(19)
(11) EP 0 057 257 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.08.1982  Patentblatt  1982/32

(21) Anmeldenummer: 81108398.9

(22) Anmeldetag:  16.10.1981
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3D06M 1/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH FR IT LI

(30) Priorität: 24.12.1980 DE 3049006

(71) Anmelder: Chemische Fabrik Pfersee GmbH
D-86460 Langweid (DE)

(72) Erfinder:
  • Rössler, Erich
    D-8901 Leitershofen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Kontinuierliches Verfahren zum Mercerisieren von flächenförmigen Baumwoll- und Baumwollmischartikeln


    (57) Die vorliegende Erfindung betrifft ein kontinuierliches Verfahren zum Mercerisieren von flächenförmigen Baumwoll- und Baumwollmischartikeln, wobei der Mercerisierlauge Polyalkylenglykole und bzw. oder Polyäthylenglykol- mono(C 1 bis C 4)alkyläther zugesetzt werden und das damit foulardierte flächenförmige Textilmaterial unmittelbar anschließend bei erhöhter Temperatur unter Spannung getrocknet und dann in üblicher Weise fertiggestellt wird.
    Es resultiert ein hervorragendes Warenbild und außerdem wird eine Schrumpfung des behandelten Textilmaterials vermieden.


    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein kontinuierliches Verfahren zum Mercerisieren von flächenförmigen Baumwoll- und Baumwollmischartikeln, wobei der Mercerisierlauge Polyalkylenglykole und bzw. oder Polyäthylenglykolmono(C 1 bis C 4)alkyläther zugesetzt werden - und das damit foulardierte flächenförmige Textilmaterial unmittelbar anschließend getrocknet und dann in üblicher Weise fertiggestellt wird.

    [0002] Die Mercerisation, d.h. die Behandlung von Baumwoll- und Baumwollmischartikeln mit starker Natronlauge unter Spannung, ist seit langem bekannt. Durch diese Behandlung wird eine beachtliche Glanzerhöhung erzielt, wobei gleichzeitig die Reißfestigkeit verbessert wird. Wesentlich sind auch die erhöhte Farbstoffaufnahme und das verbesserte Warenbild (siehe H. Rath, "Lehrbuch der Textilchemie", 3. Auflage, 1972, Springer Verlag Berlin-Heidelberg-New York, Seiten 67 - 73). Die Nachteile des bekannten Verfahrens liegen darin, daß dafür eigene Maschinen benötigt werden. Außerdem lassen die Effekte, insbesondere bei Maschenware, teilweise noch zu wünschen übrig.

    [0003] Die Nachteile der bekannten Mercerisation sind immer wieder Anlaß für neue Entwicklungen gewesen. Unter der Bezeichnung "Dura-Mercerisage" ist deshalb ein verkürztes Mercerisationsverfahren bekannt geworden, bei dem mit verdünnter Natronlauge geklotzt und dann zwischen Kalanderwalzen auf hohe Temperatur erhitzt, anschließend getrocknet, gespült und wieder getrocknet wird (siehe H. Rath, loc.zit., Seite 72 unten). Nachteilig ist bei diesem Verfahren vor allem, daß eine erhebliche Schrumpfung der Ware eintritt.

    [0004] Ein weiteres Mercerisationsverfahren wird von K. H. Gottschalk und M. Stuhlmiller (Zeitschrift "Melliand Textilberichte", 1/1980, Seiten 72/73) beschrieben. Bei diesem Verfahren wird das mit Lauge foulardierte Material verweilen gelassen und dann durch Trocknen unter Spannung und Spülen fertiggestellt. Auch dieses Verfahren hat vor allem den Nachteil, daß das mercerisierte Textilmaterial einer wesentlichen Schrumpfung unterliegt.

    [0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht also darin, ein kontinuierliches Mercerisationsverfahren zu entwickeln, bei dem optimale Mercerisiereffekte erzielt werden und vor allem keine nennenswerte Schrumpfung des behandelten Materials erfolgt.

    [0006] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß der Mercerisierlauge bestimmte Verbindungen zugesetzt werden.

