses Verfahrens wird die hohe
Geschwindigkeit genannt, mit welcher Kristalle jeder Grösse von weniger als 0,1 bis
10µm Durchmesser erzeugt werden können. Während mit der üblichen Ostwald-Reifung dieses
Ziel erst in einer Zeit erreicht werden kann, die im allgemeinen fast eine Stunde
beträgt, liefert der beschriebene Prozess die gewünschten Kristalle innerhalb weniger
Sekunden.
[0011] Das zitierte Verfahren besitzt jedoch auf Grund der Verwendung von Wasser als Lösungsmittel
für die Silberhalogenidkomplexe den Nachteil,
dass stets g
rosse Lösungsmittelmengen nötig sind, da die Komplexe in Wasser schlechtlöslich sind.
[0012] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, diesen Nachteil durch Verwendung
geeigneter Lösungsmittel für die Silberhalogenidkomplexe zu überwinden.
[0013] Es wurde nun gefunden, dass gewisse organische Lösungsmittel, die ein sehr viel höheres
Lösungsvermögen für Silberhalogenidkomplexe besitzen, sich in vorteilhafter Weise
zur Herstellung photographischer Emulsionen verwenden lassen.
[0014] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung photographischer
Silberhalogenidemulsionen, dadurch gekennzeichnet, dass man einen in einem organischen
Lösungsmittel gelösten Silberhalogenidkomplex der Formel

worin E Wasserstoff, ein Alkalimetall oder Ammonium und Z ein zweiwertiges Metall
der 2. Hauptgruppe oder der 8. Nebengruppe des Periodensystems bedeutet, X
1, X2 und X unabhängig voneinander Halogen oder Pseudohalogen sind, und die Indizes
p, q, m, n
l, n
2 und n
3 die Bedingungen



und

erfüllen, vorzugsweise in Gegenwart eines Schutzkolloides, mit einem Medium zusammenbringt,
in dem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist und zerfällt, gegebenenfalls die
löslichen Verbindungen EX
1, EX
2, E
X3,

und/oder

vom ausgefallenen Silberhalogenid abtrennt, gegebenenfalls ein Silberhalogenidbindemittel
zugibt und die physikalische und/oder chemische Reifung durchführt.
[0015] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft die nach dem erfindungsgemässen Verfahren
erhaltenen photographischen Silberhalogenidemulsionen.
[0016] Gegenstand der Erfindung sind ferner die die erfindungsgemäss hergestellten photographischen
Silberhalogenidemulsionen enthaltenden photographischen Materialien.
[0017] Die erfindungsgemäss verwendeten löslichen Silberhalogenidkomplexe können mit der
allgemeinen Formel

beschrieben werden. Darin bedeutet E eine einwertige Spezies wie z.B. Wasserstoff,
Ammonium oder ein Alkalimetall. Als Alkalimetalle können z.B. Lithium, Natrium und
Kalium in Frage kommen. Ammonium und Lithium sind besonders geeignet. Z ist ein zweiwertiges
Metall. Es gehört vorzugsweise der zweiten Haupt- oder Nebengruppe oder der achten
Nebengruppe des Periodensystems der Elemente (Mendelejeff) an. Geeignete Beispiele
für Z sind Magnesium, Calcium, Strontium, Barium und--Zink sowie Eisen,Kobalt,Nickel,
1 2 3 Palladium, Iridium und Platin. X
1, X und X bedeuten Halogen oder Pseudohalogen und sind in der Regel unabhängig voneinander
Chlor, Brom oder Jod sowie Cyano oder Thiocyano.
[0018] Für die Indizes m, n
l, n
23 n
3' p und q gelten die folgenden Beziehungen:



und

[0019] Aus der Literatur ist die gute Löslichkeit von Silberjodid in Gegenwart von überschüssigem
Jodid in Dimethylformamid bekannt (H. Chateau et M.C. Moncet, J. Chimie physique 60,
1060 (1963). Aus R. Alexander et al. J. Am. Ch. Soc. 89, 3703 (1967), M. Le Demezet
et al., Bull. Soc. Chim. France 1970, p. 365, M.K. Chantooni et al. J. Phys. Ch. 77,
1 (1973), M. Salomon, J. Phys. Ch. 79, 2000 (1975) und P. Bry, Bull. Soc. Chim. France
(1979), 1-325,ist die hohe Stabilität der Silberhalogenidkomplexe in dipolaren aprotischen
Lösungsmitteln bekannt. Es ist jedoch überraschend, dass Lösungen dieser Komplexe
in aprotischen Lösungsmitteln sich in so vorteilhafter Weise zur Herstellung photographischer
Emulsionen verwenden lassen.
[0020] Die für das erfindungsgemässe Verfahren verwendbaren Lösungsmittel für die Silberhalogenidkomplexe
sind im allgemeinen aprotisch oder amphiprotisch und besitzen eine hohe Dielektrizitätskonstante.
Ein geeignetes Kriterium für die Auswahl eines Lösungsmittels bildet z.B. dessen Löslichkeitskonstante.
Für Komplexe der Formel AgX
2, worin X Chlor, Brom oder Jod bedeutet, ist diese Löslichkeitskonstante definiert
durch die Gleichung

entsprechend der Gleichgewichtsreaktion

[0021] Die Ausdrücke in eckigen Klammern bedeuten dabei jeweils die Konzentration der Komponenten
in Mol/Liter.
[0022] Zwischen der Löslichkeitskonstante K
S2' dem Löslichkeitsprodukt K
So und der Stabilitätskonstanten β
2 des Komplexes AgX
2 besteht ausserdem die Beziehung

wobei

[0023] gemäss der Gleichgewichtsreaktion

sowie

gemäss der Gleichgewichtsreaktion

entsprechen. Siehe dazu L.G. Sillen und A.E. Martell "Stability Constants of Metal-Ion
Complexes", special publication no. 17, The Chemical Society, London (1964).
[0024] Für Wasser und X
1=X
2=X
3= Chlor, ist log K
S2 = -4,5. Für das erfindungsgemässe Verfahren besonders geeignete Lösungsmittel sollen
daher eine grössere Löslichkeitskonstante aufweisen, d.h. also log K
S2 > -4,5. In der folgenden Tabelle 1 sind für einige Silberhalogenide die Werte von
log K
So, log β
2 und log K
S2 angegeben.
[0025] (Quelle: M. Salomon, J. Phys. Chem. 79, 2000 (1975)).

[0026] Selbstverständlich können im Rahmen der vorliegenden Erfindung als Lösungsmittel
für die Silberhalogenidkomplexe auch Gemische von verschiedenen Lösungsmitteln, gegebenenfalls
auch Wasser enthaltende Gemische verwendet werden.
[0027] Als aprotische oder amphiprotische Lösungsmittel für das erfindungsgemässe Verfahren
eignen sich z.B. N-Methylformamid (NMF), N,N-Dimethylformamid (DMF), N-Aethylformamid
(NEF), N,N-Diäthylformamid (DEF), N,N'-Tetramethylharnstoff (TMU), N-Methylacetamid
(NMA), N,N-Dimethylacetamid (DMA), N-Methylpyrrolidon (NMP), Dimethylsulfoxid (D
MSO), Hexamethylphosphortriamid (HMPT), Tetramethylensulfon (TMS) und Tetrahydrofuran
(THF).
[0028] Besonders geeignet sind davon solche Lösungsmittel, die mit Wasser mindestens teilweise
mischbar sind.
[0029] Der besondere Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens besteht vor allem in der
viel höheren Löslichkeit der Silberhalogenidkomplexe in den genannten organischen
Lösungsmitteln, verglichen mit den Löslichkeiten der in US-A-4 153 462 verwendeten
wässrigen Komplexlösungen. Die in diesem Zitat beschriebene wässrige Komplexlösung
mit 0,3 bis 0,5 Mol Silber und 8 bis 10 Mol Bromid pro Liter dürfte die bei erhöhter
Temperatur erreichbare Höchstgrenze der Löslichkeit darstellen.
[0030] Die folgenden Tabellen 2 bis 4 zeigen die bei einer Temperatur von 25°C erreichbare
Löslichkeit verschiedener Silberhalogenidkomplexe in Gemischen von N-Methylformamid
mit Wasser von 0 Mol-% NMF (reines Wasser) bis 100 Mol-% NMF (reines Lösungsmittel)
für die Systeme AgCl/LiCl, AgBr/NH
4Br und AgJ/NH
4J. Es ist leicht ersichtlich, dass mit steigender Lösungsmittelkonzentration die Löslichkeit
derart ansteigt, dass die notwendige Menge Lösungsmittel schliesslich dann am geringsten
ist, wenn reines Lösungsmittel verwendet wird.

