[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum egalen Di- und Trichromiefärben von Polyacrylnitrilmaterialien
mit spezifischen Farbstoffkombinationen sowie das gefärbte Material und die Farbstoffkombinationen
als solche.
[0002] Die speziell für das Färben von Polyacrylnitrilfasern entwickelten kationischen Farbstoffe
zeichnen sich im allgemeinen durch ein gutes Zieh- und Aufbauvermögen, ein hohes Echtheitsniveau
sowie durch einen leuchtenden Farbton aus. Dagegen ist ihr Migriervermögen auf den
meisten Substraten aus Polyacrylnitrilfasermaterial bei Kochtemperatur (98° bis 100°
C) nur gering. Das hat zur Folge, dass sich Unegalitäten einstellen, die wegen der
hohen Ziehgeschwindigkeit dieser Farbstoffe während des Aufziehvorganges entstehen;
diese lassen sich nur unter Bedingungen beheben, welche der Produktivität des Färbereibetriebes
oder Qualitätserhaltung des textilen Gebildes zuwiderlaufen, wie z.B. durch Verlängerung
der Kochphase oder durch eine wesentliche Erhöhung der Färbetemperatur.
[0003] Zur Vermeidung dieser "Unegalitäts"-Schwierigkeiten wurden ver- .schiedene Färbeverfahren
entwickelt, die jedoch alle den Nachteil haben, dass sie dem Polyacrylnitril-Fasertyp,
der Aufmachungsform, den apparativen Bedingungen, der Ziehgeschwindigkeit der verwendeten
Farbstoffe sowie der Farbtiefe angepasst werden müssen. Sie bezwecken eine Dehnung
des Aufziehvorganges, entweder durch langsames Aufheizen oder durch Zusatz von beträchtlichen
Mengen kationischer oder anionischer Retarder. Der aufgezeigte Nachteil wurde aber
nie restlos behoben.
[0004] In der DE-AS 2 548 009 wurde nun vorgeschlagen, dem Färbebad anstelle der konventionellen
kationischen Farbstoffe spezifische kationische Farbstoffe zuzusetzen, die ein bestimmtes
Migriervermögen haben und welche gekennzeichnet sind durch bestimmte Parameter wie
Kationgewicht, Parachor und log P. Der Einsatz dieser spezifischen migrierenden kationischen
Farbstoffe führt zwar zum gewünschten Ergebnis, bezogen auf die Egalität, jedoch sind
die Lichtechtheiten, verglichen mit denjenigen die mit konventionellen kationischen
Farbstoffen erreicht werden, nicht befriedigend.
[0005] Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, Polyacrylnitrilmaterial oder Mischgewebe
enthaltend Polyacrylnitril rasch und einwandfrei sowohl egal, als auch lichtecht zu
färben, unter Ausschaltung all der genannten Nachteile.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, dass man Polyacrylnitrilmaterial oder Mischgewebe
enthaltend Polyacrylnitril mit einer wässrigen Färbeflotte färbt, welche eine Kombination
von mindestens zwei Farbstoffmischungen enthält, bestehend jeweils aus mindestens
einem migrierenden kationischen und mindestens einem nichtmigrierenden kationischen
Farbstoff die zusammen Ton-in-Ton migrieren.
[0007] Unter nichtmigrierenden kationischen Farbstoffen werden hier, wie im folgenden näher
definiert, solche Farbstoffe verstanden, die zwar in geringem Masse auch migrieren,
deren Migrationsfähigkeit aber beschränkt ist. Färbt man mit diesen Farbstoffen Polyacrylnitrilmaterialien,
so werden evtl. auftretende Anfangsunegalitäten während der Kochphase nicht mehr ausegalisiert.
[0008] Das erfindungsgemässe Verfahren betrifft somit ein Verfahren zum egalen Di- und Trichromiefärben
von Polyacrylnitrilmaterialien, das dadurch gekennzeichnet ist, dass man zum Färben
eine wässrige Färbeflotte verwendet, die mindestens zwei Farbstoffmischungen enthält,
wobei jede Farbstoffmischung aus mindestens
a) einem migrierenden kationischen Farbstoff dessen Kationgewicht kleiner als 310,
dessen Parachor kleiner als 750 und dessen log P kleiner als 3,6 ist, und
b) einem nichtmigrierenden kationischen Farbstoff, bei dem mindestens ein Parameter
ausserhalb der unter a) angegebenen Definition liegt, besteht,
und die Komponenten a) und b) in einem solchen Mischungsverhältnis eingesetzt werden,
dass die migrierenden und nichtmigrierenden Farbstoffe während des Färbevorganges
auf der Faser Ton-in-Ton migrieren.
[0009] Bei der Farbstoffkomponente a) kann es sich sowohl um einen Einzelfarbstoff als auch
um ein Gemisch von den definitionsgemässen migrierenden kationischen Farbstoffen handeln.
Das gleiche ist der Fall bei der Farbstoffkomponente b) wo es sich ebenfalls um einen
