[0001] Die Erfindung betrifft ein Dampfkraftwerk mit einem Dampferzeuger, dem frischdampfseitig
eine Dampfturbine zum Antreiben eines elektrischen Hauptgenerators und rauchgasseitig
eine Rauchgasturbine nachgeschaltet sind und an dem ein Verdichter für die Verbrennungsluft
mit einem Verdichter-Antriebsaggregat angeschlossen ist.
[0002] Ein derartiges Dampfkraftwerk ist aus Bild 2 auf Seite 310 der Zeitschrift "Brown
Boveri Mitteilungen" 7/8-1975, bekannt. Die Rauchgasturbine dieses bekannten Dampfkraftwerkes
ist das Verdichter-Antriebsaggregat des Verdichters für die Verbrennungsluft, mit
dessen Antriebswelle die Antriebswelle der Rauchgasturbine gekoppelt ist. Mit der
Antriebswelle des Verdichters für die Verbrennungsluft ist ferner die Abtriebswelle
eines Elektromotors gekoppelt, mit dem dieser Verdichter in der Anfahrphase des Dampfkraftwerkes
betrieben wird.
[0003] Das bekannte Dampfkraftwerk hat einen aufgeladenen Dampferzeuger. Der Rauchgasturbine
dieses Dampfkraftwerkes ist eine Rauchgas-Bypaßleitung mit einer Regelklappe parallelgeschaltet.
Um das Dampfkraftwerk regelfähig zu halten, muß bei stationärer Belastung des elektrischen
Hauptgenerators ständig eine Rauchgasteilmenge durch die Bypaßleitung an der Rauchgasturbine
vorbei in den Kamin geführt werden. Der Verdichter fördert hierbei genau die für die
stationäre Belastung erforderliche Verbrennungsluftmenge zum Dampferzeuger.
[0004] Bei einer Erhöhung der Leistungsanforderung (Solleistung) an den elektrischen Hauptgenerator
wird die Durchsatzöffnung an der Regelklappe in der Rauchgasbypaßleitung verringert,
so daß sich die Drehzahl von Rauchgasturbine und Verdichter erhöht und dementsprechend
mehr Verbrennungsluft zum Dampferzeuger gefördert wird. Umgekehrt wird die Durchsatzöffnung
an der Regelklappe in der Rauchgasbypaßleitung vergrößert, wenn die Belastung des
elektrischen Hauptgenerators absinkt, so daß sich die Drehzahl von Rauchgasturbine
und Verdichter verringert.
[0005] Wegen des insbesondere im stationären Betrieb durch die Rauchgasbypaßleitung ständig
ungenutzt abströmenden Rauchgasteilstromes ist der Gesamtwirkungsgrad des bekannten
Dampfkraftwerkes beeinträchtigt.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Dampfkraftwerk der eingangs erwähnten
Art mit guter Regelfähigkeit und verbessertem Gesamtwirkungsgrad zu schaffen.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe ist ein solches Dampfkraftwerk erfindungsgemäß dadurch
gekennzeichnet, daß die Rauchgasturbine das vom Verdichter getrennte Antriebsaggregat
für einen elektrischen Zusatzgenerator ist.
[0008] Da so die getrennten Antriebsaggregate für den elektrischen Zusatzgenerator und den
Verdichter für die Verbrennungsluft verschiedene Drehzahl haben können, können das
Verdichter-Antriebsaggregat und der Verdichter beliebige Drehzahl haben und damit
stets genau die der Solleistung des elektrischen Hauptgenerators entsprechende Verbrennungsluftmenge
in den Dampferzeuger fördern.
[0009] Zugleich kann dieser Dampferzeuger aber so ausgelegt sein, daß die ihn verlassenden
Rauchgase eine wesentlich höhere Temperatur haben als dies zulässig wäre, wenn die
Rauchgasturbine das Antriebsaggregat des Verdichters wäre. Infolge der erhöhten Rauchgastemperatur
ist es möglich, den elektrischen Zusatzgenerator, der Leistung in das elektrische
Netz einspeisen kann, mit der Rauchgasturbine anzutreiben und dadurch den Gesamtwirkungsgrad
des Dampfkraftwerkes zu verbessern.
[0010] Weil der Verdichter für die Verbrennungsluft nicht mit der Rauchgasturbine gekoppelt
ist und unabhängig von dieser vom gesonderten Verdichter-Antriebsaggregat angetrieben
wird, dessen Drehzahl ohne oder mit nur geringer Verzögerung einer veränderten Solleistung
des elektrischen Hauptgenerators angepaßt werden kann,'ist auch eine gute Regelfähigkeit
des Dampfkraftwerkes gewährleistet.
