[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Anordnung der im Oberbegriff des Anspruchs 1
angegebenen Art.
[0002] Aus der US-PS 1 108 714 kennt man eine Waffe, bei der aus einem beiderseits offenen
gleichkalibrigen Rohr nach vorn ein Geschoß und nach hinten eine Kompensationsmasse
verschossen wird. Da axiale Kräfte hierbei nur durch Reibung des Geschosses bzw. der
Kompensationsmasse an der Innenwand des Rohres auf die Waffe übertragen werden, Druckkräfte
in diesem Falle keinen Beitrag zu einem Rückstoß beim Schuß gegeben und die Reibungskräfte
um einige Größenordnungen niedriger gehalten werden können als die Druckkräfte, die
Reibungskräfte von Geschoß und Kompensationsmasse sich aber wenigstens zum Teil gegenseitig
kompensieren, ist die sogenannte "Davis-Kanone" eine im wesentlichen rückstoßfreie
Waffe.
[0003] Zu dem Prinzip der Davis-Kanone sind im folgenden eine Reihe spezieller Lösungen
bekanntgeworden, beispielsweis hat sich diese Waffengattung als Schulterwaffe in der
Bekämpfung von Panzern mit Hohlladungsgeschossen als "Panzerfaust" durchgesetzt. Im
Unterschied zu Davis wird bei all diesen Lösungen jedoch nicht eine formstabile Kompensationsmasse
verwendet, sondern eine solche, die nach dem Austritt aus der rückwärtigen Mündung
des Rohres zerfällt. Dabei gilt für alle Lösungen ausnahmslos, daß die Kompensationsmasse
das Rohr bereits zu einem Zeitpunkt verlassen hat, zu dem das Geschoß noch einen Teil
seines Weges im Rohr zurückzulegen hat. Dies bedeutet, daß diese Waffen nur bis zum
Zeitpunkt des Austritts der gesamten Kompensationsmasse als Davis-Kanonen arbeiten,
danach jedoch als Düsenkanonen mit dem Düsenexpansionsverhältnis 1.
[0004] Auf dem Gebiet der rückstoßfreien Panzerabwehr-Handwaffen wird zunehmend die Forderung
gestellt, mit diesen Waffen aus geschlossenen Räumen heraus schießen zu können. Der
Verwirklichung dieser Forderung steht jedoch das Problem der Gefährdung des Schützen
hindernd entgegen, wobei sich diese Gefährdung, die beim Schießen aus geschlossenen
Räumen praktisch ausschließlich von der rückwärtigen Mündung der rückstoßfreien Waffe
ausgeht, in zwei Kategorien unterteilen läßt, nämlich in die Gefährdung durch den
Abschußknall und die Gefährdung durch Druckwellen. Der Knall kann dabei eine solche
Intensität haben, daß selbst bei Anwendung von feldmäßigen Gehörschutzmitteln eine
Schädigung des Schützen eintritt. Ebenso können die Druckwellen eine solche Intensität
erreichen, daß eine Schädigung des Schützen erfolgt und ggf. sogar der Wände des Raumes.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es nun, eine Lösung anzugeben, die auch den Schuß--aus
geschlossenen Räumen gestattet, d. h. die vorstehend erwähnte Gefährdung beim Schuß'aus
'geschlossenen Räumen vermeidet. Gemäß der Erfindung wird dies erreicht durch eine
Anordnung gemäß dem Kennzeichen des Anspruchs 1, d. h. dadurch, daß Geschoß und Kompensationsladung
bezüglich ihrer Masse und ihrer im Rohr zurückzulegenden Wegstrecken so aufeinander
abgestimmt werden, daß die Kompensationsmasse das Rohr frühestens gleichzeitig mit,
insbesondere jedoch erst nach dem Geschoß völlig freigibt.
[0006] Nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung ist vorgesehen, die Kompensationsmasse
im Abschußrohr unter Belassung eines Ringspaltes zwischen dieser und dem Rohr anzuordnen.
Dies hat zur Folge, daß die Reibung zwischen der Oberfläche der Kompensationsmasse
und der Rohrinnenfläche erheblich reduziert wird, da ein - wenngleich geringer - Teil
der Pulvergase durch den Ringspalt zur hinteren Rohrmündung strömen und aus dieser
austreten kann. Da im Ringspalt, insbesondere bei größerer Länge desselben, das durchströmende
Gas einen erheblichen Druckabfall erfährt, kommt es dennoch nicht zu einem nennenswerten
Knall und schon gar nicht zu einer Druckwelle. Mit austretender und damit kürzerwerdender
Kompensationsmasse wird die an ihr vorbeistreichende Pulvergasmenge zwar größer, ein
interstationärer Vorgang kann sich dabei jedoch nicht ausbilden, da trotz seiner zeitlichen
Kürze der Gesamtvorgang kontinuierlich abläuft.
