[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Garnspulen in stufenweiser
Präzisionswicklung bei konstanter Garnzuführgeschwindigkeit und konstanter Spulenumfangsgeschwindigkeit
durch stufenweise Änderung des Spulverhältnisses, sowie eine Vorrichtung zur Herstellung
von Garnspulen in stufenweiser Präzisionswicklung bei konstanter Garnzuführgeschwindigkeit
durch Antrieb der Spule an ihrem Umfang mittels einer Treibwalze, deren Umfangsgeschwindigkeit
für den gesamten Spulenaufbau konstant ist, sowie Verlegung des Fadens mittels eines
Changierfadenführers, dessen Antrieb in Abhängigkeit von der Spulendrehzahl so geregelt
wird, daß das Spulverhältnis über eine Aufbauphase hinweg konstant ist, dieses jedoch
über den gesamten Spulenaufbau mehrmals in Sprüngen geändert wird.
[0002] Die Herstellung von Vorgarnen, Spinnfasergarnen und Filamentgarnen erfolgt üblicherweise
mit konstanter Abliefergeschwindigkeit; das bedingt, daß die Garne auch mit konstanter
Geschwindigkeit aufgewunden werden müssen. Es gibt dafür Systeme, wie z.B. eine Spindel
mit Ring und Ringläufer oder auch Flyer, bei denen mit der Aufwindung gleichzeitig
auch eine Drehungserteilung verbunden ist, aber auch reine Spulsysteme, die drehungsfrei
aufwinden. Bei den reinen Spulsystemen werden zwei grundsätzlich verschiedene Verfahren
des Spulenaufbaues angewandt, nämlich die Präzisionswicklung und die wilde Wicklung.
[0003] Bei der Präzisionswicklung bildet die Spulendrehzahl und die Anzahl der Doppelhübe
des Changierfadenführers ein festes Verhältnis, das sog. Spulverhältnis. Je nach Höhe
dieses Spulverhältnisses, lassen sich Spulen in Parallelwicklung, bei der sich der
Changierfadenführer bei einer Umdrehung der Spule etwa um die Garnstärke verschiebt,
oder auch Spulen mit mehr oder weniger stark verkreuzten Garnlagen herstellen. Dabei
kann das Garn ganz nach den individuellen Erfordernissen z.B.- Lage gewunden werden,
man kann aber auch die Umkehrstellen an den Stirnflächen der Spule möglichst gleichmäßig
über den Spulenumfang verteilen. Präzisionsgewickelte Spulen können deshalb optimal
an die speziellen Anforderungen des Spulgutes bzw. dessen Verwendung angepaßt werden.
[0004] Bei der wilden Wicklung wird die Spule an ihrem Umfang mittels einer Treibwalze mit
konstanter Umfangsgeschwindigkeit angetrieben. Die Changierbewegung ist mit der Drehung
der Treibwalze gekoppelt und erfolgt mit konstanter Frequenz. Man erhält damit eine
nur vom Verhältnis dieser beiden Größen abhängige und deshalb über den gesamten Spulenaufbau
konstante Fadenverkreuzung.
[0005] Infolge des mit konstanter Umfangsgeschwindigkeit erfolgenden Spulenantriebes, ist
die wilde Wicklung ideal zum Aufwinden von Garnen, die mit konstanter Geschwindigkeit
zugeliefert werden. Es ändert sich dabei allerdings laufend das Spulverhältnis. Bei
ganzzahligen Werten für das Spulverhältnis - dies ist in der Regel über den Spulenaufbau
mehrmals der Fall - wird das Garn in mehreren Lagen in derselben Windung übereinander
abgelegt. Dieser Vorgang wird auch als Bild oder Spiegelwicklung bezeichnet. Derart
abgelegte Windungen sind verhältnismäßig locker und neigen, besonders bei glatten
Filamentgarnen, zu instabilem Spulenaufbau. Dies kann beim Abarbeiten der Spule zu
großen Schwierigkeiten wegen zu hoher Fadenzugkräfte, abfallenden oder hochschießenden
Lagen, Schlingenbildung usw. führen, was dann letztendlich unnötig hohe Fadenbruchzahlen
gibt.