    [0007] Die vorliegende Erfindung betrifft demnach ein kontinuierliches Verfahren zum Mercerisieren von flächenförmigen Baumwoll- und Baumwollmischartikeln durch Foulardieren mit starker Natronlauge in Gegenwart von Netzmitteln, das dadurch gekennzeichnet ist, daß der Mercerisierlauge Polyalkylenglykole und bzw. oder Polyäthylen- glykolmono(C 1 bis C 4)alkyläther zugesetzt werden und das Gewebe unmittelbar anschließend bei erhöhter Temperatur unter Spannung getrocknet und dann in bekannter Weise fertiggestellt wird.

    [0008] Die verwendete Natronlauge weist eine Konzentration von 10 bis 26 Gew.%, bevorzugt von 13 bis 19 Gew.%, ganz besonders bevorzugt von 15 bis 17 Gew.% auf, liegt also in der Konzentration bevorzugt unterhalb der üblicherweise verwendeten Natronlauge.

    [0009] Die Mercerisation erfolgt wie üblich in Gegenwart von alkalibeständigen Netzmitteln. Als solche seien beispielsweise Sulfate von C 4 bis C 12-Alkoholen, sulfierte Polyätheralkohole und sulfierte Äthanolamine, aber auch Alkylsulfonate, Alkylarylsulfonate und nichtionogene Verbindungen, z.B. äthoxylierte Fettalkohole und Phenole, sowie Mischungen der aufgeführten Verbindungen genannt. Diese Verbindungen werden in der Literatur ausführlich beschrieben.

    [0010] Die erfindungsgemäß verwendeten Polyalkylenglykole und bzw. oder Polyäthylenglykolmono(C 1 bis C 4)alkyläther weisen ein Molekulargewicht von 100 bis 2.000, insbesondere von 200 bis 600 auf. Von diesen Verbindungen gelangen 10 g/1 bis 60 g/l, insbesondere 20 g/1 bis 40 g/1 Mercerisierflotte zum Einsatz. Als Polyalkylenglykole seien wegen der besseren Löslichkeit insbesondere die Polyäthylenglykole genannt, aber auch Polypropylenglykole können eingesetzt werden. Die Polyäthylenglykolmono(C 1 bis C 4)alkyläther werden wegen ihrer guten Löslichkeit in Wasser ebenfalls bevorzugt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendet.

    [0011] Durch die Verwendung der genannten Verbindungen ist es überraschenderweise möglich, unmittelbar im Anschluß an die Foulardierung den Trocknungsprozeß unter Spannung durchzuführen und es werden sogar noch bessere Effekte als bei den bekannten Verfahren erzielt. Ein besonderer Vorteil liegt darin, daß durch diesen Zusatz eine völlige Vergleichmäßigung der intramicellaren Quellung bewirkt wird und damit ein hervorragendes Warenbild resultiert. Außerdem wird durch die Möglichkeit der unmittelbar anschließenden Trocknung unter Spannung eine Schrumpfung des behandelten Textilmaterials vermieden.

    [0012] Die Mercerisation wird wie folgt durchgeführt:

    Das Baumwoll- bzw. Baumwollmischgewebe wird in bekannter Weise foulardiert, wobei in Abhängigkeit des Materials eine Flottenaufnahme von etwa 55 bis 110 Gew.% resultiert. Danach wird das Gewebe ohne Zwischenlagerung oder Verweilung sofort bei erhöhter Temperatur getrocknet. Die Trocknungstemperatur liegt dabei im allgemeinen in der üblichen Größenordnung von 80 bis 140°C. Das Material kann dabei ohne weiteres vollständig getrocknet werden. Bevorzugt ist es aber, daß das Textilmaterial auf eine Restfeuchtigkeit von 2 bis 12 %, insbesondere von 4 bis 8 %, bezogen auf das trockene Gewebe, getrocknet wird. Die Trocknung wird unter Spannung vorgenommen, wobei sowohl auf die entsprechende Längswie auch vor allem auf die Querspannung zu achten ist, da nur dann eine Schrumpfung des Gewebes vermieden werden kann.



