[0001] Die Erfindung betrifft ein bewehrtes Elastomer-Lager,das für Bauwerke, insbesondere
Brücken bestimmt ist und aus mindestens einer beidseitig mit je einer Stahlplatte
durch Vulkanisation verbundenen Elastomer-Schicht besteht. Bei solchen bewehrten Elastomer-Lagern,
die meist aus mehreren zwischen Stahlplatten liegenden Elastomer-Schichten bestehen
und nur in Ausnahmefällen sich mit einer beidseitig mit Stahlplatten belegten Elastomer-Schicht
begnügen können, werden die Elastomer-Schichten und Stahlplatten durch Spezialvulkanisation
schub- und abrißfest miteinander verbunden.
[0002] Bei bisher bekannten derartigen Elastomer-Lagern (DE-GM 1 755 437) besitzen diese
allseits senkrechte Begrenzungsflächen,in denen die frei umlaufenden Stirnflächen
der Elastomer-Schicht und der umlaufende Rand des. Lagers in Flucht liegen. Bei Belastung
eines solchen Lagers versucht zunächst das Elastomer seitlich zwischen den Stahlplatten
herauszuquellen, wird aber über den Schubverbund zwischen Elastomer und den Stahlplatten
daran gehindert, so daß die umlaufenden Stirnflächen der Elastomer-Schicht sich konvex
wölben, wobei im Randbereich hohe Schubspannungen in der Verbundfuge Elastomer-Stahl
entstehen. Hierbei entsteht im Elastomer ein Spannungszustand ähnlich wie bei einer
eingeschlossenen Flüssigkeit. Die seitlichen freien Stirnflächen der Elastomer-Schicht,
die im unbelasteten Zustand des Lagers senkrecht verlaufen, wölben sich also bei Belastung
des Lagers nach außen, und die Schubspannung zwischen Elastomer und Stahlplatte erreicht
ihren größten Wert am Rande des Lagers. Die Tragfähigkeit eines solchen Elastomer-Lagers
ist im wesentlichen bestimmt durch die starke Auswölbung der Stirnflächen der Elastomer-Schicht
und die hohen Schubspannungen im Randbereich zwischen Elastomer und Stahlplatte. Dieser
Randbereich ist bei Belastung des Lagers der am stärksten beanspruchte und damit gefährdeste
Bereich des Lagers, besonders der Rand an den Stahlplatten. Ein Bruch bei überbelastung
des Lagers wird von seinem Rand her eingeleitet. Zu der Schubbeanspruchung des Randes
entstehen zusätzlich Abrißkräfte, die sich an der Stahlplattenkante konzentrieren,
an der dann meist bei höherer Belastung des Lagers das Elastomer von der Stahlplatte
abreißt. Zuvor quillt bei höherer Belastung des Lagers das Elastomer zusätzlich über
die Stahlkante nach oben bzw. nach unten, so daß die Stahlkante in das Elastomer einschneidet
und den Abriß beschleunigt. Derartige Punkte sind aus der Elastizitätstheorie als
Singularitätspunkte bekannt; sie bedeuten einen unkontrollierbaren, auf engem Raum
konzentrierten Anstieg der Spannungen und Verformungen und sind Ursache eines frühzeitigen
Materialbruches. Ähnlich ist das Verhalten des Lagers bei der Aufnahme von Verdrehungen.
Bei Beanspruchung durch die Verschiebungen der Brücke stellt sich das Lager schräg,
wobei die Stahlplatten keinen Widerstand leisten.
[0003] Die Steifigkeit und damit die Federkennlinie eines bewehrten Elastomer-Lagers hängt
nicht nur von dem Elastizitätsmodul des Elastomers ab, sondern vorwiegend von den
geometrischen Daten des Lagers. Eine im Verhältnis der Grundrißfläche dicke Elastomer-Schicht
bewirkt eine weiche Lagerung, eine dünnere Schicht eine steife Lagerung. Entsprechend
wachsen die Schubspannungen und damit die Gefahr des Abrisses am Lagerrand bei zunehmender
Dicke der Elastomer-Schichten. Hierdurch sind einer gewünschten Gestaltung des Lagers
für eine weiche Lagerung enge Grenzen gesetzt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein bewehrtes Elastomer-Lager der eingangs
genannten Art so auszugestalten, daß die Gefahr des Abrisses des Elastomers vom Stahlplattenrand
vermieden und so die Sicherheit eines solchen Lagers und dessen Belastbarkeit wesentlich
gesteigert wird.
