(19)
(11) EP 0 056 077 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.07.1982  Patentblatt  1982/29

(21) Anmeldenummer: 81107973.0

(22) Anmeldetag:  06.10.1981
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3F41F 3/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 23.12.1980 DE 3048597

(71) Anmelder: HÜLS TROISDORF AKTIENGESELLSCHAFT
D-53839 Troisdorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Nicodemus, Joachim
    D-5000 Köln 91 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Anordnung bei rückstossfreien Waffen


    (57) Anordnung zum Abfeuern eines Geschosses aus einer rückstoßfreien Waffe, in deren an beiden Enden offenen Abschußrohr (1) eine Treibladung (3) angeordnet ist, die nach hinten mittels einer inerten pulverförmigen Kompensationsmasse (4, 5) verdämmt ist. Das aus dem Waffenrohr abzufeuernde Geschoß (2, 9) und die Kompensationsmasse sind bezüglich ihrer Masse und der im Abschußrohr zurückzulegenden Wegstrecken so aufeinander abgestimmt, daß die Kompensationsmasse frühestens gleichzeitig mit, bevorzugt jedoch erst nach dem Geschoß des Abschußrohr verläßt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Anordnung der im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen Art.

    [0002] Aus der US-PS 1 108 714 kennt man eine Waffe, bei der aus einem beiderseits offenen gleichkalibrigen Rohr nach vorn ein Geschoß und nach hinten eine Kompensationsmasse verschossen wird. Da axiale Kräfte hierbei nur durch Reibung des Geschosses bzw. der Kompensationsmasse an der Innenwand des Rohres auf die Waffe übertragen werden, Druckkräfte in diesem Falle keinen Beitrag zu einem Rückstoß beim Schuß gegeben und die Reibungskräfte um einige Größenordnungen niedriger gehalten werden können als die Druckkräfte, die Reibungskräfte von Geschoß und Kompensationsmasse sich aber wenigstens zum Teil gegenseitig kompensieren, ist die sogenannte "Davis-Kanone" eine im wesentlichen rückstoßfreie Waffe.

    [0003] Zu dem Prinzip der Davis-Kanone sind im folgenden eine Reihe spezieller Lösungen bekanntgeworden, beispielsweis hat sich diese Waffengattung als Schulterwaffe in der Bekämpfung von Panzern mit Hohlladungsgeschossen als "Panzerfaust" durchgesetzt. Im Unterschied zu Davis wird bei all diesen Lösungen jedoch nicht eine formstabile Kompensationsmasse verwendet, sondern eine solche, die nach dem Austritt aus der rückwärtigen Mündung des Rohres zerfällt. Dabei gilt für alle Lösungen ausnahmslos, daß die Kompensationsmasse das Rohr bereits zu einem Zeitpunkt verlassen hat, zu dem das Geschoß noch einen Teil seines Weges im Rohr zurückzulegen hat. Dies bedeutet, daß diese Waffen nur bis zum Zeitpunkt des Austritts der gesamten Kompensationsmasse als Davis-Kanonen arbeiten, danach jedoch als Düsenkanonen mit dem Düsenexpansionsverhältnis 1.

    [0004] Auf dem Gebiet der rückstoßfreien Panzerabwehr-Handwaffen wird zunehmend die Forderung gestellt, mit diesen Waffen aus geschlossenen Räumen heraus schießen zu können. Der Verwirklichung dieser Forderung steht jedoch das Problem der Gefährdung des Schützen hindernd entgegen, wobei sich diese Gefährdung, die beim Schießen aus geschlossenen Räumen praktisch ausschließlich von der rückwärtigen Mündung der rückstoßfreien Waffe ausgeht, in zwei Kategorien unterteilen läßt, nämlich in die Gefährdung durch den Abschußknall und die Gefährdung durch Druckwellen. Der Knall kann dabei eine solche Intensität haben, daß selbst bei Anwendung von feldmäßigen Gehörschutzmitteln eine Schädigung des Schützen eintritt. Ebenso können die Druckwellen eine solche Intensität erreichen, daß eine Schädigung des Schützen erfolgt und ggf. sogar der Wände des Raumes.

    [0005] Aufgabe der Erfindung ist es nun, eine Lösung anzugeben, die auch den Schuß--aus geschlossenen Räumen gestattet, d. h. die vorstehend erwähnte Gefährdung beim Schuß'aus 'geschlossenen Räumen vermeidet. Gemäß der Erfindung wird dies erreicht durch eine Anordnung gemäß dem Kennzeichen des Anspruchs 1, d. h. dadurch, daß Geschoß und Kompensationsladung bezüglich ihrer Masse und ihrer im Rohr zurückzulegenden Wegstrecken so aufeinander abgestimmt werden, daß die Kompensationsmasse das Rohr frühestens gleichzeitig mit, insbesondere jedoch erst nach dem Geschoß völlig freigibt.