[0006] Man hat versucht, durch eine Störung der Gleichförmigkeit des Spulenantriebs, z.B.
durch gesteuerte, kurzzeitige Veränderung des Schlupfes zwischen Treibwalze und Spule,
oder auch durch eine Störung der Frequenz der Changierbewegung derartige Bildwicklungen
zu vermeiden. Besonders bei hohen Spulgeschwindigkeiten ist der technische Aufwand
dafür recht beträchtlich und der Erfolg solcher Maßnahmen ist nicht immer voll gewährleistet.
[0007] In der DE-OS 21 65 045 ist z.B. ein Spulverfahren und eine Kreuzspulmaschine für
wilde Wicklung beschrieben, bei der das Spulverhältnis innerhalb nicht ganzzahliger
Verhältnisse gesteuert wird. Man kann damit zwar das Auftreten von Bildwicklungen
vermeiden, die vielfältigen Möglichkeiten der Präzisionswicklung aber nicht erreichen.
[0008] In der DE-OS 29 14 924 ist eine Aufspuleinrichtung für wilde Wicklung beschrieben,
bei der in der Nähe von ganzzahligen Spulverhältnissen der Schlupf des die Changiereinrichtung
antreibenden Asynchronmotors verändert wird, um eine Bildwicklung zu vermeiden. Auch
mit dieser Einrichtung können die Vorteile der Präzisionswicklung nicht erreicht werden.
[0009] Ein Nachteil der Präzisionswicklung ist darin zu sehen, daß die Aufwindegeschwindigkeit
bei konstanter Spulendrehzahl vom jeweiligen Bewicklungsdurchmesser abhängig ist.
Zur Vergleichmäßigung der Spulgenchwindigkeit wird deshalb häufig die Antriebsdrehzahl
der Spule z.B. in Abhängigkeit vom Spulendurchmesser geregelt. Bei konstanter Zuliefergeschwindigkeit
des Garnes zur Spulstelle, ist diese verhältnismäßig einfache Art der Regelung zu
ungenau. Üblich ist es deshalb, die Fadenzugkraft vor der Aufspulung kontinuierlich
zu erfassen und damit die Spulendrehzahl zu regeln. In GB-P 999.185 ist auch eine
Anordnung beschrieben, bei der die Umfangsgeschwindigkeit der Spule erfaßt und über
eine Regelung des Spulenantriebs konstant gehalten wird.
[0010] Der technische Aufwand für diese Regelsysteme ist beachtlich. Bei den hohen Aufwindegeschwindigkeiten
und Spulengewichten wie sie heute z.B. in der Chemiefaserherstellung üblich sind,
ist die Trägheit dieser Regelsysteme zu hoch, um die notwendige Gleichmäßigkeit der
Fadenzugkräfte zu gewährleisten. Auch ist die Beanspruchung des Garnes durch die kontinuierliche
Erfassung der Fadenzugkräfte für manche Anwendungsgebiete nicht mehr tragbar.
[0011] Ein weiterer Nachteil der Präzisionswicklung ist es, daß der Verkreuzungswinkel des
Garnes mit zunehmendem Spulendurchmesser geringer wird. Bei großem Verhältnis der
Durchmesser von voller und leerer Spule kann dies dazu führen, daß die Verkreuzung
auf der Spulenhülse zu steil wird und ein ordentlicher Spulenaufbau dadurch nicht
mehr möglich ist, während bei voller Spule die Verkreuzung so flach wird, daß dadurch
Schwierigkeiten beim Abarbeiten entstehen.
[0012] In Chemiefasern/Textilindustrie vom Juni 1980 wird auf Seite 520 eine Spulmaschine
beschrieben, bei der der Spulenaufbau in einer Präzisionswicklung erfolgt, das Spulverhältnis
jedoch bei vorbestimmbaren Spulendurchmessern durch eine sprunghafte Erhöhung der
Changierfrequenz verändert wird. Ein Nachteil dieser Ausführung ist, daß dabei sowohl
die Drehzahl der Spule, als auch der Changierantrieb getrennt geregelt werden müssen.