Einzelfarbstoff oder um ein Gemisch von kationischen Farbstoffen handelt.
[0010] Zudem enthält die wässrige Färbeflotte mindestens einen Elektrolyt sowie gegebenenfalls
weitere in der Färberei übliche Zusätze, und/ oder Retarder.
[0011] Ein Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens besteht darin, dass eine Ausziehunegalität
in Kauf genommen werden kann, da diese
in der Färbezeit (etwa 30 bis 45 Minuten bei 102 bis 104° C) ausgeglichen wird. Daraus
ergeben sich weitere Vorteile, wie insbesondere eine verkürzte Aufheizphase (um die
Badtemperatur von 80 auf 100° C zu erhöhen, sind 20 bis 25 Minuten und nicht mehr
45 bis 90 Minuten erforderlich).
[0012] Im weiteren ist kein bzw. nur ein sehr geringer Zusatz (0,01 bis 3 Gew.-%) eines
kationischen Retarders erforderlich; dadurch ergibt sich abgesehen von den ökologischen
Vorteilen eine Kosteneinsparung. Von besonderer Bedeutung ist, dass mit dem erfindungsgemässen
Verfahren auf Polyacrylnitrilmaterialien Ausfärbungen mit sehr guter Lichtechtheit
erhalten werden.
[0013] Schliesslich liegt ein veiterer Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens darin,
dass trotz allem unegal ausgefallene Färbungen ohne Schwierigkeiten durch verlängertes
Kochen ausegalisiert werden können.
[0014] Das erfindungsgemässe Verfahren erlaubt ein egales Ton-in-Ton-Färben aller Polyacrylnitrilmaterialien
in allen möglichen Farbtönen. Massgebend für den Erfolg des erfindungsgemässen Färbeverfahrens
ist das Mischungsverhältnis der in den Farbstoffmischungen jeweils verwendeten Farbstoffkomponenten
a) und b). Es kann in weiten Grenzen schwanken beispielsweise, dass von der Farbstoffkomponente
a) 2 bis 98 % und von. der Farbstoffkomponente b) 98 bis 2 % vorhanden sind.
[0015] Vorzugsweise verwendet man von der Farbstoffkomponente a) 20 bis 80% und von der
Farbstoffkomponente b) 80 bis 20%. Insbesondere bevorzugt sind jedoch solche Farbstoffmischungen,
die die Komponente b) d.h. den nichtmigrierenden Farbstoffanteil im Ueberschuss enthalten.
Im wesentlichen wird das Mischungsverhältnis durch die Migrationsfähigkeit der Einzelfarbstoffe
bestimmt.
[0016] Das Mischungsverhältnis der für die Di- und Trichromie eingesetzten Farbstoffmischungen
je bestehend aus den Komponenten a) und b) ist wiederum abhängig davon, dass
1. jeweils der gleiche Prozentsatz an totaler Farbstoffmenge unter identischen Bedingungen
(z.B. 98 bis 105°C) migriert und
2. die Migration der einzelnen Farbstoffmischungen jeweils Ton-in-Ton erfolgt.
[0017] Das erfindungsgemässe Färbeverfahren resp. die mit den erfindungsgemässen Farbstoffkombinationen
erzielbaren Ergebnisse sind überraschend. Z.B. ergeben bestimmte braune Farbstoffkombinationen
hergestellt aus einer Mischung A, bestehend aus nur migrierenden Farbstoffen gemäss
a) und einer Mischung B, bestehend aus nur nichtmigrierenden Farbstoffen gemäss b)
keine egale, braune Färbung.
[0018] Migrierende kationische Farbstoffe sind solche mit einer mehr oder weniger delokalisierten
positiven Ladung, deren Kationgewicht kleiner als 310, insbesondere kleiner als 275,
deren Parachor kleiner als 750, insbesondere kleiner als 680 und deren log P kleiner
als 3,6, insbesondere kleiner als 2,8 ist. Der Parachor wird dabei gemäss dem Artikel
von O.R. Quayle Chem. Rev. 53, 439 (1953) berechnet und log P bedeutet die relative
Lipophilität, deren Berechnung von C. Hansch et al. J. Med. Chem. 16, 1207 (1973)
beschrieben wurde. Dabei wurde der Einfluss der Ladung der Farbstoffkationen nicht
berücksichtigt, was um ca. 6 log Einheiten höhere log P-Werte ergibt.
[0019] Die kationischen migrierenden und nichtmigrierenden Farbstoffe können verschiedenen
Farbstoffklassen angehören. Insbesondere handelt es sich um Salze, beispielsweise
Chloride, Sulfate, Methosulfate, Acetate oder Metallhalogenide, beispielsweise Zinkchloridsalze
von Azofarbstoffen, wie Monoazofarbstoffen oder Hydrazonfarbstoffen, Diphenylmethan-,
Methin- oder Azomethinfarbstoffen, Ketonimin-, Cyanin-, Azin-, Oxazin- oder Thiazinfarbstoffen.
[0020] Besonders gute Ergebnisse bezogen auf die Egalität und Lichtechtheit gefärbter Polyacrylnitril-Materiälien
werden erhalten unter Verwendung von folgenden Farbstoffmischungen:

[0021] Mit den erfindungsgemässen Farbstoffmischungen steht eine ausgewogene Di- und Trichromie
kationischer Farbstoffe mit einem sehr guten Migriervermögen und ausgezeichneter Lichtechtheit
zur Verfügung, welche ein einfaches und sicheres Färben ermöglichen.
[0022] Kationische Retarder die dem Färbebad zugesetzt werden können, müssen ein den Farbstoffmischungen
aus a) und b) vergleichbares Migriervermögen besitzen, da sonst der unegal aufgezogene
und gut fixierte Retarder zu unegalen, nicht reparierbaren Färbungen führt.
[0023] Als Retarder kommen beispielsweise in Frage:
[0024] Einen höheren Alkylrest aufweisende organische Ammoniumverbindungen der allgemeinen
Formel I

worin R
1 eine unsubstituierte Alkylgruppe mit 8 bis 14, vorzugsweise mit 8 bis 12 Kohlenstoffatomen,
R
2 und R
3 unabhängig voneinander je Wasserstoff, einen gegebenenfalls durch Hydroxyl-, niedere
Alkoxy- oder Cyangruppen substituierten niederen Alkylrest, einen Cycloalkylrest oder
eine Polyglykolätherkette mit 2 bis 4 Alkylenoxygruppen oder R
2 und R
3 zusammen mit dem sie verbindenden Stickstoffatom einen Piperidin- oder Morpholinring,
R
4 Wasserstoff, einen gegebenenfalls durch Hydroxyl- oder niedere Alkoxygruppen substituierten
niederen Alkylrest oder einen Aralkylrest und X⊖ das Anion einer organischen oder
anorganischen Säure darstellen. besonders bevorzugt sind diejenigen Substanzen der
Formel I, worin R
1 einen unsubstituierten C
8-C
12 Alkylrest, R
2 und R
3 Methyl oder Aethyl und R
4 den Benzylrest bedeuten.
[0025] Ferner können Verbindungen der allgemeinen Formel II

in der R
4 und X die angegebene Bedeutung haben, R
5 eine unsubstituierte Alkylgruppe mit 7 bis 17 Kohlenstoffatomen, R
6 und R
7 je eine unsubstituierte niedere Alkylgruppe, und n 2 oder 3 darstellen, verwendet
werden.
[0026] Ebenfalls geeignet sind kationaktive, mindestens einen höheren Alkylrest aufweisende
organische Ammoniumverbindungen der allgemeinen Formel III

in der R
8 eine gegebenenfalls durch Sauerstoffatome unterbrochene, nicht weiter substituierte
Alkylkette mit 8 bis 18, vorzugsweise '8 bis 12 Kohlenstoffatomen, R
9 Wasserstoff, die Methyl- oder Aethylgruppe und X⊖ die angegebene Bedeutung hat, bzw.
Verbindungen der allgemeinen Formel IV

in der von R
10, R
11 und R
12 ein R eine unsubstituierte Alkylgruppe mit 7 bis 18 Kohlenstoffatomen und die beiden
anderen R Wasserstoff oder einen gegebenenfalls durch Hydroxylgruppen substituierten
niederen Alkylrest, n die Zahlen 2 oder 3 und X⊖ die angegebene Bedeutung hat, bzw.
Verbindungen der allgemeinen Formel V