[0007] Um gleichmäßige und reproduzierbare Verhältnisse zu schaffen, ist vorgesehen, die
Kompensationsmasse mittels über ihren Umfang verteilt angeordneten Distanzelementen
zentrisch im Rohr zu halten. Dies gewährleistet, daß der angestrebte Zweck der Reduzierung
der Größe des Reibungskoeffizienten in bestmöglicher Weise erreicht wird.
[0008] Die Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird anhand dieser im folgenden
erläutert.
[0009] Es zeigen
Figur 1 am Beispiel einer Panzerfaust die schematische Darstellung einer modernen
rückstoßfreien Waffe im Schnitt,
Figur 2 ebenfalls im Schnitt die Verhältnisse bei einer nach konventionellen Gesichtspunkten
ausgelegte rückstoßfreien Waffe,
Figur 3 eine nach der Erfindung gestaltete Waffe und
Figur 4 in schematischer Darstellung eine Variante für die Anordnung der Kompensationsmasse
im Waffenrohr.
[0010] In Figur 1 bezeichnet 1 das Waffenrohr, in welchem mit seinem Schaft 9 das Geschoß
2 am einen Ende eingeschoben ist. Hinter dem Boden des Geschoßschaftes 9 befindet
sich der Laderaum mit der Treibladung 3. Die auf der dem Geschoß abgewandten Seite
der Treibladung 3 angeordnete Kompensationsmasse 4 kann ggf. um eine weitere Kompensationsmasse
5 vergrößert sein. Der Pistolengriff 6 für die Auslösung der Zändung der Treibladung
bzw. die Abgabe des Schusses, die Schulterstütze 7 und das Visier 8 vervollständigen
die Waffe.
[0011] Bei herkömmlicher Auslegung der Kompensationsmasse ergibt sich bei Abgabe des Schusses
das in Figur 2 gezeigte Verhalten von Geschoß und Kompensationsmasse, d.h. das Geschoß
2 wird sich noch mit einem wesentlichen Teil seines Schaftes 9 im Rohr 1 befinden,
nachdem - wie gezeigt - die Treibladung 3 in Form von nunmehr Pulvergasen den übrigen
Raum des Rohres 1 völlig einnimmt und die Kompensationsmasse 4 das Rohr bereits verlassen
hat und zu zerfallen beginnt.
[0012] Anders dagegen das Verhalten bei erfindungsgemäßer Auslegung gemäß Figur 3. Hier
befindet sich ein Teil der Kompensationsmasse 5 noch im Rohr, das im übrigen von de
aus der Treibpulverladung 3 entstandenen Druckgasen völlig ausgefüllt wird, wogegen
das Geschoß 1, 9 bereits aus dem Rohr ausgetreten ist und die Pulvergase hinter ihm
bereits ins Freie strömen.
[0013] Nach Figur 4 ist die Kompensationsmasse 4 mittels der über den Umfang verteilt angeordneten
Distanzelemente 10 unter Belassung eines Rinspaltes im Waffenrohr 1 zentrisch angeordnet.
1. Anordnung zum Abfeuern eines Geschosses aus einer Waffe mit einem an seinen beiden
Enden offenen Abschußrohr mittels einer nach hinten durch eine inerte pulverförmige
Kompensationsmasse verdämmten Treibladung, dadurch gekennzeichnet , daß das Geschoß
(2, 9) und die Kompensationsmasse (4, 5) bezüglich ihrer Masse und der von ihnen im
Abschußrohr (1) zurückzulegenden Wegstrecken so aufeinander abgestimmt sind, daß die
Kompensationsmasse das Abschußrohr frühestens gleichzeitig mit, insbesondere jedoch
erst nach dem Geschoß völlig freigibt.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kompensationsmasse (4,
5) im Abschußrohr (1) unter Belassung eines Ringspaltes zwischen ihrer Oberfläche
und der Innenfläche des Abschußrohres ange ordnet ist.
3. Anordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kompensationsmasse (4,
5) mittels über ihren Umfang verteilt angeordneter Distanzelemente (10) zentrisch
im Rohr (1) angeordnet ist.