Die Herstellung der erfindungsgemässen Lösungen der Silberhalogenidkomplexe in den
zitierten organischen Lösungsmitteln erfolgt dadurch, dass man ein zuvor auf konventionelle
Weise, z.B. durch Fällung in wässriger Lösung in Gegenwart eines Schutzkolloides hergestelltes
Silberhalogenid in einem organischen Lösungsmittel suspendiert. Zur Suspension wird
dann Halogenwasserstoff, wie z.B. HCl, HBr oder HJ oder ein lösliches Halogenid, z.B.
ein Chlorid, Bromid oder Jodid, eines Alkalimetalls wie z.B. Lithium, Natrium, Kalium,
eines anderen Metalls wie z.B. Calcium, Barium oder Zink, oder einer quaternären Ammoniumverbindung.
wie z.B.

worin R
1 bis R
4 unabhängig voneinander Wasserstoff,
[0031] Methyl, Aethyl, Propyl oder Butyl bedeuten, und X Chlorid, Bromid oder Jodid ist,
in gewünschter Menge zugefügt. Beim Rühren und Schütteln der Emulsion gehen die Feststoffe
in Lösung und es bildet sich eine Lösung, die einerseits das komplexe Silberhalogenidanion,
andererseits das zur Komplexierung verwendete Metall- oder Ammoniumkation oder das
Proton enthält. Die Komplexe können gleichzeitig bis zu drei verschiedene Halogenatome
enthalten.
[0032] Die zur Ausfällung des Silberhalogenids führende Dekomplexierung kann auf verschiedene
Art erfolgen. Die einfachste Methode besteht darin, dass die Komplexlösung in ein
Medium überführt wird, in welchem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist.
[0033] Ein solches Medium kann Wasser, ein organisches Lösungsmittel oder ein Lösungsmittelgemisch
sein, wobei diese letzteren mit einem Zusatz von Wasser verwendet werden können. Beispiele
sind Alkohole, Glykole, Ester, Acetale, Aether und Ketone wie z.B. Methanol, Aethanol,
Aethylenglykol, Aethylacetat, 1,1-Diäthoxäthan, Aethylenglykoldiäthyläther und Aethylmethylketon.
Besonders geeignet sind Methanol, Aethanol, Aceton und Isopropanol. Durch Wahl geeigneter
Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemische kann die Zersetzung des Komplexes schnell
oder langsam durchgeführt werden. Man erhält so kleinere oder grössere Silberhalogenidkristalle.
[0034] Die Ausfällung des Silberhalogenids kann so erfolgen, dass die Komplexlösung in das
Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch, in dem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil
ist, gegossen wird. Es ist aber auch möglich, die Komplexlösung vorzulegen und das
Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch zuzugeben. Es besteht ferner die Möglichkeit,
die Komplexlösung und das Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch gleichzeitig zusammenfliessen
zu lassen. Dementsprechend können beim erfindungsgemässen Verfahren die bei der herkömmlichen
Silberhalogenidfällung angewandten Einstrahl- oder Zweistrahlverfahren verwendet werden.
Der Zulauf der Komplexlösung und des Lösungsmittels oder Lösungsmittelgemisches kann
gegebenenfalls in Abhängigkeit vom pH- und pAg-Wert durch Regelvorrichtungen gesteuert
und begrenzt werden.
[0035] Ein Medium, in welchem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist,/ kann ferner
eine auf einen Träger gegossene Bindemittelschicht sein, sofern diese genügend Lösungsmittel
zur Dekomplexierung des Komplexes enthält.
[0036] Der Silberkomplex kann auf verschiedene Art in diese Bindemittelschicht eingearbeitet
werden, z.B. dadurch, dass man das Bindemittel in der Komplexlösung auflöst und die
so hergestellte Lösung als Schicht auf einen Träger aufbringt und trocknet. Ebenso
kann der Komplex nachträglich, z.B. durch sog. Einbaden in die Bindemittelschicht
eingebracht werden. Zur Dekomplexierung taucht man dann - in beiden Fällen - die komplexhaltige
Bindemittelschicht in Wasser oder ein geeignetes Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch,
wodurch der Komplex zersetzt und das entsprechende Silberhalogenid innerhalb der Bindemittelschicht
abgelagert wird. Das in der Bindemittelmatrix eingelagerte Silberhalogenid kann weiteren
üblichen Behandlungen wie Entsalzung, Reifung und Sensibilisierung unterworfen werden.
[0037] Die Bindemittelschicht kann aus Gelatine oder anderen hochmolekularen Verbindungen
natürlicher oder synthetischer Herkunft bestehen wie z.B. Cellulosederivate, Polysaccharide,
Chitin, Polyvinylalkohol, wasserlösliche Homo- oder Mischpolymerisate der Acryl- und
Methacrylsäure, des Acrylamids oder des Vinylpyrrolidons. Es kann aber auch Gelatine
in Kombination mit einem oder mehreren solcher Kolloide verwendet werden. Die alleinige
Verwendung von Gelatine ist jedoch bevorzugt.
[0038] Die Bindemittelschicht kann zusätzlich z.B. Sensibilisatoren, Desensibilisatoren,
Stabilisatoren und UV-Absorber enthalten.
[0039] Während bei Verwendung eines Lösungsmittels oder Lösungsmittelgemisches zur Ausfällung
des Silberhalogenids dieses gegebenenfalls nach Abtrennen löslicher Salze in einem
Bindemittel wieder dispergiert werden muss, entfällt diese Verarbeitungsstufe bei
der zuletzt beschriebenen Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens.
[0040] Es ist möglich, die Grösse, die Kristalltracht, Grössenverteilung und andere Eigenschaften
der Silberhalogenidkristalle wie z.B.die Zusammensetzung oder interne Struktur zu
beeinflussen, indem modifizierende Verbindungen sowohl dem Lösungsmittel oder Bindemittel,
in dem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist, als auch der Komplexlösung vor
oder während des Dekomplexierungsvorgangs zugesetzt werden. Solche modifizierende
Verbindungen sind z.B. Keime, d.h. Partikel, die kleiner sind als die entstehenden
Silberhalogenidkristalle und damit als Kristallisationszentren wirken können. Als
Kristallisationszentren eignen sich die durch normale Fällung hergestellten Silberhalogenide
wie AgCl, AgBr und AgJ, ferner mikrokristalline bzw. kolloide Teilchen von Kohlenstoff,
Siliciumdioxid oder von Metallen, wie Kupfer, Silber, Gold und Platin, deren Sulfide
und Oxide, wie z.B. C
U20, Cu0, A
g20, PtO, Pt0
2, Cu
2S, CuS, Ag
2S und PtS, sowie Dioxide vierwertiger Elemente wie Blei, Zirkon und Titan. Bevorzugt
werden AgCl, AgBr, AgJ, Ag
20, Ag
2S und TiO
2 verwendet.
[0041] Weitere modifizierende Verbindungen sind z.B. lösliche Sulfide oder Halogenide, welche
dem Lösungs- oder Bindemittel, in welchem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil
ist, zugesetzt werden können. Beispiele sind Ammoniumsulfid oder Kaliumjodid.
[0042] Die Wirkung der Halogenide hängt davon ab, ob sie das gleiche Halogenid enthalten,
wie es zur Bildung des Komplexes verwendet worden ist, oder ob es sich um ein von
letzterem verschiedenes Halogenid handelt. Falls z.B. im genannten Lösungs- oder Bindemittel
das zur Komplexierung bereits verwendete Halogenid als modifizierender Zusatz verwendet
wird, resultiert eine Verzögerung der Dekomplexierung, was zur Bildung grösserer Kristalle
führt. Falls man als Zusatz ein Halogenid verwendet, dessen Silbersalz schwerer löslich
ist als das im Komplex enthaltene Silberhalogenid, so erfolgt primär eine Ausfällung
des schwerer löslichen Silberhalogenids. Diese Ausfällung ist ein im Vergleich zum
zitierten verzögerten Fällungsprozess rascherer Vorgang. Es bilden sich in diesem
Falle also bevorzugt kleinere Kristalle. Unter geeigneten Bedingungen lassen sich
auf diese Weise auch sogenannte Core-Shell-Emulsionen herstellen, die als Kern ein
schwerlösliches und als Schale ein leichter lösliches Silberhalogenid aufweisen, also
z.B. einen Kern aus Silberjodid und eine Schale aus Silberchlorid oder -bromid.
[0043] Ferner werden als modifizierende Verbindungen lösliche Silbersalze wie z.B. Silbernitrat
verwendet.
[0044] Modifizierende Verbindungen, welche im Sinne einer Dotierung in geringfügigen Mengen
ins Kristallgitter der Silberhalogenide eingebaut werden können, sind in erster Linie
Schwermetalle wie z.B. Gold, Iridium, Platin, Rhodium, Cadmium, Zink oder Blei, die
in Form löslicher Salze dem Lösungs- oder Bindemittel, in welchem der Silberhalogenidkomplex
nicht stabil ist, oder der Komplexlösung zugefügt werden können.
[0045] Weitere modifizierende Verbindungen sind z.B. Silberkomplexbildner wie Ammoniak,
lösliche Alkalicyanide und -rhodanide wie z.B. NaCN, KCN, NaSCN und KSCN; ferner hochmolekulare
Verbindungen/Schutzkolloide, die in organischen, aprotischen Lösungsmitteln löslich