[0013] In der DE-AS 19 13 451 ist eine Präzisionskreuzspulmaschine beschrieben, bei der
die Spule an ihrem Umfang angetrieben wird. Die Spulendrehzahl, die sich in Abhängigkeit
vom Spulendurchmesser ändert,wird erfaßt und zur Regelung des Changierantriebs verwendet.
Dabei wird ein vorbestimmtes, konstantes Spulverhältnis eingehalten.
[0014] Eine ähnliche Anordnung wird auch in der DE-OS 20 61 594 beschrieben. Dabei sind
die Nachteile des sich ändernden Verkreuzungswinkels bezüglich der vollen und leeren
Spule nicht beseitigt. Hinzu kommt, daß sich mit dem Verkreuzungswinkel bei konstanter
Umfangsgeschwindigkeit der Spule auch die Aufwindegeschwindigkeit selbst ändert. Dies
führt zwangsläufig zu niedrigeren Fadenzugkräften bei voller werdender Spule; das
heißt, daß die Fadenverdehnung am Anfang der Bewicklung sehr hoch gewählt werden muß.
Bei den heute üblichen Durchmesserverhältnissen von--voller und leerer Spule von etwa
5:1 ist dies praktisch nur noch bei Elastomergarnen möglich.
[0015] In der DE-AS 26 49 780 wird eine Wickelmaschine für Textilgarne beschrieben, bei
der die Spule mittels einer drehzahlgesteuerten Treibwalze an ihrem Umfang angetrieben
wird und die Kehrgewindewelle, in der der Changierfadenführer bewegt wird, ebenfalls
drehzahlgesteuert ist. Beide Drehzahlen werden über elektronische Steuerschaltungen
und Rechner, die u.a. die mathematischen Zusammenhänge zwischen Aufwindegeschwindigkeit,
Umfangsgeschwindigkeit der Spule bzw. Treibwalze und Fadenverlegegeschwindigkeit berücksichtigen,
so geregelt, daß die Differenz zwischen Fadengeschwindigkeit und Aufwindegeschwindigkeit
vorgegeben werden kann. Mit dieser Einrichtung ist die Herstellung von Präzisionsspulen
bei konstanter Zuführgeschwindigkeit und konstanter Fadenzugkraft beim Aufwinden möglich.
Dabei können über den Rechner vorprogrammierte Sprünge im Spulverhältnis durchgeführt
werden, um ungünstige Bereiche der Verkreuzungswinkel bei voller und leerer Spule
zu vermeiden.
[0016] Der technische Aufwand für diese rechnergesteuerten Drehzahlen von Treibwalze und
Kehrgewindewelle ist entsprechend hoch. Damit wird eine wirtschaftlich sinnvolle Anwendung
der beschriebenen Einrichtung erheblich belastet.
[0017] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein wirtschaftlich arbeitendes Verfahren
und eine Vorrichtung zur Herstellung von Spulen zur Verfügung zu stellen, das die
bekannten Nachteile vermeidet..
[0018] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren und eine Vorrichtung, wie sie im kennzeichnenden
Teil der Patentansprüche beschrieben sind.
[0019] Diese Lösung verbindet den Vorteil der wilden Wicklung bezüglich der technisch sehr
einfachen Aufwindung durch Antrieb der Spule an ihrem Umfang mit konstanter Umfangsgeschwindigkeit
mit den Variationsmöglichkeiten der Präzisionswicklung für einen optimalen Spulenaufbau
auf wirtschaftliche Weise.
[0020] Zum Aufspulen von mit konstanter Geschwindigkeit zugeführtem Garn (1) wird die Spule
(2) an ihrem Umfang mittels einer Treibwalze (3) mit konstanter Umfangsgeschwindigkeit
angetrieben. Die Drehzahl der Spule ändert sich dabei in Abhängigkeit vom erreichten
Spulendurchmesser. Zum Aufbau der Spule wird das aufzuwindende Garn mittels eines
Changierfadenführers (4) nach bestimmten Gestzen in axialer Richtung verlegt. Der
Antrieb des Changierfadenführers kann dabei z.B. durch Exzenter, Kurvenscheibe, Kehrgewindewelle,
Nuttrommel oder auch eine, die Drehrichtung wechselnde, Gewindespindel erfolgen.