[0011] In günstiger Weise ist dem elektrischen Hauptgenerator eine Regeleinrichtung zugeordnet
mit einem Stellorgan, welches die Drehzahl des Verdichter-Antriebsaggregates in Abhängigkeit
von der durch die Differenz zwischen Solleistung und Istleistung des elektrischen
Hauptgenerators gebildeten Regelabweichung beeinflußt.
[0012] Die Erfindung und ihre Vorteile seien anhand der Zeichnung an zwei Ausführungsbeispielen
näher erläutert:
Fig. 1 und Fig. 2 zeigen schematisch den Schaltplan von zwei Dampfkraftwerken.
[0013] Das Dampfkraftwerk nach Fig. 1 weist einen Durchlaufdampferzeuger 3 und eine Dampfturbine
8 auf, die an einer vom Dampferzeuger 3 abgehenden Frischdampfleitung 18 angeschlossen
ist. Beim Durchlaufdampferzeuger 3 handelt es sich um einen sogenannten aufladbaren
Dampferzeuger, in dem eine Wirbelschicht aus Kohlestaub verfeuert wird, welcher einen
Absorbenten, wie beispielsweise Kalkstein oder Dolomit, enthält. Die Zufuhreinrichtung
für diesen Kohlestaub ist in der Zeichnung nicht dargestellt.
[0014] Das Aufladen des Dampferzeugers 3 mit Verbrennungsluft erfolgt durch einen Verdichter
1 für die Verbrennungsluft, der an der Verbrennungsluftzuleitung 19 des Dampferzeugers
3 angeschlossen ist.
[0015] Der Dampfturbine 8 ist ein Kondensator 10 für den entspannten Dampf mit einer Kondensatpumpe
11 nachgeschaltet, die das Kondensat über eine Niederdruckvorwärmstufe 13 in einen
Speisewasserbehälter 14 pumpt, der zugleich als Entgaser wirksam ist. Am Speisewasserbehälter
14 ist eine Speisewasserpumpe 15 mit nachgeschaltetem Speisewasservorwärmer 16 angeschlossen,
der in der Speisewasserzuleitung 20 des Dampferzeugers 3 liegt.
[0016] In der Rauchgasableitung 21 des Dampferzeugers 3 liegt ein Staubabscheider 4, dem
eine Rauchgasturbine 5 nachgeschaltet ist. Diese Rauchgasturbine 5 ist das vom Verdichter
1 getrennte Antriebsaggregat eines elektrischen Zusatzgenerators 6, mit dem sie gekoppelt
ist und mit dem sie zusammen einen Turbosatz bildet.
[0017] Als Antriebsaggregat 2 für den Verdichter 1 ist eine Zusatzdampfturbine vorgesehen,
die über eine Frischdampfleitung 22 mit der vom Dampferzeuger 3 zur Dampfturbine 8
abgehenden Frischdampfleitung 18 verbunden ist. An dieser Zusatzdampfturbine ist abdampfseitig
ein Kondensator 7 für den entspannten Dampf mit nachgeschalteter Kondensatpumpe 12
angeschlossen. Die Kondensatpumpe 12 liegt ebenfalls am Kondensateingang der Niederdruckvorwärmstufe
13.
[0018] In der Frischdampfleitung 22 zu der das Antriebsaggregat 2 für den Verdichter 1 darstellenden
Zusatzdampfturbine liegt ein an einem Regler 25 angeschlossenes Stellorgan 17, welches
im vorliegenden Fall ein Ventil ist. An diesem Regler 25 ist ferner ein Fühler 26
für die Istleistung eines elektrischen Hauptgenerators 9 angeschlossen. Dieser elektrische
Hauptgenerator 9 wird von der Dampfturbine 8 angetrieben, mit der er gekoppelt ist.
Am Regler 25 ist ferner ein Geber 27 für die Solleistung P s des elektrischen Hauptgenerators
9 angeschlossen.
[0019] Weicht die Istleistung P des elektrischen Hauptgenerators 9 von der Solleistung P
8 ab, so gibt der Regler 25 einen Öffnungsimpuls an den nichtdargestellten Stellmotor
des aus einem Ventil bestehenden Stellorgans 17 ab, wenn die Istleistung P kleiner
als die Solleistung P
s, ist, und einen Schließimpuls, wenn die Istleistung P größer als die Solleistung
P
s ist. Dementsprechend wird die Drehzahl des Verdichters 1 für die Verbrennungsluft
und damit auch die in den Dampferzeuger 3 geförderte Verbrennungsluftmenge erhöht
oder verringert. Synchron hierzu verläuft auch eine vermehrte oder verminderte Zufuhr
von Kohlestaub und/oder Speisewasser aus dem Speisewasserbehälter 14 in den Dampferzeuger
3, so daß die Regelabweichung P
s-P schließlich wieder zu Null wird. Die während der verschiedenen Regelvorgänge sich
ändernden Drehzahlen des Verdichters 1 werden also nicht durch die Rauchgasturbine
5, sondern nur durch die das von der Rauchgasturbine 5 getrennte Antriebsaggregat
2 des Verdichters 1 darstellende Zusatzdampfturbine aufgebracht.