    [0013] Nach dem Trocknungsprozeß wird das Gewebe in bekannter Weise gewaschen, die letzten Reste von Lauge mit Säure, insbesondere Salzsäure, neutralisiert und nochmals getrocknet. Selbstverständlich kann auf die letzte Trocknung auch verzichtet und in bekannter Weise naß-in-naß weiterbehandelt werden.

    [0014] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können alle der bekannten Mercerisation zugänglichen flächenförmigen Materialien mercerisiert werden. In erster Linie werden reine Baumwollgewebe und -gewirke mercerisiert. Aber auch Mischungen von Baumwolle mit Chemiefasern können mercerisiert werden, wobei aber die Mercerisation nur bei einem Baumwollanteil von mindestens 50 Gew.% sinnvoll ist.

    [0015] Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert:

    Beispiel 1



    [0016] Baumwollmaschenware (stuhlroh, gebleicht, abgekocht; 140 g/m2) wird mit folgender Mercerisierflotte foulardiert:

    16%ige Natronlauge, die 30 g/1 Polyäthylenglykol 400 und 15 g/1 eines handelsüblichen Netzmittels (Mischung aus Dodecylbenzolsulfonat und Nonylphenolpolyglykoläther mit 9 Mol Äthylenoxyd je Mol Nonylphenol 3 : 1) enthält. Die Flottenaufnahme beträgt 80 Gew.%. Das Material wird unmittelbar anschließend unter Spannung (Spannrahmen) bei 1100C bis 130°C auf eine Restfeuchtigkeit von ca. 6 % getrocknet, dann gewaschen, die letzten Reste Lauge durch Säuern entfernt und nochmals getrocknet, oder naß-in-naß in bekannter Weise gefärbt bzw. ausgerüstet.



    [0017] Das behandelte Material zeichnet sich neben optimalen Effekten durch eine völlige Vergleichmäßigung der intramicellaren Quellung aus, ist nicht geschrumpft und das Farbstoffaufnahmevermögen ist entscheidend verbessert.

    [0018] Wird die gleiche Maschenware nach dem Stand der Technik in Abwesenheit von Polyäthylenglykol behandelt, dann kalandert, getrocknet und in üblicher Weise fertiggestellt, so werden die genannten vorteilhaften Effekte nicht erhalten, vor allem ist eine erhebliche Schrumpfung festzustellen. Auch ist dieses Verfahren apparatemäßig wesentlich aufwendiger.

    Beispiel 2



    [0019] Baumwollrohware (160 cm breit; gebleicht und abgekocht; 220 g/m2) wird mit einer 20%igen Natronlauge, die 40 g/1 Polyäthylenglykol 1000 und 20 g/1 des im Beispiel 1 genannten Netzmittels enthält, foulardiert (Flottenaufnahme 105 %) und sofort bei 100 bis 1100C auf dem Spannrahmen auf eine Restfeuchtigkeit von ca. 8 % getrocknet. Die Fertigstellung erfolgt wie im Beispiel 1 angegeben.

    [0020] Das Gewebe, das eine Endbreite von 160 cm aufweist, zeigt ein hervorragendes Warenbild.

    [0021] Wird nach dem Stand der Technik das gleiche Gewebe in Abwesenheit von Polyäthylenglykol foulardiert, verweilen gelassen und erst dann getrocknet und fertiggestellt, so ist als Nachteil vor allem zu vermerken, daß das Gewebe auf 130 cm schrumpft und die intramicellare Quellung (Warenbild) nicht so gleichmäßig ausgeprägt ist.

    Beispiel 3



    [0022] Ein Baumwoll/Polyestermischgewebe 50/50 (Rohware mit üblicher Vorbehandlung; 145 g/m2) wird mit einer 17%igen Natronlauge, die 25 g/l Polyäthylenglykol-600-mono-n-propyläther und 15 g/l eines handelsüblichen Netzmittels (2-Äthylhexanolsulfat; waschaktive Substanz 75 %) enthält, foulardiert (Flottenaufnahme 65 %) und unmittelbar anschließend bei 90 bis 100°C auf dem Spannrahmen auf eine Restfeuchtigkeit von 4 % getrocknet und wie schon im Beispiel 1 beschrieben, fertiggestellt.