[0021] Für eine Präzisionswicklung muß die Bewegung des Changierfadenführers so gesteuert
sein, daß einer vollständigen Hin- und Herbewegung immer eine konstante Anzahl von
Umdrehungen der Spule entspricht.
[0022] Entsprechend dem wachsenden Spulendurchmesser geht die Spulendrehzahl zurück. Deshalb
muß der Antrieb des Changierfadenführers mit der Drehung der Spule gekoppelt werden.
Dies geschieht zweckmäßigerweise über eine elektrisches bzw. elektronisches Regelsystem.
Dafür werden heute viele Möglichkeiten angeboten.
[0023] Der prinzipielle Aufbau eines derartigen Regelsystems ist in Fig.2 dargestellt. Dabei
wird die Drehzahl der Spule (2) mittels eines Tachometers (5) analog erfaßt und als
Sollwert in den Regler (7) eingegeben. Ebenso wird die Drehzahl des Antriebsmotors
(10) mittels eines Tachometers (6) analog erfaßt und als Istwert in den Regler (7)
eingegeben. Im Regler werden Soll- und Istwert miteinander verglichen und zur Regelung
der Speisung des Changierfadenführerantriebs (10) verwendet.
[0024] Für den Antrieb des Changierfadenführers kann beispielsweise ein Gleichstrommotor
verwendet werden, wobei der Regler die Motordrehzahl über die Speisespannung im gewünschten
Sinne verändert. Ebenso kann aber auch ein Synchron- oder Asynchronmotor mit einer
Regelung der Frequenz der Speisespannung zur Anwendung kommen.
[0025] Besonders bei niedrigen Changiergeschwindigkeiten, wie sie z.B. bei der Parallelwicklung
zur Anwendung kommen, ist es vorteilhaft, die Drehung der Spule über einen Impulsgeber
zu erfassen und damit einen Schrittmotor anzusteuern, der den Fadenführer antreibt.
[0026] Durch eine sprungweise Änderung des Spulverhältnisses während des Spulenaufbaues
in mehreren Phasen kann die Verkreuzung in für den Spulenaufbau günstigen Grenzen
gehalten werden. Diese Änderung des Spulverhältnisses muß so erfolgen, daßganzzahlige
Spulverhältnisse schneller durchlaufen werden, als ein Bewicklungsspiel dauert. Beim
Sprung von einer Bewicklungsphase mit konstantem Spulverhältnis zur nächsten wird
der Verkreuzungswinkel vergrößert. Gemäß der in Fig.3 aufgezeigten Zusammenhänge erhöht
sich dadurch auch die Aufwindegeschwindigkeit. Durch eine entsprechende Abstufung
dieser Sprünge kann man erreichen, daß diese Änderung der Aufwindegeschwindigkeit
so gering gehalten wird, daß sie sich weder auf die Garneigenschaften noch auf den
Spulenaufbau nachteilig auswirkt. Wie diese Abstufung optimiert wird, ist in den späteren
Beispielen angegeben.
[0027] Die noch tragbare Änderung der Aufwindegeschwindigkeit hängt in hohem Maße von dem
betreffenden Anwendungsfall ab. So wird z.B. beim Aufwinden des Garnes an einer Zwirnmaschine
die Erhöhung der Aufwindegeschwindigkeit von einer Bewicklungsphase zur nächsten keinerlei
Einfluß auf den Spulenaufbau haben, da sich die Fadenzugkraft dabei praktisch nicht
verändert. Die höhere Aufwindegeschwindigkeit wird lediglich die Garndrehung reduzieren.