sind, wie z.B. Gelatine, Cellulosederivate oder Chitin, oberflächenaktive Verbindungen
wie Natriumlaurylsulfat, Alkylnaphthalinsulfonate, Addukte des Aethylenoxyds und/oder
Propylenoxyds an höhere Alkohole oder -alkylsubstituierte Phenole.
[0046] Die hochmolekularen Verbindungen/Schutzkolloide spielen eine wichtige Rolle bei der
Entstehung der erfindungsgemässen Silberhalogenidkristalle. Es ist aber grundsätzlich
möglich, die Herstellung der Silberhalogenide in Abwesenheit von Schutzkolloiden durchzuführen.
Die Abtrennung der Kristalle und das Auswaschen von löslichen Begleitsubstanzen wie
z.B. Halogeniden von Fremdmetallen wird dann erleichtert. In vielen Fällen wird man
es jedoch vorziehen, das Silberhalogenid in Gegenwart von Schutzkolloiden zu fällen.
Man erhält dabei im allgemeinen stabilere Emulsionen, die sich ohne Schwierigkeiten
nach konventionellen Verfahren zu photographischen Produkten weiterverarbeiten lassen.
[0047] Als Schutzkolloid eignet sich in erster Linie Gelatine, welche wegen ihrer chemischen,
physikalischen und kolloidchemischen Eigenschaften für die Herstellung photographischer
Schichten bestens geeignet ist. Andere Schutzkolloide, die für sich allein oder zusammen
mit Gelatine ebenfalls verwendet werden können, sind wasserlösliche hochmolekulare
Verbindungen natürlicher oder synthetischer Herkunft, wie z.B. Cellulosederivate,
Polysaccharide, Chitin, Polyvinylalkohol, wasserlösliche Homo- oder Mischpolymerisate
der Acryl- und Methacrylsäure, des Acrylamids oder des Vinylpyrrolidons. Die Schutzkolloide
können sowohl in der Komplexlösung als auch in der dekomplexierenden Lösung angewendet
werden.
[0048] Die weitere Verarbeitung der erfindungsgemäss erhaltenen Silberhalogenidemulsionen
erfolgt nach den üblichen, in der photographischen Technik anwendbaren Verfahren.
So kann z.B. nach beendeter Dekomplexierung und Ausscheidung des Silberhalogenids
zur Beeinflussung der Korngrössenverteilung eine Ostwald-Reifung angeschlossen werden.
In dem die Silberhalogenidkristalle umgebenden Lösungsmittel sind nach beendeter Dekomplexierung
die für die Komplexbildung verwendeten Halogenide sowie gegebenenfalls weitere Zusätze
als Begleitstoffe enthalten. Eine Befreiung der Emulsion von solchen Begleitstoffen
kann durch die üblichen Techniken wie z.B. Ausflocken, Dekantieren, Zentrifugieren,
Waschen von gelierten Nudeln, Dialysieren sowie Ultrafiltrieren erfolgen. Das von
Begleitstoffen befreite Sediment wird sodann in üblicher Weise in einem Bindemittel
redispergiert. Das Bindemittel ist Gelatine, gegebenenfalls zusammen mit weiteren
natürlichen oder synthetischen Bindemitteln. Beispiele solcher weiterer Bindemittel
sind oben zitiert. Weitere Operationen wie physikalische und/oder chemische Reifung
und Sensibilisierung, spektrale Sensibilisierung und Stabilisierung unterscheiden
sich bei den erfindungsgemässen Emulsionen nicht von den in der photographischen Technik
gebräuchlichen Arbeitsgängen.
[0049] Zusätze, wie z.B. spektrale Sensibilisatoren, Desensibilisatoren, Stabilisatoren
und UV-Absorber können auch vor Ausfällung des Silberhalogenids in der Komplexlösung
und/oder in dem Lösungsmittel, worin der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist,
gelöst werden.
[0050] Zur Herstellung der lichtempfindlichen Schichten für photographische Materialien
können die erfindungsgemäss hergestellten und nachbehandelten Emulsionen weiterhin
mit den üblichen Zusätzen vermischt werden, z.B. mit FarbstoffenHärtern, Netzmittel
und Konservierungsmitteln.
[0051] Die technischen Vorteile des erfindungsgemässen Verfahrens können wie folgt zusammengefasst
werden:
1. Die Löslichkeit der Silberhalogenidkomplexe in den zitierten Lösungsmitteln ist
wesentlich höher als in Wasser. Demgemäss können wesentlich konzentriertere Ausgangslösungen
verwendet werden.
2. Die erfindungsgemässen Komplexlösungen in organischen Lösungsmitteln sind stabil
und lichtunempfindlich und können daher am Tageslicht verwendet und aufbewahrt werden.
3. Für die Herstellung einer photographischen Emulsion mit gegebener Teilchengrössenverteilung
muss viel weniger Zeit aufgewendet werden als nach den konventionellen Fällungsverfahren.
Auf die Ostwald-Reifung kann in den meisten Fällen verzichtet werden.
4. Alle nach konventionellen Techniken herstellbaren Kristallformen können auch nachdem
erfindungsgemässen Verfahren erzeugt werden. Insbesondere können auch Emulsionen mit
hohem Anteil an oktaedrischen plättchenförmigen Zwillingskristallen hergestellt werden.
5. Die Verteilung der verschiedenen Halogenide in gemischten Silberhalogenidkristallen
ist verschieden von derjenigen wie sie nach konventionellem Verfahren erhalten wird.
So lassen sich einerseits Silberhalogenidkristalle mit geringem Jodidgehalt herstellen,
bei denen die Jodatome gleichmässig auf das gesamte Kristallgitter verteilt sind.
Anderseits können auch extreme Verteilungsinhomogenitäten wie z.B. in Core-Shell-Kristallen
auf sehr einfache Art erzielt werden.
6. Dadurch, dass mindestens ein Teil des Verfahrens in organischen Lösungsmitteln
durchgeführt wird, können organische, wasserunlösliche Zusatzstoffe wie Sensibilisatoren,
Desensibilisatoren, Stabilisatoren und UV-Absorber auf besonders einfache Weise in
die Emulsion eingearbeitet werden.
[0052] Die Figuren 1 bis 6 zeigen elektronenmikroskopische Aufnahmen von erfindungsgemäss
hergestellten Silberhalogenidemulsionen.
Fig. 1 zeigt eine Silberbromidemulsion (Kristalldurchmesser 0,10 bis 0,85 µm), die
aus in NMF gelösten Komplexen des Systems AgBr/NH4Br (Ueberschuss) und Gelatine hergestellt wird (Beispiel 2).
Fig. 2 zeigt eine Silberbromidemulsion (Kristalldurchmesser 0,07 bis 0,50 pm),die
aus in NMF gelösten Komplexen des Systems AgBr/NH4Br (Ueberschuss) und Gelatine in Gegenwart eines löslichen Silbersalzes hergestellt
wird (Beispiel 5).
Fig. 3 zeigt eine Silberchloridemulsion (Kristalldurchmesser 0,10 bis 0,50µm), hergestellt
aus in NMF gelösten Komplexen des Systems AgCl/LiCl (Ueberschuss) und Gelatine (Beispiel
9).
Fig. 4 zeigt eine Silberjodidemulsion (Kristalldurchmesser 0,05 bis 0,25 µm), hergestellt
aus in NMF gelösten Komplexen des Systems AgJ/NH4J (Ueberschuss) und Gelatine(Beispiel 10).
Fig. 5 zeigt eine Silberbromidemulsion (Kristalldurchmesser 0,05 bis 0,55 µm), die
aus in NMA gelösten Komplexen des Systems AgBr/NH4Br (Ueberschuss) und Gelatine hergestellt wird (Beispiel 15).
Fig. 6 zeigt eine Silberbromidjodidemulsion nach der Ostwald-Reifung (Kristalldurchmesser
0,2 bis 1,4 µm), hergestellt aus in NMF gelösten Komplexen des Systems AgBr/AgJ/NH4Br/NH3 und Gelatine (Beispiel 22).
[0053] Die nachfolgenden Beispiele erläutern das Verfahren.
Beispiel 1: Herstellung einer Silberhalogenidkomplexlösung
[0054] In einem 250 ml Messkolben werden 46,95 g (0,25 Mol) trockenes Silberbromid und 44,08
g trockenes Ammoniumbromid (0,45 Mol) eingewogen. Der Kolben wird sodann mit NMF gefüllt.
Bei Zimmertemperatur wird durch Rühren oder Schütteln oder, vorzugsweise mittels Ultraschall
so lange behandelt, bis sich eine klare Lösung bildet. Nach Auffüllen bis zur 250
ml-Marke erhält man schliesslich eine Lösung aus verschiedenen Komplexen des Silberbromids
mit überschüssigem Bromid, die pro Liter 1 Aequivalent Ag 2,8 Aequivalente Br sowie
1,8 Aequivalente NH enthält.
[0055] Aehnliche Lösungen können auch hergestellt werden, indem man konzentrierte wässrige
Lösungen von Silbernitrat und Ammoniumbromid mit N-Methylformamid mischt. Die Lösungen
enthalten in diesem Fall neben dem organischen Lösungsmittel noch eine aus den verwendeten
Lösungen stammende Menge Wasser.
Beispiel 2:
[0056] 250 ml der gemäss Beispiel 1 erhaltenen Komplexlösung in NMF werden zu 1000 ml einer
2%-igen wässrigen Gelatinelösung innerhalb 60 Sekunden in gleichmässigem Strahl zugefügt.
Die Temperatur beider Lösungen ist zuvor auf 40°C eingestellt worden, und während
des Mischvorgangs wird mit einem hochtourigen Rührwerk (5500 U/min) kräftig gerührt.
Es wird dann noch 2 Minuten lang bei gleicher Temperatur mit der halben Umdrehungszahl
weitergerührt. Danach stellt man den pH-Wert der Lösung auf 3,8 ein. Bei einer Temperatur
von 30°C werden 2000 ml Wasser und 50 ml einer 5%-igen Lösung der Verbindung der Formel