in der R
13 eine unsubstituierte Alkylgruppe mit 8 bis 18 Kohlenstoffatomen, R
14 Wasserstoff, eine unsubstituierte Alkylgruppe mit bis zu
18 Kohlenstoffatomen oder den unsubstituierten Phenylrest, R
15 eine unsubstituierte niedere Alkylgruppe oder den Benzylrest und X
1⊖ das Anion der Chlor- oder Bromwasserstoffsäure oder der Methylschwefelsäure und
R' und R" unabhängig voneinander Wasserstoff, eine unsubstituierte Alkylgruppe mit
bis zu 12 Kohlenstoffatomen bedeuten oder zusammen mit den sie verbindenden Kohlenstoffatomen
einen gegebenenfalls substituierten Benzolring bilden.
[0027] Ferner sind geeignet Verbindungen der allgemeinen Formel VI

in der R
5 eine unsubstituierte Alkylgruppe mit 7 bis 17 Kohlenstoffatomen, Q S.NR
20 oder
0, R16, R17, R
18,
R19 und
R20 unabhängig voneinander je Wasserstoff, einen gegebenenfalls durch Hydroxyl- oder
niedere Alkoxygruppen substituierten niederen Alkylrest, eine Cycloalkyl- oder Aralkylgruppe,
X⊖ das Anion einer organischen oder anorganischen Säure und n 1 oder 2 bedeuten.
[0028] Besonders geeignet sind diejenigen Retarder der Formel VII

mit einem Kationgewicht von 228, einem Parachor von 665 und einem log P von 6,68 solche
der Formel VIII

mit einem Kationgewicht von 258, einem Parachor von 744 und einem log P von 5,65,
sowie solche der Formel IX

