(19)
(11) EP 0 062 865 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.10.1982  Patentblatt  1982/42

(21) Anmeldenummer: 82102855.2

(22) Anmeldetag:  03.04.1982
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3D06P 3/14, D06P 3/852, D06P 3/66
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 14.04.1981 DE 3115069

(71) Anmelder: BAYER AG
51368 Leverkusen (DE)

(72) Erfinder:
  • Hildebrand, Dietrich, Dr.
    D-5068 Odenthal (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Färbeverfahren


    (57) Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren zum einbadigen, einstufigen Färben von aus Wolle und/oder Cellulosefasern bestehenden oder Wolle und/oder Cellulosefasern enthaltenden Textilmaterialien mit hochreaktiven Reaktivfarbstoffen nach einem Ausziehprozeß bei welchem das Textilmaterial in Gegenwart von einem oder mehreren Reaktivfarbstoffen und einem oder mehreren Neutralsalzen bei langsam von alkalischen in den sauren Bereich fallenden pH-Wert und gleichzeitig langsam ansteigender Temperatur behandelt wird.


    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren zum einbadigen, einstufigen Färben von aus Wolle und/ oder Cellulosefasern bestehenden oder Wolle und/oder Cellulosefsern enthaltenden Textilmaterialien mit hochreaktiven Reaktivfarbstoffen nach einem Ausziehprozeß, bei welchem das Textilmaterial in Gegenwart von einem oder mehreren Reaktivfarbstoffen und einem oder mehreren Neutralsalzen bei langsam von alkalischen in den sauren Bereich fallenden pH-Wert und gleichzeitig langsam ansteigender Temperatur behandelt wird.

    [0002] Bisherige Färbemethoden zum Färben von aus Wolle und/ oder Cellulosefasern bestehenden bzw. Wolle und/oder Cellulosefasern enthaltenden Textilmaterialien mit Reaktivfarbstoffen verliefen im wesentlichen nach zwei Prinzipien. Entweder wurde zuerst im sauren pH-Bereich gefärbt und anschließend durch Zugabe von Alkalien neutralisiert bzw. auf den schwach alkalischen Bereich umgestellt oder es wurde zuerst im alkalischen Bereich gefärbt und anschließend durch Zugabe von Säuren oder Spülen und Verdünnen mit Frischwasser von alkalisch auf schwach sauer oder neutral umgestellt. Beide Methoden sind energie- und zeitraubend bzw. benötigen große Mengen an Frischwasser sowie manuelle Betreuung des Färbeprozesses durch den Färber.

    [0003] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens gelingt es erstmalig, nach einem Einstufen-Verfahren Textilmaterialien, welche aus Wolle und/oder Cellulosefasern bestehen bzw. Wolle und/oder Cellulosefasern enthalten, beispielsweise Mischungen mit Polyamiden vom Typ des Poly- 1-caprolactams oder des Poly-hexamethylenadipamids mit einem Reaktivfarbstoff unter gleichen pH- und Temperaturbedingungen zu färben, was ein verbessertes Warenbild, verbesserte Ausspülbarkeit des Farbstoffhydrolysates, verbesserte Echtheiten und ein wesentlich vereinfachtes Nachsetzen von Nuancierfarbstoff bei Farbstoffkorrekturen mit sich bringt. Weiterhin sind die Ausbeuten bei dem erfindungsgemäßen Färbeverfahren außerordentlich hoch.

    [0004] Die beim erfindungsgemäßen Verfahren einsetzbaren Reaktivfarbstoffe weisen eine Hydrolysenkonstante von mindestens 0,8.10 -2 min-1 bei pH 11 und 40°C auf. (Zur Bestimmung der Hydrolysenkonstante, siehe D. Hildebrand in: The Chemistry of Synth. Dyes, Vol. VI, 1972, 346 ff, Academic Press, Inc. New York and London).

    [0005] Als Reaktivfarbstoffe kommen vor allem sulfogruppenhaltige, wasserlösliche, organische Farbstoffe aus der Reihe der Anthrachinon-, Azo-, Azometallkomplex-, Formazan-, Oxazin- und Phthalocyaninfarbstoffe in Betracht.