[0020] Da die Rauchgasturbine 5 nicht mit dem Verdichter 1 gekoppelt ist und daher ihre
Drehzahl nicht dem Leistungsbedarf des Verdichters 1 angepaßt zu sein braucht, kann
der Dampferzeuger 3 so ausgelegt sein, daß die ihn durch die Rauchgasableitung 21
verlassenden Rauchgase eine optimal hohe Temperatur haben, wodurch der
;Wirkungsgrad des gesamten Dampfkraftwerkes verbessert ist.
[0021] Mit der Welle des Verdichters 1 für die Verbrennungsluft und der das Antriebsaggregat
2 für diesen Verdichter 1 darstellenden Zusatzdampfturbine kann über eine Kupplung
23 noch ein Elektromotor 24 gekoppelt sein, der in der Anfahrphase des Dampfkraftwerkes
den Verdichter 1 antreibt. Ferner braucht der Frischdampf für die Zusatzdampfturbine
nicht unmittelbar aus dem Dampferzeuger 3 zu stammen, sondern kann auch aus einer
der verschiedenen Druckstufen der Dampfturbine 8 entnommen werden.
[0022] Das Antriebsaggregat 2 für den Verdichter 1 kann auch nur aus einem Elektromotor
bestehen, dessen Speisestromleitung in Serie mit einem variablen Ohm'schen Widerstand
geschaltet ist, welcher als Stellorgan für den Regler 25 dient.
[0023] Das Dampfkraftwerk nach Fig. 2, in der gleiche Teile die gleichen Bezugszeichen wie
in Fig. 1 haben, unterscheidet sich vom Dampfkraftwerk nach Fig. 1 nur dadurch, daß
das Verdichterantriebsaggregat 2 aus einer zusätzlichen Gasturbine besteht, die dem
Dampferzeuger 3 nachgeschaltet ist, d.h. ebenfalls an der Rauchgasableitung 21 über
ein aus einer Regelklappe bestehendes Stellorgan 17 angeschlossen ist, welches dem
Regler 25 zugeordnet ist und,welches bei erhöhter Solleistung des elektrischen Hauptgenerators
9 entsprechend mehr geöffnet und bei verringerter Solleistung entsprechend mehr geschlossen
wird. Ferner ist der mit dem elektrischen Zusatzgenerator 6 gekoppelten Rauchgasturbine
5 noch eine Stellklappe 28 vorgeschaltet, die beim Anfahren des Dampfkraftwerkes geschlossen
sein kann und dadurch die Rauchgasturbine 5 von der Rauchgasableitung 21 trennt.
[0024] Die das Verdichterantriebsaggregat 2 darstellende zusätzliche Gasturbine kann in
vorteilhafter Weise verhältnismäßig schnell angefahren werden.
1. Dampfkraftwerk mit einem Dampferzeuger, dem frischdampfseitig eine Dampfturbine
zum Antreiben eines elektrischen Hauptgenerators und rauchgasseitig eine Rauchgasturbine
nachgeschaltet sind und an dem ein Verdichter für die Verbrennungsluft mit einem Verdichter-Antriebsaggregat
angeschlossen ist, dadurch gekennzeichnet , daß die Rauchgasturbine (5) das vom Verdichter
(1) getrennte Antriebsaggregat für einen elektrischen Zusatzgenerator (6) ist.
2. Dampfkraftwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß dem elektrischen Hauptgenerator
(9) ein Regler (25) zugeordnet ist mit einem Stellorgan (17), welches die Drehzahl
des Verdichter-Antriebsaggregates (2) in Abhängigkeit von der durch die Differenz
zwischen Solleistung (P a) und Ist- - leistung (P) des elektrischen Hauptgenerators
(9) gebildeten Regelabweichung beeinflußt.
3. Dampfkraftwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß das Verdichter- Antriebsaggregat
(2) eine Zusatzdampfturbine ist, die der Frischdampfseite des Dampferzeugers (3) nachgeschaltet
ist.
4. Dampfkraftwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß das Verdichter- Antriebsaggregat
(2) ein Elektromotor ist.
5. Dampfkraftwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß das Verdichter- Antriebsaggregat
(2) eine zusätzliche Gasturbine ist, die dem Dampferzeuger (3) rauchgasseitig nachgeschaltet
ist.