mit einem Kationgewicht von 248, einem Parachor von 693 und einen log P von 6,32,
wobei X das Anion einer organischen oder anorganischen Säure bedeutet.
[0029] Der Zusatz eines Retarders ruft'den Effekt hervor, dass die Färbegeschwindigkeit
der kationischen Farbstoffe herabgesetzt wird. Die Verwendung der erfindungsgemäss
verwendbaren Farbstoffmischung aus a) und b) und Retarder gestattet es, gegenüber
bisher üblichen Verfahren etwa 50 bis 100 % der Retardermenge einzusparen.
[0030] Die Mengen, in denen die erfindungsgemäss verwendbaren Farbstoffkombinationen und
gegebenenfalls Retarder in den Färbebädern eingesetzt werden, können je nach der gewünschten
Farbtiefe in weiten Grenzen schwanken; im allgemeinen haben sich Farbstoffmengen von
total 0,01 bis 5, vorzugsweise 0,01 bis 2, sowie Retarderzusätze von 0,01 bis 3, vorzugsweise
0,1 bis 1,0 Gewichtsprozent eines oder mehrerer der genannten Retarder, bezogen auf
das Gewicht des Polyacrylnitrilmaterials, als vorteilhaft erwiesen.
[0031] Ferner enthält die Färbeflotte Elektrolyte, wie Natriumsalze, beispielsweise Natriumchlorid,
Natriumsulfat und Natriumnitrat: Ammoniumsalze, wie Ammoniumchlorid und Ammoniumsulfat;
Kaliumsalze wie Kaliumchlorid und Kaliumsulfat und/oder Tetramethylammoniumsalze,
wie z.B. Tetramethylammoniumchlorid. Diese Elektrolyte werden in Mengen von 1 bis
10, vorzugsweise 5 bis 10 Gewichtsprozent, bezogen auf das zu färbende Material, eingesetzt.
[0032] Daneben können noch weitere in der Färberei übliche Zusätze, wie z.B. Ameisensäure,
Essigsäure, Schwefelsäure, sowie zur Stabilisierung eines bestimmten pH-Wertes erforderliche
Verbindungen, wie beispielsweise Natrium-, Kalium- oder Ammoniumacetat, -citrat oder
-phosphat, in der Färbeflotte vorhanden sein.
[0033] Das erfindungsgemässe Verfahren, welches den grossen Vorteil aufweist, dass es nicht
einem bestimmten Polyacrylnitril-Fasertyp angepasst werden muss, sondern auf alle
kationisch färbbaren Typen anwendbar ist, wird vorzugsweise nach der Ausziehmethode
durchgeführt. Auf Grund der sehr guten Migration der Farbstoffkombinationen ist, wie
hervorgehoben, eine gewisse Unegalität.beim Aufziehen der Farbstoffe durchaus zulässig,
bedingt z.B. durch eine stark verkürzte Aufheizphase. Die dabei auftretende Unegalität
darf jedoch nur so gross sein, dass sie bei der Färbetemperatur (95 bis 120° C) sowie
bei einer normalen Kochdauer (45 bis 60 Minuten) ausegalisiert werden kann.
[0034] Man geht erfindungsgemäss so vor, dass man das Polyacrylnitril-Färbegut bei einer
Temperatur von etwa 80° C in das mit den erforderlichen Zusätzen beschickte Färbebad
einbringt, dieses innerhalb von 15 bis 30 Minuten auf 100 bis 104° C erwärmt, während
ca. 30 bis 45 Minuten bei dieser Temperatur belässt und sodann abkühlt.
[0035] Wie erwähnt lässt sich das erfindungsgemässe Verfahren auf alle kationisch färbbaren
Faserarten von Polyacrylnitril und auch auf schnellziehende, normalziehende oder langsamziehende
Polyacrylnitrilfasern anwenden. Die Polyacrylnitrilfasern bestehen hauptsächlich aus
ca. 85 % Acrylanteil und ca. 15 % Copolymeranteil. Auch Mischgespinste enthaltend
Polyacrylnitril und z.B. Cellulose, Polyester oder Polyamid können erfindungsgemäss
gefärbt werden.
[0036] Die Aufmachungsform dieser Polyacrylnitril-Fasermaterialien kann sehr vielfältig
sein; beispielsweise kommen in Betracht: loses Material, Kammzug, Kabel, Garn als
Strang, Kreuzspulen, Kettbaum, Muffs, Wickelkörper, Web- und Maschenware, Teppiche
und vor allem jedoch Kreuzspul- und Stückfärbung für den Dekorations-Sektor.
[0037] Das Flottenverhältnis (Verhältnis von kg Ware zu ltr. Flotte) ist von den apparativen
Gegebenheiten, vom Substrat und der Aufmachungsform sowie von der Packungsdichte abhängig.
Es variiert in einem weiten Rahmen, liegt aber zumeist zwischen 1:5 bis 1:40.
[0038] Das erfindungsgemässe Verfahren erlaubt somit die Herstellung egaler und lichtechter
Mischtonfärbungen unter HT-Bedingungen (102 bis 105°C) bei Verwendung spezifischer
ausgewählter Farbstoffmischungen kationischer Farbstoffe. Es stellt ein einfaches
Färbeverfahren dar, das unabhängig vom zu färbenden Polyacrylnitrilfasertyp ist,'wobei
kürzere Aufheizzeiten möglich sind als bei Verwendung von nicht migrierenden kationischen
Farbstoffen und trotzdem völlig egale Ausfärbungen erhalten werden. Dabei benötigt
man keinen oder nur geringe Mengen eines kationischen Retarders, der im Zieh- und
Migrationsverhalten auf die erfindungsgemäss eingesetzten Farbstoffmischungen abgestimmt
ist. Es ermöglicht ein einfaches Reparieren trotz alledem unegal angefallener Färbungen
und erlaubt insbesondere das Nachnuancieren bei Kochtemperatur.
[0039] Die erhaltenen Ausfärbungen sind weiterhin ausgezeichnet durch gute Gesamtechtheiten,
wie insbesondere Nassechtheiten, wie Wasch-, Was- 'ser-, Schweiss-, Dekatur und Dämpfechtheit.
[0040] Die Querschnitte von mit den Farbstoffkombinationen nach dem erfindungsgemässen Verfahren
gefärbten Fasern zeigen eine gute Durchfärbung, ein Umstand, der für den egalen Ausfall
der Färbung spricht.
[0041] Die Erfindung betrifft weiterhin Farbstoffkombinationen bestehend aus mindestens
zwei Farbstoffmischungen, wobei jede Mischung
a) mindestens einen migrierenden kationischen Farbstoff, dessen Kationgewicht kleiner
als 310, dessen Parachor kleiner als 750 und dessen log P kleiner als 3,6 ist, und
b) mindestens einen nichtmigrierenden kationischen Farbstoff, bei dem mindestens ein
Parameter ausserhalb der unter a) angegebenen Definition liegt, enthält.
[0042] Sinngemäss gilt hier all dies was eingangs im Zusammenhang mit dem Färbeverfahren
gesagt wurde.
[0043] Diese Farbstoffkombinationen stellen u.a. auch eine feste oder flüssige Handelsform
dar; die über mehrere Monate bei Temperaturen von minus 20° C bis plus 50° C ohne
Bedenken gelagert werden können. Die Farbstoffkombination enthält ausser den Farbstoffmischungen.a)
und b) noch die in Handelsformen üblichen Zusätze wie Elektrolyte (z.B. Natriumsulfat)
sowie gegebenenfalls Stäubbindemittel, Wasser, organische Säuren wie z.B. Essigsäure
und gegebenenfalls weitere Lösungsmittel.
[0044] Diese Farbstoffkombinationen können durch kombinieren z.B. der Gelbmischung mit der
Rotmischung, der Gelbmischung mit der Blaumischung, der Rotmischung mit der Blaumischung
oder der Gelb-, Rot- und Blaumischung zu jedem beliebigen, gewünschten Mischton verarbeitet
werden.
[0045] Die Herstellung dieser Farbstoffkombinationen erfolgt auf bekannte Art und Weise
durch Mischen der jeweiligen Einzelkomponenten miteinander.
[0046] Die folgenden Beispiele veranschaulichen die Erfindung, ohne sie darauf zu beschränken.
Temperaturen sind in Grad Celsius angegeben und Prozente bedeuten Gewichtsprozente,
bezogen auf das Gewicht des Fasermaterials. Die angegebenen Farbstoffmengen beziehen
sich auf uncoupierte Ware, die Retardermengen auf handelsübliche, d.h. coupierte Ware.
[0047] Die Farbangaben sind dem "COLOUR INDEX HUE INDICATION CHART" of the "Society of Dyers
and Colourists, 32-34, Piccadilly Bradford, England", entnommen.
[0048] Beispiel 1: 25 kg Polyacrylnitrilgarn (Strangware) werden in einen Scholl-Rundfärbeapparat,
enthaltend eine wässrige Färbeflotte (ca. 875 ltr.) mit 0,3 % einer wässrigen Lösung
von Dodecyldimethylbenzylammoniumchlorid, 2 % Essigsäure (80 %), 1 % Natriumacetat
krist., 10 % Glaubersalz kalz. und einer Farbstoffkombination aus 0,72 % der Farbstoffmischung
I und 0,55 % der Farbstoffmischung II in einem Flottenverhältnis von ca. 1:35 bei
80° eingefahren und während 10 Minuten bei dieser Temperatur gehalten. Anschliessend
erhitzt man innerhalb von etwa 25 Minuten auf 102 bis 104° und färbt während 45 Minuten
bei dieser Temperatur. Sodann lässt man abkühlen, spült, zentrifugiert und trocknet.
Man erhält ein völlig egal in grüner Nuance gefärbtes Polyacrylnitrilgarn, mit besserer
Lichtechtheit als eines, welches in gleicher Nuance aber nur mit migrierenden Farbstoffen
gefärbt worden wäre.
[0049]