    [0006] Die Reaktivfarbstoffe enthalten als Reaktivgruppe vorzugsweise mindestens einen 2,3-Dichlorchinoxalinyl-, Dichlortriazinyl-, Monofluortriazinyl-, Monofluorpyrimidinyl- oder Difluorpyrimidinylrest.

    [0007] Beispielhaft seien die in den Anwendungsbeispielen bezeichneten Reaktivfarbstoffe aufgeführt.

    [0008] Als Alkalien kommen für das erfindungsgemäße Verfahren zur Einstellung des Ausgangs-pH-Werts solche in Betracht, die allein oder in Mischung einen pH-Wert von 10 bis 11 ergeben. Beispielsweise genannt seien Natronlauge, Trinatriumphosphat, Soda, Dinatriumphosphat, Natriumbicarbonat, Calciumhydroxid. Insbesondere wird soviel Alkali zugefügt, daß die Färbeflotte einen pH.von 9 bis 11 annimmt.. Dies ist der Ausgangs-pH-Wert des erfindungsgemäßen Verfahrens. Vorzugsweise wird zur Einstellung des Ausgangs-pH-Werts ein alkalisches Puffergemisch eingesetzt (insbesondere Phosphatpuffer).

    [0009] Die Färbeflotte enthält ferner 20 bis 150 g/l, vorzugsweise 50 bis 100 g/1 eines Neutralsalzes wie Natriumsulfat oder Kochsalz sowie 0,5 bis 2 g/l, vorzugsweise 1 bis 1,5 g/1 eines Egalisiermittels. Gegebenenfalls können noch weitere Färbereihilfsmittel wie Netzmittel (z.B. Alkylphosphate), Entschäumer (z.B. Mineral-oder Siliconemulsionen) oder Laufmittel (z.B. ethoxylierte Fettsäureamide) enthalten sein.

    [0010] Als geeignete Egalisiermittel seien beispielhaft genannt wie sie in der DE-AS 1 619 530 beschrieben worden sind.

    [0011] Geeignet sind ferner Egalisiermittel wie sie in der DE-AS 1 258 817 genannt werden.

    [0012] Die beim erfindungsgemäßen Verfahren bevorzugt einsetzbaren Egalisierungsmittel gehören der Klasse der ethoxylierten Amine oder Aminoxide an.

    [0013] Beim erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt die Veränderung des pH-Wertes der Färbeflotte durch Zusatz eines in der alkalischen Färbeflotte Säure abspaltenden Mittels oder durch langsame Zudosierung von Säure.

    [0014] Die Zudosierung der Säure kann in Form der freien Säure .(z.B. Essigsäure) oder eines sauren Salzes erfolgen.

    [0015] Als Säure abspaltende Mittel kommen in Betracht: Wasserlösliche Derivate organischer oder anorganischer Säuren, die beim Erhitzen in alkalischem Medium Säuren freisetzen und damit den pH-Wert der zu Beginn des Fixierprozesses alkalisch reagierenden Färbebades in den schwach sauren Bereich bis zu einem pH-Wert von 6-5 überführen. Dieser pH-Wert von 6-5 ist der End-pH-Wert des erfindungsgemäßen Verfahrens.

    [0016] Als Säurespender seien beispielsweise genannt:

    Natriumchloracetat

    Natriumdichloracetat

    Na-Salz der 3-Chlorpropionsäure

    Monochloracetamid, Butyrolacton

    Halbester der Schwefelsäure wie Laurylsulfat, Hexadecylsulfat oder Octadecylsulfat sowie vorzugsweise 2-Ethylhexylsulfat, Butylsulfat, sowie die Schwefelsäureester von oxyethylierten und oxypropylierten Alkoholen wie z.B. Butylglykolsulfat, Butyldiglykolsulfat, ferner C1-C4-Alkylester der Phosphorsäure oder phosphorigen Säure, C1-C4-Alkylester von Phosphon- und Phosphinsäuren, wie z.B. Trimethylphosphat, Triethylphosphat, Tris-(hydroxyethyl)-phosphat, Dimethylphosphat, Diethylphosphat, Dipropylphosphit, Di-isopropyl-phosphit, Diethylphosphit, Dipropylphosphit, Di-isopropylphosphit, Dibutylphosphit, Methanphosphonsäuredimethylester, Ethylphosphonsäurediethylester, Phosphonopropionsäuretrimethylester, Cyanethanphosphonsäuredimethylester-, Cyanmethanphosphonsäuredimethylester, Hydroxyethan- und Hydroxymethanphosphonsäuredimethylester, 2-Chlor-ethanphosphonsäuredimethylester, 2-Chlorethanphosphonsäurediethylester und Phosphonooberbernsteinsäure-tetramethylester.