[0057] zugefügt. Das Silberhalogenid, zusammen mit der vorhandenen Gelatine, wird dadurch
ausgeflockt und setzt sich rasch als Sediment ab. Man dekantiert und wäscht danach
2mal mit je 1000 ml Wasser.
[0058] Danach wird eine wässrige Gelatinelösung so zugefügt, dass der Silbergehalt der Emulsion
5,1% und der Gelatinegehalt 5,8% beträgt.
[0059] Fig. 1 zeigte eine elektronenmikroskopische Aufnahme der Emulsion. Die Auswertung
ergibt einen Korndurchmesser von 0,10 bis 0,85 µm
[0060] Unter Korndurchmesser versteht man einen aus verschiedenen Projektionen eines Kristalles
ermittelten Durchschnittswert.
[0061] Schliesslich wird der pH-Wert der Emulsion auf 6,0 und der pAg-Wert auf 7,5 eingestellt.
Die so vorbereitete Emulsion wird auf eine Polyesterunterlage mit einer Schichtdicke
vergossen, die einem Auftragsgewicht von 3,0 g Silber und 3,4 g Gelatine pro m
2 entspricht. Eine Probe des getrockneten Films wird durch einen Keil mit 120.000 lux
sec mittels einer Glühlampe belichtet und danach während 4 Minuten bei 20°C mit der
folgenden Lösung entwickelt:

[0062] Die Auswertung des belichteten und entwickelten Keils ergibt folgende sensitometrischen
Werte:

[0063] Anstelle der 2%-igen wässrigen Gelatinelösung kann für die Dekomplexierung ein Wasser/Methanol-
oder Wasser/Aethanol-Gemisch im Gewichtsverhältnis von etwa 5:1 verwendet werden.
Beispiel 3:
[0064] Beispiel 2 wird wiederholt. Man verfährt jedoch bei der Zersetzung des Silberhalogenidkomplexes
umgekehrt, indem man die wässrige Gelatinelösung in die vorgelegte AgBr/NH
4Br-Komplexlösung einlaufen lässt. Man erhält in diesem Fall Silberhalogenidkristalle
in einem Grössenbereich von 0,45 bis 1,50 µm
Beispiel 4:
[0065] Beispiel 2 wird wiederholt, wobei jedoch die Einlaufzeit der Komplexlösung in die
wässrige Gelatinelösung von einer Minute auf 28 Minuten ausgedehnt wird. Man erhält
dadurch etwas grössere AgBr-Kristalle als in Beispiel 2 in einem Grössenbereich zwischen
0,15 und 1,15 µm
Beispiel 5:
[0066] Beispiel 2 wird wiederholt, wobei jedoch die 2%-ige Gelatinelösung zusätzlich 0,4
Mol Silbernitrat pro Liter enthält. Nach dem Einfliessen der Komplexlösung erhält
man eine ausserordentlich feinkörnige Emulsion, deren Teilchen eine Grösse zwischen
0,07 und 0,50µm aufweisen. Fig. 2 zeigt das entsprechende elektronenmikroskopische
Bild.
[0067] Nach Einstellung des pH-Wertes auf 6,0 und des pAg-Wertes auf 7,5 wird die so behandelte
Emulsion auf einen transparenten Polyesterträger mit einer Schichtdicke entsprechend
einem Flächengewicht von 2,5 g Silber und 3,0 g Gelatine pro m vergossen. Eine Probe
des beschichteten Films wird wie im Beispiel 2 angegeben belichtet und entwickelt.
Man erhält die folgenden sensitometrischen Daten:

Beispiel 6:
[0068] Beispiel 5 wird wiederholt, wobei jedoch die silbernitrathaltige Gelatinelösung der
vorgelegten Komplexlösung zugegeben wird. Man erhält eine Emulsion mit Kristallen
im Grössenbereich von 0,1 bis 1,6 µm
Beispiel 7:
[0069] Beispiel 2 wird wiederholt, wobei jedoch zur wässrigen 27-igen Gelatinelösung noch
0,3 Mol/Liter Ammoniumbromidlösung zugefügt werden. Die Dekomplexierung erfolgt dadurch
langsamer,und man erhält entsprechend eine etwas grobkörnigere Emulsion mit Teilchen
im Grössenbereich zwischen 0,10 und 0,95 um.
[0070] Die Emulsion wird, wie im Beispiel 2 beschrieben, auf einen transparenten Polyesterfilm
vergossen und getrocknet. Eine Probe des begosse-- nen und getrockneten Films wird
durch einen Stufenkeil mit 7500 lux sec belichtet und dann gemäss Beispiel 2 entwickelt.
Man erhält folgende sensitometrischen Werte:

Beispiel 8:
[0071] In diesem Beispiel enthält die zur Zersetzung des Komplexes verwendete Gelatinelösung
als modifizierende Substanz ein lösliches Halogenid, welches von dem zur Komplexbildung
verwendeten Halogenid verschieden ist.
[0072] Die gemäss Beispiel 1 hergestellte Komplexlösung wird dazu, ähnlich wie im Beispiel
2 beschrieben, innerhalb von 10 Minuten in 1000 ml einer 2%-igen Gelatinelösung gegossen,
welche pro Liter 0,05 Mol Kaliumjodid enthält. Die Mischtemperatur wird auf 40°C gehalten,
und das Rührwerk auf 5500 U/min eingestellt. Nach einer weiteren Minute Rühren wird
der pH-Wert auf 3,8 eingestellt, und das Silberhalogenid gemäss Beispiel 2 ausgeflockt
und gewaschen und schliesslich in frischer Gelatine redispergiert. Der Durchmesser
der Silberhalogenidkristalle liegt zwischen 0,06 und 0,60 pm.
Beispiel 9:
[0073] 22,2 g trockenes Silberchlorid und 37,1 g trockenes Lithiumchlorid werden gemäss
Beispiel 1 in 250 ml NMF gelöst. Man erhält so eine Komplexlösung, die 0,62 Mol Silberchlorid
und 3,5 Mol Lithiumchlorid pro Liter Lösung enthält. Man giesst diese Lösung in gleichmässigem
Strahl innerhalb 60 Sekunden in 1000 ml einer 1%-igen wässrigen Gelatinelösung. Die
experimentellen Bedingungen und die Weiterbehandlung der entstehenden Silberchloridemulsion
sind in Beispiel 2 beschrieben. Das ausgeflockte und gewaschene Silberhalogenid wird
wie zuvor beschrieben in Gelatinelösung redispergiert.
[0074] Fig. 3 zeigt eine elektronenmikroskopische Aufnahme der erhaltenen Emulsion. Die
Kristalle besitzen einen Durchmesser zwischen 0,1 und 0,50 µm
Beispiel 10:
[0075] 58,7 g Silberjodid und 18,1 g Ammoniumjodid werden gemäss Beispiel 1 in 250 ml NMF
gelöst. Man erhält eine Komplexlösung, die pro Liter 1 Mol Silberjodid und 0,5 Mol
Ammoniumjodid enthält.
[0076] Man giesst diese Lösung innerhalb 60 Sekunden in 1000 ml einer 2 %igen wässrigen
Gelatinelösung, wobei die gleichen experimentellen Bedingungen_eingehalten werden
wie in Beispiel 2.
[0077] Fig. 4 zeigt eine elektronenmikroskopische Aufnahme dieser Emulsion. Die Kristalle
besitzen einen Durchmesser zwischen 0,05 und 0,25 µm
Beispiel 11:
[0078] 28,2 g Silberbromid und 13,7 g Ammoniumbromid werden in 100 ml DMF gelöst. Man erhält
eine Komplexlösung, die 1,5 Mol Silberbromid und 1,4 Mol Ammoniumbromid pro Liter
enthält.
[0079] Diese Lösung wird gemäss Beispiel 2 innerhalb 60 Sekunden in 400 ml einer wässrigen
27-igen Gelatinelösung in gleichmässigem Strahl zugegeben.
[0080] Die Weiterverarbeitung der Emulsion erfolgt ebenfalls gemäss Beispiel 2. Nach Einstellen
des pH-Wertes auf 6,0 und des pAg-Wertes auf 7,5 wird die Emulsion auf eine transparente
Polyesterunterlage mit einer Schichtdicke, die einem Auftrag von 2,2 g Silber und
3,0 g Gelatine pro m
2 entspricht, vergossen. Nach der Trocknung wird ein Muster des begossenen Materials
hinter einem Stufenkeil mit 120.000 lux sec belichtet und danach wie im Beispiel 2
entwickelt. Man erhält die folgenden sensitometrischen Daten:

[0081] Die Silberhalogenidkristalle besitzen einen Durchmesser von 0,08 bis 0,82 µm
Beispiel 12:
[0082] In 100 ml DMS werden 28,2 g Silberbromid und 18,6 g Ammoniumbromid gemäss Beispiel
1 gelöst. Man erhält eine Komplexlösung, die pro Liter 1,5 Mol Silberbromid und 1,9
Mol Ammoniumbromid enthält. Die Lösung wird gemäss Beispiel 2 innerhalb 60 Sekunden
in 400 ml einer wässrigen 2%-igen Gelatinelösung in gleichmässigem Strahl zugegeben.
Man erhält eine Emulsion, deren Kristalle von kubischer und oktaedrischer Form sind
und einen Durchmesser zwischen 0,13 und 1,1 µm besitzen.
[0083] Man verarbeitet gemäss Beispiel 2 und vergiesst auf einem Polyesterträger zu einer
Schicht, die pro m
2 3,3 g Silber und 3,5 g Gelatine aufweist. Nach der Trocknung wird eine Probe des
beschichteten Trägers durch einen Stufenkeil mit 2000 lux sec belichtet und gemäss
Beispiel 2 entwickelt. Man erhält folgende sensitometrischen Daten:

Beispiel 13:
[0084] 20,1 g Silberchlorid und 8,5 g Lithiumchlorid werden in 100 ml DMS gelöst. Die Komplexlösung
enthält 1,4 Mol Silberchlorid und 2 Mol Lithiumchlorid pro Liter.
[0085] Diese Lösung wird innerhalb 60 Sekunden zu 400 ml einer 2%-igen wässrigen Gelatinelösung
in gleichmässigem Strahl zugefügt. Man verarbeitet die entstandene Emulsion gemäss
Beispiel 2 und erhält schliesslich eine Emulsion mit kubischen Kristallen, deren Kantenlänge
zwischen 0,15 und 0,75 µm misst.
[0086] Nach Einstellung des pH-Wertes auf 6,0 und des pAg-Wertes auf 7,5 wird eine Schicht
auf eine Polyesterunterlage vergossen, die 2,7 g Silber und 3,0 g Gelatine pro m enthält.
[0087] Eine getrocknete Probe des beschichteten Materials wird hinter einem Stufenkeil mit
20.000 lux sec belichtet und anschliessend wie in Beispiel 2 entwickelt. Man erhält
dabei folgende sensitometrischen Werte:

Beispiel 14:
[0088] 24,4 g Silberbromid und 19,6 g Ammoniumbromid werden in 100 ml DMA gemäss Beispiel
1 gelöst. Man erhält eine Komplexlösung, die pro Liter 1,3 Mol Silberbromid und 1,98
Mol Ammoniumbromid enthält.
[0089] Die Lösung wird gemäss Beispiel 2 innerhalb 60 Sekunden in 400 ml einer wässrigen
2%-igen Gelatinelösung in gleichmässigem Strahl eingerührt. Man stellt, nach Weiterverarbeitung
gemäss Beispiel 2, auf einen pH-Wert von 6,0 und einen pAg-Wert von 7,5 ein. Die Emulsion
enthält Kristalle mit einem Durchmesser von 0,15 bis 0,90 um.
[0090] Man vergiesst die Lösung schliesslich auf einen Polyesterträger, so dass das Flächengewicht
3,3 g Silber und 3,4 g Gelatine pro m
2 beträgt. Eine getrocknete Probe wird durch einen Stufenkeil mit 3750 lux sec belichtet
und gemäss Beispiel 2 entwickelt. Man erhält folgende sensitometrischen Daten:

Beispiel 15:
[0091] 9,4 g Silberbromid und 26,9 g Ammoniumbromid werden in 250 ml NMA gelöst. Man erhält
eine Komplexlösung, die 0,2 Mol Silberbromid und 1,1 Mol Ammoniumbromid pro Liter
enthält. Zur Herstellung einer Emulsion giesst man die Lösung innerhalb 60 Sekunden
in 1000 ml einer wässrigen, 0,25% Gelatine enthaltenden Lösung.
[0092] Fig. 5 zeigt eine elektronenmikroskopische Aufnahme der nach Aufbereitung gemäss
Beispiel 2 erhaltenen Emulsion. Die Kristalle besitzen einen Durchmesser von 0,05
bis 0,55 µm
Beispiel 16:
[0093] in 100 ml HMPT werden 9,4 g Silberbromid und 9,8 g Ammoniumbromid gelöst. Die Komplexlösung
enthält 0,5 Mol Silberbromid und 1,0 Mol Ammoniumbromid pro Liter. Diese Lösung wird
innerhalb 60 Sekunden zu 400 ml einer wässrigen, 1%-igen Gelatinelösung in gleichmässigem
Strahl zugefügt. Nach der Verarbeitung gemäss Beispiel 2 erhält man eine Emulsion,
deren Kristalle Durchmesser zwischen 0,05 und 0,55 µm besitzen.
Beispiel 17:
[0094] In 100 ml NHP werden 9,4 g Silberbromid und 9,8 g Ammoniumbromid gelöst. Die Komplexlösung
enthält 0,5 Mol Silberbromid und 1,0 Mol Ammoniumbromid pro Liter. Die Dekomplexierung
erfolgt durch Eingiessen in
[0095] 400 ml einer 2%-igen wässrigen Gelatinelösung innerhalb 3 Minuten. Nach der Verarbeitung
gemäss Beispiel 2 erhält man eine Emulsion mit Kristallen, deren Durchmesser zwischen
0,1 und 0,6 um liegen.
Beispiel 18:
[0096] 5,6 g Silberbromid und 3,6 g Ammoniumbromid werden in 100 ml TMU gelöst. Die Komplexlösung
enthält 0,3 Mol Silberbromid und 0,37 Mol Ammoniumbromid pro Liter. Die Lösung wird
innerhalb 2 1/2 Minuten zu 400 ml einer 0,5%-igen wässrigen Gelatinelösung in gleichmässigem
Strahl zugefügt.
[0097] Die entstehende Silberbromidemulsion wird gemäss Beispiel 2 weiterverarbeitet. Die
Emulsion enthält kubische Silberbromidkristalle mit einer Kantenlänge von 0,04 bis
0,40 µm
Beispiel 19:
[0098] Man stellt eine Lösung her, die pro Liter 93,9 g (0,50 Mol) Silberbromid und 143
g (1,77 Mol) Bromwasserstoff in einem Gemisch von 80% NMF und 20% Wasser enthält.
100 ml dieser Lösung lässt man innerhalb 60 Sekunden in 400 ml einer 1%-igen wässrigen
Gelatinelösung einfliessen. Nach Weiterverarbeitung gemäss Beispiel 2 erhält man eine
Emulsion mit Kristallen mit einem Durchmesser von 0,05 bis 0,65 µm
Beispiel 20:
[0099] Es werden 5 verschiedene Komplexlösungen in NMF zu je 250 ml hergestellt, die je
1,0 Mol gemischtes Silberbromid/jodid und 1,8 Mol Ammoniumbromid pro Liter enthalten,
wobei das Molverhältnis von Silberbromid: Silberjodid in der Lösung zwischen 99:1
und 80:20 variiert wird. Die Zusammensetzung der Kristalle kann jedoch von derjenigen
der Lösung variieren.
[0100] Diese Lösungen werden unter den in Beispiel 2 beschriebenen Bedingungen mit je 1000
ml einer 2%-igen Gelatinelösung vermischt. Nach Weiterverarbeitung gemäss Beispiel
2 erhält man 5 verschiedene Emulsionen mit Teilchengrössen gemäss der folgenden Tabelle
5.
[0101] Tabelle 5: Teilchengrössen von Silberbromid/jodidkristallen in Abhängigkeit von Bromid/Jodid-Verhältnis.
Zusammensetzung der Kristalle

[0102] Das Verhältnis Brom : Jod in den Kristallen wird mit Hilfe der Röntgenfluoreszenz-Methode
bestimmt.
Beispiel 21:
[0103] 44,8 g Silberbromid, 2,64 g Silberjodid und 44,1 g Ammoniumbromid werden in 250 ml
NMF gelöst. Man erhält eine Komplexlösung, die pro Liter 0,955 Mol Silberbromid, 0,045
Mol Silberjodid und 1,8 Mol Ammoniumbromid enthält. Wie im Beispiel 2 beschrieben
wird diese Lösung in 1000 ml einer 2%-igen wässrigen Gelatinelösung eingetragen, die
pro Liter 17 g (1,0 Mol) Ammoniak enthält, und anschliessend weiterverarbeitet.
[0104] Man erhält eine Emulsion mit oktaedrischen Kristallen, die einen Durchmesser von
0,15 bis 0,80µm besitzen. Nach Einstellung des pH-Wertes auf 6,0 und des pAg-Wertes
auf 7,5 beschichtet man einen transparenten Polyesterfilm, so dass das Flächengewicht
2,8 g Silber und 3,3 g Gelatine pro m
2 beträgt.
[0105] Vom getrockneten Material wird eine Probe hinter einem Stufenkeil mit 2000 lux sec
belichtet und danach gemäss Beispiel 2 entwickelt. Man erhält die folgenden sensitometrischen
Werte:

Beispiel 22:
[0106] Man stellt 250 ml einer Komplexlösung in NMF her, die pro Liter 179,35 g (0,955 Mol)
Silberbromid, 10,56 g (0,045 Mol) Silberjodid, 176,33 g (1,8 Mol) Ammoniumbromid und
34 ml NH
3 25% (0,44 Mol) Ammoniak enthält.
[0107] Diese Lösung wird wie im Beispiel 2 beschrieben mit 1000 ml einer 2%-igen Gelatinelösung
innerhalb 60 Sekunden vermischt und danach weiterverarbeitet.
[0108] Man erhält eine Emulsion von Silberbromidjodidkristallen mit einem Durchmesser von
0,08 bis 0,65 um. Nach der Ostwald-Reifung (40 Minuten bei 40°C) wachsen die Kristalle
auf Durchmesser zwischen 0,2 und 1,4 µm an. Fig. 6 zeigt eine elektronenmikroskopische
Aufnahme der Emulsion nach beendeter Ostwald-Reifung.
[0109] Nach der Ausflockung und Redispersion gemäss Beispiel 2 wird der pH-Wert auf 6,0
und der pAg-Wert auf 7,5 eingestellt, und die Emulsion anschliessend auf eine transparente
Polyesterunterlage vergossen. Eine Probe des beschichteten und getrockneten Materials
wird unter einem Stufenkeil mit 20.000 lux sec belichtet, dass gemäss Beispiel 2 entwickelt.
Man erhält folgende sensitometrische Werte:

Beispiel 23:
[0110] Man löst in 100 ml NMF 56,34 g (0,3 Mol) Silberbromid, 43,00 g Silberchlorid (0,3
Mol) und 127,2 g (3,0 Mol) Lithiumchlorid.
[0111] Diese Lösung wird innerhalb 1/2 Minuten mit einer 1%-igen wässrigen Gelatinelösung
vermischt und gemäss Beispiel 2 weiterverarbeitet. Man erhält eine Emulsion mit kubischen
Kristallen, die eine Kantenlänge von 0,15 bis 0,45 pm aufweisen.
[0112] Mit Hilfe der Röntgenfluoreszenzspektroskopie kann der Gehalt der Kristalle zu 48,3
Mol % Silberbromid und 51,7 Mol % Silberchlorid bestimmt werden.
Beispiel 24:
[0113] 250 ml der gemäss Beispiel 1 hergestellten NMF-Lösung, die 1,0 Mol/ Liter Silberbromid
und 1,8 Mol/Liter Ammoniumbromid enthält, und 225 ml einer 2-molaren wässrigen Lösung
von Silbernitrat werden mittels einer mit zwei Einlaufdüsen ausgestatteten Apparatur
gleichzeitig zu 500 ml einer 4%-igen wässrigen Gelatinelösung zugefügt. Während des
ganzen Einlaufvorganges wird die Temperatur auf 50°C gehalten. Die Einlaufgeschwindigkeit
beträgt während der ersten 15 Minuten 100 ml/h; später wird auf 400 ml/h gesteigert.
Das Verhältnis der Einlaufgeschwindigkeit beider Lösungen wird während des ganzen
Vorganges so geregelt, dass ein pAg-Wert von 6,5 aufrechterhalten wird.
[0114] Nach beendeter Fällungsoperation wird wie im Beispiel 2 ausgeflockt, gewaschen und
in frischer Gelatinelösung redispergiert. Man erhält eine Emulsion mit kubischen Kristallen,
deren Kantenlängen von 0,1 bis 0.6 um betragen.
Beispiel 25:
[0115] Dieses Beispiel betrifft die Verwendung eines synthetischen Polymeren anstelle von
Gelatine bei der Emulsionsbildung.
[0116] 100 ml einer Komplexlösung in NMF, die pro Liter 0,95 Mol Silberbromid und 1,8 Mol
Ammoniumbromid enthält, wird innerhalb 3 Minuten zu 400 ml einer wässrigen Lösung,
die 1% Polyvinylpyrrolidon enthält, in gleichmässigem Strahl zugefügt. Die Temperatur
beträgt dabei 40°C.
[0117] Nach beendetem Dekomplexierungsvorgang kühlt man auf 20°C und zentrifugiert. Die
von der überstehenden Flüssigkeit abgetrennten Kristalle werden zweimal mit Wasser
gewaschen und dann in einer 5,8%-igen Gelatinelösung redispergiert. Die Kristalle
weisen einen Durchmesser von 0.07 bis 0.55 um auf.
Beispiel 26:
[0118] 250 ml einer gemäss Beispiel 1 hergestellten komplexen Silberbromidlösung in NMF
werden innerhalb 60 Sekunden unter kräftigem Rühren bei 40°C zu 1000 ml Wasser zugefügt.
Man lässt die entstehenden Kristalle während 5 Minuten bei 25°C sedimentieren, giesst
die überstehende Lösung ab und wäscht zweimal mit Wasser. Das Sediment wird schliesslich
in einer 5,8% Gelatine enthaltenden wässrigen Lösung aufgenommen und während einiger
Minuten unter kräftigem Rühren dispergiert. Man erhält eine Emulsion, deren Kristalle
einen Durchmesser von 0,6 bis 2,1 pm aufweisen.
Beispiel 27:
[0119] Man stellt gemäss Beispiel 1 eine hochkonzentrierte Komplexlösung von 1,8 Mol Silberbromid
und 2,7 Mol Ammoniumbromid in 1 1 NMF her. 500 ml dieser Lösung werden unter den Versuchsbedingungen
gemäss Beispiel 2 in 2000 ml einer 2%-igen wässrigen Gelatinelösung eingerührt. Man
erhält nach Ausflocken, Waschen und Redispergieren gemäss Beispiel 2 eine Emulsion
mit Kristallen von 0,15 bis 1,3 µm Durchmesser.
[0120] Man stellt den pH-Wert auf 6,8 und den pAg-Wert auf 7,4 ein und unterwirft die Emulsion
bei 54°C einer chemischen Reifung in Gegenwart von 9,0 mg Natriumthiosulfat und 12,0
mg Ammonium-Aurothiocyanat. Zur Verfolgung des Reifungsverlaufes werden nach 20, 50,
80, 110 und 140 Minuten Proben entnommen.
[0121] Nach der Reifung wird der pH-Wert jeder Probe auf 6,0 und der pAg-Wert auf 7,5 eingestellt;
danach vergiesst man die Emulsion auf eine transparente Polyesterunterlage, so dass
das Flächengewicht 3,9 g Silber und 4,4 g Gelatine pro m beträgt.
[0122] Nach erfolgter Trocknung wird je eine Probe des beschichteten Materials hinter einem
Stufenkeil mit 1000 lux sec belichtet und danach gemäss Beispiel 1 entwickelt.
[0123] Der Verlauf der chemischen Reifung kann an den sensitometrischen Werten gemäss der
nachfolgenden Tabelle 6 abgelesen werden.

[0124] Die erhaltenen sensitometrischen Werte sind vergleichbar mit denjenigen einer konventionell
hergestellten Emulsion von ähnlicher Korngrösse.
Beispiel 28:
[0125] 1000 ml einer komplexen Lösung in NMF, enthaltend 0,95 Mol/Liter Silberbromid und
1,8 Mol/Liter Ammoniumbromid werden innerhalb 3 Minuten zu 4000 ml einer wässrigen
2%-igen Gelatinelösung bei 40°C in gleichmässigem Strahl zugefügt. Eine Minute nach
Beendigung des Zulaufs wird die Temperatur auf 55°C erhöht. 8 ml einer 1-molaren Lösung
von Ammoniak werden zugefügt. Man lässt während 10 Minuten unter weiterem Rühren bei
55°C physikalisch reifen. Danach wird der pH-Wert auf 3,7 gesenkt, und die Emulsion
gemäss Beispiel 2 ausgeflockt, gewaschen und redispergiert. Der Durchmesser der Kristalle
beträgt nach der physikalischen Reifung zwischen 0,2 und 1, 3 pm.
[0126] Als weitere Operation wird die Emulsion nun nach Einstellung des pAg-Wertes auf 7,8
einer chemischen Reifung wie im vorhergehenden Beispiel 27 unterworfen. Die sensitometrischen
Werte finden sich in der nachfolgenden Tabelle 7.

Beispiel 29:
[0127] Die im Beispiel 2 verwendeten Ausgangslösungen werden mit Zuflussgeschwindigkeiten
von 375 ml/h bzw. 1600 ml/h mittels je einer Pumpe gleichzeitig einem statischen Mischer
zugeführt. Die Temperatur der zufliessenden Lösungen und die Temperatur im Mischer
werden auf 40°C gehalten.
[0128] Die aus dem Mischer austretende Emulsion wird gemäss Beispiel 2 weiterbehandelt.
Sie enthält danach Kristalle mit einem Durchmesser von 0,15 bis 1,40 um.
[0129] Der für die kontinuierliche Vermischung der beiden Komponenten verwendete statische
Mischer besteht aus einem Rohr von 10 cm Länge und 10 mm Innendurchmesser, welcher
in seinem Innern eine Anzahl von spiraligen, um einen Kern angeordneten Umlenkelementen
aufweist. Die Aufenthaltszeit der Lösungen im Mischrohr beträgt bei.der angegebenen
Pumpgeschwindigkeit etwa 8 Sekunden.
Beispiel 30:
[0130] Auf einem Polyesterträger wird eine Schicht von 8 g/m
2 gehärteter Gelatine aufgegossen und getrocknet.
[0131] In einem Gemisch von 83 % N-Methylformamid und 17 % Wasser stellt man eine Komplexlösung
her, die pro Liter 0,42 Mol Silberbromid und 2,17 Mol Ammoniumbromid enthält.
[0132] Der beschichtete Polyesterträger wird nun während 4 Minuten bei Zimmertemperatur
in die Komplexlösung getaucht, dann abgewischt und schliesslich in Wasser getaucht.
[0133] Eine mikroskopische Untersuchung der Gelatineschicht zeigt, dass sich bei diesem
Verfahren Silberbromidkristalle mit einer Grösse zwischen 0,05 und 1,2 µm gleichmässig
verteilt in der Gelatineschicht abgeschieden haben.
Grössenverteilung der Silberhalogenidkristalle
[0134]

Vergleicht man die obigen Grössenverteilungen, so stellt man fest, dass durch den
Zusatz von Ammoniumbromid zum Verdünnungsmittel das Teilchengrössenspektrum verbreitert,
hingegen durch den Zusatz von Silberjodid und in etwas geringerem Mass auch durch
den Zusatz von Silbernitrat verengt wird.
[0135] In der nachfolgenden Tabelle 9 ist die Teilchengrössenverteilung für zwei weitere
Emulsionen aus den Beispielen 12 und 21 angegeben. Bei der ersteren handelt es sich
um reines Silberbromid, das aus einer Lösung in Dimethylsulfoxid ausgefällt wird,
bei der zweiten um Silberbromidjodid, das aus einer Lösung in N-Methylformamid ausgefällt
wird. Auch bei diesem Vergleich wird das engere Teilchengrössenspektrum der jodidhaltigen
Emulsion deutlich.