Hier wäre eine Änderung der Aufwindegeschwindigkeit von weniger als 3% also nocn ohne
nachteiligen Folgen auf die Qualität. Dagegen wird an einer Spinnstreckanlage für
hochfeste, dehnungsarme Garne eine Erhöhung der Aufwindegeschwindigkeit die Fadenzugkraft
beeinflussen. Wird diese zu hoch, so kann sich dies sowohl als Dehnungsschwankung
im Garn bemerkbar machen, als auch den gleichmäßigen Spulenaufbau ungünstig beeinflussen.
Ist die Änderung der-Aufwindegeschwindigkeit jedoch geringer als 0,3%, so liegt diese
im Bereich anderer, nicht vermeidbarer Einflüsse und ist erfahrungsgemäß ohne Bedeutung.
[0028] Bei kleinen Bewicklungsdurchmessern beeinflußt eine Änderung der Fadenzugkraft den
Spulenaufbau weniger stark als bei der vollen Spule. Deshalb ist es vorteilhaft, die
Veränderung der Aufwindegeschwindigkeit bei den letzten Bewicklungsphasen geringer
werden zu lassen.
[0029] Die Höhe des ganzzahligen Anteils des Spulverhältnisses beeinflußt im Zusammenhang
mit dem Spulendurchmesser den Verkreuzungswinkel. Der gebrochene Teil des Spulverhältnisses
ist hauptsächlich von Einfluß auf die Verschiebung der Hubumkehrpunkte am Spulenumfang.
Für einen guten Spulenaufbau ist es wesentlich, daß diese Hubumkehrpunkte in ihrer
Summe am Spulenumfang möglichst gleichmäßig verteilt sind. Gleichzeitig soll aber
auch ihre Reihenfolge möglichst symmetrisch erfolgen, um eine zeitliche Schwerpunktbildung
zu vermeiden.
[0030] Dies wird besonders gut erreicht, wenn der gebrochene Teil des Spulverhältnisses
z.B. bei 2/5 oder 3/5 bzw. 2/7, 3/7, 4/7.oder 5/7 liegt, da dann der nachfolgende
Umkehrpunkt gem. Fig.4 etwa auf der gegenüberliegenden Seite liegt. Bei 1/5 und 4/5
bzw. 1/7 und 6/7 wandert der Umkehrpunkt am Umfang entlang, ist aber auch noch gleichmäßig
verteilt. Zusätzlich dazu muß verhindert werden, daß der 6. bzw. 8. Umkehrpunkt auf
den ersten Umkehrpunkt fällt. Dies wird erreicht, indem das eingestellte Spulverhältnis
im gebrochenen Teil geringfügig von den oben genannten Werten abweicht.
[0031] Im Gegensatz zu einer formschlüssigen Übersetzung arbeitet die elektronische Übersetzung
nicht unbedingt mit exakt konstanten Übersetzungsverhältnissen. Die Abweichungen können
zwar sehr klein gehalten werden, müssen aber bei den obigen Überlegungen berücksichtigt
werden.
[0032] Wenn z.B. das anfängliche Spulverhältnis bei 10 liegt und die mögliche Abweichung
im Übersetzungsverhältnis 0,1% beträgt, so muß mit einer Abweichung des Spulverhältnisses
um den absoluten Wert 0,01 gerechnet werden. Dies bedeutet, daß die oben erwähnten
gebrochenen Teile des Spulverhältnisses um mehr als 0,01 verändert werden müssen,
um mit Sicherheit zu verhindern, daß Umkehrpunkte schon nach wenigen Umläufen wieder
an dieselbe Stelle gelangen. Eine weitere Voraussetzung ist natürlich, daß in diesem
Bereich auch kein anderer einfacher Teiler liegt.
[0033] Es ist vorteilhaft, den Signalgeber (8) für die Umschaltung des Spulverhältnisses
über die Drehzahl des Antriebes des Changierfadenführers anzusteuern und das Signal
jeweils beim Erreichen einer einstellbaren Mindestdrehzahl desselben auszulösen. Das
Signal wirkt auf einen Stufenschalter (9) und ändert damit den dem Regler eingegebenen
Istwert.