    [0017] Wird das Verfahren in der Weise durchgeführt, daß die zur Umstellung des pH-Wertes erforderliche Säure zudosiert wird, dann eignet sich die Zugabe von sauren Salzen (bevorzugt Mononatriumphosphat oder Natriumbisulfat).

    [0018] Das erfindungsgemäße Verfahren wird im allgemeinen wie folgt durchgeführt:

    [0019] Das Textilmaterial wird mit einer Flotte behandelt, welche folgende Bestandteile enthält:



    [0020] Wird die Säure durch Zudosierung allmählich dem Bad zugeführt, dann verwendet man etwa 10 %ige Lösungen der sauren Salze.

    [0021] Das Färbebad wird bevorzugt bei 40-60°C angesetzt und nach etwa 30-60 Minuten Temperaturkonstanz innerhalb von 40-50 Minuten auf Kochtemperatur gebracht und 1/2 bis 1 Stunde bei dieser Temperatur (ca. 100°C) geführt. Anschließend wird die Flotte abgelassen, das gefärbte Gewebe wird mit Wasser gespült und mit einer wäßrigen Ammoniaklösung geseift. Im allgemeinen wird mit 2 g/1 einer 25 %igen wäßrigen Ammoniaklösung auf frischen Bade 150-20 Minuten bei 80°C geseift.

    [0022] Bei den in den folgenden Beispielen angegebenen Teilen handelt es sich in allen Fällen um Gewichtsteile.

    Beispiel 1



    [0023] 100 Teile eines Wolle/Baumwollmischgarns bestehend aus 60 Teile wolle und 40 Teilen Baumwolle werden in Form einer Kreuzspule auf einem Garnfärbeapparat mit einer 45°C warmen Flotte behandelt, welche aus

    2,0 Teilen des Farbstoffs I

    1,5 Teilen der Verbindung der Formel IX

    1,5 Teilen Natriumsalz der Monochloressigsäure

    2,0 Teilen Mononatriumphosphat

    3,0 Teilen Trinatriumphosphat

    100,0 Teilen Natriumsulfat und

    890,0 Teilen Wasser


    besteht.

    [0024] Nach 60 Minuten wird mit 1°/Minute auf Kochtemperatur erwärmt und weitere 60 Minuten bei dieser Temperatur behandelt. Anschließend wird die Flotte abgelassen und mit 2 Teilen einer 25 %igen kommerziellen Ammoniaklösung in 1000 Flotte 20 Minuten bei 80° nachbehandelt.

    [0025] Man erhält eine tiefe Scharlachfärbung mit guten Echtheitseigenschaften und tongleicher Anfärbung beider Faserkomponenten.

    [0026] Verwendet man anstelle des Farbstoffs I gleiche Teile des Farbstoffs II, so erhält man eine tiefe gleichmäßige Gelbfärbung.

    Beispiel 2



    [0027] Setzt man anstelle des in Beispiel 1 angegebenen Wolle/ Baumwollmischgarns ein nur aus Baumwolle bestehendes Garn ein, wählt aber sonst die gleichen Verfahrensmaßnahmen, so erhält man den gleichen Farbton (tiefe Scharlachfärbung).

    Beispiel 3



    [0028] 100 Teile eines Wolle/Baumwollmischgarns, bestehend aus 80 Teilen Baumwolle und 20 Teilen Wolle, werden in Form einer Kreuzspule auf einem Garnfärbeapparat mit einer 45°C warmen Flotte behandelt, welche aus

    0,96 Teilen des Farbstoffs III

    0,05 Teilen des Farbstoffs IV

    0,032 Teilen des Farbstoffs V

    60,0 Teilen Natriumsulfat

    1,5 Teilen der Verbindung der Formel X

    3,4 Teilen Trinatriumphosphat

    1,5 Teilen Mononatriumphosphat und

    932,6 Teilen Wasser


    besteht.