[0005] Diese Aufgabe ist bei einem bewehrten Elastomer-Lager der eingangs definierten Art
erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die frei umlaufenden Stirnflächen der Elastomer-Schicht
konkav ausgebildet sind und deren beidseitigen Stahlplatten über den an sie angrenzenden
Rand der Elastomer-Schicht hinausragen.
[0006] Durch die konkave Ausbildung der umlaufenden Stirnflächen der Elastomer-Schicht wird
deren Auswölben bei Belastung des Lagers in zumindest geringen Grenzen gehalten.,
da jedenfalls ein Teil der Auswölbung durch die vorgegebene konkave Form aufgefangen
wird. Durch die Auskragung der Stahlplatten über den an sie angrenzenden Rand der
Elastomer-Schicht kommt die Stahlplattenkante mit dem Elastomer nicht in Berührung.
Der Singularitätspunkt mit der gefährlichen Konzentration von Spannungen und Verformungen
wird vermieden. Auch bei hoher Belastung eines solchen Lagers ist die Auswölbung der
Elastomer-Schicht gegenüber der bisherigen Lagerausführung relativ gering, und ein
Abriß des Elastomers von dem Stahlplattenrand tritt nicht auf. Ein solches Lager hat
damit eine größere Bruchsicherheit und damit auch höhere Belastbarkeit.
[0007] Es ist zwar bereits ein bewehrtes Elastomer-Lager bekannt (DE-GM 1 861 230), dessen
Stahlplatten über den Rand der Elastomer-Schicht hinausragen. Bei diesem Lager ist
es jedoch nicht erforderlich, Stahlplatten und Elastomer-Schicht miteinander zu vulkanisieren;
vielmehr ist die Oberfläche der Bewehrungsplatten aufgerauht, um die bei Vertikalbelastung
der elastischen Schicht auftretenden Horizontalsprengkräfte einwandfrei an die Horizontalbewehrungsbleche
einzuleiten. Hierbei soll der überragende Randbereich der Stahlplatten lediglich eine
Trennung der Elastomer-Schicht auch bei Belastung des Lagers garantieren. Die frei
umlaufenden Stirnflächen der Elastomer-Schicht sind dabei eben ausgebildet.
[0008] Andererseits ist es bei Gummilagern anderer Art ebenfalls bekannt (DE-OS 2 200 315),
bei denen Kehlungen des Gummilagerkörpers zwischen dessen ringförmigen Bewehrungen
die Spannungsverhältnisse in den Randzonen beim Belasten des Lagers verbessern sollen.
Das Problem des Abreißens der Elastomer-Schicht in dessen Randzone besteht dabei jedoch
nicht, weil dort die als Bandage wirkenden Stahlringe von ihrer nach innen gerichteten
Stirnfläche über Druckkräfte auf die Elastomer-Schicht einwirken, während bei dem
Elastomer-Lager gemäß der Erfindung infolge des Schichtaufbaus von Elastomer-Körper
und Stahlplatte diese durch Schubspannungen aufeinander einwirken, was erst das Problem
des Abreißens des Elastomers von der Stahlplatte auftreten läßt.
[0009] Schließlich ist auch schon ein bewehrtes Elastomer-Lager anderer Bauweise bekannt,
bei dem die beidseitigen Gummischichten nicht mit bewehrenden Metallplatten außen
belegt sind, sondern unmittelbar am Bauwerk anliegen (DE-OS 2 324 195). Zwar sind
auch dort die umlaufenden Stirnflächen der Gummiplatten konkav ausgebildet, um Randspannungen
herabzumindern. Mit dieser Maßnahme allein ist jedoch die hier gestellte Aufgabe nicht
zu lösen. Hierbei ist nämlich zu berücksichtigen, daß der Randbereich der Elastomer-Schicht
kritisch ist durch Abriß der Elastomer-Schicht von der sie bewehrenden Stahlplatte.
Dieses Abreißen ist nun aber bedingt einerseits durch hohe Schubspannungen zwischen
Stahlplatte und Elastomer-Schicht infolge der durch .Belastung eintretenden Auswölbung
der mit der Stahlplatte vulkanisierten Elastomer-Schicht und andererseits durch Einschneiden
der Kante der Stahlplatte in die sich auswölbende Elastomer-Schicht. Um diesen beiden
zwar voneinander unabhängigen, aber in ihrer Auswirkung gleichwirkenden Gefahren zu
begegnen, ist es notwendig, daß erfindungsgemäß das durch Auswölbung eintretende Abreißen
der Elastomer-Schicht durch konkave Ausbildung deren umlaufenden Stirnflächen und
das Einschneiden der Elastomer-Schicht durch Hinausragen der Bewehrungsstahlplatten
vermieden wird. Erst beide Maßnahmen lassen das Abreißen der Elastomer-Schicht von
den Stahlplatten des beanspruchten Lagers sicher vermeiden und damit dessen Belastbarkeit
ganz erheblich steigern.