[0050] Verwendet man anstelle der 0.72 % der Farbstoffmischung I und der 0,55 % der Farbstoffmischung
II die in folgender Tabelle 1 angegebenen Prozentzahlen an Farbstoffmischungen, so
erhält man bei im übrigen gleichen Verfahrensmassnahmen die in derselben Tabelle angegebenen
Nuancen auf Polyacrylnitrilgarn (PAN):

[0051] Dieses so, gemäss Beispiel 1 gefärbte grüne Garn wird zusammen mit der gleichen Menge
eines ungefärbten gleichen Garnes während 60 Minuten bei ca. 104° C in einem frischen
Bad, enthaltend 2 % Essigsäure (80 %) und 10 % Glaubersalz kalz. behandelt, wobei
eine gute Ton-in-Ton-Migration zwischen dem gefärbten und ungefärbten Garn erzielt
wird. Dieses hohe Egalisiervermögen zusammen mit der guten Lichtechtheit wird nicht
erhalten bei Verwendung von alleinig nichtmigrierenden oder migrierenden kationischen
Farbstoffen.
[0052] Beispiel 4: 48 kg Dralon-Webgarn auf Kreuzspulen werden in einem Krantz-Kreuzspulapparat
enthaltend eine wässrige Färbeflotte (ca. 500 lt) mit 0,5 % einer wässrigen Lösung
von Dodecyldimethylbenzylammoniumchlorid, 2 % Essigsäure (80%ig), 1 % Natriumacetat
krist., 10 % Glaubersalz kalz. und eine Farbstoffkombination aus 0,35 % Farbstoffmischung
I gemäss Beispiel 1 und 0,13 % der Farbstoffmischung II gemäss Beispiel 1 und 0,1
% Farbstoffmischung III in einem Flottenverhältnis von ca. 1:10 bei 80° eingefahren
und während 5 Minuten bei einer Flottenzirkulation von innen nach aussen behandelt.
Anschliessend erhitzt man innerhalb von 25 Minuten auf 104° und färbt während 30 Minuten
bei dieser Temperatur. Sodann kühlt man ab, spült, zentrifugiert und trocknet. Man
erhält ein völlig egal gefärbtes braunes Dralongarn.