    [0029] Man behandelt 1 Stunde bei 45°C und läßt dann langsam über 1 Stunde bei gleichzeitigem Aufheizen auf Kochtemperatur eine Lösung von 3,5 Teilen Mononatriumphosphat in 31,5 Teilen Wasser zulaufen. Nach dem Erreichen der Kochtemperatur wird eine weitere Stunde bei dieser Temperatur behandelt. Dann wird die Flotte abgelassen und mit frischem Wasser kalt und heiß gespült.

    [0030] Nach Ablassen der Spülflotte wird mit einer Flotte, welche auf 1000 Teile 2 Teile 25 %iges Ammoniak enthält, 20 Minuten kochend geseift.

    [0031] Man erhält eine egale Braunfärbung mit guten Echtheitseigenschaften.

    Beispiel 4



    [0032] 100 Teile eines Wolle/Baumwoll-Mischgarns, bestehend aus 50 Teilen Wolle und 50 Teilen Baumwolle werden auf einem Baumfärbeapparat bei 40° mit einer Flotte behandelt, welche aus

    1,1 Teilen des Farbstoffs III

    4,9 Teilen des Farbstoffs VI

    1,0 Teilen des Farbstoffs VII

    100,0 Teilen Natriumsulfat

    4,0 Teilen Soda

    3,0 Teilen Natriumsalz der Monochloressigsäure

    1,0 Teile Natriumhexaphosphat

    2,0 Teilen der Verbindung der Formel XI und

    883,0 Teilen Wasser


    besteht.

    [0033] Im übrigen wird verfahren wie in Beispiel 1 beschrieben.

    [0034] Man erhält eine tiefe Schwarzfärbung. Verwendet man anstelle der Mischung der Farbstoffe III, VI und VII 5 Teile des Farbstoffs III, so erhält man eine gleichmäßige Marineblaufärbung.
























    Ansprüche

    1. Verfahren zum einbadigen, einstufigen Färben von aus Wolle und/oder Cellulosefasern bestehenden oder Wolle und/oder Cellulosefasern enthaltenden Textilmaterialien nach dem Ausziehprinzip, dadurch gekennzeichnet, daß man das Textilmaterial in Gegenwart eines oder mehrerer Reaktivfarbstoffe mit jeweils einer Hydrolysenkonstante von mindestens 0,8.10-2 min (Hydrolysenkonstante bei pH 11 und 40°C) und in Gegenwart von einem oder mehreren Neutralsalzen bei langsam vom alkalischen in den sauren Bereich fallenden pH-Wert und gleichzeitig langsam ansteigender Temperatur behandelt.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man in Gegenwart von 20 bis 150 g Neutralsalz pro Liter Färbeflotte färbt.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß es sich beim Neutralsalz um Natriumsulfat oder Natriumchlorid handelt.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man den pH-Wert des Färbebades langsam von pH 11 auf einen pH von 5 bis 6 erniedrigt.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die zur pH-Werterniedrigung in Gegenwart eines Säurespenders arbeitet.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man die zur pH-Werterniedrigung notwendige Säuremenge allmählich in die auf pH 9-11 vorgepufferte Färbeflotte eindosiert.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man mit der pH-Änderung eine definierte Temperaturerhöhung ausgehend von ca. 40 bis 60°C bis zur Kochtemperatur des Färbebades vornimmt.
     
    8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man zur pH-Werterniedrigung in Gegenwart eines sauren Salzes arbeitet.
     
    9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Färbeflotte

    0,1 bis 8 g Reaktivfarbstoff

    0,5 bis 2 g Egalisierungsmittel

    0 bis 2 g weitere Färbereihilfsmittel

    20 bis 150 g Neutralsalz

    1 bis 8 g alkalischen Puffer

    1 bis 8 g Säurespender


    pro Liter Färbeflotte enthält.
     
    10. Verfahren nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man polyamidhaltige Fasermischungen färbt.
     





    Recherchenbericht