    [0006] Nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung ist vorgesehen, die Kompensationsmasse im Abschußrohr unter Belassung eines Ringspaltes zwischen dieser und dem Rohr anzuordnen. Dies hat zur Folge, daß die Reibung zwischen der Oberfläche der Kompensationsmasse und der Rohrinnenfläche erheblich reduziert wird, da ein - wenngleich geringer - Teil der Pulvergase durch den Ringspalt zur hinteren Rohrmündung strömen und aus dieser austreten kann. Da im Ringspalt, insbesondere bei größerer Länge desselben, das durchströmende Gas einen erheblichen Druckabfall erfährt, kommt es dennoch nicht zu einem nennenswerten Knall und schon gar nicht zu einer Druckwelle. Mit austretender und damit kürzerwerdender Kompensationsmasse wird die an ihr vorbeistreichende Pulvergasmenge zwar größer, ein interstationärer Vorgang kann sich dabei jedoch nicht ausbilden, da trotz seiner zeitlichen Kürze der Gesamtvorgang kontinuierlich abläuft.

    [0007] Um gleichmäßige und reproduzierbare Verhältnisse zu schaffen, ist vorgesehen, die Kompensationsmasse mittels über ihren Umfang verteilt angeordneten Distanzelementen zentrisch im Rohr zu halten. Dies gewährleistet, daß der angestrebte Zweck der Reduzierung der Größe des Reibungskoeffizienten in bestmöglicher Weise erreicht wird.

    [0008] Die Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird anhand dieser im folgenden erläutert.

    [0009] Es zeigen

    Figur 1 am Beispiel einer Panzerfaust die schematische Darstellung einer modernen rückstoßfreien Waffe im Schnitt,

    Figur 2 ebenfalls im Schnitt die Verhältnisse bei einer nach konventionellen Gesichtspunkten ausgelegte rückstoßfreien Waffe,

    Figur 3 eine nach der Erfindung gestaltete Waffe und

    Figur 4 in schematischer Darstellung eine Variante für die Anordnung der Kompensationsmasse im Waffenrohr.



    [0010] In Figur 1 bezeichnet 1 das Waffenrohr, in welchem mit seinem Schaft 9 das Geschoß 2 am einen Ende eingeschoben ist. Hinter dem Boden des Geschoßschaftes 9 befindet sich der Laderaum mit der Treibladung 3. Die auf der dem Geschoß abgewandten Seite der Treibladung 3 angeordnete Kompensationsmasse 4 kann ggf. um eine weitere Kompensationsmasse 5 vergrößert sein. Der Pistolengriff 6 für die Auslösung der Zändung der Treibladung bzw. die Abgabe des Schusses, die Schulterstütze 7 und das Visier 8 vervollständigen die Waffe.

    [0011] Bei herkömmlicher Auslegung der Kompensationsmasse ergibt sich bei Abgabe des Schusses das in Figur 2 gezeigte Verhalten von Geschoß und Kompensationsmasse, d.h. das Geschoß 2 wird sich noch mit einem wesentlichen Teil seines Schaftes 9 im Rohr 1 befinden, nachdem - wie gezeigt - die Treibladung 3 in Form von nunmehr Pulvergasen den übrigen Raum des Rohres 1 völlig einnimmt und die Kompensationsmasse 4 das Rohr bereits verlassen hat und zu zerfallen beginnt.

    [0012] Anders dagegen das Verhalten bei erfindungsgemäßer Auslegung gemäß Figur 3. Hier befindet sich ein Teil der Kompensationsmasse 5 noch im Rohr, das im übrigen von de aus der Treibpulverladung 3 entstandenen Druckgasen völlig ausgefüllt wird, wogegen das Geschoß 1, 9 bereits aus dem Rohr ausgetreten ist und die Pulvergase hinter ihm bereits ins Freie strömen.

    [0013] Nach Figur 4 ist die Kompensationsmasse 4 mittels der über den Umfang verteilt angeordneten Distanzelemente 10 unter Belassung eines Rinspaltes im Waffenrohr 1 zentrisch angeordnet.


    Ansprüche

    1. Anordnung zum Abfeuern eines Geschosses aus einer Waffe mit einem an seinen beiden Enden offenen Abschußrohr mittels einer nach hinten durch eine inerte pulverförmige Kompensationsmasse verdämmten Treibladung, dadurch gekennzeichnet , daß das Geschoß (2, 9) und die Kompensationsmasse (4, 5) bezüglich ihrer Masse und der von ihnen im Abschußrohr (1) zurückzulegenden Wegstrecken so aufeinander abgestimmt sind, daß die Kompensationsmasse das Abschußrohr frühestens gleichzeitig mit, insbesondere jedoch erst nach dem Geschoß völlig freigibt.
     
    2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kompensationsmasse (4, 5) im Abschußrohr (1) unter Belassung eines Ringspaltes zwischen ihrer Oberfläche und der Innenfläche des Abschußrohres ange ordnet ist.
     
    3. Anordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kompensationsmasse (4, 5) mittels über ihren Umfang verteilt angeordneter Distanzelemente (10) zentrisch im Rohr (1) angeordnet ist.
     




    Zeichnung