[0053] Verwendet man anstelle der angegebenen Mengen an Farbstoffmischungen I, II und III
die in folgender Tabelle 2 angegebenen Prozentzahlen an Farbstoffmischungen so erhält
man bei im übrigen gleichen Verfahrensmassnahmen die in derselben Tabelle angegebenen
Nuancen auf Dralongarn:

Beispiel zum Nuancieren
[0054] Wiederholt man das Beispiel 4 und gibt nur die halbe Menge der Farbstoffmischung
III zu so erhält man anstelle der Braun-Nuance einen oliven Farbton, der wie folgt
nuanciert werden kann:
[0055] Man setzt dem Färbebad bei 104° einen wässrigen Nuancierzusatz enthaltend 0,5 % einer
wässrigen Lösung von Dodecyldimethylbenzylammoniumchlorid und 0,05 % der Farbstoffmischung
III über das Zusatzgefäss innerhalb von l bis 2 Minuten zu und färbt während 30 Minuten
bei 104° .
[0056] Man erhält sodann ein nuanciertes, völlig egal braun gefärbtes Dralongarn.
[0057] Beispiel 7: 25 kg Polyacrylnitrilgarn (Strangware) werden in einen Scholl-Rundfärbeapparat,
enthaltend eine wässrige Färbeflotte (ca. 875 ltr.) mit 0,3 % einer wässrigen Lösung
von Dodecyldimethylbenzylammoniumchlorid, 2 % Essigsäure (80 %ig), 1 % Natriumacetat
krist., 10 % Glaubersalz kalz. und einer Farbstoffkombination aus 0,72 % der Farbstoffmischung
IV und 0,55 % der Farbstoffmischung II gemäss Beispiel 1 in einem Flottenverhältnis
von ca. 1:35 bei 80° eingefahren und während 10 Minuten bei dieser Temperatur gehalten.
Anschliessend erhitzt man innerhalb von etwa 25 Minuten auf 102 bis 104° und färbt
während 45 Minuten bei dieser Temperatur. Sodann lässt man abkühlen, spült, zentrifugiert
und trocknet. Man erhält ein völlig egal in brillantgrüner Nuance gefärbtes Polyacrylnitrilgarn
mit besserer Lichtechtheit als eines, welches in gleicher Nuance aber nur mit migrierenden
Farbstoffen gefärbt worden wäre.
[0058]

Beispiel 8: 600 g Polyacrylnitril garn werden, auf perforierten, konischen Stahlhülsen
aufgewickelt, in einen Henriksen-Zirkulationsfärbeapparat eingefahren. Der Färbeapparat
wurde zuvor mit einer wässrigen Färbeflotte (8 ltr.), mit 2% Essigsäure (80%), 1%
Natriumacetat krist., 10% Glaubersalz kalz. und einer Farbstoffkombination aus 1,1%
der Farbstoffmischung I, gemäss Beispiel 1, 0,4% der Farbstoffmischung II, ebenfalls
gemäss Beispiel 1 und 0,08% der Farbstoffmischung III, gemäss Beispiel 4, gefüllt.
Das Flottenverhältnis beträgt ca. 1:12. Die Flotte hat eine Anfangstemperatur von
80°C. Das Färbebad wird nach Einbringen des Färbeguts 5 Minuten bei dieser Temperatur
belassen.
[0059] Anschliessend erhitzt man innerhalb von 25 Minuten auf 104°C und färbt während 45
Minuten bei dieser Temperatur. Sodann kühlt man die Flotte bis auf 60°C ab; entnimmt
dem Färbeapparat das gefärbte Garn, das gespült, zentrifugiert und anschliessend getrocknet
wird.
[0060] Man erhält eine einwandfreie, egale Olive-Färbung mit einer Lichtechtheit im Xenontest
von Note 6 (Blaumassstab).
[0061] Färbt man Polyacrylnitrilgarn in der gleichen Nuance, verwendet jedoch nur die migrierenden
Farbstoffe der Formeln
[0063] Färbt man Polyacrylnitrilgarn wie im Beispiel 8 beschrieben mit den Farbstoffmischungen
I bis III, verwendet diese jedoch in den in der folgenden Tabelle 3 angegebenen Konzentrationen,
so erhält man eine beige bzw. blaugraue Ausfärbung, deren Lichtechtheit in der letzten
Spalte der Tabelle angegeben ist.

[0064] Färbt man auch hier Polyacrylnitrilgarn zum Vergleich mit den migrierenden Farbstoffen
der Formeln (1) bis (3) in der entsprechenden beige bzw. blaugrau Nuance, so erhält
man Ausfärbungen deren Lichtechtheit in der letzten Spalte der folgenden Tabelle 4
angegeben ist.