[0034] Die gesteuerte Parallelwicklung mit der Aufwindung des Garnes Lage neben Lage kann
als Sonderfall der verkreuzten Präzisionswicklung mit dem Verkreuzungswinkel 0 betrachtet
werden. Eine Änderung des Spulverhältnisses ist dann allerdings nicht meht notwendig,
da Aufwindegeschwindigkeit und Umfangsgeschwindigkeit der Spule identisch sind.
[0035] Mit einer Parallelwicklung sind keine stabilen Spulenflanken zu erreichen. Deshalb
muß der Spulenaufbau entweder zwischen Scheiben oder mit Hubverkürzung erfolgen. Für
die Hubverkürzung muß ein Mechanismus verwendet werden, der das Spulverhältnis nicht
ändert. Bei Verwendung eines Schrittmotors kann z.B. die Umkehr dessen Drehrichtung
vom Spulendurchmesser gesteuert werden.
[0036] Es gibt eine Reihe von Anwendungsgebieten, bei denen das Verfahren wirtschaftlich
sinnvoll an Spulstellen mit Einzelregelung durchzuführen ist. In der Regel wird jedoch
der dafür erforderliche Aufwand für Textilmaschinen mit einer Vielzahl von Arbeitsstellen
zu hoch wer= den. Andererseits ist aber gerade hier infolge der teilweise enorm gestiegenen
Verarbeitungsgeschwindigkeiten der Wunsch nach einem optimalen Spulenaufbau besonders
groß. Wechselt man die vollen Spulen einer Maschine zur selben Zeit, so haben alle
laufenden Spulen etwa denselben Bewicklungsdurchmesser. In diesem Falle ist es möglich,
die gesamte Maschine mit nur einer Regeleinrichtung zur Herstellung von Präzisionsspulen
zu versehen, die von einer Masterspule gesteuert wird. Um jedoch extreme Unterschiede
in der Spulenhärte und damit auch im Spulendurchmesser ausgleichen zu können, ist
es besser, die aus mehreren Spulen gemittelte Drehzahl zur Regelung des Changierantriebs
zu verwenden. Damit kann auch der Gefahr begegnet werden, daß infolge eines Fadenbruchs
an der Masterspule die Regelung ausfällt.
[0037] Die nachfolgenden Zeichnungen und Beispiele dienen der näheren Erläuterung der Erfindung.
Fig.1 zeigt den Querschnitt durch ein Spulaggregat. Das Garn (1) wird von einer Liefereinrichtung
der Spule (2), die mittels der Treibwalze (3) an ihrem Umfang mit konstanter Geschwindigkeit
angetrieben wird, zugeführt und vom Changierfadenführer (4) nach vorgegebenen Gesetzen
verlegt.
Fig.2 zeigt das Blockschaltbild für die Regelung des Changierantriebs. Der Analogwert
der Drehzahl der Spule (2) wird von einem Tachometer (5) ermittelt und als Sollwert
dem Regler (7) zugeführt. Die Drehzahl des Antriebsmotors für den Changierfadenführer
(10) wird vom Tachometer (6) analog erfaßt und als Istwert dem Regler eingegeben.
Beim Erreichen einer vorgegebenen Mindestdrehzahl des Motors (10) schaltet der Signalgeber
(8) den Stufenschalter (9) und ändert damit den dem Regler einzugebenden Istwert.
Fig.3 stellt schematisch die Zusammenhänge zwischen Umfangsgeschwindigkeit der Spule,
Aufwindegeschwindigkeit des Garns, Changiergeschwindigkeit und Verkreuzungswinkel
dar.
Fig.4 zeigt Möglichkeiten für die Lage der Umkehrpunkte des Changierfadenführers am
Umfang der Spule.
Fig.5 zeigt die Abhängigkeiten von Spulendrehzahl, Anzahl der Doppelhübe, Spulverhältnis
und Fehler in der Aufwindegeschwindigkeit vom Spulendurchmesser anhand der Werte von
Beispiel 1.