    [0023] Das so behandelte Gewebe liegt in der gewünschten Breite vor, die intramicellare Quellung ist gleichmäßig und die übrigen Mercerisiereffekte entsprechen mindestens den bekannten Effekten.

    [0024] In gleicher Weise und mit gleichem Erfolg können 50 g/1 des gleichen Polyäthylenglykoläthers zum Einsatz kommen.

    [0025] Werden nur 12 g/l des gleichen Polyäthylenglykoläthers verwendet, so sind die Effekte etwas schwächer ausgeprägt.

    Beispiel 4



    [0026] Das Beispiel 3 wird wiederholt, wobei aber nach der Foulardierung durchgetrocknet wird.

    [0027] Die Effekte sind in etwa gleich und das beweist, daß aus Energiegründen auf völlige Trocknung verzichtet werden kann.

    Beispiel 5



    [0028] Das Beispiel 1 wird wiederholt unter Verwendung von 24%iger Natronlauge.

    [0029] Es tritt keine Verbesserung der Effekte auf und es ist deshalb angezeigt, mit weniger konzentrierter Lauge zu arbeiten.

    Beispiel 6



    [0030] Das Beispiel 1 wird wiederholt unter Verwendung von 14%iger Natronlauge und Polypropylenglykol 600.

    [0031] Die Mercerisiereffekte sind etwas schwächer ausgeprägt.

    Beispiel 7



    [0032] Baumwollmaschenware (Vorbehandlung siehe Beispiel 1; 165 g/m2; Breite der Rohware 180 cm) wird mit 15%iger Natronlauge, die 35 g/1 Polyäthylenglykol 200 und 10 g/1 eines handelsüblichen, alkalibeständigen Netzmittels enthält, foulardiert (Flottenaufnahme 85 %) und sofort bei 105°C auf dem Spannrahmen auf eine Restfeuchtigkeit von 8 % getrocknet und wie schon im Beispiel 1 beschrieben, fertiggestellt.

    [0033] Die Baumwollmaschenware, die nahezu unverändert breit ist, ist in hervorragender Weise mercerisiert mit besonders hohem Farbstoffaufnahmevermögen.

    [0034] In gleicher Weise und mit etwa gleichem Erfolg kann auf eine Restfeuchtigkeit von 10 % getrocknet werden.

    Beispiel 8



    [0035] Das Beispiel 1 wird wiederholt unter Verwendung von Polyäthylenglykol-400-monomethyläther. Es werden gleich gute Effekte erhalten.

    [0036] Auch in den Beispielen 2 und 7 können die Polyäthylenglykole gegen entsprechende C 1 bis C 4-Monoalkyläther ausgetauscht werden, wobei durchaus vergleichbare Effekte resultieren.


    Ansprüche

    1. Kontinuierliches Verfahren zum Mercerisieren von flächenförmigen Baumwoll- und Baumwollmischartikeln durch Foulardieren mit starker Natronlauge in Gegenwart von Netzmitteln, dadurch gekennzeichnet, daß der Mercerisierlauge Polyalkylenglykole und bzw. oder Polyäthylenglykolmono(C 1 bis C 4)alkyläther zugesetzt werden und das Gewebe unmittelbar anschließend bei erhöhter Temperatur unter Spannung getrocknet und dann in bekannter Weise fertiggestellt wird.
     
    2. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß 10 g/1 bis 60 g/1 Polyalkylenglykole und bzw. oder Polyäthylen- glykolmono(C 1 bis C 4)alkyläther zugesetzt werden.
     
    3. Verfahren nach Patentanspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß Polyalkylenglykole und bzw. oder Polyäthylenglykolmono-(C 1 bis C 4)alkyläther mit einem Molekulargewicht von 100 bis 2000 zugesetzt werden.
     
    4. Verfahren nach Patentanspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß Polyäthylenglykole und bzw. oder Polyäthylenglykolmono-(C 1 bis C 4)alkyläther zugesetzt werden.
     
    5. Verfahren nach Patentanspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Gewebe auf eine Restfeuchtigkeit von 2 bis 12 %, bezogen auf das trockene Gewebe, getrocknet wird.
     
    6. Gewebe behandelt nach den Verfahren gemäß Patentanspruch 1 bis 5.