[0010] Durch die hier vorgeschlagene Formgebung eines solchen Elastomer-Lagers ist auch
dessen Ausführung'mit relativ dicken Elastomer-Schichten und somit Lager für eine
weichere Lagerung möglich. Da nämlich die Auswölbung der Stirnflächen der Elastomer-Schicht
unmittelbar mit deren Dicke zusammenhängt, kann man mit dieser Lagerform dickere Elastomer-Schichten
verwenden.
[0011] Die Schichtdicke des Elastomers beeinflußt wiederum die Steifigkeit des Lagers bei
senkrechter Belastung. Dicke Elastomer-Schichten ergeben ein "weiches Lager". Damit
eignet sich diese Lagerform sehr gut für federnde, stoßunempfindliche Lagerungen.
[0012] Die Lager der erfindungsgemäßen Art können verschiedenen Querschnitts, beispielsweise
rechteckig oder rund ausgeführt sein. Die konkave Stirnfläche der Elastomer-Schicht
des Lagers kann mit stetiger Krümmung, z.B. kreisrund oder parabelförmig oder aber
auch als Polygonzug (z.B. als Trapez) ausgeführt werden.
[0013] In den Zeichnungen sind bewehrte Elastomer-Lager sowohl der bekannten als auch der
erfindungsgemäßen Art in einer jeweils beispielsweise gewählten Ausführungsform schematisch
veranschaulicht. Es zeigen:
Fig. 1a ein solches Lager bisher bekannter Bauweise in unbelastetem Zustand;
Fig. 1b das gleiche Lager bekannter Art in belastetem Zustand;
Fig. 2a ein-Lager gemäß der Erfindung in unbelastetem Zustand;
Fig. 2b das Lager gemäß Fig. 2a in belastetem Zustand und
Fig. 3 ein Lager gemäß der Erfindung im Schnitt in einer weiteren Ausführungsform.
[0014] Bei dem in Fig. 1 schaubildlich wiedergegebenen Lager bekannter Bauweise sind die
frei umlaufenden Stirnflächen 1 der beiden Elastomer-Schichten 2 flach ausgebildet,
stehen also senkrecht, solange das Lager unbelastet ist, und die mit den Elastomer-Schichten
durch Vulkanisation verbundenen Stahlplatten 3 haben den gleichen waagerechten Querschnitt
wie die Elastomer-Schichten 2, so daß die umlaufenden Stahlplattenränder 4 mit den
zugehörigen Stirnflächen 1 der Elastomer-Schichten 2 bei Nichtbelastung des Lagers
in Flucht liegen.
[0015] Wird dieses Lager nun gemäß Fig. 1b belastet, erfahren die frei umlaufenden Stirnflächen
1 der Elastomer-Schichten 2 eine starke Auswölbung, wobei an der umlaufenden Verbindungslinie
zwischen Elastomer-Schicht 2 und angrenzender Stahlplatte 3 eine hohe Gefahr des Abrisses
des Elastomers vom Stahl besteht, die noch gesteigert wird, wenn das sich auswölbende
Material der Elastomer-Schicht 2 über die Ränder der angrenzenden Stahlplatten 3 überquillt.
[0016] Bei dem unbelasteten Lager gemäß der Erfindung entsprechend Fig. 2a sind die frei
umlaufenden Stirnflächen 1 der Elastomer-Schichten 2 konkav ausgebildet, und deren
beidseitigen Stahlplatten 3 ragen über den an sie angrenzenden Rand 4 der Elastomer-Schicht
2'hinaus.
[0017] Wird ein solches erfindungsgemäßes Lager - entsprechend der Darstellung der Fig.
2b - belastet, so erfahren die umlaufenden Stirnflächen 1 der Elastomer-Schichten
2 allenfalls eine geringe Auswölbung, und der Rand 4 zwischen Elastomer und Stahlplatten
bleibt ohne Abrißgefahr.
[0018] In Fig. 3 ist in einem senkrechten Schnitt ein einschichtiges rundes Lager gemäß
der Erfindung in unbelastetem Zustand wiedergegeben.