Beispiel 31:
[0136] Gemäss Beispiel 1 wird eine Lösung von 47 g Silberbromid und 44,1 g Ammoniumbromid
in 250 ml
NMF hergestellt. Die Komplexlösung enthält pro Liter 1,0 Mol Silberbromid und 1,8 Mol
Ammoniumbromid. Zu dieser Lösung gibt man während 5 Minuten 1 1 einer 0,01 molaren
Silbersulfidsuspension in einer 2%-igen wässrigen Gelatinelösung. Die Grösse der Silbersulfidkristalle
beträgt etwa 0,3 um. Die Temperatur der Komplexlösung und der Suspension ist zuvor
auf 40°C eingestellt worden. Während des Mischvorganges wird mit einem hochtourigen
Rührwerk (5500 U/min) kräftig gerührt. Danach rührt man mit der halben Umdrehungszahl
noch weitere 2 Minuten, wobei die Temperatur auf 40°C gehalten wird. Die erhaltene
Emulsion wird dann gemäss Beispiel.2 weiter verarbeitet. Die Grösse der Silberbromidkristalle
liegt in einem Bereich von 0,6 bis 1,2 µm
[0137] Die Emulsion wird gemäss Beispiel 27 60 Minuten lang chemisch gereift und anschliessend
auf einen Polyesterträger vergossen und getrocknet. Die nach Belichtung und Entwicklung
dieses Materials (siehe Beispiel 27) ermittelten sensitometrischen Daten zeigen, dass
die Emulsion einerseits stark desensibilisiert ist, andererseits aber einen grösseren
Reziprozitätsfehler beim Belichten mit Lichtquellen geringer Intensität aufweist.
Die Emulsion ist somit für die Herstellung von direkt-positiven und sog. bright-light-Materialien
geeignet.
Beispiel 32:
[0138] 250 ml einer gemäss Beispiel 31 hergestellten Komplexlösung wird mit 6 mg Na RhCl
6· 12H20 versetzt. Dies entspricht einem Verhältnis von 4,1 mg Rhodium pro 1 Mol Silber.
Die Lösung wird gemäss Beispiel 2 zu 1 1 einer 2%igen Gelatinelösung zugegeben. Nach
Ausflocken, Waschen und Redispergieren (siehe Beispiel 2) erhält man eine Emulsion,
deren Kristalle eine Grösse von 0,10 bis 0,85 µm aufweisen.
[0139] Der pH-Wert der Emulsion wird auf 6,8, der pAg-Wert auf 8,0 eingestellt. Danach wird
die Emulsion gemäss Beispiel 27 60 Minuten lang chemisch gereift, auf einen Polyesterträger
gegossen und getrocknet. Nach Belichtung und Entwicklung des Materials gemäss Beispiel
27 erhält man die in Tabelle 10 zusammengestellten sensitometrischen Daten.
[0140] Eine zweite Emulsion wird wie oben beschrieben hergestellt, jedoch mit dem Unterschied,
dass kein Zusatz an Rhodiumsalz verwendet wird. Die mit dieser Emulsion erhaltenen
sensitometrischen Werte sind aus Tabelle 10 ersichtlich.

[0141] Die das Rhodiumsalz enthaltende Emulsion ist stark desensibilisiert. Sie kann in
Gegenwart eines Reduktionsmittels verschleiert werden. Nach Zugabe eines Sensibilisators
der Formel

erhält man eine direkt positive Emulsion mit erhöhter Empfindlichkeit.
1. Verfahren zur Herstellung photographischer Silberhalogenidemulsionen, dadurch gekennzeichnet,
dass man einen in einem organischen Lösungsmittel gelösten Silberhalogenidkomplex
der Formel

worin E Wasserstoff, ein Alkalimetall oder Ammonium und Z ein zweiwertiges Metall
der 2. Hauptgruppe oder der 8. Nebengruppe des Periodensystems bedeutet, X
1, X
2 und X
3 unabhängig voneinander Halogen oder Pseudohalogen sind, und die Indizes p, q, m,
n
1, n
2 und n
3 die Bedingungen



und

erfüllen, gegebenenfalls in Gegenwart eines Schutzkolloides, mit einem Medium zusammenbringt,
in dem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil 1 2 ist und zerfällt, gegebenenfalls
die löslichen Verbindungen EX
1, EX ,
EX3,

und/oder

vom ausgefallenen Silberhalogenid abtrennt, gegebenenfalls ein Silberhalogenidbindemittel
zugibt und die physikalische und/oder chemische Reifung durchführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Medium eine auf einen
Träger vergossene Bindemittelschicht ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Medium ein Lösungsmittel
ist, in welchem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Lösungsmittel, in welchem
der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist, Wasser und/oder ein Lösungsmittel aus
der Gruppe Alkohole, Glykole, Ester, Acetale, Aether und Ketone, oder ein gegebenenfalls
Wasser enthaltendes Gemisch solcher Lösungsmittel ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Silberhalogenidkomplex
in einem organischen, aprotischen oder amphiprotischen, mit Wasser mindestens teilweise
mischbaren Lösungsmittel, in welchem der Komplex eine Löslichkeitskonstante (log Ks2) grösser als -4,5 besitzt, oder in einem gegebenenfalls Wasser enthaltenden Gemisch
solcher Lösungsmittel gelöst ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Komplexlösung
und/oder das Lösungsmittel, in.welchem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist,
Verbindungen enthält, die die Form und/oder die Grössenverteilung der auszufällenden
Silberhalogenide modifizieren.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die modifizierenden Verbindungen
in Form kleiner, unlöslicher Partikel vorliegen und Kristallisationszentren für Silberhalogenidkristalle
sind.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die modifizierende Verbindung
ein Silberkomplexbildner, ein lösliches Silbersalz, ein lösliches Halogenid, eine
als Schutzkolloid wirkende oberflächenaktive Verbindung oder eine in organischen,
aprotischen oder amphiprotischen Lösungsmitteln lösliche hochmolekulare Verbindung
ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Komplexlösung
oder das Lösungsmittel, in welchem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist, ein
Schwermetall enthält, welches im Gitter des entstehenden Silberhalogenids eingelagert
werden kann.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 3 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass man die Komplexlösung
in das gegebenenfalls die modifizierenden Verbindungen enthaltende Lösungsmittel,
in welchem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist, mit begrenzter Geschwindigkeit
unter gleichzeitiger Vermischung einfliessen lässt.
11. Verfahren nach den Ansprüchen 3 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass man das gegebenenfalls
die modifizierenden Verbindungen enthaltende Lösungsmittel, in welchem der Silberhalogenidkomplex
nicht stabil ist, in die Komplexlösung mit begrenzter Geschwindigkeit unter gleichzeitiger
Vermischung einfliessen lässt.
12. Verfahren nach den'Ansprüchen 3 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass man die Komplexlösung
und das gegebenenfalls die modifizierenden Verbindungen enthaltende Lösungsmittel,
in welchem der Silberhalogenidkomplex nicht stabil ist, kontinuierlich unter gleichzeitiger
Vermischung zusammenfliessen lässt.
13. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Abtrennung des Silberhalogenids
von gelösten Salzen durch Dekantieren, Zentrifugieren, Ausflocken, Nudelwaschen, Dialysieren
oder Ultrafiltrieren erfolgt.
14. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das für die Redispergierung
verwendete Bindemittel Gelatine, gegebenenfalls zusammen mit weiteren hochmolekularen
Verbindungen natürlicher oder synthetischer Herkunft ist.
15. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass man die gegebenenfalls
von löslichen Salzen befreite und gereifte Silberhalogenidschicht spektral sensibilisiert.
16. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man spektrale Sensibilisatoren,
Desensibilisatoren, Stabilisatoren und/oder UV-Absorber vor der Ausfällung des Silberhalogenids
in der Komplexlösung und/oder in dem Lösungsmittel, in dem der Silberhalogenidkomplex
nicht stabil ist, löst.
17. Die nach einem der Ansprüche 1 bis 16 erhaltene photographische Silberhalogenidemulsion.
18. Die mit einer Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 17 hergestellten photographischen
Materialien.