Beispiel 1
[0038] An einer Spinnmaschine für synthetische Filamentgarne wird mit einer Geschwindigkeit
von 3.300 m/min gesponnen und auf eine mittels Treibwalze an ihrem Umfang mit konstanter
Geschwindigkeit angetriebene Kreuzspule aufgewunden. Der Hülsendurchmesser der Spule
betrug 85 mm, der Durchmesser der voll bewickelten Spule 450 mm. Der Bewicklungshub
war 250 mm. Die Drehzahl der Spulenaufnahme wird von einem Tachometer ermittelt. Die
Changierbewegung des Fadenführers wird von einer Kehrgewindewelerzeugt, die von einem
Gleichstrommotor angetrieben wird, dessen Drehzahl ebenfalls von einem Tachometer
ermittelt wird. 7 Umdrehungen der Kehrgewindewelle erzeugen einen Doppelhub des Changierfadenführers.
Der Verkreuzungswinkel darf 7° nicht unterschreiten und die Spule in stufenweiser
Prallelwicklung aufgebaut sein.
[0039] Die Analogwerte der beiden Drehzahlen werden einem Regler zugeführt, der damit die
Speisespannung des Motors regelt. Der Analogwert der Motordrehzahl wird zur Änderung
des Spulverhältnisses in Stufen umgeformt. Das Signal zur Umschaltung erfolgt bei
einer Motordrehzahlvon 5630 Umdrehungen/min, was 804 Doppelhüben/min entspricht. Die
Sprünge im Spulverhältnis wurden so gewählt, daß die Abweichung in der Aufwindegeschwindigkeit
infolge der Änderung des Verkreuzungswinkels weniger als 0,3% beträgt.
1. Verfahren zur Herstellung von Garnspulen in stufenweiser Präzisionswicklung bei
konstanter Garnzuführgeschwindigkeit und konstanter Spulenumfangsgeschwindigkeit durch
stufenweise Änderung des Spulverhältnisses, dadurch gekennzeichnet, daß die Änderung
des Spulverhältnisses von einer Aufbauphase zur nächsten so abgestimmt ist, daß die
dadurch bedingte Änderung der Aufwindegeschwindigkeit an den speziellen Anwendungsfall
angepaßt ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Änderung der Aufwindegeschwindigkeit
infolge des Wechsels des Spulverhältnisses von einer Aufbauphase zur nächsten 3%,
vorzugsweise 0,3% nicht überschreitet.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Sprung im
Spulverhältnis so gewählt wird, daß die dadurch bedingte Änderung der Aufwindegeschwindigkeit
bei den späteren Aufwindephasen geringer wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der gebrochene
Teil des Spulverhältnisses in den einzelnen Bewicklungsphasen so gewählt wird, daß
die Umkehrpunkte des Changierfadenführers am Spulenumfang die Form eines wandernden
5- oder 7-zackigen Sterns haben.
5. Vorrichtung zur Herstellung von Garnspulen in stufenweiser Präzisionswicklung bei
konstanter Garnzuführgeschwindigkeit durch Antrieb der Spule an ihrem Umfang mittels
einer Treibwalze, deren Umfangsgeschwindigkeit für den gesamten Spulenaufbau konstant
ist, sowie Verlegung des Fadens mittels eines Changierfadenführers, dessen Antrieb
in Abhängigkeit von der Spulendrehzahl so geregelt wird, daß das Spulverhältnis über
eine Aufbauphase konstant ist, dieses jedoch über den gesamten Spulenaufbau mehrmals
in Sprüngen geändert wird,.dadurch gekennzeichnet, daß als Signal für die Umschaltung
von einem Spulverhältnis zum nächsten die Unterschreitung einer vorwählbaren Mindestdrehzahl
des Antriebs für den Changierfadenführer dient.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Garnspule mit einem elektrischen Impulsgeber verbunden istund der Fadenführerantrieb
aus einem Schrittmotor besteht, der durch die Impulse gesteuert wird.
7. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß sich der Changierfadenführer während einer Umdrehung der Spule um den Durchmesser
des aufzuwindenden Garns weiterbewegt und der Hub des Changierfadenführers sich bei
fortschreitender Bewicklung der Spule verkürzt.