[0065] Beispiel 11: 106 kg Polyacrylnitrilgewebe werden auf einer Thies R-Jet Färbemaschine,
enthaltend eine wässrige Färbeflotte (ca. 2100 ltr.) mit 2% Essigsäure (80%), 10%
Glaubersalz kalz., 0,2% einer wässrigen Lösung von Dodecyldimethylbenzylammoniumchlorid
und 0,7% Farbstoffmischung V und 0,1% Farbstoffmischung VI in einem Flottenverhältnis
von ca. 1:20 bei 80°C eingefahren und während 5 Minuten bei dieser Temperatur gehalten.
Darauf wird die Temperatur mit einer Heizrate von 1°C/min, auf 105°C erhöht und 45
Minuten bei dieser Temperatur gefärbt. Alsdann wird die Flotte mit 2°C/min bis 60°C
abgekühlt, das gefärbte Gewebe der Färbemaschine entnommen, gespült, entwässert und
getrocknet. Man erhält ein völlig egales, gut durchgefärbtes hellolives Polyacrylnitrilgewebe
mit guter Lichtechtheit und einwandfreier Dämpfbeständigkeit.

1. Verfahren zum egalen Di- und Trichromiefärben von Polyacrylnitrilmaterialien oder
Mischgespinste enthaltend Polyacrylnitril, dadurch gekennzeichnet, dass man zum Färben
eine wässrige Färbeflotte verwendet, die mindestens zwei Farbstoffmischungen enthält,
wobei jede Farbstoffmischung aus mindestens
a) einem migrierenden kationischen Farbstoff, dessen Kationgewicht kleiner als 310,
dessen Parachor kleiner als 750 und dessen log P kleiner als 3,6 ist, und
b) einem nichtmigrierenden kationischen Farbstoff, bei dem mindestens ein Parameter
ausserhalb der unter a) angegebenen Definition liegt,
besteht, und die Komponenten a) und b) in einem solchen Mischungsverhältnis eingesetzt
werden, dass die migrierenden und nichtmigrierenden Farbstoffe während des Färbevorganges
auf der Faser Ton-in-Ton migrieren.
2. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass drei Farbstoffmischungen
verwendet werden, wobei jede Farbstoffmischung aus mindestens
a) einem migrierenden kationischen Farbstoff, dessen Kationgewicht kleiner als 310,
dessen Parachor kleiner als 750 und dessen log P kleiner als 3,6 ist, und
b) einem nichtmigrierenden kationischen Farbstoff, bei dem mindestens ein Parameter
ausserhalb der unter a) angegebenen Definition liegt,
besteht, und die Komponenten a) und b) in einem solchen Mischungsverhältnis eingesetzt
werden, dass die migrierenden und nichtmigrierenden Farbstoffe während des Färbevorganges
auf der Faser Ton-in-Ton migrieren.
8. Farbstoffkombination gemäss Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass von jeder
Farbstoffmischung bestehend aus a) und b) unter identischen Bedingungen jeweils der
gleiche Prozentsatz an totaler Farbstoffmenge Ton-in-Ton migriert.
9. Die gemäss dem Verfahren der Ansprüche 1 bis 6 gefärbten Polyacrylnitrilmaterialien
oder Mischgespinste enthaltend Polyacrylnitril.
3. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die wässrige Färbeflotte
einen Elektrolyt sowie gegebenenfalls in der Färberei übliche Zusätze und/oder einen
kationischen Retarder enthält.
4. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass von den verwendeten Farbstoffmischungen
bestehend aus a) und b) jeweils der gleiche Prozentsatz an totaler Farbstoffmenge
unter identischen Bedingungen migriert und die Migration jeweils Ton-in-Ton erfolgt.
5. Verfahren gemäss den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass im Ausziehverfahren
bei Temperaturen von 95° bis 120° C gefärbt wird.
6. Verfahren gemäss Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass im Ausziehverfahren bei
Temperaturen von 98° bis 110° C gefärbt wird.
7. Farbstoffkombination bestehend aus mindestens zwei Farbstoffmischungen, die jeweils
a) mindestens einen migrierenden kationischen Farbstoff, dessen Kationgewicht kleiner
als 310, dessen Parachor kleiner als 750 und dessen log P kleiner als 3,6 ist, und
b) mindestens einen nichtmigrierenden kationischen Farbstoff, bei dem mindestens ein
Parameter ausserhalb der unter a) angegebenen Definition liegt,
'enthalten, und die Komponenten a) und b) in einem solchen Mischungsverhältnis eingesetzt
werden, dass die migrierenden und nichtmigrierenden Farbstoffe während des Färbevorganges
auf der Faser Ton-in-Ton migrieren.